Vor Beginn des Upgrades muss das System ordnungsgemäß vorbereitet werden. Zur Vorbereitung gehören unter anderem das Sichern der Daten und das Lesen der Versionshinweise. Im folgenden Kapitel werden Sie durch diese Schritte geführt.
Ein Upgraden des Systems wird nur von der jeweils letzten Patch-Stufe aus unterstützt. Prüfen Sie, ob die neuesten Systemaktualisierungen installiert sind. Führen Sie hierzu entweder zypper patch
aus oder starten Sie das YaST-Modul .
Eine Liste aller Änderungen, neuen Funktionen und bekannten Probleme finden Sie in den Versionshinweisen. Die Versionshinweise finden Sie auch auf den Installationsmedien im Verzeichnis docu
.
Die Versionshinweise enthalten in der Regel nur die Änderungen zwischen zwei aufeinander folgenden Versionen. Falls Sie mindestens ein Service Pack überspringen, beachten Sie auch die Versionshinweise der übersprungenen Service Packs.
Informieren Sie sich in den Versionshinweisen über Folgendes:
Sind bei der Hardware besondere Überlegungen zu beachten?
Wurden erhebliche Änderungen an den verwendeten Software-Paketen vorgenommen?
Gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen für die vorliegende Installation?
Sichern Sie vor dem Upgrade Ihre Daten, indem Sie die vorhandenen Konfigurationsdateien auf ein separates Medium (z. B. Bandgerät, externe Festplatte usw.) kopieren. Dies gilt hauptsächlich für die in /etc
gespeicherten Dateien sowie für bestimmte Verzeichnisse und Dateien in /var
und /opt
. Zudem empfiehlt es sich, die Benutzerdaten in /home
(den HOME
-Verzeichnissen) auf ein Sicherungsmedium zu schreiben.
Melden Sie sich zur Sicherung dieser Daten als root
an. Nur der Benutzer root
verfügt über die Berechtigungen für alle lokalen Dateien.
Wenn Sie in YaST den Installationsmodus /etc/sysconfig
einschließen. Dies ist allerdings keine vollständige Sicherung, da alle anderen wichtigen, oben genannten Verzeichnisse außer Acht gelassen werden. Die Sicherungskopie befindet sich im Verzeichnis/var/adm/backup
.
Sie können eine Liste der installierten Pakete speichern, beispielsweise bei einer Neuinstallation einer neuen SLE-Hauptversion oder beim Zurücksetzen des Systems auf die bisherige Version.
Denken Sie daran, dass nicht alle installierten Pakete oder verwendeten Repositorys in neueren Versionen von SUSE Linux Enterprise vorliegen. Einige Elemente wurden unter Umständen umbenannt, andere ersetzt. Außerdem könnten bestimmte Pakete weiterhin zu Legacy-Zwecken verfügbar sein, während standardmäßig ein anderes Paket herangezogen wird. Aus diesem Grund müssen die Dateien ggf. manuell bearbeitet werden. Dies können Sie mit einem beliebigen Texteditor durchführen.
Erstellen Sie die Datei repositories.bak-repo
mit einer Liste aller verwendeten Repositorys.
root #
zypper
lr -e repositories.bak
Erstellen Sie außerdem die Datei installed-software.bak
mit einer Liste aller installierten Pakete:
root #
rpm
-qa --queryformat '%{NAME}\n' > installed-software.bak
Erstellen Sie Sicherungskopien beider Dateien. Die Repositorys und die installierten Pakete können mit den folgenden Befehlen wiederhergestellt werden:
root #
zypper
ar repositories.bak.reporoot #
zypper
install $(cat installed-software.bak)
Ein System, das auf eine neue Hauptversion upgegradet wurde (SLE X+1), enthält eventuell mehr Pakete als das ursprüngliche System (SLE X). Die Anzahl der Pakete ist außerdem höher als bei einer Neuinstallation von SLE X+1 mit derselben Schemaauswahl. Hierfür sind folgende Gründe zu nennen:
Die Pakete wurden aufgeteilt, sodass Sie die gewünschte Paketauswahl noch genauer festlegen können. Zum Beispiel wurden 37 texlive -Pakete aus SLE 11 auf 3000 Pakete in SLE 15 aufgeteilt.
Wenn ein Paket aufgeteilt wurde, werden bei einem Upgrade alle neuen Pakete installiert, damit in jedem Fall derselbe Funktionsumfang wie in der früheren Version zur Verfügung steht. Bei einer Neuinstallation von SLE X+1 werden jedoch unter Umständen nicht mehr alle Pakete standardmäßig installiert.
Ältere Pakete aus SLE X werden ggf. aus Kompatibilitätsgründen beibehalten.
Die Paketabhängigkeiten und der Schemaumfang haben sich unter Umständen geändert.
Wenn Ihr Rechner als VM-Hostserver für KVM oder Xen fungiert, müssen Sie vor der Aktualisierung alle aktiven VM-Gäste ordnungsgemäß herunterfahren. Andernfalls können Sie nach der Aktualisierung wahrscheinlich nicht mehr auf die Gäste zugreifen.
Beachten Sie Folgendes, wenn der Rechner, der upgegradet werden soll, als Client bei einem SMT-Server registriert werden soll:
Prüfen Sie, ob die Version des Skripts clientSetup4SMT.sh
auf Ihrem Host aktuell ist. clientSetup4SMT.sh
aus älteren Versionen von SMT kann nicht zum Verwalten von SMT 12-Clients verwendet werden. Wenn Sie auf Ihrem SMT-Server regelmäßig Software-Patches anwenden, finden Sie die neueste Version von clientSetup4SMT.sh
immer unter <SMT_HOSTNAME>/repo/tools/clientSetup4SMT.sh
.
Falls das Upgrade Ihres Rechners auf eine höhere Version von SUSE Linux Enterprise Desktop nicht ausgeführt werden kann, heben Sie die Registrierung des Rechners beim SMT-Server wie in Prozedur 3.1 beschrieben auf. Starten Sie danach den Upgradevorgang neu.
Melden Sie sich beim Client-Rechner an.
Der folgende Schritt hängt vom aktuellen Betriebssystem des Client ab:
Für SUSE Linux Enterprise 11 führen Sie folgende Kommandos aus:
tux >
sudo
suse_register -Etux >
sudo
rm -f /etc/SUSEConnecttux >
sudo
rm -rf /etc/zypp/credentials.d/*tux >
sudo
rm -rf /etc/zypp/repos.d/*tux >
sudo
rm -f /etc/zypp/services.d/*tux >
sudo
rm -f /var/cache/SuseRegister/*tux >
sudo
rm -f /etc/suseRegister*tux >
sudo
rm -f /var/cache/SuseRegister/lastzmdconfig.cachetux >
sudo
rm -f /etc/zmd/deviceidtux >
sudo
rm -f /etc/zmd/secret
Für SUSE Linux Enterprise 12 führen Sie folgende Kommandos aus:
tux >
sudo
SUSEConnect --de-registertux >
sudo
SUSEConnect --cleanuptux >
sudo
rm -f /etc/SUSEConnecttux >
sudo
rm -rf /etc/zypp/credentials.d/*tux >
sudo
rm -rf /etc/zypp/repos.d/*tux >
sudo
rm -f /etc/zypp/services.d/*
Melden Sie sich beim SMT-Server an.
Prüfen Sie, ob die Registrierung des Client aufgehoben wurde, indem Sie alle Client-Registrierungen aufrufen:
tux >
sudo
smt-list-registrations
Wird der Hostname des Client in der Ausgabe dieses Kommandos noch aufgelistet, rufen Sie die Eindeutige ID
des Client in der ersten Spalte ab. (Der Client ist möglicherweise mit mehreren IDs aufgeführt.)
Löschen Sie die Registrierung für diesen Client:
tux >
sudo
smt-delete-registration -g UNIQUE_ID
Sollte der Client mit mehreren IDs aufgeführt sein, wiederholen Sie den obigen Schritt für jede einzelne ID.
Prüfen Sie danach, ob die Registrierung des Client nun aufgehoben wurde, indem Sie das folgende Kommando erneut ausführen:
tux >
sudo
smt-list-registrations
Software weist normalerweise von Version zu Version mehr Umfang auf. Folglich sollten Sie vor dem Aktualisieren den verfügbaren Partitionsspeicher überprüfen. Wenn Sie befürchten, dass der Speicherplatz nicht ausreicht, sichern Sie Ihre Daten und erhöhen Sie dann den verfügbaren Speicherplatz, indem Sie beispielsweise die Größe von Partitionen ändern. Es gibt keine Faustregel hinsichtlich des Speicherplatzes einzelner Partitionen. Die Platzanforderungen hängen von Ihrem bestimmten Partitionsprofil und von der ausgewählten Software ab.
YaST prüft während des Aktualisierungsvorgangs den freien verfügbaren Speicherplatz und zeigt dem Benutzer eine Warnmeldung an, wenn die verfügbare Menge möglicherweise nicht für die Installation ausreicht. Wenn Sie die Aktualisierung in diesem Fall dennoch durchführen, kann das System unbrauchbar werden! Sie sollten die Warnmeldung nur dann ignorieren und mit der Aktualisierung fortfahren, wenn Sie genau wissen, was Sie tun (da Sie dies in einem Vorabtest abgeklärt haben).
Listen Sie mit dem Kommando df
den verfügbaren Speicherplatz auf. In Beispiel 3.1, „Über df ‑h
angezeigte Liste“ ist beispielsweise /dev/sda3
die root-Partition (eingehängt als /
).
df ‑h
angezeigte Liste #Filesystem Size Used Avail Use% Mounted on /dev/sda3 74G 22G 53G 29% / tmpfs 506M 0 506M 0% /dev/shm /dev/sda5 116G 5.8G 111G 5% /home /dev/sda1 39G 1.6G 37G 4% /windows/C /dev/sda2 4.6G 2.6G 2.1G 57% /windows/D
In einem Btrfs-Dateisystem kann die Ausgabe von df
irreführend sein, weil ein Btrfs-Dateisystem zusätzlich zum Speicherplatz, den die Rohdaten zuordnen, auch Speicherplatz für Metadaten zuordnet und verwendet.
Folglich meldet ein Btrfs-Dateisystem womöglich, dass es keinen Speicherplatz mehr hat, obwohl anscheinend noch genügend vorhanden ist. In diesem Fall ist der gesamte Speicherplatz, der den Metadaten zugeordnet ist, belegt. Weitere Informationen finden Sie unter man 8 btrfs-filesystem
und https://btrfs.wiki.kernel.org/index.php/FAQ.
Wenn Sie Btrfs als root-Dateisysteme auf dem Computer nutzen, muss ausreichend freier Speicherplatz zur Verfügung stehen. Prüfen Sie den verfügbaren Speicherplatz auf allen eingehängten Partitionen. Im schlimmsten Fall belegt ein Upgrade ebenso viel Speicherplatz wie das aktuelle root-Dateisystem (ohne /.snapshot
) für einen neuen Snapshot.
Die folgenden Empfehlungen haben sich bewährt:
Bei allen Dateisystemen (auch Btrfs) benötigen Sie ausreichend freien Speicherplatz, damit Sie große RPMs herunterladen und installieren können. Der Speicherplatz der alten RPMs wird erst dann freigegeben, wenn die neuen RPMs installiert sind.
Bei Btrfs mit Snapshots benötigen Sie mindestens so viel freien Speicherplatz, wie von der aktuellen Installation belegt wird. Es wird mindestens der doppelte freie Speicherplatz empfohlen, wie von der aktuellen Installation belegt wird.
Falls nicht ausreichend freier Speicherplatz verfügbar ist, können Sie ältere Snapshots mit snapper
löschen:
root #
snapper
listroot #
snapper
delete NUMBER
Dies reicht jedoch nicht in allen Fällen aus. Vor der Migration belegen die meisten Snapshots nur wenig Platz.
SUSE Linux Enterprise Desktop ermöglicht die Installation mehrerer Kernel-Versionen. Hierfür müssen die entsprechenden Einstellungen in /etc/zypp/zypp.conf
aktiviert werden. Für das Upgrade auf ein Service Pack muss diese Funktion vorübergehend deaktiviert werden. Sobald die Aktualisierung erfolgreich abgeschlossen wurde, kann die Unterstützung mehrerer Versionen wieder aktiviert werden. Zur Deaktivierung der Unterstützung mehrerer Versionen müssen die entsprechenden Zeilen in der Datei /etc/zypp/zypp.conf
auf Kommentar gesetzt werden. Das Ergebnis sollte wie folgt aussehen:
#multiversion = provides:multiversion(kernel) #multiversion.kernels = latest,running
Wenn Sie diese Funktion nach einer erfolgreichen Aktualisierung wieder aktivieren möchten, entfernen Sie die Kommentarzeichen. Weitere Informationen zur Unterstützung mehrerer Versionen finden Sie im Abschnitt 19.1, „Aktivieren und Konfigurieren der Multiversions-Unterstützung“.