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SUSE Linux Enterprise Server 12 SP5

Administrationshandbuch

Es behandelt Systemverwaltungsaufgaben wie Wartung, Überwachung und Anpassung eines neu installierten Systems.

Veröffentlicht: Dezember 11, 2023
Abbildungsverzeichnis
Liste der Beispiele

Copyright © 2006–2023 SUSE LLC und Mitwirkende. Alle Rechte vorbehalten.

Es wird die Genehmigung erteilt, dieses Dokument unter den Bedingungen der GNU Free Documentation License, Version 1.2 oder (optional) Version 1.3 zu vervielfältigen, zu verbreiten und/oder zu verändern; die unveränderlichen Abschnitte hierbei sind der Urheberrechtshinweis und die Lizenzbedingungen. Eine Kopie dieser Lizenz (Version 1.2) finden Sie im Abschnitt GNU Free Documentation License.

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Alle Informationen in diesem Buch wurden mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Doch auch dadurch kann hundertprozentige Richtigkeit nicht gewährleistet werden. Weder SUSE LLC noch ihre Tochtergesellschaften noch die Autoren noch die Übersetzer können für mögliche Fehler und deren Folgen haftbar gemacht werden.

Allgemeines zu diesem Handbuch

Dieses Handbuch ist für professionelle Netzwerk- und Systemadministratoren zum Betrieb von SUSE® Linux Enterprise konzipiert. Daher soll es nur sicherstellen, dass SUSE Linux Enterprise korrekt konfiguriert ist und die erforderlichen Dienste im Netzwerk verfügbar sind, um eine ordnungsgemäße Funktion gemäß der ursprünglichen Installation zu erlauben. Dieses Handbuch behandelt nicht, wie Sie dafür sorgen, dass SUSE Linux Enterprise die geeignete Kompatibilität mit der Anwendungssoftware Ihres Unternehmens bietet oder dass seine Kernfunktionalität diese Anforderungen erfüllt. Das Handbuch setzt voraus, dass eine vollständige Anforderungsüberprüfung durchgeführt und die Installation angefordert wurde bzw. dass eine Testinstallation für eine solche Überprüfung angefordert wurde.

Dieses Handbuch enthält Folgendes:

Support und übliche Aufgaben

SUSE Linux Enterprise bietet eine breite Palette an Werkzeugen, um verschiedene Aspekte des Systems anzupassen. In diesem Abschnitt werden einige dieser Aspekte erläutert. Mit einer Übersicht über die erhältlichen Gerätetechnologien, Konfigurationen für hohe Verfügbarkeit und fortgeschrittenen Administrationsmöglichkeiten wird dem Administrator das System vorgestellt.

System

In diesem Abschnitt wird das zugrunde liegende Betriebssystem umfassend erläutert. SUSE Linux Enterprise unterstützt mehrere Hardware-Architekturen, mit denen Sie Ihre eigenen Anwendungen anpassen können, die auf SUSE Linux Enterprise ausgeführt werden sollen. Der Bootloader und die Informationen zum Bootvorgang unterstützen Sie dabei zu verstehen, wie Ihr Linux-System arbeitet und wie sich Ihre eigenen Skripten und Anwendungen integrieren lassen.

Services

SUSE Linux Enterprise ist als Netzwerk-Betriebssystem konzipiert. Hier finden Sie eine breite Palette an Netzwerkdiensten, beispielsweise DNS-, DHCP-, Web-, Proxy- und Authentifizierungsdienste. Es lässt sich auch gut in heterogene Umgebungen mit MS Windows-Clients und -Servern integrieren.

Mobile Computer

Laptops und die Kommunikation zwischen mobilen Geräten wie PDAs oder Mobiltelefonen und SUSE Linux Enterprise benötigen eine gewisse Aufmerksamkeit. Achten Sie auf geringen Energieverbrauch und sorgen Sie für die Integration verschiedener Geräte in einer sich ändernden Netzwerkumgebung. Machen Sie sich auch mit den Hintergrundtechnologien vertraut, die die erforderliche Funktionalität liefern.

Fehlerbehebung

Hier erhalten Sie einen Überblick über die Suche nach Hilfetexten und zusätzlicher Dokumentation, wenn Sie weitere Informationen benötigen oder bestimmte Aufgaben durchführen möchten. Außerdem finden Sie hier eine Liste der häufigsten Probleme mit Hinweisen zu ihrer Behebung.

1 Verfügbare Dokumentation

Anmerkung
Anmerkung: Online-Dokumentation und neueste Aktualisierungen

Die Dokumentation für unsere Produkte steht unter https://documentation.suse.com/ bereit. Hier finden Sie außerdem die neuesten Aktualisierungen und Sie können die Dokumentation durchsuchen oder in verschiedenen Formaten herunterladen.

Darüber hinaus befindet sich die Dokumentation in der Regel auf dem installierten System im Verzeichnis /usr/share/doc/manual.

Die folgende Dokumentation ist für dieses Produkt verfügbar:

Article “Schnelleinführung zur Installation

Die Systemanforderungen werden aufgelistet, und Sie werden schrittweise durch die Installation von SUSE Linux Enterprise Server von DVD oder einem ISO-Abbild geführt.

Book “Bereitstellungshandbuch

Erfahren Sie, wie Sie einzelne oder mehrere Systeme installieren und die Produktfunktionen für eine Bereitstellungsinfrastruktur nutzen. Wählen Sie aus verschiedenen Ansätzen. Von der lokalen Installation über einen Netzwerkinstallationsserver bis zu einer Masseninstallation über eine entfernt gesteuerte, hochgradig angepasste und automatisierte Installationsmethode ist alles möglich.

Book “Administrationshandbuch

Es behandelt Systemverwaltungsaufgaben wie Wartung, Überwachung und Anpassung eines neu installierten Systems.

Book “Virtualization Guide”

Hier wird die Virtualisierungstechnologie im Allgemeinen beschrieben, die vereinheitlichte Schnittstelle libvirt für die Virtualisierung wird vorgestellt und Sie finden ausführliche Informationen zu bestimmten Hypervisoren.

Book “Storage Administration Guide”

Hier finden Sie Informationen zum Verwalten von Speichergeräten auf einem SUSE Linux Enterprise-Server.

Book “AutoYaST”

AutoYaST ist ein System für die unbeaufsichtigte Massenbereitstellung von SUSE Linux Enterprise Server-Systemen über ein AutoYaST-Profil, in dem sich Installations- und Konfigurationsdaten befinden. Das Handbuch führt Sie durch die grundlegenden Schritte der automatischen Installation: Vorbereitung, Installation und Konfiguration.

Book “Security and Hardening Guide”

Zudem werden grundlegende Konzepte der Systemsicherheit vorgestellt, die sowohl lokale als auch netzwerkbezogene Aspekte abdecken. Es wird erläutert, wie Sie die in das Produkt eingegliederte Sicherheitssoftware wie AppArmor oder das Prüfsystem nutzen, mit dem zuverlässig Informationen zu allen sicherheitsspezifischen Ereignissen gesammelt werden.

Book “Hardening Guide”

Hier finden Sie detaillierte Informationen zum Installieren und Einrichten eines sicheren SUSE Linux Enterprise-Servers sowie zu weiteren Verfahren, die nach dem Installieren anfallen und die Sicherheit und Stabilität der Installation erhöhen. Der Administrator wird bei sicherheitsrelevanten Auswahlmöglichkeiten und Entscheidungen unterstützt.

Book “System Analysis and Tuning Guide”

Ein Administratorhandbuch zur Problemsuche, Fehlerbehebung und Optimierung. Erfahren Sie, wie Sie Ihr System mithilfe von Überwachungswerkzeugen prüfen und optimieren können und wie Sie Ihre Ressourcen effizient verwalten. Es enthält zudem einen Überblick über häufige Probleme und Lösungen sowie weitere Hilfequellen und Dokumentationsressourcen.

Book “Subscription Management Tool Guide”

Ein Administratorhandbuch zum Subscription Management Tool. Dabei handelt es sich um ein Proxy-System für das SUSE Customer Center mit Repository und Registrierungszielen. Erfahren Sie, wie Sie einen lokalen SMT-Server installieren und konfigurieren, Repositorys spiegeln und verwalten, Client-Computer verwalten und Clients für die Verwendung von SMT konfigurieren.

Book “GNOME-Benutzerhandbuch

Einführung in den GNOME-Desktop von SUSE Linux Enterprise Server. Das Handbuch begleitet Sie bei der Verwendung und Konfiguration des Desktops und hilft Ihnen, wichtige Aufgaben zu erledigen. Dies richtet sich in erster Linie an Endbenutzer, die GNOME als ihren Standard-Desktop nutzen möchten.

2 Rückmeldungen

Für Rückmeldungen stehen mehrere Kanäle zur Verfügung:

Fehler und Verbesserungsanforderungen

Informationen zu Diensten und Support-Optionen, die für Ihr Produkt verfügbar sind, finden Sie unter http://www.suse.com/support/.

Die Community bietet Hilfe für openSUSE. Weitere Informationen finden Sie unter https://en.opensuse.org/Portal:Support.

Zum Melden von Fehlern in einer Produktkomponente gehen Sie zu https://scc.suse.com/support/requests, melden Sie sich an und klicken Sie auf Neu erstellen.

Anregungen und Kritik unserer Leser

Wir freuen uns über Ihre Kommentare und Vorschläge zu diesem Handbuch und den anderen Teilen der Dokumentation dieses Produkts. Mit dem Link Report Bug neben den einzelnen Überschriften geben Sie Feedback über SUSE Bugzilla.

Mail

Für Feedback zur Dokumentation dieses Produkts können Sie auch eine Email an doc-team@suse.de senden. Geben Sie auf jeden Fall auch den Titel der Dokumentation, die Produktversion und das Datum der Veröffentlichung der Dokumentation an. Geben Sie eine genaue Beschreibung des Problems an und beziehen Sie sich auf die entsprechende Abschnittsnummer und Seite (oder URL), wenn Sie Fehler melden oder Verbesserungen vorschlagen.

3 Konventionen in der Dokumentation

In der vorliegenden Dokumentation werden die folgenden Hinweise und typografischen Konventionen verwendet:

  • /etc/passwd: Verzeichnis- und Dateinamen

  • PLATZHALTER: Ersetzen Sie PLATZHALTER durch den tatsächlichen Wert.

  • PATH: die Umgebungsvariable PATH

  • ls, --help: Kommandos, Optionen und Parameter

  • Benutzer: Benutzer oder Gruppen

  • Paketname: Name eines Pakets

  • Alt, AltF1: Eine Taste oder Tastenkombination. Tastennamen werden wie auf der Tastatur in Großbuchstaben dargestellt.

  • Datei, Datei › Speichern unter: Menüelemente, Schaltflächen

  • AMD/Intel Dieser Absatz ist nur für die AMD64-/Intel-64-Architektur relevant. Die Pfeile kennzeichnen den Anfang und das Ende des Textblocks.

    IBM Z, POWER Dieser Absatz ist nur für die IBM-Architekturen Z und POWER relevant. Die Pfeile kennzeichnen den Anfang und das Ende des Textblocks.

  • Tanzende Pinguine (Kapitel Pinguine, ↑Zusätzliches Handbuch): Dies ist ein Verweis auf ein Kapitel in einem anderen Handbuch.

  • Kommandos, die mit root-Privilegien ausgeführt werden müssen. Diesen Befehlen kann zur Ausführung als nicht privilegierter Benutzer auch häufig das Präfix sudo vorangestellt sein.

    root # command
    tux > sudo command
  • Kommandos, die von Benutzern ohne Privilegien ausgeführt werden können.

    tux > command
  • Hinweise

    Warnung
    Warnung: Warnhinweis

    Wichtige Informationen, die Sie kennen müssen, bevor Sie fortfahren. Warnt vor Sicherheitsrisiken, potenziellen Datenverlusten, Beschädigung der Hardware oder physischen Gefahren.

    Wichtig
    Wichtig: Wichtiger Hinweis

    Wichtige Informationen, die Sie beachten sollten, bevor Sie den Vorgang fortsetzen.

    Anmerkung
    Anmerkung: Anmerkung

    Ergänzende Informationen, beispielsweise zu unterschiedlichen Softwareversionen.

    Tipp
    Tipp: Tipp

    Hilfreiche Informationen, etwa als Richtlinie oder praktische Empfehlung.

4 Informationen über die Herstellung dieser Dokumentation

Diese Dokumentation wurde in GeekoDoc, einem Teilsatz von DocBook 5 geschrieben. Die XML-Quelldateien wurden mit jing (siehe https://code.google.com/p/jing-trang/) überprüft, mit xsltproc verarbeitet und mit einer benutzerdefinierten Version der Stylesheets von Norman Walsh in XSL-FO konvertiert. Die endgültige PDF-Datei wurde mit FOP von der Apache Software Foundation formatiert. Die Open-Source-Tools und die Umgebung, mit denen diese Dokumentation aufgebaut wurde, wurden von der DocBook Authoring and Publishing Suite (DAPS) bereitgestellt. Die Startseite des Projekts finden Sie unter https://github.com/openSUSE/daps.

Den XML-Quellcode dieser Dokumentation finden Sie unter https://github.com/SUSE/doc-sle.

Teil I Häufige Tasks

  • 1 Bash-Shell und Bash-Skripte
  • Heutzutage werden zunehmend Computer mit einer grafischen Bedienoberfläche (GUI) wie GNOME verwendet. Diese bieten zwar viele Funktionen, jedoch ist ihre Verwendung beschränkt, was automatisierte Aufgaben angeht. Shells sind eine gute Ergänzung für GUIs, und dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über einige Aspekte von Shells, in diesem Fall die Bash-Shell.

  • 2 sudo
  • Viele Kommandos und Systemdienstprogramme müssen als root ausgeführt werden, um Dateien zu bearbeiten und/oder Tasks auszuführen, für die nur der Superuser berechtigt ist. Aus Sicherheitsgründen und um das unbeabsichtigte Ausführen gefährlicher Kommandos zu vermeiden, ist es allgemein ratsam, sich n…

  • 3 YaST-Online-Aktualisierung
  • SUSE stellt fortlaufend Sicherheitsaktualisierungen für Ihr Softwareprodukt bereit. Standardmäßig stellt das Miniprogramm für die Aktualisierung sicher, dass Ihr System stets auf dem neuesten Stand ist. Weitere Informationen zu diesem Miniprogramm finden Sie im Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapte…

  • 4 YaST
  • YaST ist das Installations- und Konfigurationswerkzeug für SUSE Linux Enterprise Server. Mit der grafischen Benutzeroberfläche können Sie das System während und nach der Installation schnell und einfach an Ihre Bedürfnisse anpassen. Damit können Sie die Hardware einrichten, das Netzwerk und die Syst…

  • 5 YaST im Textmodus
  • Dieser Abschnitt richtet sich an Systemadministratoren und Experten, die keinen X-Server auf Ihren Systemen ausführen und daher auf das textbasierte Installationswerkzeug angewiesen sind. Der Abschnitt enthält grundlegende Informationen zum Start und Betrieb von YaST im Textmodus.

  • 6 Verwalten von Software mit Kommandozeilen-Tools
  • Dieses Kapitel behandelt zypper und RPM, zwei Kommandozeilen-Tools zum Verwalten von Software. Eine Definition der in diesem Kontext verwendeten Terminologie (beispielsweise Repository, Patch oder Update) finden Sie unter Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 13 “Installieren bzw. Entfernen von Software”, Section 13.1 “Definition der Begriffe”.

  • 7 Systemwiederherstellung und Snapshot-Verwaltung mit Snapper
  • Viele Benutzer fragten bereits nach einer Funktion, mit der sie Snapshots des Dateisystems anfertigen könnten, um so Rollbacks für Linux auszuführen. Dank Snapper mit dem Btrfs-Dateisystem oder mit Thin Provisioned LVM-Volumes ist diese Lücke nunmehr geschlossen.

    Das neue Copy-on-Write-Dateisystem Btrfs für Linux unterstützt Dateisystem-Snapshots (Kopie des Zustands eines Subvolume zu einem bestimmten Zeitpunkt) von Subvolumes (ein oder mehrere separat einhängbare Dateisysteme auf den einzelnen physischen Partitionen). Snapshots werden auch auf LVM-Volumes mit Thin-Provisioning unterstützt, die mit XFS, Ext4 oder Ext3 formatiert sind. Mit Snapper erstellen und verwalten Sie diese Snapshots. Snapper ist mit einer Kommandozeile und einer YaST-Oberfläche ausgestattet. Ab SUSE Linux Enterprise Server 12 können Sie außerdem aus Btrfs-Snapshots booten. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 7.3, „System-Rollback durch Booten aus Snapshots“.

  • 8 Fernzugriff mit VNC
  • Mit Virtual Network Computing (VNC) können Sie einen Remote-Computer über einen grafischen Desktop steuern (anders als bei einem Remote-Shell-Zugriff). VNC ist plattformunabhängig und ermöglicht Ihnen den Zugriff auf den Remote-Rechner über ein beliebiges Betriebssystem.

    SUSE Linux Enterprise Server unterstützt zwei verschiedene Arten von VNC-Sitzungen: einmalige Sitzungen, die so lange aktiv sind, wie die VNC-Verbindung zum Client besteht, und permanente Sitzungen, die so lange aktiv sind, bis sie explizit beendet werden.

  • 9 Kopieren von Dateien mit RSync
  • Viele moderne Benutzer arbeiten heutzutage gleich mit mehreren Computern: Computer daheim und am Arbeitsplatz, Laptop, Smartphone oder Tablet. Damit wird die Synchronisierung von Dateien und Dokumenten über mehrere Geräte wichtiger als je zuvor.

1 Bash-Shell und Bash-Skripte

Heutzutage werden zunehmend Computer mit einer grafischen Bedienoberfläche (GUI) wie GNOME verwendet. Diese bieten zwar viele Funktionen, jedoch ist ihre Verwendung beschränkt, was automatisierte Aufgaben angeht. Shells sind eine gute Ergänzung für GUIs, und dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über einige Aspekte von Shells, in diesem Fall die Bash-Shell.

1.1 Was ist die Shell?

Traditionell handelt es sich bei der Shell um Bash (Bourne again Shell). Wenn in diesem Kapitel die Rede von der Shell ist, ist die Bash-Shell gemeint. Außer Bash sind noch weitere Shells verfügbar (ash, csh, ksh, zsh und viele mehr), von denen jede unterschiedliche Funktionen und Merkmale aufweist. Wenn Sie weitere Informationen über andere Shells wünschen, suchen Sie in YaST nach shell.

1.1.1 Die Bash-Konfigurationsdateien

Eine Shell lässt sich aufrufen als:

  1. Interaktive Login-Shell.  Diese wird zum Anmelden bei einem Computer durch den Aufruf von Bash mit der Option --login verwendet oder beim Anmelden an einem entfernten Computer mit SSH.

  2. Gewöhnliche interaktive Shell.  Dies ist normalerweise beim Starten von xterm, konsole, gnome-terminal oder ähnlichen Tools der Fall.

  3. Nicht interaktive Shell.  Dies wird beim Aufrufen eines Shell-Skripts in der Kommandozeile verwendet.

Abhängig vom verwendeten Shell-Typ werden unterschiedliche Konfigurationsdateien gelesen. Die folgenden Tabellen zeigen die Login- und Nicht-Login-Shell-Konfigurationsdateien.

Tabelle 1.1: Bash-Konfigurationsdateien für Login-Shells

Datei

Beschreibung

/etc/profile

Bearbeiten Sie diese Datei nicht, andernfalls können Ihre Änderungen bei Ihrem nächsten Update zerstört werden.

/etc/profile.local

Verwenden Sie diese Datei, wenn Sie /etc/profile erweitern.

/etc/profile.d/

Enthält systemweite Konfigurationsdateien für bestimmte Programme

~/.profile

Fügen Sie hier benutzerspezifische Konfigurationsdaten für Login-Shells ein.

Die Login-Shell greift außerdem auf die unter Tabelle 1.2, „Bash-Konfigurationsdateien für Nicht-Login-Shells“ aufgeführten Konfigurationsdateien zu.

Tabelle 1.2: Bash-Konfigurationsdateien für Nicht-Login-Shells

/etc/bash.bashrc

Bearbeiten Sie diese Datei nicht, andernfalls können Ihre Änderungen bei Ihrem nächsten Update zerstört werden.

/etc/bash.bashrc.local

Verwenden Sie diese Datei, um Ihre systemweiten Änderungen nur für die Bash-Shell einzufügen.

~/.bashrc

Fügen Sie hier benutzerspezifische Konfigurationsdaten ein.

Daneben verwendet die Bash-Shell einige weitere Dateien:

Tabelle 1.3: Besondere Dateien für die Bash-Shell

Datei

Beschreibung

~/.bash_history

Enthält eine Liste aller Kommandos, die Sie eingegeben haben.

~/.bash_logout

Wird beim Abmelden ausgeführt.

~/.alias

Benutzerdefinierte Aliase für häufig verwendete Kommandos. Weitere Informationen zum Definieren von Aliasen finden Sie unter man 1 alias.

1.1.2 Die Verzeichnisstruktur

Die folgende Tabelle bietet eine kurze Übersicht über die wichtigsten Verzeichnisse der höheren Ebene auf einem Linux-System. Ausführlichere Informationen über die Verzeichnisse und wichtige Unterverzeichnisse erhalten Sie in der folgenden Liste.

Tabelle 1.4: Überblick über eine Standardverzeichnisstruktur

Verzeichnis

Inhalt

/

Root-Verzeichnis – Startpunkt der Verzeichnisstruktur.

/bin

Grundlegende binäre Dateien, z. B. Kommandos, die der Systemadministrator und normale Benutzer brauchen. Enthält gewöhnlich auch die Shells, z. B. Bash.

/boot

Statische Dateien des Bootloaders.

/dev

Erforderliche Dateien für den Zugriff auf Host-spezifische Geräte.

/etc

Host-spezifische Systemkonfigurationsdateien.

/home

Enthält die Home-Verzeichnisse aller Benutzer mit einem Konto im System. Das Home-Verzeichnis von root befindet sich jedoch nicht unter /home, sondern unter /root.

/lib

Grundlegende freigegebene Bibliotheken und Kernel-Module.

/media

Einhängepunkte für Wechselmedien.

/mnt

Einhängepunkt für das temporäre Einhängen eines Dateisystems.

/opt

Add-On-Anwendungssoftwarepakete.

/Root

Home-Verzeichnis für den Superuser root.

/sbin

Grundlegende Systembinärdateien.

/srv

Daten für Dienste, die das System bereitstellt.

/tmp

Temporäre Dateien.

/usr

Sekundäre Hierarchie mit Nur-Lese-Daten.

/var

Variable Daten wie Protokolldateien.

/windows

Nur verfügbar, wenn sowohl Microsoft Windows* als auch Linux auf Ihrem System installiert ist. Enthält die Windows-Daten.

Die folgende Liste bietet detailliertere Informationen und einige Beispiele für die Dateien und Unterverzeichnisse, die in den Verzeichnissen verfügbar sind:

/bin

Enthält die grundlegenden Shell-Befehle, die root und andere Benutzer verwenden können. Zu diesen Kommandos gehören ls, mkdir, cp, mv, rm und rmdir. /bin umfasst außerdem Bash, die Standard-Shell in SUSE Linux Enterprise Server.

/boot

Enthält Daten, die zum Booten erforderlich sind, wie zum Beispiel den Bootloader, den Kernel und andere Daten, die verwendet werden, bevor der Kernel mit der Ausführung von Programmen im Benutzermodus beginnt.

/dev

Enthält Gerätedateien, die Hardware-Komponenten darstellen.

/etc

Enthält lokale Konfigurationsdateien, die den Betrieb von Programmen wie das X Window System steuern können. Das Unterverzeichnis /etc/init.d enthält LSB-init-Skripte, die während des Bootvorgangs ausgeführt werden können.

/home/BENUTZERNAME

Enthält die privaten Daten aller Benutzer, die ein Konto auf dem System haben. Die Dateien, die hier gespeichert sind, können nur durch den Besitzer oder den Systemadministrator geändert werden. Standardmäßig befinden sich hier Ihr Email-Verzeichnis und Ihre persönliche Desktopkonfiguration in Form von verborgenen Dateien und Verzeichnissen, z. B. .gconf/ und .config.

Anmerkung
Anmerkung: Home-Verzeichnis in einer Netzwerkumgebung

Wenn Sie in einer Netzwerkumgebung arbeiten, kann Ihr Home-Verzeichnis einem von /home abweichenden Verzeichnis zugeordnet sein.

/lib

Enthält die grundlegenden freigegebenen Bibliotheken, die zum Booten des Systems und zur Ausführung der Kommandos im Root-Dateisystem erforderlich sind. Freigegebene Bibliotheken entsprechen in Windows DLL-Dateien.

/media

Enthält Einhängepunkte für Wechselmedien, z. B. CD-ROMs, Flash-Laufwerke und Digitalkameras (sofern sie USB verwenden). Unter /media sind beliebige Laufwerktypen gespeichert, mit Ausnahme der Festplatte Ihres Systems. Wenn Ihr Wechselmedium eingelegt bzw. mit dem System verbunden und eingehängt wurde, können Sie von hier darauf zugreifen.

/mnt

Dieses Verzeichnis bietet einen Einhängepunkt für ein vorübergehend eingehängtes Dateisystem. root kann hier Dateisysteme einhängen.

/opt

Reserviert für die Installation von Drittanbieter-Software. Hier finden Sie optionale Softwareprogramme und größere Add-On-Programmpakete.

/root

Home-Verzeichnis für den Benutzer root. Hier befinden sich die persönlichen Daten von root.

/run

Ein tmpfs-Verzeichnis, das von systemd und verschiedenen Komponenten genutzt wird. /var/run stellt einen symbolischen Link zu /run dar.

/sbin

Wie durch das s angegeben, enthält dieses Verzeichnis Dienstprogramme für den Superuser. /sbin enthält die Binärdateien, die zusätzlich zu den Binärdateien in /bin zum Booten und Wiederherstellen des Systems unbedingt erforderlich sind.

/srv

Enhält Daten für Dienste, die das System bereitstellt, z. B. FTP und HTTP.

/tmp

Dieses Verzeichnis wird von Programmen benutzt, die eine temporäre Speicherung von Dateien verlangen.

Wichtig
Wichtig: Bereinigen des temporären Verzeichnisses /tmp bei Systemstart

Im Verzeichnis /tmp gespeicherte Daten werden nicht zwingend bei einem Neustart des Systems beibehalten. Dies ist beispielsweise von den Einstellungen in /etc/tmpfiles.d/tmp.conf abhängig.

/usr

/usr hat nichts mit Benutzern („user“) zu tun, sondern ist das Akronym für UNIX-Systemressourcen. Die Daten in /usr sind statische, schreibgeschützte Daten, die auf verschiedenen Hosts freigegeben sein können, die den Filesystem Hierarchy Standard (FHS) einhalten. Dieses Verzeichnis enthält alle Anwendungsprogramme (auch die grafischen Desktops wie GNOME) und bildet eine zweite Hierarchie im Dateisystem. /usr enthält mehrere Unterverzeichnisse, z. B. /usr/bin, /usr/sbin, /usr/local und /usr/share/doc.

/usr/bin

Enthält Programme, die für den allgemeinen Zugriff verfügbar sind.

/usr/sbin

Enthält Programme, die für den Systemadministrator reserviert sind, z. B. Reparaturfunktionen.

/usr/local

In diesem Verzeichnis kann der Systemadministrator lokale, verteilungsunabhängige Erweiterungen installieren.

/usr/share/doc

Enthält verschiedene Dokumentationsdateien und die Versionshinweise für Ihr System. Im Unterverzeichnis Handbuch befindet sich eine Online-Version dieses Handbuchs. Wenn mehrere Sprachen installiert sind, kann dieses Verzeichnis die Handbücher für verschiedene Sprachen enthalten.

Im Verzeichnis packages finden Sie die Dokumentation zu den auf Ihrem System installierten Software-Paketen. Für jedes Paket wird ein Unterverzeichnis /usr/share/doc/packages/PAKETNAME angelegt, das häufig README-Dateien für das Paket und manchmal Beispiele, Konfigurationsdateien oder zusätzliche Skripten umfasst.

Wenn HOWTOs (Verfahrensbeschreibungen) auf Ihrem System installiert sind, enhält /usr/share/doc auch das Unterverzeichnis howto mit zusätzlicher Dokumentation zu vielen Aufgaben im Zusammenhang mit der Einrichtung und Ausführung von Linux-Software.

/var

Während /usr statische, schreibgeschützte Daten enthält, ist /var für Daten, die während des Systembetriebs geschrieben werden und daher variabel sind, z. B. Protokolldateien oder Spooling-Daten. Eine Übersicht über die wichtigsten Protokolldateien finden Sie unter /var/log/. Weitere Informationen stehen unter Tabelle 41.1, „Protokolldateien“ zur Verfügung.

1.2 Schreiben von Shell-Skripten

Shell-Skripte bieten eine bequeme Möglichkeit, die verschiedensten Aufgaben zu erledigen: Erfassen von Daten, Suche nach einem Wort oder Begriff in einem Text und andere nützliche Dinge. Das folgende Beispiel zeigt ein kleines Shell-Skript, das einen Text druckt:

Beispiel 1.1: Ein Shell-Skript, das einen Text druckt
#!/bin/sh 1
# Output the following line: 2
echo "Hello World" 3

1

Die erste Zeile beginnt mit dem Shebang -Zeichen (#!), das darauf hinweist, dass es sich bei dieser Datei um ein Skript handelt. Das Skript wird mit dem Interpreter ausgeführt, der nach dem Shebang angegeben ist, in diesem Fall mit /bin/sh.

2

Die zweite Zeile ist ein Kommentar, der mit dem Hash-Zeichen beginnt. Es wird empfohlen, schwierige Zeilen zu kommentieren, damit ihre Bedeutung auch später klar ist.

3

Die dritte Zeile verwendet das integrierte Kommando echo, um den entsprechenden Text zu drucken.

Bevor Sie dieses Skript ausführen können, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein:

  1. Jedes Skript muss eine Shebang-Zeile enthalten (wie im obigen Beispiel). Falls die Zeile fehlt, müssen Sie den Interpreter manuell aufrufen.

  2. Sie können das Skript an beliebiger Stelle speichern. Jedoch empfiehlt es sich, es in einem Verzeichnis zu speichern, in dem die Shell es finden kann. Der Suchpfad in einer Shell wird durch die Umgebungsvariable PATH bestimmt. In der Regel verfügt ein normaler Benutzer über keinen Schreibzugriff auf /usr/bin. Daher sollten Sie Ihre Skripten im Benutzerverzeichnis ~/bin/ speichern. Das obige Beispiel erhält den Namen hello.sh.

  3. Das Skript muss zum Ausführen von Dateien berechtigt sein. Stellen Sie die Berechtigungen mit dem folgenden Kommando ein:

    chmod +x ~/bin/hello.sh

Wenn Sie alle oben genannten Voraussetzungen erfüllt haben, können Sie das Skript mithilfe der folgenden Methoden ausführen:

  1. Als absoluten Pfad.  Das Skript kann mit einem absoluten Pfad ausgeführt werden. In unserem Fall lautet er ~/bin/hello.sh.

  2. Überall.  Wenn die Umgebungsvariable PATH das Verzeichnis enthält, in dem sich das Skript befindet, können Sie das Skript mit hello.sh ausführen.

1.3 Umlenken von Kommandoereignissen

Jedes Kommando kann drei Kanäle für Eingabe oder Ausgabe verwenden:

  • Standardausgabe.  Dies ist der Standardausgabe-Kanal. Immer wenn ein Kommando eine Ausgabe erzeugt, verwendet es den Standardausgabe-Kanal.

  • Standardeingabe.  Wenn ein Kommando Eingaben von Benutzern oder anderen Kommandos benötigt, verwendet es diesen Kanal.

  • Standardfehler.  Kommandos verwenden diesen Kanal zum Melden von Fehlern.

Zum Umlenken dieser Kanäle bestehen folgende Möglichkeiten:

Kommando > Datei

Speichert die Ausgabe des Kommandos in eine Datei; eine etwaige bestehende Datei wird gelöscht. Beispielsweise schreibt das Kommando ls seine Ausgabe in die Datei listing.txt:

ls > listing.txt
Kommando >> Datei

Hängt die Ausgabe des Kommandos an eine Datei an. Beispielsweise hängt das Kommando ls seine Ausgabe an die Datei listing.txt an:

ls >> listing.txt
Kommando < Datei

Liest die Datei als Eingabe für das angegebene Kommando. Beispielsweise liest das Kommando read den Inhalt der Datei in die Variable ein:

read a < foo
Kommando1 | Kommando2

Leitet die Ausgabe des linken Kommandos als Eingabe für das rechte Kommando um. Beispiel: Das Kommando cat gibt den Inhalt der Datei /proc/cpuinfo aus. Diese Ausgabe wird von grep verwendet, um nur diejenigen Zeilen herauszufiltern, die cpu enthalten:

cat /proc/cpuinfo | grep cpu

Jeder Kanal verfügt über einen Dateideskriptor: 0 (Null) für Standardeingabe, 1 für Standardausgabe und 2 für Standardfehler. Es ist zulässig, diesen Dateideskriptor vor einem <- oder >-Zeichen einzufügen. Beispielsweise sucht die folgende Zeile nach einer Datei, die mit foo beginnt, aber seine Fehlermeldungen durch Umlenkung zu /dev/null unterdrückt:

find / -name "foo*" 2>/dev/null

1.4 Verwenden von Aliassen

Ein Alias ist ein Definitionskürzel für einen oder mehrere Kommandos. Die Syntax für einen Alias lautet:

alias NAME=DEFINITION

Beispielsweise definiert die folgende Zeile den Alias lt, der eine lange Liste ausgibt (Option -l), sie nach Änderungszeit sortiert (-t) und sie in umgekehrter Reihenfolge sortiert ausgibt (-r):

alias lt='ls -ltr'

Zur Anzeige aller Aliasdefinitionen verwenden Sie alias. Entfernen Sie den Alias mit Alias entfernen und dem entsprechenden Aliasnamen.

1.5 Verwenden von Variablen in der Bash-Shell

Eine Shell-Variable kann global oder lokal sein. Auf globale Variablen, z. B. Umgebungsvariablen, kann in allen Shells zugegriffen werden. Lokale Variablen sind hingegen nur in der aktuellen Shell sichtbar.

Verwenden Sie zur Anzeige von allen Umgebungsvariablen das Kommando printenv. Wenn Sie den Wert einer Variable kennen müssen, fügen Sie den Namen Ihrer Variablen als ein Argument ein:

printenv PATH

Eine Variable (global oder lokal) kann auch mit echo angezeigt werden:

echo $PATH

Verwenden Sie zum Festlegen einer lokalen Variablen einen Variablennamen, gefolgt vom Gleichheitszeichen und dem Wert für den Namen:

PROJECT="SLED"

Geben Sie keine Leerzeichen um das Gleichheitszeichen ein, sonst erhalten Sie einen Fehler. Verwenden Sie zum Setzen einer Umgebungsvariablen export:

export NAME="tux"

Zum Entfernen einer Variable verwenden Sie unset:

unset NAME

Die folgende Tabelle enthält einige häufige Umgebungsvariablen, die Sie in Ihren Shell-Skripten verwenden können:

Tabelle 1.5: Nützliche Umgebungsvariablen

HOME

Home-Verzeichnis des aktuellen Benutzers

HOST

Aktueller Hostname

LANG

Wenn ein Werkzeug lokalisiert wird, verwendet es die Sprache aus dieser Umgebungsvariablen. Englisch kann auch auf C gesetzt werden

PFAD

Suchpfad der Shell, eine Liste von Verzeichnissen, die durch Doppelpunkte getrennt sind

PS1

Gibt die normale Eingabeaufforderung an, die vor jedem Kommando angezeigt wird

PS2

Gibt die sekundäre Eingabeaufforderung an, die beim Ausführen eines mehrzeiligen Kommandos angezeigt wird

PWD

Aktuelles Arbeitsverzeichnis

USER

Aktueller Benutzer

1.5.1 Verwenden von Argumentvariablen

Wenn Sie beispielsweise über das Skript foo.sh verfügen, können Sie es wie folgt ausführen:

foo.sh "Tux Penguin" 2000

Für den Zugriff auf alle Argumente, die an Ihr Skript übergeben werden, benötigen Sie Positionsparameter. Diese sind $1 für das erste Argument, $2 für das zweite usw. Sie können bis zu neun Parameter verwenden. Verwenden Sie $0 zum Abrufen des Skriptnamens.

Das folgende Skript foo.sh gibt alle Argumente von 1 bis 4 aus:

#!/bin/sh
echo \"$1\" \"$2\" \"$3\" \"$4\"

Wenn Sie das Skript mit den obigen Argumenten ausführen, erhalten Sie Folgendes:

"Tux Penguin" "2000" "" ""

1.5.2 Verwenden der Variablenersetzung

Variablenersetzungen wenden beginnend von links oder rechts ein Schema auf den Inhalt einer Variable an. Die folgende Liste enthält die möglichen Syntaxformen:

${VAR#schema}

entfernt die kürzeste mögliche Übereinstimmung von links:

file=/home/tux/book/book.tar.bz2
echo ${file#*/}
home/tux/book/book.tar.bz2
${VAR##schema}

entfernt die längste mögliche Übereinstimmung von links:

file=/home/tux/book/book.tar.bz2
echo ${file##*/}
book.tar.bz2
${VAR%schema}

entfernt die kürzeste mögliche Übereinstimmung von rechts:

file=/home/tux/book/book.tar.bz2
echo ${file%.*}
/home/tux/book/book.tar
${VAR%%schema}

entfernt die längste mögliche Übereinstimmung von rechts:

file=/home/tux/book/book.tar.bz2
echo ${file%%.*}
/home/tux/book/book
${VAR/pattern_1/pattern_2}

ersetzt den Inhalt von VAR von PATTERN_1 durch PATTERN_2:

file=/home/tux/book/book.tar.bz2
echo ${file/tux/wilber}
/home/wilber/book/book.tar.bz2

1.6 Gruppieren und Kombinieren von Kommandos

In Shells können Sie Kommandos für die bedingte Ausführung verketten und gruppieren. Jedes Kommando übergibt einen Endcode, der den Erfolg oder Misserfolg seiner Ausführung bestimmt. Wenn er 0 (Null) lautet, war das Kommando erfolgreich, alle anderen Codes bezeichnen einen Fehler, der spezifisch für das Kommando ist.

Die folgende Liste zeigt, wie sich Kommandos gruppieren lassen:

Kommando1 ; Kommando2

führt die Kommandos in sequenzieller Reihenfolge aus. Der Endcode wird nicht geprüft. Die folgende Zeile zeigt den Inhalt der Datei mit cat an und gibt deren Dateieigenschaften unabhängig von deren Endcodes mit ls aus:

cat filelist.txt ; ls -l filelist.txt
Kommando1 && Kommando2

führt das rechte Kommando aus, wenn das linke Kommando erfolgreich war (logisches UND). Die folgende Zeile zeigt den Inahlt der Datei an und gibt deren Dateieigenschaften nur aus, wenn das vorherige Kommando erfolgreich war (vgl. mit dem vorherigen Eintrag in dieser Liste):

cat filelist.txt && ls -l filelist.txt
Kommando1 || Kommando2

führt das rechte Kommando aus, wenn das linke Kommando fehlgeschlagen ist (logisches ODER). Die folgende Zeile legt nur ein Verzeichnis in /home/wilber/bar an, wenn die Erstellung des Verzeichnisses in /home/tux/foo fehlgeschlagen ist:

mkdir /home/tux/foo || mkdir /home/wilber/bar
funcname(){ ... }

erstellt eine Shell-Funktion. Sie können mithilfe der Positionsparameter auf ihre Argumente zugreifen. Die folgende Zeile definiert die Funktion hello für die Ausgabe einer kurzen Meldung:

hello() { echo "Hello $1"; }

Sie können diese Funktion wie folgt aufrufen:

hello Tux

Die Ausgabe sieht wie folgt aus:

Hello Tux

1.7 Arbeiten mit häufigen Ablaufkonstrukten

Zur Steuerung des Ablaufs Ihres Skripts verfügt eine Shell über while-, if-, for- und case-Konstrukte.

1.7.1 Das Steuerungskommando „if“

Das Kommando if wird verwendet, um Ausdrücke zu prüfen. Beispielsweise testet der folgende Code, ob es sich beim aktuellen Benutzer um Tux handelt:

if test $USER = "tux"; then
  echo "Hello Tux."
else
  echo "You are not Tux."
fi

Der Testausdruck kann so komplex oder einfach wie möglich sein. Der folgende Ausdruck prüft, ob die Datei foo.txt existiert:

if test -e /tmp/foo.txt ; then
  echo "Found foo.txt"
fi

Der Testausdruck kann auch in eckigen Klammern abgekürzt werden:

if [ -e /tmp/foo.txt ] ; then
  echo "Found foo.txt"
fi

Weitere nützliche Ausdrücke finden Sie unter http://www.cyberciti.biz/nixcraft/linux/docs/uniqlinuxfeatures/lsst/ch03sec02.html.

1.7.2 Erstellen von Schleifen mit dem Kommando for

Mithilfe der for-Schleife können Sie Kommandos an einer Liste von Einträgen ausführen. Beispielsweise gibt der folgende Code einige Informationen über PNG-Dateien im aktuellen Verzeichnis aus:

for i in *.png; do
 ls -l $i
done

1.8 Weiterführende Informationen

Wichtige Informationen über die Bash-Shell finden Sie auf den man-Seiten zu man bash. Für weitere Informationen zu diesem Thema siehe die folgende Liste:

2 sudo

Viele Kommandos und Systemdienstprogramme müssen als root ausgeführt werden, um Dateien zu bearbeiten und/oder Tasks auszuführen, für die nur der Superuser berechtigt ist. Aus Sicherheitsgründen und um das unbeabsichtigte Ausführen gefährlicher Kommandos zu vermeiden, ist es allgemein ratsam, sich nicht direkt als root anzumelden. Stattdessen wird empfohlen, als normaler, nicht privilegierter Benutzer zu arbeiten und das sudo-Kommando zum Ausführen von Kommandos mit erhöhten Berechtigungen zu verwenden.

Auf SUSE Linux Enterprise Server ist sudo standardmäßig auf eine ähnliche Funktionsweise wie „su“ konfiguriert. Jedoch bietet sudo die Möglichkeit, Benutzern das Ausführen von Kommandos mit Berechtigungen jedes anderen Benutzers mit umfassenden Konfigurationsmöglichkeiten zu erlauben. Dies kann dazu genutzt werden, Rollen mit bestimmten Berechtigungen bestimmten Benutzern und Gruppen zuzuweisen. Es ist beispielsweise möglich, Mitgliedern der Gruppe users das Ausführen eines Kommandos mit den Berechtigungen von wilber zu erlauben. Der Zugriff auf das Kommando kann zusätzlich eingeschränkt werden, indem beispielsweise das Angeben jeglicher Kommandooptionen verboten wird. Während „su“ immer das root-Passwort für die Authentifizierung mit PAM erfordert, kann sudo für die Authentifizierung mit Ihren eigenen Berechtigungsnachweisen konfiguriert werden. Dies erhöht die Sicherheit, da das root-Passwort nicht freigegeben werden muss. Sie können Mitgliedern der Gruppe users beispielsweise erlauben, ein frobnicate-Kommando als wilber auszuführen, mit der Einschränkung, dass keine Argumente angegeben werden. Dies kann dazu genutzt werden, Rollen mit bestimmten Funktionen bestimmten Benutzern und Gruppen zuzuweisen.

2.1 Grundlegende Verwendung von sudo

sudo ist einfach zu verwenden und dabei sehr funktionsreich.

2.1.1 Ausführung eines einzelnen Kommandos

Wenn Sie als normaler Benutzer angemeldet sind, können Sie alle Befehle als root ausführen, indem Sie sudo vor den Befehl setzen. Eine Eingabeaufforderung für das root-Passwort erscheint und bei erfolgreicher Authentifizierung wird das Kommando als root ausgeführt:

tux > id -un1
tux
tux > sudo id -un
root's password:2
root
tux > id -un
tux3
tux > sudo id -un
4
root

1

Das Kommando id -un druckt den Anmeldenamen des aktuellen Benutzers.

2

Das Passwort wird bei der Eingabe weder als Klartext noch durch Punkte angezeigt.

3

Nur Kommandos, die mit sudo beginnen, werden mit erhöhten Berechtigungen ausgeführt. Wenn Sie dasselbe Kommando ohne das Präfix sudo ausführen, wird es wieder mit den Berechtigungen des aktuellen Benutzers ausgeführt.

4

Für einen begrenzten Zeitraum müssen Sie das root-Passwort nicht erneut eingeben.

Tipp
Tipp: E/A-Umleitung

Die E/A-Umleitung funktioniert nicht so, wie Sie es wahrscheinlich erwarten:

tux > sudo echo s > /proc/sysrq-trigger
bash: /proc/sysrq-trigger: Permission denied
tux > sudo cat < /proc/1/maps
bash: /proc/1/maps: Permission denied

Nur die echo-/cat-Binärdatei wird mit erhöhten Berechtigungen ausgeführt. Die Umleitung erfolgt über die Shell des Benutzers mit Benutzerberechtigungen. Sie können entweder eine Shell starten, wie in Abschnitt 2.1.2, „Starten einer Shell“ beschrieben, oder stattdessen das Dienstprogramm dd verwenden:

echo s | sudo dd of=/proc/sysrq-trigger
sudo dd if=/proc/1/maps | cat

2.1.2 Starten einer Shell

Es kann mühselig sein, jedem Befehl sudo voranstellen zu müssen. Sie könnten eine Shell als sudo bash-Kommando angeben. Es wird jedoch empfohlen, einen der integrierten Mechanismen zum Starten einer Shell zu verwenden:

sudo -s (<Kommando>)

Startet eine von der UmgebungsvariablenSHELL angegebene Shell oder die Standard-Shell des Zielbenutzers. Wird ein Kommando angegeben, wird es an die Shell übergeben (mit der Option -c), sonst wird die Shell im interaktiven Modus ausgeführt.

tux:~ > sudo -i
root's password:
root:/home/tux # exit
tux:~ > 
sudo -i (<Kommando>)

Wie -s, startet die Shell jedoch als Login-Shell. Dies bedeutet, dass die Startdateien der Shell (.profile usw.) verarbeitet werden und das aktuelle Home-Verzeichnis als Basisverzeichnis des Zielbenutzers festgelegt wird.

tux:~ > sudo -i
root's password:
root:~ # exit
tux:~ > 

2.1.3 Umgebungsvariablen

Standardmäßig gibt sudo keine Umgebungsvariablen weiter:

tux > ENVVAR=test env | grep ENVVAR
ENVVAR=test
tux > ENVVAR=test sudo env | grep ENVVAR
root's password:
1
tux > 

1

Die leere Ausgabe zeigt, dass die Umgebungsvariable ENVVAR im Kontext des Kommandos, das mit sudo ausgeführt wurde, nicht vorhanden war.

Dieses Verhalten kann mit der Option env_reset geändert werden. Siehe Tabelle 2.1, „Hilfreiche Flags und Optionen“.

2.2 Konfigurieren von sudo

sudo ist ein sehr flexibles Werkzeug mit umfassenden Konfigurationsmöglichkeiten.

Anmerkung
Anmerkung: Versehentliches Aussperren aus sudo

Wenn Sie sich versehentlich aus sudo ausgesperrt haben, öffnen Sie mit su - und dem root-Passwort eine Root-Shell. Beheben Sie den Fehler mit visudo.

2.2.1 Bearbeiten der Konfigurationsdateien

Die Hauptkonfigurationsdatei mit den Richtlinien für sudo ist /etc/sudoers. Da es möglich ist, sich selbst aus dem System auszusperren, wenn in dieser Datei Fehler enthalten sind, wird dringend empfohlen, visudo zum Bearbeiten zu verwenden. Gleichzeitige Änderungen an der geöffneten Datei werden so verhindert und es wird vor dem Speichern der Änderungen auf Syntaxfehler geprüft.

Trotz des Namens können Sie andere Editoren als „vi“ verwenden, indem Sie die Umgebungsvariable EDITOR festlegen. Beispiel:

sudo EDITOR=/usr/bin/nano visudo

Die Datei /etc/sudoers selbst hingegen wird von den Systempaketen bereitgestellt und Änderungen können bei Aktualisierungen verloren gehen. Daher wird empfohlen, benutzerdefinierte Konfigurationen in Dateien im Verzeichnis /etc/sudoers.d/ abzulegen. Jede Datei in diesem Verzeichnis ist automatisch eingeschlossen. Um eine Datei in diesem Unterverzeichnis zu erstellen oder zu bearbeiten, führen Sie das folgende Kommando aus:

sudo visudo -f /etc/sudoers.d/NAME

Alternativ mit einem anderen Editor (beispielsweise nano):

sudo EDITOR=/usr/bin/nano visudo -f /etc/sudoers.d/NAME
Anmerkung
Anmerkung: Ignorierte Dateien in /etc/sudoers.d

Das Kommando #includedir in /etc/sudoers, das für /etc/sudoers.d verwendet wird, ignoriert Dateien, die mit einer Tilde (~) enden oder einen Punkt (.) enthalten.

Führen Sie man 8 visudo aus, um weitere Informationen zum Kommando visudo zu erhalten.

2.2.2 Basiskonfigurationssyntax von sudoers

In den sudoers-Konfigurationsdateien gibt es zwei Optionstypen: Strings und Flags. Strings können beliebige Werte enthalten, Flags hingegen können nur aktiviert (ON) oder deaktiviert (OFF) werden. Die wichtigsten Syntaxkonstrukte für sudoers-Konfigurationsdateien sind:

# Everything on a line after a # gets ignored 1
Defaults !insults # Disable the insults flag 2
Defaults env_keep += "DISPLAY HOME" # Add DISPLAY and HOME to env_keep
tux ALL = NOPASSWD: /usr/bin/frobnicate, PASSWD: /usr/bin/journalctl 3

1

Es gibt zwei Ausnahmen: #include und #includedir sind normale Kommandos. Gefolgt von Zahlen, gibt es eine UID an.

2

Entfernen Sie das Ausrufezeichen (!), um für das angegebene Flag ON festzulegen.

3

Siehe Abschnitt 2.2.3, „Regeln in sudoers“.

Tabelle 2.1: Hilfreiche Flags und Optionen

Optionsname

Beschreibung

Beispiel

targetpw

Dieses Flag steuert, ob der aufrufende Benutzer das Passwort des Zielbenutzers (ON) (beispielsweise root) oder des aufrufenden Benutzers (OFF) eingeben muss.

Defaults targetpw # Turn targetpw flag ON
rootpw

Falls sudo festgelegt ist, wird dazu aufgefordert, das root-Passwort einzugeben, statt des Passworts des Zielbenutzers oder des Passworts des Benutzers, der das Kommando initiiert hat. Die Standardeinstellung ist “OFF”.

Defaults !rootpw # Turn rootpw flag OFF
env_reset

Ist diese Option festgelegt, richtet sudo eine Minimalumgebung ein, in der nur TERM, PATH, HOME, MAIL, SHELL, LOGNAME, USER, USERNAME und SUDO_* festgelegt sind. Zusätzlich werden Variablen aus der aufrufenden Umgebung importiert, die in env_keep aufgelistet sind. Standardmäßig ist ON festgelegt.

Defaults env_reset # Turn env_reset flag ON
env_keep

Eine Liste der Umgebungsvariablen, die beizubehalten sind, wenn für das Flag env_reset ON festgelegt ist.

# Set env_keep to contain EDITOR and PROMPT
Defaults env_keep = "EDITOR PROMPT"
Defaults env_keep += "JRE_HOME" # Add JRE_HOME
Defaults env_keep -= "JRE_HOME" # Remove JRE_HOME
env_delete

Eine Liste der Umgebungsvariablen, die zu löschen sind, wenn für das Flag env_reset OFF festgelegt ist.

# Set env_delete to contain EDITOR and PROMPT
Defaults env_delete = "EDITOR PROMPT"
Defaults env_delete += "JRE_HOME" # Add JRE_HOME
Defaults env_delete -= "JRE_HOME" # Remove JRE_HOME

Das Token Defaults kann auch zum Erstellen von Aliassen für eine Sammlung von Benutzern, Hosts oder Kommandos verwendet werden. Außerdem ist es möglich, eine Option anzuwenden, die nur für eine bestimmte Reihe von Benutzern gültig ist.

Genauere Informationen zur Konfigurationsdatei /etc/sudoers erhalten Sie mit dem Kommando man 5 sudoers.

2.2.3 Regeln in sudoers

Die Regeln in der sudoers-Konfiguration können sehr komplex sein. In diesem Abschnitt werden daher nur die Grundlagen abgedeckt. Jede Regel befolgt ein Basisschema ([] markiert optionale Teile):

#Who      Where         As whom      Tag                What
User_List Host_List = [(User_List)] [NOPASSWD:|PASSWD:] Cmnd_List
Syntax für sudoers-Regeln
User_List

Eine oder mehrere Kennungen (getrennt durch ,): Entweder ein Benutzername, eine Gruppe im Format %GROUPNAME oder eine Benutzer-ID im Format #UID. Eine Negation erzielen Sie mit dem Präfix !

Host_List

Eine oder mehrere Kennungen (getrennt durch ,): Entweder ein (vollständig qualifizierter) Hostname oder eine IP-Adresse. Eine Negation erzielen Sie mit dem Präfix ! ALL ist die übliche Option für Host_List.

NOPASSWD:|PASSWD:

Der Benutzer wird nicht aufgefordert, ein Passwort einzugeben, wenn Kommandos ausgeführt werden, die CMDSPEC nach NOPASSWD: entsprechen.

PASSWD ist der Standardwert. Er muss nur angegeben werden, wenn beide Werte in der gleichen Zeile sind:

tux ALL = PASSWD: /usr/bin/foo, NOPASSWD: /usr/bin/bar
Cmnd_List

Eine oder mehrere Kennungen (getrennt durch ,): Ein Pfad zu einer ausführbaren Datei, gefolgt von erlaubten Argumenten oder keinen weiteren Angaben.

/usr/bin/foo     # Anything allowed
/usr/bin/foo bar # Only "/usr/bin/foo bar" allowed
/usr/bin/foo ""  # No arguments allowed

ALL kann als User_List, Host_List und Cmnd_List verwendet werden.

Eine Regel, die es tux erlaubt, alle Kommandos als „root“ ohne Eingabe des Passworts auszuführen:

tux ALL = NOPASSWD: ALL

Eine Regel, die es tux erlaubt, systemctl restart apache2 auszuführen:

tux ALL = /usr/bin/systemctl restart apache2

Eine Regel, die es tux erlaubt, wall als admin ohne Argumente auszuführen:

tux ALL = (admin) /usr/bin/wall ""
Warnung
Warnung: Gefährliche Konstrukte

Konstrukte des Typs

ALL ALL = ALL

dürfen nicht ohne Defaults targetpw verwendet werden, sonst kann jeder Kommandos als root ausführen.

2.3 Häufige Einsatzmöglichkeiten

Obwohl die Standardkonfiguration oft für einfache Konfigurationen und Desktopumgebungen ausreicht, können benutzerdefinierte Konfigurationen sehr hilfreich sein.

2.3.1 Verwenden von sudo ohne root-Passwort

In Anwendungsfällen mit besonderen Einschränkungen (Benutzer X kann Kommando Y nur als root ausführen) ist dies nicht möglich. In anderen Fällen ist es weiterhin vorteilhaft, eine Art Trennung zu haben. Grundsätzlich können Mitglieder der Gruppe wheel alle Kommandos mit sudo als „root“ ausführen.

  1. Fügen Sie sich selbst zur Gruppe wheel hinzu.

    Ist Ihr Benutzerkonto nicht bereits Mitglied der Gruppe wheel, fügen Sie es hinzu, indem Sie sudo usermod -a -G wheel BENUTZERNAME ausführen und sich ab- und wieder anmelden. Überprüfen Sie, ob die Änderung erfolgreich war, indem Sie groups BENUTZERNAME ausführen.

  2. Legen Sie die Authentifizierung mit dem Passwort des aufrufenden Benutzers als Standard fest.

    Erstellen Sie die Datei /etc/sudoers.d/userpw mit visudo (siehe Abschnitt 2.2.1, „Bearbeiten der Konfigurationsdateien“) und fügen Sie Folgendes hinzu:

    Defaults !targetpw
  3. Wählen Sie eine neue Standardregel aus.

    Je nachdem, ob Sie möchten, dass Benutzer ihre Passwörter erneut eingeben oder nicht, entfernen Sie das Kommentarzeichen in der entsprechenden Zeile in /etc/sudoers und kommentieren Sie die Standardregel aus.

    ## Uncomment to allow members of group wheel to execute any command
    # %wheel ALL=(ALL) ALL
    
    ## Same thing without a password
    # %wheel ALL=(ALL) NOPASSWD: ALL
  4. Gestalten Sie die Standardregel restriktiver.

    Kommentieren Sie die Regel, die alles erlaubt, in /etc/sudoers aus oder löschen Sie sie:

    ALL     ALL=(ALL) ALL   # WARNING! Only use this together with 'Defaults targetpw'!
    Warnung
    Warnung: Gefährliche Regel in sudoers

    Vergessen Sie diesen Schritt nicht, sonst kann jeder Benutzer alle Kommandos als root ausführen!

  5. Testen Sie die Konfiguration.

    Versuchen Sie, sudo als Mitglied und Nicht-Mitglied von wheel auszuführen.

    tux:~ > groups
    users wheel
    tux:~ > sudo id -un
    tux's password:
    root
    wilber:~ > groups
    users
    wilber:~ > sudo id -un
    wilber is not in the sudoers file.  This incident will be reported.

2.3.2 Verwenden von sudo mit X.Org-Anwendungen

Wenn Sie Grafikanwendungen mit sudo starten, stoßen Sie auf den folgenden Fehler:

tux > sudo xterm
xterm: Xt error: Can't open display: %s
xterm: DISPLAY is not set

YaST wählt die ncurses-Schnittstelle und nicht die grafische Schnittstelle.

Um X.Org in Anwendungen zu verwenden, die mit sudo gestartet werden, müssen die Umgebungsvariablen DISPLAY und XAUTHORITY übertragen werden. Um dies zu konfigurieren, erstellen Sie die Datei /etc/sudoers.d/xorg (siehe Abschnitt 2.2.1, „Bearbeiten der Konfigurationsdateien“) und fügen Sie die folgende Zeile hinzu:

Defaults env_keep += "DISPLAY XAUTHORITY"

Wenn die Variable XAUTHORITY nicht bereits entsprechend festgelegt ist, legen Sie sie wie folgt fest:

export XAUTHORITY=~/.Xauthority

Jetzt können X.Org-Anwendungen wie üblich ausgeführt werden:

sudo yast2

2.4 Weitere Informationen

Einen kurzen Überblick über die verfügbaren Kommandozeilenschalter können Sie mit sudo --help abrufen. Eine Erklärung und andere wichtige Informationen finden Sie auf der man-Seite: man 8 sudo. Die Konfiguration ist auf der man-Seite man 5 sudoers dokumentiert.

3 YaST-Online-Aktualisierung

SUSE stellt fortlaufend Sicherheitsaktualisierungen für Ihr Softwareprodukt bereit. Standardmäßig stellt das Miniprogramm für die Aktualisierung sicher, dass Ihr System stets auf dem neuesten Stand ist. Weitere Informationen zu diesem Miniprogramm finden Sie im Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 13 “Installieren bzw. Entfernen von Software”, Section 13.5 “Halten Sie Ihr System auf dem neuesten Stand”. Dieses Kapitel behandelt das alternative Tool für die Aktualisierung von Software-Paketen: die YaST-Online-Aktualisierung.

Die aktuellen Patches für SUSE® Linux Enterprise Server sind über ein Software-Aktualisierungs-Repository verfügbar. Wenn Sie Ihr Produkt während der Installation registriert haben, ist das Aktualisierungs-Repository bereits konfiguriert. Falls Sie SUSE Linux Enterprise Server noch nicht registriert haben, starten Sie die Produktkonfiguration in YaST. Alternativ können Sie ein Aktualisierungs-Repository manuell von einer verbürgten Quelle hinzufügen. Starten Sie zum Hinzufügen oder Entfernen von Repositorys den Repository-Manager über Software › Software-Repositorys in YaST. Weitere Informationen zum Repository Manager finden Sie in Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 13 “Installieren bzw. Entfernen von Software”, Section 13.4 “Verwalten von Software-Repositorys und -Diensten”.

Anmerkung
Anmerkung: Fehler beim Zugriff auf den Aktualisierungskatalog

Wenn Sie keinen Zugriff auf den Aktualisierungskatalog erhalten, liegt das eventuell daran, dass Ihr Abo abgelaufen ist. In der Regel umfasst SUSE Linux Enterprise Server ein einjähriges oder dreijähriges Abo, mit dem Sie Zugriff auf den Aktualisierungskatalog erhalten. Dieser Zugriff wird verweigert, sobald das Abo beendet ist.

Falls der Zugriff zum Aktualisierungskatalog verweigert wird, wird eine Warnmeldung angezeigt, mit der Sie aufgefordert werden, das SUSE Customer Center aufzurufen und Ihr Abo zu überprüfen. Das SUSE Customer Center erreichen Sie unter https://scc.suse.com//.

SUSE bietet Aktualisierungen mit verschiedenen Relevanzstufen:

Sicherheits-Updates

Beseitigen ernsthafte Sicherheitsrisiken und sollten stets installiert werden.

Empfohlene Updates

Beseitigen Probleme, die Ihrem Rechner schaden können.

Optionale Updates

Beseitigen nicht sicherheitsrelevante Probleme oder bieten Verbesserungen.

3.1 Das Dialogfeld „Online-Aktualisierung“

Zum Öffnen des Dialogfelds Online-Aktualisierung starten Sie YaST, und wählen Sie Software › Online-Aktualisierung. Stattdessen können Sie es auch von der Kommandozeile aus mit dem Kommando yast2 online_update starten.

Das Fenster Online-Update ist in vier Abschnitte unterteilt.

YaST-Online-Aktualisierung
Abbildung 3.1: YaST-Online-Aktualisierung

Unter Zusammenfassung im linken Bereich werden die verfügbaren Patches für SUSE Linux Enterprise Server aufgeführt. Die Patches werden nach Sicherheitsrelevanz (Sicherheit, Empfohlen und Optional) sortiert. Sie können die Ansicht des Abschnitts Zusammenfassung ändern, indem Sie eine der folgenden Optionen unter Patch-Kategorie anzeigen auswählen:

Erforderliche Patches (Standardansicht)

Nicht installierte Patches für Pakete, die auf Ihrem System installiert sind.

Nicht erforderliche Patches

Patches für Pakete, die nicht auf Ihrem System installiert sind, oder Patches, die nicht mehr erforderlich sind (weil die relevanten Pakete bereits von einer anderen Quelle aktualisiert wurden).

Alle Patches

Alle verfügbaren Patches für SUSE Linux Enterprise Server.

Jeder Listeneintrag im Abschnitt Zusammenfassung besteht aus einem Symbol und dem Patch-Namen. Eine Übersicht der möglichen Symbole und deren Bedeutung erhalten Sie, wenn Sie die Taste UmschalttasteF1 drücken. Die erforderlichen Aktionen für Patches der Kategorie Sicherheit und Empfohlen sind automatisch voreingestellt. Möglich sind die Aktionen Automatisch installieren, Automatisch aktualisieren und Automatisch löschen.

Wenn Sie ein aktuelles Paket aus einem anderen als dem Aktualisierungs-Repository installieren, können die Anforderungen eines Patches für dieses Paket mit dieser Installation erfüllt sein. In diesem Fall wird ein Häkchen vor der Patchzusammenfassung angezeigt. Das Patch wird in der Liste angezeigt, bis Sie es für die Installation kennzeichnen. Dadurch wird nicht das Patch installiert (da das Paket bereits aktuell ist), sondern das Patch als installiert gekennzeichnet.

Wählen Sie einen Eintrag im Abschnitt Zusammenfassung aus, um eine kurze Patch-Beschreibung unten links im Dialogfeld anzuzeigen. Im Abschnitt oben rechts werden die Pakete aufgeführt, die im ausgewählten Patch enthalten sind (ein Patch kann aus mehreren Paketen bestehen). Klicken Sie im Abschnitt oben rechts auf einen Eintrag, um Details zu dem entsprechenden Paket, das im Patch enthalten ist, anzuzeigen.

3.2 Installieren von Patches

Im Dialogfeld der YaST-Online-Aktualisierung können Sie wahlweise alle verfügbaren Patches gleichzeitig installieren oder die gewünschten Patches manuell auswählen. Außerdem können Sie Patches, die auf das System angewendet wurden, zurücksetzen.

Standardmäßig sind alle neuen Patches (außer den optionalen), die derzeit für Ihr System verfügbar sind, bereits zur Installation markiert. Sie werden automatisch angewendet, sobald Sie auf Übernehmen oder Anwenden klicken. Falls das System bei einem oder mehreren Patches neu gebootet werden muss, werden Sie hierüber informiert, bevor die Patch-Installation beginnt. Sie können dann die Installation der ausgewählten Patches fortsetzen, die Installation aller Patches, für die das System neu gebootet werden muss, überspringen und die restlichen Patches installieren oder auch zur manuellen Patch-Auswahl zurückkehren.

Vorgehen 3.1: Anwenden von Patches mit der YaST-Online-Aktualisierung
  1. Starten Sie YaST, und wählen Sie Software › Online-Aktualisierung.

  2. Sollen alle neuen Patches (ausgenommen die optionalen Patches), die derzeit für Ihr System verfügbar sind, automatisch angewendet werden, wählen Sie Anwenden oder Übernehmen aus.

  3. Ändern Sie zunächst die Auswahl der Patches, die Sie anwenden möchten:

    1. Verwenden Sie die verfügbaren Filter und Ansichten der Schnittstelle. Detaillierte Informationen finden Sie in Abschnitt 3.1, „Das Dialogfeld „Online-Aktualisierung““.

    2. Wählen Sie die Patches gemäß Ihren Anforderungen aus (bzw. heben Sie die Auswahl der Patches wieder auf), und wählen Sie die entsprechende Aktion im Kontextmenü.

      Wichtig
      Wichtig: Anwenden von Sicherheits-Updates ohne Ausnahme

      Heben Sie die Auswahl der sicherheitsrelevanten Patches nicht ohne stichhaltigen Grund auf. Diese Patches beseitigen ernsthafte Sicherheitsrisiken und schützen Ihr System vor Angriffen.

    3. Die meisten Patches umfassen Aktualisierungen für mehrere Pakete. Wenn Sie Aktionen für einzelne Pakete ändern möchten, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf eine Paketansicht und wählen Sie eine Aktion.

    4. Bestätigen Sie Ihre Auswahl, und wenden Sie die ausgewählten Patches mit Anwenden oder Übernehmen an.

  4. Klicken Sie nach abgeschlossener Installation auf Beenden, um das YaST-Dialogfeld Online-Aktualisierung zu verlassen. Ihr System ist nun auf dem neuesten Stand.

3.3 Automatische Online-Updates

YaST bietet außerdem die Möglichkeit, eine automatische Aktualisierung mit täglichem, wöchentlichem oder monatlichem Zeitplan einzurichten. Um das entsprechende Modul zu verwenden, müssen Sie zunächst das Paket yast2-online-update-configuration installieren.

Standardmäßig werden die Aktualisierungen als Delta-RPMs heruntergeladen. Das Neuaufbauen von RPM-Paketen aus Delta-RPMs bewirkt eine hohe Belastung des Arbeitsspeichers und des Prozessors. Aus Leistungsgründen müssen Sie daher bei bestimmten Einrichtungen oder Hardware-Konfigurationen die Verwendung von Delta-RPMs deaktivieren.

Einige Patches, z. B. Kernel-Updates oder Pakete mit Lizenzvereinbarungen, erfordern Benutzerinteraktion, wodurch der automatische Aktualisierungsprozess angehalten würde. Sie können festlegen, dass Patches, für die ein Eingreifen des Benutzers erforderlich ist, übersprungen werden sollen.

Vorgehen 3.2: Konfigurieren des automatischen Online-Updates
  1. Nach der Installation starten Sie YaST, und wählen Sie Software › Einrichtung der Online-Aktualisierung.

    Sie können das Modul auch mit dem Kommando yast2 online_update_configuration von der Kommandozeile aus starten.

  2. Aktivieren Sie die Option Automatische Online-Aktualisierung.

  3. Legen Sie das Aktualisierungsintervall fest: Täglich, Wöchentlich oder Monatlich.

  4. Damit Lizenzvereinbarungen automatisch akzeptiert werden, aktivieren Sie die Option Lizenzen zustimmen.

  5. Wählen Sie aus, ob Sie Interaktive Patches überspringen möchten, für den Fall, dass der Aktualisierungsprozess vollständig automatisch fortgesetzt werden soll.

    Wichtig
    Wichtig: Überspringen von Patches

    Wenn Sie Pakete, die Benutzerinteraktion erfordern, überspringen, führen Sie gelegentlich eine manuelle Online-Aktualisierung aus, um diese Patches ebenfalls zu installieren. Andernfalls entgehen Ihnen möglicherweise wichtige Patches.

  6. Sollen alle Pakete automatisch installiert werden, die durch die aktualisierten Pakete empfohlen werden, aktivieren Sie Empfohlene Pakete einbeziehen.

  7. Soll die Verwendung von Delta-RPMs deaktiviert werden (aus Leistungsgründen), deaktivieren Sie Delta-RPMs verwenden.

  8. Sollen die Patches nach Kategorie gefiltert werden (z. B. Sicherheits-Patches oder empfohlene Patches), aktivieren Sie Nach Kategorie filtern, und fügen Sie die entsprechenden Patch-Kategorien aus der Liste ein. Es werden nur Patches aus den ausgewählten Kategorien installiert. Andere werden übersprungen.

  9. Bestätigen Sie die Konfiguration mit OK.

Die automatische Online-Aktualisierung startet das System im Anschluss nicht automatisch neu. Sind Paketaktualisierungen vorhanden, die einen System-Reboot erfordern, müssen Sie dies manuell durchführen.

4 YaST

YaST ist das Installations- und Konfigurationswerkzeug für SUSE Linux Enterprise Server. Mit der grafischen Benutzeroberfläche können Sie das System während und nach der Installation schnell und einfach an Ihre Bedürfnisse anpassen. Damit können Sie die Hardware einrichten, das Netzwerk und die Systemdienste konfigurieren und auch die Sicherheitseinstellungen verfeinern.

4.1 Erweiterte Tastenkombinationen

YaST umfasst einen Satz erweiterter Tastenkombinationen.

Bildschirminhalt drucken

Erstellt und speichert ein Bildschirmfoto. In einigen Desktop-Umgebungen mit YaST eventuell nicht verfügbar.

UmschalttasteF4

Aktiviert/deaktiviert die optimierte Farbpalette für Benutzer mit beeinträchtigtem Sehvermögen.

UmschalttasteF7

Aktiviert/Deaktiviert die Protokollierung von Fehlermeldungen (Debugging).

UmschalttasteF8

Öffnet einen Dateidialog, über den Sie die Protokolldateien in einem nicht standardmäßigen Speicherort speichern können.

StrgUmschalttasteAltD

Sendet ein Fehlerereignis (Debugging). YaST-Module können darauf mit der Ausführung spezieller Debugging-Aktionen reagieren. Das Ergebnis ist abhängig vom jeweiligen YaST-Modul.

StrgUmschalttasteAltM

Startet/Stoppt den Makro-Rekorder.

StrgUmschalttasteAltP

Gibt ein Makro wieder.

StrgUmschalttasteAltS

Öffnet den Layoutdatei-Editor.

StrgUmschalttasteAltT

Speichert den Miniprogramm-Baum in der Protokolldatei.

StrgUmschalttasteAltX

Öffnet ein Konsolenfenster (xterm). Nützlich für VNC-Installationen.

StrgUmschalttasteAltY

Öffnet den Miniprogramm-Baum-Browser.

5 YaST im Textmodus

Dieser Abschnitt richtet sich an Systemadministratoren und Experten, die keinen X-Server auf Ihren Systemen ausführen und daher auf das textbasierte Installationswerkzeug angewiesen sind. Der Abschnitt enthält grundlegende Informationen zum Start und Betrieb von YaST im Textmodus.

YaST verwendet im Textmodus die ncurses-Bibliothek, um eine bequeme pseudografische Bedienoberfläche zu bieten. Die ncurses-Bibliothek wird standardmäßig installiert. Die minimale unterstützte Größe des Terminal-Emulators, in dem Sie YaST ausführen, beträgt 80 x 25 Zeichen.

Hauptfenster von YaST im Textmodus
Abbildung 5.1: Hauptfenster von YaST im Textmodus

Wenn Sie YaST im Textmodus starten, wird das YaST-Kontrollzentrum angezeigt (siehe Abbildung 5.1). Das Hauptfenster besteht aus drei Bereichen. Der linke Bereich zeigt die Kategorien, denen die verschiedenen Module angehören. Dieser Bereich ist beim Start von YaST aktiv und wird daher durch eine breite weiße Umrandung gekennzeichnet. Die aktive Kategorie ist ausgewählt. Der linke Bereich bietet einen Überblick über die Module, die in der aktiven Kategorie zur Verfügung stehen. Der untere Bereich enthält die Schaltflächen für Hilfe und Verlassen.

Wenn Sie das YaST-Kontrollzentrum starten, wird automatisch die Kategorie Software ausgewählt. Mit und können Sie die Kategorie ändern. Um ein Modul aus der Kategorie auszuwählen, aktivieren Sie den rechten Bereich mit , und wählen Sie dann das Modul mithilfe von und aus. Halten Sie die Pfeiltasten gedrückt, um durch die Liste der verfügbaren Module zu blättern. Wählen Sie ein Modul aus und starten Sie es mit Eingabetaste.

Zahlreiche Schaltflächen oder Auswahlfelder im Modul enthalten einen markierten Buchstaben (standardmäßig gelb) Mit Altmarkierter_Buchstabe können Sie eine Schaltfläche direkt auswählen, müssen also nicht mit →| zur Schaltfläche wechseln. Zum Verlassen des YaST-Kontrollzentrums drücken Sie AltQ, oder wählen Sie Verlassen, und drücken Sie Eingabetaste.

Tipp
Tipp: Neuladen von YaST-Dialogfeldern

Wenn ein YaST-Dialogfeld verzerrt oder unleserlich wird (z. B. beim Ändern der Fenstergröße), drücken Sie StrgL. Damit wird das Fenster aktualisiert, und der Fensterinhalt wird wiederhergestellt.

5.1 Navigation in Modulen

Bei der folgenden Beschreibung der Steuerelemente in den YaST-Modulen wird davon ausgegangen, dass alle Kombinationen aus Funktionstasten und Alt-Taste funktionieren und nicht anderen globalen Funktionen zugewiesen sind. In Abschnitt 5.3, „Einschränkung der Tastenkombinationen“ finden Sie Informationen zu möglichen Ausnahmen.

Navigation zwischen Schaltflächen und Auswahllisten

Verwenden Sie →|, um zwischen den Schaltflächen und Einzelbildern mit den Auswahllisten zu navigieren. Zum Navigieren in umgekehrter Reihenfolge verwenden Sie die Tastenkombinationen Alt→| oder Umschalttaste→| .

Navigation in Auswahllisten

Mit den Pfeiltasten ( und ) können Sie zwischen den einzelnen Elementen in einem aktiven Rahmen, der eine Auswahlliste enthält, navigieren. Wenn einzelne Einträge innerhalb eines Rahmens dessen Breite überschreiten, können Sie mit Umschalttaste oder Umschalttaste horizontal nach rechts bzw. links blättern. Alternativ können Sie StrgE oder StrgA verwenden. Diese Kombination kann auch verwendet werden, wenn oder zu einem Wechsel des aktiven Rahmens oder der aktuellen Auswahlliste führt, wie dies im Kontrollzentrum der Fall ist.

Schaltflächen, Optionsschaltfläche und Kontrollkästchen

Um Schaltflächen mit leeren eckigen Klammern (Kontrollkästchen) oder leeren runden Klammern (Optionsschaltflächen) auszuwählen, drücken Sie Leertaste oder Eingabetaste. Alternativ können Optionsschaltflächen und Kontrollkästchen unmittelbar mit Altmarkierter_Buchstabe ausgewählt werden. In diesem Fall brauchen Sie die Auswahl nicht mit Eingabetaste zu bestätigen. Wenn Sie mit →| zu einem Element wechseln, können Sie mit Eingabetaste die ausgewählte Aktion ausführen bzw. das betreffende Menüelement aktivieren.

Funktionstasten

Die Funktionstasten (F1 bis F12) bieten schnellen Zugriff auf die verschiedenen Schaltflächen. In der untersten Zeile im YaST-Bildschirm werden verfügbare Tastenkombinationen (Fx) angezeigt. Welche Funktionstasten welchen Schaltflächen zugeordnet sind, hängt vom aktiven YaST-Modul ab, da die verschiedenen Module unterschiedliche Schaltflächen aufweisen (Details, Info, Hinzufügen, Löschen usw.). F10 wird für Übernehmen, OK, Weiter und Beenden verwendet. Drücken Sie F1, um Zugriff auf die YaST-Hilfe zu erhalten.

Verwenden der Navigationsstruktur im ncurses-Modus

Einige YaST-Module bieten im linken Fensterbereich eine Navigationsstruktur, in der Konfigurationsdialogfenster ausgewählt werden können. Verwenden Sie die Pfeiltasten ( und ), um in der Baumstruktur zu navigieren. Drücken Sie Leertaste, um Elemente der Struktur zu öffnen oder zu schließen. Im ncurses-Modus muss nach der Auswahl in der Navigationsstruktur die Taste Eingabetaste gedrückt werden, um das ausgewählte Dialogfeld anzuzeigen. Dieses beabsichtigte Verhalten erspart zeitraubende Bildaufbauvorgänge beim Blättern durch die Navigationsstruktur.

Auswählen von Software im Software-Installationsmodul

Mit den Filtern im linken Bereich begrenzen Sie die Anzahl der angezeigten Pakete. Installierte Pakete sind mit dem Buchstaben i gekennzeichnet. Mit der Leertaste oder der Eingabetaste ändern Sie den Status eines Pakets. Alternativ wählen Sie den gewünschten neuen Modus (Installieren, Löschen, Aktualisieren, Tabu oder Sperre) über das Menü Aktionen.

Das Software-Installationsmodul
Abbildung 5.2: Das Software-Installationsmodul

5.2 Erweiterte Tastenkombinationen

YaST bietet im Textmodus eine Reihe erweiterter Tastenkombinationen.

UmschalttasteF1

Zeigt eine Liste der erweiterten Tastenkombinationen.

UmschalttasteF4

Ändert das Farbschema.

Strg\

Beendet die Anwendung.

StrgL

Aktualisiert den Bildschirm.

StrgD F1

Zeigt eine Liste der erweiterten Tastenkombinationen.

StrgD Umschalttaste D

Speichert das Dialogfeld als Bildschirmfoto in der Protokolldatei.

StrgD UmschalttasteY

Öffnet YDialogSpy mit der Widget-Hierarchie.

5.3 Einschränkung der Tastenkombinationen

Wenn der Fenster-Manager globale Alt-Kombinationen verwendet, funktionieren die Alt-Kombinationen in YaST möglicherweise nicht. Tasten wie Alt oder Umschalttaste können auch durch die Einstellungen des Terminals belegt sein.

Ersetzen der Alt-Taste durch die Esc-Taste

Tastenkombinationen mit Alt können auch mit Esc anstelle von Alt ausgeführt werden. EscH beispielsweise ersetzt AltH. (Drücken Sie zunächst Esc, und drücken Sie dann H.)

Navigation vor und zurück mit Strg F und Strg B

Wenn die Kombinationen mit Alt und Umschalttaste vom Fenster-Manager oder dem Terminal belegt sind, verwenden Sie stattdessen die Kombinationen StrgF (vor) und StrgB (zurück).

Einschränkung der Funktionstasten

Die Funktionstasten (F1 bis F12) werden auch für Funktionen herangezogen. Bestimmte Funktionstasten können vom Terminal belegt sein und stehen eventuell für YaST nicht zur Verfügung. Auf einer reinen Textkonsole sollten die Tastenkombinationen mit Alt und die Funktionstasten jedoch stets vollständig zur Verfügung stehen.

5.4 YaST-Kommandozeilenoptionen

Neben der Schnittstelle im Textmodus bietet YaST auch eine reine Kommandozeilenschnittstelle. Eine Liste der YaST-Kommandozeilenoptionen erhalten Sie, wenn Sie Folgendes eingeben:

yast -h

5.4.1 Starten der einzelnen Module

Um Zeit zu sparen können die einzelnen YaST-Module direkt gestartet werden. Um ein Modul zu starten, geben Sie Folgendes ein:

yast <module_name>

Eine Liste aller auf Ihrem System verfügbaren Modulnamen können Sie mit yast -l oder yast --list anzeigen. Das Netzwerkmodul beispielsweise wird mit yast lan gestartet.

5.4.2 Installation von Paketen über die Kommandozeile

Wenn Sie den Namen eines Pakets kennen und das Paket von einer Ihrer aktiven Installations-Repositorys bereitgestellt wird, können Sie das Paket mithilfe der Kommandozeilenoption -i installieren.

yast -i <package_name>

oder

yast --install <package_name>

PACKAGE_NAME kann ein einzelner kurzer Paketname sein (beispielsweise gvim), solche Pakete werden mit Abhängigkeitsüberprüfung installiert, oder der vollständige Pfad zu einem RPM-Paket, das ohne Abhängigkeitsüberprüfung installiert wird.

Wenn Sie ein kommandozeilenbasiertes Softwareverwaltungs-Dienstprogramm mit Funktionen benötigen, die über die von YaST hinausgehen, sollten Sie möglicherweise Zypper verwenden. Dieses Dienstprogramm verwendet die Softwareverwaltungsbibliothek, die auch die Grundlage des YaST-Paket-Managers bildet. Die grundlegende Verwendung von Zypper wird in Abschnitt 6.1, „Verwenden von zypper“ erläutert.

5.4.3 Kommandozeilenparameter der YaST-Module

Um die Verwendung von YaST-Funktionen in Skripts zu ermöglichen, bietet YaST Kommandozeilenunterstützung für einzelne Module. Die Kommandozeilenunterstützung steht jedoch nicht für alle Module zur Verfügung. Um die verfügbaren Optionen eines Moduls anzuzeigen, geben Sie Folgendes ein:

yast <module_name> help

Wenn ein Modul keine Kommandozeilenunterstützung bietet, wird es im Textmodus gestartet und es wird folgende Meldung angezeigt.

This YaST module does not support the command line interface.

6 Verwalten von Software mit Kommandozeilen-Tools

Dieses Kapitel behandelt zypper und RPM, zwei Kommandozeilen-Tools zum Verwalten von Software. Eine Definition der in diesem Kontext verwendeten Terminologie (beispielsweise Repository, Patch oder Update) finden Sie unter Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 13 “Installieren bzw. Entfernen von Software”, Section 13.1 “Definition der Begriffe”.

6.1 Verwenden von zypper

Zypper ist ein Kommandozeilen-Paketmanager für Installation, Aktualisierung und Löschung von Paketen sowie zum Verwalten von Repositorys. Damit können Sie Software per Fernzugriff oder mithilfe von Shell-Skripten verwalten.

6.1.1 Allgemeine Verwendung

Die allgemeine Syntax von Zypper sieht wie folgt aus:

zypper [--global-options] COMMAND  [--command-options] [arguments]

Die Komponenten in Klammern sind nicht erforderlich. Eine Liste der allgemeinen Optionen und aller Befehle erhalten Sie mit zypper help. Wenn Sie Hilfe zu einem bestimmten Befehl abrufen möchten, geben Sie zypper help BEFEHL ein.

Zypper-Kommandos

Am einfachsten führen Sie Zypper aus, indem Sie seinen Namen gefolgt von einem Kommando eingeben. Geben Sie z. B. für das Anwenden aller erforderlichen Patches auf das System Folgendes ein:

tux > sudo zypper patch
Globale Optionen

Zusätzlich können Sie aus einer oder mehreren globalen Optionen wählen, indem Sie sie direkt vor dem Kommando eingeben:

tux > sudo zypper --non-interactive patch

Im Beispiel oben bedeutet die Option --non-interactive, dass das Kommando ausgeführt wird, ohne nach Informationen zu fragen (die Standardantworten werden automatisch angewendet).

Kommandospezifische Optionen

Um die spezifischen Optionen für ein bestimmtes Kommando zu verwenden, geben Sie sie direkt nach dem Kommando ein.

tux > sudo zypper patch --auto-agree-with-licenses

Im Beispiel oben wird --auto-agree-with-licenses verwendet, um alle erforderlichen Patches auf ein System anzuwenden, ohne dass Sie aufgefordert werden, Lizenzen zu bestätigen. Stattdessen wird die Lizenz automatisch akzeptiert.

Argumente

Einige Kommandos erfordern ein oder mehrere Argumente. Wird beispielsweise das Kommando install verwendet, müssen Sie angeben, welches Paket oder welche Pakete Sie installieren möchten:

tux > sudo zypper install mplayer

Manche Optionen erfordern auch ein einzelnes Argument. Das folgende Kommando listet alle bekannten Muster auf:

tux > zypper search -t pattern

Sie können alle obigen Optionen kombinieren. Beispielsweise werden durch das folgende Kommando die Pakete aspell-de und aspell-fr aus dem factory-Repository im Verbose-Modus installiert:

tux > sudo zypper -v install --from factory aspell-de aspell-fr

Mit der Option --from bleiben alle Repositorys aktiviert (damit alle Abhängigkeiten aufgelöst werden können), wenn das Paket aus dem angegebenen Repository abrufen wird.

Die meisten Zypper-Kommandos besitzen eine dry-run-Option, die eine Simulation des angegebenen Kommandos ausführt. Sie kann für Tests verwendet werden.

tux > sudo zypper remove --dry-run MozillaFirefox

Zypper unterstützt die globale Option --userdata ZEICHENKETTE. Bei dieser Option können Sie eine Zeichenkette angeben, die dann in die Protokolle und Plugins von Zypper geschrieben wird (z. B. in das Btrfs-Plugin). Hiermit können Sie Transaktionen in Protokolldateien kennzeichnen.

tux > sudo zypper --userdata STRING patch

6.1.2 Installieren und Entfernen von Software mit zypper

Verwenden Sie zur Installation oder Löschung von Paketen die folgenden Kommandos:

tux > sudo zypper install PACKAGE_NAME
sudo zypper remove PACKAGE_NAME
Warnung
Warnung: Entfernen Sie keine obligatorischen Systempakete

Entfernen Sie keine obligatorischen Systempakete, wie glibc, zypper, kernel bereitgestellt. Werden diese Pakete entfernt, kann das System instabil werden oder aufhören zu funktionieren.

6.1.2.1 Auswählen, welche Pakete zu installieren oder zu entfernen sind

Es gibt verschiedene Methoden, Pakete mit den Kommandos zypper install und zypper remove zu adressieren.

Nach dem exakten Paketnamen
tux > sudo zypper install MozillaFirefox
Nach dem genauen Namen und der Versionsnummer des Pakets
tux > sudo zypper install MozillaFirefox-52.2
Nach dem Repository-Alias und Paketnamen
tux > sudo zypper install mozilla:MozillaFirefox

Dabei ist mozilla der Alias des Repositorys, aus dem installiert werden soll.

Nach dem Paketnamen mit Platzhaltern

Sie können alle Pakete mit Namen auswählen, die mit einer bestimmten Zeichenfolge anfangen oder enden. Verwenden Sie Platzhalter mit äußerster Umsicht, vor allem beim Entfernen von Paketen. Das folgende Kommando installiert alle Pakete, deren Name mit Moz beginnt:

tux > sudo zypper install 'Moz*'
Tipp
Tipp: Entfernen aller -debuginfo -Pakete

Beim Debuggen eines Problems müssen Sie unter Umständen zahlreiche -debuginfo-Pakete temporär installieren, mit denen Sie weitere Informationen zu den ausgeführten Prozessen erhalten. Nach Abschluss der Debugging-Sitzung bereinigen Sie die Umgebung wie folgt:

tux > sudo zypper remove '*-debuginfo'
Nach Funktion

Wenn Sie beispielsweise ein Perl-Modul installieren möchten, ohne den Namen des Pakets zu kennen, sind Funktionen praktisch:

tux > sudo zypper install firefox
Nach Funktion, Hardware-Architektur oder Version

Zusammen mit einer Funktion können Sie eine Hardware-Architektur und eine Version angeben:

  • Der Name der gewünschten Hardware-Architektur wird nach einem Punkt an die Funktion angefügt. Um beispielsweise die Intel-64-/AMD64-Architekturen anzugeben (die in Zypper x86_64 heißen), verwenden Sie Folgendes:

    tux > sudo zypper install 'firefox.x86_64'
  • Versionen müssen am Ende der Zeile angefügt werden und ein Operator muss vorangestellt sein: < (kleiner als), <= (kleiner oder gleich), = (gleich), >= (größer oder gleich), > (größer als).

    tux > sudo zypper install 'firefox>=52.2'
  • Sie können auch eine Hardware-Architektur und eine Versionsanforderung kombinieren:

    tux > sudo zypper install 'firefox.x86_64>=52.2'
Nach dem Pfad der RPM-Datei

Sie können einen lokalen oder entfernten Pfad zu einem Paket angeben:

tux > sudo zypper install /tmp/install/MozillaFirefox.rpm
tux > sudo zypper install http://download.example.com/MozillaFirefox.rpm

6.1.2.2 Kombinieren der Installation und der Entfernung von Paketen

Zum gleichzeitigen Installieren und Entfernen von Paketen verwenden Sie die Modifikatoren +/-. Um emacs zu installieren und gleichzeitig vim zu entfernen, verwenden Sie Folgendes:

tux > sudo zypper install emacs -vim

Um emacs zu entfernen und gleichzeitig vim zu installieren, verwenden Sie Folgendes:

tux > sudo zypper remove emacs +vim

Um zu vermeiden, dass der mit - beginnende Paketname als Kommandooption interpretiert wird, verwenden Sie ihn stets als das zweite Argument. Falls dies nicht möglich ist, stellen Sie ihm -- voran:

tux > sudo zypper install -emacs +vim       # Wrong
tux > sudo zypper install vim -emacs        # Correct
tux > sudo zypper install -- -emacs +vim    # Correct
tux > sudo zypper remove emacs +vim         # Correct

6.1.2.3 Bereinigen von Abhängigkeiten entfernter Pakete

Wenn (zusammen mit einem bestimmten Paket) automatisch alle Pakete entfernt werden sollen, die nach dem Entfernen dieses Pakets nicht mehr erforderlich sind, verwenden Sie die Option --clean-deps:

tux > sudo zypper rm PACKAGE_NAME --clean-deps

6.1.2.4 Verwenden von Zypper in Skripten

Standardmäßig verlangt Zypper eine Bestätigung, bevor ein ausgewähltes Paket installiert oder entfernt wird oder wenn ein Problem auftritt. Mit der Option --non-interactive können Sie dieses Verhalten deaktivieren. Die Option muss jedoch vor dem tatsächlich auszuführenden Kommando (install, remove oder patch) angegeben werden, wie im Folgenden erkennbar:

tux > sudo zypper --non-interactive install PACKAGE_NAME

Mit dieser Option kann Zypper auch in Skripten und Cron-Aufträgen verwendet werden.

6.1.2.5 Installieren und Herunterladen von Quellpaketen

Wenn Sie das entsprechende Quellpaket eines Pakets installieren möchten, verwenden Sie:

tux > zypper source-install PACKAGE_NAME

Wird das Kommando als root ausgeführt, ist der Standardspeicherort der Quellpakete /usr/src/packages/ und ~/rpmbuild, wenn es als Benutzer ausgeführt wird. Diese Werte können in Ihrer lokalen rpm-Konfiguration geändert werden.

Dieses Kommando installiert auch die Build-Abhängigkeiten des angegebenen Pakets. Wenn Sie dies nicht wünschen, fügen Sie den Schalter -D hinzu:

tux > sudo zypper source-install -D PACKAGE_NAME

Um nur die Build-Abhängigkeiten zu installieren, verwenden Sie -d.

tux > sudo zypper source-install -d PACKAGE_NAME

Natürlich gelingt dies nur, wenn das Repository mit den Quellpaketen in Ihrer Repository-Liste aktiviert ist (es wird standardmäßig hinzugefügt, aber nicht aktiviert). Details zur Repository-Verwaltung finden Sie unter Abschnitt 6.1.5, „Verwalten von Repositorys mit Zypper“.

Eine Liste aller Quellpakete, die in Ihren Repositorys verfügbar sind, können Sie wie folgt abrufen:

tux > zypper search -t srcpackage

Wenn Sie möchten, können Sie die Quellpakete für alle installierten Pakete in ein lokales Verzeichnis herunterladen. Zum Herunterladen von Quellpaketen verwenden Sie:

tux > zypper source-download

Das Standardverzeichnis für heruntergeladene Dateien lautet /var/cache/zypper/source-download. Mit der Option --directory können Sie dieses Verzeichnis ändern. Sollen nur fehlende oder überzählige Pakete angezeigt werden, ohne Pakete herunterzuladen oder zu löschen, verwenden Sie die Option --status. Zum Löschen überzähliger Pakete verwenden Sie die Option --delete. Soll das Löschen deaktiviert werden, verwenden Sie die Option --no-delete.

6.1.2.6 Installieren von Paketen aus deaktivierten Repositorys

In der Regel können Sie nur Pakete aus aktivierten Repositorys installieren oder aktualisieren. Mit der Option --plus-content TAG können Sie bestimmte Repositorys aktualisieren, temporär während der aktuellen Zypper-Sitzung aktivieren und nach Abschluss der Sitzung wieder deaktivieren.

Sollen beispielsweise Repositorys mit zusätzlichen -debuginfo- oder -debugsource-Paketen aktiviert werden, geben Sie --plus-content debug ein. Diese Option kann mehrfach angegeben werden.

Sollen diese „Debug“-Repositorys vorübergehend aktiviert werden, damit Sie ein bestimmtes ‑debuginfo-Paket installieren können, geben Sie die Option wie folgt an:

tux > sudo zypper --plus-content debug \
   install "debuginfo(build-id)=eb844a5c20c70a59fc693cd1061f851fb7d046f4"

Die Zeichenkette build-id wird von gdb für fehlende debuginfo-Pakete zurückgegeben.

6.1.2.7 Dienstprogramme

Wenn Sie prüfen möchten, ob alle Abhängigkeiten noch erfüllt sind, und fehlende Abhängigkeiten reparieren möchten, verwenden Sie:

tux > zypper verify

Zusätzlich zu Abhängigkeiten, die erfüllt sein müssen, empfehlen einige Pakete andere Pakete. Diese empfohlenen Pakete werden installiert, wenn sie aktuell verfügbar und installierbar sind. Falls empfohlene Pakete erst nach der Installation des empfehlenden Pakets (durch Hinzufügen zusätzlicher Pakete oder zusätzlicher Hardware) zur Verfügung steht, verwenden Sie das folgende Kommando:

tux > sudo zypper install-new-recommends

Dieses Kommando ist nach dem Anschließen einer Webcam oder eines WLAN-Geräts äußerst nützlich. Hiermit werden Treiber für das Gerät und die zugehörige Software installiert, sofern verfügbar. Die Treiber und die zugehörige Software sind nur dann installierbar, wenn bestimmte Hardware-Abhängigkeiten erfüllt sind.

6.1.3 Aktualisieren von Software mit zypper

Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten, Software mithilfe von Zypper zu installieren: durch Installation von Patches, durch Installation einer neuen Version eines Pakets oder durch Aktualisieren der kompletten Distribution. Letzteres wird mit zypper dist-upgrade erreicht. Durchführen von Upgrades von SUSE Linux Enterprise Server wird im Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 19 “Upgraden von SUSE Linux Enterprise” erläutert.

6.1.3.1 Installieren aller erforderlichen Patches

Um alle offiziell herausgegebenen Patches für Ihr System zu installieren, führen Sie Folgendes aus:

tux > sudo zypper patch

Alle verfügbaren Patches aus den auf Ihrem Computer konfigurierten Repositorys werden auf Relevanz für Ihre Installation überprüft. Sind sie relevant (und nicht als optional oder feature klassifiziert), werden sie sofort installiert. Beachten Sie, dass das offizielle Aktualisierungs-Repository erst verfügbar ist, nachdem Sie Ihre SUSE Linux Enterprise Server-Installation registriert haben.

Umfasst ein zu installierendes Patch Änderungen, die einen System-Reboot erfordern, werden Sie zuvor benachrichtigt.

Mit dem einfachen Befehl zypper patch werden keine Patches aus Drittanbieter-Repositorys angewendet. Sollen auch die Drittanbieter-Repositorys aktualisiert werden, geben Sie die Befehlsoption with-update wie folgt an:

tux > sudo zypper patch --with update

Um auch optionale Patches zu installieren, verwenden Sie Folgendes:

tux > sudo zypper patch --with-optional

Um alle Patches zu installieren, die zu einem bestimmten Bugzilla-Problem gehören, verwenden Sie Folgendes:

tux > sudo zypper patch --bugzilla=NUMBER

Um alle Patches zu installieren, die zu einem bestimmten CVE-Datenbankeintrag gehören, verwenden Sie Folgendes:

tux > sudo zypper patch --cve=NUMBER

Zum Installieren eines Sicherheits-Patches mit der CVE-Nummer CVE-2010-2713 führen Sie beispielsweise Folgendes aus:

tux > sudo zypper patch --cve=CVE-2010-2713

Um nur Patches zu installieren, die Auswirkungen auf Zypper und die Paketverwaltung an sich haben, verwenden Sie Folgendes:

tux > sudo zypper patch --updatestack-only

Denken Sie daran, dass andere Befehlsoptionen, mit denen auch andere Repositorys aktualisiert würden, außer Acht gelassen werden, wenn Sie die Befehlsoption updatestack-only angeben.

6.1.3.2 Auflisten von Patches

Um herauszufinden, ob Patches verfügbar sind, erlaubt Zypper das Anzeigen der folgenden Informationen:

Anzahl der erforderlichen Patches

Um die Anzahl der erforderlichen Patches aufzulisten (Patches, die für Ihr System gelten, aber noch nicht installiert sind), verwenden Sie patch-check:

tux > zypper patch-check
Loading repository data...
Reading installed packages...
5 patches needed (1 security patch)

Dieses Kommando kann mit der Option --updatestack-only kombiniert werden, um nur Patches aufzulisten, die Auswirkungen auf Zypper und die Paketverwaltung an sich haben.

Liste der erforderlichen Patches

Um alle erforderlichen Patches aufzulisten (Patches, die für Ihr System gelten, aber noch nicht installiert sind), verwenden Sie list-patches:

tux > zypper list-patches
Loading repository data...
Reading installed packages...

Repository     | Name        | Version | Category | Status  | Summary
---------------+-------------+---------+----------+---------+---------
SLES12-Updates | SUSE-2014-8 | 1       | security | needed  | openssl: Update for OpenSSL
Liste aller Patches

Um alle für SUSE Linux Enterprise Server verfügbaren Patches aufzulisten, unabhängig davon, ob sie bereits installiert sind oder für Ihre Installation gelten, verwenden Sie zypper patches.

Sie können auch Patches für bestimmte Probleme auflisten und installieren. Dazu geben Sie das Kommando zypper list-patches mit den folgenden Optionen ein:

Nach Bugzilla-Problemen

Um alle Patches mit Bezug zu Bugzilla-Problemen aufzulisten, verwenden Sie die Option --bugzilla.

Um Patches für einen bestimmten Fehler aufzulisten, können Sie auch eine Fehlernummer angeben: --bugzilla=NUMMER. Fügen Sie Kommas zwischen den Fehlernummern hinzu, um nach Patches mit Bezug zu mehreren Bugzilla-Problemen zu suchen, z. B.:

tux > zypper list-patches --bugzilla=972197,956917
Nach CVE-Nummer

Um alle erforderlichen Patches aufzulisten, die Bezug zu einem Eintrag in der CVE-Datenbank (Common Vulnerabilities and Exposures) haben, verwenden Sie die Option --cve.

Um Patches für einen bestimmten CVE-Datenbankeintrag aufzulisten, können Sie auch eine CVE-Nummer angeben: --cve=NUMMER. Fügen Sie Kommas zwischen den CVE-Nummern hinzu, um nach Patches mit Bezug zu mehreren CVE-Datenbankeinträgen zu suchen, z. B.:

tux > zypper list-patches --bugzilla=CVE-2016-2315,CVE-2016-2324

Um alle Patches aufzulisten, unabhängig davon, ob sie erforderlich sind, verwenden Sie zusätzlich die Option --all. Um beispielsweise alle Patches aufzulisten, denen eine CVE-Nummer zugewiesen ist, verwenden Sie Folgendes:

tux > zypper list-patches --all --cve
Issue | No.           | Patch             | Category    | Severity  | Status
------+---------------+-------------------+-------------+-----------+----------
cve   | CVE-2015-0287 | SUSE-SLE-Module.. | recommended | moderate  | needed
cve   | CVE-2014-3566 | SUSE-SLE-SERVER.. | recommended | moderate  | not needed
[...]

6.1.3.3 Installieren neuer Paketversionen

Wenn ein Repository neue Pakete enthält, aber keine Patches zur Verfügung stellt, zeigt zypper patch keinerlei Wirkung. Zum Aktualisieren aller installierten Pakete mit verfügbaren neuen Versionen (unter Beibehaltung der Systemintegrität) verwenden Sie Folgendes:

tux > sudo zypper update

Zum Aktualisieren einzelner Pakete geben Sie das Paket mit dem Aktualisierungs- oder Aktualisierungskommando an:

tux > sudo zypper update PACKAGE_NAME
sudo zypper install PACKAGE_NAME

Mit dem Kommando kann eine Liste mit allen neuen installierbaren Paketen abgerufen werden.

tux > zypper list-updates

Dieses Kommando listet ausschließlich Pakete auf, die die folgenden Kriterien erfüllen:

  • stammt von demselben Hersteller wie das bereits installierte Paket,

  • umfasst Repositorys mit mindestens derselben Priorität wie das bereits installierte Paket,

  • ist installierbar (alle Abhängigkeiten wurden erfüllt).

Eine Liste aller neuen verfügbaren Pakete (unabhängig davon, ob diese Pakete installierbar sind oder nicht) erhalten Sie mit Folgendem:

tux > sudo zypper list-updates --all

Um festzustellen, warum ein neues Paket nicht installiert werden kann, verwenden Sie das Kommando zypper install oder zypper update, wie oben beschrieben.

6.1.3.4 Ermitteln verwaister Pakete

Immer, wenn Sie ein Repository aus Zypper entfernen oder Ihr System aktualisieren, erhalten manche Pakete den Status Verwaist. Diese verwaisten Pakete gehören zu keinem aktiven Repository mehr. Mit dem folgenden Kommando erhalten Sie eine entsprechende Liste:

tux > sudo zypper packages --orphaned

Anhand dieser Liste können Sie entscheiden, ob ein Paket noch benötigt wird oder sicher entfernt werden kann.

6.1.4 Ermitteln von Prozessen und Diensten, die gelöschte Dateien verwenden

Beim Anwenden von Patches, beim Aktualisieren oder beim Entfernen von Paketen können auf dem System Prozesse aktiv sein, die weiterhin Dateien verwenden, die durch die Aktualisierung oder das Entfernen gelöscht wurden. Verwenden Sie zypper ps, um Prozesse aufzulisten, die gelöschte Dateien verwenden. Falls der Prozess zu einem bekannten Dienst gehört, wird der Dienstname aufgelistet und der Dienst kann leicht neu gestartet werden. Standardmäßig zeigt zypper ps eine Tabelle an:

tux > zypper ps
PID   | PPID | UID | User  | Command      | Service      | Files
------+------+-----+-------+--------------+--------------+-------------------
814   | 1    | 481 | avahi | avahi-daemon | avahi-daemon | /lib64/ld-2.19.s->
      |      |     |       |              |              | /lib64/libdl-2.1->
      |      |     |       |              |              | /lib64/libpthrea->
      |      |     |       |              |              | /lib64/libc-2.19->
[...]
PID: ID des Prozesses
PPID: ID des übergeordneten Prozesses
UID: ID des Benutzers, der den Prozess ausführt
Login: Anmeldename des Benutzers, der den Prozess ausführt
Command: Kommando, das zum Ausführen des Prozesses verwendet wird
Service: Dienstname (nur, wenn das Kommando einem Systemdienst zugewiesen ist)
Files: Liste der gelöschten Dateien

Das Ausgabeformat von zypper ps kann wie folgt gesteuert werden:

zypper ps-s

Kurze Tabelle ohne gelöschte Dateien erstellen.

tux > zypper ps -s
PID   | PPID | UID  | User    | Command      | Service
------+------+------+---------+--------------+--------------
814   | 1    | 481  | avahi   | avahi-daemon | avahi-daemon
817   | 1    | 0    | root    | irqbalance   | irqbalance
1567  | 1    | 0    | root    | sshd         | sshd
1761  | 1    | 0    | root    | master       | postfix
1764  | 1761 | 51   | postfix | pickup       | postfix
1765  | 1761 | 51   | postfix | qmgr         | postfix
2031  | 2027 | 1000 | tux     | bash         |
zypper ps-ss

Nur Prozesse anzeigen, die einem Systemdienst zugewiesen sind.

PID   | PPID | UID  | User    | Command      | Service
------+------+------+---------+--------------+--------------
814   | 1    | 481  | avahi   | avahi-daemon | avahi-daemon
817   | 1    | 0    | root    | irqbalance   | irqbalance
1567  | 1    | 0    | root    | sshd         | sshd
1761  | 1    | 0    | root    | master       | postfix
1764  | 1761 | 51   | postfix | pickup       | postfix
1765  | 1761 | 51   | postfix | qmgr         | postfix
zypper ps-sss

Nur Systemdienste anzeigen, die gelöschte Dateien verwenden.

avahi-daemon
irqbalance
postfix
sshd
zypper ps--print "systemctl status %s"

Kommandos zum Abrufen von Statusinformationen für Dienste anzeigen, die einen Neustart erfordern könnten.

systemctl status avahi-daemon
systemctl status irqbalance
systemctl status postfix
systemctl status sshd

Weitere Informationen zum Handhaben von Diensten finden Sie unter Kapitel 13, Der Daemon systemd.

6.1.5 Verwalten von Repositorys mit Zypper

Sämtliche Installations- und Patch-Kommandos von Zypper sind von der Liste der bekannten Repositorys abhängig. Um alle dem System bekannten Repositorys aufzulisten, verwenden Sie das Kommando:

tux > zypper repos

Das Ergebnis ist der folgenden Ausgabe ähnlich:

Beispiel 6.1: Zypper – Liste der bekannten Repositorys
tux > zypper repos
# | Alias        | Name          | Enabled | Refresh
--+--------------+---------------+---------+--------
1 | SLEHA-12-GEO | SLEHA-12-GEO  | Yes     | No
2 | SLEHA-12     | SLEHA-12      | Yes     | No
3 | SLES12       | SLES12        | Yes     | No

Bei der Angabe von Repositorys kann in verschiedenen Kommandos ein Alias, URI oder eine Repository-Nummber aus der Ausgabe des Kommandos zypper repos verwendet werden. Ein Repository-Alias ist eine Kurzform des Repository-Namens, der in Repository-Kommandos verwendet wird. Beachten Sie dabei, dass sich die Repository-Nummern nach dem Bearbeiten der Repository-Liste ändern können. Der Alias ändert sich nie von alleine.

Standardmäßig werden Details wie URI oder Priorität des Repositorys nicht angezeigt. Verwenden Sie das folgende Kommando, um alle Details aufzulisten:

tux > zypper repos -d

6.1.5.1 Hinzufügen von Repositorys

Zum Hinzufügen eines Repository, führen Sie Folgendes aus:

tux > sudo zypper addrepo URI ALIAS

URI kann ein Internet-Repository, eine Netzwerkressource, ein Verzeichnis oder eine CD oder DVD sein (für Details siehe http://en.opensuse.org/openSUSE:Libzypp_URIs). Der ALIAS ist ein Kürzel und eine eindeutige Kennung für das Repository. Sie können ihn frei wählen, vorausgesetzt, er ist eindeutig. Zypper gibt eine Warnung aus, wenn Sie einen Alias angeben, der bereits verwendet wird.

6.1.5.2 Aktualisieren von Repositorys

Mit Zypper können Sie Änderungen in Paketen aus konfigurierten Repositorys abrufen. Rufen Sie die Änderungen wie folgt ab:

tux > sudo zypper refresh
Anmerkung
Anmerkung: Standardverhalten von zypper

Standardmäßig führen bestimmte Befehle refresh automatisch aus, sodass dieser Befehl nicht explizit aufgerufen werden muss.

Mit der Option --plus-content für refresh können Sie Änderungen auch in deaktivierten Repositorys abrufen:

tux > sudo zypper --plus-content refresh

Diese Option ruft Änderungen in Repositorys ab und behält dabei den Zustand der deaktivierten Repositorys unverändert bei – also deaktiviert.

6.1.5.3 Entfernen von Repositorys

Wenn ein Repository von der Liste entfernt werden soll, verwenden Sie das Kommando zypper removerepo zusammen mit dem Alias oder der Nummer des zu löschenden Repositorys. Um beispielsweise das Repository SLEHA-12-GEO aus Beispiel 6.1, „Zypper – Liste der bekannten Repositorys“ zu entfernen, verwenden Sie eines der folgenden Kommandos:

tux > sudo zypper removerepo 1
tux > sudo zypper removerepo "SLEHA-12-GEO"

6.1.5.4 Ändern von Repositorys

Aktivieren oder deaktivieren von Repositorys mit zypper modifyrepo. Mit diesem Kommando können Sie auch die Eigenschaften des Repositorys (z. B. Aktualisierungsverhalten, Name oder Priorität) ändern. Das folgende Kommando aktiviert das Repository mit dem Namen updates, aktiviert die automatische Aktualisierung und stellt seine Priorität auf 20 ein:

tux > sudo zypper modifyrepo -er -p 20 'updates'

Das Ändern von Repositorys ist nicht auf ein einziges Repository beschränkt – Sie können auch Gruppen bearbeiten:

-a: alle Repositorys
-l: lokale Repositorys
-t: entfernte Repositorys
-m TYPE: Repositorys eines bestimmten Typs (wobei TYPE eines der folgenden sein kann: http, https, ftp, cd, dvd, dir, file, cifs, smb, nfs, hd, iso)

Zum Umbenennen eines Repository-Alias verwenden Sie das Kommando renamerepo. Das folgende Beispiel ändert den Alias von Mozilla Firefox in firefox:

tux > sudo zypper renamerepo 'Mozilla Firefox' firefox

6.1.6 Abfragen von Repositorys und Paketen mit Zypper

Zypper bietet zahlreiche Methoden zur Abfrage von Repositorys oder Paketen. Verwenden Sie die folgenden Kommandos, um eine Liste aller verfügbaren Produkte, Muster, Pakete oder Patches zu erhalten:

tux > zypper products
tux > zypper patterns
tux > zypper packages
tux > zypper patches

Zur Abfrage aller Repositorys auf bestimmte Pakete verwenden Sie search. Mit dem Befehl info erhalten Sie Informationen zu bestimmten Paketen.

6.1.6.1 Verwendung von zypper search

Der Befehl zypper search lässt sich auf Paketnamen oder optional auf Paketzusammenfassungen und -beschreibungen anwenden. Zeichenketten, die mit / umschlossen sind, werden als reguläre Ausdrücke behandelt. Standardmäßig unterscheidet der Suchvorgang keine Groß- und Kleinschreibung.

Einfache Suche nach einem Paketnamen mit dem Namensbestandteil fire
tux > zypper search "fire"
Einfache Suche nach dem genauen Paketnamen MozillaFirefox
tux > zypper search --match-exact "MozillaFirefox"
Suche auf Paketbeschreibungen und -zusammenfassungen ausdehnen
tux > zypper search -d fire
Nur Pakete anzeigen, die nicht bereits installiert sind
tux > zypper search -u fire
Pakete anzeigen, die die Zeichenkette fir enthalten, nicht gefolgt von e
tux > zypper se "/fir[^e]/"

6.1.6.2 Verwendung von zypper what-provides

Verwenden Sie zur Suche nach Paketen, die eine spezielle Funktion bieten, das Kommando what-provides. Wenn Sie beispielsweise wissen möchten, welches Paket das Perl-Modul SVN::Core bereitstellt, verwenden Sie das folgende Kommando:

tux > zypper what-provides 'perl(SVN::Core)'

what-provides -PAKETNAME ähnelt dem Befehl rpm -q --whatprovides PAKETNAME; RPM kann jedoch nur Abfragen für die RPM-Datenbank (Datenbank mit allen installierten Paketen) durchführen. zypper informiert Sie auf der anderen Seite über Anbieter der Möglichkeit von einem beliebigen Repository, nicht nur von denen, die installiert sind.

6.1.6.3 Verwendung von zypper info

Um einzelne Pakete abzufragen, verwenden Sie info mit einem exakten Paketnamen als Argument. Hiermit werden detaillierte Informationen zu einem Paket angezeigt. Falls der Paketname nicht mit einem Paketnamen aus den Repositorys übereinstimmt, gibt der Befehl ausführliche Informationen zu den fehlenden Pakettreffern aus. Wenn Sie einen bestimmten Typ festlegen (mit der Option -t) und dieser Typ nicht vorhanden ist, gibt der Befehl andere verfügbare Treffer aus, jedoch ohne ausführliche Informationen.

Wenn Sie ein Quellpaket angeben, zeigt der Befehl die aus dem Quellpaket aufgebauten Binärpakete. Wenn Sie ein Binärpaket angeben, gibt der Befehl die Quellpakete aus, aus denen das Binärpaket aufgebaut wurde.

Um auch die Elemente abzurufen, die für das Paket erforderlich/empfohlen sind, verwenden Sie die Optionen --requires und --recommends:

tux > zypper info --requires MozillaFirefox

6.1.7 Konfigurieren von Zypper

Zypper ist nunmehr mit einer Konfigurationsdatei ausgestattet, in der Sie die Arbeitsweise von Zypper dauerhaft verändern können (wahlweise systemweit oder benutzerspezifisch). Für systemweite Änderungen bearbeiten Sie /etc/zypp/zypper.conf. Für benutzerspezifische Änderungen bearbeiten Sie ~/.zypper.conf. Falls ~/.zypper.conf noch nicht vorhanden ist, können Sie /etc/zypp/zypper.conf als Schablone verwenden. Kopieren Sie diese Datei in ~/.zypper.conf, und passen Sie sie nach Ihren Anforderungen an. Weitere Informationen zu den verfügbaren Optionen finden Sie in den Kommentaren in der Datei.

6.1.8 Fehlersuche

Falls Sie aus konfigurierten Repositorys heraus nicht problemlos auf Pakete zugreifen können (Zypper kann beispielsweise ein bestimmtes Paket nicht finden, obwohl Sie wissen, dass sich dieses Paket in einem der Repositorys befindet), aktualisieren Sie probeweise die Repositorys:

tux > sudo zypper refresh

Falls das nicht wirkt, probieren Sie Folgendes:

tux > sudo zypper refresh -fdb

Damit wird eine vollständige Aktualisierung und ein kompletter Neuaufbau der Datenbank erzwungen, außerdem ein erzwungener Download von Roh-Metadaten.

6.1.9 Zypper-Rollback-Funktion im Btrfs-Dateisystem

Wenn das Btrfs-Dateisystem in der Stammpartition verwendet wird und installiert ist, ruft Zypper automatisch Snapper auf, wenn an das Dateisystem Änderungen übermittelt werden, um entsprechende Dateisystem-Snapshots zu erstellen. Diese Snapshots können verwendet werden, um alle durch Zypper vorgenommenen Änderungen rückgängig zu machen. Weitere Informationen finden Sie in Kapitel 7, Systemwiederherstellung und Snapshot-Verwaltung mit Snapper.

6.1.10 Weiterführende Informationen

Wenn Sie weitere Informationen zur Verwaltung von Software benötigen, geben Sie den Befehl zypper help, zypper help BEFEHL in die Befehlszeile ein oder rufen Sie die man-Seite zypper(8) auf. Eine ausführliche Kommandoreferenz mit Tricks zu den wichtigsten Kommandos sowie Informationen zur Verwendung von Zypper in Skripten und Anwendungen finden Sie unter http://en.opensuse.org/SDB:Zypper_usage. Eine Liste der Software-Änderungen in der aktuellen SUSE Linux Enterprise Server-Version finden Sie unter http://en.opensuse.org/openSUSE:Zypper versions.

6.2 RPM - der Paket-Manager

RPM (RPM Package Manager) wird für die Verwaltung von Softwarepaketen verwendet. Seine Hauptbefehle lauten rpm und rpmbuild. In der leistungsstarken RPM-Datenbank können Benutzer, Systemadministratoren und Paketersteller ausführliche Informationen zur installierten Software abfragen.

Im Wesentlichen hat rpm fünf Modi: Installieren/Deinstallieren (oder Aktualisieren) von Software-Paketen, Neuaufbauen der RPM-Datenbank, Abfragen der RPM-Basis oder individuellen RPM-Archive, Integritätsprüfung der Pakete und Signieren von Paketen. rpmbuild ermöglicht das Aufbauen installierbarer Pakete von Pristine-Quellen.

Installierbare RPM-Archive sind in einem speziellen binären Format gepackt. Diese Archive bestehen aus den zu installierenden Programmdateien und aus verschiedenen Metadaten, die bei der Installation von rpm benutzt werden, um das jeweilige Softwarepaket zu konfigurieren, oder die zu Dokumentationszwecken in der RPM-Datenbank gespeichert werden. RPM-Archive haben für gewöhnlich die Dateinamenserweiterung .rpm.

Tipp
Tipp: Pakete zur Software-Entwicklung

Für mehrere Pakete wurden die erforderlichen Komponenten für die Software-Entwicklung (Bibliotheken, Header, Include-Dateien usw.) in separate Pakete verpackt. Diese Entwicklungspakete werden nur benötigt, wenn Sie Software selbst kompilieren möchten (beispielsweise die neuesten GNOME-Pakete). Solche Pakete sind am Namenszusatz - zu erkennen, z. B. die Pakete alsa-devel und gimp-devel.

6.2.1 Prüfen der Authentizität eines Pakets

RPM-Pakete sind mit GPG signiert. Verwenden Sie zum Verifizieren der Signatur eines RPM-Pakets das Kommando rpm --checksig  PACKAGE-1.2.3.rpm. So können Sie feststellen, ob das Paket von SUSE oder einer anderen verbürgten Einrichtung stammt. Dies ist insbesondere bei Update-Paketen aus dem Internet zu empfehlen.

Zum Beheben von Problemen im Betriebssystem müssen Sie ggf. einen PTF (Problem Temporary Fix, temporäre Fehlerbehebung) in einem Produktionssystem installieren. Die Pakete von SUSE sind mit einem besonderen PTF-Schlüssel signiert. Im Gegensatz zu SUSE Linux Enterprise 11 wird dieser Schlüssel jedoch nicht standardmäßig von SUSE Linux Enterprise 12-Systemen importiert. Importieren Sie den Schlüssel mit dem folgenden Befehl:

tux > sudo rpm --import \
/usr/share/doc/packages/suse-build-key/suse_ptf_key.asc

Nach dem Importieren des Schlüssels können Sie PTF-Pakete auf dem System installieren.

6.2.2 Verwalten von Paketen: Installieren, Aktualisieren und Deinstallieren

In der Regel kann ein RPM-Archiv einfach installiert werden: rpm -i PACKAGE.rpm. Mit diesem Kommando wird das Paket aber nur dann installiert, wenn seine Abhängigkeiten erfüllt sind und keine Konflikte mit anderen Paketen bestehen. rpmfordert per Fehlermeldung die Pakete an, die zum Erfüllen der Abhängigkeiten installiert werden müssen. Im Hintergrund wacht die RPM-Datenbank darüber, dass keine Konflikte entstehen: Eine spezifische Datei darf nur zu einem Paket gehören. Durch die Wahl anderer Optionen können Sie rpm zwingen, diese Standards zu ignorieren, jedoch ist dies nur für Spezialisten gedacht. Andernfalls wird damit die Integrität des Systems gefährdet und möglicherweise die Update-Fähigkeit aufs Spiel gesetzt.

Die Optionen -U oder --upgrade und -F oder --freshen können für das Update eines Pakets benutzt werden (z. B.: rpm -F PAKET.rpm). Dieser Befehl entfernt die Dateien der alten Version und installiert sofort die neuen Dateien. Der Unterschied zwischen den beiden Versionen besteht darin, dass mit -U auch Pakete installiert werden, die vorher nicht im System vorhanden waren, wohingegen mit -F nur zuvor installierte Pakete aktualisiert werden. Bei einem Update verwendet rpm zur sorgfältigen Aktualisierung der Konfigurationsdateien die folgende Strategie:

  • Falls eine Konfigurationsdatei vom Systemadministrator nicht geändert wurde, installiert rpm die neue Version der entsprechenden Datei. Es sind keine Eingriffe seitens des Administrators nötig.

  • Wenn der Systemadministrator eine Konfigurationsdatei vor der Aktualisierung geändert hatte, speichert rpm die geänderte Datei mit der Dateinamenerweiterung .rpmorig oder .rpmsave (Sicherungsdatei) und installiert die Version des neuen Pakets. Dies gilt nur dann, wenn die ursprünglich installierte Datei und die neuere Version nicht identisch sind. Vergleichen Sie in diesem Fall die Sicherungsdatei (.rpmorig oder .rpmsave) mit der neu installierten Datei und nehmen Sie Ihre Änderungen erneut in der neuen Datei vor. Löschen Sie anschließend alle .rpmorig- und .rpmsave-Dateien, um Probleme mit zukünftigen Updates zu vermeiden.

  • .rpmnew-Dateien erscheinen immer dann, wenn die Konfigurationsdatei bereits existiert und wenn die Kennung noreplace mit der .spec-Datei angegeben wurde.

Im Anschluss an ein Update sollten alle .rpmsave- und .rpmnew-Dateien nach einem Abgleich entfernt werden, damit sie bei zukünftigen Updates nicht stören. Die Erweiterung .rpmorig wird zugewiesen, wenn die Datei zuvor nicht von der RPM-Datenbank erkannt wurde.

Andernfalls wird .rpmsave verwendet. Mit anderen Worten: .rpmorig entsteht bei einem Update von einem Fremdformat auf RPM. .rpmsave entsteht bei einem Update aus einem älteren RPM auf einen neueren RPM. .rpmnew informiert nicht darüber, ob der Systemadministrator die Konfigurationsdatei geändert hat. Eine Liste all dieser Dateien ist in /var/adm/rpmconfigcheck verfügbar. Einige Konfigurationsdateien (wie /etc/httpd/httpd.conf) werden nicht überschrieben, um den weiteren Betrieb zu ermöglichen.

Der Schalter -U ist nicht einfach gleichbedeutend mit der Deinstallation mit der Option -e und der Installation mit der Option -i. Verwenden Sie -U, wann immer möglich.

Zum Entfernen eines Pakets geben Sie rpm -e PAKET ein. Dieses Kommando löscht das Paket nur, wenn keine ungelösten Abhängigkeiten vorhanden sind. Theoretisch ist es unmöglich, beispielsweise Tcl/Tk zu löschen, solange eine andere Anwendung Tcl/Tk noch benötigt. Auch in diesem Fall nutzt RPM die Datenbank zur Unterstützung. Falls in einem Ausnahmefall ein solcher Löschvorgang nicht möglich ist (selbst wenn keine Abhängigkeiten mehr bestehen), kann es nützlich sein, die RPM-Datenbank mit der Option --rebuilddb neu aufzubauen.

6.2.3 Delta-RPM-Pakete

Delta-RPM-Pakete enthalten die Unterschiede zwischen einer alten und einer neuen Version eines RPM-Pakets. Wenn Sie ein Delta-RPM auf ein altes RPM anwenden, ergibt dies ein ganz neues RPM. Es ist nicht erforderlich, dass eine Kopie des alten RPM vorhanden ist, da ein Delta-RPM auch mit einem installierten RPM arbeiten kann. Die Delta-RPM-Pakete sind sogar kleiner als Patch-RPMs, was beim Übertragen von Update-Paketen über das Internet von Vorteil ist. Der Nachteil ist, dass Update-Vorgänge mit Delta-RPMs erheblich mehr CPU-Zyklen beanspruchen als normale oder Patch-RPMs.

Die Binärdateien makedeltarpm und applydelta sind Teil der Delta-RPM-Suite (Paket deltarpm) und helfen Ihnen beim Erstellen und Anwenden von Delta-RPM-Paketen. Mit den folgenden Befehlen erstellen Sie ein Delta-RPM mit dem Namen new.delta.rpm. Der folgende Befehl setzt voraus, dass old.rpm und new.rpm vorhanden sind:

tux > sudo makedeltarpm old.rpm new.rpm new.delta.rpm

Mit applydeltarpm können Sie den neuen RPM aus dem Dateisystem rekonstruieren, wenn das alte Paket bereits installiert ist:

tux > sudo applydeltarpm new.delta.rpm new.rpm

Um es aus dem alten RPM abzuleiten, ohne auf das Dateisystem zuzugreifen, verwenden Sie die Option -r:

tux > sudo applydeltarpm -r old.rpm new.delta.rpm new.rpm

Technische Details finden Sie in /usr/share/doc/packages/deltarpm/README.

6.2.4 RPM Abfragen

Mit der Option -q initiiert rpm Abfragen und ermöglicht es, ein RPM-Archiv zu prüfen (durch Hinzufügen der Option -p) und die RPM-Datenbank nach installierten Paketen abzufragen. Zur Angabe der benötigten Informationsart stehen mehrere Schalter zur Verfügung. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Tabelle 6.1, „Die wichtigsten RPM-Abfrageoptionen“.

Tabelle 6.1: Die wichtigsten RPM-Abfrageoptionen

-i

Paketinformation

-l

Dateiliste

-f FILE

Abfrage nach Paket, das die Datei FILE enthält. (FILE muss mit dem vollständigen Pfad angegeben werden.)

-s

Dateiliste mit Statusinformation (impliziert -l)

-d

Nur Dokumentationsdateien auflisten (impliziert -l)

-c

Nur Konfigurationsdateien auflisten (impliziert -l)

--dump

Dateiliste mit vollständigen Details (mit -l, -c oder -d benutzen)

--provides

Funktionen des Pakets auflisten, die ein anderes Paket mit --requires anfordern kann

--requires, -R

Fähigkeiten, die das Paket benötigt

--Skripten

Installationsskripten (preinstall, postinstall, uninstall)

Beispielsweise gibt der Befehl rpm -q -i wget die in Beispiel 6.2, „rpm -q -i wget gezeigte Information aus.

Beispiel 6.2: rpm -q -i wget
Name        : wget
Version     : 1.14
Release     : 17.1
Architecture: x86_64
Install Date: Mon 30 Jan 2017 14:01:29 CET
Group       : Productivity/Networking/Web/Utilities
Size        : 2046483
License     : GPL-3.0+
Signature   : RSA/SHA256, Thu 08 Dec 2016 07:48:44 CET, Key ID 70af9e8139db7c82
Source RPM  : wget-1.14-17.1.src.rpm
Build Date  : Thu 08 Dec 2016 07:48:34 CET
Build Host  : sheep09
Relocations : (not relocatable)
Packager    : https://www.suse.com/
Vendor      : SUSE LLC <https://www.suse.com/>
URL         : http://www.gnu.org/software/wget/
Summary     : A Tool for Mirroring FTP and HTTP Servers
Description :
Wget enables you to retrieve WWW documents or FTP files from a server.
This can be done in script files or via the command line.
Distribution: SUSE Linux Enterprise 12

Die Option -f funktioniert nur, wenn Sie den kompletten Dateinamen mit dem vollständigen Pfad angeben. Sie können beliebig viele Dateinamen angeben. Beispiel:

tux > rpm -q -f /bin/rpm /usr/bin/wget
rpm-4.11.2-15.1.x86_64
wget-1.14-17.1.x86_64

Wenn nur ein Teil des Dateinamens bekannt ist, verwenden Sie ein Shell-Skript, wie in Beispiel 6.3, „Skript für die Suche nach Paketen“ gezeigt. Übergeben Sie den partiellen Dateinamen als Parameter beim Aufruf des Skripts.

Der Befehl rpm -q --changelog PAKET zeigt eine detaillierte Liste der Änderungsinformation zu einem bestimmten Paket nach Datum sortiert.

Mit der installierten RPM-Datenbank sind Überprüfungen möglich. Initiieren Sie sie mit -V oder --verify. Mit dieser Option zeigt rpm alle Dateien in einem Paket an, die seit der Installation geändert wurden. rpm verwendet acht verschiedene Zeichen als Hinweis auf die folgenden Änderungen:

Tabelle 6.2: RPM-Überprüfungsoptionen

5

MD5-Prüfsumme

S

Dateigröße

L

Symbolischer Link

T

Änderungszeit

D

Major- und Minor-Gerätenummern

U

Eigentümer

G

Gruppe

M

Modus (Berechtigungen und Dateityp)

Bei Konfigurationsdateien wird der Buchstabe c ausgegeben. Beispielsweise für Änderungen an /etc/wgetrc (wget-Paket):

tux > rpm -V wget
S.5....T c /etc/wgetrc

Die Dateien der RPM-Datenbank werden in /var/lib/rpm abgelegt. Wenn die Partition /usr eine Größe von 1 GB aufweist, kann diese Datenbank beinahe 30 MB belegen, insbesondere nach einem kompletten Update. Wenn die Datenbank viel größer ist als erwartet, kann es nützlich sein, die Datenbank mit der Option --rebuilddb neu zu erstellen. Legen Sie zuvor eine Sicherungskopie der alten Datenbank an. Das cron-Skript cron.daily legt täglich (mit gzip gepackte) Kopien der Datenbank an und speichert diese unter /var/adm/backup/rpmdb. Die Anzahl der Kopien wird durch die Variable MAX_RPMDB_BACKUPS (Standard: 5) in /etc/sysconfig/backup gesteuert. Die Größe einer einzelnen Sicherungskopie beträgt ungefähr 1 MB für 1 GB in /usr.

6.2.5 Installieren und Kompilieren von Quellpaketen

Alle Quellpakete haben die Erweiterung .src.rpm (Source-RPM).

Anmerkung
Anmerkung: Installierte Quellpakete

Quellpakete können vom Installationsmedium auf die Festplatte kopiert und mit YaST entpackt werden. Sie werden im Paket-Manager jedoch nicht als installiert ([i]) gekennzeichnet. Das liegt daran, dass die Quellpakete nicht in der RPM-Datenbank eingetragen sind. Nur installierte Betriebssystemsoftware wird in der RPM-Datenbank aufgeführt. Wenn Sie ein Quellpaket installieren, wird dem System nur der Quellcode hinzugefügt.

Die folgenden Verzeichnisse müssen für rpm und rpmbuild in /usr/src/packages vorhanden sein (es sei denn, Sie haben spezielle Einstellungen in einer Datei, wie /etc/rpmrc, festgelegt):

SOURCES

für die originalen Quellen (.tar.bz2 oder .tar.gz files, etc.) und für die distributionsspezifischen Anpassungen (meistens .diff- oder .patch-Dateien)

SPECS

für die .spec-Dateien, die ähnlich wie Meta-Makefiles den build-Prozess steuern

BUILD

Alle Quellen in diesem Verzeichnis werden entpackt, gepatcht und kompiliert.

RPMS

Speicherort der fertigen Binärpakete

SRPMS

Speicherort der Quell-RPMs

Wenn Sie ein Quellpaket mit YaST installieren, werden alle erforderlichen Komponenten in /usr/src/packages installiert: die Quellen und Anpassungen in SOURCES und die relevante .spec-Datei in SPECS.

Warnung
Warnung: Systemintegrität

Experimentieren Sie nicht mit Systemkomponenten (glibc, rpm usw.), da Sie damit die Stabilität Ihres Systems riskieren.

Das folgende Beispiel verwendet das wget.src.rpm-Paket. Nach der Installation des Quellpakets sollten Dateien wie in der folgenden Liste vorhanden sein:

/usr/src/packages/SOURCES/wget-1.11.4.tar.bz2
/usr/src/packages/SOURCES/wgetrc.patch
/usr/src/packages/SPECS/wget.spec

Mit rpmbuild -bX /usr/src/packages/SPECS/wget.spec wird die Kompilierung gestartet. X ist ein Platzhalter für verschiedene Stufen des build-Prozesses (Einzelheiten siehe in --help oder der RPM-Dokumentation). Nachfolgend wird nur eine kurze Erläuterung gegeben:

-bp

Bereiten Sie Quellen in /usr/src/packages/BUILD vor: entpacken und patchen.

-bc

Wie -bp, jedoch zusätzlich kompilieren.

-bi

Wie -bp, jedoch zusätzlich die erstellte Software installieren. Vorsicht: Wenn das Paket die Funktion BuildRoot nicht unterstützt, ist es möglich, dass Konfigurationsdateien überschrieben werden.

-bb

Wie -bi, jedoch zusätzlich das Binärpaket erstellen. Nach erfolgreicher Kompilierung sollte das Binärpaket in /usr/src/packages/RPMS sein.

-ba

Wie -bb, jedoch zusätzlich den Quell-RPM erstellen. Nach erfolgreicher Kompilierung sollte dieses in /usr/src/packages/RPMS liegen.

--short-circuit

Einige Schritte überspringen.

Der erstellte Binär-RPM kann nun mit rpm -i oder vorzugsweise mit rpm -U erstellt werden. Durch die Installation mit rpm wird er in die RPM-Datenbank aufgenommen.

Denken Sie daran, dass die BuildRoot-Direktive in der spec-Datei seit SUSE Linux Enterprise Server 12 nicht mehr verwendet wird. Benötigen Sie die Funktion weiterhin, verwenden Sie die Option --buildroot als Alternative. Detailliertere Hintergrundinformationen finden Sie in der Support-Datenbank unter https://www.suse.com/support/kb/doc?id=7017104.

6.2.6 Kompilieren von RPM-Pakten mit „build“

Bei vielen Paketen besteht die Gefahr, dass während der Erstellung ungewollt Dateien in das laufende System kopiert werden. Um dies zu vermeiden, können Sie build verwenden, das eine definierte Umgebung herstellt, in der das Paket erstellt wird. Zum Aufbau dieser chroot-Umgebung muss dem build-Skript ein kompletter Paketbaum zur Verfügung stehen. Dieser kann auf Festplatte, über NFS oder auch von DVD bereitgestellt werden. Legen Sie die Position mit build --rpms VERZEICHNIS fest. Im Unterschied zu rpm sucht das Kommando build die -spec-Datei im Quellverzeichnis. Wenn Sie, wie im obigen Beispiel, wget neu erstellen möchten und die DVD unter /media/dvd im System eingehängt ist, verwenden Sie als Benutzer root folgende Kommandos:

root # cd /usr/src/packages/SOURCES/
root # mv ../SPECS/wget.spec .
root # build --rpms /media/dvd/suse/ wget.spec

Anschließend wird in /var/tmp/build-root eine minimale Umgebung eingerichtet. Das Paket wird in dieser Umgebung erstellt. Danach befinden sich die resultierenden Pakete in /var/tmp/build-root/usr/src/packages/RPMS.

Das Skript build bietet mehrere zusätzliche Optionen. Beispielsweise können Sie das Skript veranlassen, Ihre eigenen RPMs bevorzugt zu verwenden, die Initialisierung der build-Umgebung auszulassen oder das Kommando rpm auf eine der oben erwähnten Stufen zu beschränken. Weitere Informationen erhalten Sie über build --help oder die man-Seite build.

6.2.7 Werkzeuge für RPM-Archive und die RPM-Datenbank

Midnight Commander (mc) kann den Inhalt von RPM-Archiven anzeigen und Teile daraus kopieren. Archive werden als virtuelle Dateisysteme dargestellt und bieten alle üblichen Menüoptionen von Midnight Commander. Zeigen Sie den HEADER mit F3 an. Zeigen Sie die Archivstruktur mit den Cursortasten und der Eingabetaste an. Kopieren Sie Archivkomponenten mit F5.

Ein Paket-Manager mit allen Funktionen ist als YaST-Modul verfügbar. Weitere Informationen finden Sie unter Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 13 “Installieren bzw. Entfernen von Software”.

7 Systemwiederherstellung und Snapshot-Verwaltung mit Snapper

Viele Benutzer fragten bereits nach einer Funktion, mit der sie Snapshots des Dateisystems anfertigen könnten, um so Rollbacks für Linux auszuführen. Dank Snapper mit dem Btrfs-Dateisystem oder mit Thin Provisioned LVM-Volumes ist diese Lücke nunmehr geschlossen.

Das neue Copy-on-Write-Dateisystem Btrfs für Linux unterstützt Dateisystem-Snapshots (Kopie des Zustands eines Subvolume zu einem bestimmten Zeitpunkt) von Subvolumes (ein oder mehrere separat einhängbare Dateisysteme auf den einzelnen physischen Partitionen). Snapshots werden auch auf LVM-Volumes mit Thin-Provisioning unterstützt, die mit XFS, Ext4 oder Ext3 formatiert sind. Mit Snapper erstellen und verwalten Sie diese Snapshots. Snapper ist mit einer Kommandozeile und einer YaST-Oberfläche ausgestattet. Ab SUSE Linux Enterprise Server 12 können Sie außerdem aus Btrfs-Snapshots booten. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 7.3, „System-Rollback durch Booten aus Snapshots“.

Snapper ermöglicht Folgendes:

7.1 Standardeinrichtung

Snapper unter SUSE Linux Enterprise Server wird als Werkzeug zum Rückgängigmachen und Wiederherstellen von Systemänderungen eingerichtet. Standardmäßig ist die Root-Partition (/) von SUSE Linux Enterprise Server mit Btrfs formatiert. Das Anfertigen von Snapshots wird automatisch aktiviert, wenn die Root-Partition (/) groß genug ist (ungefähr mehr als 16 GB). Das Anfertigen von Snapshots auf anderen Partitionen (abgesehen von /) ist standardmäßig nicht aktiviert.

Tipp
Tipp: Aktivieren von Snapper im installierten System

Wenn Sie Snapper während der Installation deaktiviert haben, können Sie dieses Werkzeug später jederzeit wieder aktivieren. Erstellen Sie hierzu eine Snapper-Standardkonfiguration für das Root-Dateisystem mit

tux > sudo snapper -c root create-config /

Aktivieren Sie dann die verschiedenen Snapshot-Typen gemäß den Anweisungen unter Abschnitt 7.1.3.1, „Deaktivieren/Aktivieren von Snapshots“.

Denken Sie daran, dass für Snapshots ein Btrfs-Root-Dateisystem erforderlich ist, dessen Subvolumes gemäß den Vorschlägen des Installationsprogramms und mit einer Partitionsgröße von mindestens 16 GB eingerichtet werden müssen.

Beim Erstellen eines Snapshots verweisen sowohl der Snapshot als auch das Original auf dieselben Blöcke im Dateisystem. Zunächst belegt ein Snapshot also keinen zusätzlichen Speicherplatz auf der Festplatte. Werden Daten im Original-Dateisystem bearbeitet, so werden die geänderten Datenblöcke kopiert, und die alten Datenblöcke werden im Snapshot beibehalten. Der Snapshot belegt daher dieselbe Speicherplatzmenge wie die geänderten Daten. Im Lauf der Zeit wächst der Speicherplatzbedarf eines Snapshots somit an. Wenn Sie also Dateien aus einem Btrfs-Dateisystem löschen, auf dem sich Snapshots befinden, wird unter Umständen kein Speicherplatz freigegeben!

Anmerkung
Anmerkung: Position der Snapshots

Snapshots befinden sich stets auf der Partition oder dem Subvolume, auf dem der Snapshot aufgenommen wurde. Es ist nicht möglich, einen Snapshot auf einer anderen Partition oder einem anderen Subvolume zu speichern.

Partitionen mit Snapshots müssen daher größer sein als normale Partitionen. Die Speichermenge ist dabei abhängig von der Anzahl der Snapshots und vom Umfang der Änderungen an den Daten. In der Regel sollten Sie etwa den doppelten Speicherplatz bereitstellen. Um zu verhindern, dass es zu wenig Speicherplatz gibt, werden alte Snapshots automatisch bereinigt. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 7.1.3.4, „Steuern der Snapshot-Archivierung“.

7.1.1 Typen von Snapshots

Die Snapshots an sich unterscheiden sich streng genommen nicht voneinander, werden allerdings dennoch gemäß den Ereignissen, die sie ausgelöst haben, in drei Snapshot-Typen gegliedert:

Zeitleisten-Snapshots

In Abständen von einer Stunde wird ein einzelner Snapshot erstellt. Alte Snapshots werden automatisch gelöscht. Standardmäßig wird der erste Snapshot der letzten zehn Tage, Monate und Jahre beibehalten. Zeitleisten-Snapshots sind standardmäßig deaktiviert.

Installations-Snapshots

Wenn Sie ein oder mehrere Pakete mit YaST oder zypper installieren, wird ein Snapshot-Paar erstellt: ein Snapshot vor Beginn der Installation (Pre) und ein zweiter Snapshot nach Abschluss der Installation (Post). Wird eine wichtige Systemkomponente installiert (z. B. der Kernel), wird das Snapshot-Paar als wichtig gekennzeichnet (important=yes). Alte Snapshots werden automatisch gelöscht. Standardmäßig werden die letzten zehn wichtigen Snapshots und die letzten zehn normalen Snapshots (auch Verwaltungs-Snapshots) beibehalten. Installations-Snapshots sind standardmäßig aktiviert.

Verwaltungs-Snapshots

Wenn Sie die Verwaltung eines Systems mit YaST vornehmen, wird ein Snapshot-Paar erstellt: ein Snapshot beim Starten eines YaST-Moduls (Pre) und ein zweiter Snapshot beim Schließen des Moduls (Post). Alte Snapshots werden automatisch gelöscht. Standardmäßig werden die letzten zehn wichtigen Snapshots und die letzten zehn normalen Snapshots (auch Installations-Snapshots) beibehalten. Verwaltungs-Snapshots sind standardmäßig aktiviert.

7.1.2 Verzeichnisse, die aus Snapshots ausgenommen sind

Bestimmte Verzeichnisse müssen aus verschiedenen Gründen aus den Snapshots ausgenommen werden. Die folgende Liste zeigt alle ausgeschlossenen Verzeichnisse:

/boot/grub2/i386-pc, /boot/grub2/x86_64-efi, /boot/grub2/powerpc-ieee1275, /boot/grub2/s390x-emu

Ein Rollback der Bootloader-Konfiguration wird nicht unterstützt. Die obigen Verzeichnisse sind abhängig von der Architektur. Die ersten beiden Verzeichnisse gelten für AMD64-/Intel 64-Computer und die letzten beiden Verzeichnisse für IBM POWER bzw. für IBM Z.

/home

Wenn /home sich nicht auf einer separaten Partition befindet, wird dieses Verzeichnis ausgeschlossen, damit bei einem Rollback kein Datenverlust eintritt.

/opt, /var/opt

Produkte von Drittanbietern werden in der Regel in /opt installiert. Dieses Verzeichnis wird ausgeschlossen, damit die betreffenden Anwendungen bei einem Rollback nicht deinstalliert werden.

/srv

Enthält Daten für Web- und FTP-Server. Ausgeschlossen, damit bei einem Rollback kein Datenverlust eintritt.

/tmp, /var/tmp, /var/cache, /var/crash

Alle Verzeichnisse, die temporäre Dateien und Caches enthalten, werden aus den Snapshots ausgeschlossen.

/usr/local

Dieses Verzeichnis wird bei der manuellen Installation von Software verwendet. Dieses Verzeichnis wird ausgeschlossen, damit die betreffenden Installationen bei einem Rollback nicht deinstalliert werden.

/var/lib/libvirt/images

Die Standardposition für Images von virtuellen Rechnern, die mit libvirt verwaltet werden Dieses Verzeichnis wird ausgeschlossen, damit bei einem Rollback keine Images von virtuellen Rechnern durch ältere Versionen ersetzt werden. Standardmäßig wird dieses Subvolume mit der Option no copy on write (keine Kopie beim Schreibvorgang) erstellt.

/var/lib/mailman, /var/spool

Verzeichnisse, die Emails oder Email-Warteschlangen enthalten, werden ausgeschlossen, damit kein Email-Verlust nach einem Rollback eintritt.

/var/lib/named

Enthält Zonendaten für den DNS-Server. Aus den Snapshots ausgeschlossen, damit ein Nameserver auch nach einem Rollback noch funktionsfähig ist.

/var/lib/mariadb, /var/lib/mysql, /var/lib/pgqsl

Diese Verzeichnisse enthalten Datenbankdaten. Standardmäßig werden diese Subvolumes mit der Option no copy on write (keine Kopie beim Schreibvorgang) erstellt.

/var/log

Standort der Protokolldatei. Aus den Snapshots ausgeschlossen, damit die Protokolldateien auch nach dem Rollback eines fehlerhaften Systems noch analysiert werden können. Standardmäßig ist für /var/log das Attribut „NoCOW“ festgelegt, sodass die Copy-on-Write-Funktion deaktiviert ist. Hiermit wird die Leistung verbessert und die Anzahl doppelter Blöcke wird verringert. Prüfen Sie dies mit lsattr:

tux > lsattr -l /var/
/var/log      No_COW

7.1.3 Anpassen der Einrichtung

Die Standardeinrichtung von SUSE Linux Enterprise Server deckt die meisten Anwendungsfälle ab. Sie haben jedoch die Möglichkeit, alle Aspekte beim Anfertigen und Beibehalten der Snapshots ganz nach Ihren Anforderungen zu konfigurieren.

7.1.3.1 Deaktivieren/Aktivieren von Snapshots

Die drei Snapshot-Typen (Zeitleiste, Installation, Administration) können unabhängig voneinander einzeln aktiviert oder deaktiviert werden.

Deaktivieren/Aktivieren von Zeitleisten-Snapshots

Aktivieren.  snapper-c root set-config "TIMELINE_CREATE=yes"

Deaktivieren.  snapper -c root set-config "TIMELINE_CREATE=no"

Mit Ausnahme der Root-Partition sind Zeitleisten-Snapshots standardmäßig aktiviert.

Deaktivieren/Aktivieren von Installations-Snapshots

Aktivieren: Installieren Sie das Paket snapper-zypp-plugin.

Deaktivieren: Deinstallieren Sie das Paket snapper-zypp-plugin

Installations-Snapshots sind standardmäßig aktiviert.

Deaktivieren/Aktivieren von Administrations-Snapshots

Aktivieren: Stellen Sie USE_SNAPPER in /etc/sysconfig/yast2 auf yes ein.

Deaktivieren: Stellen Sie USE_SNAPPER in /etc/sysconfig/yast2 auf no ein.

Administrations-Snapshots sind standardmäßig aktiviert.

7.1.3.2 Steuern von Installations-Snapshots

Das Anfertigen von Snapshot-Paaren beim Installieren von Paketen mit YaST oder Zypper erfolgt mit snapper-zypp-plugin. Die XML-Konfigurationsdatei /etc/snapper/zypp-plugin.conf definiert den Zeitpunkt, an dem die Snapshots erstellt werden sollen. Standardmäßig sieht die Datei folgendermaßen aus:

 1 <?xml version="1.0" encoding="utf-8"?>
 2 <snapper-zypp-plugin-conf>
 3  <solvables>
 4   <solvable match="w"1 important="true"2>kernel-*3</solvable>
 5   <solvable match="w" important="true">dracut</solvable>
 6   <solvable match="w" important="true">glibc</solvable>
 7   <solvable match="w" important="true">systemd*</solvable>
 8   <solvable match="w" important="true">udev</solvable>
 9   <solvable match="w">*</solvable>4
10  </solvables>
11 </snapper-zypp-plugin-conf>

1

Das Übereinstimmungsattribut definiert, ob das Schema eine Wildcard im Unix-Shell-Format (w) oder ein regulärer Python-Ausdruck (re) ist.

2

Wenn für das angegebene Schema eine Übereinstimmung vorliegt und das entsprechende Paket als wichtig gekennzeichnet ist (z. B. Kernel-Pakete), wird der Snapshot ebenfalls als wichtig gekennzeichnet.

3

Schema, das mit einem Paketnamen abgeglichen werden soll. Gemäß der Einstellung für das Attribut match werden Sonderzeichen entweder als Shell-Wildcards oder als reguläre Ausdrücke interpretiert. Dieses Schema stimmt mit allen Paketnamen überein, die mit kernel- beginnen.

4

Mit dieser Zeile werden alle Pakete als übereinstimmend eingestuft.

Bei dieser Konfiguration werden Snapshot-Paare angefertigt, sobald ein Paket installiert wird (Zeile 9). Wenn Kernel-, dracut-, glibc-, systemd- oder udev-Pakete installiert werden, die als wichtig gekennzeichnet sind, wird auch das Snapshot-Paar als wichtig gekennzeichnet (Zeile 4 bis 8). Alle Regeln werden ausgewertet.

Zum Deaktivieren einer Regel können Sie die betreffende Regel löschen oder mithilfe von XML-Kommentaren deaktivieren. Wenn das System beispielsweise keine Snapshot-Paare für alle Paketinstallationen anfertigen soll, kommentieren Sie Zeile 9 aus:

 1 <?xml version="1.0" encoding="utf-8"?>
 2 <snapper-zypp-plugin-conf>
 3  <solvables>
 4   <solvable match="w" important="true">kernel-*</solvable>
 5   <solvable match="w" important="true">dracut</solvable>
 6   <solvable match="w" important="true">glibc</solvable>
 7   <solvable match="w" important="true">systemd*</solvable>
 8   <solvable match="w" important="true">udev</solvable>
 9   <!-- <solvable match="w">*</solvable> -->
10  </solvables>
11 </snapper-zypp-plugin-conf>

7.1.3.3 Erstellen und Einhängen neuer Subvolumes

Das Erstellen eines neuen Subvolumes unter der /-Hierarchie und das dauerhafte Einhängen dieses Subvolumes werden unterstützt. Ein solches Subvolume wird in den Snapshots nicht berücksichtigt. Das Subvolume darf nicht in einem vorhandenen Snapshot angelegt werden, da Sie dann nach einem Rollback keine Snapshots mehr löschen könnten.

SUSE Linux Enterprise Server ist mit dem Subvolume /@/ konfiguriert, das als unabhängiger Root für dauerhafte Subvolumes wie /opt, /srv oder /home fungiert. Alle erstellten und dauerhaft eingehängten Subvolumes müssen in diesem anfänglichen Root-Dateisystem erstellt werden.

Führen Sie hierzu die nachfolgenden Befehle aus. In diesem Beispiel wird das neue Subvolume /usr/important aus /dev/sda2 erstellt.

tux > sudo mount /dev/sda2 -o subvol=@ /mnt
tux > sudo btrfs subvolume create /mnt/usr/important
tux > sudo umount /mnt

Der zugehörige Eintrag in /etc/fstab muss dabei wie folgt lauten (Beispiel):

/dev/sda2 /usr/important btrfs subvol=@/usr/important 0 0
Tipp
Tipp: Deaktivieren des Copy-on-Write-Verfahrens (COW)

Ein Subvolume kann Dateien enthalten, die sich fortwährend ändern, z. B. virtualisierte Festplatten-Images, Datenbankdateien oder Protokolldateien. Wenn dies der Fall ist, sollten Sie die Copy-on-Write-Funktion für dieses Volume deaktivieren, damit die Festplattenblöcke nicht dupliziert werden. Geben Sie hierzu die Einhängeoption nodatacow in /etc/fstab an:

/dev/sda2 /usr/important btrfs nodatacow,subvol=@/usr/important 0 0

Mit dem Befehl chattr +C PATH können Sie das Copy-on-Write-Verfahren alternativ für einzelne Dateien oder Verzeichnisse deaktivieren.

7.1.3.4 Steuern der Snapshot-Archivierung

Snapshots belegen Speicherplatz auf der Festplatte. Damit keine Systemfehler wegen mangelnden Festplattenspeichers auftreten, werden alte Snapshots automatisch gelöscht. Standardmäßig werden zehn wichtige Installations- und Verwaltungs-Snapshots und bis zu zehn normale Installations- und Verwaltungs-Snapshots beibehalten. Wenn diese Snapshots mehr als 50 % des Root-Dateisystems einnehmen, werden zusätzliche Snapshots gelöscht. Mindestens vier wichtige und zwei normale Snapshots werden immer beibehalten.

Anweisungen zum Ändern dieser Werte finden Sie in Abschnitt 7.5.1, „Verwalten vorhandener Konfigurationen“.

7.1.3.5 Verwenden von Snapper auf Thin Provisioned LVM-Volumes

Neben Snapshots auf Btrfs-Dateisystemen unterstützt Snapper auch das Anfertigen von Snapshots auf LVM-Volumes mit Thin-Provisioning (Snapshots auf normalen LVM-Volumes werden nicht unterstützt), die mit XFS, Ext4 oder Ext3 formatiert sind. Weitere Informationen zu LVM-Volumes sowie Anweisungen zum Einrichten dieser Volumes finden Sie im Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 12 “Fortgeschrittene Festplattenkonfiguration”, Section 12.2 “LVM-Konfiguration”.

Um Snapper auf einem Thin Provisioned LVM-Volume zu nutzen, müssen Sie eine Snapper-Konfiguration für dieses Volume erstellen. Auf LVM muss das Dateisystem mit --fstype=lvm(FILESYSTEM) angegeben werden. Zulässige Werte für FILESYSTEM sind ext3, etx4 und xfs. Beispiel:

tux > sudo snapper -c lvm create-config --fstype="lvm(xfs)" /thin_lvm

Sie können diese Konfiguration gemäß den Anweisungen unter Abschnitt 7.5.1, „Verwalten vorhandener Konfigurationen“ an Ihre Anforderungen anpassen.

7.2 Rückgängigmachen von Änderungen mit Snapper

Snapper unter SUSE Linux Enterprise Server ist als Werkzeug vorkonfiguriert, mit dem Sie die Änderungen rückgängig machen, die von zypper und YaST vorgenommen werden. Hierzu ist Snapper so konfiguriert, dass vor und nach jeder Ausführung von zypper bzw. YaST ein Snapshot-Paar erstellt wird. Mit Snapper können Sie außerdem Systemdateien wiederherstellen, die versehentlich gelöscht oder geändert wurden. Zeitleisten-Snapshots für die Root-Partition müssen für diesen Zweck aktiviert werden. Weitere Detailinformationen finden Sie unter Abschnitt 7.1.3.1, „Deaktivieren/Aktivieren von Snapshots“.

Standardmäßig werden automatische Snapshots (wie oben beschrieben) für die Root-Partition und deren Subvolumes konfiguriert. Sollen Snapshots auch für andere Partitionen zur Verfügung stehen, beispielsweise für /home, können Sie benutzerdefinierte Konfigurationen anlegen.

Wichtig
Wichtig: Rückgängigmachen von Änderungen im Vergleich zu Rollback

Beim Wiederherstellen von Daten mithilfe von Snapshots ist zu beachten, dass Snapper zwei grundlegend verschiedene Szenarien bearbeiten kann:

Rückgängigmachen von Änderungen

Beim Rückgängigmachen von Änderungen gemäß den nachfolgenden Anweisungen werden zwei Snapshots miteinander verglichen, und die Änderungen zwischen diesen beiden Snapshots werden rückgängig gemacht. Bei diesem Verfahren können Sie zudem die wiederherzustellenden Dateien explizit auswählen.

Rollback

Beim Rollback gemäß den Anweisungen in Abschnitt 7.3, „System-Rollback durch Booten aus Snapshots“ wird das System in den Zustand zurückversetzt, der beim Anfertigen des Snapshots vorlag.

Beim Rückgängigmachen von Änderungen können Sie außerdem einen Snapshot mit dem aktuellen System vergleichen. Das Wiederherstellen aller Dateien aus einem solchen Vergleich liefert dasselbe Ergebnis wie ein Rollback. Für ein Rollback ist jedoch das in Abschnitt 7.3, „System-Rollback durch Booten aus Snapshots“ beschriebene Verfahren vorzuziehen, da es schneller ist und Sie das System vor dem Ausführen des Rollbacks prüfen können.

Warnung
Warnung: Datenkonsistenz

Es gibt keinen Mechanismus, mit dem die Datenkonsistenz beim Erstellen von Snapshots gewährleistet werden kann. Wenn eine Datei (z. B. eine Datenbank) zur selben Zeit geschrieben wird, während der Snapshot erstellt wird, so wird diese Datei beschädigt oder nur teilweise geschrieben. Beim Wiederherstellen dieser Datei treten Probleme auf. Darüber hinaus dürfen bestimmte Systemdateien wie /etc/mtab unter keinen Umständen wiederhergestellt werden. Es wird daher dringend empfohlen, die Liste der geänderten Dateien und ihrer Unterschiede (Diffs) in jedem Fall sorgfältig zu prüfen. Stellen Sie nur solche Dateien wieder her, die tatsächlich zu der zurückzunehmenden Aktion gehören.

7.2.1 Rückgängigmachen von Änderungen durch YaST oder Zypper

Wenn Sie die Stammpartition während der Installation mit Btrfs einrichten, wird Snapper (für Rollbacks von Änderungen durch YaST oder Zypper vorkonfiguriert) automatisch installiert. Bei jedem Starten eines YaST-Moduls und bei jeder Zypper-Transaktion werden zwei Snapshots erstellt: ein Pre-Snapshot mit dem Zustand des Dateisystems vor dem Start des Moduls und ein Post-Snapshot nach Beendigung des Moduls.

Mit dem YaST-Snapper-Modul oder mit dem snapper-Kommandozeilenwerkzeug können Sie Dateien aus dem Pre-Snapshot wiederherstellen und so die Änderungen durch YaST/Zypper rückgängig machen. Durch den Vergleich der beiden Snapshots mit diesen Werkzeugen erkennen Sie außerdem, welche Dateien geändert wurden. Darüber hinaus können Sie die Unterschiede (Diff) zwischen zwei Versionen einer Datei abrufen.

Vorgehen 7.1: Rückgängigmachen von Änderungen mit dem Snapper-Modul in YaST
  1. Starten Sie das Snapper-Modul im Abschnitt Verschiedenes in YaST, oder geben Sie yast2 snapper ein.

  2. Unter Aktuelle Konfiguration muss die Option root eingestellt sein. Dies ist im Prinzip immer der Fall, sofern Sie nicht eigene Snapper-Konfigurationen manuell hinzugefügt haben.

  3. Wählen Sie ein Pre-/Post-Snapshot-Paar aus der Liste aus. Sowohl die YaST als auch die Zypper-Snapshot-Paare sind vom Typ Pre & Post. Für YaST-Snapshots wird die Bezeichnung zyyp(y2base) in der Spalte „Beschreibung“ angezeigt, für zypper-Snapshots die Bezeichnung zypp(zypper).

    Image
  4. Klicken Sie auf Änderungen anzeigen. Die Liste der Dateien, bei denen Unterschiede zwischen den beiden Snapshots bestehen, wird geöffnet.

    Image
  5. Prüfen Sie die Dateiliste. Zum Anzeigen der Unterschiede (Diff) zwischen der Pre- und der Post-Version einer Datei wählen Sie die Datei aus der Liste aus.

    Image
  6. Zum Wiederherstellen von einer oder mehreren Dateien aktivieren Sie das entsprechende Kontrollkästchen für die gewünschten Dateien oder Verzeichnisse. Klicken Sie auf Auswahl wiederherstellen, und bestätigen Sie den Vorgang mit Ja.

    Image

    Zum Wiederherstellen einer einzelnen Datei klicken Sie auf den Namen dieser Datei. Die Diff-Ansicht der Datei wird aktiviert. Klicken Sie auf Vom ersten wiederherstellen, und bestätigen Sie mit Ja.

Vorgehen 7.2: Rückgängigmachen von Änderungen mit dem Kommando snapper
  1. Mit dem Kommando snapper list -t pre-post erhalten Sie eine Liste der YaST- und Zypper-Snapshots. Für YaST-Snapshots wird die Bezeichnung yast MODULNAME in der Spalte „Beschreibung“ angezeigt, für zypper-Snapshots die Bezeichnung zypp(zypper).

    tux > sudo snapper list -t pre-post
    Pre # | Post # | Pre Date                      | Post Date                     | Description
    ------+--------+-------------------------------+-------------------------------+--------------
    311   | 312    | Tue 06 May 2014 14:05:46 CEST | Tue 06 May 2014 14:05:52 CEST | zypp(y2base)
    340   | 341    | Wed 07 May 2014 16:15:10 CEST | Wed 07 May 2014 16:15:16 CEST | zypp(zypper)
    342   | 343    | Wed 07 May 2014 16:20:38 CEST | Wed 07 May 2014 16:20:42 CEST | zypp(y2base)
    344   | 345    | Wed 07 May 2014 16:21:23 CEST | Wed 07 May 2014 16:21:24 CEST | zypp(zypper)
    346   | 347    | Wed 07 May 2014 16:41:06 CEST | Wed 07 May 2014 16:41:10 CEST | zypp(y2base)
    348   | 349    | Wed 07 May 2014 16:44:50 CEST | Wed 07 May 2014 16:44:53 CEST | zypp(y2base)
    350   | 351    | Wed 07 May 2014 16:46:27 CEST | Wed 07 May 2014 16:46:38 CEST | zypp(y2base)
  2. Mit dem Kommando snapper status PRE erhalten Sie eine Liste der geänderten Dateien für ein Snapshot-Paar.POST. Dateien, deren Inhalt geändert wurde, sind mit c gekennzeichnet, hinzugefügte Dateien mit + und gelöschte Dateien mit -.

    tux > sudo snapper status 350..351
    +..... /usr/share/doc/packages/mikachan-fonts
    +..... /usr/share/doc/packages/mikachan-fonts/COPYING
    +..... /usr/share/doc/packages/mikachan-fonts/dl.html
    c..... /usr/share/fonts/truetype/fonts.dir
    c..... /usr/share/fonts/truetype/fonts.scale
    +..... /usr/share/fonts/truetype/みかちゃん-p.ttf
    +..... /usr/share/fonts/truetype/みかちゃん-pb.ttf
    +..... /usr/share/fonts/truetype/みかちゃん-ps.ttf
    +..... /usr/share/fonts/truetype/みかちゃん.ttf
    c..... /var/cache/fontconfig/7ef2298fde41cc6eeb7af42e48b7d293-x86_64.cache-4
    c..... /var/lib/rpm/Basenames
    c..... /var/lib/rpm/Dirnames
    c..... /var/lib/rpm/Group
    c..... /var/lib/rpm/Installtid
    c..... /var/lib/rpm/Name
    c..... /var/lib/rpm/Packages
    c..... /var/lib/rpm/Providename
    c..... /var/lib/rpm/Requirename
    c..... /var/lib/rpm/Sha1header
    c..... /var/lib/rpm/Sigmd5
  3. Zum Anzeigen der Unterschiede (Diff) für eine bestimmte Datei führen Sie snapper diff PRE aus. POST FILENAME. Wenn Sie FILENAME nicht angeben, wird die Diff-Ansicht für alle Dateien angezeigt.

    tux > sudo snapper diff 350..351 /usr/share/fonts/truetype/fonts.scale
    --- /.snapshots/350/snapshot/usr/share/fonts/truetype/fonts.scale       2014-04-23 15:58:57.000000000 +0200
    +++ /.snapshots/351/snapshot/usr/share/fonts/truetype/fonts.scale       2014-05-07 16:46:31.000000000 +0200
    @@ -1,4 +1,4 @@
    -1174
    +1486
     ds=y:ai=0.2:luximr.ttf -b&h-luxi mono-bold-i-normal--0-0-0-0-c-0-iso10646-1
     ds=y:ai=0.2:luximr.ttf -b&h-luxi mono-bold-i-normal--0-0-0-0-c-0-iso8859-1
    [...]
  4. Zum Wiederherstellen einer oder mehrerer Dateien führen Sie snapper -v undochange PRE aus. POST FILENAMES. Wenn Sie FILENAMES nicht angeben, werden alle geänderten Dateien wiederhergestellt.

    tux > sudo snapper -v undochange 350..351
         create:0 modify:13 delete:7
         undoing change...
         deleting /usr/share/doc/packages/mikachan-fonts
         deleting /usr/share/doc/packages/mikachan-fonts/COPYING
         deleting /usr/share/doc/packages/mikachan-fonts/dl.html
         deleting /usr/share/fonts/truetype/みかちゃん-p.ttf
         deleting /usr/share/fonts/truetype/みかちゃん-pb.ttf
         deleting /usr/share/fonts/truetype/みかちゃん-ps.ttf
         deleting /usr/share/fonts/truetype/みかちゃん.ttf
         modifying /usr/share/fonts/truetype/fonts.dir
         modifying /usr/share/fonts/truetype/fonts.scale
         modifying /var/cache/fontconfig/7ef2298fde41cc6eeb7af42e48b7d293-x86_64.cache-4
         modifying /var/lib/rpm/Basenames
         modifying /var/lib/rpm/Dirnames
         modifying /var/lib/rpm/Group
         modifying /var/lib/rpm/Installtid
         modifying /var/lib/rpm/Name
         modifying /var/lib/rpm/Packages
         modifying /var/lib/rpm/Providename
         modifying /var/lib/rpm/Requirename
         modifying /var/lib/rpm/Sha1header
         modifying /var/lib/rpm/Sigmd5
         undoing change done
Warnung
Warnung: Rückgängigmachen des Hinzufügens von Benutzern

Es wird nicht empfohlen, das Hinzufügen von Benutzern durch Rückgängigmachen von Änderungen zurückzunehmen. Einige Dateien, die zu diesen Benutzern gehören, verbleiben im System, da bestimmte Verzeichnisse von den Snapshots ausgeschlossen sind. Wenn ein Benutzer mit derselben Benutzer-ID wie ein gelöschter Benutzer erstellt wird, würde dieser neue Benutzer die zurückgebliebenen Dateien erben. Für das Entfernen von Benutzern wird daher dringend das YaST-Werkzeug Benutzer- und Gruppenverwaltung empfohlen.

7.2.2 Wiederherstellen von Dateien mit Snapper

Neben den Installations- und Verwaltungs-Snapshots werden auch Zeitleisten-Snapshots in Snapper angefertigt. Mithilfe dieser Sicherungs-Snapshots können Sie Dateien wiederherstellen, die versehentlich gelöscht wurden, oder eine frühere Version einer Datei wiederherstellen. Mit der Diff-Funktion in Snapper können Sie außerdem feststellen, welche Änderungen zu einem bestimmten Zeitpunkt vorgenommen wurden.

Das Wiederherstellen von Daten ist besonders für Daten interessant, die sich in Subvolumes oder Partitionen befinden, für die standardmäßig keine Snapshots erstellt werden. Damit Sie beispielsweise Dateien aus einem home-Verzeichnis wiederherstellen können, legen Sie eine separate Snapper-Konfiguration für /home an, mit der automatische Zeitleisten-Snapshots angefertigt werden. Eine Anleitung dazu finden Sie in Abschnitt 7.5, „Erstellen und Bearbeiten von Snapper-Konfigurationen“.

Warnung
Warnung: Wiederherstellen von Dateien im Vergleich zu Rollback

Anhand der Snapshots für das Root-Dateisystem (in der Root-Konfiguration von Snapper definiert) können Sie ein Rollback des Systems vornehmen. Hierzu wird empfohlen, aus dem Snapshot zu booten und dann das Rollback auszuführen. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 7.3, „System-Rollback durch Booten aus Snapshots“.

Zum Ausführen eines Rollbacks können Sie alternativ alle Dateien aus einem Root-Dateisystem gemäß den nachfolgenden Anweisungen wiederherstellen. Diese Methode wird jedoch nicht empfohlen. Sie können durchaus einzelne Dateien wiederherstellen, beispielsweise eine Konfigurationsdatei im Verzeichnis /etc, nicht jedoch die gesamte Liste aller Dateien im Snapshot.

Diese Beschränkung gilt nur für Snapshots, die für das Root-Dateisystem angefertigt wurden.

Vorgehen 7.3: Wiederherstellen von Dateien mit dem Snapper-Modul in YaST
  1. Starten Sie das Snapper-Modul im Abschnitt Verschiedenes in YaST, oder geben Sie yast2 snapper ein.

  2. Wählen Sie die Aktuelle Konfiguration aus, von der ein Snapshot ausgewählt werden soll.

  3. Wählen Sie einen Zeitleisten-Snapshot aus, aus dem eine Datei wiederhergestellt werden soll, und wählen Sie Änderungen anzeigen. Zeitleisten-Snapshots weisen den Typ Einzeln und den Beschreibungswert timeline (Zeitachse) auf.

  4. Wählen Sie eine Datei im Textfeld aus; klicken Sie hierzu auf den Dateinamen. Die Unterschiede zwischen der Snapshot-Version und dem aktuellen System werden angezeigt. Aktivieren Sie das Kontrollkästchen für die wiederherzustellende Datei. Wiederholen Sie dies für alle wiederherzustellenden Dateien.

  5. Klicken Sie auf Auswahl wiederherstellen, und bestätigen Sie den Vorgang mit Ja.

Vorgehen 7.4: Wiederherstellen von Dateien mit dem Kommando snapper
  1. Mit dem folgenden Kommando erhalten Sie eine Liste der Zeitleisten-Snapshots für eine bestimmte Konfiguration:

    tux > sudo snapper -c CONFIG list -t single | grep timeline

    Ersetzen Sie CONFIG durch eine vorhandene Snapper-Konfiguration. Mit snapper list-configs rufen Sie eine Liste ab.

  2. Mit dem folgenden Kommando erhalten Sie eine Liste der geänderten Dateien in einem bestimmten Snapshot:

    tux > sudo snapper -c CONFIG status SNAPSHOT_ID..0

    Ersetzen Sie SNAPSHOT_ID durch die ID des Snapshots, aus dem die Datei(en) wiederhergestellt werden sollen.

  3. Rufen Sie optional mit dem folgenden Kommando eine Liste der Unterschiede zwischen der aktuellen Dateiversion und der Dateiversion im Snapshot ab:

    tux > sudo snapper -c CONFIG diff SNAPSHOT_ID..0 FILE NAME

    Wenn Sie keinen Dateinamen (<FILE NAME>) angeben, werden die Unterschiede für alle Dateien angezeigt.

  4. Zum Wiederherstellen einer oder mehrerer Dateien führen Sie Folgendes aus:

    tux > sudo snapper -c CONFIG -v undochange SNAPSHOT_ID..0 FILENAME1 FILENAME2

    Wenn Sie keine Dateinamen angeben, werden alle geänderten Dateien wiederhergestellt.

7.3 System-Rollback durch Booten aus Snapshots

Mit der GRUB 2-Version in SUSE Linux Enterprise Server können Sie aus Btrfs-Snapshots booten. Zusammen mit der Rollback-Funktion in Snapper sind Sie so in der Lage, ein falsch konfiguriertes System wiederherzustellen. Nur Snapshots, die für die Snapper-Standardkonfiguration (root) erstellt wurden, sind bootfähig.

Wichtig
Wichtig: Unterstützte Konfiguration

Ab SUSE Linux Enterprise Server 12 SP5 werden System-Rollbacks nur unterstützt, wenn die Konfiguration des Standard-Subvolumes der Root-Partition nicht geändert wurde.

Beim Booten eines Snapshots werden die Teile des Dateisystems, die sich im Snapshot befinden, schreibgeschützt eingehängt. Alle anderen Dateisysteme und Teile, die aus Snapshots ausgeschlossen sind, werden schreibfähig eingehängt und können bearbeitet werden.

Wichtig
Wichtig: Rückgängigmachen von Änderungen im Vergleich zu Rollback

Beim Wiederherstellen von Daten mithilfe von Snapshots ist zu beachten, dass Snapper zwei grundlegend verschiedene Szenarien bearbeiten kann:

Rückgängigmachen von Änderungen

Beim Rückgängigmachen von Änderungen gemäß den Anweisungen in Abschnitt 7.2, „Rückgängigmachen von Änderungen mit Snapper“ werden zwei Snapshots miteinander verglichen, und die Änderungen zwischen diesen beiden Snapshots werden rückgängig gemacht. Bei diesem Verfahren können Sie zudem die Dateien, die von der Wiederherstellung ausgeschlossen werden sollen, explizit auswählen.

Rollback

Beim Rollback gemäß den folgenden Anweisungen wird das System in den Zustand zurückversetzt, der beim Anfertigen des Snapshots vorlag.

Zum Ausführen eines Rollbacks aus einem bootfähigen Snapshot müssen die nachfolgenden Anforderungen erfüllt sein. Bei einer Standardinstallation wird das System entsprechend eingerichtet.

Anforderungen für ein Rollback aus einem bootfähigen Snapshot
  • Das Root-Dateisystem muss Btrfs sein. Das Booten aus Snapshots für LVM-Volumes wird nicht unterstützt.

  • Das Root-Dateisystem muss sich auf einem einzelnen Gerät, in einer einzelnen Partition und auf einem einzelnen Subvolume befinden. Verzeichnisse, die aus Snapshots ausgeschlossen sind, beispielsweise /srv (vollständige Liste siehe Abschnitt 7.1.2, „Verzeichnisse, die aus Snapshots ausgenommen sind“), können sich auf separaten Partitionen befinden.

  • Das System muss über den installierten Bootlader bootfähig sein.

So führen Sie ein Rollback aus einem bootfähigen Snapshot aus:

  1. Booten Sie das System. Wählen Sie im Bootmenü den Eintrag Bootable snapshots (Bootfähige Snapshots), und wählen Sie den zu bootenden Snapshot aus. Die Snapshots sind nach Datum geordnet, wobei der jüngste Snapshot an oberster Stelle steht.

  2. Melden Sie sich beim System an. Prüfen Sie sorgfältig, ob alle Funktionen wie erwartet arbeiten. Beachten Sie, dass Sie in kein Verzeichnis schreiben können, das Teil des Snapshots ist. Daten, die Sie in andere Verzeichnisse schreiben, gehen nicht verloren, unabhängig von Ihrem nächsten Schritt.

  3. Wählen Sie den nächsten Schritt abhängig davon aus, ob das Rollback ausgeführt werden soll oder nicht:

    1. Wenn sich das System in einem Status befindet, in dem kein Rollback ausgeführt werden soll, booten Sie erneut in den aktuellen Systemstatus. Sie können dann einen anderen Snapshot auswählen oder das Rettungssystem starten.

    2. Zum Ausführen des Rollbacks führen Sie Folgendes aus:

      tux > sudo snapper rollback

      Führen Sie anschließend einen Reboot aus. Wählen Sie im Bootbildschirm den Standard-Booteintrag. Das neu eingesetzte System wird erneut gebootet. Ein Snapshot mit dem Zustand des Dateisystems, bevor das Rollback erstellt wird. Das Standard-Subvolume für Root wird durch einen frischen Schreib-Lese-Snapshot ersetzt. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 7.3.1, „Snapshots nach dem Rollback“.

      Mit der Option -d geben Sie eine Beschreibung für den Snapshot an. Beispiel:

      New file system root since rollback on DATE TIME
Tipp
Tipp: Rollback zu einem bestimmten Installationszustand

Wenn die Snapshots bei der Installation nicht deaktiviert werden, wird am Ende der ursprünglichen Systeminstallation ein anfänglicher bootfähiger Snapshot angelegt. Diesen Zustand können Sie jederzeit wiederherstellen; booten Sie hierzu diesen Snapshot. Der Snapshot ist an der Beschreibung Nach der Installation erkennbar.

Auch beim Starten eines Systemupgrades auf ein Service Pack oder eine neue Hauptversion wird ein bootfähiger Snapshot erstellt (sofern die Snapshots nicht deaktiviert sind).

7.3.1 Snapshots nach dem Rollback

Vor dem Ausführen eines Rollbacks wird ein Snapshot des laufenden Dateisystems erstellt. Die Beschreibung verweist auf die ID des Snapshots, der mit dem Rollback wiederhergestellt wurde.

Die mit Rollbacks erstellten Snapshots erhalten den Wert number für das Attribut Cleanup. Die Rollback-Snapshots werden daher automatisch gelöscht, sobald die angegebene Anzahl von Snapshots erreicht ist. Weitere Informationen hierzu erhalten Sie unter Abschnitt 7.7, „Automatisches Bereinigen von Snapshots“. Wenn der Snapshot wichtige Daten enthält, extrahieren Sie die Daten aus dem Snapshot, bevor er entfernt wird.

7.3.1.1 Beispiel für einen Rollback-Snapshot

Nach einer Neuinstallation liegen beispielsweise die folgenden Snapshots auf dem System vor:

root # snapper --iso list
Type   | # |     | Cleanup | Description           | Userdata
-------+---+ ... +---------+-----------------------+--------------
single | 0 |     |         | current               |
single | 1 |     |         | first root filesystem |
single | 2 |     | number  | after installation    | important=yes

Nach dem Ausführen von sudo snapper rollback wird der Snapshot 3 erstellt. Dieser Snapshot enthält den Zustand des Systems vor Beginn des Rollbacks. Snapshot 4 ist das neue Btrfs-Standard-Subvolume und damit das neue System nach dem Neustart.

root # snapper --iso list
Type   | # |     | Cleanup | Description           | Userdata
-------+---+ ... +---------+-----------------------+--------------
single | 0 |     |         | current               |
single | 1 |     | number  | first root filesystem |
single | 2 |     | number  | after installation    | important=yes
single | 3 |     | number  | rollback backup of #1 | important=yes
single | 4 |     |         |                       |

7.3.2 Abrufen und Erkennen von Snapshot-Booteinträgen

Zum Booten aus einem Snapshot booten Sie den Computer neu und wählen Sie Start Bootloader from a read-only snapshot (Bootloader aus einem schreibgeschützten Snapshot starten). Ein Bildschirm mit allen bootfähigen Snapshots wird geöffnet. Der jüngste Snapshot steht an erster Stelle in der Liste, der älteste entsprechend an letzter Stelle. Navigieren Sie mit den Tasten und zum gewünschten Snapshot und aktivieren Sie ihn mit Eingabetaste. Wenn Sie einen Snapshot aus dem Bootmenü heraus aktivieren, wird der Computer nicht sofort neu gestartet; stattdessen wird der Bootloader des ausgewählten Snapshots geöffnet.

Bootloader: Snapshots
Abbildung 7.1: Bootloader: Snapshots

Die einzelnen Snapshot-Einträge im Bootloader sind an ihrem Namensschema leicht erkennbar:

[*]1OS2 (KERNEL3,DATE4TTIME5,DESCRIPTION6)

1

Wenn der Snapshot als wichtig markiert wurde, ist der Eintrag mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet.

2

Bezeichnung des Betriebssystems.

4

Datum im Format JJJJ-MM-TT.

5

Uhrzeit im Format HH:MM.

6

Dieses Feld enthält eine Beschreibung des Snapshots. Bei einem manuell erstellten Snapshot ist dies die Zeichenkette, die mit der Option --description erstellt wurde, oder eine benutzerdefinierte Zeichenkette (siehe Tipp: Festlegen einer benutzerdefinierten Beschreibung für Snapshot-Einträge im Bootloader). Bei einem automatisch erstellten Snapshot ist dies das aufgerufene Werkzeug, beispielsweise zypp(zypper) oder yast_sw_single. Wenn der Platz im Boot-Bildschirm nicht ausreicht, werden zu lange Beschreibungen ggf. gekürzt.

Tipp
Tipp: Festlegen einer benutzerdefinierten Beschreibung für Snapshot-Einträge im Bootloader

Sie können die standardmäßige Zeichenkette im Beschreibungsfeld eines Snapshots durch eine benutzerdefinierte Zeichenkette ersetzen. Dies empfiehlt sich beispielsweise, wenn eine automatisch erstellte Beschreibung nicht ausreicht oder eine benutzerdefinierte Beschreibung zu lang ist. Mit dem folgenden Befehl legen Sie eine benutzerdefinierte Zeichenkette STRING für den Snapshot NUMBER fest:

tux > sudo snapper modify --userdata "bootloader=STRING" NUMBER

Die Beschreibung sollte nicht mehr als 25 Zeichen haben. Längere Beschreibungen sind auf dem Bootbildschirm nicht lesbar.

7.3.3 Einschränkungen

Ein vollständiges System-Rollback, bei dem der exakte Zustand des gesamten Systems zum Zeitpunkt eines Snapshots wiederhergestellt wird, ist nicht möglich.

7.3.3.1 Verzeichnisse, die aus Snapshots ausgenommen sind

Snapshots des Root-Dateisystems enthalten nicht alle Verzeichnisse. Weitere Informationen und Begründungen finden Sie unter Abschnitt 7.1.2, „Verzeichnisse, die aus Snapshots ausgenommen sind“. Als allgemeine Folge werden Daten in diesen Verzeichnissen nicht wiederhergestellt, was zu den nachfolgenden Beschränkungen führt.

Add-ons und Software von Drittanbietern sind nach einem Rollback u. U. nicht nutzbar

Anwendungen und Add-ons, mit denen Daten in Subvolumes installiert werden, die vom Snapshot ausgeschlossen sind (z. B. /opt), sind nach einem Rollback möglicherweise nicht funktionsfähig, wenn andere Teile der Anwendungsdaten auf Subvolumes installiert wurden, die im Snapshot berücksichtigt wurden. Zum Beheben dieses Problems installieren Sie die Anwendung oder das Add-on neu.

Probleme beim Dateizugriff

Wenn bei einer Anwendung die Berechtigungen und/oder das Eigentum für Dateien zwischen dem Anfertigen des Snapshots und dem aktuellen Zustand des Systems geändert wurden, kann diese Anwendung möglicherweise nicht mehr auf diese Dateien zugreifen. Setzen Sie die Berechtigungen und/oder das Eigentum für die betreffenden Dateien nach dem Rollback zurück.

Inkompatible Datenformate

Wenn ein Service oder eine Anwendung ein neues Datenformat zwischen dem Anfertigen des Snapshots und dem aktuellen Zustand des Systems festgelegt hat, kann die Anwendung die betreffenden Datendateien nach einem Rollback möglicherweise nicht mehr lesen.

Subvolumes mit einer Mischung aus Code und Daten

Subvolumes wie /srv können eine Mischung aus Code und Daten enthalten. Bei einem Rollback entsteht dabei möglicherweise nicht funktionsfähiger Code. Ein Downgrade der PHP-Version kann beispielsweise zu fehlerhaften PHP-Skripten für den Webserver führen.

Benutzerdaten

Wenn bei einem Rollback bestimmte Benutzer aus dem System entfernt werden, so werden die Daten im Eigentum dieser Benutzer in Verzeichnissen, die vom Snapshot ausgeschlossen sind, nicht entfernt. Wenn ein Benutzer mit derselben Benutzer-ID erstellt wird, würde dieser neue Benutzer die Dateien erben. Suchen und entfernen Sie bezuglose (verwaiste) Dateien mit einem Werkzeug wie find.

7.3.3.2 Kein Rollback der Bootloader-Daten

Ein Rollback des Bootloaders ist nicht möglich, da alle Stufen des Bootloaders zusammenpassen müssen. Dies kann bei einem Rollback von /boot nicht gewährleistet werden.

7.4 Aktivieren von Snapper in Benutzer-Startverzeichnissen

Sie können Snapshots für das Verzeichnis /home der Benutzer aktivieren, womit eine Reihe von Anwendungsfällen unterstützt werden:

  • Verwaltung der jeweils eigenen Snapshots und Rollbacks durch die einzelnen Benutzer.

  • Systembenutzer, z. B. Datenbank-, System- und Netzwerkadministratoren, die Kopien der Konfigurationsdateien, Dokumentation usw. nachverfolgen möchten.

  • Samba-Freigaben mit Startverzeichnissen und dem Btrfs-Back-End.

Die einzelnen Benutzerverzeichnisse sind jeweils ein Btrfs-Subvolume von /home. Dies kann manuell eingerichtet werden (siehe Abschnitt 7.4.3, „Manuelles Aktivieren von Snapshots in Startverzeichnissen“). pam_snapper bietet jedoch eine komfortablere Alternative. Mit dem Paket pam_snapper package werden das Modul pam_snapper.so und die Hilfsskripte installiert, mit denen die Benutzererstellung und die Snapper-Konfiguration automatisiert werden.

pam_snapper sorgt für die Integration in den Befehl useradd, in PAM (Pluggable Authentication Modules) und in Snapper. Snapshots werden standardmäßig beim An- und Abmelden eines Benutzers und zusätzlich in bestimmten Abständen erstellt, wenn Benutzer längere Zeit angemeldet bleiben. Sie können die Standardeinstellungen mit den gewohnten Snapper-Befehlen und Konfigurationsdateien ändern.

7.4.1 Installieren von pam_snapper und Erstellen von Benutzern

Der einfachste Einstieg gelingt mit einem neuen /home-Verzeichnis, das mit Btrfs formatiert ist, und ganz ohne Benutzer. Installieren Sie pam_snapper:

root # zypper in pam_snapper

Fügen Sie diese Zeile in /etc/pam.d/common-session ein:

session optional pam_snapper.so

Erstellen Sie mit dem Skript /usr/lib/pam_snapper/pam_snapper_useradd.sh einen neuen Benutzer und ein Startverzeichnis. Standardmäßig führt das Skript einen Probelauf aus. Ersetzen Sie DRYRUN=1 im Skript durch DRYRUN=0. Nun können Sie einen neuen Benutzer erstellen:

root # /usr/lib/pam_snapper/pam_snapper_useradd.sh \
username group passwd=password
Create subvolume '/home/username'
useradd: warning: the home directory already exists.
Not copying any file from skel directory into it.

Die Dateien aus /etc/skel werden beim ersten Anmelden des Benutzers in sein Startverzeichnis kopiert. Rufen Sie Ihre Snapper-Konfigurationen ab und prüfen Sie, ob die Konfiguration des Benutzers erstellt wurde:

root # snapper list --all
Config: home_username, subvolume: /home/username
Type   | # | Pre # | Date | User | Cleanup | Description | Userdata
-------+---+-------+------+------+---------+-------------+---------
single | 0 |       |      | root |         | current     |

Im Lauf der Zeit umfasst diese Ausgabe eine Liste der Snapshots, die der Benutzer mit den standardmäßigen Snapper-Befehlen verwalten kann.

7.4.2 Entfernen von Benutzern

Entfernen Sie Benutzer mit dem Skript /usr/lib/pam_snapper/pam_snapper_userdel.sh. Standardmäßig führt das Skript einen Probelauf aus. Ersetzen Sie DRYRUN=1 im Skript daher durch DRYRUN=0. Damit werden der Benutzer, das Start-Subvolume des Benutzers und die Snapper-Konfiguration entfernt und alle Snapshots gelöscht.

root # /usr/lib/pam_snapper/pam_snapper_userdel.sh username

7.4.3 Manuelles Aktivieren von Snapshots in Startverzeichnissen

Mit diesen Schritten richten Sie die Startverzeichnisse der Benutzer manuell für Snapper ein.  /home muss mit Btrfs formatiert sein und die Benutzer dürfen noch nicht erstellt worden sein.

root # btrfs subvol create /home/username
root # snapper -c home_username create-config /home/username
root # sed -i -e "s/ALLOW_USERS=\"\"/ALLOW_USERS=\"username\"/g" \
/etc/snapper/configs/home_username
root # yast users add username=username home=/home/username password=password
root # chown username.group /home/username
root # chmod 755 /home/username/.snapshots

7.5 Erstellen und Bearbeiten von Snapper-Konfigurationen

Das Verhalten von Snapper ist in je einer Konfigurationsdatei pro Partition und Btrfs-Subvolume definiert. Diese Konfigurationsdateien sind unter /etc/snapper/configs/ gespeichert.

Falls das Root-Dateisystem groß genug ist (etwa 12 GB), werden bei der Installation Snapshots automatisch für das Root-Dateisystem / aktiviert. Die entsprechende Standardkonfiguration hat den Namen root. Mit ihr werden die YaST- und Zypper-Snapshots erstellt und verwaltet. Eine Liste der Standardwerte finden Sie im Abschnitt 7.5.1.1, „Konfigurationsdaten“.

Anmerkung
Anmerkung: Erforderliche Mindestgröße des Root-Dateisystems für Snapshots

Wie unter Abschnitt 7.1, „Standardeinrichtung“ erläutert, belegen Snapshots zusätzlichen freien Speicherplatz im Root-Dateisystem. Die tatsächliche Menge ist abhängig von der Anzahl der installierten Pakete und der Anzahl der Änderungen am Volume, das in den Snapshots berücksichtigt wird. Auch die Snapshot-Häufigkeit und die Anzahl der archivierten Snapshots spielen eine Rolle.

Es ist eine bestimmte Mindestgröße des Dateisystems erforderlich, damit Snapshots während der Installation automatisch aktiviert werden können. Die Größe beträgt etwa 12 GB. Dieser Wert kann sich in Zukunft durchaus ändern, je nach der Architektur und der Größe des Basissystems. Dieser Wert ist abhängig vom Wert der folgenden Tags in der Datei /control.xml auf den Installationsmedien:

<root_base_size>
<btrfs_increase_percentage>

Die Berechnung erfolgt nach der folgenden Formel: ROOT_BASISGRÖSSE * (1 + PROZENTSATZ_FÜR_BTRFS_ZUWACHS/100)

Denken Sie daran, dass dieser Wert lediglich die Mindestgröße angibt. Stellen Sie ggf. mehr Speicherplatz für das Root-Dateisystem bereit. Als Faustregel sollten Sie die Größe, die ohne aktivierte Snapshots gelten würde, verdoppeln.

Sie können eigene Konfigurationen für andere, mit Btrfs formatierte Partitionen sowie für vorhandene Subvolumes auf einer Btrfs-Partition erstellen. Im nachfolgenden Beispiel wird eine Snapper-Konfiguration zum Sichern der Webserverdaten eingerichtet, die sich auf einer separaten, mit Btrfs formatierten, unter /srv/www eingehängten Partition befinden.

Nach dem Erstellen einer Konfiguration können Sie Dateien aus diesen Snapshots wahlweise mit snapper selbst oder mit dem Snapper-Modul in YaST wiederherstellen. In YaST wählen Sie die Aktuelle Konfiguration aus, wobei Sie die Konfiguration für snapper mit dem globalen Schalter -c angeben (z. B. snapper -c myconfig list).

Zum Erstellen einer neuen Snapper-Konfiguration führen Sie snapper create-config aus:

tux > sudo snapper -c www-data1 create-config /srv/www2

1

Der Name der Konfigurationsdatei.

2

Einhängepunkt der Partition oder des Btrfs-Subvolumes, für das die Snapshots angefertigt werden sollen.

Mit diesem Kommando erstellen Sie eine neue Konfigurationdsdatei /etc/snapper/configs/www-data mit geeigneten Standardwerten (aus /etc/snapper/config-templates/default übernommen). Anweisungen zum Anpassen dieser Standardwerte finden Sie in Abschnitt 7.5.1, „Verwalten vorhandener Konfigurationen“.

Tipp
Tipp: Standardwerte für die Konfiguration

Die Standardwerte für eine neue Konfiguration werden aus /etc/snapper/config-templates/default übernommen. Sollen eigene Standardwerte verwendet werden, erstellen Sie eine Kopie dieser Datei in demselben Verzeichnis, und passen Sie diese Kopie gemäß Ihren Anforderungen an. Geben Sie dann die Option -t option für das Kommando create-config an:

tux > sudo snapper -c www-data create-config -t MY_DEFAULTS /srv/www

7.5.1 Verwalten vorhandener Konfigurationen

Das Kommando snapper bietet verschiedene Subkommandos für die Verwaltung von vorhandenen Konfigurationen. Sie können sie auflisten, anzeigen, löschen und bearbeiten:

Auflisten von Konfigurationen

Mit dem Kommando snapper list-configs rufen Sie alle vorhandenen Konfigurationen ab:

tux > sudo snapper list-configs
Config | Subvolume
-------+----------
root   | /
usr    | /usr
local  | /local
Anzeigen einer Konfiguration

Mit dem Subkommando snapper -c KONFIG get-config zeigen Sie die angegebene Konfiguration an. Ersetzen Sie KONFIG dabei durch den Namen einer Konfiguration, die mit snapper list-configs aufgeführt wird. Weitere Informationen zu den Konfigurationsoptionen finden Sie in Abschnitt 7.5.1.1, „Konfigurationsdaten“.

Zum Anzeigen der Standardkonfiguration führen Sie das folgende Kommando aus:

tux > sudo snapper -c root get-config
Bearbeiten einer Konfiguration

Mit dem Subkommando snapper -c KONFIG set-config OPTION=WERT bearbeiten Sie eine Option in der angegebenen Konfiguration. Ersetzen Sie KONFIG dabei durch den Namen einer Konfiguration, die mit snapper list-configs aufgeführt wird. Eine Liste der möglichen Werte für OPTION and WERT finden Sie in Abschnitt 7.5.1.1, „Konfigurationsdaten“.

Löschen einer Konfiguration

Mit dem Subkommando snapper -c KONFIG delete-config löschen Sie eine Konfiguration. Ersetzen Sie KONFIG dabei durch den Namen einer Konfiguration, die mit snapper list-configs aufgeführt wird.

7.5.1.1 Konfigurationsdaten

Jede Konfiguration enthält eine Liste von Optionen, die über die Kommandozeile bearbeitet werden können. Die folgende Liste zeigt weitere Details zu den einzelnen Optionen. Um einen Wert zu ändern, führen Sie das Kommando snapper -c KONFIG set-config "SCHLÜSSEL=WERT" aus.

ALLOW_GROUPS, ALLOW_USERS

Erteilt regulären Benutzern die erforderlichen Berechtigungen zum Verwenden von Snapshots. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 7.5.1.2, „Verwenden von Snapper als normaler Benutzer“.

Der Standardwert ist "".

BACKGROUND_COMPARISON

Legt fest, ob Pre- und Post-Snapshots nach dem Erstellen im Hintergrund miteinander verglichen werden sollen.

Der Standardwert lautet "yes".

EMPTY_*

Definiert den Bereinigungsalgorithmus für Snapshot-Paare mit identischen Pre- und Post-Snapshots. Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt 7.7.3, „Bereinigen von Snapshot-Paaren, die sich nicht unterscheiden“.

FSTYPE

Dateisystemtyp der Partition. Bearbeiten Sie diese Datei nicht.

Der Standardwert lautet „btrfs“.

NUMBER_*

Definiert den Bereinigungsalgorithmus für Installations- und Verwaltungs-Snapshots. Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt 7.7.1, „Bereinigen von nummerierten Snapshots“.

QGROUP / SPACE_LIMIT

Fügt Quotenunterstützung zu Bereinigungs-Algorithmen hinzu. Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt 7.7.5, „Hinzufügen von Festplattenquotenunterstützung“.

SUBVOLUME

Einhängepunkt für die Partition oder das Subvolume am Snapshot. Bearbeiten Sie diese Datei nicht.

Der Standardwert ist "/".

SYNC_ACL

Wenn Snapper von regulären Benutzern verwendet wird (siehe Abschnitt 7.5.1.2, „Verwenden von Snapper als normaler Benutzer“), müssen die Benutzer auf die Verzeichnisse .snapshot zugreifen und Dateien in diesen Verzeichnissen lesen können. Wenn SYNC_ACL auf yes (ja) gesetzt ist, macht Snapper die betreffenden Verzeichnisse automatisch mithilfe von ACLs für die Benutzer und Gruppen zugänglich, die in den Einträgen ALLOW_USERS oder ALLOW_GROUPS angegeben sind.

Der Standardwert lautet „no“ (nein).

TIMELINE_CREATE

Bei yes (ja) werden stündliche Snapshots erstellt. Gültige Werte: yes, no.

Der Standardwert lautet „no“ (nein).

TIMELINE_CLEANUP / TIMELINE_LIMIT_*

Definiert den Bereinigungsalgorithmus für Zeitleisten-Snapshots. Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt 7.7.2, „Bereinigen von Zeitleisten-Snapshots“.

7.5.1.2 Verwenden von Snapper als normaler Benutzer

Standardmäßig kann Snapper nur von root verwendet werden. Unter Umständen müssen jedoch bestimmte Gruppen oder Benutzer in der Lage sein, Snapshots zu erstellen oder Änderungen durch Wiederherstellen eines Snapshots rückgängig zu machen:

  • Website-Administratoren, die Snapshots von /srv/www anfertigen möchten

  • Benutzer, die einen Snapshot von ihrem Home-Verzeichnis anfertigen möchten

Für diese Zwecke können Sie Snapper-Konfigurationen erstellen, in denen Benutzern und/oder Gruppen Berechtigungen gewährt werden. Die Benutzer müssen in der Lage sein, das zugehörige Verzeichnis .snapshots zu lesen und darauf zuzugreifen. Am einfachsten erreichen Sie dies, wenn Sie die Option SYNC_ACL auf yes (ja) einstellen.

Vorgehen 7.5: Ermöglichen der Verwendung von Snapper für normale Benutzer

Beachten Sie, dass alle Schritte in diesem Verfahren von root ausgeführt werden müssen.

  1. Erstellen Sie eine Snapper-Konfiguration für die Partition oder das Subvolume, auf dem der Benutzer Snapper verwenden soll (falls noch nicht vorhanden). Weitere Anweisungen finden Sie unter Abschnitt 7.5, „Erstellen und Bearbeiten von Snapper-Konfigurationen“. Beispiel:

    tux > sudo snapper --config web_data create /srv/www
  2. Die Konfigurationsdatei wird unter /etc/snapper/configs/CONFIG angelegt, wobei CONFIG dem Wert entspricht, den Sie im vorherigen Schritt mit -c/--config angegeben haben (beispielsweise /etc/snapper/configs/webdaten). Nehmen Sie die gewünschten Anpassungen vor (Details finden Sie unter Abschnitt 7.5.1, „Verwalten vorhandener Konfigurationen“).

  3. Legen Sie Werte für ALLOW_USERS und/oder ALLOW_GROUPS fest. Damit gewähren Sie bestimmten Benutzern bzw. Gruppen die Berechtigungen. Mehrere Einträge müssen mit Leertaste getrennt werden. Um beispielsweise dem Benutzer www_admin Berechtigungen zu gewähren, führen Sie Folgendes aus:

    tux > sudo snapper -c web_data set-config "ALLOW_USERS=www_admin" SYNC_ACL="yes"
  4. Die vorhandene Snapper-Konfiguration kann nunmehr durch den oder die angegebenen Benutzer und/oder Gruppen verwendet werden. Testen Sie dies beispielsweise mit dem Kommando list:

    www_admin:~ > snapper -c web_data list

7.6 Manuelles Erstellen und Verwalten von Snapshots

Snapper ist nicht auf das automatische Erstellen und Verwalten von Snapshots über eine Konfiguration beschränkt. Mit dem Kommandozeilenwerkzeug oder dem YaST-Modul können Sie auch selbst Snapshot-Paare (vorher/nachher) oder einzelne Snapshots manuell erstellen.

Alle Snapper-Vorgänge werden für eine vorhandene Konfiguration ausgeführt (weitere Details finden Sie unter Abschnitt 7.5, „Erstellen und Bearbeiten von Snapper-Konfigurationen“). Sie können Snapshots nur für Partitionen oder Volumes erstellen, für die eine Konfiguration vorhanden ist. Standardmäßig wird die Systemkonfiguration (root) verwendet. Wenn Sie Snapshots für Ihre eigene Konfiguration erstellen oder verwalten möchten, müssen Sie diese Konfiguration explizit auswählen. Verwenden Sie das Dropdown-Feld Aktuelle Konfiguration in YaST oder geben Sie den Schalter -c in der Kommandozeile an (snapper -c MEINE_KONF KOMMANDO).

7.6.1 Snapshot-Metadaten

Ein Snapshot besteht jeweils aus dem Snapshot selbst und aus einigen Metadaten. Beim Erstellen eines Snapshots müssen Sie auch die Metadaten angeben. Wenn Sie einen Snapshot bearbeiten, so ändern Sie die Metadaten – der Inhalt selbst kann nicht bearbeitet werden. Verwenden Sie das Kommando snapper list, um die vorhandenen Snapshots und ihre Metadaten anzuzeigen:

snapper --config home list

Listet Snapshots für die Konfiguration home auf. Um Snapshots für die Standardkonfiguration (root) aufzulisten, verwenden Sie snapper -c root list oder snapper list.

snapper list -a

Listet Snapshots für alle vorhandenen Konfigurationen auf.

snapper list -t pre-post

Listet alle Pre- und Post-Snapshot-Paare für die Standardkonfiguration (root) auf.

snapper list -t single

Listet alle Snapshots des Typs single für die Standardkonfiguration (root) auf.

Die folgenden Metadaten sind für jeden Snapshot verfügbar:

  • Typ: Snapshot-Typ; Details siehe Abschnitt 7.6.1.1, „Snapshot-Typen“. Diese Daten können nicht geändert werden.

  • Nummer: Eindeutige Nummer des Snapshots. Diese Daten können nicht geändert werden.

  • Pre Number (Pre-Nummer): Nummer des zugehörigen Pre-Snapshots. Nur für Snapshots vom Post-Typ. Diese Daten können nicht geändert werden.

  • Beschreibung: Beschreibung des Snapshots.

  • Benutzerdaten: Erweiterte Beschreibung, in der Sie benutzerdefinierte Daten als kommagetrennte Liste im Format Schlüssel=Wert angeben können, beispielsweise reason=testing, project=foo. Mit diesem Feld wird außerdem ein Snapshot als wichtig gekennzeichnet (important=yes), und der Benutzer, der den Snapshot erstellt hat, wird hier aufgeführt (user=tux).

  • Bereinigungsalgorithmus: Bereinigungsalgorithmus für den Snapshot; Details siehe Abschnitt 7.7, „Automatisches Bereinigen von Snapshots“.

7.6.1.1 Snapshot-Typen

In Snapper gibt es drei Typen von Snapshots: pre, post und einzeln. Physisch unterscheiden sie sich nicht, sie werden jedoch in Snapper unterschiedlich behandelt.

Pre

Snapshot eines Dateisystems vor einer Änderung. Zu jedem Pre-Snapshot gibt es einen zugehörigen Post-Snapshot. Verwendung z. B. für die automatischen YaST-/Zypper-Snapshots.

Post

Snapshot eines Dateisystems nach einer Änderung. Zu jedem Post-Snapshot gibt es einen zugehörigen Pre-Snapshot. Verwendung z. B. für die automatischen YaST-/Zypper-Snapshots.

Einzeln

Eigenständiger Snapshot. Verwendung z. B. für die automatischen stündlichen Snapshots. Dies ist der Standardtyp beim Erstellen von Snapshots.

7.6.1.2 Bereinigungsalgorithmen

Snapper bietet drei Algorithmen zum Bereinigen alter Snapshots. Die Algorithmen werden im Rahmen eines täglichen CRON-Auftrags ausgeführt. Sie können die Anzahl der verschiedenen Typen von Snapshots definieren, die in der Snapper-Konfiguration aufbewahrt werden sollen (siehe Abschnitt 7.5.1, „Verwalten vorhandener Konfigurationen“).

Zahl

Löscht alte Snapshots, sobald eine bestimmte Anzahl von Snapshots erreicht wird.

timeline (Zeitleiste)

Löscht Snapshots, die ein bestimmtes Alter erreicht haben; hierbei werden allerdings mehrere stündliche, tägliche, monatliche und jährliche Snapshots beibehalten.

empty-pre-post (Leer-Pre-Post)

Löscht Pre-/Post-Snapshot-Paare, zwischen denen keine Unterschiede (Diffs) bestehen.

7.6.2 Erstellen von Snapshots

Zum Erstellen eines Snapshots führen Sie snapper create aus, oder klicken Sie im Snapper-Modul in YaST auf Erstellen. In den nachfolgenden Beispielen wird erläutert, wie Sie Snapshots über die Kommandozeile erstellen. Die Anpassung ist über die YaST-Oberfläche ganz einfach.

Tipp
Tipp: Snapshot-Beschreibung

Geben Sie stets eine aussagekräftige Beschreibung an, mit der der Zweck des Snapshots auch später noch eindeutig erkennbar ist. Über die Option für die Benutzerdaten können Sie noch mehr Informationen festlegen.

snapper create --description "Snapshot für Woche 2 2014"

Erstellt einen eigenständigen Snapshot (Einzeltyp) für die Standardkonfiguration (root) mit einer Beschreibung. Da kein Bereinigungsalgorithmus angegeben ist, wird der Snapshot nicht automatisch gelöscht.

snapper --config home create --description "Bereinigung in ~tux"

Erstellt einen eigenständigen Snapshot (Einzeltyp) für die benutzerdefinierte Konfiguration (home) mit einer Beschreibung. Da kein Bereinigungsalgorithmus angegeben ist, wird der Snapshot nicht automatisch gelöscht.

snapper --config home create --description "Tägliche Datensicherung" --cleanup-algorithm timeline>

Erstellt einen eigenständigen Snapshot (Einzeltyp) für die benutzerdefinierte Konfiguration (home) mit einer Beschreibung. Die Datei wird automatisch gelöscht, sobald die Kriterien für den Zeitleisten-Bereinigungsalgorithmus in der Konfiguration erfüllt sind.

snapper create --type pre--print-number--description "Vor Apache-Konfigurationsbereinigung"--userdata "important=yes"

Erstellt einen Snapshot vom Pre-Typ und gibt die Snapshot-Nummer aus. Erstes Kommando zum Erstellen eines Snapshot-Paars, mit dem der Vorher-/Nachher-Zustand festgehalten wird. Der Snapshot wird als wichtig gekennzeichnet.

snapper create --type post--pre-number 30--description "Nach der Apache-Konfigurationsbereinigung"--userdata "important=yes"

Erstellt einen Snapshot vom Post-Typ, gepaart mit der Pre-Snapshot-Nummer 30. Zweites Kommando zum Erstellen eines Snapshot-Paars, mit dem der Vorher-/Nachher-Zustand festgehalten wird. Der Snapshot wird als wichtig gekennzeichnet.

snapper create --command KOMMANDO--description "Vor und nach KOMMANDO"

Erstellt automatisch ein Snapshot-Paar vor und nach dem Ausführen von KOMMANDO. Diese Option ist nur verfügbar, wenn Snapper in der Kommandozeile verwendet wird.

7.6.3 Bearbeiten von Snapshot-Metadaten

Bei Snapper können Sie die Beschreibung, den Bereinigungsalgorithmus und die Benutzerdaten eines Snapshots bearbeiten. Alle anderen Metadaten können nicht geändert werden. In den nachfolgenden Beispielen wird erläutert, wie Sie Snapshots über die Kommandozeile bearbeiten. Die Anpassung ist über die YaST-Oberfläche ganz einfach.

Um einen Snapshot in der Kommandozeile zu bearbeiten, müssen Sie seine Nummer kennen. Mit snapper list rufen Sie alle Snapshots mit den dazugehörigen Nummern ab.

Im Snapper-Modul in YaST werden bereits alle Snapshots aufgelistet. Wählen Sie einen Eintrag in der Liste, und klicken Sie auf Bearbeiten.

snapper modify --cleanup-algorithm "timeline" 10

Bearbeitet die Metadaten von Snapshot 10 für die Standardkonfiguration (root). Der Bereinigungsalgorithmus ist mit Zeitleiste festgelegt.

snapper --config home modify --description "Tägliche Sicherung" -cleanup-algorithm "timeline" 120

Bearbeitet die Metadaten von Snapshot 120 für die benutzerdefinierte Konfiguration home. Eine neue Beschreibung wird festgelegt, und der Bereinigungsalgorithmus wird aufgehoben.

7.6.4 Löschen von Snapshots

Zum Löschen eines Snapshots mit dem Snapper-Modul in YaST wählen Sie den gewünschten Snapshot in der Liste aus, und klicken Sie auf Löschen.

Um einen Snapshot mit dem Kommandozeilenwerkzeug zu löschen, müssen Sie seine Nummer kennen. Führen Sie hierzu snapper list aus. Zum Löschen eines Snapshots führen Sie snapper delete NUMBER aus.

Der Snapshot des aktuellen Standard-Subvolumes darf nicht gelöscht werden.

Wenn Sie Snapshots mit Snapper löschen, wird der freigegebene Speicherplatz von einem Btrfs-Prozess in Anspruch genommen, der im Hintergrund ausgeführt wird. Der freie Speicherplatz wird daher erst mit Verzögerung sichtbar und verfügbar. Wenn der Speicherplatz, der durch Löschen eines Snapshots freigegeben wurde, sofort zur Verfügung stehen soll, ergänzen Sie den Löschbefehl mit der Option --sync.

Tipp
Tipp: Löschen von Snapshot-Paaren

Wenn Sie einen Pre-Snapshot löschen, müssen Sie auch den zugehörigen Post-Snapshot löschen (und umgekehrt).

snapper delete 65

Löscht Snapshot 65 für die Standardkonfiguration (root).

snapper -c home delete 89 90

Löscht Snapshots 89 und 90 für die benutzerdefinierte Konfiguration home.

snapper delete --sync 23

Löscht Snapshot 23 für die Standardkonfiguration (root) und stellt den freigegebenen Speicherplatz sofort zur Verfügung.

Tipp
Tipp: Löschen nicht referenzierter Snapshots

In bestimmten Fällen ist zwar der Btrfs-Snapshot vorhanden, die XML-Datei mit den Metadaten für Snapper fehlt jedoch. Der Snapshot ist daher nicht für Snapper sichtbar, muss also manuell gelöscht werden:

btrfs subvolume delete /.snapshots/SNAPSHOTNUMBER/snapshot
rm -rf /.snapshots/SNAPSHOTNUMBER
Tipp
Tipp: Alte Snapshots belegen mehr Speicherplatz

Wenn Sie Snapshots löschen, um Speicherplatz auf der Festplatte freizugeben, löschen Sie zuerst die älteren Snapshots. Je älter ein Snapshot ist, desto mehr Speicherplatz belegt er.

Snapshots werden außerdem im Rahmen eines täglichen CRON-Auftrags automatisch gelöscht. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 7.6.1.2, „Bereinigungsalgorithmen“.

7.7 Automatisches Bereinigen von Snapshots

Im Lauf der Zeit werden Snapshots immer größer, sodass sie immer mehr Speicherplatz belegen. Damit Festplatten nicht zu wenig Speicherplatz haben, bietet Snapper einen Algorithmus, mit dem alte Snapshots automatisch gelöscht werden. Diese Algorithmen unterscheiden zwischen Zeitleisten-Snapshots und nummerierten Snapshots (Verwaltungs- plus Installations-Snapshot-Paare). Sie können die Anzahl der Snapshots angeben, die für jeden Typ beibehalten werden soll.

Zusätzlich dazu können Sie optional eine Speicherplatzquote angeben, mit der die maximale Größe des Speicherplatzes festgelegt wird, die Snapshots belegen können. Es ist auch möglich, Pre- und Post-Snapshot-Paare, die sich nicht unterscheiden, automatisch zu löschen.

Ein Bereinigungsalgorithmus ist immer an eine einzelne Snapper-Konfiguration gebunden, daher müssen Sie Algorithmen für jede Konfiguration festlegen. Weitere Informationen, wie das versehentliche Löschen bestimmter Snapshots verhindert wird, finden Sie unter Wie kann ein Snapshot dauerhaft beibehalten werden? .

Die Standardeinrichtung (root) ist so konfiguriert, dass nummerierte Snapshots und leere Pre- und Post-Snapshot-Paare bereinigt werden. In der Standardeinrichtung ist die Quotenunterstützung aktiviert und die Snapshots müssen mindestens 20 % des verfügbaren Speicherplatzes in der Root-Partition freilassen. Zeitleisten-Snapshots sind standardmäßig deaktiviert. Daher ist der Bereinigungsalgorithmus auch deaktiviert.

Anmerkung
Anmerkung: Verbesserter Bereinigungsalgorithmus

Mit früheren Implementierungen des Bereinigungsalgorithmus wurde lediglich geprüft, ob die Snapshots maximal den angegebenen Speicherplatz belegen (standardmäßig 50 %). In bestimmten Fällen war der Speicherplatz im System dennoch erschöpft. Ab SUSE Linux Enterprise Server 12 SP1 umfasst Snapper einen verbesserten Bereinigungsalgorithmus, der jederzeit 20 % des verfügbaren Speicherplatzes freihält.

7.7.1 Bereinigen von nummerierten Snapshots

Das Bereinigen nummerierter Snapshots – Verwaltungs- plus Installations-Snapshot-Paare – wird von den nachfolgenden Parametern einer Snapper-Konfiguration gesteuert.

NUMBER_CLEANUP

Aktiviert oder deaktiviert die Bereinigung von Installations- und Verwaltungs-Snapshot-Paaren. Ist die Option aktiviert, werden Snapshot-Paare gelöscht, wenn die Gesamtzahl der Snapshots eine Zahl überschreitet, die mit NUMBER_LIMIT und/oder NUMBER_LIMIT_IMPORTANT festgelegt ist, und wenn sie ein Alter überschreiten, das mit NUMBER_MIN_AGE definiert ist. Gültige Werte: yes (aktivieren), no (deaktivieren).

Der Standardwert lautet "yes".

Beispielkommando zum Ändern oder Festlegen:

tux > sudo snapper -c CONFIG set-config "NUMBER_CLEANUP=no"
NUMBER_LIMIT / NUMBER_LIMIT_IMPORTANT

Definiert, wie viele normale und/oder wichtige Installations- und Administrations-Snapshot-Paare beibehalten werden sollen. Nur die jeweils jüngsten Snapshots werden beibehalten. Wird ignoriert, wenn für NUMBER_CLEANUP der Wert "no" festgelegt ist.

Der Standardwert ist "2-10" für NUMBER_LIMIT und "4-10" für NUMBER_LIMIT_IMPORTANT.

Beispielkommando zum Ändern oder Festlegen:

tux > sudo snapper -c CONFIG set-config "NUMBER_LIMIT=10"
Wichtig
Wichtig: Bereichswerte im Vergleich zu Fixwerten

Falls die Quotenunterstützung aktiviert ist (siehe Abschnitt 7.7.5, „Hinzufügen von Festplattenquotenunterstützung“), muss der Grenzwert als Minimum-Maximum-Bereich angegeben sein, z. B. 2-10. Wenn die Quotenunterstützung deaktiviert ist, muss ein Fixwert, z. B. 10, angegeben werden, sonst schlägt das Bereinigen fehl.

NUMBER_MIN_AGE

Definiert das Mindestalter in Sekunden, das ein Snapshot aufweisen soll, bevor er automatisch gelöscht werden kann. Snapshots, die jünger als der hier angegebene Wert sind, werden, unabhängig davon, wie viele vorhanden sind, nicht gelöscht.

Der Standardwert lautet "1800".

Beispielkommando zum Ändern oder Festlegen:

tux > sudo snapper -c CONFIG set-config "NUMBER_MIN_AGE=864000"
Anmerkung
Anmerkung: Grenzwert und Alter

NUMBER_LIMIT, NUMBER_LIMIT_IMPORTANT und NUMBER_MIN_AGE werden stets ausgewertet. Die Snapshots werden nur dann gelöscht, wenn alle Bedingungen erfüllt sind.

Wenn Sie immer die mit NUMBER_LIMIT* festgelegte Anzahl an Snapshots beibehalten möchten, unabhängig von ihrem Alter, legen Sie für NUMBER_MIN_AGE den Wert 0 fest.

Das folgende Beispiel zeigt eine Konfiguration, mit der die letzten zehn wichtigen und regulären Snapshots unabhängig vom Alter beibehalten werden:

NUMBER_CLEANUP=yes
NUMBER_LIMIT_IMPORTANT=10
NUMBER_LIMIT=10
NUMBER_MIN_AGE=0

Wenn Sie andererseits keine Snapshots beibehalten möchten, die ein bestimmtes Alter überschreiten, legen Sie für NUMBER_LIMIT* den Wert 0 fest und geben Sie das Alter mit NUMBER_MIN_AGE an.

Das folgende Beispiel zeigt eine Konfiguration, in der lediglich Snapshots beibehalten werden, die jünger als zehn Tage sind:

NUMBER_CLEANUP=yes
NUMBER_LIMIT_IMPORTANT=0
NUMBER_LIMIT=0
NUMBER_MIN_AGE=864000

7.7.2 Bereinigen von Zeitleisten-Snapshots

Das Bereinigen von Zeitleisten-Snapshots wird von den nachfolgenden Parametern einer Snapper-Konfiguration gesteuert.

TIMELINE_CLEANUP

Aktiviert oder deaktiviert die Bereinigung von Zeitleisten-Snapshots. Ist der Parameter aktiviert, werden Snapshots gelöscht, wenn die Gesamtanzahl der Snapshots eine mit TIMELINE_LIMIT_* angegebene Zahl und ein mit TIMELINE_MIN_AGE angegebenes Alter überschreiten. Gültige Werte: yes, no.

Der Standardwert lautet "yes".

Beispielkommando zum Ändern oder Festlegen:

tux > sudo snapper -c CONFIG set-config "TIMELINE_CLEANUP=yes"
TIMELINE_LIMIT_DAILY, TIMELINE_LIMIT_HOURLY, TIMELINE_LIMIT_MONTHLY, TIMELINE_LIMIT_WEEKLY, TIMELINE_LIMIT_YEARLY

Anzahl der Snapshots, die pro Stunde, Tag, Monat, Woche und Jahr beibehalten werden sollen.

Der Standardwert für jeden Eintrag ist "10", außer für TIMELINE_LIMIT_WEEKLY, hier ist der Standardwert "0".

TIMELINE_MIN_AGE

Definiert das Mindestalter in Sekunden, das ein Snapshot aufweisen soll, bevor er automatisch gelöscht werden kann.

Der Standardwert lautet „1800“.

Beispiel 7.1: Beispiel für eine Zeitleisten-Konfiguration
TIMELINE_CLEANUP="yes"
TIMELINE_CREATE="yes"
TIMELINE_LIMIT_DAILY="7"
TIMELINE_LIMIT_HOURLY="24"
TIMELINE_LIMIT_MONTHLY="12"
TIMELINE_LIMIT_WEEKLY="4"
TIMELINE_LIMIT_YEARLY="2"
TIMELINE_MIN_AGE="1800"

In dieser Beispielkonfiguration werden stündliche Snapshots vorgenommen, die automatisch bereinigt werden. TIMELINE_MIN_AGE und TIMELINE_LIMIT_* werden stets gemeinsam ausgewertet. In diesem Beispiel ist das Mindestalter eines Snapshots, ab dem er gelöscht werden kann, auf 30 Minuten (1800 Sekunden) eingestellt. Durch die stündliche Erstellung der Snapshots werden nur die jeweils neuesten Snapshots beibehalten. Wenn TIMELINE_LIMIT_DAILY auf einen Wert ungleich null gesetzt ist, wid auch der erste Snapshot des Tages beibehalten.

Beizubehaltende Snapshots
  • Stündlich: Die letzten 24 angefertigten Snapshots.

  • Täglich: Jeweils der erste Snapshot, der zu Tagesbeginn angefertigt wurde, für die letzten sieben Tage.

  • Monatlich: Jeweils der erste Snapshot, der am letzten Tag des Monats angefertigt wurde, für die letzten zwölf Monate.

  • Wöchentlich: Jeweils der erste Snapshot, der am letzten Tag der Woche angefertigt wurde, für die letzten vier Wochen.

  • Jährlich: Jeweils der erste Snapshot, der am letzten Tag des Jahres angefertigt wurde, für die letzten zwei Jahre.

7.7.3 Bereinigen von Snapshot-Paaren, die sich nicht unterscheiden

Wie in Abschnitt 7.1.1, „Typen von Snapshots“ erklärt, wird immer beim Ausführen eines YaST-Moduls oder beim Ausführen von Zypper ein Pre-Snapshot beim Starten erstellt und ein Post-Snapshot beim Beenden. Falls Sie keine Änderungen vorgenommen haben, gibt es zwischen dem Pre- und Post-Snapshot keinen Unterschied. Solche leeren Snapshot-Paare können automatisch gelöscht werden, indem die folgenden Parameter in einer Snapper-Konfiguration festgelegt werden:

EMPTY_PRE_POST_CLEANUP

Bei yes (ja) werden Snapshot-Paare mit identischem Pre- und Post-Snapshot gelöscht.

Der Standardwert lautet „yes“ (ja).

EMPTY_PRE_POST_MIN_AGE

Definiert das Mindestalter in Sekunden, das ein Snapshot-Paar mit identischem Pre- und Post-Snapshot aufweisen soll, bevor es automatisch gelöscht werden kann.

Der Standardwert lautet „1800“.

7.7.4 Bereinigen manuell erstellter Snapshots

Snapper bietet keine benutzerdefinierten Bereinigungsalgorithmen für manuell erstellte Snapshots. Sie können jedoch den Nummern- oder Zeitleisten-Bereinigungsalgorithmus einem manuell erstellten Snapshot zuweisen. Wenn Sie dies tun, reiht sich der Snapshot in der Bereinigungswarteschlange für den angegebenen Algorithmus ein. Sie können einen Bereinigungsalgorithmus angeben, wenn Sie einen Snapshot erstellen oder indem Sie einen vorhandenen Snapshot bearbeiten:

snapper create --description "Test" --cleanup-algorithm number

Erstellt einen eigenständigen Snapshot (Typ: „single“) für die Standardkonfiguration (root) und weist den Bereinigungsalgorithmus number zu.

snapper modify --cleanup-algorithm "timeline" 25

Ändert den Snapshot mit der Nummer 25 und weist den Bereinigungsalgorithmus timeline zu.

7.7.5 Hinzufügen von Festplattenquotenunterstützung

Zusätzlich zu den oben beschriebenen Nummern- und/oder Zeitleisten-Bereinigungsalgorithmen unterstützt Snapper Quoten. Sie können festlegen, welchen prozentualen Anteil des verfügbaren Speicherplatzes Snapshots belegen dürfen. Dieser Prozentwert gilt immer für das Btrfs-Subvolume, das in der entsprechenden Snapper-Konfiguration definiert ist.

Wenn Snapper bei der Installation aktiviert wurde, wird die Quotenunterstützung automatisch aktiviert. Falls Sie Snapper zu einem späteren Zeitpunkt manuell aktivieren, können Sie die Quotenunterstützung aktivieren, indem Sie snapper setup-quota ausführen. Dies erfordert eine gültige Konfiguration (weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 7.5, „Erstellen und Bearbeiten von Snapper-Konfigurationen“).

Die Quotenunterstützung wird von den folgenden Parametern der Snapper-Konfiguration gesteuert.

QGROUP

Die Btrfs-Quotengruppe, die von Snapper verwendet wird. Ist dies nicht festgelegt, führen Sie snapper setup-quota aus. Ist dies bereits festgelegt, nehmen Sie nur Änderungen vor, wenn Sie die man-Seite man 8 btrfs-qgroup kennen. Dieser Wert wird mit snapper setup-quota festgelegt und sollte nicht geändert werden.

SPACE_LIMIT

Grenzwert für den Speicherplatz, den Snapshots belegen dürfen, in Bruchteilen von 1 (1 = 100 %). Gültig sind Werte zwischen 0 und 1 (0.1 = 10 %, 0.2 = 20 % ...).

Es gelten die folgenden Einschränkungen und Richtlinien:

  • Quoten werden nur zusätzlich zu einem vorhandenen Nummern- und/oder Zeitleisten-Bereinigungsalgorithmus aktiviert. Ist kein Bereinigungsalgorithmus aktiviert, werden keine Quoteneinschränkungen angewendet.

  • Ist die Quotenunterstützung aktiviert, führt Snapper bei Bedarf zwei Bereinigungsläufe durch. Im ersten Lauf werden die Regeln angewendet, die für Nummern- und Zeitleisten-Snapshots angegeben sind. Nur, wenn die Quote nach diesem Lauf überschritten wird, werden die quotenspezifischen Regeln in einem zweiten Lauf angewendet.

  • Selbst wenn die Quotenunterstützung aktiviert ist, wird die Anzahl der Snapshots, die mit den Werten NUMBER_LIMIT* und TIMELINE_LIMIT* angegeben ist, von Snapper beibehalten, auch wenn die Quote überschritten wird. Daher wird empfohlen, die Bereichswerte (MIN.-MAX.) für NUMBER_LIMIT* und TIMELINE_LIMIT* anzugeben, um sicherzustellen, dass die Quote angewendet werden kann.

    Wenn beispielsweise NUMBER_LIMIT=5-20 festgelegt ist, führt Snapper einen ersten Bereinigungslauf durch und reduziert die Anzahl normaler Nummern-Snapshots auf 20. Falls diese 20 Snapshots die Quote überschreiten, löscht Snapper die ältesten Snapshots in einem zweiten Lauf, bis die Quote eingehalten wird. Mindestens fünf Snapshots werden immer beibehalten, unabhängig davon, wie viel Speicherplatz sie belegen.

7.8 Häufig gestellte Fragen

F: Warum zeigt Snapper keine Änderungen in /var/log, /tmp und anderen Verzeichnissen an?

Einige Verzeichnisse werden aus Snapshots ausgeschlossen. Weitere Informationen und Begründungen finden Sie unter Abschnitt 7.1.2, „Verzeichnisse, die aus Snapshots ausgenommen sind“. Sollen für einen Pfad keine Snapshots angefertigt werden, legen Sie ein Subvolume für diesen Pfad an.

F: Wie viel Speicherplatz belegen die Snapshots? Wie kann ich Speicherplatz freigeben?

Die Btrfs-Werkzeuge unterstützen zurzeit noch nicht die Anzeige des Speicherplatzes, der von einem Snapshot belegt wird. Wenn die Quote jedoch aktiviert ist, ist es möglich zu bestimmen, wie viel Speicherplatz frei werden würde, wenn alle Snapshots gelöscht würden:

  1. Rufen Sie die Quotengruppen-ID ab (1/0 im folgenden Beispiel):

    tux > sudo snapper -c root get-config | grep QGROUP
    QGROUP                 | 1/0
  2. Führen Sie erneut einen Scan für die Subvolume-Quoten durch:

    tux > sudo btrfs quota rescan -w /
  3. Zeigen Sie die Daten der Quotengruppe an (1/0 im folgenden Beispiel):

    tux > sudo btrfs qgroup show / | grep "1/0"
    1/0           4.80GiB    108.82MiB

    In der dritten Spalte wird der Speicherplatz angezeigt, der frei werden würde, wenn alle Snapshots gelöscht würden (108.82MiB).

Um Speicherplatz auf einer Btrfs-Partition mit Snapshots freizugeben, müssen Sie keine Dateien löschen, sondern die nicht mehr benötigten Snapshots. Ältere Snapshots belegen mehr Speicherplatz als neuere Snapshots. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 7.1.3.4, „Steuern der Snapshot-Archivierung“.

Wenn Sie ein Upgrade von einem Service Pack auf ein höheres Service Pack vornehmen, belegen die entstehenden Snapshots einen großen Teil des Festplattenspeichers auf den System-Subvolumes, da große Mengen an Daten geändert werden (Aktualisierungen der Pakete). Es wird daher empfohlen, diese Snapshots manuell zu löschen, sobald Sie sie nicht mehr benötigen. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 7.6.4, „Löschen von Snapshots“.

F: Kann ich einen Snapshot über den Bootloader booten?

Ja. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 7.3, „System-Rollback durch Booten aus Snapshots“.

F: Wie kann ein Snapshot dauerhaft beibehalten werden?

Derzeit bietet Snapper keine Möglichkeit, zu verhindern, dass ein Snapshot manuell gelöscht wird. Jedoch können Sie verhindern, dass Snapshots automatisch durch Bereinigungsalgorithmen gelöscht werden. Manuell erstellten Snapshots (siehe Abschnitt 7.6.2, „Erstellen von Snapshots“) ist kein Bereinigungsalgorithmus zugewiesen, es sei denn, Sie geben einen mit --cleanup-algorithm an. Automatisch erstellten Snapshots ist immer entweder der number- oder timeline-Algorithmus zugewiesen. Um auf diese Weise eine Zuweisung für einen oder mehrere Snapshots zu entfernen, gehen Sie wie folgt vor:

  1. Auflisten aller verfügbaren Snapshots:

    tux > sudo snapper list -a
  2. Merken Sie sich die Zahl der Snapshots, deren Löschung Sie verhindern möchten.

  3. Führen Sie das folgende Kommando aus und ersetzen Sie die Zahlenplatzhalter durch die Zahl(en), die Sie sich gemerkt haben:

    tux > sudo snapper modify --cleanup-algorithm "" #1 #2 #n
  4. Überprüfen Sie das Ergebnis, indem Sie erneut snapper list -a ausführen. Der Eintrag in der Spalte Cleanup sollte nun für die bearbeiteten Snapshots leer sein.

F: Wo finde ich weitere Informationen zu Snapper?

Besuchen Sie die Snapper-Homepage unter http://snapper.io/.

8 Fernzugriff mit VNC

Mit Virtual Network Computing (VNC) können Sie einen Remote-Computer über einen grafischen Desktop steuern (anders als bei einem Remote-Shell-Zugriff). VNC ist plattformunabhängig und ermöglicht Ihnen den Zugriff auf den Remote-Rechner über ein beliebiges Betriebssystem.

SUSE Linux Enterprise Server unterstützt zwei verschiedene Arten von VNC-Sitzungen: einmalige Sitzungen, die so lange aktiv sind, wie die VNC-Verbindung zum Client besteht, und permanente Sitzungen, die so lange aktiv sind, bis sie explizit beendet werden.

Anmerkung
Anmerkung: Sitzungstypen

Ein Rechner kann beide Sitzungen gleichzeitig auf verschiedenen Ports bieten, eine geöffnete Sitzung kann jedoch nicht von einem Typ in den anderen konvertiert werden.

8.1 Der vncviewer-Client

Um eine Verbindung zu einem VNC-Dienst herzustellen, der von einem Server bereitgestellt wird, ist ein Client erforderlich. Der Standard-Client in SUSE Linux Enterprise Server ist vncviewer, der im Paket tigervnc bereitgestellt wird.

8.1.1 Verbinden mithilfe der vncviewer-CLI

Mit folgendem Kommando können Sie den VNC-Viewer starten und eine Sitzung mit dem Server initiieren:

tux > vncviewer jupiter.example.com:1

Anstelle der VNC-Anmeldenummer können Sie auch die Portnummer mit zwei Doppelpunkten angeben:

tux > vncviewer jupiter.example.com::5901
Anmerkung
Anmerkung: Anzeige- und Portnummer

Die im VNC-Client angegebene Anzeige- oder Portnummer muss mit der Anzeige- oder Portnummer übereinstimmen, die durch den Befehl vncserver auf dem Zielcomputer ausgewählt wird. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 8.4, „Permanente VNC-Sitzungen“.

8.1.2 Verbinden mithilfe der vncviewer-GUI

Wenn vncviewer ausgeführt wird, ohne --listen oder einen Host für die Verbindung anzugeben, wird ein Fenster zur Eingabe von Verbindungsinformationen angezeigt. Geben Sie den Host in das Feld VNC server (VNC-Server) wie in Abschnitt 8.1.1, „Verbinden mithilfe der vncviewer-CLI“ ein und klicken Sie auf Connect (Verbinden).

vncviewer fordert die Angabe von Verbindungsinformationen
Abbildung 8.1: vncviewer

8.1.3 Benachrichtigungen zu unverschlüsselten Verbindungen

Das VNC-Protokoll unterstützt verschiedene Arten von verschlüsselten Verbindungen, nicht zu verwechseln mit Passwortauthentifizierung. Wenn eine Verbindung kein TLS verwendet, wird der Text (Connection not encrypted!) (Verbindung nicht verschlüsselt!) im Fenstertitel des VNC-Viewers angezeigt.

8.2 Remmina: Remote-Desktop-Client

Der moderne Remote-Desktop-Client Remmina bietet einen großen Funktionsumfang. Es werden mehrere Zugriffsmethoden unterstützt, z. B. VNC, SSH, RDP oder Spice.

8.2.1 Installation

Wenn Sie mit Remmina arbeiten möchten, prüfen Sie, ob das Paket remmina auf dem System installiert ist, und holen Sie die Installation ggf. nach. Denken Sie daran, auch das VNC-Plugin für Remmina zu installieren:

root # zypper in remmina remmina-plugin-vnc

8.2.2 Hauptfenster

Starten Sie Remmina mit dem Befehl remmina.

Hauptfenster von Remmina
Abbildung 8.2: Hauptfenster von Remmina

Das Hauptanwendungsfenster enthält eine Liste der gespeicherten Remote-Sitzungen. Hier können Sie eine neue Remote-Sitzung hinzufügen und speichern, eine neue Sitzung per Schnellstart beginnen (also ohne zu speichern), eine zuvor gespeicherte Sitzung starten oder die globalen Einstellungen für Remmina festlegen.

8.2.3 Hinzufügen von Remote-Sitzungen

Mit Add new session oben links im Hauptfenster können Sie eine neue Remote-Sitzung hinzufügen und speichern. Das Fenster Remote Desktop Preference wird geöffnet.

Remote Desktop Preference
Abbildung 8.3: Remote Desktop Preference

Füllen Sie die Felder für das soeben hinzugefügte Remote-Sitzungsprofil aus. Die wichtigsten sind:

Name

Name des Profils. Wird im Hauptfenster angezeigt.

Protokoll

Protokoll für die Verbindung zur Remote-Sitzung, z. B. VNC.

Server

IP- oder DNS-Adresse und Anzeigenummer des Remote-Servers.

Benutzername, Benutzerpasswort

Berechtigungsnachweis für die Remote-Authentifizierung. Soll keine Authentifizierung erfolgen, geben Sie hier nichts ein.

Farbtiefe, Qualität

Wählen Sie die optimalen Optionen für Ihre Verbindungsgeschwindigkeit und -qualität.

Auf der Registerkarte Advanced finden Sie weitere Einstellungen.

Tipp
Tipp: Verschlüsselung deaktivieren

Wenn die Kommunikation zwischen dem Client und dem Remote-Server nicht verschlüsselt ist, aktivieren Sie die Option Disable encryption. Ansonsten kommt es zu Verbindungsfehlern.

Auf der Registerkarte SSH finden Sie erweiterte Optionen für SSH-Tunneling und Authentifizierung.

Bestätigen Sie die Eingabe mit Speichern. Das neue Profil wird im Hauptfenster angezeigt.

8.2.4 Starten von Remote-Sitzungen

Sie können entweder eine zuvor gespeicherte Sitzung starten oder eine Remote-Sitzung per Schnellstart beginnen (also ohne die Verbindungsdetails zu speichern).

8.2.4.1 Schnellstart von Remote-Sitzungen

Mit der Dropdown-Box und dem Textfeld oben im Hauptfenster können Sie eine Remote-Sitzung per Schnellstart beginnen, ohne die Verbindungsdetails anzugeben und zu speichern.

Schnellstart
Abbildung 8.4: Schnellstart

Wählen Sie das Kommunikationsprotokoll im Dropdown-Feld aus (z. B. „VNC“). Geben Sie dann die DNS- oder IP-Adresse des VNC-Servers ein, gefolgt von einem Doppelpunkt und einer Anzeigenummer, und bestätigen Sie mit Eingabetaste.

8.2.4.2 Öffnen von gespeicherten Remote-Sitzungen

Zum Öffnen einer bestimmten Remote-Sitzung doppelklicken Sie in der Sitzungsliste auf diese Sitzung.

8.2.4.3 Fenster der Remote-Sitzungen

Die Remote-Sitzungen werden in Registerkarten eines separaten Fensters geöffnet. Jede Registerkarte enthält eine Sitzung. Über die Symbolleiste links im Fenster können Sie die Fenster/Sitzungen verwalten, zum Beispiel den Vollbildmodus aktivieren/deaktivieren, die Fenstergröße an die Anzeigegröße der Sitzung anpassen, bestimmte Tastatureingaben an die Sitzung senden, Bildschirmfotos der Sitzung aufnehmen oder die Bildqualität festlegen.

Remmina-Remote-Sitzung mit Anzeige von SLES 15
Abbildung 8.5: Remmina-Remote-Sitzung mit Anzeige von SLES 15

8.2.5 Bearbeiten, Kopieren und Löschen gespeicherter Sitzungen

Zum Bearbeiten einer gespeicherten Remote-Sitzung klicken Sie mit der rechten Maustaste im Hauptfenster von Remmina auf den Namen der Sitzung und wählen Sie Edit. Eine Beschreibung der relevanten Felder finden Sie unter Abschnitt 8.2.3, „Hinzufügen von Remote-Sitzungen“.

Zum Kopieren einer gespeicherten Remote-Sitzung klicken Sie mit der rechten Maustaste im Hauptfenster von Remmina auf den Namen der Sitzung und wählen Sie Copy. Ändern Sie im Fenster Remote Desktop Preference den Name des Profils, passen Sie optional die relevanten Optionen an und bestätigen Sie mit Save.

Zum Löschen einer gespeicherten Remote-Sitzung klicken Sie mit der rechten Maustaste im Hauptfenster von Remmina auf den Namen der Sitzung und wählen Sie Delete. Bestätigen Sie das nächste Dialogfeld mit Yes.

8.2.6 Ausführen von Remote-Sitzungen über die Befehlszeile

Mit der folgenden Syntax öffnen Sie eine Remote-Sitzung über die Befehlszeile oder aus einer Stapeldatei heraus, ohne zunächst das Hauptanwendungsfenster zu öffnen:

 tux > remmina -c profile_name.remmina

Die Profildateien von Remmina werden im Verzeichnis .local/share/remmina/ in Ihrem Benutzerverzeichnis gespeichert. Zum Ermitteln der Profildatei für die zu öffnende Sitzung starten Sie Remmina und klicken Sie im Hauptfenster auf den Sitzungsnamen. Der Pfad zur Profildatei wird in der Statuszeile unten im Fenster angezeigt.

Pfad zur Profildatei
Abbildung 8.6: Pfad zur Profildatei

Wenn Remmina nicht ausgeführt wird, können Sie den Namen der Profildatei durch einen aussagekräftigeren Dateinamen ersetzen (z. B. sle15.remmina). Sie können sogar die Profildatei in Ihr Benutzerverzeichnis kopieren und mit dem Befehl remmina -c direkt aus diesem Verzeichnis heraus ausführen.

8.3 Einmalige VNC-Sitzungen

Eine einmalige Sitzung wird vom Remote-Client initiiert. Sie startet einen grafischen Anmeldebildschirm auf dem Server. Auf diese Weise können Sie den Benutzer auswählen, der die Sitzung starten soll sowie, sofern vom Anmeldungsmanager unterstützt, die Desktop-Umgebung. Wenn Sie die Client-Verbindung, beispielsweise eine VNC-Sitzung, beenden, werden auch alle während der Sitzung gestarteten Anwendungen beendet. Einmalige VNC-Sitzungen können nicht freigegeben werden, Sie können jedoch mehrere Sitzungen gleichzeitig auf demselben Host ausführen.

Vorgehen 8.1: Aktivieren von einmaligen VNC-Sitzungen
  1. Starten Sie YaST › Netzwerkdienste › Verwaltung von entfernten Rechnern aus (remote) (VNC).

  2. Aktivieren Sie die Option Allow Remote Administration Without Session Management (Verwaltung von entfernten Rechnern aus (remote) ohne Sitzungsverwaltung zulassen).

  3. Aktivieren Sie die Option Enable access using a web browser (Zugriff über Webbrowser aktivieren), wenn der Zugriff auf die VNC-Sitzung über einen Webbrowser-Fenster erfolgen soll.

  4. Aktivieren Sie bei Bedarf Firewall-Port öffnen (wenn Ihre Netzwerkschnittstelle z. B. so konfiguriert ist, dass sie in der externen Zone liegt). Wenn Sie mehrere Netzwerkschnittstellen haben, beschränken Sie das Öffnen der Firewall-Ports über Firewall-Details auf eine bestimmte Schnittstelle.

  5. Bestätigen Sie die Einstellungen mit Weiter.

  6. Falls zu dem Zeitpunkt noch nicht alle erforderlichen Pakete verfügbar sind, müssen Sie der Installation der fehlenden Pakete zustimmen.

    Tipp
    Tipp: Neustart des Anzeigemanagers

    YaST nimmt Änderungen an den Einstellungen des Anzeigemanagers vor. Diese Änderungen treten erst dann in Kraft, wenn Sie sich aus der aktuellen grafischen Sitzung abmelden und den Anzeigemanager neu starten.

Fernverwaltung
Abbildung 8.7: Fernverwaltung

8.3.1 Verfügbare Konfigurationen

Die Standardkonfiguration von SUSE Linux Enterprise Server stellt Sitzungen mit einer Auflösung von 1024 x 768 Pixeln und einer Farbtiefe von 16 Bit bereit. Die Sitzungen sind an Port 5901 für reguläre VNC-Viewer (entspricht VNC-Display 1) und an Port 5801 für Webbrowser verfügbar.

Weitere Konfigurationen können an anderen Ports verfügbar gemacht werden, siehe Abschnitt 8.3.3, „Konfigurieren einmaliger VNC-Sitzungen“

VNC-Anzeigenummern und X-Anzeigenummern sind bei einmaligen Sitzungen unabhängig. Eine VNC-Anzeigenummer wird manuell jeder Konfiguration zugewiesen, die vom Server unterstützt wird (:1 im obigen Beispiel). Immer, wenn eine VNC-Sitzung mit einer der Konfigurationen initiiert wird, erhält sie automatisch eine freie X-Display-Nummer.

Standardmäßig versuchen sowohl der VNC-Client als auch der Server, über ein selbstsigniertes SSL-Zertifikat sicher zu kommunizieren, das nach der Installation erzeugt wird. Verwenden Sie wahlweise das Standardzertifikat oder ersetzen Sie es durch Ihr eigenes Zertifikat. Bei Nutzung eines selbstsignierten Zertifikats müssen Sie vor der ersten Verbindung dessen Signatur bestätigen.

8.3.2 Initiieren einer einmaligen VNC-Sitzung

Um eine Verbindung zu einer einmaligen VNC-Sitzung herzustellen, muss ein VNC-Viewer installiert sein, lesen Sie hierzu auch Abschnitt 8.1, „Der vncviewer-Client“.

8.3.3 Konfigurieren einmaliger VNC-Sitzungen

Sie können diesen Abschnitt überspringen, wenn Sie die Standardkonfiguration nicht ändern müssen bzw. möchten.

Einmalige VNC-Sitzungen werden über den systemd-Socket xvnc.socket gestartet. Standardmäßig bietet sie sechs Konfigurationsblöcke: drei für VNC-Viewer (vnc1 bis vnc3) und drei für Java-Applets (vnchttpd1 bis vnchttpd3). Standardmäßig sind nur vnc1 und vnchttpd1 aktiv.

Mit dem folgenden Befehl aktivieren Sie den VNC-Server-Socket beim Booten:

sudo systemctl enable xvnc.socket

Mit dem folgenden Befehl starten Sie den Socket sofort:

sudo systemctl start xvnc.socket

Der Xvnc-Server kann mit der Option server_args konfiguriert werden. Eine Liste der Optionen finden Sie unter Xvnc --help.

Achten Sie beim Hinzufügen benutzerdefinierter Konfigurationen darauf, keine Ports zu verwenden, die bereits von anderen Konfigurationen, anderen Services oder bestehenden permanenten VNC-Sitzungen auf demselben Host verwendet werden.

Aktivieren Sie Konfigurationsänderungen mit folgendem Kommando:

tux > sudo systemctl reload xvnc.socket
Wichtig
Wichtig: Firewall und VNC-Ports

Wenn Sie die entfernte Verwaltung wie in Prozedur 8.1, „Aktivieren von einmaligen VNC-Sitzungen“ beschrieben aktivieren, werden die Ports 5801 und 5901 in der Firewall geöffnet. Wenn die Netzwerkschnittstelle, über die die VNC-Sitzung bereitgestellt wird, durch eine Firewall geschützt wird, müssen Sie die entsprechenden Ports manuell öffnen, wenn Sie zusätzliche Ports für VNC-Sitzungen aktivieren. Eine Anleitung dazu finden Sie in Book “Security and Hardening Guide”, Chapter 16 “Masquerading and Firewalls”.

8.4 Permanente VNC-Sitzungen

Auf eine permanente Sitzung kann gleichzeitig von mehreren Clients zugegriffen werden. Dies eignet sich ideal für Demozwecke, bei denen ein Client den vollen Zugriff und alle anderen einen reinen Anzeigezugriff haben. Weiter eignet sich dies für Schulungen, bei denen der Schulungsleiter einen Zugriff auf den Desktop des Teilnehmers benötigt.

Tipp
Tipp: Verbindung zu einer permanenten VNC-Sitzung herstellen

Um eine Verbindung zu einer permanenten VNC-Sitzung herzustellen, muss ein VNC-Viewer installiert sein. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 8.1, „Der vncviewer-Client“.

Es gibt zwei Arten von permanenten VNC-Sitzungen:

8.4.1 Mit vncserver initiierte VNC-Sitzung

Diese Art einer permanenten VNC-Sitzung wird auf dem Server initiiert. Die Sitzung und sämtliche in dieser Sitzungsausführung gestarteten Anwendungen werden ungeachtet der Client-Verbindungen so lange ausgeführt, bis die Sitzung beendet wird. Der Zugriff auf permanente Sitzungen wird durch zwei mögliche Arten von Passwörtern geschützt:

  • ein reguläres Passwort, das den vollen Zugriff ermöglicht, oder

  • ein optionales Passwort, das keinen interaktiven Zugriff ermöglicht und nur eine Anzeige liefert.

Eine Sitzung kann mehrere Client-Verbindungen beider Arten gleichzeitig haben.

Vorgehen 8.2: Starten einer permanenten VNC-Sitzung mit vncserver
  1. Öffnen Sie eine Shell uns stellen Sie sicher, dass Sie als der Benutzer angemeldet sind, der Eigentümer der VNC-Sitzung sein soll.

  2. Wenn die Netzwerkschnittstelle, über die die VNC-Sitzung bereitgestellt wird, durch eine Firewall geschützt wird, müssen Sie die von Ihrer Sitzung verwendeten Ports manuell in der Firewall öffnen. Wenn Sie mehrere Sitzungen starten, können ie alternativ einen Portbereich öffnen. Details zur Konfiguration der Firewall finden Sie unter Book “Security and Hardening Guide”, Chapter 16 “Masquerading and Firewalls”.

    vncserver verwendet die Port 5901 für Display :1, 5902 für Display :2 usw. Bei permanenten Sitzungen haben das VNC-Display und das X-Display normalerweise dieselbe Nummer.

  3. Geben Sie folgendes Kommando ein, um eine Sitzung mit einer Auflösung von 1024x769 Pixel und einer Farbtiefe von 16 Bit zu starten:

    vncserver -alwaysshared -geometry 1024x768 -depth 16

    Das Kommando vncserver verwendet, sofern keine Display-Nummer angegeben ist, eine freie Display-Nummer und gibt seine Auswahl aus. Weitere Optionen finden Sie mit man 1 vncserver.

Bei der erstmaligen Ausführung von vncserver wird nach einem Passwort für den vollständigen Zugriff auf die Sitzung gefragt. Geben Sie gegebenenfalls auch ein Passwort für den reinen Anzeigezugriff auf die Sitzung ein.

Die hier angegebenen Passwörter werden auch für zukünftige Sitzungen verwendet, die durch denselben Benutzer gestartet werden. Sie können mit dem Kommando vncpasswd geändert werden.

Wichtig
Wichtig: Sicherheitsüberlegungen

Achten Sie darauf, dass Ihre Passwörter sicher und ausreichend lang sind (mindestens acht Zeichen). Teilen Sie diese Passwörter niemandem mit.

Beenden Sie, um die Sitzung zu beenden, die Desktopumgebung, die innerhalb der VNC-Sitzung ausgeführt wird über den VNC-Viewer so, wie Sie eine normale lokale X-Sitzung beenden würden.

Wenn Sie eine Sitzung lieber manuell beenden, öffnen Sie eine Shell auf dem VNC-Server und vergewissern Sie sich, dass Sie als der Benutzer angemeldet ist, der der Eigentümer der zu beendenden VNC-Sitzung ist. Führen Sie das folgende Kommando aus, um die Sitzung zu beenden, die auf Display :1: vncserver -kill :1 ausgeführt wird.

8.4.1.1 Konfigurieren von permanenten VNC-Sitzungen

Permanente VNC-Sitzungen können durch Bearbeiten von $HOME/.vnc/xstartup konfiguriert werden. Standardmäßig startet dieses Shell-Skript dieselbe GUI bzw. denselben Fenstermanager, aus dem es gestartet wurde. In SUSE Linux Enterprise Server ist dies entweder GNOME oder IceWM. Wenn Sie beim Starten Ihrer Sitzung einen bestimmten Fenstermanager verwenden möchten, legen Sie die Variable WINDOWMANAGER fest:

WINDOWMANAGER=gnome vncserver -geometry 1024x768
WINDOWMANAGER=icewm vncserver -geometry 1024x768
Anmerkung
Anmerkung: Eine Konfiguration pro Benutzer

Permanente VNC-Sitzungen werden jeweils nur einmal pro Benutzer konfiguriert. Mehrere von demselben Benutzer gestartete Sitzungen verwenden alle dieselben Start- und Passwortdateien.

8.4.2 Mit vncmanager initiierte VNC-Sitzung

Vorgehen 8.3: Aktivieren von permanenten VNC-Sitzungen
  1. Starten Sie YaST › Netzwerkdienste › Verwaltung von entfernten Rechnern aus (remote) (VNC).

  2. Aktivieren Sie die Option Allow Remote Administration With Session Management (Verwaltung von entfernten Rechnern aus (remote) mit Sitzungsverwaltung zulassen).

  3. Aktivieren Sie die Option Enable access using a web browser (Zugriff über Webbrowser aktivieren), wenn der Zugriff auf die VNC-Sitzung über ein Webbrowser-Fenster erfolgen soll.

  4. Aktivieren Sie bei Bedarf Firewall-Port öffnen (wenn Ihre Netzwerkschnittstelle z. B. so konfiguriert ist, dass sie in der externen Zone liegt). Wenn Sie mehrere Netzwerkschnittstellen haben, beschränken Sie das Öffnen der Firewall-Ports über Firewall-Details auf eine bestimmte Schnittstelle.

  5. Bestätigen Sie die Einstellungen mit Weiter.

  6. Falls zu dem Zeitpunkt noch nicht alle erforderlichen Pakete verfügbar sind, müssen Sie der Installation der fehlenden Pakete zustimmen.

    Tipp
    Tipp: Neustart des Anzeigemanagers

    YaST nimmt Änderungen an den Einstellungen des Anzeigemanagers vor. Diese Änderungen treten erst dann in Kraft, wenn Sie sich aus der aktuellen grafischen Sitzung abmelden und den Anzeigemanager neu starten.

8.4.2.1 Konfigurieren von permanenten VNC-Sitzungen

Sobald Sie die VNC-Sitzungsverwaltung gemäß Prozedur 8.3, „Aktivieren von permanenten VNC-Sitzungen“ aktiviert haben, können Sie wie gewohnt eine Verbindung zur Remote-Sitzung über den VNC-Viewer herstellen, z. B. vncviewer oder Remmina. Der Anmeldebildschirm wird geöffnet. Nach erfolgter Anmeldung wird das VNC-Symbol in der Taskleiste der Desktop-Umgebung angezeigt. Zum Öffnen des Fensters VNC-Sitzung klicken Sie auf das Symbol. Falls das Fenster nicht geöffnet wird oder Ihre Desktop-Umgebung keine Symbole in der Task-Leiste unterstützt, führen Sie vncmanager-controller manuell aus.

VNC-Sitzungseinstellungen
Abbildung 8.8: VNC-Sitzungseinstellungen

Verschiedene Einstellungen beeinflussen das Verhalten der VNC-Sitzung:

Nicht persistent, privat

Dies entspricht einer einmaligen Sitzung. Diese ist für andere nicht sichtbar und wird beendet, sobald Sie die Verbindung zur Sitzung trennen. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 8.3, „Einmalige VNC-Sitzungen“.

Permanent, sichtbar

Die Sitzung ist für andere Benutzer sichtbar und wird weiter ausgeführt, auch wenn Sie die Verbindung zur Sitzung trennen.

Name der Sitzung

Geben Sie den Namen der permanenten Sitzung an, sodass sie beim Wiederherstellen der Verbindung eindeutig erkennbar ist.

Kein Passwort erforderlich

Die Sitzung ist frei zugänglich, ohne dass die Benutzer sich mit ihrem Berechtigungsnachweis anmelden müssen.

Benutzeranmeldung erforderlich

Zum Zugriff auf die Sitzung müssen Sie sich mit einem gültigen Benutzernamen und Passwort anmelden. Führen Sie die gültigen Benutzernamen im Textfeld Zulässige Benutzer auf.

Nur jeweils einen Client zulassen

Mehrere Benutzer können nicht gleichzeitig der permanenten Sitzung beitreten.

Mehrere Clients gleichzeitig zulassen

Mehrere Benutzer können gleichzeitig der permanenten Sitzung beitreten. Eignet sich für Remote-Präsentationen oder Schulungen.

Bestätigen Sie Ihre Auswahl mit OK.

8.4.2.2 Beitreten zu permanenten VNC-Sitzungen

Sobald Sie eine permanente VPC-Sitzung gemäß Abschnitt 8.4.2.1, „Konfigurieren von permanenten VNC-Sitzungen“ eingerichtet haben, können Sie dieser Sitzung über den VNC-Viewer beitreten. Nachdem der VNC-Client eine Verbindung zum Server aufgebaut hat, werden Sie gefragt, ob Sie eine neue Sitzung erstellen oder der bestehenden Sitzung beitreten möchten:

Beitreten zu einer permanenten VNC-Sitzung
Abbildung 8.9: Beitreten zu einer permanenten VNC-Sitzung

Wenn Sie auf den Namen der bestehenden Sitzung klicken, werden Sie ggf. aufgefordert, Ihren Berechtigungsnachweis anzugeben, abhängig von den Einstellungen für die dauerhafte Sitzung.

8.5 Verschlüsselte VNC-Kommunikation

Wenn der VNC-Server ordnungsgemäß eingerichtet ist, wird die gesamte Kommunikation zwischen dem VNC-Server und dem Client verschlüsselt. Die Authentifizierung wird zu Beginn der Sitzung vorgenommen. Die eigentliche Datenübertragung beginnt erst danach.

Die Sicherheitsoptionen für einmalige und für permanente VNC-Sitzungen werden mit dem Parameter -securitytypes des Befehls /usr/bin/Xvnc in der Zeile server_args konfiguriert. Der Parameter -securitytypes bestimmt sowohl die Authentifizierungsmethode als auch die Verschlüsselung. Hier stehen die folgenden Optionen zur Auswahl:

Authentifizierungen
None, TLSNone, X509None

Keine Authentifizierung.

VncAuth, TLSVnc, X509Vnc

Authentifizierung mit benutzerdefiniertem Passwort.

Plain, TLSPlain, X509Plain

Authentifizierung mit Überprüfung des Benutzerpassworts mit PAM.

Verschlüsselungen
None, VncAuth, Plain

Keine Verschlüsselung.

TLSNone, TLSVnc, TLSPlain

Anonyme TLS-Verschlüsselung. Alle Angaben werden verschlüsselt; auf dem Remote-Host erfolgt jedoch keine Überprüfung. Damit sind Sie gegen passive Angreifer geschützt, nicht jedoch gegen Man-in-the-Middle-Angreifer.

X509None, X509Vnc, X509Plain

TLS-Verschlüsselung mit Zertifikat. Wenn Sie ein selbstsigniertes Zertifikat heranziehen, werden Sie bei der ersten Verbindung aufgefordert, dieses Zertifikat zu bestätigen. Bei weiteren Verbindungen erhalten Sie nur dann eine Warnung, wenn das Zertifikat geändert wurde. So sind Sie gegen alle Angreifer geschützt, ausgenommen Man-in-the-Middle-Angreifer bei der ersten Verbindung (ähnlich wie bei der typischen SSH-Verwendung). Wenn Sie ein Zertifikat heranziehen, das von einer Zertifizierungsstelle signiert wurde und das mit dem Computernamen übereinstimmt, erzielen Sie praktisch uneingeschränkte Sicherheit (ähnlich wie bei der typischen HTTPS-Verwendung).

Tipp
Tipp: Pfad zum Zertifikat und zum Schlüssel

Bei der X509-gestützten Verschlüsselung müssen Sie den Pfad zum X509-Zertifikat/-Schlüssel mit den Optionen -X509Cert und -X509Key angeben.

Wenn Sie mehrere Sicherheitstypen angeben (jeweils durch Komma getrennt), wird der erste Typ herangezogen, der sowohl vom Client als auch vom Server unterstützt wird. So können Sie die opportunistische Verschlüsselung auf dem Server konfigurieren. Dies ist von Nutzen, wenn VNC-Clients unterstützt werden sollen, die ihrerseits keine Verschlüsselung unterstützen.

Auf dem Client können Sie außerdem die zulässigen Sicherheitstypen angeben, sodass ein Downgrade-Angriff vermieden wird, wenn Sie eine Verbindung zu einem Server herstellen, auf dem bekanntermaßen die Verschlüsselung aktiviert ist. (Der VNC-Viewer zeigt in diesem Fall allerdings die Meldung „Verbindung nicht verschlüsselt!“).

9 Kopieren von Dateien mit RSync

Viele moderne Benutzer arbeiten heutzutage gleich mit mehreren Computern: Computer daheim und am Arbeitsplatz, Laptop, Smartphone oder Tablet. Damit wird die Synchronisierung von Dateien und Dokumenten über mehrere Geräte wichtiger als je zuvor.

Warnung
Warnung: Risiko des Datenverlusts

Bevor Sie ein Synchronisierungstool starten, machen Sie sich mit dessen Funktionen und Optionen vertraut. Sichern Sie in jedem Fall wichtige Dateien.

9.1 Konzeptüberblick

Sollen große Datenmengen über eine langsame Netzwerkverbindung synchronisiert werden, bietet Rsync eine zuverlässige Methode, mit der ausschließlich die Änderungen in den Dateien übermittelt werden. Dies betrifft nicht nur Textdateien, sondern auch binäre Dateien. Um die Unterschiede zwischen Dateien zu erkennen, teilt rsync die Dateien in Blöcke auf und berechnet Prüfsummen zu diesen Blöcken.

Zum Erkennen der Änderungen ist eine gewisse Rechenleistung erforderlich. Die Computer auf beiden Seiten müssen daher ausreichende Ressourcen aufweisen (auch ausreichend RAM).

Rsync ist insbesondere dann von Nutzen, wenn große Datenmengen mit kleinen Änderungen in regelmäßigen Abständen übermittelt werden sollen. Dies ist häufig bei Sicherungskopien der Fall. Rsync eignet sich auch zum Spiegeln von Staging-Servern, mit denen komplette Verzeichnisbaumstrukturen von Webservern auf einem Webserver in einer DMZ gespeichert werden.

Trotz seines Namens ist Rsync kein Synchronisierungswerkzeug. Rsync ist ein Werkzeug, das Daten jeweils nur in eine einzige Richtung kopiert, nicht in beide Richtungen. Etwas anderes ist damit nicht möglich. Wenn Sie ein bidirektionales Werkzeug benötigen, mit dem Quelle und Ziel synchronisiert werden, verwenden Sie Csync.

9.2 Einfache Syntax

Für das Befehlszeilenwerkzeug Rsync gilt die folgende grundlegende Syntax:

rsync [OPTION] SOURCE [SOURCE]... DEST

Sie können Rsync auf jedem lokalen Computer oder Remote-Computer verwenden, sofern Sie die erforderlichen Zugriffs- und Schreibrechte besitzen. Es können mehrere SOURCE-Einträge vorliegen. Die Platzhalter SOURCE und DEST können durch Pfade und/oder durch URLs ersetzt werden.

Die folgenden Rsync-Optionen werden am häufigsten verwendet:

-v

Gibt einen ausführlicheren Text zurück

-a

Archivmodus; kopiert Dateien rekursiv und behält die Zeitstempel, das Benutzer-/Gruppeneigentum, die Dateiberechtigungen und die symbolischen Links bei.

-z

Komprimiert die übermittelten Daten

Anmerkung
Anmerkung: Anzahl der nachgestellten Schrägstriche

Beim Arbeiten mit Rsync sind die nachgestellten Schrägstriche besonders zu beachten. Ein nachgestellter Schrägstrich nach dem Verzeichnis bezeichnet den Inhalt des Verzeichnisses. Die Angabe ohne nachgestellten Schrägstrich bezeichnet das Verzeichnis selbst.

9.3 Lokales Kopieren von Dateien und Verzeichnissen

In der nachfolgenden Beschreibung wird vorausgesetzt, dass der aktuelle Benutzer Schreibrechte für das Verzeichnis /var/backup besitzt. Mit dem folgenden Befehl kopieren Sie eine einzelne Datei aus einem Verzeichnis auf dem Computer in einen anderen Pfad:

tux > rsync -avz backup.tar.xz /var/backup/

Die Datei backup.tar.xz wird in das Verzeichnis /var/backup/ kopiert; der absolute Pfad lautet /var/backup/backup.tar.xz.

Denken Sie daran, den nachgestellten Schrägstrich nach dem Verzeichnis /var/backup/ anzugeben! Wenn Sie den Schrägstrich nicht einfügen, wird die Datei backup.tar.xz in /var/backup kopiert (also in eine Datei), nicht in das Verzeichnis /var/backup/!

Verzeichnisse werden auf ähnliche Weise kopiert wie einzelne Dateien. Im folgenden Beispiel wird das Verzeichnis tux/ mit dessen Inhalt in das Verzeichnis /var/backup/ kopiert:

tux > rsync -avz tux /var/backup/

Die Kopie befindet sich im absoluten Pfad /var/backup/tux/.

9.4 Remote-Kopieren von Dateien und Verzeichnissen

Das Rsync-Werkzeug muss auf beiden Computern vorhanden sein. Zum Kopieren von Dateien aus Remote-Verzeichnissen oder in diese benötigen Sie eine IP-Adresse oder einen Domänennamen. Ein Benutzername ist optional, wenn die aktuellen Benutzernamen auf dem lokalen Computer und dem Remote-Computer identisch sind.

Mit dem folgenden Befehl kopieren Sie die Datei file.tar.xz vom lokalen Host auf den Remote-Host 192.168.1.1 mit identischen Benutzern (lokal und remote):

tux > rsync -avz file.tar.xz  tux@192.168.1.1:

Alternativ sind auch die folgenden Befehle möglich und äquivalent:

tux > rsync -avz file.tar.xz 192.168.1.1:~
tux > rsync -avz file.tar.xz 192.168.1.1:/home/tux

In allen Fällen mit Standardkonfiguration werden Sie aufgefordert, den Passwortsatz des Remote-Benutzers einzugeben. Mit diesem Befehl wird file.tar.xz in das Benutzerverzeichnis des Benutzers tux kopiert (in der Regel /home/tux).

Verzeichnisse werden im Remote-Verfahren auf ähnliche Weise kopiert wie lokal. Im folgenden Beispiel wird das Verzeichnis tux/ mit dessen Inhalt in das Remote-Verzeichnis /var/backup/ auf dem Host 192.168.1.1 kopiert:

tux > rsync -avz tux 192.168.1.1:/var/backup/

Unter der Voraussetzung, dass Sie Schreibrechte auf dem Host 192.168.1.1 besitzen, befindet sich die Kopie im absoluten Pfad /var/backup/tux.

9.5 Konfigurieren und Verwenden eines Rsync-Servers

Rsync kann als Daemon (rsyncd) ausgeführt werden, der den Standardport 873 auf eingehende Verbindungen überwacht. Dieser Daemon kann Kopierziele empfangen.

Mit den nachfolgenden Anweisungen erstellen Sie einen Rsync-Server auf jupiter mit einem backup-Ziel. In diesem Ziel können Sie Ihre Sicherungskopien speichern. So erstellen Sie einen Rsync-Server:

Vorgehen 9.1: Einrichten eines Rsync-Servers
  1. Erstellen Sie auf jupiter ein Verzeichnis, in dem alle Sicherungskopien gespeichert werden sollen. In diesem Beispiel wird das Verzeichnis /var/backup verwendet:

    root # mkdir /var/backup
  2. Legen Sie das Eigentum fest. In diesem Fall ist der Benutzer tux in der Gruppe users der Eigentümer des Verzeichnisses:

    root # chown tux.users /var/backup
  3. Konfigurieren Sie den rsyncd-Daemon.

    Die Konfigurationsdatei wird in eine Hauptdatei und einige Module aufgeteilt, in denen sich das Sicherungsziel befindet. So können zusätzliche Module später einfacher eingefügt werden. Die globalen Werte können in den Dateien /etc/rsyncd.d/*.inc gespeichert werden, die Module dagegen in den Dateien /etc/rsyncd.d/*.conf:

    1. Erstellen Sie das Verzeichnis /etc/rsyncd.d/:

      root # mkdir /etc/rsyncd.d/
    2. Tragen Sie die folgenden Zeilen in die Hauptkonfigurationsdatei /etc/rsyncd.conf ein:

      # rsyncd.conf main configuration file
      log file = /var/log/rsync.log
      pid file = /var/lock/rsync.lock
      
      &merge /etc/rsyncd.d 1
      &include /etc/rsyncd.d 2

      1

      Führt die globalen Werte aus den Dateien /etc/rsyncd.d/*.inc in der Hauptkonfigurationsdatei zusammen.

      2

      Lädt die Module (oder Ziele) aus den Dateien/etc/rsyncd.d/*.conf. Diese Dateien dürfen keine Verweise auf die globalen Werte enthalten.

    3. Legen Sie das Modul (das Sicherungsziel) mit den folgenden Zeilen in der Datei/etc/rsyncd.d/backup.conf an:

      # backup.conf: backup module
      [backup] 1
         uid = tux 2
         gid = users 2
         path = /var/backup 3
         auth users = tux  4
         secrets file = /etc/rsyncd.secrets 5
         comment = Our backup target

      1

      Das backup-Ziel. Geben Sie einen beliebigen Namen ein. Benennen Sie das Ziel nach Möglichkeit entsprechend seinem Zweck und verwenden Sie denselben Namen in der *.conf-Datei.

      2

      Gibt den Benutzer- oder Gruppennamen an, der für die Dateiübertragung herangezogen werden soll.

      3

      Definiert den Pfad, in dem die Sicherungskopien gespeichert werden sollen (aus Schritt 1).

      4

      Gibt eine durch Komma getrennte Liste der zulässigen Benutzer an. In der einfachsten Form enthält diese Liste die Namen der Benutzer, die berechtigt sind, eine Verbindung zu diesem Modul herzustellen. In diesem Fall ist lediglich der Benutzer tux zulässig.

      5

      Gibt den Pfad einer Datei an, die Zeilen mit Benutzernamen und einfachen Passwörtern enthält.

    4. Erstellen Sie die Datei /etc/rsyncd.secrets mit dem folgenden Inhalt und ersetzen Sie PASSPHRASE:

      # user:passwd
      tux:PASSPHRASE
    5. Die Datei darf nur von root gelesen werden können:

      root # chmod 0600 /etc/rsyncd.secrets
  4. Starten und aktivieren Sie den rsyncd-Daemon:

    root # systemctl enable rsyncd
    root # systemctl start rsyncd
  5. Testen Sie den Zugriff auf den Rsync-Server:

    tux > rsync jupiter::

    Beispiel für eine Antwort:

    backup          Our backup target

    Ansonsten prüfen Sie die Konfigurationsdatei-, Firewall- und Netzwerkeinstellungen.

Mit den obigen Schritten wird ein Rsync-Server erstellt, auf dem Sie nun Sicherungskopien speichern können. Im obigen Beispiel wird auch eine Protokolldatei über alle Verbindungen angelegt. Diese Datei wird unter /var/log/rsyncd.log abgelegt. Diese Funktion ist besonders beim Debuggen der Datenübertragungen hilfreich.

Mit dem folgenden Befehl listen Sie den Inhalt des Sicherungsziels auf:

rsync -avz jupiter::backup

Dieser Befehl listet alle Dateien auf, die auf dem Server im Verzeichnis /var/backup liegen. Diese Anfrage wird auch in der Protokolldatei unter /var/log/rsyncd.log aufgezeichnet. Um die Übertragung tatsächlich zu starten, geben Sie ein Quellverzeichnis an. Verwenden Sie . für das aktuelle Verzeichnis. Mit dem folgenden Befehl wird beispielsweise das aktuelle Verzeichnis auf den Rsync-Sicherungsserver kopiert:

rsync -avz . jupiter::backup

Standardmäßig werden beim Ausführen von Rsync keine Dateien und Verzeichnisse gelöscht. Soll die Löschung aktiviert werden, müssen Sie die zusätzliche Option --delete angeben. Um sicherzustellen, dass keine neueren Dateien überschrieben werden, kann stattdessen die Option --update angegeben werden. Dadurch entstehende Konflikte müssen manuell aufgelöst werden.

9.6 Weiterführende Informationen

CSync

Bidirektionales Dateisynchronisierungswerkzeug, siehe https://www.csync.org/.

RSnapshot

Erstellt inkrementelle Sicherungen, siehe http://rsnapshot.org.

Unison

Bidirektionales Dateisynchronisierungswerkzeug – ähnlich wie CSync, jedoch mit grafischer Benutzeroberfläche, siehe http://www.seas.upenn.edu/~bcpierce/unison/.

Rear

Disaster Recovery-Framework, siehe Administrationshandbuch für die SUSE Linux Enterprise-Hochverfügbarkeitserweiterung https://documentation.suse.com/sle-ha-12/.

Teil II Booten eines Linux-Systems

  • 10 Einführung in den Bootvorgang
  • Das Booten eines Linux-Systems umfasst verschiedene Komponenten und Tasks. Nach der Firmware- und Hardware-Initialisierung, die von der Computerarchitektur abhängt, wird der Kernel mithilfe des Bootloaders GRUB 2 gestartet. Anschließend wird der Bootvorgang vollständig vom Betriebssystem gesteuert und über systemd abgewickelt. systemd bietet eine Reihe von Zielen, mit denen Konfigurationen für den normalen Gebrauch, für Wartungsarbeiten oder für Notfälle gebootet werden.

  • 11 UEFI (Unified Extensible Firmware Interface)
  • Die UEFI (Unified Extensible Firmware Interface) bildet die Schnittstelle zwischen der Firmware, die sich auf der Systemhardware befindet, allen Hardware-Komponenten des Systems und dem Betriebssystem.

  • 12 Der Bootloader GRUB 2
  • In diesem Kapitel wird die Konfiguration von GRUB 2, dem unter SUSE Linux Enterprise Server verwendeten Bootloader, beschrieben. Diese Anwendung ist der Nachfolger des bisherigen Bootloaders GRUB (nunmehr als GRUB Legacy bezeichnet). GRUB 2 ist seit Version 12 als standardmäßiger Bootloader in SUSE® Linux Enterprise Server eingebunden. Für die Konfiguration der wichtigsten Einstellungen steht ein YaST-Modul bereit. Eine Übersicht über den Bootvorgang finden Sie in Kapitel 10, Einführung in den Bootvorgang. Weitere Informationen zur Unterstützung von Secure Boot finden Sie in Kapitel 11, UEFI (Unified Extensible Firmware Interface).

  • 13 Der Daemon systemd
  • Das Programm systemd trägt die Prozess-ID 1. Hiermit wird das System in der erforderlichen Form initialisiert. systemd wird direkt vom Kernel gestartet und widersteht dem Signal 9, das in der Regel Prozesse beendet. Alle anderen Programme werden entweder direkt von systemd oder von einem seiner unte…

10 Einführung in den Bootvorgang

Das Booten eines Linux-Systems umfasst verschiedene Komponenten und Tasks. Nach der Firmware- und Hardware-Initialisierung, die von der Computerarchitektur abhängt, wird der Kernel mithilfe des Bootloaders GRUB 2 gestartet. Anschließend wird der Bootvorgang vollständig vom Betriebssystem gesteuert und über systemd abgewickelt. systemd bietet eine Reihe von Zielen, mit denen Konfigurationen für den normalen Gebrauch, für Wartungsarbeiten oder für Notfälle gebootet werden.

10.1 Terminologie

In diesem Kapitel werden Begriffe verwendet, die unter Umständen nicht eindeutig sind. Aus diesem Grund stellen wir im Folgenden einige Definitionen bereit:

init

Derzeit gibt es zwei unterschiedliche Prozesse mit dem Namen init:

  • den initramfs-Vorgang, mit dem das Root-Dateisystem eingehängt wird

  • den Betriebssystemprozess, mit dem alle anderen Prozesse gestartet werden und der über das echte Root-Dateisystem ausgeführt wird

In beiden Fällen wird die jeweilige Aufgabe vom Programm systemd ausgeführt. Zunächst wird sie aus dem initramfs ausgeführt, sodass das Root-Dateisystem eingehängt wird. Wurde dieser Vorgang erfolgreich abgeschlossen, wird der Vorgang als ursprünglicher Prozess erneut ausgeführt, diesmal aus dem Root-Dateisystem. Damit keine Verwirrung entsteht, welcher der beiden systemd-Prozesse gemeint ist, bezeichnen wir den ersten als init auf initramfs und den zweiten als systemd.

initrd/initramfs

Eine initrd (ursprüngliche RAM-Festplatte) ist eine Imagedatei, die ein Image des Root-Dateisystems enthält, das vom Kernel geladen und über /dev/ram als temporäres Root-Dateisystem eingehängt wird. Für das Einhängen dieses Dateisystems ist ein Dateisystemtreiber erforderlich.

Ab Kernel 2.6.13 wurde initrd durch initramfs (ursprüngliches RAM-Dateisystem) ersetzt, für das kein Dateisystemtreiber eingehängt werden muss. SUSE Linux Enterprise Server nutzt ausschließlich initramfs. Da initramfs jedoch als /boot/initrd gespeichert ist, wird es auch häufig als initrd bezeichnet. In diesem Kapitel verwenden wir ausschließlich den Begriff initramfs.

10.2 Der Linux-Bootvorgang

Der Linux-Bootvorgang besteht aus mehreren Phasen, von denen jede einer anderen Komponente entspricht:

10.2.1 Initialisierungs- und Bootloader-Phase

Während der Initialisierungsphase wird die Computerhardware eingerichtet und die Geräte werden vorbereitet. Dieser Prozess verläuft, abhängig von der Hardwarearchitektur, bei jedem Gerät anders.

SUSE Linux Enterprise Server nutzt für alle Architekturen den Bootloader GRUB 2. Abhängig von Architektur und Firmware ist das Starten des Bootloaders GRUB 2 unter Umständen ein Prozess mit mehreren Schritten. Zweck des Bootloaders ist es, den Kernel und das ursprüngliche RAM-basierte Dateisystem (initramfs) zu laden. Weitere Informationen zu GRUB 2 finden Sie in Kapitel 12, Der Bootloader GRUB 2.

10.2.1.1 Initialisierungs- und Bootloader-Phase auf AArch64 und Intel 64/AMD64

Nach dem Einschalten des Computers initialisiert das BIOS oder das UEFI den Bildschirm und die Tastatur und testet den Hauptspeicher. Bis zu dieser Phase greift der Computer nicht auf Massenspeichergeräte zu. Anschließend werden Informationen zum aktuellen Datum, zur aktuellen Uhrzeit und zu den wichtigsten Peripheriegeräten aus den CMOS-Werten geladen. Wenn die Boot-Medien und deren Geometrie erkannt wurden, geht die Systemkontrolle vom BIOS/UEFI an den Bootloader über.

Auf einem mit traditionellem BIOS ausgestatteten Computer kann nur Code des ersten physischen 512-Byte-Datensektors (Master-Boot-Datensatz, MBR) der Boot-Festplatte geladen werden. Nur die minimalistische Version von GRUB 2 passt in den MBR. Seine einzige Aufgabe besteht darin, ein Core-Image von GRUB 2 zu laden, das die Dateisystemtreiber aus der Lücke zwischen MBR und erster Partition (MBR-Partitionstabelle) oder der BIOS-Boot-Partition (GPT-Partitionstabelle) enthält. Dieses Image enthält Dateisystemtreiber und ist somit in der Lage, auf /boot im Root-Dateisystem zuzugreifen. /boot enthält zusätzliche Module für den Core von GRUB 2 sowie den Kernel und das initramfs-Image. Sobald GRUB 2 Zugriff auf diese Partition hat, lädt es den Kernel und das initramfs-Image in den Speicher und übergibt die Steuerung an den Kernel.

Wird ein BIOS-System aus einem verschlüsselten Dateisystem gebootet, das über eine verschlüsselte /boot-Partition verfügt, müssen Sie das Entschlüsselungspasswort zweimal eingeben. Zunächst benötigt es GRUB 2, um /boot zu entschlüsseln, die zweite Eingabe ermöglicht es systemd, die verschlüsselten Volumes einzuhängen.

Auf UEFI-Computern verläuft der Boot-Vorgang sehr viel einfacher als auf Computern mit herkömmlichem BIOS. Die Firmware kann eine FAT-formatierte Systempartition von Festplatten mit GPT-Partitionstabelle lesen. Diese EFI-Systempartition (im laufenden System eingehängt als/boot/efi) bietet ausreichend Platz für eine komplette GRUB 2-Anwendung, die unmittelbar von der Firmware geladen und ausgeführt wird.

Wenn das BIOS/UEFI Netzwerk-Booting unterstützt, ist es auch möglich, einen Boot-Server zu konfigurieren, der den Bootloader bereitstellt. Das System kann dann über PXE gebootet werden. Das BIOS/UEFI dient als Bootloader. Es erhält das Boot-Image vom Boot-Server und startet das System. Dieser Vorgang ist vollständig unabhängig von den lokalen Festplatten.

10.2.1.2 Initialisierungs- und Bootloader-Phase auf IBM Z

Bei IBM Z muss der Boot-Vorgang durch einen Bootloader namens zipl (ursprüngliches z-Programmladen) initialisiert werden. Obwohl zipl das Lesen unterschiedlicher Dateisysteme unterstützt, unterstützt es nicht das SLE-Standarddateisystem (Btrfs) oder das Booten aus Snapshots. SUSE Linux Enterprise Server nutzt somit einen zweistufigen Boot-Vorgang, der gewährleistet, dass Btrfs zum Boot-Zeitpunkt vollständig unterstützt wird:

  1. zipl bootet über die ext2-formatierte Partition /boot/zipl. Diese Partition enthält einen minimalistischen Kernel sowie ein initramfs, die in den Speicher geladen werden. Das initramfs enthält (unter anderem) einen Btrfs-Treiber und den Bootloader GRUB 2. Der Kernel wird mit dem Parameter initgrub gestartet, der ihm befiehlt, GRUB 2 zu starten.

  2. Der Kernel hängt das Root-Dateisystem ein, sodass auf /boot zugegriffen werden kann. Jetzt wird GRUB 2 über initramfs gestartet. Die Anwendung liest ihre Konfiguration aus /boot/grub2/grub.cfg aus und lädt den letzten Kernel und das initramfs aus /boot. Der neue Kernel wird nun über Kexec geladen.

10.2.2 Die Kernel-Phase

Sobald der Bootloader die Systemsteuerung übergeben hat, läuft der Boot-Vorgang auf allen Architekturen gleich ab. Der Bootloader lädt sowohl den Kernel als auch ein ursprüngliches RAM-basiertes Dateisystem (initramfs) in den Speicher und der Kernel übernimmt die Steuerung.

Nachdem der Kernel die Speicherverwaltung eingerichtet und CPU-Typ und -Eigenschaften erkannt hat, wird die Hardware initialisiert und das temporäre Root-Dateisystem aus dem Speicher eingehängt, der mit initramfs geladen wurde.

10.2.2.1 Die initramfs-Datei

initramfs (ursprüngliches RAM-Dateisystem) ist ein kleines cpio-Archiv, das der Kernel auf einen RAM-Datenträger laden kann. Zu finden ist es unter /boot/initrd. Es lässt sich mit einem Tool namens dracut erstellen – weitere Hinweise finden Sie unter man 8 dracut.

initramfs stellt eine minimale Linux-Umgebung bereit, die das Ausführen von Programmen ermöglicht, bevor das eigentliche Root-Dateisystem eingehängt wird. Diese minimale Linux-Umgebung wird durch eine BIOS- oder UEFI-Routine in den Arbeitsspeicher geladen, wobei lediglich ausreichend Arbeitsspeicher zur Verfügung stehen muss; ansonsten gelten keine besonderen Anforderungen. Das initramfs-Archiv must stets eine ausführbare Datei mit der Bezeichnung init umfassen, die den systemd-Daemon auf dem Root-Dateisystem ausführt, so dass der Bootvorgang fortgesetzt werden kann.

Bevor das Root-Dateisystem eingehängt und das Betriebssystem gestartet werden kann, ist es für den Kernel erforderlich, dass die entsprechenden Treiber auf das Gerät zugreifen, auf dem sich das Root-Dateisystem befindet. Diese Treiber können spezielle Treiber für bestimmte Arten von Festplatten oder sogar Netzwerktreiber für den Zugriff auf ein Netzwerk-Dateisystem umfassen. Die erforderlichen Module für das Root-Dateisystem werden mithilfe von init oder initramfs geladen. Nachdem die Module geladen wurden, stellt udev das initramfs mit den erforderlichen Geräten bereit. Später im Boot-Vorgang, nach dem Ändern des Root-Dateisystems, müssen die Geräte regeneriert werden. Dies geschieht über die systemd-Einheit systemd-udev-trigger.service.

10.2.2.1.1 Erneutes Generieren von initramfs

Da initramfs Treiber enthält, muss es aktualisiert werden, sobald neue Versionen der darin gespeicherten Treiber verfügbar sind. Dies geschieht automatisch bei der Installation des Pakets, das die Treiberaktualisierung enthält. YaST oder zypper informieren Sie über diesen Umstand, indem Sie den Output des Befehls anzeigen, mit dem initramfs generiert wird. Es gibt jedoch einige Situationen, in denen Sie initramfs manuell neu erzeugen müssen:

Hinzufügen von Treibern aufgrund von Änderungen an der Hardware

Wenn Hardwarekomponenten (z. B. Festplatten) ausgetauscht werden müssen und diese Hardware zur Bootzeit andere Treiber im Kernel erfordert, müssen Sie die Datei initramfs aktualisieren.

Öffnen oder erstellen Sie /etc/dracut.conf.d/10-DRIVER.conf und fügen Sie die folgende Zeile hinzu (achten Sie auf das führende Leerzeichen):

force_drivers+=" DRIVER1"

Ersetzen Sie dabei DRIVER1 durch den Modulnamen des Treibers. Sie können auch mehrere Treiber hinzufügen. In diesem Fall geben Sie eine durch Leerzeichen getrennte Liste der Modulnamen ein:

force_drivers+=" DRIVER1 DRIVER2"

Fahren Sie mit Prozedur 10.1, „Generieren eines initramfs“ fort.

Verschieben von Systemverzeichnissen auf RAID oder LVM

Wann immer Sie Auslagerungsdateien oder Systemverzeichnisse wie /usr in einem laufenden System auf RAID oder ein logisches Volume verschieben, müssen Sie ein initramfs erstellen, das Softwaretreiber für RAID oder LVM unterstützt.

Hierzu müssen Sie die entsprechenden Einträge in /etc/fstab erstellen und die neuen Einträge (beispielsweise mit mount -a und/oder swapon -a) einhängen.

Fahren Sie mit Prozedur 10.1, „Generieren eines initramfs“ fort.

Hinzufügen von Festplatten zu einer LVM-Gruppe/einem Btrfs-RAID mit Root-Dateisystem

Wann immer Sie eine Festplatte zu einer logischen Volumegruppe oder einem Btrfs-RAID, die oder das das Root-Dateisystem enthält, hinzufügen (oder daraus entfernen), müssen Sie ein initramfs erstellen, das das größere Volume unterstützt. Befolgen Sie die Anweisungen unter Prozedur 10.1, „Generieren eines initramfs“.

Fahren Sie mit Prozedur 10.1, „Generieren eines initramfs“ fort.

Ändern der Kernel-Variablen

Wenn Sie die Werte von Kernel-Variablen über die sysctl-Benutzeroberfläche ändern und dabei die zugehörigen Dateien ändern (/etc/sysctl.conf oder /etc/sysctl.d/*.conf), geht die Änderung beim nächsten Neubooten des Systems verloren. Die Änderungen werden selbst dann nicht in der initramfs-Datei gespeichert, wenn Sie die Werte zur Laufzeit mit sysctl --system laden. Aktualisieren Sie es, in dem Sie wie in Prozedur 10.1, „Generieren eines initramfs“ beschrieben vorgehen.

Vorgehen 10.1: Generieren eines initramfs

Beachten Sie, dass alle Befehle des folgenden Verfahrens unter dem Benutzer root ausgeführt werden müssen.

  1. Generieren Sie eine neue initramfs-Datei, indem Sie Folgendes ausführen:

    dracut MY_INITRAMFS

    Ersetzen Sie MY_INITRAMFS durch einen Dateinamen Ihrer Wahl. Das neue initramfs wird als /boot/MY_INITRAMFS erstellt.

    Alternativ können Sie dracut -f ausführen. Somit wird die aktuell verwendete, bereits vorhandene Datei überschrieben.

  2. (Überspringen Sie diesen Schritt, wenn Sie im vorangegangenen Schritt dracut -f ausgeführt haben.) Erstellen Sie einen Link zur initramfs-Datei, die Sie im vorangegangenen Schritt erstellt haben:

    (cd /boot && ln -sf MY_INITRAMFS initrd)
  3. Unter der IBM Z-Architektur müssen Sie zudem grub2-install ausführen.

10.2.3 Die Phase init auf initramfs

Das temporäre Root-Dateisystem, das vom Kernel aus initramfs eingehängt wird, enthält die ausführbare Datei systemd (die wir im Folgenden als init auf initramfs bezeichnen, siehe auch Abschnitt 10.1, „Terminologie“). Dieses Programm führt alle erforderlichen Aktionen aus, mit denen das eigentliche Root-Dateisystem eingehängt wird. Es bietet Kernel-Funktionen für das benötigte Dateisystem sowie Gerätetreiber für Massenspeicher-Controller mit udev.

Der Hauptzweck von init unter initramfs ist es, das Einhängen des eigentlichen Root-Dateisystems sowie die Vorbereitung des Zugriffs darauf. Je nach aktueller Systemkonfiguration ist init unter initramfs für die folgenden Tasks verantwortlich.

Laden der Kernelmodule

Je nach Hardware-Konfiguration sind für den Zugriff auf die Hardware-Komponenten des Computers (vor allem auf die Festplatte) spezielle Treiber erforderlich. Für den Zugriff auf das eigentliche Root-Dateisystem muss der Kernel die entsprechenden Dateisystemtreiber laden.

Bereitstellen von speziellen Blockdateien

Der Kernel generiert, abhängig von den geladenen Modulen, Geräteereignisse. udev verarbeitet diese Ereignisse und generiert die erforderlichen blockspezifischen Dateien auf einem RAM-Dateisystem im Verzeichnis /dev. Ohne diese speziellen Dateien wäre ein Zugriff auf das Dateisystem und andere Geräte nicht möglich.

Verwalten von RAID- und LVM-Setups

Wenn Ihr System so konfiguriert ist, dass das Root-Dateisystem sich unter RAID oder LVM befindet, richtet init unter initramfs LVM oder RAID so ein, dass der Zugriff auf das Root-Dateisystem zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt.

Verwalten der Netzwerkkonfiguration

Wenn Ihr System für die Verwendung eines Netzwerk-eingehängten Root-Dateisystems (über NFS eingehängt) konfiguriert ist, muss init sicherstellen, dass die entsprechenden Netzwerktreiber geladen und für den Zugriff auf das Root-Dateisystem eingerichtet werden.

Wenn sich das Dateisystem auf einem Netzwerkblockgerät wie iSCSI oder SAN befindet, wird die Verbindung zum Speicherserver ebenfalls von init unter initramfs eingerichtet. SUSE Linux Enterprise Server unterstützt das Booten von einem sekundären iSCSI-Ziel, wenn das primäre Ziel nicht verfügbar ist. Weitere Details zur Konfiguration des Boot-iSCSI-Ziels finden Sie im Book “Storage Administration Guide”, Chapter 14 “Mass Storage over IP Networks: iSCSI”, Section 14.3.1 “Using YaST for the iSCSI Initiator Configuration”.

Anmerkung
Anmerkung: Umgang mit Einhängefehlern

Wenn beim Einhängen des Root-Dateisystems in der Bootumgebung ein Fehler auftritt, muss es überprüft und repariert werden, bevor das Booten fortgesetzt werden kann. Die Dateisystemprüfung wird für Ext3- und Ext4-Dateisysteme automatisch gestartet. Der Reparaturvorgang findet für XFS- und Btrfs-Dateisysteme nicht automatisch statt und dem Benutzer werden Informationen angezeigt, die die verfügbaren Optionen zur Reparatur des Dateisystems beschreiben. Wenn das Dateisystem erfolgreich repariert wurde, versucht das System nach dem Beenden der Bootumgebung erneut, das Root-Dateisystem einzuhängen. Falls dieser Vorgang erfolgreich ist, wird der Bootvorgang wie gewohnt fortgesetzt.

10.2.3.1 Die Phase init auf initramfs während des Installationsvorgangs

Wenn init unter initramfs im Rahmen des Installationsvorgangs während des anfänglichen Boot-Vorgangs aufgerufen wird, unterscheiden sich seine Tasks von den oben beschriebenen. Beachten Sie, dass das Installationssystem systemd aus initramfs nicht startet – diese Aufgaben werden von linuxrc übernommen.

Suchen des Installationsmediums

Beim Starten des Installationsvorgangs lädt der Rechner einen Installations-Kernel und eine besondere init mit dem YaST-Installationsprogramm. Das YaST-Installationsprogramm wird in einem RAM-Dateisystem ausgeführt und benötigt Daten über den Speicherort des Installationsmediums, um auf dieses zugreifen und das Betriebssystem installieren zu können.

Initiieren der Hardware-Erkennung und Laden der entsprechenden Kernelmodule

Wie bereits in Abschnitt 10.2.2.1, „Die initramfs-Datei“ erwähnt, beginnt der Boot-Vorgang mit einem Mindestsatz an Treibern, die für die meisten Hardware-Konfigurationen verwendet werden können. Bei Rechnern mit AArch64, POWER und Intel 64/AMD64 löst linuxrc zunächst eine Hardwareabfrage aus, durch die die Treiber ermittelt werden, die sich für Ihre Hardwarekonfiguration eignen. Unter IBM Z muss beispielsweise über linuxrc oder parmfile eine Liste mit Treibern und deren Parametern bereitgestellt werden.

Diese Treiber werden zur Erstellung der zum Booten des Systems benötigten, benutzerdefinierten initramfs-Datei verwendet. Falls die Module nicht für „boot“, sondern für „coldplug“ benötigt werden, können sie mit systemd geladen werden. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 13.6.4, „Laden der Kernelmodule“.

Laden des Installationssystems

Wenn die Hardware ordnungsgemäß erkannt wurde, werden die entsprechenden Treiber geladen. Das udev-Programm erstellt die speziellen Gerätedateien und linuxrc startet das Installationssystem mit dem YaST-Installationsprogramm.

Starten von YaST

linuxrc startet schließlich YaST, das wiederum die Paketinstallation und die Systemkonfiguration startet.

10.2.4 Die systemd-Phase

Nachdem das echte Root-Dateisystem gefunden wurde, wird es auf Fehler geprüft und eingehängt. Wenn dieser Vorgang erfolgreich ist, wird das initramfs bereinigt, und der systemd-Daemon wird für das Root-Dateisystem ausgeführt. systemd ist der System- und Servicemanager von Linux. Es handelt sich dabei um den übergeordneten Prozess, der als PID 1 gestartet wird und wie ein init-System agiert, das die Benutzerraumdienste startet und betreibt. Weitere Informationen finden Sie in Kapitel 13, Der Daemon systemd.

11 UEFI (Unified Extensible Firmware Interface)

Die UEFI (Unified Extensible Firmware Interface) bildet die Schnittstelle zwischen der Firmware, die sich auf der Systemhardware befindet, allen Hardware-Komponenten des Systems und dem Betriebssystem.

UEFI wird auf PC-Systemen immer stärker verbreitet und ersetzt allmählich das bisherige PC-BIOS. UEFI bietet beispielsweise echte Unterstützung für 64-Bit-Systeme und ermöglicht das sichere Booten (Secure Boot, Firmware-Version 2.3.1c oder höher erforderlich), eine der zentralen Funktionen dieser Schnittstelle. Nicht zuletzt stellt UEFI auf allen x86-Plattformen eine Standard-Firmware bereit.

UEFI eröffnet außerdem die folgenden Vorteile:

  • Booten von großen Festplatten (mehr als 2 TiB) mithilfe einer GUID-Partitionstabelle (GPT).

  • CPU-unabhängige Architektur und Treiber.

  • Flexible Vor-OS-Umgebung mit Netzwerkfunktionen.

  • CSM (Compatibility Support Module) zur Unterstützung des Bootens älterer Betriebssysteme über eine PC-BIOS-ähnliche Emulation.

Weitere Informationen finden Sie unter http://en.wikipedia.org/wiki/Unified_Extensible_Firmware_Interface. Die nachfolgenden Abschnitte sollen keinen allgemeinen Überblick über UEFI liefern, sondern sie weisen lediglich darauf hin, wie bestimmte Funktionen in SUSE Linux Enterprise Server implementiert sind.

11.1 Secure Boot

Bei UEFI bedeutet die Absicherung des Bootstrapping-Prozesses, dass eine Vertrauenskette aufgebaut wird. Die Plattform ist die Grundlage dieser Vertrauenskette; im SUSE Linux Enterprise Server-Kontext bilden die Hauptplatine und die On-Board-Firmware diese Plattform. Anders gesagt ist dies der Hardware-Hersteller, und die Vertrauenskette erstreckt sich von diesem Hardware-Hersteller zu den Komponentenherstellern, den Betriebssystemherstellern usw.

Das Vertrauen wird durch die Verschlüsselung mit öffentlichen Schlüsseln ausgedrückt. Der Hardware-Hersteller integriert einen sogenannten Plattformschlüssel (Platform Key, PK) in die Firmware, der die Grundlage für das Vertrauen legt. Das Vertrauensverhältnis zu Betriebssystemherstellern und anderen Dritten wird dadurch dokumentiert, dass ihre Schlüssel mit dem PK signiert werden.

Zum Gewährleisten der Sicherheit wird schließlich verlangt, dass die Firmware erst dann einen Code ausführt, wenn dieser Code mit einem dieser verbürgten Schlüssel signiert ist – ein OS-Bootloader, ein Treiber im Flash-Speicher einer PCI-Express-Karte oder auf der Festplatte oder auch eine Aktualisierung der Firmware selbst.

Um Secure Boot nutzen zu können, muss der OS-Loader also mit einem Schlüssel signiert sein, der für die Firmware als verbürgt gilt, und der OS-Loader muss überprüfen, ob der zu ladende Kernel ebenfalls verbürgt ist.

In die UEFI-Schlüsseldatenbank können KEKs (Key Exchange Keys) aufgenommen werden. Auf diese Weise können Sie auch andere Zertifikate nutzen, sofern diese mit dem privaten Teil des PK signiert sind.

11.1.1 Implementierung auf SUSE Linux Enterprise Server

Standardmäßig wird der KEK (Key Exchange Key) von Microsoft installiert.

Anmerkung
Anmerkung: GUID-Partitionstabelle (GPT) erforderlich

Die Secure Boot-Funktion ist in UEFI/x86_64-Installationen standardmäßig aktiviert. Die Option Secure Boot-Unterstützung aktivieren finden Sie auf der Registerkarte Bootcode-Optionen im Dialogfeld Bootloader-Einstellungen. Diese Option unterstützt das Booten, wenn Secure Boot in der Firmware aktiviert ist, wobei Sie auch dann booten können, wenn diese Funktion deaktiviert ist.

Secure Boot-Unterstützung
Abbildung 11.1: Secure Boot-Unterstützung

Für die Secure Boot-Funktion ist eine GUID-Partitionstabelle (GPT) erforderlich, die die bisherige Partitionierung per MBR (Master Boot Record) ersetzt. Wenn YaST während der Installation den EFI-Modus feststellt, wird versucht, eine GPT-Partition zu erstellen. UEFI erwartet die EFI-Programme auf einer FAT-formatierten ESP (EFI-Systempartition).

Zur Unterstützung von UEFI Secure Boot ist im Wesentlichen ein Bootloader mit einer digitalen Signatur erforderlich, den die Firmware als verbürgten Schlüssel erkennt. Die Firmware vertraut diesem Schlüssel a priori und ohne manuelle Intervention.

Hierzu gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit ist die Zusammenarbeit mit Hardware-Herstellern, sodass diese einen SUSE-Schlüssel zulassen, mit dem dann der Bootloader signiert wird. Die zweite Möglichkeit besteht darin, das Windows Logo Certification-Programm von Microsoft zu durchlaufen, damit der Bootloader zertifiziert wird und Microsoft den SUSE-Signierschlüssel anerkennt (also mit dem KEK von Microsoft signiert). Bislang wurde der Loader für SUSE vom UEFI Signing Service (in diesem Fall von Microsoft) signiert.

UEFI: Secure Boot-Vorgang
Abbildung 11.2: UEFI: Secure Boot-Vorgang

Auf der Implementierungsschicht nutzt SUSE den shim-Loader, der standardmäßig installiert wird. Durch diese elegante Lösung werden rechtliche Probleme vermieden und der Zertifizierungs- und Signierungsschritt wird erheblich vereinfacht. Der shim-Loader lädt einen Bootloader wie GRUB 2 und überprüft diesen Loader; der Bootloader wiederum lädt ausschließlich Kernels, die mit einem SUSE-Schlüssel signiert sind. SUSE bietet diese Funktion ab SLE11 SP3 in Neuinstallationen, in denen UEFI Secure Boot aktiviert ist.

Es gibt zwei Typen von verbürgten Benutzern.

  • Erstens: Benutzer, die die Schlüssel besitzen. Der PK (Platform Key) ermöglicht nahezu alle Aktionen. Der KEK (Key Exchange Key) ermöglicht dieselben Aktionen wie ein PK, mit der Ausnahme, dass der PK hiermit nicht geändert werden kann.

  • Zweitens: Benutzer mit physischem Zugang zum Computer. Ein Benutzer mit physischem Zugang kann den Computer neu booten und UEFI konfigurieren.

UEFI bietet zwei Arten von Variablen für die Anforderungen dieser Benutzer:

  • Der erste Variablentyp sind die sogenannten authentifizierten Variablen, die sowohl aus dem Bootprozess (der sogenannten Boot-Dienstumgebung) und dem laufenden Betriebssystem heraus aktualisiert werden können. Dies ist nur dann möglich, wenn der neue Wert der Variable mit demselben Schlüssel signiert ist wie der bisherige Wert der Variable. Zudem können diese Variablen nur an einen Wert mit einer höheren Seriennummer angehängt oder in einen Wert mit einer höheren Seriennummer geändert werden.

  • Die zweiten Variablen sind die sogenannten Boot Services Only Variables (Variablen für Boot-Services). Diese Variablen stehen jedem Code zur Verfügung, der während des Bootvorgangs ausgeführt wird. Nach Abschluss des Bootvorgangs und vor dem Starten des Betriebssystems muss der Bootloader den Aufruf ExitBootServices auslösen. Anschließend sind diese Variablen nicht mehr zugänglich, und das Betriebssystem kann nicht mehr darauf zugreifen.

Die verschiedenen UEFI-Schlüssellisten sind vom ersten Typ, da es damit möglich ist, die Schlüssel, Treiber und Firmware-Fingerabdrücke online zu aktualisieren, hinzuzufügen und in Schwarze Listen einzutragen. Der zweite Variablentyp, also die Boot Services Only Variables, unterstützt die Implementierung von Secure Boot auf sichere, Open Source-freundliche und damit GPLv3-kompatible Weise.

SUSE wird mit shim gestartet, einem kleinen, einfachen EFI-Bootloader, der von SUSE und Microsoft signiert ist.

Damit kann shim geladen und ausgeführt werden.

Anschließend überprüft shim, ob der zu ladende Bootloader verbürgt ist. In der Standardsituation verwendet shim ein unabhängiges SUSE-Zertifikat, das in diesen Loader integriert ist. Darüber hinaus ermöglicht shim das Registrieren weiterer Schlüssel, die Vorrag vor dem SUSE-Standardschlüssel erhalten. Im Folgenden werden diese Schlüssel als MOKs (Machine Owner Keys) bezeichnet.

Danach überprüft und bootet der Bootloader den Kernel, und der Kernel überprüft und bootet seinerseits die Module.

11.1.2 MOK (Machine Owner Key)

Wenn der Benutzer (der Machine Owner, also der Eigentümer des Computers) eine Komponente im Bootvorgang ersetzen möchte, müssen MOKs (Machine Owner Keys) verwendet werden. Das Werkzeug mokutils hilft beim Signieren der Komponenten und beim Verwalten der MOKs.

Der Registrierungsvorgang beginnt mit dem Neubooten des Computers und dem Unterbrechen des Bootvorgangs (z. B. durch Drücken einer Taste), wenn shim geladen wird. shim geht dann in den Registrierungsmodus über, und der Benutzer kann den SUSE-Standardschlüssel durch Schlüssel aus einer Datei auf der Bootpartition ersetzen. Auf Wunsch des Benutzers kann shim dann einen Hash dieser Datei berechnen und das Ergebnis in einer Boot Services Only-Variable ablegen. Damit ist shim in der Lage, Änderungen an der Datei zu erkennen, die außerhalb der Boot-Services vorgenommen wurden; so wird eine Manipulation der Liste der benutzergenehmigten MOKs unterbunden.

Diese Vorgänge laufen zum Zeitpunkt des Bootens ab – nunmehr wird nur überprüfter Code ausgeführt. Daher kann nur ein Benutzer, der direkt an der Konsole sitzt, die Schlüssel des Computereigentümers verwenden. Bei Malware oder bei einem Hacker mit Fernzugriff auf das Betriebssystem ist dies nicht möglich, da Hacker und Malware lediglich die Datei ändern können, nicht jedoch den Hash, der in der Boot Services Only-Variable gespeichert ist.

Nach dem Laden und Überprüfen durch shim ruft der Bootloader wiederum shim auf, um den Kernel zu überprüfen. So wird eine Duplizierung des Prüfcodes vermieden. shim greift hierzu auf dieselbe MOK-Liste zu und teilt dem Bootloader mit, ob der Kernel geladen weden kann.

Auf diese Weise können Sie Ihren eigenen Kernel oder Bootloader installieren. Sie müssen lediglich einen neuen Schlüsselsatz installieren und im Rahmen Ihrer physischen Anwesenheit beim ersten Neubooten bestätigen. Es gibt nicht nur einen MOK, sondern eine ganze MOK-Liste. Aus diesem Grund kann shim die Schlüssel von mehreren Herstellern als verbürgt betrachten, sodass auch Dual- und Multi-Bootfunktionen mit dem Bootloader möglich sind.

11.1.3 Booten eines benutzerdefinierten Kernels

Die folgenden Ausführungen beruhen auf http://en.opensuse.org/openSUSE:UEFI#Booting_a_custom_kernel.

Secure Boot verhindert nicht die Nutzung eines selbst kompilierten Kernels. Sie müssen den Kernel mit Ihrem eigenen Zertifikat signieren und dieses Zertifikat für die Firmware oder den MOK bekanntgeben.

  1. Erstellen Sie einen benutzerdefinierten X.509-Schlüssel und ein entsprechendes Zertifikat für die Signierung:

    openssl req -new -x509 -newkey rsa:2048 -keyout key.asc \
      -out cert.pem -nodes -days 666 -subj "/CN=$USER/"

    Weitere Informationen zum Erstellen von Zertifikaten finden Sie unter http://en.opensuse.org/openSUSE:UEFI_Image_File_Sign_Tools#Create_Your_Own_Certificate.

  2. Verpacken Sie den Schlüssel und das Zertifikat als PKCS#12-Struktur:

    openssl pkcs12 -export -inkey key.asc -in cert.pem \
      -name kernel_cert -out cert.p12
  3. Generieren Sie eine NSS-Datenbank für pesign:

    certutil -d . -N
  4. Importieren Sie den Schlüssel und das Zertifikat aus PKCS#12 in die NSS-Datenbank:

    pk12util -d . -i cert.p12
  5. Authentifizieren Sie den Kernel mit der neuen Signatur mithilfe von pesign:

    pesign -n . -c kernel_cert -i arch/x86/boot/bzImage \
      -o vmlinuz.signed -s
  6. Listen Sie die Signaturen im Kernel-Image auf:

    pesign -n . -S -i vmlinuz.signed

    Zu diesem Zeitpunkt können Sie den Kernel wie gewohnt in /boot installieren. Der Kernel besitzt nun eine benutzerdefinierte Signatur, sodass das Zertifikat zum Signieren in die UEFI-Firmware oder in den MOK importiert werden muss.

  7. Konvertieren Sie das Zertifikat zum Importieren in die Firmware oder den MOK in das DER-Format:

    openssl x509 -in cert.pem -outform der -out cert.der
  8. Kopieren Sie das Zertifikat aus Gründen des einfacheren Zugriffs in die ESP:

    sudo cp cert.der /boot/efi/
  9. Mit mokutil wird die MOK-Liste automatisch gestartet.

      1. Importieren Sie das Zertifikat in MOK:

        mokutil --root-pw --import cert.der

        Mit der Option --root-pw kann der root-Benutzer direkt verwendet werden.

      2. Prüfen Sie die Liste der Zertifikate, die für die Registrierung vorbereitet werden:

        mokutil --list-new
      3. Booten Sie das System neu; mit shim sollte MokManager gestartet werden. Um den Import des Zertifikats in die MOK-Liste zu bestätigen, müssen Sie das root-Passwort eingeben.

      4. Prüfen Sie, ob der soeben importierte Schlüssel registriert wurde:

        mokutil --list-enrolled
      1. Zum manuellen Starten des MOK gehen Sie alternativ wie folgt vor:

        Booten Sie den Computer neu

      2. Drücken Sie im GRUB 2-Menü die Taste „c“.

      3. Typ:

        chainloader $efibootdir/MokManager.efi
        boot
      4. Wählen Sie Enroll key from disk (Schlüssel von Festplatte registrieren).

      5. Navigieren Sie zur Datei cert.der, und drücken Sie Eingabetaste.

      6. Registrieren Sie den Schlüssel gemäß den Anweisungen. In der Regel drücken Sie hierzu „0“ und dann zum Bestätigen „j“.

        Alternativ können Sie einen neuen Schlüssel über das Firmware-Menü in die Signaturdatenbank aufnehmen.

11.1.4 Verwenden von Nicht-Inbox-Treibern

Das Hinzufügen von Nicht-Inbox-Treibern (also Treibern, die nicht in SUSE Linux Enterprise Server inbegriffen sind) wird bei der Installation mit aktiviertem Secure Boot nicht unterstützt. Der Signierschlüssel für SolidDriver/PLDP gilt standardmäßig nicht als vertrauenswürdig.

Es ist mit zwei Methoden möglich, Treiber von Drittanbietern bei der Installation mit aktiviertem Secure Boot zu nutzen. In beiden Fällen gilt:

  • Fügen Sie die erforderlichen Schlüssel vor der Installation mithilfe von Firmware-/Systemverwaltungswerkzeugen in die Firmware-Datenbank ein. Diese Option ist von der jeweils verwendeten Hardware abhängig. Weitere Informationen erhalten Sie bei Ihrem Hardware-Händler.

  • Verwenden Sie ein bootfähiges Treiber-ISO-Image von https://drivers.suse.com/ oder von Ihrem Hardware-Händler, mit dem die erforderlichen Schlüssel beim ersten Starten in die MOK-Liste eingetragen werden.

So tragen Sie die Treiberschlüssel mit dem bootfähigen Treiber-ISO-Image in die MOK-Liste ein:

  1. Brennen Sie das obige ISO-Image auf eine leere CD/DVD.

  2. Starten Sie die Installation von der neuen CD/DVD und halten Sie dabei die standardmäßigen Installationsmedien bzw. die URL zu einem Netzwerkinstallationsserver bereit.

    Wenn Sie eine Netzwerkinstallation vornehmen, geben Sie die URL der Netzwerkinstallationsquelle mit der Option install= in die Bootbefehlszeile ein.

    Bei einer Installation von optischen Speichermedien bootet das Installationsprogramm zunächst vom Treiber-Kit; anschließend werden Sie aufgefordert, den ersten Installationsdatenträger für das Produkt einzulegen.

  3. Bei der Installation wird ein initrd mit aktualisierten Treibern herangezogen.

Weitere Informationen finden Sie unter https://drivers.suse.com/doc/Usage/Secure_Boot_Certificate.html.

11.1.5 Funktionen und Einschränkungen

Beim Booten im Secure Boot-Modus stehen die folgenden Funktionen zur Verfügung:

  • Installation in den Speicherort des UEFI-Standard-Bootloaders (Mechanismus zum Beibehalten oder Wiederherstellen des EFI-Booteintrags).

  • Neubooten über UEFI.

  • Der Xen-Hypervisor wird mit UEFI gebootet, wenn kein Legacy-BIOS für das Fallback vorhanden ist.

  • Unterstützung für das PXE-Booten mit UEFI IPv6.

  • Unterstützung für den UEFI-Videomodus; der Kernel kann den Videomodus aus UEFI abrufen und den KMS-Modus mit denselben Parametern konfigurieren.

  • Unterstützung für das UEFI-Booten von USB-Geräten.

Beim Booten im Secure Boot-Modus gelten die folgenden Einschränkungen:

  • Um zu gewährleisten, dass Secure Boot nicht einfach umgangen werden kann, sind einige Kernelfunktionen beim Ausführen unter Secure Boot deaktiviert.

  • Der Bootloader, der Kernel und die Kernelmodule müssen signiert sein.

  • Kexec und Kdump sind deaktiviert.

  • Der Ruhezustand (Suspend on Disk) ist deaktiviert.

  • Der Zugriff auf /dev/kmem und /dev/mem ist nicht möglich, auch nicht als Root-Benutzer.

  • Der Zugriff auf den E/A-Anschluss ist nicht möglich, auch nicht als Root-Benutzer. Alle X11-Grafiktreiber müssen einen Kerneltreiber verwenden.

  • Der PCI-BAR-Zugriff über sysfs ist nicht möglich.

  • custom_method in ACPI ist nicht verfügbar.

  • debugfs für das Modul asus-wmi ist nicht verfügbar.

  • Der Parameter acpi_rsdp hat keine Auswirkungen auf den Kernel.

11.2 Weiterführende Informationen

12 Der Bootloader GRUB 2

In diesem Kapitel wird die Konfiguration von GRUB 2, dem unter SUSE Linux Enterprise Server verwendeten Bootloader, beschrieben. Diese Anwendung ist der Nachfolger des bisherigen Bootloaders GRUB (nunmehr als GRUB Legacy bezeichnet). GRUB 2 ist seit Version 12 als standardmäßiger Bootloader in SUSE® Linux Enterprise Server eingebunden. Für die Konfiguration der wichtigsten Einstellungen steht ein YaST-Modul bereit. Eine Übersicht über den Bootvorgang finden Sie in Kapitel 10, Einführung in den Bootvorgang. Weitere Informationen zur Unterstützung von Secure Boot finden Sie in Kapitel 11, UEFI (Unified Extensible Firmware Interface).

12.1 Hauptunterschiede zwischen GRUB Legacy und GRUB 2

  • Die Konfiguration wird in unterschiedlichen Dateien gespeichert.

  • Es werden mehr Dateisysteme unterstützt (z. B. Btrfs).

  • Dateien auf LVM- oder RAID-Geräten können direkt gelesen werden.

  • Die Benutzeroberfläche kann übersetzt und mit Themen gestaltet werden.

  • Es steht ein Mechanismus zum Laden von Modulen bereit, die weitere Funktionen (z. B. Dateisysteme) unterstützen.

  • Es werden automatisch Boot-Einträge für andere Kernel und Betriebssysteme (z. B. Windows) gesucht und erzeugt.

  • Eine minimale Konsole (ähnlich wie Bash aufgebaut) steht zur Verfügung.

12.2 Konfigurationsdateistruktur

Die Konfiguration von GRUB 2 umfasst die folgenden Dateien:

/boot/grub2/grub.cfg

Diese Datei enthält die Konfiguration der Menüpunkte in GRUB 2. Die Datei ersetzt die Datei menu.lst in GRUB Legacy. grub.cfg sollte nicht bearbeitet werden. Die Datei wird automatisch durch das Kommando grub2-mkconfig -o /boot/grub2/grub.cfg generiert.

/boot/grub2/custom.cfg

Diese optionale Datei wird beim Booten direkt aus grub.cfg erzeugt. Hiermit können Sie benutzerdefinierte Einträge in das Bootmenü aufnehmen. Ab SUSE Linux Enterprise Server werden diese Einträge auch geparst, wenn grub-once verwendet wird.

/etc/default/grub

Diese Datei steuert die Benutzereinstellungen für GRUB 2 und enthält in der Regel zusätzliche Umgebungseinstellungen, beispielsweise Hintergründe und Themen.

Skripte unter /etc/grub.d/

Die Skripte in diesem Verzeichnis werden bei Ausführung des Kommandos grub2-mkconfig -o /boot/grub2/grub.cfg gelesen. Die zugehörigen Anweisungen werden in die Hauptkonfigurationsdatei /boot/grub/grub.cfg integriert.

/etc/sysconfig/bootloader

Diese Konfigurationsdatei enthält einige Grundeinstellungen wie den Bootloader-Typ oder ob die UEFI Secure Boot-Unterstützung aktiviert werden soll.

/boot/grub2/x86_64-efi, /boot/grub2/power-ieee1275, /boot/grub2/s390x

Diese Konfigurationsdateien enthalten architekturspezifische Optionen.

GRUB 2 kann auf mehrere Weisen gesteuert werden. Booteinträge aus einer vorhandenen Konfiguration können im grafischen Menü (Eröffnungsbildschirm) ausgewählt werden. Die Konfiguration wird aus der Datei /boot/grub2/grub.cfg geladen, die aus anderen Konfigurationsdateien kompiliert wird (siehe unten). Alle GRUB 2-Konfigurationsdateien gelten als Systemdateien und Sie benötigen root-Berechtigungen, um sie bearbeiten zu können.

Anmerkung
Anmerkung: Aktivieren von Konfigurationsänderungen

Nach der manuellen Bearbeitung der GRUB 2-Konfigurationsdateien müssen Sie grub2-mkconfig -o /boot/grub2/grub.cfg ausführen, um die Änderungen zu aktivieren. Sollten Sie die Konfiguration jedoch mit YaST geändert haben, ist dies nicht nötig, da YaST dieses Kommando automatisch ausführt.

12.2.1 Die Datei /boot/grub2/grub.cfg

Hinter dem grafischen Eröffnungsbildschirm mit dem Bootmenü steht die GRUB 2-Konfigurationsdatei /boot/grub2/grub.cfg, die alle Informationen zu allen Partitionen oder Betriebssystemen enthält, die über das Menü gebootet werden können.

GRUB 2 liest bei jedem Systemstart die Menüdatei direkt vom Dateisystem neu ein. Es besteht also kein Bedarf, GRUB 2 nach jeder Änderung an der Konfigurationsdatei neu zu installieren. Beim Installieren oder Entfernen von Kernels wird grub.cfg automatisch neu aufgebaut.

grub.cfg wird aus der Datei /etc/default/grub und Skripten im /etc/grub.d/-Verzeichnis kompiliert, wenn das Kommando grub2-mkconfig -o /boot/grub2/grub.cfg ausgeführt wird. Ändern Sie die Datei daher in keinem Fall manuell. Bearbeiten Sie stattdessen die zugehörigen Ursprungsdateien, oder bearbeiten Sie die Konfiguration mit dem YaST-Bootloader-Modul (siehe Abschnitt 12.3, „Konfigurieren des Bootloaders mit YaST“).

12.2.2 Die Datei /etc/default/grub

Hier finden Sie allgemeinere Optionen für GRUB 2, beispielsweise den Zeitraum, über den das Menü angezeigt wird, oder das standardmäßig zu bootende Betriebssystem. Mit dem folgenden Kommando erhalten Sie eine Liste aller verfügbaren Optionen:

grep "export GRUB_DEFAULT" -A50 /usr/sbin/grub2-mkconfig | grep GRUB_

Neben den bereits definierten Variablen kann der Benutzer eigene Variablen festlegen und später in den Skripten im Verzeichnis /etc/grub.d verwenden.

Aktualisieren Sie nach der Bearbeitung von /etc/default/grub die Hauptkonfigurationsdatei mit grub2-mkconfig -o /boot/grub2/grub.cfg.

Anmerkung
Anmerkung: Bereich

Alle in dieser Datei festgelegten Optionen sind allgemeine Optionen, die für alle Booteinträge gelten. Mit den Konfigurationsoptionen GRUB_*_XEN_* legen Sie besondere Optionen für Xen-Kernel oder den Xen-Hypervisor fest. Weitere Informationen finden Sie unten.

GRUB_DEFAULT

Hiermit legen Sie den Bootmenüeintrag fest, der standardmäßig gebootet werden soll. Als Wert ist eine Zahl, der vollständige Name eines Menüeintrags oder der Eintrag saved (Gespeichert) zulässig.

Mit GRUB_DEFAULT=2 wird der dritte Bootmenüeintrag gebootet (gezählt ab 0).

Mit GRUB_DEFAULT="2>0" wird der erste Untermenüeintrag im dritten übergeordneten Menüeintrag gebootet.

Mit GRUB_DEFAULT="Beispiel für Bootmenüeintrag" wird der Menüeintrag mit dem Titel Beispiel für Bootmenüeintrag gebootet.

Mit GRUB_DEFAULT=saved wird der Eintrag gebootet, der mit dem Kommando grub2-once oder grub2-set-default angegeben wurde. Während mit grub2-reboot der Standard-Booteintrag nur für das nächste Neubooten festgelegt wird, bestimmt grub2-set-default den Standard-Booteintrag bis zur nächsten Änderung. grub2-editenv list zeigt den nächsten Booteintrag an.

GRUB_HIDDEN_TIMEOUT

Hiermit wird ein bestimmter Zeitraum (in Sekunden) abgewartet, bis der Benutzer eine Taste drückt. Während dieses Zeitraums wird erst dann ein Menü angezeigt, wenn der Benutzer eine Taste drückt. Wird während des angegebenen Zeitraums keine Taste gedrückt, so wird die Steuerung an GRUB_TIMEOUT übergeben. GRUB_HIDDEN_TIMEOUT=0 prüft zunächst, ob Umschalttaste gedrückt wurde. Falls ja, wird das Bootmenü angezeigt; ansonsten wird sofort der Standard-Menüeintrag gebootet. Dies ist die Standardeinstellung, wenn GRUB 2 nur ein bootfähiges Betriebssystem erkennt.

GRUB_HIDDEN_TIMEOUT_QUIET

Bei false wird ein Countdown-Zähler auf einem leeren Bildschirm angezeigt, wenn die Funktion GRUB_HIDDEN_TIMEOUT aktiv ist.

GRUB_TIMEOUT

Dies ist der Zeitraum (in Sekunden), über den das Bootmenü angezeigt wird, bevor der Standard-Booteintrag automatisch gebootet wird. Sobald Sie eine Taste drücken, wird die Zeitbegrenzung aufgehoben und GRUB 2 wartet darauf, dass Sie manuell die gewünschte Auswahl treffen. Mit GRUB_TIMEOUT=-1 wird das Menü so lange angezeigt, bis Sie den gewünschten Booteintrag manuell auswählen.

GRUB_CMDLINE_LINUX

Die Einträge in dieser Zeile werden an die Booteinträge für den normalen Modus und den Wiederherstellungsmodus angehängt. Hiermit können Sie zusätzliche Kernel-Parameter im Booteintrag angeben.

GRUB_CMDLINE_LINUX_DEFAULT

Dieser Eintrag entspricht GRUB_CMDLINE_LINUX, jedoch mit dem Unterschied, dass die Einträge nur im normalen Modus angehängt werden.

GRUB_CMDLINE_LINUX_RECOVERY

Dieser Eintrag entspricht GRUB_CMDLINE_LINUX, jedoch mit dem Unterschied, dass die Einträge nur im Wiederherstellungsmodus angehängt werden.

GRUB_CMDLINE_LINUX_XEN_REPLACE

Dieser Eintrag ersetzt sämtliche GRUB_CMDLINE_LINUX-Parameter für alle Xen-Booteinträge.

GRUB_CMDLINE_LINUX_XEN_REPLACE_DEFAULT

Dieser Eintrag entspricht GRUB_CMDLINE_LINUX_XEN_REPLACE, jedoch mit dem Unterschied, dass nur Parameter für GRUB_CMDLINE_LINUX_DEFAULT ersetzt werden.

GRUB_CMDLINE_XEN

Mit diesem Eintrag werden die Kernel-Parameter ausschließlich für den Xen-Gastkernel bestimmt; die Funktionsweise entspricht GRUB_CMDLINE_LINUX.

GRUB_CMDLINE_XEN_DEFAULT

Dieser Eintrag entspricht GRUB_CMDLINE_XEN; die Funktionsweise entspricht GRUB_CMDLINE_LINUX_DEFAULT.

GRUB_TERMINAL

Hiermit wird ein Eingabe-/Ausgabe-Terminal-Geräte angegeben und aktiviert. Mögliche Werte sind console (PC-BIOS- und EFI-Konsolen), serial (serielle Terminals), ofconsole (Open-Firmware-Konsolen) sowie der Standardwert gfxterm (Ausgabe im Grafikmodus). Sollen mehrere Geräte aktiviert werden, setzen Sie die Optionen in Anführungszeichen, beispielsweise GRUB_TERMINAL="console serial".

GRUB_GFXMODE

Dies ist die Auflösung für das grafische Terminal gfxterm. Hierbei sind ausschließlich die Modi verfügbar, die von Ihrer Grafikkarte (VBE) unterstützt werden. Die Standardeinstellung lautet „auto“; hiermit wird nach Möglichkeit eine bevorzugte Auflösung ausgewählt. Mit dem Kommando videoinfo in der GRUB 2-Kommandozeile werden die verfügbaren Bildschirmauflösungen für GRUB 2 angezeigt. Zum Öffnen der Kommandozeile drücken Sie C, wenn der GRUB 2-Bootmenübildschirm angezeigt wird.

Außerdem können Sie eine Farbtiefe an die Einstellung für die Auflösung anhängen, z. B. GRUB_GFXMODE=1280x1024x24.

GRUB_BACKGROUND

Hiermit legen Sie ein Hintergrundbild für das grafische Terminal gfxterm fest. Das Bild muss in einer Datei gespeichert sein, die GRUB 2 beim Booten lesen kann, und die Dateinamenerweiterung muss .png, .tga, .jpg oder .jpeg lauten. Falls erforderlich, wird das Bild auf die Bildschirmgröße skaliert.

GRUB_DISABLE_OS_PROBER

Bei true wird die automatische Suche nach anderen Betriebssystemen deaktiviert. Nur die Kernel-Images in /boot/ und die Optionen aus Ihren eigenen Skripten in /etc/grub.d/ werden erkannt.

SUSE_BTRFS_SNAPSHOT_BOOTING

Bei true kann GRUB 2 direkt in Snapper-Snapshots booten. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 7.3, „System-Rollback durch Booten aus Snapshots“.

Eine vollständige Liste der Optionen finden Sie im Handbuch zu GNU GRUB. Eine vollständige Liste der zulässigen Parameter finden Sie unter http://en.opensuse.org/Linuxrc.

12.2.3 Skripte in /etc/grub.d

Die Skripte in diesem Verzeichnis werden bei Ausführung des Kommandos grub2-mkconfig -o /boot/grub2/grub.cfg gelesen. Deren Anweisungen sind in /boot/grub2/grub.cfg integriert. Die Reihenfolge der Menüpunkte in grub.cfg ergibt sich aus der Reihenfolge, in der die Dateien in diesem Verzeichnis ausgeführt werden. Dateien mit einer Zahl am Anfang des Dateinamens werden zuerst ausgeführt, beginnend mit der niedrigsten Zahl. 00_header wird beispielsweise vor 10_linux ausgeführt, das wiederum vor 40_custom ausgeführt wird. Dateien mit einem Buchstaben an der ersten Stelle im Dateinamen werden nach den Dateien mit Zahlen am Anfang ausgeführt. Nur ausführbare Dateien erzeugen beim Ausführen von grub2-mkconfig eine Ausgabe in grub.cfg. Standardmäßig sind alle Dateien im Verzeichnis /etc/grub.d ausführbar.

Tipp
Tipp: Persistenter benutzerdefinierter Inhalt in grub.cfg

/boot/grub2/grub.cfg wird bei jedem Ausführen von grub2-mkconfig neu kompiliert, sodass benutzerdefinierte Inhalte verloren gehen. Wenn die Zeilen direkt in /boot/grub2/grub.cfg eingefügt werden, damit sie nach dem Ausführen von grub2-mkconfig nicht verloren gehen, fügen Sie sie zwischen den folgenden Stellen ein: das

### BEGIN /etc/grub.d/90_persistent ###

und

### END /etc/grub.d/90_persistent ###

Zeilen. Das Skript 90_persistent sorgt dafür, dass diese Inhalte erhalten bleiben.

Hier finden Sie eine Liste der wichtigsten Skripten:

00_header

Hiermit werden Umgebungsvariablen festgelegt, beispielsweise der Speicherort von Systemdateien, Anzeigeeinstellungen, Themen und zuvor gespeicherte Einträge. Außerdem werden die Voreinstellungen aus der Datei /etc/default/grub importiert. In der Regel sind keine Änderungen an dieser Datei notwendig.

10_linux

Hiermit werden Linux-Kernel im root-Gerät erkannt und relevante Menüeinträge erstellt. Hierbei wird auch die zugehörige Option für den Wiederherstellungsmodus berücksichtigt (sofern aktiviert). Auf der Hauptmenüseite wird nur der jüngste Kernel angezeigt; weitere Kernel werden in einem Untermenü aufgeführt.

30_os-prober

Bei diesem Skript werden Linux und andere Betriebssysteme mithilfe von OS-prober gesucht und die Ergebnisse werden in das GRUB 2-Menü eingetragen. Das Skript bietet Abschnitte für die Erkennung bestimmter anderer Betriebssysteme (z. B. Windows oder macOS).

40_custom

Mit dieser Datei können Sie schnell und einfach benutzerdefinierte Booteinträge in grub.cfg einbinden. Der Bestandteil exec tail -n +3 $0 am Anfang darf dabei nicht geändert werden.

Die Verarbeitungsreihenfolge ergibt sich aus den Zahlen am Anfang des Skriptnamens, wobei das Skript mit der niedrigsten Zahl zuerst ausgeführt wird. Wenn mehrere Skripte mit derselben Zahl beginnen, entscheidet die alphabetische Sortierung des vollständigen Namens über die endgültige Reihenfolge.

Tipp
Tipp: /boot/grub2/custom.cfg

Wenn Sie /boot/grub2/custom.cfg erstellen und benutzerdefinierte Inhalte eintragen, werden diese Inhalte beim Booten automatisch gleich nach 40_custom in /boot/grub40/grub.cfg aufgenommen.

12.2.4 Zuordnung von BIOS-Laufwerken und Linux-Geräten

In GRUB Legacy wurden die Linux-Geräte mithilfe der Konfigurationsdatei device.mapaus den Nummern der BIOS-Laufwerke abgeleitet. Die Zuordnung von BIOS-Laufwerken und Linux-Geräten ist jedoch nicht in jedem Fall fehlerfrei erkennbar. Wenn Sie beispielsweise die Reihenfolge der IDE- und SCSI-Laufwerke in der BIOS-Konfiguration vertauschen, entsteht in GRUB Legacy eine falsche Reihenfolge.

In GRUB 2 werden beim Erzeugen der Datei grub.cfg dagegen Geräte-ID-Zeichenfolgen (UUIDs) oder Dateisystemkennungen erzeugt, damit dieses Problem vermieden wird. In GRUB 2 wird eine interaktive temporäre Gerätezuordnung genutzt, die in der Regel ausreicht, insbesondere bei Systemen mit nur einer Festplatte.

Falls die automatische Zuordnung in GRUB 2 außer Kraft gesetzt werden soll, legen Sie eine benutzerdefinierte Zuordnungsdatei mit dem Dateinamen /boot/grub2/device.map an. Im nachfolgenden Beispiel wird die Zuordnung so geändert, dass DISK 3 das Bootlaufwerk ist. Beachten Sie, dass die GRUB 2-Partitionsnummern mit 1 beginnen, nicht mit 0 wie in GRUB Legacy.

(hd1)  /dev/disk-by-id/DISK3 ID
(hd2)  /dev/disk-by-id/DISK1 ID
(hd3)  /dev/disk-by-id/DISK2 ID

12.2.5 Ändern von Menüeinträgen während des Bootvorgangs

Das direkte Bearbeiten von Menüeinträgen eröffnet einen Ausweg, wenn das System aufgrund einer fehlerhaften Konfiguration nicht mehr gebootet werden kann. Hiermit können Sie außerdem neue Einstellungen testen, ohne die bestehende Systemkonfiguration ändern zu müssen.

  1. Wählen Sie im grafischen Bootmenü den zu bearbeitenden Eintrag mit den Pfeiltasten aus.

  2. Drücken Sie E. Der Texteditor wird geöffnet.

  3. Wechseln Sie mit den Pfeiltasten zur Zeile, die bearbeitet werden soll.

    Booteditor in GRUB 2
    Abbildung 12.1: Booteditor in GRUB 2

    Anschließend haben Sie zwei Möglichkeiten:

    1. Zum Bearbeiten der Kernel-Parameter fügen Sie die gewünschten Parameter (jeweils durch ein Leerzeichen getrennt) am Ende der Zeile an, die mit linux oder linuxefi beginnt. Unter http://en.opensuse.org/Linuxrc finden Sie eine vollständige Liste der Parameter.

    2. Alternativ bearbeiten Sie die zu ändernden Optionen, z. B. die Kernelversion. Mit der Taste →| erhalten Sie die möglichen Vervollständigungsoptionen.

  4. Mit F10 booten Sie das System mit den vorgenommenen Änderungen, mit Esc verwerfen Sie Ihre Änderungen und kehren zum GRUB 2-Menü zurück.

Auf diese Weise vorgenommene Änderungen gelten nur für den aktuellen Bootvorgang und werden nicht dauerhaft gespeichert.

Wichtig
Wichtig: Tastaturbelegung während des Bootvorgangs

Beim Bootvorgang ist nur die amerikanische Tastaturbelegung verfügbar. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 41.2, „US-Tastaturbelegung“.

Anmerkung
Anmerkung: Bootloader auf den Installationsmedien

Die Installationsmedien für Systeme mit herkömmlichen BIOS enthalten nach wie vor GRUB Legacy als Bootloader. Zum Hinzufügen von Bootoptionen wählen Sie einen Eintrag aus, und beginnen Sie mit der Eingabe. Die Ergänzungen des Installations-Booteintrags werden dauerhaft im installierten System gespeichert.

Anmerkung
Anmerkung: Bearbeiten von GRUB 2-Menüeinträgen auf IBM Z

Für IBM Z gelten andere Cursorbewegungen und andere Bearbeitungskommandos. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 12.4, „Unterschiede bei der Terminalnutzung auf IBM Z“.

12.2.6 Festlegen eines Bootpassworts

GRUB 2 unterstützt schon vor dem Booten des Betriebssystems den Zugriff auf Dateisysteme. Dies bedeutet, dass Benutzer ohne root-Berechtigungen auf Dateien des Linux-Systems zugreifen können, auf die sie nach dem Booten keinen Zugriff haben. Um diese Zugriffe oder das Booten bestimmter Menüeinträge zu verhindern, können Sie ein Bootpasswort festlegen.

Wichtig
Wichtig: Booten erfordert ein Passwort

Das Bootpasswort muss dann bei jedem Booten eingegeben werden; das System wird also nicht automatisch gebootet.

Legen Sie das Bootpasswort gemäß den nachfolgenden Anweisungen fest. Alternativ verwenden Sie YaST (Bootloader durch Passwort schützen).

  1. Verschlüsseln Sie das Passwort mit grub2-mkpasswd-pbkdf2:

    tux > sudo grub2-mkpasswd-pbkdf2
    Password: ****
    Reenter password: ****
    PBKDF2 hash of your password is grub.pbkdf2.sha512.10000.9CA4611006FE96BC77A...
  2. Fügen Sie die resultierende Zeichenfolge zusammen mit dem Kommando set superusers in die Datei /etc/grub.d/40_custom ein.

    set superusers="root"
    password_pbkdf2 root grub.pbkdf2.sha512.10000.9CA4611006FE96BC77A...
  3. Führen Sie zum Importieren der Änderungen in der Hauptkonfigurationsdatei Folgendes aus:

    tux > sudo grub2-mkconfig -o /boot/grub2/grub.cfg

Nach dem Neubooten werden Sie aufgefordert, einen Benutzernamen und ein Passwort einzugeben, sobald Sie versuchen, einen Menüeintrag zu booten. Geben Sie root und das Passwort ein, das Sie mit dem Kommando grub2-mkpasswd-pbkdf2 erstellt haben. Wenn der Berechtigungsnachweis fehlerfrei ist, bootet das System den angegebenen Booteintrag.

Weitere Informationen finden Sie unter https://www.gnu.org/software/grub/manual/grub.html#Security.

12.3 Konfigurieren des Bootloaders mit YaST

Mit dem YaST-Modul ist die Konfiguration des Bootloaders auf Ihrem SUSE Linux Enterprise-Server am einfachsten. Wählen Sie im YaST-Kontrollzentrum die Option System › Bootloader. Das Modul zeigt die aktuelle Bootloader-Konfiguration des Systems und ermöglicht Ihnen, Änderungen vorzunehmen.

Verwenden Sie den Karteireiter Boot-Code-Optionen, um die Einstellungen in Bezug auf Typ, Speicherort und erweiterte Bootloader-Einstellungen anzuzeigen und zu ändern. Sie können festlegen, ob GRUB 2 im Standardmodus oder im EFI-Modus verwendet werden soll.

Bootcode-Optionen
Abbildung 12.2: Bootcode-Optionen
Wichtig
Wichtig: GRUB2-EFI für EFI-Systeme erforderlich

Bei einem EFI-System können Sie nur GRUB2-EFI installieren, da das System ansonsten nicht mehr bootfähig ist.

Wichtig
Wichtig: Neuinstallation des Bootloaders

Um den Bootloader neu zu installieren, muss eine Einstellung in YaST geändert und wieder zurückgesetzt werden. Um beispielsweise GRUB2-EFI neu zu installieren, wählen Sie zuerst GRUB2 aus und wechseln Sie sofort wieder zurück zu GRUB2-EFI.

Ansonsten wird der Bootloader möglicherweise nur zum Teil neu installiert.

Anmerkung
Anmerkung: Benutzerdefinierter Bootloader

Wenn Sie einen anderen Bootloader außer den aufgeführten Bootloadern verwenden möchten, wählen Sie Keinen Bootloader installieren. Lesen Sie die Dokumentation Ihres Bootloaders sorgfältig durch, bevor Sie diese Option auswählen.

12.3.1 Speicherort des Bootloaders und Boot-Code-Optionen

Der Standardspeicherort des Bootloaders ist abhängig von der Partitionseinrichtung – es handelt sich entweder um den Master Boot Record (MBR) oder den Bootsektor der Partition /. Um den Speicherort des Bootloaders zu ändern, gehen Sie wie folgt vor:

Vorgehen 12.1: Speicherort des Bootloaders ändern
  1. Wählen Sie den Karteireiter Boot-Code-Optionen und anschließend eine der folgenden Optionen für Speicherort des Bootloaders:

    Booten vom Master Boot Record

    Hiermit wird der Bootloader in den MBR der Festplatte installiert, auf der sich das Verzeichnis /boot befindet. In der Regel ist dies die Festplatte, die in / eingehängt ist. Falls /boot in einer anderen Partition auf einer anderen Festplatte eingehängt ist, wird entsprechend der MBR der anderen Festplatte herangezogen.

    Booten von der root-Partition

    Der Bootloader wird in den Bootsektor der Partition / installiert.

    Benutzerdefinierte Bootpartition

    Mit dieser Option können Sie den Speicherort des Bootloaders manuell angeben.

  2. Klicken Sie zum Anwenden der Änderungen auf OK.

Code-Optionen
Abbildung 12.3: Code-Optionen

Die Registerkarte Boot-Code-Optionen enthält die folgenden zusätzlichen Optionen:

Aktives Flag in Partitionstabelle für Bootpartition festlegen

Aktiviert die Partition, die das /boot-Verzeichnisdie PReP-Partition enthält. Verwenden Sie diese Option auf Systemen mit älterem BIOS und/oder älteren Betriebssystemen, da diese Systeme unter Umständen nicht von einer nicht aktiven Partition gebootet werden können. Diese Option kann problemlos aktiviert bleiben.

Generischen Bootcode in MBR schreiben

Wenn der MBR einen benutzerdefinierten „Nicht-GRUB-Code“ enthält, ersetzt diese Option diesen Code durch einen generischen, betriebssystemunabhängigen Code. Wenn Sie diese Option deaktivieren, ist das System eventuell nicht mehr bootfähig.

Unterstützung für Trusted Boot aktivieren

Startet TrustedGRUB2, womit die Funktion für Trusted Computing (Trusted Platform Module (TPM)) unterstützt wird. Weitere Informationen finden Sie unter https://github.com/Sirrix-AG/TrustedGRUB2.

12.3.2 Anpassen der Festplattenreihenfolge

Wenn der Rechner mit mehreren Festplatten ausgestattet ist, können Sie die Bootreihenfolge für die Festplatten festlegen. GRUB 2 wird auf der ersten Festplatte in der Liste installiert, wenn vom MBR gebootet wird. Auf dieser Festplatte wird SUSE Linux Enterprise Server standardmäßig installiert. Die restlichen Einträge in der Liste bilden Hinweise für den Geräte-Mapper von GRUB 2 (siehe Abschnitt 12.2.4, „Zuordnung von BIOS-Laufwerken und Linux-Geräten“).

Warnung
Warnung: Nicht bootfähiges System

Der Standardwert gilt in der Regel für nahezu alle Bereitstellungen. Wenn Sie die Bootreihenfolge der Festplatten falsch ändern, ist das System beim nächsten Booten unter Umständen nicht mehr bootfähig. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn die erste Festplatte in der Liste nicht in der BIOS-Bootreihenfolge aufgeführt und der MBR der anderen Festplatten in der Liste leer ist.

Vorgehen 12.2: Festlegen der Festplattenreihenfolge
  1. Öffnen Sie den Karteireiter Boot-Code-Optionen.

  2. Klicken Sie auf Festplatten-Bootreihenfolge bearbeiten.

  3. Ändern Sie bei mehreren aufgeführten Festplatten deren Reihenfolge mit einem Klick auf Auf oder Ab.

  4. Klicken Sie zweimal auf OK, um die Änderungen zu speichern.

12.3.3 Konfigurieren der erweiterten Optionen

Erweiterte Boot-Optionen lassen sich über die Registerkarte Bootloader-Optionen konfigurieren.

12.3.3.1 Registerkarte Bootloader-Optionen

Bootloader-Optionen
Abbildung 12.4: Bootloader-Optionen
Zeitlimit des Bootloaders

Zum Ändern des Werts für Zeitüberschreitung in Sekunden geben Sie einen neuen Wert ein, und klicken Sie mit der Maus auf die entsprechenden Pfeilschaltfläche.

Fremdes OS testen

Mit dieser Option sucht der Bootloader nach anderen Systemen, z. B. Windows oder andere Linux-Installationen.

Menü beim Booten verbergen

Blendet das Bootmenü aus und bootet den Standardeintrag.

Anpassen des Standard-Boot-Eintrags

Wählen Sie den gewünschten Eintrag in der Liste Standard-Bootabschnitt aus. Beachten Sie, dass das Zeichen > im Namen des Booteintrags den Bootabschnitt und den zugehörigen Unterabschnitt begrenzt.

Bootloader durch Passwort schützen

Schützt den Bootloader und das System mit einem zusätzlichen Passwort. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 12.2.6, „Festlegen eines Bootpassworts“.

12.3.3.2 Registerkarte Kernel-Parameter

Kernel-Parameter
Abbildung 12.5: Kernel-Parameter
Konsolenauflösung

Mit der Option Konsolenauflösung legen Sie die standardmäßige Bildschirmauflösung für den Bootvorgang fest.

Kernel Command Line Parameter (Kernel-Befehlszeilenparameter)

Die optionalen Kernel-Parameter werden an die Standardparameter angehängt. Eine Liste aller zulässigen Parameter finden Sie unter http://en.opensuse.org/Linuxrc.

CPU-Mitigationen

SUSE hat mindestens einen Kernel-Boot-Befehlszeilenparameter für alle Software-Mitigationen veröffentlicht, die zur Vorbeugung von CPU-Seitenkanalangriffen bereitgestellt wurden. Einige Parameter führen unter Umständen zu Leistungseinbußen. Bringen Sie die Sicherheit und Leistung je nach Ihrer Situation mit einer der folgenden Optionen ins Gleichgewicht:

Automatisch Aktiviert alle erforderlichen Mitigationen für Ihr CPU-Modell, schützt jedoch nicht vor CPU-übergreifenden Thread-Angriffen. Diese Einstellung kann die Leistung in gewissem Maße einschränken, je nach Auslastung.

Auto + kein SMT Aktiviert alle verfügbaren Sicherheitsmitigationen. Aktiviert alle erforderlichen Mitigationen für Ihr CPU-Modell. Darüber hinaus wird Simultaneous Multithreading (SMT) deaktiviert, sodass Seitenkanalangriffe über mehrere CPU-Threads unterbunden werden. Diese Einstellung kann die Leistung weiter einschränken, je nach Auslastung.

Aus Deaktiviert alle Mitigationen. Es sind Seitenkanalangriffe gegen die CPU möglich, je nach CPU-Modell. Diese Einstellung wirkt sich nicht auf die Leistung aus.

Manuell Gibt keine Mitigationsstufe vor. Legen Sie die CPU-Mitigationen manuell über die Kernel-Befehlszeilenoptionen fest.

Grafik-Konsole benutzen

Wenn diese Option aktiviert ist, wird das Bootmenü nicht im Textmodus dargestellt, sondern in einem grafischen Begrüßungsbildschirm. Hierbei können Sie die Auflösung des Bootbildschirms über die Liste Konsolenauflösung festlegen und die Definitionsdatei für das grafische Thema mit der Dateiauswahl Konsolen-Thema.

Serielle Konsole verwenden

Wenn Ihr Computer über eine serielle Konsole gesteuert wird, aktivieren Sie diese Option und geben Sie an, welcher COM-Port in welcher Geschwindigkeit verwendet werden soll. Siehe info grub oder http://www.gnu.org/software/grub/manual/grub.html#Serial-terminal.

12.4 Unterschiede bei der Terminalnutzung auf IBM Z

Auf 3215- und 3270-Terminals gelten bestimmte Unterschiede und Einschränkungen beim Bewegen des Cursors und beim Verwenden von Bearbeitungskommandos in GRUB 2.

12.4.1 Einschränkungen

Interaktivität

Die Interaktivität wird dringend empfohlen. Bei der Eingabe erfolgt häufig keine visuelle Rückmeldung. Zum Ermitteln der Cursorposition geben Sie einen Unterstrich (_) ein.

Anmerkung
Anmerkung: 3270 im Vergleich zu 3215

Das 3270-Terminal bietet eine bessere Darstellung und Bildschirmaktualisierung als das 3215-Terminal.

Cursorbewegung

Die herkömmliche Cursorbewegung ist nicht möglich. Alt, Meta, Strg und die Cursortasten sind nicht funktionsfähig. Bewegen Sie den Cursor mit den Tastenkombinationen in Abschnitt 12.4.2, „Tastenkombinationen“.

Caret

Das Caret ^ dient als Steuerzeichen. Zur Eingabe eines Buchstabens mit Caret ^ geben Sie Folgendes ein: ^, ^, BUCHSTABE.

Geben Sie ein:

Die Eingabetaste-Taste ist nicht funktionsfähig; drücken Sie stattdessen ^J.

12.4.2 Tastenkombinationen

Häufig ersetzt durch:

^J

Erfassen (Eingabetaste)

^L

Abbrechen, zum letzten Status zurückkehren

^I

Karteireiter ausfüllen (im Bearbeitungs- und Shell-Modus)

Verfügbare Tasten im Menümodus:

^A

Erster Eintrag

^E

Letzter Eintrag

^P

Vorheriger Eintrag

^N

Nächster Eintrag

^G

Vorherige Seite

^C

Nächste Seite

^F

Ausgewählten Eintrag booten oder Untermenü öffnen (entspricht ^J)

E

Ausgewählten Eintrag bearbeiten

C

GRUB-Shell öffnen

Verfügbare Tasten im Bearbeitungsmodus:

^P

Vorherige Zeile

^N

Nächste Zeile

^B

Ein Zeichen zurück

^F

Ein Zeichen weiter

^A

Zeilenanfang

^E

Zeilenende

^H

Rücktaste

^D

Löschen

^K

Zeile schließen

^Y

Kopieren

^O

Zeile öffnen

^L

Bildschirm aktualisieren

^X

Eintrag booten

^C

GRUB-Shell öffnen

Verfügbare Tasten im Kommandozeilenmodus:

^P

Vorheriges Kommando

^N

Nächstes Kommando im Verlauf

^A

Zeilenanfang

^E

Zeilenende

^B

Ein Zeichen zurück

^F

Ein Zeichen weiter

^H

Rücktaste

^D

Löschen

^K

Zeile schließen

^U

Zeile verwerfen

^Y

Kopieren

12.5 Nützliche Kommandos in GRUB 2

grub2-mkconfig

Hiermit wird eine neue Datei /boot/grub2/grub.cfg auf der Grundlage von /etc/default/grub und der Skripten in /etc/grub.d/ erzeugt.

Beispiel 12.1: Verwendung von grub2-mkconfig
grub2-mkconfig -o /boot/grub2/grub.cfg
Tipp
Tipp: Syntaxprüfung

Wenn Sie grub2-mkconfig ohne Parameter ausführen, wird die Konfiguration an STDOUT ausgegeben und kann dort abgerufen werden. Zur Syntaxprüfung führen Sie grub2-script-check aus, sobald die Datei /boot/grub2/grub.cfg geschrieben wurde.

Wichtig
Wichtig: Mit grub2-mkconfig können UEFI Secure Boottabellen nicht repariert werden

Wenn Sie UEFI Secure Boot verwenden und Ihr System GRUB 2 nicht mehr ordnungsgemäß erreichen kann, müssen Sie möglicherweise zusätzlich Shim neu installieren und die UEFI-Boottabelle regenerieren. Verwenden Sie hierzu das folgende Kommando:

root # shim-install --config-file=/boot/grub2/grub.cfg
grub2-mkrescue

Hiermit wird ein bootfähiges Rettungs-Image der installierten GRUB 2-Konfiguration erstellt.

Beispiel 12.2: Verwendung von grub2-mkrescue
grub2-mkrescue -o save_path/name.iso iso
grub2-script-check

Hiermit prüfen Sie die angegebene Datei auf Syntaxfehler.

Beispiel 12.3: Verwendung von grub2-script-check
grub2-script-check /boot/grub2/grub.cfg
grub2-once

Hiermit legen Sie den Standard-Booteintrag für den nächsten Bootvorgang fest (dies wird nicht dauerhaft gespeichert). Mit der Option --list erhalten Sie eine Liste der verfügbaren Booteinträge.

Beispiel 12.4: Verwendung von grub2-once
grub2-once number_of_the_boot_entry
Tipp
Tipp: grub2-once-Hilfe

Wenn Sie das Programm ohne Angabe von Optionen aufrufen, erhalten Sie eine vollständige Liste der zulässigen Optionen.

12.6 Weitere Informationen

Umfassende Informationen zu GRUB 2 finden Sie unter http://www.gnu.org/software/grub/. Ausführliche Informationen finden Sie auch auf der Infoseite für das Kommando grub. Weitere Informationen zu bestimmten Themen erhalten Sie auch, wenn Sie GRUB 2 in der Suchfunktion für technische Informationen unter http://www.suse.com/support als Suchwort eingeben.

13 Der Daemon systemd

Das Programm systemd trägt die Prozess-ID 1. Hiermit wird das System in der erforderlichen Form initialisiert. systemd wird direkt vom Kernel gestartet und widersteht dem Signal 9, das in der Regel Prozesse beendet. Alle anderen Programme werden entweder direkt von systemd oder von einem seiner untergeordneten Prozesse gestartet.

Ab SUSE Linux Enterprise Server 12 ersetzt systemd den beliebten System V-init-Daemon. systemd ist mit System V init uneingeschränkt kompatibel (init-Skripten werden unterstützt). Einer der wichtigsten Vorteile von systemd ist die deutliche Beschleunigung des Bootvorgangs, da die Dienststarts konsequent parallel ausgeführt werden. Darüber hinaus startet systemd einen Dienst nur dann, wenn er tatsächlich benötigt wird. Deamons werden nicht in jedem Fall beim Booten gestartet, sondern erst dann, wenn sie erstmalig benötigt werden. systemd unterstützt außerdem Kernel-Steuergruppen (cgroups), das Erstellen von Snapshots, das Wiederherstellen des Systemstatus und vieles mehr. Weitere Informationen finden Sie in http://www.freedesktop.org/wiki/Software/systemd/.

13.1 Das Konzept von &systemd

In diesem Abschnitt wird das Konzept von systemd eingehend beleuchtet.

13.1.1 Grundlagen von systemd

systemd ist ein System- und Sitzungsmanager für Linux und ist mit System V- und LSB-init-Skripts kompatibel. Die wichtigsten Funktionen sind:

  • Konsequente Parallelisierung

  • Starten von Diensten per Socket- und D-Bus-Aktivierung

  • Starten der Daemons bei Bedarf

  • Verfolgen der Prozesse, die Linux-cgroups nutzen

  • Unterstützung für das Erstellen von Snapshots und Wiederherstellen des Systemstatus

  • Einhängepunkte und Automount-Punkte

  • Ausgereifte Dienststeuerlogik auf der Basis der Transaktionsabhängigkeiten

13.1.2 Unit-Datei

Eine Unit-Konfigurationsdatei enthält Informationen zu einem Dienst, Socket, Gerät, Einhängepunkt, Automount-Punkt, einer Auslagerungsdatei oder Partition, einem Startziel, einem überwachten Dateisystempfad, einem von systemd gesteuerten und überwachten Zeitgeber, einem Snapshot eines temporären Systemstatus, einem Ressourcenverwaltungs-Slice oder einer Gruppe extern erstellter Prozesse. Unit-Datei ist in systemd ein generischer Term für Folgendes:

  • Dienst.  Informationen zu einem Prozess (z. B. Ausführung eines Daemon); Datei endet auf .service

  • Ziele.  Fassen Units zu Gruppen zusammen bzw. fungieren als Synchronisierungspunkte beim Starten; Datei endet auf .target

  • Sockets.  Informationen zu einem IPC- oder Netzwerk-Socket oder einem Dateisystem-FIFO, für die socketbasierte Aktivierung (wie inetd); Datei endet auf .socket

  • Pfad.  Dient als Auslöser von anderen Units (z. B. Ausführen eines Dienstes, wenn Dateien geändert werden); Datei endet auf .path

  • Zeitgeber.  Informationen zu einem gesteuerten Zeitgeber für die zeitgeberbasierte Aktivierung; Datei endet auf .timer

  • Einhängepunkt.  In der Regel automatisch durch den fstab-Generator erzeugt; Datei endet auf .mount

  • Automount-Punkt.  Informationen zu einem Dateisystem-Automount-Punkt; Datei endet auf .automount

  • Swap.  Informationen zu einem Auslagerungsgerät oder einer Auslagerungsdatei für das Arbeitsspeicher-Paging; Datei endet auf .swap

  • Gerät.  Informationen zu einer Geräte-Unit in der Geräte-Baumstruktur sysfs/udev(7); Datei endet auf .device

  • Bereich/Slice.  Konzept für die hierarchische Verwaltung von Ressourcen einer Prozessgruppe; Datei endet auf .scope/.slice

Weitere Informationen zu systemd.unit finden Sie unter http://www.freedesktop.org/software/systemd/man/systemd.unit.html.

13.2 Grundlegende Verwendung

Im System V-init-System werden Dienste mit mehreren Kommandos verarbeitet – mit init-Skripten, insserv, telinit und anderen. systemd erleichtert die Dienstverwaltung, da ein einziges Kommando die meisten Dienstverarbeitungsaufgaben abdeckt: systemctl. Hierbei gilt die Syntax Kommando plus Subkommando wie bei git oder zypper:

systemctl GENERAL OPTIONS SUBCOMMAND SUBCOMMAND OPTIONS

Vollständige Anweisungen finden Sie in man 1 systemctl.

Tipp
Tipp: Terminalausgabe und Bash-Vervollständigung

Wenn die Ausgabe an ein Terminal geht (und nicht an eine Pipe oder Datei usw.), senden die systemd-Kommandos standardmäßig eine ausführliche Ausgabe an einen Pager. Mit der Option --no-pager deaktivieren Sie den Paging-Modus.

systemd unterstützt außerdem die Bash-Vervollständigung. Hierbei geben Sie die ersten Buchstaben eines Subkommandos ein und drücken dann →|, um es automatisch zu vervollständigen. Diese Funktion ist nur in der Bash-Shell verfügbar und das Paket bash-completion muss installiert sein.

13.2.1 Verwalten von Diensten auf einem laufenden System

Die Subkommandos zum Verwalten der Dienste sind mit den entsprechenden Kommandos in System V-init identisch (start, stop usw.). Die allgemeine Syntax für Dienstverwaltungskommandos lautet wie folgt:

systemd
systemctl reload|restart|start|status|stop|... MY_SERVICE(S)
System V-init
rcMY_SERVICE(S) reload|restart|start|status|stop|...

Mit systemd können Sie mehrere Dienste gleichzeitig verwalten. Im Gegensatz zu System V-init, bei dem die init-Skripts einzeln nacheinander ausgeführt werden, führen Sie ein einziges Kommando aus, beispielsweise:

systemctl start MY_1ST_SERVICE MY_2ND_SERVICE

So rufen Sie eine Liste aller auf dem System verfügbaren Dienste ab:

systemctl list-unit-files --type=service

Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Dienstverwaltungskommandos für systemd und System V-init:

Tabelle 13.1: Befehle zur Diensteverwaltung

Aufgabe

systemd-Kommando

System V-init-Kommando

Starten. 

start
start

Stoppen. 

stop
stop

Neu starten.  Fährt Dienste herunter und startet sie dann neu. Wenn ein Dienst noch nicht ausgeführt wird, wird er gestartet.

restart
restart

Bedingt neu starten.  Startet Dienste neu, wenn sie derzeit ausgeführt werden. Keine Auswirkung bei Diensten, die nicht ausgeführt werden.

try-restart
try-restart

Neu laden.  Weist die Dienste an, die Konfigurationsdateien neu zu laden ohne die laufenden Vorgänge zu unterbrechen. Anwendungsbeispiel: Weisen Sie Apache an, eine bearbeitete Konfigurationsdatei httpd.conf neu zu laden. Nicht alle Dienste unterstützen das Neuladen.

reload
reload

Neu laden oder neu starten.  Lädt Dienste neu, wenn das Neuladen unterstützt wird; ansonsten werden die Dienste neu gestartet. Wenn ein Dienst noch nicht ausgeführt wird, wird er gestartet.

reload-or-restart
n/a

Bedingt neu laden oder neu starten.  Lädt Dienste neu, wenn das Neuladen unterstützt wird; ansonsten werden die Dienste neu gestartet, wenn sie derzeit ausgeführt werden. Keine Auswirkung bei Diensten, die nicht ausgeführt werden.

reload-or-try-restart
n/a

Ausführliche Statusinformationen abrufen.  Zeigt Informationen zum Dienststatus. Das Kommando systemd bietet Details wie Beschreibung, ausführbare Datei, Status, cgroup und zuletzt durch den Dienst ausgegebene Meldungen (siehe Abschnitt 13.6.9, „Fehlersuche für Dienste“). Die Detailtiefe bei System V-init ist von Dienst zu Dienst unterschiedlich.

status
status

Kurze Statusinformationen abrufen.  Gibt an, ob Dienste aktiv sind oder nicht.

is-active
status

13.2.2 Dienste dauerhaft aktivieren/deaktivieren

Mit den Dienstverwaltungskommandos im vorangegangenen Abschnitt können Sie die Dienste für die aktuelle Sitzung bearbeiten. Mit systemd können Sie Dienste außerdem dauerhaft aktivieren oder deaktivieren, so dass sie entweder automatisch bei Bedarf gestartet werden oder gar nicht verfügbar sind. Sie können dies mithilfe von YaST oder über die Kommandozeile tun.

13.2.2.1 Aktivieren/Deaktivieren von Diensten über die Kommandozeile

Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Aktivierungs- und Deaktivierungskommandos für systemd und System V-init:

Wichtig
Wichtig: Service starten

Wenn ein Dienst über die Kommandozeile aktiviert wird, wird er nicht automatisch gestartet. Der Dienst wird beim nächsten Systemstart oder bei der nächsten Änderung des Runlevels/Ziels gestartet. Soll ein Dienst nach dem Aktivieren sofort gestartet werden, führen Sie explizit systemctl start MEIN_DIENST oder rc MEIN_DIENST start aus.

Tabelle 13.2: Kommandos zum Aktivieren und Deaktivieren von Diensten

Aufgabe

systemd-Kommando

System V-init-Kommando

Aktivieren. 

systemctl enable MEIN(E)_DIENST(E)

insserv MEIN(E)_DIENST(E), chkconfig -a MEIN(E)_DIENST(E)

Deaktivieren. 

systemctl disable MEIN(E)_DIENST(E).service

insserv -r MEIN(E)_DIENST(E), chkconfig -d MEIN(E)_DIENST(E)

Überprüfen.  Zeigt an, ob ein Dienst aktiviert ist oder nicht.

systemctl is-enabled MEIN_DIENST

chkconfig MEIN_DIENST

Erneut aktivieren.  Ähnlich wie beim Neustarten eines Diensts, deaktiviert dieses Kommando einen Dienst und aktiviert ihn dann wieder. Nützlich, wenn ein Dienst mit den Standardeinstellungen erneut aktiviert werden soll.

systemctl reenable MEIN_DIENST

n/v

Maskierung.  Nach dem Deaktivieren eines Dienstes kann er weiterhin manuell aktiviert werden. Soll ein Dienst vollständig deaktiviert werden, maskieren Sie ihn. Mit Vorsicht verwenden.

systemctl mask MEIN_DIENST

n/v

Demaskieren.  Ein maskierter Dienst kann erst dann wieder genutzt werden, wenn er demaskiert wurde.

systemctl unmask MEIN_DIENST

n/v

13.3 Systemstart und Zielverwaltung

Der gesamte Vorgang des Startens und Herunterfahrens des Systems wird von systemd verwaltet. Von diesem Gesichtspunkt aus kann der Kernel als Hintergrundprozess betrachtet werden, der alle anderen Prozesse verwaltet und die CPU-Zeit sowie den Hardwarezugriff entsprechend den Anforderungen anderer Programme anpasst.

13.3.1 Ziele im Vergleich zu Runlevels

Bei System V-init wurde das System in ein sogenanntes Runlevel gebootet. Ein Runlevel definiert, wie das System gestartet wird und welche Dienste im laufenden System verfügbar sind. Die Runlevels sind numeriert. Die bekanntesten Runlevels sind 0 (System herunterfahren), 3 (Mehrbenutzermodus mit Netzwerk) und 5 (Mehrbenutzermodus mit Netzwerk und Anzeigemanager).

systemd führt mit den sogenannten Ziel-Units ein neues Konzept ein. Dennoch bleibt die Kompatibilität mit dem Runlevel-Konzept uneingeschränkt erhalten. Die Ziel-Units tragen Namen statt Zahlen und erfüllen bestimmte Zwecke. Mit den Zielen local-fs.target und swap.target werden beispielsweise lokale Dateisysteme und Auslagerungsbereiche eingehängt.

Das Ziel graphical.target stellt ein Mehrbenutzersystem mit Netzwerk sowie Anzeigemanager-Funktionen bereit und entspricht Runlevel 5. Komplexe Ziele wie graphical.target fungieren als Metaziele, in denen eine Teilmenge anderer Ziele vereint ist. Mit systemd können Sie problemlos vorhandene Ziele kombinieren und so benutzerdefinierte Ziele bilden. Damit bietet dieses Kommando eine hohe Flexibilität.

Die nachfolgende Liste zeigt die wichtigsten systemd-Ziel-Units. Eine vollständige Liste finden Sie in man 7 systemd.special.

Ausgewählte systemd-Ziel-Units
default.target

Das Ziel, das standardmäßig gebootet wird. Kein reales Ziel, sondern ein symbolischer Link zu einem anderen Ziel wie graphic.target. Kann über YaST dauerhaft geändert werden (siehe Abschnitt 13.4, „Verwalten von Services mit YaST“). Soll das Ziel für eine einzige Sitzung geändert werden, geben Sie den Kernel-Parameter systemd.unit=MEIN_ZIEL.target am Bootprompt ein.

emergency.target

Startet eine Notfall-Shell über die Konsole. Dieses Kommando darf nur an der Boot-Eingabeaufforderung im Format systemd.unit=emergency.target verwendet werden.

graphical.target

Startet ein System mit Netzwerk, Mehrbenutzerunterstützung und Anzeigemanager.

halt.target

Fährt das System herunter.

mail-transfer-agent.target

Startet alle Dienste, die zum Senden und Empfangen von Mails erforderlich sind.

multi-user.target

Startet ein Mehrbenutzersystem mit Netzwerk.

reboot.target

Bootet das System neu.

rescue.target

Startet ein Einzelbenutzersystem ohne Netzwerk.

Damit die Kompatibilität mit dem Runlevel-System von System V-init gewährleistet bleibt, bietet systemd besondere Ziele mit der Bezeichnung runlevelX.target, denen die entsprechenden, mit X numerierten Runlevels zugeordnet sind.

Mit dem Kommando systemctl get-default ermitteln Sie das aktuelle Ziel.

Tabelle 13.3: System V-Runlevels und systemd-Ziel-Units

System V-Runlevel

systemd-Ziel

Beschreibung

0

runlevel0.target, halt.target, poweroff.target

System herunterfahren

1, S

runlevel1.target, rescue.target,

Einzelbenutzermodus

2

runlevel2.target, multi-user.target,

Lokaler Mehrbenutzermodus ohne entferntes Netzwerk

3

runlevel3.target, multi-user.target,

Mehrbenutzer-Vollmodus mit Netzwerk

4

runlevel4.target

Nicht verwendet/benutzerdefiniert

5

runlevel5.target, graphical.target,

Mehrbenutzer-Vollmodus mit Netzwerk und Anzeige-Manager

6

runlevel6.target, reboot.target,

Systemneustart

Wichtig
Wichtig: systemd ignoriert /etc/inittab

Die Runlevels in einem System V-init-System werden in /etc/inittab konfiguriert. Bei systemd wird diese Konfiguration nicht verwendet. Weitere Anweisungen zum Erstellen eines bootfähigen Ziels finden Sie unter Abschnitt 13.5.3, „Erstellen von benutzerdefinierten Zielen“.

13.3.1.1 Kommandos zum Ändern von Zielen

Mit den folgenden Kommandos arbeiten Sie mit den Ziel-Units:

Aufgabe

systemd-Kommando

System V-init-Kommando

Aktuelles Ziel/Runlevel ändern

systemctl isolate MEIN_ZIEL.target

telinit X

Zum standardmäßigen Ziel/Runlevel wechseln

systemctl default

n/v

Aktuelles Ziel/Runlevel abrufen

systemctl list-units --type=target

Bei systemd sind in der Regel mehrere Ziele aktiv. Mit diesem Kommando werden alle derzeit aktiven Ziele aufgelistet.

who -r

oder

runlevel

Standard-Runlevel dauerhaft ändern

Verwenden Sie die Dienste-Verwaltung, oder führen Sie das folgende Kommando aus:

ln -sf /usr/lib/systemd/system/ MEIN_ZIEL.target /etc/systemd/system/default.target

Verwenden Sie die Dienste-Verwaltung, oder ändern Sie die Zeile

id: X:initdefault:

in /etc/inittab

Standard-Runlevel für den aktuellen Bootprozess ändern

Geben Sie an der Boot-Eingabeaufforderung die folgende Option ein:

systemd.unit= MEIN_ZIEL.target

Geben Sie an der Boot-Eingabeaufforderung die gewünschte Runlevel-Nummer ein.

Abhängigkeiten für ein Ziel/Runlevel anzeigen

systemctl show -p "Requires" MEIN_ZIEL.target

systemctl show -p "Wants" MEIN_ZIEL.target

Requires (Benötigt) zeigt eine Liste der harten Abhängigkeiten (die in jedem Fall aufgelöst werden müssen), Wants (Erwünscht) dagegen eine Liste der weichen Abhängigkeiten (die nach Möglichkeit aufgelöst werden).

n/v

13.3.2 Fehlersuche beim Systemstart

systemd bietet eine Möglichkeit, den Systemstartvorgang zu analysieren. Sie können die Liste der Dienste mit dem jeweiligen Status prüfen (ohne durch /varlog/ blättern zu müssen). Mit systemd können Sie zudem den Startvorgang scannen und so ermitteln, wie lang das Starten der einzelnen Dienste dauert.

13.3.2.1 Prüfen des Startvorgangs der Dienste

Mit dem Kommando systemctl erzeugen Sie eine Liste aller Dienste, die seit dem Booten des Systems gestartet wurden. Hier werden alle aktiven Dienste wie im nachstehenden (gekürzten) Beispiel aufgeführt. Mit systemctl status MEIN_DIENST erhalten Sie weitere Informationen zu einem bestimmten Dienst.

Beispiel 13.1: Liste der aktiven Dienste
root # systemctl
UNIT                        LOAD   ACTIVE SUB       JOB DESCRIPTION
[...]
iscsi.service               loaded active exited    Login and scanning of iSC+
kmod-static-nodes.service   loaded active exited    Create list of required s+
libvirtd.service            loaded active running   Virtualization daemon
nscd.service                loaded active running   Name Service Cache Daemon
ntpd.service                loaded active running   NTP Server Daemon
polkit.service              loaded active running   Authorization Manager
postfix.service             loaded active running   Postfix Mail Transport Ag+
rc-local.service            loaded active exited    /etc/init.d/boot.local Co+
rsyslog.service             loaded active running   System Logging Service
[...]
LOAD   = Reflects whether the unit definition was properly loaded.
ACTIVE = The high-level unit activation state, i.e. generalization of SUB.
SUB    = The low-level unit activation state, values depend on unit type.

161 loaded units listed. Pass --all to see loaded but inactive units, too.
To show all installed unit files use 'systemctl list-unit-files'.

Soll die Ausgabe auf Dienste beschränkt werden, die nicht gestartet werden konnten, geben Sie die Option --failed an:

Beispiel 13.2: Liste der fehlerhaften Dienste
root # systemctl --failed
UNIT                   LOAD   ACTIVE SUB    JOB DESCRIPTION
apache2.service        loaded failed failed     apache
NetworkManager.service loaded failed failed     Network Manager
plymouth-start.service loaded failed failed     Show Plymouth Boot Screen

[...]

13.3.2.2 Fehlersuche für die Startzeit

Mit dem Kommando systemd-analyze führen Sie die Fehlersuche für die Startzeit durch. Hiermit werden der Gesamtzeitaufwand für den Startvorgang sowie eine Liste der beim Starten angeforderten Dienste angezeigt. Auf Wunsch kann auch eine SVG-Grafik erstellt werden, aus der hervorgeht, wie lange der Start der Dienste im Vergleich zu den anderen Diensten dauerte.

Auflisten der Startzeit des Systems
root # systemd-analyze
Startup finished in 2666ms (kernel) + 21961ms (userspace) = 24628ms
Auflisten der Startzeit der Dienste
root # systemd-analyze blame
  6472ms systemd-modules-load.service
  5833ms remount-rootfs.service
  4597ms network.service
  4254ms systemd-vconsole-setup.service
  4096ms postfix.service
  2998ms xdm.service
  2483ms localnet.service
  2470ms SuSEfirewall2_init.service
  2189ms avahi-daemon.service
  2120ms systemd-logind.service
  1210ms xinetd.service
  1080ms ntp.service
[...]
    75ms fbset.service
    72ms purge-kernels.service
    47ms dev-vda1.swap
    38ms bluez-coldplug.service
    35ms splash_early.service
Grafische Darstellung der Startzeit der Dienste
root # systemd-analyze plot > jupiter.example.com-startup.svg
Image

13.3.2.3 Prüfen des gesamten Startvorgangs

Mit den obigen Kommandos prüfen Sie die gestarteten Dienste und den Zeitaufwand für den Start. Wenn Sie detailliertere Informationen benötigen, können Sie systemd anweisen, den gesamten Startvorgang ausführlich zu protokollieren. Geben Sie hierzu die folgenden Parameter an der Boot-Eingabeaufforderung ein:

systemd.log_level=debug systemd.log_target=kmsg

systemd schreibt die Protokollmeldungen nunmehr in den Kernel-Ringpuffer. Diesen Puffer zeigen Sie mit dmesg an:

dmesg -T | less

13.3.3 System V-Kompatibilität

systemd ist mit System V kompatibel, sodass Sie vorhandene System V-init-Skripte weiterhin nutzen können. Es gibt allerdings mindestens ein bekanntes Problem, bei dem ein System V-init-Skript nicht ohne Weiteres mit systemd zusammenarbeitet: Wenn Sie einen Dienst als ein anderer Benutzer über su oder sudo in init-Skripten starten, tritt der Fehler Access denied (Zugriff verweigert) auf.

Wenn Sie den Benutzer mit su oder sudo ändern, wird eine PAM-Sitzung gestartet. Diese Sitzung wird beendet, sobald das init-Skript abgeschlossen ist. Als Folge wird auch der Service, der durch das init-Skript gestartet wurde, beendet. Als Workaround für diesen Fehler gehen Sie wie folgt vor:

  1. Erstellen Sie einen Service-Datei-Wrapper mit demselben Namen wie das init-Skript und der Dateinamenerweiterung .service:

    [Unit]
    Description=DESCRIPTION
    After=network.target
    
    [Service]
    User=USER
    Type=forking1
    PIDFile=PATH TO PID FILE1
    ExecStart=PATH TO INIT SCRIPT start
    ExecStop=PATH TO INIT SCRIPT stop
    ExecStopPost=/usr/bin/rm -f PATH TO PID FILE1
    
    [Install]
    WantedBy=multi-user.target2

    Ersetzen Sie alle Werte in GROSSBUCHSTABEN durch die entsprechenden Werte.

    1

    Optional; nur zu verwenden, wenn mit dem init-Skript ein Daemon gestartet wird.

    2

    multi-user.target startet ebenfalls das init-Skript, wenn Sie in graphical.target booten. Falls der Start nur beim Booten in den Display-Manager erfolgen soll, verwenden Sie hier graphical.target.

  2. Starten Sie den Daemon mit systemctl start ANWENDUNG.

13.4 Verwalten von Services mit YaST

Grundlegende Aufgaben können auch mit dem YaST-Modul Dienste-Verwaltung ausgeführt werden. Hiermit werden das Starten, Stoppen, Aktivieren und Deaktivieren von Diensten unterstützt. Darüber hinaus können Sie den Status eines Dienstes abrufen und das Standardziel ändern. Starten Sie das YaST-Modul mit YaST › System › Dienste-Verwaltung.

Services Manager
Abbildung 13.1: Services Manager
Ändern des Standard-Systemziels

Zum Ändern des Ziels, in das das System gebootet wird, wählen Sie ein Ziel in der Dropdown-Liste Default System Target aus. Die häufigsten Ziele sind Graphical Interface (Grafische Oberfläche; öffnet einen grafischen Anmeldebildschirm) und Multi-User (Mehrbenutzer; startet das System im Kommandozeilenmodus).

Starten und Stoppen eines Dienstes

Wählen Sie einen Dienst in der Tabelle aus. Die Spalte Aktiv zeigt, ob er derzeit ausgeführt wird (Aktiv) oder nicht (Inactive, Inaktiv). Mit Start/Stop (Starten/Stoppen) schalten Sie den Status um.

Durch das Starten und Stoppen eines Dienstes wird sein Status für die aktuelle Sitzung geändert. Soll der Status beim Neubooten geändert werden, müssen Sie den Dienst aktivieren oder deaktivieren.

Aktivieren oder Deaktivieren eines Dienstes

Wählen Sie einen Dienst in der Tabelle aus. Die Spalte Aktiviert zeigt, ob er derzeit Aktiviert oder Deaktiviert ist. Mit Enable/Disable (Aktivieren/Deaktivieren) schalten Sie den Status um.

Durch das Aktivieren bzw. Deaktivieren eines Dienstes legen Sie fest, ob er beim Booten gestartet werden soll (Aktiviert) oder nicht (Deaktiviert). Diese Einstellung wirkt sich nicht auf die aktuelle Sitzung aus. Soll der Status in der aktuellen Sitzung geändert werden, müssen Sie den Dienst starten oder stoppen.

Anzeigen von Statusmeldungen

Zum Anzeigen der Statusmeldungen für einen Dienst wählen Sie den gewünschten Dienst in der Liste aus und wählen Sie Details anzeigen. Die Ausgabe ist mit der Ausgabe des Befehls systemctl -l status MEIN_DIENST identisch.

Warnung
Warnung: Fehlerhafte Runlevel-Einstellungen können das System beschädigen

Fehlerhafte Runlevel-Einstellungen können ein System unbrauchbar machen. Stellen Sie vor dem Anwenden der Änderungen sicher, dass Sie deren Auswirkungen kennen.

13.5 Anpassen von systemd

In den folgenden Abschnitten finden Sie einige Beispiele, wie Sie systemd individuell anpassen.

Warnung
Warnung: Vermeiden der Überschreibung von Anpassungen

Passen Sie systemd stets in /etc/systemd/ an, nicht in /usr/lib/systemd/. Ansonsten werden Ihre Änderungen bei der nächsten Aktualisierung von systemd überschrieben.

13.5.1 Anpassen von Dienstdateien

Die systemd-Dienstdateien befinden sich in/usr/lib/systemd/system. Zum Anpassen fahren Sie wie folgt fort:

  1. Kopieren Sie die zu bearbeitenden Dateien aus /usr/lib/systemd/system in /etc/systemd/system. Behalten Sie die ursprünglichen Dateinamen bei.

  2. Bearbeiten Sie die Kopien in /etc/systemd/system.

  3. Mit dem Kommando systemd-delta erhalten Sie einen Überblick über Ihre Konfigurationsänderungen. Hiermit werden Konfigurationsdateien verglichen und ermittelt, die andere Konfigurationsdateien überschreiben. Weitere Informationen finden Sie auf der man-Seite zu systemd-delta.

Die geänderten Dateien in /etc/systemd haben Vorrang vor den Originaldateien in /usr/lib/systemd/system, sofern die Dateinamen identisch sind.

13.5.2 Erstellen von Drop-in-Dateien

Wenn eine Konfigurationsdatei nur um wenige Zeilen ergänzt oder nur ein kleiner Teil daraus geändert werden soll, können Sie sogenannte Drop-in-Dateien verwenden. Mit den Drop-in-Dateien erweitern Sie die Konfiguration von Unit-Dateien, ohne die Unit-Dateien selbst bearbeiten oder überschreiben zu müssen.

Um beispielsweise einen einzigen Wert für den Dienst foobar in /usr/lib/systemd/system/ foobar.service zu ändern, gehen Sie wie folgt vor:

  1. Erstellen Sie ein Verzeichnis mit dem Namen /etc/systemd/system/MEIN_DIENST.service.d/.

    Beachten Sie das Suffix .d. Ansonsten muss der Name des Verzeichnisses mit dem Namen des Dienstes übereinstimmen, der mit der Drop-in-Datei gepatcht werden soll.

  2. Erstellen Sie in diesem Verzeichnis eine Datei mit dem Namen whatevermodification.conf.

    Diese Datei darf nur eine Zeile mit dem zu ändernden Wert enthalten.

  3. Speichern Sie Ihre Änderungen in die Datei. Die Datei wird als Erweiterung der Originaldatei verwendet.

13.5.3 Erstellen von benutzerdefinierten Zielen

Auf SUSE-Systemen mit System V-init wird Runlevel 4 nicht genutzt, so dass die Administratoren eine eigene Runlevel-Konfiguration erstellen können. Mit systemd können Sie beliebig viele benutzerdefinierte Ziele erstellen. Zum Einstieg sollten Sie ein vorhandenes Ziel anpassen, beispielsweise graphical.target.

  1. Kopieren Sie die Konfigurationsdatei /usr/lib/systemd/system/graphical.target in /etc/systemd/system/MEIN_ZIEL.target und passen Sie sie nach Bedarf an.

  2. Die im vorangegangenen Schritt kopierte Konfigurationsdatei enthält bereits die erforderlichen (harten) Abhängigkeiten für das Ziel. Um auch die erwünschten (weichen) Abhängigkeiten abzudecken, erstellen Sie ein Verzeichnis mit dem Namen /etc/systemd/system/MEIN_ZIEL.target.wants.

  3. Legen Sie für jeden erwünschten Dienst einen symbolischen Link von /usr/lib/systemd/system in /etc/systemd/system/MEIN_ZIEL.target.wants an.

  4. Sobald Sie alle Einstellungen für das Ziel festgelegt haben, laden Sie die systemd-Konfiguration neu. Damit wird das neue Ziel verfügbar:

    systemctl daemon-reload

13.6 Erweiterte Nutzung

In den nachfolgenden Abschnitten finden Sie weiterführende Themen für Systemadministratoren. Eine noch eingehendere Dokumentation finden Sie in der Serie von Lennart Pöttering zu systemd für Administratoren unter http://0pointer.de/blog/projects.

13.6.1 Bereinigen von temporären Verzeichnissen

systemd unterstützt das regelmäßige Bereinigen der temporären Verzeichnisse. Die Konfiguration aus der bisherigen Systemversion wird automatisch migriert und ist aktiv. tmpfiles.d (verwaltet temporäre Dateien) liest die Konfiguration aus den Dateien /etc/tmpfiles.d/*.conf, /run/tmpfiles.d/*.conf und /usr/lib/tmpfiles.d/*.conf aus. Die Konfiguration in /etc/tmpfiles.d/*.conf hat Vorrang vor ähnlichen Konfigurationen in den anderen beiden Verzeichnissen. (In /usr/lib/tmpfiles.d/*.conf speichern die Pakete die Konfigurationsdateien.)

Im Konfigurationsformat ist eine Zeile pro Pfad vorgeschrieben, wobei diese Zeile die Aktion und den Pfad enthalten muss und optional Felder für Modus, Eigentümer, Alter und Argument (je nach Aktion) enthalten kann. Im folgenden Beispiel wird die Verknüpfung der X11-Sperrdateien aufgehoben:

Type Path               Mode UID  GID  Age Argument
r    /tmp/.X[0-9]*-lock

So rufen Sie den Status aus dem tmpfile-Zeitgeber ab:

systemctl status systemd-tmpfiles-clean.timer
systemd-tmpfiles-clean.timer - Daily Cleanup of Temporary Directories
 Loaded: loaded (/usr/lib/systemd/system/systemd-tmpfiles-clean.timer; static)
 Active: active (waiting) since Tue 2014-09-09 15:30:36 CEST; 1 weeks 6 days ago
   Docs: man:tmpfiles.d(5)
         man:systemd-tmpfiles(8)

Sep 09 15:30:36 jupiter systemd[1]: Starting Daily Cleanup of Temporary Directories.
Sep 09 15:30:36 jupiter systemd[1]: Started Daily Cleanup of Temporary Directories.

Weitere Informationen zum Arbeiten mit temporären Dateien finden Sie unter man 5 tmpfiles.d.

13.6.2 Systemprotokoll

In Abschnitt 13.6.9, „Fehlersuche für Dienste“ wird erläutert, wie Sie Protokollmeldungen für einen bestimmten Dienst anzeigen. Die Anzeige von Protokollmeldungen ist allerdings nicht auf Dienstprotokolle beschränkt. Sie können auch auf das gesamte von systemd geschriebene Protokoll (das sogenannte Journal) zugreifen und Abfragen darauf ausführen. Mit dem Befehl journalctl zeigen Sie das gesamte Protokoll an, beginnend mit den ältesten Einträgen. Informationen zu weiteren Optionen, beispielsweise zum Anwenden von Filtern oder zum Ändern des Ausgabeformats, finden Sie unter man 1 journalctl.

13.6.3 Aufnahmen

Mit dem Subkommando isolate können Sie den aktuellen Status von systemd als benannten Snapshot speichern und später wiederherstellen. Dies ist beim Testen von Diensten oder benutzerdefinierten Zielen hilfreich, weil Sie jederzeit zu einem definierten Status zurückkehren können. Ein Snapshot ist nur in der aktuellen Sitzung verfügbar; beim Neubooten wird er automatisch gelöscht. Der Snapshot-Name muss auf .snapshot enden.

Erstellen eines Snapshots
systemctl snapshot MY_SNAPSHOT.snapshot
Löschen eines Snapshots
systemctl delete MY_SNAPSHOT.snapshot
Anzeigen eines Snapshots
systemctl show MY_SNAPSHOT.snapshot
Aktivieren eines Snapshots
systemctl isolate MY_SNAPSHOT.snapshot

13.6.4 Laden der Kernelmodule

Mit systemd können Kernel-Module automatisch zum Bootzeitpunkt geladen werden, und zwar über die Konfigurationsdatei in /etc/modules-load.d. Die Datei sollte den Namen MODUL.conf haben und den folgenden Inhalt aufweisen:

# load module MODULE at boot time
MODULE

Falls ein Paket eine Konfigurationsdatei zum Laden eines Kernel-Moduls installiert, wird diese Datei unter /usr/lib/modules-load.d installiert. Wenn zwei Konfigurationsdateien mit demselben Namen vorhanden sind, hat die Datei unter /etc/modules-load.d Vorrang.

Weitere Informationen finden Sie auf der man-Seite modules-load.d(5).

13.6.5 Ausführen von Aktionen vor dem Laden eines Dienstes

Bei System V mussten init-Aktionen, die vor dem Laden eines Diensts ausgeführt werden müssen, in /etc/init.d/before.local festgelegt werden. Dieses Verfahren wird in systemd nicht mehr unterstützt. Wenn Aktionen vor dem Starten von Diensten ausgeführt werden müssen, gehen Sie wie folgt vor:

Laden der Kernelmodule

Erstellen Sie eine Drop-in-Datei im Verzeichnis /etc/modules-load.d (Syntax siehe man modules-load.d).

Erstellen von Dateien oder Verzeichnissen, Bereinigen von Verzeichnissen, Ändern des Eigentümers

Erstellen Sie eine Drop-in-Datei in /etc/tmpfiles.d (Syntax siehe man tmpfiles.d).

Weitere Aufgaben

Erstellen Sie eine Systemdienstdatei (beispielsweise /etc/systemd/system/before.service) anhand der folgenden Schablone:

[Unit]
Before=NAME OF THE SERVICE YOU WANT THIS SERVICE TO BE STARTED BEFORE
[Service]
Type=oneshot
RemainAfterExit=true
ExecStart=YOUR_COMMAND
# beware, executable is run directly, not through a shell, check the man pages
# systemd.service and systemd.unit for full syntax
[Install]
# target in which to start the service
WantedBy=multi-user.target
#WantedBy=graphical.target

Sobald die Dienstdatei erstellt ist, führen Sie die folgenden Kommandos aus (als root):

systemctl daemon-reload
systemctl enable before

Bei jedem Bearbeiten der Dienstdatei müssen Sie Folgendes ausführen:

systemctl daemon-reload

13.6.6 Kernel-Steuergruppen (cgroups)

Auf einem traditionellen System-V-init-System kann ein Prozess nicht immer eindeutig dem Dienst zugeordnet werden, durch den er erzeugt wurde. Einige Dienste (z. B. Apache) erzeugen zahlreiche externe Prozesse (z. B. CGI- oder Java-Prozesse), die wiederum weitere Prozesse erzeugen. Eindeutige Zuweisungen sind damit schwierig oder völlig unmöglich. Wenn ein Dienst nicht ordnungsgemäß beendet wird, bleiben zudem ggf. einige untergeordnete Dienste weiterhin aktiv.

Bei systemd wird jeder Dienst in eine eigene cgroup aufgenommen, womit dieses Problem gelöst ist. cgroups sind eine Kernel-Funktion, mit der die Prozesse mit allen ihren untergeordneten Prozessen in hierarchisch strukturierten Gruppen zusammengefasst werden. Die cgroups werden dabei nach dem jeweiligen Dienst benannt. Da ein nicht privilegierter Dienst seine cgroup nicht verlassen darf, ist es damit möglich, alle von einem Dienst erzeugten Prozesse mit dem Namen dieses Dienstes zu versehen.

Mit dem Kommando systemd-cgls erhalten Sie eine Liste aller Prozesse, die zu einem Dienst gehören. (Gekürztes) Beispiel für die Ausgabe:

Beispiel 13.3: Auflisten aller Prozesse, die zu einem Dienst gehören
root # systemd-cgls --no-pager
├─1 /usr/lib/systemd/systemd --switched-root --system --deserialize 20
├─user.slice
│ └─user-1000.slice
│   ├─session-102.scope
│   │ ├─12426 gdm-session-worker [pam/gdm-password]
│   │ ├─15831 gdm-session-worker [pam/gdm-password]
│   │ ├─15839 gdm-session-worker [pam/gdm-password]
│   │ ├─15858 /usr/lib/gnome-terminal-server

[...]

└─system.slice
  ├─systemd-hostnamed.service
  │ └─17616 /usr/lib/systemd/systemd-hostnamed
  ├─cron.service
  │ └─1689 /usr/sbin/cron -n
  ├─ntpd.service
  │ └─1328 /usr/sbin/ntpd -p /var/run/ntp/ntpd.pid -g -u ntp:ntp -c /etc/ntp.conf
  ├─postfix.service
  │ ├─ 1676 /usr/lib/postfix/master -w
  │ ├─ 1679 qmgr -l -t fifo -u
  │ └─15590 pickup -l -t fifo -u
  ├─sshd.service
  │ └─1436 /usr/sbin/sshd -D

[...]

Weitere Informationen zu cpgroups finden Sie in Book “System Analysis and Tuning Guide”, Chapter 9 “Kernel Control Groups”.

13.6.7 Beenden von Diensten (Senden von Signalen)

Wie in Abschnitt 13.6.6, „Kernel-Steuergruppen (cgroups)“ erläutert, kann ein Prozess in einem System-V-init-System nicht immer eindeutig seinem übergeordneten Dienstprozess zugeordnet werden. Das erschwert das Beenden eines Dienstes und seiner untergeordneten Dienste. Untergeordnete Prozesse, die nicht ordnungsgemäß beendet wurden, bleiben als "Zombie-Prozess" zurück.

Durch das Konzept von systemd, mit dem jeder Dienst in einer eigenen cgroup abgegrenzt wird, können alle untergeordneten Prozesse eines Dienstes eindeutig erkannt werden, so dass Sie ein Signal zu diesen Prozessen senden können. Mit Use systemctl kill senden Sie die Signale an die Dienste. Eine Liste der verfügbaren Signale finden Sie in man 7 signals.

Senden von SIGTERM an einen Dienst

SIGTERM ist das standardmäßig gesendete Signal.

systemctl kill MY_SERVICE
Senden von SIGNAL an einen Dienst

Mit der Option -s legen Sie das zu sendende Signal fest.

systemctl kill -s SIGNAL MY_SERVICE
Auswählen von Prozessen

Standardmäßig sendet das Kommando kill das Signal an alle Prozesse der angegebenen cgroup. Sie können dies jedoch auf den Prozess control oder main beschränken. Damit können Sie beispielsweise das Neuladen der Konfiguration eines Dienstes mit dem Signal SIGHUP erzwingen:

systemctl kill -s SIGHUP --kill-who=main MY_SERVICE

13.6.8 Wichtige Hinweise zum D-Bus-Dienst

Der D-Bus-Dienst fungiert als Meldungsbus für die Kommunikation zwischen den systemd-Clients und dem systemd-Manager, der als PID 1 ausgeführt wird. dbus ist zwar ein eigenständiger Dämon, bildet jedoch auch einen wesentlichen Bestandteil der init-Infrastruktur.

Das Beenden von dbus oder das Neustarten im laufenden System entspricht dem Versuch, PID 1 zu beenden oder neu zu starten. Hiermit wird die systemd-Client/Server-Kommunikation unterbrochen, sodass die meisten systemd-Funktionen unbrauchbar werden.

Das Beenden oder Neustarten von dbus wird daher weder empfohlen noch unterstützt.

Nach einer Aktualisierung von dbus oder dbus-Paketen fällt ein Neustart an. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob ein Neustart erforderlich ist, führen Sie den Befehl sudo zypper ps -s aus. Ist dbus unter den aufgelisteten Diensten zu finden, müssen Sie das System neu starten.

Beachten Sie, dass dbus selbst dann aktualisiert wird, wenn in der Konfiguration der automatischen Aktualisierungen festgelegt ist, dass die Pakete, die einen Neustart erfordern, übersprungen werden sollen.

13.6.9 Fehlersuche für Dienste

Standardmäßig ist die Ausgabe von systemd auf ein Minimum beschränkt. Wenn ein Dienst ordnungsgemäß gestartet wurde, erfolgt keine Ausgabe. Bei einem Fehler wird eine kurze Fehlermeldung angezeigt. Mit systemctl status können Sie jedoch die Fehlersuche für den Start und die Ausführung eines Dienstes vornehmen.

systemd umfasst einen Protokollierungsmechanismus (Journal), mit dem die Systemmeldungen protokolliert werden. Auf diese Weise können Sie die Dienstmeldungen zusammen mit den Statusmeldungen abrufen. Das Kommando status hat eine ähnliche Funktion wie tail und kann zudem die Protokollmeldungen in verschiedenen Formaten anzeigen, ist also ein wirksames Hilfsmittel für die Fehlersuche.

Anzeigen von Fehlern beim Starten von Diensten

Wenn ein Dienst nicht gestartet wird, erhalten Sie mit systemctl status MEIN_DIENST eine ausführliche Fehlermeldung:

root # systemctl start apache2
Job failed. See system journal and 'systemctl status' for details.
root # systemctl status apache2
   Loaded: loaded (/usr/lib/systemd/system/apache2.service; disabled)
   Active: failed (Result: exit-code) since Mon, 04 Jun 2012 16:52:26 +0200; 29s ago
   Process: 3088 ExecStart=/usr/sbin/start_apache2 -D SYSTEMD -k start (code=exited, status=1/FAILURE)
   CGroup: name=systemd:/system/apache2.service

Jun 04 16:52:26 g144 start_apache2[3088]: httpd2-prefork: Syntax error on line
205 of /etc/apache2/httpd.conf: Syntax error on li...alHost>
Anzeigen der letzten n Dienstmeldungen

Standardmäßig zeigt das Subkommando status die letzten zehn Meldungen an, die ein Dienst ausgegeben hat. Mit dem Parameter --lines=n legen Sie eine andere Anzahl fest:

systemctl status ntp
systemctl --lines=20 status ntp
Anzeigen von Dienstmeldungen im Anhängemodus

Mit der Option --follow erhalten Sie einen Live-Stream mit Dienstmeldungen; diese Option entspricht tail -f:

systemctl --follow status ntp
Ausgabeformat der Meldungen

Mit dem Parameter --output=mode legen Sie das Ausgabeformat für die Dienstmeldungen fest. Die wichtigsten Modi sind:

short

Das Standardformat. Zeigt die Protokollmeldungen mit einem Zeitstempel in Klartext an.

verbose

Vollständige Ausgabe mit sämtlichen Feldern.

cat

Kurze Ausgabe ohne Zeitstempel.

13.7 Weitere Informationen

Weitere Informationen zu systemd finden Sie in folgenden Online-Quellen:

Startseite

http://www.freedesktop.org/wiki/Software/systemd

systemd für Administratoren

Lennart Pöttering, einer der systemd-Autoren, hat eine Serie von Blogeinträgen verfasst. (Zum Zeitpunkt, als dieses Kapitel verfasst wurde, standen bereits 13 Einträge zur Verfügung.) Diese sind unter http://0pointer.de/blog/projects zu finden.

Teil III System

  • 14 32-Bit- und 64-Bit-Anwendungen in einer 64-Bit-Systemumgebung
  • SUSE® Linux Enterprise Server ist für verschiedene 64-Bit-Plattformen verfügbar. Das bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass alle enthaltenen Anwendungen bereits auf 64-Bit-Plattformen portiert wurden. SUSE Linux Enterprise Server unterstützt die Verwendung von 32-Bit-Anwendungen in einer 64-Bit-Syste…

  • 15 journalctl: Abfragen des systemd-Journals
  • Mit dem Wechsel von herkömmlichen init-Skripten zu systemd in SUSE Linux Enterprise 12 (siehe Kapitel 13, Der Daemon systemd) wurde ein eigenes Protokolliersystem eingeführt, das als Journal bezeichnet wird. Alle Systemereignisse werden in das Journal geschrieben, so dass Sie keinen syslog-basierten…

  • 16 Grundlegendes zu Netzwerken
  • Linux stellt die erforderlichen Netzwerkwerkzeuge und -funktionen für die Integration in alle Arten von Netzwerkstrukturen zur Verfügung. Der Netzwerkzugriff über eine Netzwerkkarte kann mit YaST konfiguriert werden. Die manuelle Konfiguration ist ebenfalls möglich. In diesem Kapitel werden nur die grundlegenden Mechanismen und die relevanten Netzwerkkonfigurationsdateien behandelt.

  • 17 Druckerbetrieb
  • SUSE® Linux Enterprise Server unterstützt zahlreiche Druckermodelle (auch entfernte Netzwerkdrucker). Drucker können manuell oder mit YaST konfiguriert werden. Anleitungen zur Konfiguration finden Sie unter Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 11 “Einrichten von Hardware-Komponenten mit YaST”, Se…

  • 18 Das X Window-System
  • Das X Window-System (X11) ist der Industriestandard für grafische Bedienoberflächen unter UNIX. X ist netzwerkbasiert und ermöglicht es, auf einem Host gestartete Anwendungen auf einem anderen, über eine beliebige Art von Netzwerk (LAN oder Internet) verbundenen Host anzuzeigen. In diesem Kapitel fi…

  • 19 Zugriff auf Dateisysteme mit FUSE
  • FUSE ist das Akronym für File System in User Space (Dateisystem im Userspace). Das bedeutet, Sie können ein Dateisystem als nicht privilegierter Benutzer konfigurieren und einhängen. Normalerweise müssen Sie für diese Aufgabe als root angemeldet sein. FUSE alleine ist ein Kernel-Modul. In Kombination mit Plug-Ins kann FUSE auf nahezu alle Dateisysteme wie SSH-Fernverbindungen, ISO-Images und mehr erweitert werdenbereitgestellt.

  • 20 Verwalten von Kernelmodulen
  • Linux ist als monolithischer Kernel ausgelegt, kann jedoch mithilfe von Kernelmodulen erweitert werden. Diese besonderen Objekte lassen sich je nach Bedarf in den Kernel einfügen und wieder entfernen. Mit Kernelmodulen können also Treiber und Schnittstellen, die nicht im Kernel selbst enthalten sind…

  • 21 Gerätemanagement über dynamischen Kernel mithilfe von udev
  • Der Kernel kann fast jedes Gerät in einem laufenden System hinzufügen oder entfernen. Änderungen des Gerätestatus (ob ein Gerät angeschlossen oder entfernt wird) müssen an den userspace weitergegeben werden. Geräte müssen konfiguriert werden, sobald sie angeschlossen und erkannt wurden. Die Benutzer…

  • 22 Live-Patching des Linux-Kernels mithilfe von kGraft
  • In diesem Dokument werden die Grundlagen der Live-Patching-Technologie kGraft erläutert und Sie finden hier Richtlinien für den SLE Live Patching-Dienst.

    Die Live-Patching-Technologie kGraft führt das Patching zur Laufzeit für den LinuxKernel aus, ohne den Kernel anhalten zu müssen. So erzielen Sie die maximale Betriebszeit (und damit die maximale Verfügbarkeit) des Systems, was insbesondere bei unternehmenswichtigen Systemen von Bedeutung ist. Durch das dynamische Patching des Kernels können Benutzer auch kritische Sicherheitsaktualisierungen installieren, ohne bis zu einer geplanten Ausfallzeit warten zu müssen.

    Ein kGraft-Patch ist ein Kernel-Modul, das ganze Funktionen im Kernel ersetzt. kGraft bietet hauptsächlich eine kernelinterne Infrastruktur für die Integration des gepatchten Codes mit dem Kernel-Basiscode zur Laufzeit.

    Der SLE Live Patching-Dienst wird zusätzlich zur normalen SUSE Linux Enterprise Server-Wartung erbracht. kGraft-Patches, die über SLE Live Patching verteilt werden, ergänzen die normalen SLES-Wartungsaktualisierungen. SLE Live Patching kann über herkömmliche Aktualisierungsstapel und -verfahren bereitgestellt werden.

    Die Angaben in diesem Dokument gelten für die AMD64/Intel 64- und POWER-Architekturen. Sollten Sie eine andere Architektur nutzen, können die Verfahren von den hier beschriebenen abweichen.

  • 23 Spezielle Systemfunktionen
  • In diesem Kapitel erhalten Sie zunächst Informationen zu den verschiedenen Softwarepaketen, zu den virtuellen Konsolen und zur Tastaturbelegung. Hier finden Sie Hinweise zu Software-Komponenten, wie bash, cron und logrotate, da diese im Laufe der letzten Veröffentlichungszyklen geändert oder verbessert wurden. Selbst wenn sie nur klein sind oder als nicht besonders wichtig eingestuft werden, sollten die Benutzer ihr Standardverhalten ändern, da diese Komponenten häufig eng mit dem System verbunden sind. Das Kapitel endet mit einem Abschnitt mit sprach- und landesspezifischen Einstellungen (I18N und L10N).

  • 24 Permanenter Speicher
  • Dieses Kapitel enthält weitere Informationen zur Verwendung von SUSE Linux Enterprise Server mit nicht-flüchtigem Hauptspeicher, auch als Permanenter Speicher bekannt, der aus einem oder mehreren NVDIMM besteht.

14 32-Bit- und 64-Bit-Anwendungen in einer 64-Bit-Systemumgebung

SUSE® Linux Enterprise Server ist für verschiedene 64-Bit-Plattformen verfügbar. Das bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass alle enthaltenen Anwendungen bereits auf 64-Bit-Plattformen portiert wurden. SUSE Linux Enterprise Server unterstützt die Verwendung von 32-Bit-Anwendungen in einer 64-Bit-Systemumgebung. Dieses Kapitel bietet einen kurzen Überblick darüber, wie diese Unterstützung auf SUSE Linux Enterprise Server-64-Bit-Plattformen implementiert ist.

SUSE Linux Enterprise Server für die 64-Bit-Plattformen IBM POWER, IBM Z und AMD64/Intel 64 ist so ausgelegt, dass vorhandene 32-Bit-Anwendungen ohne Änderungen in der 64-Bit-Umgebung ausführbar sind. Die entsprechenden 32-Bit-Plattformen sind ppc für POWER sowie x86 für AMD64/Intel 64. Diese Unterstützung bedeutet, dass Sie weiterhin Ihre bevorzugten 32-Bit-Anwendungen verwenden können und nicht warten müssen, bis ein entsprechender 64-Bit-Port verfügbar ist. Das aktuelle POWER-System führt die meisten Anwendungen im 32-Bit-Modus aus, es können aber auch 64-Bit-Anwendungen ausgeführt werden.

Anmerkung
Anmerkung: Keine Unterstützung für die Erstellung von 32-Bit-Anwendungen

SUSE Linux Enterprise Server unterstützt die Erstellung von 32-Bit-Anwendungen nicht, sondern bietet lediglich Laufzeitunterstützung für 32-Bit-Binärdateien.

14.1 Laufzeitunterstützung

Wichtig
Wichtig: Konflikte zwischen Anwendungsversionen

Wenn eine Anwendung sowohl für 32-Bit- als auch für 64-Bit-Umgebungen verfügbar ist, führt die parallele Installation beider Versionen zwangsläufig zu Problemen. Entscheiden Sie sich in diesen Fällen für eine der beiden Versionen und installieren und verwenden Sie nur diese.

Eine Ausnahme von dieser Regel ist PAM (Pluggable Authentication Modules). Während des Authentifizierungsprozesses verwendet SUSE Linux Enterprise Server PAM (austauschbare Authentifizierungsmodule) als Schicht für die Vermittlung zwischen Benutzer und Anwendung. Auf einem 64-Bit-Betriebssystem, das auch 32-Bit-Anwendungen ausführt, ist es stets erforderlich, beide Versionen eines PAM-Moduls zu installieren.

Für eine korrekte Ausführung benötigt jede Anwendung eine Reihe von Bibliotheken. Leider sind die Namen für die 32-Bit- und 64-Bit-Versionen dieser Bibliotheken identisch. Sie müssen auf andere Weise voneinander unterschieden werden.

Um die Kompatibilität mit der 32-Bit-Version aufrechtzuerhalten, werden die Bibliotheken am selben Ort im System gespeichert wie in der 32-Bit-Umgebung. Die 32-Bit-Version von libc.so.6 befindet sich sowohl in der 32-Bit- als auch in der 64-Bit-Umgebung unter /lib/libc.so.6.

Alle 64-Bit-Bibliotheken und Objektdateien befinden sich in Verzeichnissen mit dem Namen lib64. Die 64-Bit-Objektdateien, die sich normalerweise unter /lib und /usr/lib befinden, werden nun unter /lib64 und /usr/lib64 gespeichert. Unter /lib und /usr/lib ist also Platz für die 32-Bit-Bibliotheken, sodass der Dateiname für beide Versionen unverändert bleiben kann.

Unterverzeichnisse von 32-Bit-Verzeichnissen namens /lib, deren Dateninhalt nicht von der Wortgröße abhängt, werden nicht verschoben. Das Schema entspricht LSB (Linux Standards Base) und FHS (File System Hierarchy Standard).

14.2 Kernel-Spezifikationen

Die 64-Bit-Kernel für AMD64/Intel 64, IBM POWER und IBM Z bieten sowohl eine 64-Bit- als auch eine 32-Bit-Kernel-ABI (binäre Anwendungsschnittstelle). Letztere ist mit der ABI für den entsprechenden 32-Bit-Kernel identisch. Das bedeutet, dass die 32-Bit-Anwendung mit dem 64-Bit-Kernel auf die gleiche Weise kommunizieren kann wie mit dem 32-Bit-Kernel.

Die 32-Bit-Emulation der Systemaufrufe für einen 64-Bit-Kernel unterstützt nicht alle APIs, die von Systemprogrammen verwendet werden. Dies hängt von der Plattform ab. Aus diesem Grund müssen einige wenige Anwendungen, wie beispielsweise lspci, auf Nicht-POWER-Plattformen als 64-Bit-Programme kompiliert werden, damit sie ordnungsgemäß funktionieren. Bei IBM Z sind nicht alle ioctls in der 32-Bit-Kernel-ABI verfügbar.

Ein 64-Bit-Kernel kann nur 64-Bit-Kernel-Module laden, die speziell für diesen Kernel kompiliert wurden. 32-Bit-Kernel-Module können nicht verwendet werden.

Tipp
Tipp: Kernel-ladbare Module

Für einige Anwendungen sind separate, Kernel-ladbare Module erforderlich. Wenn Sie vorhaben, eine solche 32-Bit-Anwendung in einer 64-Bit-Systemumgebung zu verwenden, wenden Sie sich an den Anbieter dieser Anwendung und an SUSE, um sicherzustellen, dass die 64-Bit-Version des Kernel-ladbaren Moduls und die kompilierte 32-Bit-Version der Kernel-API für dieses Modul verfügbar sind.

15 journalctl: Abfragen des systemd-Journals

Mit dem Wechsel von herkömmlichen init-Skripten zu systemd in SUSE Linux Enterprise 12 (siehe Kapitel 13, Der Daemon systemd) wurde ein eigenes Protokolliersystem eingeführt, das als Journal bezeichnet wird. Alle Systemereignisse werden in das Journal geschrieben, so dass Sie keinen syslog-basierten Service mehr ausführen müssen.

Das Journal selbst ist ein Systemservice und wird mit systemd verwaltet. Die vollständige Bezeichnung des Service lautet systemd-journald.service. Hier werden Protokolldaten in strukturierten, indizierten Journalen erfasst und gespeichert. Die Daten basieren dabei auf den Protokollinformationen aus dem Kernel, von den Benutzerprozessen, aus der Standardeingabe und aus den Fehlern von Systemdiensten. Der Dienst systemd-journald ist standardmäßig aktiviert:

# systemctl status systemd-journald
systemd-journald.service - Journal Service
   Loaded: loaded (/usr/lib/systemd/system/systemd-journald.service; static)
   Active: active (running) since Mon 2014-05-26 08:36:59 EDT; 3 days ago
     Docs: man:systemd-journald.service(8)
           man:journald.conf(5)
 Main PID: 413 (systemd-journal)
   Status: "Processing requests..."
   CGroup: /system.slice/systemd-journald.service
           └─413 /usr/lib/systemd/systemd-journald
[...]

15.1 Festlegen des Journals als persistent

Das Journal speichert die Protokolldaten standardmäßig in /run/log/journal/. Das Verzeichnis /run/ ist naturgemäß flüchtig, weshalb die Protokolldaten beim Neubooten verloren gehen. Um persistente Protokolldaten zu erzielen, muss das Verzeichnis /var/log/journal/ mit den entsprechenden Angaben zu Eigentümer und Berechtigungen vorhanden sein, damit der systemd-journald-Service die Daten dort speichern kann. So können Sie das Verzeichnis mit systemd erstellen und die persistente Protokollierung aktivieren:

  1. Öffnen Sie die Datei /etc/systemd/journald.conf als root zum Bearbeiten.

    # vi /etc/systemd/journald.conf
  2. Heben Sie die Auskommentierung der Zeile auf, die mit Storage= beginnt, und ändern Sie sie wie folgt:

    [...]
    [Journal]
    Storage=persistent
    #Compress=yes
    [...]
  3. Speichern Sie die Datei, und starten Sie systemd-journald neu:

    systemctl restart systemd-journald

15.2 Nützliche Schalter in journalctl

In diesem Abschnitt finden Sie einige häufig verwendete, nützliche Optionen, mit denen Sie das Standardverhalten von journalctl optimieren. Alle Schalter sind auf der man-Seite zu journalctl (man 1 journalctl) beschrieben.

Tipp
Tipp: Meldungen für eine bestimmte ausführbare Datei

Sollen alle Journaleinträge für eine bestimmte ausführbare Datei angezeigt werden, geben Sie den vollständigen Pfad zu dieser Datei an:

journalctl /usr/lib/systemd/systemd
-f

Zeigt lediglich die jüngsten Protokollmeldungen an und gibt neue Protokolleinträge aus, sobald sie zum Journal hinzugefügt werden.

-e

Gibt die Meldungen aus und springt an das Ende des Journals, so dass im Pager die aktuellen Einträge sichtbar sind.

-r

Gibt die Meldungen des Journals in umgekehrter Reihenfolge aus (die jüngsten Einträge zuerst).

-k

Zeigt nur Kernel-Meldungen an. Dies entspricht der Feldzuordnung _TRANSPORT=kernel (siehe Abschnitt 15.3.3, „Filtern nach Feldern“).

-u

Zeigt nur Meldungen für die angegebene systemd-Einheit an. Dies entspricht der Feldzuordnung _SYSTEMD_UNIT=UNIT (siehe Abschnitt 15.3.3, „Filtern nach Feldern“).

# journalctl -u apache2
[...]
Jun 03 10:07:11 pinkiepie systemd[1]: Starting The Apache Webserver...
Jun 03 10:07:12 pinkiepie systemd[1]: Started The Apache Webserver.

15.3 Filtern der Journalausgabe

Wenn Sie journalctl ohne Schalter aufrufen, wird der gesamte Inhalt des Journals angezeigt (die ältesten Einträge an erster Stelle). Die Ausgabe kann mit bestimmten Schaltern und Feldern gefiltert werden.

15.3.1 Filtern nach Bootnummer

journalctl kann die Meldungen nach einem bestimmten System-Bootvorgang filtern. Zum Anzeigen einer Liste mit allen verfügbaren Bootvorgängen führen Sie Folgendes aus:

# journalctl --list-boots
-1 097ed2cd99124a2391d2cffab1b566f0 Mon 2014-05-26 08:36:56 EDT—Fri 2014-05-30 05:33:44 EDT
 0 156019a44a774a0bb0148a92df4af81b Fri 2014-05-30 05:34:09 EDT—Fri 2014-05-30 06:15:01 EDT

Die erste Spalte enthält den Boot-Offset: 0 für den aktuellen Bootvorgang, -1 für den vorangegangenen Bootvorgang, -2 für den davor erfolgten Bootvorgang usw. Die zweite Spalte zeigt die Boot-ID, gefolgt von den Zeitstempeln für Beginn und Ende des Zeitraums, über den das System nach dem Bootvorgang aktiv war.

Alle Meldungen für den aktuellen Bootvorgang anzeigen:

# journalctl -b

Wenn Sie die Journalmeldungen für den vorangegangenen Bootvorgang abrufen möchten, hängen Sie einen Offset-Parameter an. Im folgenden Beispiel werden die Meldungen für den vorangegangenen Bootvorgang ausgegeben:

# journalctl -b -1

Alternativ können Sie die Bootmeldungen nach der Boot-ID auflisten. Verwenden Sie hierzu das Feld _BOOT_ID:

# journalctl _BOOT_ID=156019a44a774a0bb0148a92df4af81b

15.3.2 Filtern nach Zeitraum

Sie können die Ausgabe von journalctl durch Angabe des Start- oder Enddatums filtern. Für Datumsangaben gilt das Format „2014-06-30 9:17:16“. Wenn Sie keine Uhrzeit angeben, wird Mitternacht (0:00 Uhr) angenommen. Wenn die Sekundenangabe fehlt, wird „:00“ angenommen. Wenn Sie kein Datum angeben, wird das aktuelle Datum angenommen. Statt eines numerischen Ausdrucks können Sie die Schlüsselwörter „gestern“, „heute“ oder „morgen“ angeben. Diese Wörter bezeichnen Mitternacht am Tag vor dem aktuellen Tag, am aktuellen Tag bzw. am Tag nach dem aktuellen Tag. Das Schlüsselwort „now“ (jetzt) verweist auf die aktuelle Uhrzeit am heutigen Tag. Auch relative Zeitangaben mit dem Präfix - oder + sind möglich. Diese Zeitangaben verweisen dann entsprechend auf eine Uhrzeit vor oder nach der aktuellen Uhrzeit.

Nur neue Meldungen ab jetzt anzeigen und Ausgabe entsprechend aktualisieren:

# journalctl --since "now" -f

Alle Meldungen ab der letzten Mitternacht bis 3:20 Uhr anzeigen:

# journalctl --since "today" --until "3:20"

15.3.3 Filtern nach Feldern

Sie können die Ausgabe des Journals nach bestimmten Feldern filtern. Die Syntax für ein abzugleichendes Feld lautet FELDNAME=FILTERKRITERIUM, beispielsweise _SYSTEMD_UNIT=httpd.service. Wenn Sie mehrere Filterkriterien in einer einzigen Abfrage angeben, werden die Ausgabemeldungen noch stärker gefiltert. Eine Liste der Standardfelder finden Sie auf der man-Seite man 7 systemd.journal-fields.

Meldungen anzeigen, die von einer bestimmten Prozess-ID erzeugt wurden:

# journalctl _PID=1039

Meldungen anzeigen, die zu einer bestimmten Benutzer-ID gehören:

# journalctl _UID=1000

Meldungen aus dem Kernel-Ring-Puffer anzeigen (entspricht der Ausgabe von dmesg):

# journalctl _TRANSPORT=kernel

Meldungen aus der Standard- oder Fehlerausgabe des Services anzeigen:

# journalctl _TRANSPORT=stdout

Nur Meldungen anzeigen, die von einem bestimmten Service erzeugt wurden:

# journalctl _SYSTEMD_UNIT=avahi-daemon.service

Wenn Sie zwei verschiedene Felder angeben, werden nur solche Einträge zurückgegeben, die beide Ausdrücke gleichzeitig erfüllen:

# journalctl _SYSTEMD_UNIT=avahi-daemon.service _PID=1488

Wenn Sie zwei Kriterien für dasselbe Feld angeben, werden alle Einträge zurückgegeben, die einen dieser Ausdrücke erfüllen:

# journalctl _SYSTEMD_UNIT=avahi-daemon.service _SYSTEMD_UNIT=dbus.service

Mit dem Begrenzungszeichen „+“ verbinden Sie zwei Ausdrücke mit einem logischen „OR“. Im folgenden Beispiel werden alle Meldungen aus dem Avahi-Service mit der Prozess-ID 1480 zusammen mit allen Meldungen vom D-Bus-Service gezeigt:

# journalctl _SYSTEMD_UNIT=avahi-daemon.service _PID=1480 + _SYSTEMD_UNIT=dbus.service

15.4 Untersuchen von systemd-Fehlern

In diesem Abschnitt wird an einem einfachen Beispiel erläutert, wie Sie die Fehler auffinden und beheben, die systemd beim Starten von apache2 meldet.

  1. Versuchen Sie, den apache2-Service zu starten:

    # systemctl start apache2
    Job for apache2.service failed. See 'systemctl status apache2' and 'journalctl -xn' for details.
  2. Prüfen Sie den Status dieses Service:

    # systemctl status apache2
    apache2.service - The Apache Webserver
       Loaded: loaded (/usr/lib/systemd/system/apache2.service; disabled)
       Active: failed (Result: exit-code) since Tue 2014-06-03 11:08:13 CEST; 7min ago
      Process: 11026 ExecStop=/usr/sbin/start_apache2 -D SYSTEMD -DFOREGROUND \
               -k graceful-stop (code=exited, status=1/FAILURE)

    Die ID des Prozesses, der den Fehler verursacht, lautet 11026.

  3. Rufen Sie die ausführliche Version der Meldungen zur Prozess-ID 11026 ab:

    # journalctl -o verbose _PID=11026
    [...]
    MESSAGE=AH00526: Syntax error on line 6 of /etc/apache2/default-server.conf:
    [...]
    MESSAGE=Invalid command 'DocumenttRoot', perhaps misspelled or defined by a module
    [...]
  4. Korrigieren Sie den Schreibfehler in /etc/apache2/default-server.conf, starten Sie den apache2-Service, und lassen Sie den Status ausgeben:

    # systemctl start apache2 && systemctl status apache2
    apache2.service - The Apache Webserver
       Loaded: loaded (/usr/lib/systemd/system/apache2.service; disabled)
       Active: active (running) since Tue 2014-06-03 11:26:24 CEST; 4ms ago
      Process: 11026 ExecStop=/usr/sbin/start_apache2 -D SYSTEMD -DFOREGROUND
               -k graceful-stop (code=exited, status=1/FAILURE)
     Main PID: 11263 (httpd2-prefork)
       Status: "Processing requests..."
       CGroup: /system.slice/apache2.service
               ├─11263 /usr/sbin/httpd2-prefork -f /etc/apache2/httpd.conf -D [...]
               ├─11280 /usr/sbin/httpd2-prefork -f /etc/apache2/httpd.conf -D [...]
               ├─11281 /usr/sbin/httpd2-prefork -f /etc/apache2/httpd.conf -D [...]
               ├─11282 /usr/sbin/httpd2-prefork -f /etc/apache2/httpd.conf -D [...]
               ├─11283 /usr/sbin/httpd2-prefork -f /etc/apache2/httpd.conf -D [...]
               └─11285 /usr/sbin/httpd2-prefork -f /etc/apache2/httpd.conf -D [...]

15.5 Konfiguration von journald

Das Verhalten des systemd-journald-Service lässt sich in /etc/systemd/journald.conf festlegen. In diesem Abschnitt werden lediglich die grundlegenden Optionseinstellungen vorgestellt. Eine vollständige Beschreibung der Datei finden Sie auf der man-Seite man 5 journald.conf. Damit die Änderungen in Kraft treten, müssen Sie das Journal wie folgt neu starten:

# systemctl restart systemd-journald

15.5.1 Ändern der Größenbeschränkung für das Journal

Wenn die Journalprotokolldaten an einem persistenten Speicherort gespeichert werden (siehe Abschnitt 15.1, „Festlegen des Journals als persistent“), belegen sie bis zu 10 % des Dateisystems, auf dem sich /var/log/journal befindet. Ist /var/log/journal beispielsweise auf einer /var-Partition mit einer Kapazität von 30 GB gespeichert, so kann das Journal bis zu 3 GB des Festplattenspeichers belegen. Zum Bearbeiten dieser Größenbeschränkung ändern Sie die Option SystemMaxUse (und heben Sie die Auskommentierung dieser Option auf):

SystemMaxUse=50M

15.5.2 Weiterleiten des Journals an /dev/ttyX

Sie können das Journal an ein Terminalgerät weiterleiten, so dass Sie an einem bevorzugten Terminalbildschirm (beispielsweise /dev/tty12) über Systemmeldungen informiert werden. Ändern Sie die folgenden journald-Optionen:

ForwardToConsole=yes
TTYPath=/dev/tty12

15.5.3 Weiterleiten des Journals an die Syslog-Funktion

journald ist abwärtskompatibel zu herkömmlichen syslog-Implementierungen wie rsyslog. Prüfen Sie Folgendes:

  • rsyslog ist installiert.

    # rpm -q rsyslog
    rsyslog-7.4.8-2.16.x86_64
  • Der rsyslog-Service ist aktiviert.

    # systemctl is-enabled rsyslog
    enabled
  • Die Weiterleitung an syslog wird in /etc/systemd/journald.conf aktiviert.

    ForwardToSyslog=yes

15.6 Filtern des systemd-Journals mit YaST

Mit dem YaST-Journalmodul filtern Sie das systemd-Journal schnell und einfach (ohne die journalctl-Syntax verwenden zu müssen). Installieren Sie das Modul mit sudo zypper in yast2-journal und starten Sie es dann in YaST mit System › systemd Journal. Alternativ starten Sie das Modul von der Befehlszeile aus mit dem Befehl sudo yast2 journal.

YaST-systemd-Journal
Abbildung 15.1: YaST-systemd-Journal

Das Modul zeigt die Protokolleinträge in einer Tabelle. Im Suchfeld oben suchen Sie nach Einträgen, die bestimmte Zeichen enthalten, ähnlich wie mit grep. Zum Filtern der Einträge nach Datum/Uhrzeit, Einheit, Datei oder Priorität klicken Sie auf Change filters (Filter ändern) und legen Sie die jeweiligen Optionen fest.

16 Grundlegendes zu Netzwerken

Linux stellt die erforderlichen Netzwerkwerkzeuge und -funktionen für die Integration in alle Arten von Netzwerkstrukturen zur Verfügung. Der Netzwerkzugriff über eine Netzwerkkarte kann mit YaST konfiguriert werden. Die manuelle Konfiguration ist ebenfalls möglich. In diesem Kapitel werden nur die grundlegenden Mechanismen und die relevanten Netzwerkkonfigurationsdateien behandelt.

Linux und andere Unix-Betriebssysteme verwenden das TCP/IP-Protokoll. Hierbei handelt es sich nicht um ein einzelnes Netzwerkprotokoll, sondern um eine Familie von Netzwerkprotokollen, die unterschiedliche Dienste zur Verfügung stellen. Die in Verschiedene Protokolle aus der TCP/IP-Familie aufgelisteten Protokolle dienen dem Datenaustausch zwischen zwei Computern über TCP/IP. Über TCP/IP verbundene Netzwerke bilden zusammen ein weltweites Netzwerk, das auch als das Internet bezeichnet wird.

RFC ist das Akronym für Request for Comments. RFCs sind Dokumente, die unterschiedliche Internetprotokolle und Implementierungsverfahren für das Betriebssystem und seine Anwendungen beschreiben. Die RFC-Dokumente beschreiben das Einrichten der Internetprotokolle. Weitere Informationen zu RFCs finden Sie unter http://www.ietf.org/rfc.html.

Verschiedene Protokolle aus der TCP/IP-Familie
TCP

Transmission Control Protocol: Ein verbindungsorientiertes sicheres Protokoll. Die zu übertragenden Daten werden zuerst von der Anwendung als Datenstrom gesendet und vom Betriebssystem in das passende Format konvertiert. Die entsprechende Anwendung auf dem Zielhost empfängt die Daten im ursprünglichen Datenstromformat, in dem sie anfänglich gesendet wurden. TCP ermittelt, ob Daten bei der Übertragung verloren gegangen sind oder beschädigt wurden. TCP wird immer dann implementiert, wenn die Datensequenz eine Rolle spielt.

UDP

User Datagram Protocol: Ein verbindungsloses, nicht sicheres Protokoll. Die zu übertragenden Daten werden in Form von anwendungsseitig generierten Paketen gesendet. Es ist nicht garantiert, in welcher Reihenfolge die Daten beim Empfänger eingehen, und ein Datenverlust ist immer möglich. UDP ist geeignet für datensatzorientierte Anwendungen. Es verfügt über eine kürzere Latenzzeit als TCP.

ICMP

Internet Control Message Protocol: Dies ist kein Protokoll für den Endbenutzer, sondern ein spezielles Steuerungsprotokoll, das Fehlerberichte ausgibt und das Verhalten von Computern, die am TCP/IP-Datentransfer teilnehmen, steuern kann. Außerdem bietet es einen speziellen Echomodus, der mit dem Programm „ping“ angezeigt werden kann.

IGMP

Internet Group Management Protocol: Dieses Protokoll steuert das Verhalten des Computers beim Implementieren von IP Multicast.

Der Datenaustausch findet wie in Abbildung 16.1, „Vereinfachtes Schichtmodell für TCP/IP“ dargestellt in unterschiedlichen Schichten statt. Die eigentliche Netzwerkschicht ist der unsichere Datentransfer über IP (Internet Protocol). Oberhalb von IP gewährleistet TCP (Transmission Control Protocol) bis zu einem gewissen Grad die Sicherheit des Datentransfers. Die IP-Schicht wird vom zugrunde liegenden hardwareabhängigen Protokoll, z. B. Ethernet, unterstützt.

Vereinfachtes Schichtmodell für TCP/IP
Abbildung 16.1: Vereinfachtes Schichtmodell für TCP/IP

Dieses Diagramm bietet für jede Schicht ein oder zwei Beispiele. Die Schichten sind nach Abstraktionsstufen sortiert. Die unterste Schicht ist sehr Hardware-nah. Die oberste Schicht ist beinahe vollständig von der Hardware losgelöst. Jede Schicht hat ihre eigene spezielle Funktion. Die speziellen Funktionen der einzelnen Schichten gehen bereits aus ihrer Bezeichnung hervor. Die Datenverbindungs- und die physische Schicht repräsentieren das verwendete physische Netzwerk, z. B. das Ethernet.

Fast alle Hardwareprotokolle arbeiten auf einer paketorientierten Basis. Die zu übertragenden Daten werden in Paketen gesammelt (sie können nicht alle auf einmal gesendet werden). Die maximale Größe eines TCP/IP-Pakets beträgt ca. 64 KB. Die Pakete sind in der Regel jedoch sehr viel kleiner, da die Netzwerkhardware ein einschränkender Faktor sein kann. Die maximale Größe eines Datenpakets in einem Ethernet beträgt ca. 1500 Byte. Die Größe eines TCP/IP-Pakets ist auf diesen Wert begrenzt, wenn die Daten über ein Ethernet gesendet werden. Wenn mehr Daten übertragen werden, müssen vom Betriebssystem mehr Datenpakete gesendet werden.

Damit die Schichten ihre vorgesehenen Funktionen erfüllen können, müssen im Datenpaket zusätzliche Informationen über die einzelnen Schichten gespeichert sein. Diese Informationen werden im Header des Pakets gespeichert. Jede Schicht stellt jedem ausgehenden Paket einen kleinen Datenblock voran, den so genannten Protokoll-Header. Ein Beispiel für ein TCP/IP-Datenpaket, das über ein Ethernetkabel gesendet wird, ist in Abbildung 16.2, „TCP/IP-Ethernet-Paket“ dargestellt. Die Prüfsumme befindet sich am Ende des Pakets, nicht am Anfang. Dies erleichtert die Arbeit für die Netzwerkhardware.

TCP/IP-Ethernet-Paket
Abbildung 16.2: TCP/IP-Ethernet-Paket

Wenn eine Anwendung Daten über das Netzwerk sendet, werden diese Daten durch alle Schichten geleitet, die mit Ausnahme der physischen Schicht alle im Linux-Kernel implementiert sind. Jede Schicht ist für das Vorbereiten der Daten zur Weitergabe an die nächste Schicht verantwortlich. Die unterste Schicht ist letztendlich für das Senden der Daten verantwortlich. Bei eingehenden Daten erfolgt die gesamte Prozedur in umgekehrter Reihenfolge. Die Protokoll-Header werden von den transportierten Daten in den einzelnen Schichten wie die Schalen einer Zwiebel entfernt. Die Transportschicht ist schließlich dafür verantwortlich, die Daten den Anwendungen am Ziel zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise kommuniziert eine Schicht nur mit der direkt darüber bzw. darunter liegenden Schicht. Für Anwendungen ist es irrelevant, ob die Daten über ein 100 MBit/s schnelles FDDI-Netzwerk oder über eine 56-KBit/s-Modemleitung übertragen werden. Ähnlich spielt es für die Datenverbindung keine Rolle, welche Art von Daten übertragen wird, solange die Pakete das richtige Format haben.

16.1 IP-Adressen und Routing

Die in diesem Abschnitt enthaltenen Informationen beziehen sich nur auf IPv4-Netzwerke. Informationen zum IPv6-Protokoll, dem Nachfolger von IPv4, finden Sie in Abschnitt 16.2, „IPv6 – Das Internet der nächsten Generation“.

16.1.1 IP-Adressen

Jeder Computer im Internet verfügt über eine eindeutige 32-Bit-Adresse. Diese 32 Bit (oder 4 Byte) werden in der Regel wie in der zweiten Zeile in Beispiel 16.1, „IP-Adressen schreiben“ dargestellt geschrieben.

Beispiel 16.1: IP-Adressen schreiben
IP Address (binary):  11000000 10101000 00000000 00010100
IP Address (decimal):      192.     168.       0.      20

Im Dezimalformat werden die vier Byte in Dezimalzahlen geschrieben und durch Punkte getrennt. Die IP-Adresse wird einem Host oder einer Netzwerkschnittstelle zugewiesen. Sie kann weltweit nur einmal verwendet werden. Es gibt zwar Ausnahmen zu dieser Regel, diese sind jedoch für die folgenden Abschnitte nicht relevant.

Die Punkte in IP-Adressen geben das hierarchische System an. Bis in die 1990er-Jahre wurden IP-Adressen strikt in Klassen organisiert. Dieses System erwies sich jedoch als zu wenig flexibel und wurde eingestellt. Heute wird das klassenlose Routing (CIDR, Classless Interdomain Routing) verwendet.

16.1.2 Netzmasken und Routing

Mit Netzmasken werden die Adressräume eines Subnetzes definiert. Wenn sich in einem Subnetz zwei Hosts befinden, können diese direkt aufeinander zugreifen. Wenn sie sich nicht im selben Subnetz befinden, benötigen sie die Adresse eines Gateways, das den gesamten Verkehr für das Subnetz verarbeitet. Um zu prüfen, ob sich zwei IP-Adressen im selben Subnetz befinden, wird jede Adresse bitweise mit der Netzmaske UND-verknüpft. Sind die Ergebnisse identisch, befinden sich beide IP-Adressen im selben lokalen Netzwerk. Wenn unterschiedliche Ergebnisse ausgegeben werden, kann die entfernte IP-Adresse, und somit die entfernte Schnittstelle, nur über ein Gateway erreicht werden.

Weitere Informationen zur Funktionsweise von Netzmasken finden Sie in Beispiel 16.2, „Verknüpfung von IP-Adressen mit der Netzmaske“. Die Netzmaske besteht aus 32 Bit, die festlegen, welcher Teil einer IP-Adresse zum Netzwerk gehört. Alle Bits mit dem Wert 1 kennzeichnen das entsprechende Bit in der IP-Adresse als zum Netzwerk gehörend. Alle Bits mit dem Wert 0 kennzeichnen Bits innerhalb des Subnetzes. Je mehr Bits den Wert 1 haben, desto kleiner ist also das Netzwerk. Da die Netzmaske immer aus mehreren aufeinander folgenden Bits mit dem Wert 1 besteht, ist es auch möglich, die Anzahl der Bits in der Netzmaske zu zählen. In Beispiel 16.2, „Verknüpfung von IP-Adressen mit der Netzmaske“ könnte das erste Netz mit 24 Bit auch als 192.168.0.0/24 geschrieben werden.

Beispiel 16.2: Verknüpfung von IP-Adressen mit der Netzmaske
IP address (192.168.0.20):  11000000 10101000 00000000 00010100
Netmask   (255.255.255.0):  11111111 11111111 11111111 00000000
---------------------------------------------------------------
Result of the link:         11000000 10101000 00000000 00000000
In the decimal system:           192.     168.       0.       0

IP address (213.95.15.200): 11010101 10111111 00001111 11001000
Netmask    (255.255.255.0): 11111111 11111111 11111111 00000000
---------------------------------------------------------------
Result of the link:         11010101 10111111 00001111 00000000
In the decimal system:           213.      95.      15.       0

Ein weiteres Beispiel: Alle Computer, die über dasselbe Ethernetkabel angeschlossen sind, befinden sich in der Regel im selben Subnetz und sind direkt zugreifbar. Selbst wenn das Subnetz physisch durch Switches oder Bridges unterteilt ist, können diese Hosts weiter direkt erreicht werden.

IP-Adressen außerhalb des lokalen Subnetzes können nur erreicht werden, wenn für das Zielnetzwerk ein Gateway konfiguriert ist. In den meisten Fällen wird der gesamte externe Verkehr über lediglich ein Gateway gehandhabt. Es ist jedoch auch möglich, für unterschiedliche Subnetze mehrere Gateways zu konfigurieren.

Wenn ein Gateway konfiguriert wurde, werden alle externen IP-Pakete an das entsprechende Gateway gesendet. Dieses Gateway versucht anschließend, die Pakete auf dieselbe Weise – von Host zu Host – weiterzuleiten, bis sie den Zielhost erreichen oder ihre TTL-Zeit (Time to Live) abgelaufen ist.

Spezifische Adressen
Netzwerkbasisadresse

Dies ist die Netzmaske, die durch UND mit einer Netzwerkadresse verknüpft ist, wie in Beispiel 16.2, „Verknüpfung von IP-Adressen mit der Netzmaske“ unter Result dargestellt. Diese Adresse kann keinem Host zugewiesen werden.

Rundrufadresse

Dies lässt sich auch wie folgt beschreiben: Zugriff auf alle Hosts in diesem Subnetz. Um die Broadcast-Adresse zu generieren, wird die Netzmaske in die binäre Form invertiert und mit einem logischen ODER mit der Netzwerkbasisadresse verknüpft. Das obige Beispiel ergibt daher die Adresse 192.168.0.255. Diese Adresse kann keinem Host zugeordnet werden.

Lokaler Host

Die Adresse 127.0.0.1 ist auf jedem Host dem Loopback-Device zugewiesen. Mit dieser Adresse und mit allen Adressen des vollständigen 127.0.0.0/8-Loopback-Netzwerks (wie bei IPv4 beschrieben) kann eine Verbindung zu Ihrem Computer eingerichtet werden. Bei IPv6 gibt es nur eine Loopback-Adresse (::1).

Da IP-Adressen weltweit eindeutig sein müssen, können Sie keine Adresse nach dem Zufallsprinzip wählen. Zum Einrichten eines privaten IP-basierten Netzwerks stehen drei Adressdomänen zur Verfügung. Diese können keine Verbindung zum Internet herstellen, da sie nicht über das Internet übertragen werden können. Diese Adressdomänen sind in RFC 1597 festgelegt und werden in Tabelle 16.1, „Private IP-Adressdomänen“ aufgelistet.

Tabelle 16.1: Private IP-Adressdomänen

Netzwerk/Netzmaske

Domäne

10.0.0.0/255.0.0.0

10.x.x.x

172.16.0.0/255.240.0.0

172.16.x.x172.31.x.x

192.168.0.0/255.255.0.0

192.168.x.x

16.2 IPv6 – Das Internet der nächsten Generation

Wichtig
Wichtig: IBM Z: Unterstützung für IPv6

IPv6 wird von den CTC- und IUCV-Netzwerkverbindungen der IBM Z-Hardware nicht unterstützt.

Aufgrund der Entstehung des World Wide Web (WWW) hat das Internet in den letzten 15 Jahren ein explosives Wachstum mit einer immer größer werdenden Anzahl von Computern erfahren, die über TCP/IP kommunizieren. Seit Tim Berners-Lee bei CERN (http://public.web.cern.ch) 1990 das WWW erfunden hat, ist die Anzahl der Internethosts von ein paar tausend auf ca. 100 Millionen angewachsen.

Wie bereits erwähnt, besteht eine IPv4-Adresse nur aus 32 Bit. Außerdem gehen zahlreiche IP-Adressen verloren, da sie aufgrund der organisatorischen Bedingtheit der Netzwerke nicht verwendet werden können. Die Anzahl der in Ihrem Subnetz verfügbaren Adressen ist zwei hoch der Anzahl der Bits minus zwei. Ein Subnetz verfügt also beispielsweise über 2, 6 oder 14 Adressen. Um beispielsweise 128 Hosts mit dem Internet zu verbinden, benötigen Sie ein Subnetz mit 256 IP-Adressen, von denen nur 254 verwendbar sind, da zwei IP-Adressen für die Struktur des Subnetzes selbst benötigt werden: die Broadcast- und die Basisnetzwerkadresse.

Unter dem aktuellen IPv4-Protokoll sind DHCP oder NAT (Network Address Translation) die typischen Mechanismen, um einem potenziellen Adressmangel vorzubeugen. Kombiniert mit der Konvention, private und öffentliche Adressräume getrennt zu halten, können diese Methoden den Adressmangel sicherlich mäßigen. Das Problem liegt in der Konfiguration der Adressen, die schwierig einzurichten und zu verwalten ist. Um einen Host in einem IPv4-Netzwerk einzurichten, benötigen Sie mehrere Adressen, z. B. die IP-Adresse des Hosts, die Subnetzmaske, die Gateway-Adresse und möglicherweise die Adresse des Nameservers. Alle diese Einträge müssen bekannt sein und können nicht von anderer Stelle her abgeleitet werden.

Mit IPv6 gehören sowohl der Adressmangel als auch die komplizierte Konfiguration der Vergangenheit an. Die folgenden Abschnitte enthalten weitere Informationen zu den Verbesserungen und Vorteilen von IPv6 sowie zum Übergang vom alten zum neuen Protokoll.

16.2.1 Vorteile

Die wichtigste und augenfälligste Verbesserung durch das neue Protokoll ist der enorme Zuwachs des verfügbaren Adressraums. Eine IPv6-Adresse besteht aus 128-Bit-Werten und nicht aus den herkömmlichen 32 Bit. Dies ermöglicht mehrere Billiarden IP-Adressen.

IPv6-Adressen unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer Länge gänzlich von ihren Vorgängern. Sie verfügen auch über eine andere interne Struktur, die spezifischere Informationen zu den Systemen und Netzwerken enthalten kann, zu denen sie gehören. Weitere Informationen hierzu finden Sie in Abschnitt 16.2.2, „Adresstypen und -struktur“.

In der folgenden Liste werden andere Vorteile des neuen Protokolls aufgeführt:

Automatische Konfiguration

IPv6 macht das Netzwerk Plug-and-Play-fähig, d. h., ein neu eingerichtetes System wird ohne jegliche manuelle Konfiguration in das (lokale) Netzwerk integriert. Der neue Host verwendet die automatischen Konfigurationsmechanismen, um seine eigene Adresse aus den Informationen abzuleiten, die von den benachbarten Routern zur Verfügung gestellt werden. Dabei nutzt er ein Protokoll, das als ND-Protokoll (Neighbor Discovery) bezeichnet wird. Diese Methode erfordert kein Eingreifen des Administrators und für die Adresszuordnung muss kein zentraler Server verfügbar sein. Dies ist ein weiterer Vorteil gegenüber IPv4, bei dem für die automatische Adresszuordnung ein DHCP-Server erforderlich ist.

Wenn ein Router mit einem Switch verbunden ist, sollte der Router jedoch trotzdem periodische Anzeigen mit Flags senden, die den Hosts eines Netzwerks mitteilen, wie sie miteinander interagieren sollen. Weitere Informationen finden Sie im Artikel RFC 2462, auf der man-Seite radvd.conf(5) und im Artikel RFC 3315.

Mobilität

IPv6 ermöglicht es, einer Netzwerkschnittstelle gleichzeitig mehrere Adressen zuzuordnen. Benutzer können daher einfach auf mehrere Netzwerke zugreifen. Dies lässt sich mit den internationalen Roaming-Diensten vergleichen, die von Mobilfunkunternehmen angeboten werden. Wenn Sie das Mobilfunkgerät ins Ausland mitnehmen, meldet sich das Telefon automatisch bei einem ausländischen Dienst an, der sich im entsprechenden Bereich befindet. Sie können also überall unter der gleichen Nummer erreicht werden und können telefonieren, als wären Sie zu Hause.

Sichere Kommunikation

Bei IPv4 ist die Netzwerksicherheit eine Add-on-Funktion. IPv6 umfasst IPSec als eine seiner Kernfunktionen und ermöglicht es Systemen, über einen sicheren Tunnel zu kommunizieren, um das Ausspionieren durch Außenstehende über das Internet zu verhindern.

Abwärtskompatibilität

Realistisch gesehen, ist es unmöglich, das gesamte Internet auf einmal von IPv4 auf IPv6 umzustellen. Daher ist es wichtig, dass beide Protokolle nicht nur im Internet, sondern auf einem System koexistieren können. Dies wird durch kompatible Adressen (IPv4-Adressen können problemlos in IPv6-Adressen konvertiert werden) und die Verwendung von Tunnels gewährleistet. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abschnitt 16.2.3, „Koexistenz von IPv4 und IPv6“. Außerdem können Systeme eine Dual-Stack-IP-Technik verwenden, um beide Protokolle gleichzeitig unterstützen zu können. Dies bedeutet, dass sie über zwei Netzwerk-Stacks verfügen, die vollständig unabhängig voneinander sind, sodass zwischen den beiden Protokollversionen keine Konflikte auftreten.

Bedarfsgerechte Dienste über Multicasting

Mit IPv4 müssen einige Dienste, z. B. SMB, ihre Pakete via Broadcast an alle Hosts im lokalen Netzwerk verteilen. Bei IPv6 ist dagegen eine deutlich feinere Vorgehensweise möglich: Die Server können die Hosts per Multicasting adressieren, also mehrere Hosts als Teil einer Gruppe. Dies unterscheidet sich vom Broadcasting, bei dem alle Hosts gleichzeitig adressiert werden, und vom Unicasting, bei dem jeder Host einzeln adressiert werden muss. Welche Hosts als Gruppe adressiert werden, kann je nach Anwendung unterschiedlich sein. Es gibt einige vordefinierte Gruppen, mit der beispielsweise alle Namenserver (die Multicast-Gruppe „all name servers“) oder alle Router (die Multicast-Gruppe „all routers“) angesprochen werden können.

16.2.2 Adresstypen und -struktur

Wie bereits erwähnt, hat das aktuelle IP-Protokoll zwei wichtige Einschränkungen: Es stehen zunehmend weniger IP-Adressen zur Verfügung und das Konfigurieren des Netzwerks und Verwalten der Routing-Tabellen wird komplexer und aufwändiger. IPv6 löst das erste Problem durch die Erweiterung des Adressraums auf 128 Bit. Das zweite Problem wird durch die Einführung einer hierarchischen Adressstruktur gemildert, die mit weiteren hoch entwickelten Techniken zum Zuordnen von Netzwerkadressen sowie mit dem Multihoming (der Fähigkeit, einem Gerät mehrere Adressen zuzuordnen und so den Zugriff auf mehrere Netzwerke zu ermöglichen) kombiniert wird.

Bei der Arbeit mit IPv6 ist es hilfreich, die drei unterschiedlichen Adresstypen zu kennen:

Unicast

Adressen dieses Typs werden genau einer Netzwerkschnittstelle zugeordnet. Pakete mit derartigen Adressen werden nur einem Ziel zugestellt. Unicast-Adressen werden dementsprechend zum Übertragen von Paketen an einzelne Hosts im lokalen Netzwerk oder im Internet verwendet.

Multicast

Adressen dieses Typs beziehen sich auf eine Gruppe von Netzwerkschnittstellen. Pakete mit derartigen Adressen werden an alle Ziele zugestellt, die dieser Gruppe angehören. Multicast-Adressen werden hauptsächlich von bestimmten Netzwerkdiensten für die Kommunikation mit bestimmten Hostgruppen verwendet, wobei diese gezielt adressiert werden.

Anycast

Adressen dieses Typs beziehen sich auf eine Gruppe von Schnittstellen. Pakete mit einer derartigen Adresse werden gemäß den Prinzipien des zugrunde liegenden Routing-Protokolls dem Mitglied der Gruppe gesendet, das dem Absender am nächsten ist. Anycast-Adressen werden verwendet, damit Hosts Informationen zu Servern schneller abrufen können, die im angegebenen Netzwerkbereich bestimmte Dienste anbieten. Sämtliche Server desselben Typs verfügen über dieselbe Anycast-Adresse. Wann immer ein Host einen Dienst anfordert, erhält er eine Antwort von dem vom Routing-Protokoll ermittelten nächstgelegenen Server. Wenn dieser Server aus irgendeinem Grund nicht erreichbar ist, wählt das Protokoll automatisch den zweitnächsten Server, dann den dritten usw. aus.

Eine IPv6-Adresse besteht aus acht vierstelligen Feldern, wobei jedes 16 Bit repräsentiert, und wird in hexadezimaler Notation geschrieben. Sie werden durch Doppelpunkte (:) getrennt. Alle führenden Null-Byte innerhalb eines bestimmten Felds können ausgelassen werden, alle anderen Nullen jedoch nicht. Eine weitere Konvention ist, dass mehr als vier aufeinander folgenden Null-Byte mit einem doppelten Doppelpunkt zusammengefasst werden können. Jedoch ist pro Adresse nur ein solcher doppelter Doppelpunkt (::) zulässig. Diese Art der Kurznotation wird in Beispiel 16.3, „Beispiel einer IPv6-Adresse“ dargestellt, in dem alle drei Zeilen derselben Adresse entsprechen.

Beispiel 16.3: Beispiel einer IPv6-Adresse
fe80 : 0000 : 0000 : 0000 : 0000 : 10 : 1000 : 1a4
fe80 :    0 :    0 :    0 :    0 : 10 : 1000 : 1a4
fe80 :                           : 10 : 1000 : 1a4

Jeder Teil einer IPv6-Adresse hat eine festgelegte Funktion. Die ersten Byte bilden das Präfix und geben den Typ der Adresse an. Der mittlere Teil ist der Netzwerkteil der Adresse, der möglicherweise nicht verwendet wird. Das Ende der Adresse bildet der Hostteil. Bei IPv6 wird die Netzmaske definiert, indem die Länge des Präfixes nach einem Schrägstrich am Ende der Adresse angegeben wird. Adressen wie in Beispiel 16.4, „IPv6-Adressen mit Angabe der Präfix-Länge“ enthalten Informationen zum Netzwerk (die ersten 64 Bit) und zum Hostteil (die letzten 64 Bit). Die 64 bedeutet, dass die Netzmaske mit 64 1-Bit-Werten von links gefüllt wird. Wie bei IPv4 wird die IP-Adresse mit den Werten aus der Netzmaske durch UND verknüpft, um zu ermitteln, ob sich der Host im selben oder einem anderen Subnetz befindet.

Beispiel 16.4: IPv6-Adressen mit Angabe der Präfix-Länge
fe80::10:1000:1a4/64

IPv6 kennt mehrere vordefinierte Präfixtypen. Einige sind unter Unterschiedliche IPv6-Präfixe aufgeführt.

Unterschiedliche IPv6-Präfixe
00

IPv4-über-IPv6-Kompatibilitätsadressen. Diese werden zur Erhaltung der Kompatibilität mit IPv4 verwendet. Für diesen Adresstyp wird ein Router benötigt, der IPv6-Pakete in IPv4-Pakete konvertieren kann. Mehrere spezielle Adressen, z. B. die für das Loopback-Device, verfügen ebenfalls über dieses Präfix.

2 oder 3 als erste Stelle

Aggregierbare globale Unicast-Adressen. Wie bei IPv4 kann eine Schnittstelle zugewiesen werden, um einen Teil eines bestimmten Subnetzes zu bilden. Aktuell stehen die folgenden Adressräume zur Verfügung: 2001::/16 (Adressraum Produktionsqualität) und 2002::/16 (6to4-Adressraum).

fe80::/10

Link-local-Adressen. Adressen mit diesem Präfix dürfen nicht geroutet werden und können daher nur im gleichen Subnetz erreicht werden.

fec0::/10

Site-local-Adressen. Diese Adressen dürfen zwar geroutet werden, aber nur innerhalb des Organisationsnetzwerks, dem sie angehören. Damit entsprechen diese Adressen den bisherigen privaten Netzen (beispielsweise 10.x.x.x).

ff

Dies sind Multicast-Adressen.

Eine Unicast-Adresse besteht aus drei grundlegenden Komponenten:

Öffentliche Topologie

Der erste Teil, der unter anderem auch eines der oben erwähnten Präfixe enthält, dient dem Routing des Pakets im öffentlichen Internet. Hier sind Informationen zum Provider oder der Institution kodiert, die den Netzwerkzugang bereitstellen.

Site-Topologie

Der zweite Teil enthält Routing-Informationen zu dem Subnetz, in dem das Paket zugestellt werden soll.

Schnittstellen-ID

Der dritte Teil identifiziert eindeutig die Schnittstelle, an die das Paket gerichtet ist. Dies erlaubt, die MAC-Adresse als Adressbestandteil zu verwenden. Da diese weltweit nur einmal vorhanden und zugleich vom Hardwarehersteller fest vorgegeben ist, vereinfacht sich die Konfiguration auf diese Weise sehr. Die ersten 64 Bit werden zu einem so genannten EUI-64-Token zusammengefasst. Dabei werden die letzten 48 Bit der MAC-Adresse entnommen und die restlichen 24 Bit enthalten spezielle Informationen, die etwas über den Typ des Tokens aussagen. Das ermöglicht dann auch, Geräten ohne MAC-Adresse (z. B. PPP-Verbindungen) ein EUI-64-Token zuzuweisen.

Abgeleitet aus diesem Grundaufbau werden bei IPv6 fünf verschiedene Typen von Unicast-Adressen unterschieden:

:: (nicht spezifiziert)

Ein Host verwendet diese Adresse als Quelladresse, wenn seine Netzwerkschnittstelle zum ersten Mal initialisiert wird (wobei die Adresse zu diesm Zeitpunkt noch nicht anderweitig ermittelt werden kann).

::1 (Loopback)

Adresse des Loopback-Device.

IPv4-kompatible Adressen

Die IPv6-Adresse setzt sich aus der IPv4-Adresse und einem Präfix von 96 0-Bits zusammen. Dieser Typ der Kompatibilitätsadresse wird beim Tunneling verwendet (siehe Abschnitt 16.2.3, „Koexistenz von IPv4 und IPv6“). IPv4/IPv6-Hosts können so mit anderen kommunizieren, die sich in einer reinen IPv4-Umgebung befinden.

IPv6-gemappte IPv4-Adressen

Dieser Adresstyp gibt die Adresse in IPv6-Notation an.

Lokale Adressen

Es gibt zwei Typen von Adressen zum rein lokalen Gebrauch:

link-local

Dieser Adresstyp ist ausschließlich für den Gebrauch im lokalen Subnetz bestimmt. Router dürfen Pakete mit einer solchen Ziel- oder Quelladresse nicht an das Internet oder andere Subnetze weiterreichen. Diese Adressen zeichnen sich durch ein spezielles Präfix (fe80::/10) und die Schnittstellen-ID der Netzwerkkarte aus. Der Mittelteil der Adresse besteht aus Null-Bytes. Diese Art Adresse wird von den Autokonfigurationsmethoden verwendet, um Hosts im selben Subnetz anzusprechen.

site-local

Pakete mit diesem Adresstyp dürfen zwischen einzelnen Subnetzen geroutet werden, aber nicht außerhalb einer Organisation ins Internet gelangen. Solche Adressen werden für Intranets eingesetzt und sind ein Äquivalent zu den privaten IPv4-Adressen. Sie bestehen aus einem besonderen Präfix (fec0::/10), der Schnittstellen-ID und einem 16-Bit-Feld mit der Subnetz-ID. Die restlichen Stellen werden wieder mit Null-Bytes gefüllt.

Zusätzlich gibt es in IPv6 eine grundsätzlich neue Funktion: Einer Netzwerkschnittstelle werden in der Regel mehrere IP-Adressen zugewiesen. Das hat den Vorteil, dass mehrere verschiedene Netzwerke zur Verfügung stehen. Eines dieser Netzwerke kann mit der MAC-Adresse und einem bekannten Präfix vollautomatisch konfiguriert werden, sodass nach der Aktivierung von IPv6 alle Hosts im lokalen Netz über Link-local-Adressen erreichbar sind. Durch die MAC-Adresse als Bestandteil der IP-Adresse ist jede dieser Adressen global eindeutig. Einzig die Teile der Site-Topologie und der öffentlichen Topologie können variieren, je nachdem in welchem Netz dieser Host aktuell zu erreichen ist.

Bewegt sich ein Host zwischen mehreren Netzen hin und her, braucht er mindestens zwei Adressen. Die eine, seine Home-Adresse, beinhaltet neben der Schnittstellen-ID die Informationen zu dem Heimatnetz, in dem der Computer normalerweise betrieben wird, und das entsprechende Präfix. Die Home-Adresse ist statisch und wird in der Regel nicht verändert. Alle Pakete, die für diesen Host bestimmt sind, werden ihm sowohl im eigenen als auch in fremden Netzen zugestellt. Möglich wird die Zustellung im Fremdnetz über wesentliche Neuerungen des IPv6-Protokolls, z. B. Stateless Autoconfiguration und Neighbor Discovery. Der mobile Rechner hat neben seiner Home-Adresse eine oder mehrere weitere Adressen, die zu den fremden Netzen gehören, in denen er sich bewegt. Diese Adressen heißen Care-of-Adressen. Im Heimatnetz des mobilen Rechners muss eine Instanz vorhanden sein, die an seine Home-Adresse gerichtete Pakete nachsendet, sollte er sich in einem anderen Netz befinden. Diese Funktion wird in einer IPv6-Umgebung vom Home-Agenten übernommen. Er stellt alle Pakete, die an die Home-Adresse des mobilen Rechners gerichtet sind, über einen Tunnel zu. Pakete, die als Zieladresse die Care-of-Adresse tragen, können ohne Umweg über den Home-Agenten zugestellt werden.

16.2.3 Koexistenz von IPv4 und IPv6

Die Migration aller mit dem Internet verbundenen Hosts von IPv4 auf IPv6 wird nicht auf einen Schlag geschehen. Vielmehr werden das alte und das neue Protokoll noch eine ganze Weile nebeneinanderher existieren. Die Koexistenz auf einem Rechner ist dann möglich, wenn beide Protokolle im Dual Stack-Verfahren implementiert sind. Es bleibt aber die Frage, wie IPv6-Rechner mit IPv4-Rechnern kommunizieren können und wie IPv6-Pakete über die momentan noch vorherrschenden IPv4-Netze transportiert werden sollen. Tunneling und die Verwendung von Kompatibilitätsadressen (siehe Abschnitt 16.2.2, „Adresstypen und -struktur“) sind hier die besten Lösungen.

IPv6-Hosts, die im (weltweiten) IPv4-Netzwerk mehr oder weniger isoliert sind, können über Tunnel kommunizieren: IPv6-Pakete werden als IPv4-Pakete gekapselt und so durch ein ein IPv4-Netzwerk übertragen. Ein Tunnel ist definiert als die Verbindung zwischen zwei IPv4-Endpunkten. Hierbei müssen die Pakete die IPv6-Zieladresse (oder das entsprechende Präfix) und die IPv4-Adresse des entfernten Hosts am Tunnelendpunkt enthalten. Einfache Tunnel können von den Administratoren zwischen ihren Netzwerken manuell und nach Absprache konfiguriert werden. Ein solches Tunneling wird statisches Tunneling genannt.

Trotzdem reicht manuelles Tunneling oft nicht aus, um die Menge der zum täglichen vernetzten Arbeiten nötigen Tunnel aufzubauen und zu verwalten. Aus diesem Grund wurden für IPv6 drei verschiedene Verfahren entwickelt, die das dynamische Tunneling erlauben:

6over4

IPv6-Pakete werden automatisch in IPv4-Pakete verpackt und über ein IPv4-Netzwerk versandt, in dem Multicasting aktiviert ist. IPv6 wird vorgespiegelt, das gesamte Netzwerk (Internet) sei ein einziges, riesiges LAN (Local Area Network). So wird der IPv4-Endpunkt des Tunnel automatisch ermittelt. Nachteile dieser Methode sind die schlechte Skalierbarkeit und die Tatsache, dass IP-Multicasting keineswegs im gesamten Internet verfügbar ist. Diese Lösung eignet sich für kleinere Netzwerke, die die Möglichkeit von IP-Multicasting bieten. Die zugrunde liegenden Spezifikationen sind in RFC 2529 enthalten.

6to4

Bei dieser Methode werden automatisch IPv4-Adressen aus IPv6-Adressen generiert. So können isolierte IPv6-Hosts über ein IPv4-Netz miteinander kommunizieren. Allerdings gibt es einige Probleme, die die Kommunikation zwischen den isolierten IPv6-Hosts und dem Internet betreffen. Diese Methode wird in RFC 3056 beschrieben.

IPv6 Tunnel Broker

Dieser Ansatz sieht spezielle Server vor, die für IPv6 automatisch dedizierte Tunnel anlegen. Diese Methode wird in RFC 3053 beschrieben.

16.2.4 IPv6 konfigurieren

Um IPv6 zu konfigurieren, müssen Sie auf den einzelnen Arbeitsstationen in der Regel keine Änderungen vornehmen. IPv6 ist standardmäßig aktiviert. Um IPv6 auf einem installierten System zu deaktivieren oder zu aktivieren, verwenden Sie das Modul YaST-Netzwerkeinstellungen. Aktivieren oder deaktivieren Sie auf dem Karteireiter Globale Optionen die Option IPv6 aktivieren, falls nötig. Zum vorübergehenden Aktivieren bis zum nächsten Neustart geben Sie modprobe  -i ipv6 als root ein. Nach dem Laden des IPv6-Moduls kann es nicht mehr entladen werden.

Aufgrund des Konzepts der automatischen Konfiguration von IPv6 wird der Netzwerkkarte eine Adresse im Link-local-Netzwerk zugewiesen. In der Regel werden Routing-Tabellen nicht auf Arbeitsstationen verwaltet. Bei Netzwerkroutern kann von der Arbeitsstation unter Verwendung des Router-Advertisement-Protokolls abgefragt werden, welches Präfix und welche Gateways implementiert werden sollen. Zum Einrichten eines IPv6-Routers kann das radvd-Programm verwendet werden. Dieses Programm informiert die Arbeitsstationen darüber, welches Präfix und welche Router für die IPv6-Adressen verwendet werden sollen. Alternativ können Sie die Adressen und das Routing auch mit zebra/quagga automatisch konfigurieren.

Weitere Informationen zum Einrichten verschiedneer Tunnel mit den Dateien in /etc/sysconfig/network finden Sie auf der man-Seite zu ifcfg-tunnel (man ifcfg-tunnel).

16.2.5 Weiterführende Informationen

Das komplexe IPv6-Konzept wird im obigen Überblick nicht vollständig abgedeckt. Weitere ausführliche Informationen zu dem neuen Protokoll finden Sie in den folgenden Online-Dokumentationen und -Büchern:

http://www.ipv6.org/

Alles rund um IPv6.

http://www.ipv6day.org

Alle Informationen, die Sie benötigen, um Ihr eigenes IPv6-Netzwerk zu starten.

http://www.ipv6-to-standard.org/

Die Liste der IPv6-fähigen Produkte.

http://www.bieringer.de/linux/IPv6/

Hier finden Sie den Beitrag „Linux IPv6 HOWTO“ und viele verwandte Links zum Thema.

RFC 2460

Die grundlegenden IPv6-Spezifikationen.

IPv6 Essentials

Ein Buch, in dem alle wichtigen Aspekte zum Thema enthalten sind, ist IPv6 Essentials von Silvia Hagen (ISBN 0-596-00125-8).

16.3 Namensauflösung

Mithilfe von DNS kann eine IP-Adresse einem oder sogar mehreren Namen zugeordnet werden und umgekehrt auch ein Name einer IP-Adresse. Unter Linux erfolgt diese Umwandlung üblicherweise durch eine spezielle Software namens bind. Der Computer, der diese Umwandlung dann erledigt, nennt sich Namenserver. Dabei bilden die Namen wieder ein hierarchisches System, in dem die einzelnen Namensbestandteile durch Punkte getrennt sind. Die Namenshierarchie ist aber unabhängig von der oben beschriebenen Hierarchie der IP-Adressen.

Ein Beispiel für einen vollständigen Namen wäre jupiter.example.com, geschrieben im Format Hostname.Domäne. Ein vollständiger Name, der als Fully Qualified Domain Name oder kurz als FQDN bezeichnet wird, besteht aus einem Host- und einem Domänennamen (example.com). Ein Bestandteil des Domänennamens ist die Top Level Domain oder TLD (com).

Aus historischen Gründen ist die Zuteilung der TLDs etwas verwirrend. So werden in den USA traditionell dreibuchstabige TLDs verwendet, woanders aber immer die aus zwei Buchstaben bestehenden ISO-Länderbezeichnungen. Seit 2000 stehen zusätzliche TLDs für spezielle Sachgebiete mit zum Teil mehr als drei Buchstaben zur Verfügung (z. B. .info, .name, .museum).

In der Frühzeit des Internets (vor 1990) gab es die Datei/etc/hosts, in der die Namen aller im Internet vertretenen Rechner gespeichert waren. Dies erwies sich bei der schnell wachsenden Menge der mit dem Internet verbundenen Computer als unpraktikabel. Deshalb wurde eine dezentralisierte Datenbank entworfen, die die Hostnamen verteilt speichern kann. Diese Datenbank, eben jener oben erwähnte Namenserver, hält also nicht die Daten aller Computer im Internet vorrätig, sondern kann Anfragen an ihm nachgeschaltete, andere Namenserver weiterdelegieren.

An der Spitze der Hierarchie befinden sich die Root-Namenserver. Die root-Namenserver verwalten die Domänen der obersten Ebene (Top Level Domains) und werden vom Network Information Center (NIC) verwaltet. Der Root-Namenserver kennt die jeweils für eine Top Level Domain zuständigen Namenserver. Weitere Informationen zu TLD-NICs finden Sie unter http://www.internic.net.

Der DNS bietet viel mehr Möglichkeiten als die bloße Namensauflösung. Der Namenserver weiß auch, welcher Host für eine ganze Domäne Emails annimmt, der so genannte Mail Exchanger (MX).

Damit auch Ihr Computer einen Namen in eine IP-Adresse auflösen kann, muss ihm mindestens ein Nameserver mit einer IP-Adresse bekannt sein. Ein Namensserver kann einfach mithilfe von YaST angegeben werden. Die Konfiguration des Nameserverzugriffs unter SUSE® Linux Enterprise Server ist in Abschnitt 16.4.1.4, „Konfigurieren des Hostnamens und des DNS“ beschrieben. Eine Beschreibung zum Einrichten Ihres Nameservers finden Sie in Kapitel 26, Domain Name System (DNS).

Eng verwandt mit DNS ist das Protokoll whois. Mit dem gleichnamigen Programm können Sie schnell ermitteln, wer für eine bestimmte Domäne verantwortlich ist.

Anmerkung
Anmerkung: MDNS- und .local-Domänennamen

Die Domäne .local der obersten Stufe wird vom Resolver als link-local-Domäne behandelt. DNS-Anforderungen werden als Multicast-DNS-Anforderungen anstelle von normalen DNS-Anforderungen gesendet. Wenn Sie in Ihrer Nameserver-Konfiguration die Domäne .local verwenden, müssen Sie diese Option in /etc/host.conf ausschalten. Weitere Informationen finden Sie auf der man-Seite host.conf.

Wenn Sie MDNS während der Installation ausschalten möchten, verwenden Sie nomdns=1 als Boot-Parameter.

Weitere Informationen zum Multicast-DNS finden Sie unter http://www.multicastdns.org.

16.4 Konfigurieren von Netzwerkverbindungen mit YaST

Unter Linux gibt es viele unterstützte Netzwerktypen. Die meisten verwenden unterschiedliche Gerätenamen und die Konfigurationsdateien sind im Dateisystem an unterschiedlichen Speicherorten verteilt. Einen detaillierten Überblick über die Aspekte der manuellen Netzwerkkonfiguration finden Sie in Abschnitt 16.5, „Manuelle Netzwerkkonfiguration“.

Alle Netzwerkschnittstellen mit aktivierter Verbindung (also mit angeschlossenem Netzwerkkabel) werden automatisch konfiguriert. Zusätzliche Hardware kann jederzeit nach Abschluss der Installation auf dem installierten System konfiguriert werden. In den folgenden Abschnitten wird die Netzwerkkonfiguration für alle von SUSE Linux Enterprise Server unterstützten Netzwerkverbindungen beschrieben.

Tipp
Tipp: IBM Z: Hotplug-fähige Netzwerkkarten

Auf den IBM Z-Plattformen werden Hotplug-fähige Netzwerkkarten unterstützt, aber nicht deren automatische Netzwerkintegration über DHCP (wie beim PC). Nach der Erkennung muss die Schnittstelle manuell konfiguriert werden.

16.4.1 Konfigurieren der Netzwerkkarte mit YaST

Zur Konfiguration verkabelter oder drahtloser Netzwerkkarten in YaST wählen Sie System › Netzwerkeinstellungen. Nach dem Öffnen des Moduls zeigt YaST das Dialogfeld Netzwerkeinstellungen mit den vier Karteireitern Globale Optionen, Übersicht, Hostname/DNS und Routing an.

Auf dem Karteireiter Globale Optionen können allgemeine Netzwerkoptionen wie die Netzwerkeinrichtungsmethode, IPv6 und allgemeine DHCP-Optionen festgelegt werden. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 16.4.1.1, „Konfigurieren globaler Netzwerkoptionen“.

Der Karteireiter Übersicht enthält Informationen über installierte Netzwerkschnittstellen und -konfigurationen. Jede korrekt erkannte Netzwerkkarte wird dort mit ihrem Namen aufgelistet. In diesem Dialogfeld können Sie Karten manuell konfigurieren, entfernen oder ihre Konfiguration ändern. Informationen zum manuellen Konfigurieren von Karten, die nicht automatisch erkannt wurden, finden Sie unter Abschnitt 16.4.1.3, „Konfigurieren einer unerkannten Netzwerkkarte“. Informationen zum Ändern der Konfiguration einer bereits konfigurierten Karte finden Sie unter Abschnitt 16.4.1.2, „Ändern der Konfiguration einer Netzwerkkarte“.

Auf dem Karteireiter Hostname/DNS können der Hostname des Computers sowie die zu verwendenden Nameserver festgelegt werden. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 16.4.1.4, „Konfigurieren des Hostnamens und des DNS“.

Der Karteireiter Routing wird zur Konfiguration des Routings verwendet. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 16.4.1.5, „Konfigurieren des Routings“.

Konfigurieren der Netzwerkeinstellungen
Abbildung 16.3: Konfigurieren der Netzwerkeinstellungen

16.4.1.1 Konfigurieren globaler Netzwerkoptionen

Auf dem Karteireiter Globale Optionen des YaST-Moduls Netzwerkeinstellungen können wichtige globale Netzwerkoptionen wie die Verwendung der Optionen NetworkManager, IPv6 und DHCP-Client festgelegt werden. Diese Einstellungen sind für alle Netzwerkschnittstellen anwendbar.

Anmerkung
Anmerkung: NetworkManager von der Arbeitsplatzrechnererweiterung bereitgestellt

NetworkManager wird nun von der Arbeitsplatzrechnererweiterung bereitgestellt. Aktivieren Sie zur Installation von NetworkManager das Repository für die Arbeitsplatzrechnererweiterung und wählen Sie die NetworkManager-Pakete aus.

Unter Netzwerkeinrichtungsmethode wählen Sie die Methode aus, mit der Netzwerkverbindungen verwaltet werden sollen. Wenn die Verbindungen für alle Schnittstellen über das Desktop-Applet NetworkManager verwaltet werden sollen, wählen Sie NetworkManager-Dienst aus. NetworkManager eignet sich besonders für den Wechsel zwischen verschiedenen verkabelten und drahtlosen Netzwerken. Wenn Sie keine Desktop-Umgebung ausführen oder wenn Ihr Rechner ein Xen-Server oder ein virtuelles System ist oder Netzwerkdienste wie DHCP oder DNS in Ihrem Netzwerk zur Verfügung stellt, verwenden Sie die Methode Wicked-Dienst. Beim Einsatz von NetworkManager sollte nm-applet verwendet werden, um Netzwerkoptionen zu konfigurieren. Die Karteireiter Übersicht, Hostname/DNS und Routing des Moduls Netzwerkeinstellungen sind dann deaktiviert. Weitere Informationen zu NetworkManager finden Sie in der Dokumentation für SUSE Linux Enterprise Desktop.

Geben Sie unter IPv6-Protokoll-Einstellungen an, ob Sie das IPv6-Protokoll verwenden möchten. IPv6 kann parallel zu IPv4 verwendet werden. IPv6 ist standardmäßig aktiviert. In Netzwerken, die das IPv6-Protokoll nicht verwenden, können die Antwortzeiten jedoch schneller sein, wenn dieses Protokoll deaktiviert ist. Zum Deaktivieren von IPv6 deaktivieren Sie die Option IPv6 aktivieren. Wenn IPv6 deaktiviert ist, lädt der Kernel das IPv6-Modul nicht mehr automatisch. Diese Einstellung wird nach einem Neustart übernommen.

Unter Optionen für DHCP-Client konfigurieren Sie die Optionen für den DHCP-Client. Die Kennung für DHCP-Client muss innerhalb eines Netzwerks für jeden DHCP-Client eindeutig sein. Wenn dieses Feld leer bleibt, wird standardmäßig die Hardware-Adresse der Netzwerkschnittstelle als Kennung übernommen. Falls Sie allerdings mehrere virtuelle Computer mit der gleichen Netzwerkschnittstelle und damit der gleichen Hardware-Adresse ausführen, sollten Sie hier eine eindeutige Kennung in beliebigem Format eingeben.

Unter Zu sendender Hostname wird eine Zeichenkette angegeben, die für das Optionsfeld „Hostname“ verwendet wird, wenn der DHCP-Client Nachrichten an den DHCP-Server sendet. Einige DHCP-Server aktualisieren Nameserver-Zonen gemäß diesem Hostnamen (dynamischer DNS). Bei einigen DHCP-Servern muss das Optionsfeld Zu sendender Hostname in den DHCP-Nachrichten der Clients zudem eine bestimmte Zeichenkette enthalten. Übernehmen Sie die Einstellung AUTO, um den aktuellen Hostnamen zu senden (d. h. der aktuelle in /etc/HOSTNAME festgelegte Hostname). Soll kein Hostname gesendet werden, leeren Sie dieses Feld.

Wenn die Standardroute nicht gemäß den Informationen von DHCP geändert werden soll, deaktivieren Sie Standardroute über DHCP ändern.

16.4.1.2 Ändern der Konfiguration einer Netzwerkkarte

Wenn Sie die Konfiguration einer Netzwerkkarte ändern möchten, wählen Sie die Karte aus der Liste der erkannten Karten unter Netzwerkeinstellungen › Übersicht in YaST aus, und klicken Sie auf Bearbeiten. Das Dialogfeld Netzwerkkarten-Setup wird angezeigt. Hier können Sie die Kartenkonfiguration auf den Karteireitern Allgemein, Adresse und Hardware anpassen.

16.4.1.2.1 IP-Adressen konfigurieren

Die IP-Adresse der Netzwerkkarte oder die Art der Festlegung dieser IP-Adresse kann auf dem Karteireiter Adresse im Dialogfeld Einrichten der Netzwerkkarte festgelegt werden. Die Adressen IPv4 und IPv6 werden unterstützt. Für die Netzwerkkarte können die Einstellungen Keine IP-Adresse (nützlich für eingebundene Geräte), Statisch zugewiesene IP-Adresse (IPv4 oder IPv6) oder Dynamische Adresse über DHCP und/oder Zeroconf zugewiesen werden.

Wenn Sie Dynamische Adresse verwenden, wählen Sie, ob Nue DHCP-Version 4 (für IPv4), Nur DHCP-Version 6 (für IPv6) oder DHCP-Version 4 und 6 verwendet werden soll.

Wenn möglich wird die erste Netzwerkkarte mit einer Verbindung, die bei der Installation verfügbar ist, automatisch zur Verwendung der automatischen Adressenkonfiguration mit DHCP konfiguriert.

Anmerkung
Anmerkung: IBM Z und DHCP

Auf IBM Z-Plattformen wird die DHCP-basierte Adressenkonfiguration nur mit Netzwerkkarten unterstützt, die über eine MAC-Adresse verfügen. Das ist nur der Fall bei OSA- und OSA Express-Karten.

DHCP sollten Sie auch verwenden, wenn Sie eine DSL-Leitung verwenden, Ihr ISP (Internet Service Provider) Ihnen aber keine statische IP-Adresse zugewiesen hat. Wenn Sie DHCP verwenden möchten, konfigurieren Sie dessen Einstellungen im Dialogfeld Netzwerkeinstellungen des YaST-Konfigurationsmoduls für Netzwerkkarten auf dem Karteireiter Globale Optionen unter Optionen für DHCP-Client. In einer virtuellen Hostumgebung, in der mehrere Hosts über dieselbe Schnittstelle kommunizieren, müssen diese anhand der Kennung für DHCP-Client unterschieden werden.

DHCP eignet sich gut zur Client-Konfiguration, aber zur Server-Konfiguration ist es nicht ideal. Wenn Sie eine statische IP-Adresse festlegen möchten, gehen Sie wie folgt vor:

  1. Wählen Sie im YaST-Konfigurationsmodul für Netzwerkkarten auf dem Karteireiter Übersicht in der Liste der erkannten Karten eine Netzwerkkarte aus, und klicken Sie auf Bearbeiten.

  2. Wählen Sie auf dem Karteireiter Adresse die Option Statisch zugewiesene IP-Adresse aus.

  3. Geben Sie die IP-Adresse ein. Es können beide Adressen, IPv4 und IPv6, verwendet werden. Geben Sie die Netzwerkmaske in Teilnetzmaske ein. Wenn die IPv6-Adresse verwendet wird, benutzen Sie Teilnetzmaske für die Präfixlänge im Format /64.

    Optional kann ein voll qualifizierter Hostname für diese Adresse eingegeben werden, der in die Konfigurationsdatei /etc/hosts geschrieben wird.

  4. Klicken Sie auf Weiter.

  5. Klicken Sie auf OK, um die Konfiguration zu aktivieren.

Anmerkung
Anmerkung: Schnittstellenaktivierung und Link-Erkennung

Bei der Aktivierung einer Netzwerkschnittstelle sucht wicked nach einem Träger und die IP-Konfiguration wird erst dann angewendet, wenn ein Link erkannt wurde. Wenn die Konfiguration unabhängig vom Link-Status angewendet werden soll (etwa wenn Sie einen Dienst testen, der eine bestimmte Adresse überwacht), können Sie die Link-Verbindung überspringen. Hängen Sie hierzu die Variable LINK_REQUIRED=no an die Konfigurationsdatei der Schnittstelle unter /etc/sysconfig/network/ifcfg an.

Darüber hinaus können Sie mit der Variablen LINK_READY_WAIT=5 die Zeitüberschreitung (in Sekunden) für das Erkennen eines Links festlegen.

Weitere Informationen zu den ifcfg-*-Konfigurationsdateien finden Sie unter Abschnitt 16.5.2.5, „/etc/sysconfig/network/ifcfg-* und man 5 ifcfg.

Wenn Sie die statische Adresse verwenden, werden die Namenserver und das Standard-Gateway nicht automatisch konfiguriert. Informationen zur Konfiguration von Namenservern finden Sie unter Abschnitt 16.4.1.4, „Konfigurieren des Hostnamens und des DNS“. Informationen zur Konfiguration eines Gateways finden Sie unter Abschnitt 16.4.1.5, „Konfigurieren des Routings“.

16.4.1.2.2 Konfigurieren von mehreren Adressen

Ein Netzwerkgerät kann mehrere IP-Adressen haben.

Anmerkung
Anmerkung: Aliasse stellen eine Kompatibilitätsfunktion dar

Diese sogenannten Aliasse oder Kennungen sind nur mit IPv4 verwendbar. Bei IPv6 werden sie ignoriert. Bei der Verwendung von iproute2-Netzwerkschnittstellen können eine oder mehrere Adressen vorhanden sein.

Gehen Sie folgendermaßen vor, wenn Sie weitere Adressen für Ihre Netzwerkkarte mithilfe von YaST einrichten möchten:

  1. Wählen Sie im YaST-Dialogfeld Netzwerkeinstellungen auf dem Karteireiter Übersicht in der Liste der erkannten Karten eine Netzwerkkarte aus, und klicken Sie auf Bearbeiten.

  2. Klicken Sie auf dem Karteireiter Adresse › Zusätzliche Adressen auf Hinzufügen.

  3. Geben Sie die IPv4-Adresskennung, die IP-Adresse und die Netzmaske ein. Nehmen Sie den Schnittstellennamen nicht in den Aliasnamen auf.

  4. Zum Aktivieren der Konfiguration bestätigen Sie die Einstellungen.

16.4.1.2.3 Ändern des Gerätenamens und der Udev-Regeln

Der Gerätename der Netzwerkkarte kann während des laufenden Betriebs geändert werden. Es kann auch festgelegt werden, ob udev die Netzwerkkarte über die Hardware-Adresse (MAC) oder die Bus-ID erkennen soll. Die zweite Option ist bei großen Servern vorzuziehen, um den Hotplug-Austausch der Karten zu erleichtern. Mit YaST legen Sie diese Optionen wie folgt fest:

  1. Wählen Sie im YaST-Dialogfeld Netzwerkeinstellungen auf dem Karteireiter Übersicht in der Liste der erkannten Karten eine Netzwerkkarte aus, und klicken Sie auf Bearbeiten.

  2. Öffnen Sie den Karteireiter Hardware. Der aktuelle Gerätename wird unter Udev-Regeln angezeigt. Klicken Sie auf Ändern.

  3. Wählen Sie aus, ob udev die Karte über die MAC-Adresse oder die Bus-ID erkennen soll. Die aktuelle MAC-Adresse und Bus-ID der Karte werden im Dialogfeld angezeigt.

  4. Aktivieren Sie zum Ändern des Gerätenamens die Option Gerätenamen ändern und bearbeiten Sie den Namen.

  5. Zum Aktivieren der Konfiguration bestätigen Sie die Einstellungen.

16.4.1.2.4 Ändern des Kernel-Treibers für Netzwerkkarten

Für einige Netzwerkkarten sind eventuell verschiedene Kernel-Treiber verfügbar. Wenn die Karte bereits konfiguriert ist, ermöglicht YaST die Auswahl eines zu verwendenden Kernel-Treibers in einer Liste verfügbarer Treiber. Es ist auch möglich, Optionen für den Kernel-Treiber anzugeben. Mit YaST legen Sie diese Optionen wie folgt fest:

  1. Wählen Sie im YaST-Modul Netzwerkeinstellungen auf dem Karteireiter Übersicht in der Liste der erkannten Karten eine Netzwerkkarte aus, und klicken Sie auf Bearbeiten.

  2. Öffnen Sie den Karteireiter Hardware.

  3. Wählen Sie den zu verwendenden Kernel-Treiber unter Modulname aus. Geben Sie die entsprechenden Optionen für den ausgewählten Treiber unter Optionen im Format = =WERT ein. Wenn mehrere Optionen verwendet werden, sollten sie durch Leerzeichen getrennt sein.

  4. Zum Aktivieren der Konfiguration bestätigen Sie die Einstellungen.

16.4.1.2.5 Aktivieren des Netzwerkgeräts

Wenn Sie die Methode mit wicked verwenden, können Sie Ihr Gerät so konfigurieren, dass es wahlweise beim Systemstart, beim Anschließen des Kabels, beim Erkennen der Karte, manuell oder nie startet. Wenn Sie den Gerätestart ändern möchten, gehen Sie wie folgt vor:

  1. Wählen Sie in YaST unter System › Netzwerkeinstellungen in der Liste der erkannten Karten eine Netzwerkkarte aus und klicken Sie auf Bearbeiten.

  2. In der Karteireiter Allgemein wählen Sie den gewünschten Eintrag unter Geräte-Aktivierung.

    Wählen Sie Beim Systemstart, um das Gerät beim Booten des Systems zu starten. Wenn Bei Kabelanschluss aktiviert ist, wird die Schnittstelle auf physikalische Netzwerkverbindungen überwacht. Wenn Falls hot-plugged aktiviert ist, wird die Schnittstelle festgelegt, wenn sie verfügbar ist. Dies gleicht der Option Bei Systemstart, führt jedoch nicht zu einem Fehler beim Systemstart, wenn die Schnittstelle nicht vorhanden ist. Wählen Sie Manuell, wenn Sie die Schnittstelle manuell mit ifup steuern möchten. Wählen Sie Nie, wenn das Gerät nicht gestartet werden soll. Bei NFSroot verhält sich ähnlich wie Beim Systemstart, allerdings fährt der Befehl systemctl stop network die Schnittstelle bei dieser Einstellung nicht herunter; der network-Dienst wirkt sich auch auf den wicked-Dienst aus, sofern wicked aktiv ist. Diese Einstellung empfiehlt sich bei einem NFS- oder iSCSI-Root-Dateisystem.

  3. Zum Aktivieren der Konfiguration bestätigen Sie die Einstellungen.

Tipp
Tipp: NFS als Root-Dateisystem

Auf (festplattenlosen) Systemen, in denen die Stammpartition über das Netzwerk als NFS-Freigabe eingehängt ist, müssen Sie beim Konfigurieren des Netzwerkgeräts, über das die NFS-Freigabe erreichbar ist, besonders vorsichtig vorgehen.

Wenn Sie das System herunterfahren oder neu booten, werden in der standardmäßigen Reihenfolge zunächst die Netzwerkverbindungen deaktiviert und anschließend die Stammpartition ausgehängt. Bei einem NFS-Root kann dies zu Problemen führen: Die Stammpartition kann nicht fehlerfrei ausgehängt werden, da die Netzwerkverbindung zur NFS-Freigabe schon nicht mehr aktiviert ist. Damit das System nicht das relevante Netzwerkgerät deaktiviert, öffnen Sie die Registerkarte gemäß Abschnitt 16.4.1.2.5, „Aktivieren des Netzwerkgeräts“ und wählen Sie unter Geräteaktivierung die Option Bei NFSroot.

16.4.1.2.6 Einrichten der Größe der maximalen Transfereinheit

Sie können eine maximale Transfereinheit (MTU) für die Schnittstelle festlegen. MTU bezieht sich auf die größte zulässige Paketgröße in Byte. Eine größere MTU bringt eine höhere Bandbreiteneffizienz. Große Pakete können jedoch eine langsame Schnittstelle für einige Zeit belegen und die Verzögerung für nachfolgende Pakete vergrößern.

  1. Wählen Sie in YaST unter System › Netzwerkeinstellungen in der Liste der erkannten Karten eine Netzwerkkarte aus und klicken Sie auf Bearbeiten.

  2. Wählen Sie im Karteireiter Allgemein den gewünschten Eintrag aus der Liste Set MTU (MTU festlegen).

  3. Zum Aktivieren der Konfiguration bestätigen Sie die Einstellungen.

16.4.1.2.7 Multifunktionale PCIe-Geräte

Multifunktionale Geräte, die LAN, iSCSI und FCoE unterstützen, werden unterstützt. Mit dem YaST FCoE-Client (yast2 fcoe-client) werden die privaten Flags in zusätzlichen Spalten angezeigt, um dem Benutzer zu erlauben, das für FCoE vorgesehene Gerät auszuwählen. Mit dem YaST-Netzwerkmodul (yast2 lan) werden Geräte, die nur als Speicher dienen, von der Netzwerkkonfiguration ausgeschlossen.

Weitere Informationen zu FCoE erhalten Sie im Book “Storage Administration Guide”, Chapter 15 “Fibre Channel Storage over Ethernet Networks: FCoE”, Section 15.3 “Managing FCoE Services with YaST”.

16.4.1.2.8 InfiniBand-Konfiguration für IPoIB (IP-over-InfiniBand)
  1. Wählen Sie in YaST unter System › Netzwerkeinstellungen das InfiniBand-Gerät aus und klicken Sie auf Bearbeiten.

  2. Wählen Sie auf dem Karteireiter Allgemein einen der IPoIB-Modi (IP-over-InfiniBand) aus: Verbunden (Standard) oder Datagramm.

  3. Zum Aktivieren der Konfiguration bestätigen Sie die Einstellungen.

Weitere Informationen zu InfiniBand finden Sie in der Datei /usr/src/linux/Documentation/infiniband/ipoib.txt.

16.4.1.2.9 Konfigurieren der Firewall

Sie müssen nicht die genaue Firewall-Konfiguration durchführen, wie unter Book “Security and Hardening Guide”, Chapter 16 “Masquerading and Firewalls”, Section 16.4.1 “Configuring the Firewall with YaST” beschrieben. Sie können die grundlegende Firewall-Konfiguration für Ihr Gerät als Teil der Geräteeinrichtung festlegen. Führen Sie dazu die folgenden Schritte aus:

  1. Öffnen Sie das YaST-Modul System › Netzwerkeinstellungen. Wählen Sie im Karteireiter Übersicht eine Karte aus der Liste erkannter Karten und klicken Sie auf Bearbeiten.

  2. Öffnen Sie den Karteireiter Allgemein des Dialogfelds Netzwerkeinstellungen.

  3. Legen Sie die Firewall-Zone fest, der Ihre Schnittstelle zugewiesen werden soll. Mit den zur Verfügung stehenden Optionen können Sie

    Firewall deaktiviert

    Diese Option ist nur verfügbar, wenn die Firewall deaktiviert ist und nicht ausgeführt wird. Verwenden Sie diese Option nur, wenn Ihr Computer Teil eines größeren Netzwerks ist, das von einer äußeren Firewall geschützt wird.

    Automatisches Zuweisen von Zonen

    Diese Option ist nur verfügbar, wenn die Firewall aktiviert ist. Die Firewall wird ausgeführt und die Schnittstelle wird automatisch einer Firewall-Zone zugewiesen. Die Zone, die das Stichwort Beliebig enthält, oder die externe Zone wird für solch eine Schnittstelle verwendet.

    Interne Zone (ungeschützt)

    Die Firewall wird ausgeführt, aber es gibt keine Regeln, die diese Schnittstelle schützen. Verwenden Sie diese Option, wenn Ihr Computer Teil eines größeren Netzwerks ist, das von einer äußeren Firewall geschützt wird. Sie ist auch nützlich für die Schnittstellen, die mit dem internen Netzwerk verbunden sind,wenn der Computer über mehrere Netzwerkschnittstellen verfügt.

    Demilitarisierte Zone

    Eine demilitarisierte Zone ist eine zusätzliche Verteidigungslinie zwischen einem internen Netzwerk und dem (feindlichen) Internet. Die dieser Zone zugewiesenen Hosts können vom internen Netzwerk und vom Internet erreicht werden, können jedoch nicht auf das interne Netzwerk zugreifen.

    Externe Zone

    Die Firewall wird an dieser Schnittstelle ausgeführt und schützt sie vollständig vor anderem (möglicherweise feindlichem) Netzwerkverkehr. Dies ist die Standardoption.

  4. Zum Aktivieren der Konfiguration bestätigen Sie die Einstellungen.

16.4.1.3 Konfigurieren einer unerkannten Netzwerkkarte

Wenn eine Netzwerkkarte nicht ordnungsgemäß erkannt wird, so wird diese Karte nicht in der Liste der erkannten Karten aufgeführt. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihr System über einen Treiber für die Karte verfügt, können Sie sie manuell konfigurieren. Sie können auch spezielle Netzwerkgerätetypen konfigurieren, z. B. Bridge, Bond, TUN oder TAP. So konfigurieren Sie eine nicht erkannte Netzwerkkarte (oder ein spezielles Gerät):

  1. Klicken Sie im Dialogfeld System › Netzwerkeinstellungen › Übersicht in YaST auf Hinzufügen.

  2. Legen Sie den Gerätetyp der Schnittstelle im Dialogfeld Hardware mit Hilfe der verfügbaren Optionen fest und geben Sie einen Konfigurationsnamen ein. Wenn es sich bei der Netzwerkkarte um ein PCMCIA- oder USB-Gerät handelt, aktivieren Sie das entsprechende Kontrollkästchen und schließen Sie das Dialogfeld durch Klicken auf Weiter. Ansonsten können Sie den Kernel Modulname definieren, der für die Karte verwendet wird, sowie gegebenenfalls dessen Optionen.

    Unter Ethtool-Optionen können Sie die von ifup für die Schnittstelle verwendeten Ethtool-Optionen einstellen. Weitere Informationen zu den verfügbaren Optionen finden Sie auf der man-Seite ethtool.

    Wenn die Optionszeichenkette mit einem - beginnt (z. B. -K SCHNITTSTELLENNAME rx on), wird das zweite Wort der Zeichenkette durch den aktuellen Schnittstellennamen ersetzt. In allen andern Fällen (z. B. autoneg off speed 10) setzt ifup dem Eintrag die Zeichenfolge -s SCHNITTSTELLENNAME voran.

  3. Klicken Sie auf Weiter.

  4. Konfigurieren Sie die benötigten Optionen wie die IP-Adresse, die Geräteaktivierung oder die Firewall-Zone für die Schnittstelle auf den Karteireitern Allgemein, Adresse und Hardware. Weitere Informationen zu den Konfigurationsoptionen finden Sie in Abschnitt 16.4.1.2, „Ändern der Konfiguration einer Netzwerkkarte“.

  5. Wenn Sie für den Gerätetyp der Schnittstelle die Option Drahtlos gewählt haben, konfigurieren Sie im nächsten Dialogfeld die drahtlose Verbindung.

  6. Zum Aktivieren der neuen Netzwerkkonfiguration bestätigen Sie die Einstellungen.

16.4.1.4 Konfigurieren des Hostnamens und des DNS

Wenn Sie die Netzwerkkonfiguration während der Installation noch nicht geändert haben und die Ethernet-Karte bereits verfügbar war, wurde automatisch ein Hostname für Ihren Rechner erstellt, und DHCP wurde aktiviert. Dasselbe gilt für die Namensservicedaten, die Ihr Host für die Integration in eine Netzwerkumgebung benötigt. Wenn DHCP für eine Konfiguration der Netzwerkadresse verwendet wird, wird die Liste der Domain Name Server automatisch mit den entsprechenden Daten versorgt. Falls eine statische Konfiguration vorgezogen wird, legen Sie diese Werte manuell fest.

Wenn Sie den Namen Ihres Computers und die Namenserver-Suchliste ändern möchten, gehen Sie wie folgt vor:

  1. Wechseln Sie zum Karteireiter Netzwerkeinstellungen › Hostname/DNS im Modul System in YaST.

  2. Geben Sie den Hostnamen und bei Bedarf auch den Domänennamen ein. Die Domäne ist besonders wichtig, wenn der Computer als Mailserver fungiert. Der Hostname ist global und gilt für alle eingerichteten Netzwerkschnittstellen.

    Wenn Sie zum Abrufen einer IP-Adresse DHCP verwenden, wird der Hostname Ihres Computers automatisch durch DHCP festgelegt. Sie sollten dieses Verhalten deaktivieren, wenn Sie Verbindungen zu verschiedenen Netzwerken aufbauen, da Sie verschiedene Hostnamen zuweisen können und das Ändern des Hostnamens beim Ausführen den grafischen Desktop verwirren kann. Zum Deaktivieren von DHCP, damit Sie eine IP-Adresse erhalten, deaktivieren Sie Hostnamen über DHCP ändern.

    Mithilfe von Hostnamen zu Loopback-IP zuweisen wird der Hostname mit der IP-Adresse 127.0.0.2 (Loopback) in /etc/hosts verknüpft. Diese Option ist hilfreich, wenn der Hostname jederzeit, auch ohne aktives Netzwerk, auflösbar sein soll.

  3. Legen Sie unter DNS-Konfiguration ändern fest, wie die DNS-Konfiguration (Namenserver, Suchliste, Inhalt der Datei /etc/resolv.conf) geändert wird.

    Wenn die Option Standardrichtlinie verwenden ausgewählt ist, wird die Konfiguration vom Skript netconfig verwaltet, das die statisch definierten Daten (mit YaST oder in den Konfigurationsdateien) mit dynamisch bezogenen Daten (vom DHCP-Client oder NetworkManager) zusammenführt. Diese Standardrichtlinie ist in der Regel ausreichend.

    Wenn die Option Nur manuell ausgewählt ist, darf netconfig die Datei /etc/resolv.conf nicht ändern. Jedoch kann diese Datei manuell bearbeitet werden.

    Wenn die Option Benutzerdefinierte Richtlinie ausgewählt ist, muss eine Zeichenkette für die benutzerdefinierte Richtlinienregel angegeben werden, welche die Zusammenführungsrichtlinie definiert. Die Zeichenkette besteht aus einer durch Kommas getrennten Liste mit Schnittstellennamen, die als gültige Quelle für Einstellungen betrachtet werden. Mit Ausnahme vollständiger Schnittstellennamen sind auch grundlegende Platzhalter zulässig, die mit mehreren Schnittstellen übereinstimmen. Beispiel: eth* ppp? richtet sich zuerst an alle eth- und dann an alle ppp0-ppp9-Schnittstellen. Es gibt zwei spezielle Richtlinienwerte, die angeben, wie die statischen Einstellungen angewendet werden, die in der Datei /etc/sysconfig/network/config definiert sind:

    STATIC

    Die statischen Einstellungen müssen mit den dynamischen Einstellungen zusammengeführt werden.

    STATIC_FALLBACK

    Die statischen Einstellungen werden nur verwendet, wenn keine dynamische Konfiguration verfügbar ist.

    Weitere Informationen finden Sie auf der man-Seite zu netconfig(8) (man 8 netconfig).

  4. Geben Sie die Namenserver ein und füllen Sie die Domänensuchliste aus. Nameserver müssen in der IP-Adresse angegeben werden (z. B. 192.168.1.116), nicht im Hostnamen. Namen, die im Karteireiter Domänensuche angegeben werden, sind Namen zum Auflösen von Hostnamen ohne angegebene Domäne. Wenn mehr als eine Suchdomäne verwendet wird, müssen die Domänen durch Kommas oder Leerzeichen getrennt werden.

  5. Zum Aktivieren der Konfiguration bestätigen Sie die Einstellungen.

Der Hostname kann auch mit YaST über die Kommandozeile bearbeitet werden. Die Änderungen in YaST treten sofort in Kraft (im Gegensatz zur manuellen Bearbeitung der Datei /etc/HOSTNAME). Zum Ändern des Hostnamens führen Sie das folgende Kommando aus:

yast dns edit hostname=HOSTNAME

Zum Ändern der Namenserver führen Sie die folgenden Kommandos aus:

yast dns edit nameserver1=192.168.1.116
yast dns edit nameserver2=192.168.1.117
yast dns edit nameserver3=192.168.1.118

16.4.1.5 Konfigurieren des Routings

Damit Ihre Maschine mit anderen Maschinen und Netzwerken kommuniziert, müssen Routing-Daten festgelegt werden. Dann nimmt der Netzwerkverkehr den korrekten Weg. Wird DHCP verwendet, werden diese Daten automatisch angegeben. Wird eine statische Konfiguration verwendet, müssen Sie die Daten manuell angeben.

  1. Navigieren Sie in YaST zu Netzwerkeinstellungen › Routing.

  2. Geben Sie die IP-Adresse für das Standard-Gateway ein (gegebenenfalls IPv4 und IPv6). Das Standard-Gateway stimmt mit jedem möglichen Ziel überein. Falls jedoch ein Eintrag in der Routingtabelle vorliegt, der mit der angegebenen Adresse übereinstimmt, wird dieser Eintrag anstelle der Standardroute über das Standard-Gateway verwendet.

  3. In der Routing-Tabelle können weitere Einträge vorgenommen werden. Geben Sie die IP-Adresse für das Ziel-Netzwerk, die IP-Adresse des Gateways und die Netzmaske ein. Wählen Sie das Gerät aus, durch das der Datenverkehr zum definierten Netzwerk geroutet wird (das Minuszeichen steht für ein beliebiges Gerät). Verwenden Sie das Minuszeichen -, um diese Werte frei zu lassen. Verwenden Sie default im Feld Ziel, um in der Tabelle ein Standard-Gateway einzugeben.

    Anmerkung
    Anmerkung: Priorisieren einer Route

    Wenn mehrere Standardrouten verwendet werden, kann die Metrik-Option verwendet werden, um festzulegen, welche Route eine höhere Priorität hat. Geben Sie zur Angabe der Metrik-Option - MetrikNUMMER unter Optionen ein. Die Route mit der höchsten Metrik wird als Standard verwendet. Wenn das Netzwerkgerät getrennt wird, wird seine Route entfernt und die nächste verwendet. Der aktuelle Kernel verwendet jedoch keine Metrik bei statischem Routing (im Gegensatz zu Routing-Daemons wie multipathd).

  4. Wenn das System ein Router ist, aktivieren Sie bei Bedarf die Optionen IPv4-Weiterleitung und IPv6-Weiterleitung in den Netzwerkeinstellungen.

  5. Zum Aktivieren der Konfiguration bestätigen Sie die Einstellungen.

16.4.2 IBM Z: Konfigurieren von Netzwerkgeräten

SUSE Linux Enterprise Server für IBM Z unterstützt mehrere Typen von Netzwerkschnittstellen. YaST kann zur Konfiguration dieser Schnittstellen verwendet werden.

16.4.2.1 Das qeth-hsi-Gerät

Wenn dem installierten System eine qeth-hsi-Schnittstelle (Hipersockets) hinzugefügt werden soll, starten Sie in YaST das Modul System › Netzwerkeinstellungen. Wählen Sie eines der Geräte mit der Bezeichnung Hipersocket aus, um es als READ-Geräteadresse zu verwenden, und klicken Sie auf Bearbeiten. Geben Sie die Gerätenummern für den Lese-, den Schreib- und den Steuerkanal ein (Beispiel für Gerätenummernformat: 0.0.0800). Klicken Sie anschließend auf „Weiter“. Im Dialogfeld Konfiguration der Netzwerkadresse geben Sie die IP-Adresse und die Netzmaske für die neue Schnittstelle an. Klicken Sie danach auf Weiter und OK, um die Netzwerkkonfiguration zu beenden.

16.4.2.2 Das qeth-ethernet-Gerät

Wenn Sie dem installierten System eine qeth-ethernet-Schnittstelle (IBM OSA Express Ethernet Card) hinzufügen möchten, starten Sie in YaST das Modul System › Netzwerkeinstellungen. Wählen Sie eines der Geräte mit der Bezeichnung IBM OSA Express Ethernet Card aus, um es als READ-Geräteadresse zu verwenden, und klicken Sie auf Bearbeiten. Geben Sie eine Gerätenummer für den Lese-, den Schreib- und den Steuerkanal ein (Beispiel für Gerätenummernformat: 0.0.0700). Geben Sie den erforderlichen Portnamen, die Portnummer (falls zutreffend), einige zusätzliche Optionen (siehe Linux für IBM Z: Handbücher für Gerätetreiber, Funktionen und Kommandos als Referenz, http://www.ibm.com/developerworks/linux/linux390/documentation_suse.html), Ihre IP-Adresse und eine entsprechende Netzmaske ein. Beenden Sie die Netzwerkkonfiguration mit Weiter und OK.

16.4.2.3 Das ctc-Gerät

Wenn Sie dem installierten System eine ctc-Schnittstelle (IBM Parallel CTC Adapter) hinzufügen möchten, starten Sie in YaST das Modul System › Netzwerkeinstellungen. Wählen Sie eines der Geräte mit der Bezeichnung IBM Parallel CTC Adapter aus, um es als Lesekanal zu verwenden und klicken Sie auf Konfigurieren. Wählen Sie die Geräteeinstellungen für Ihre Geräte aus (gewöhnlich ist das Kompatibilitätsmodus). Geben Sie Ihre IP-Adresse und die IP-Adresse des entfernten Partners ein. Passen Sie gegebenenfalls die MTU-Größe mit Erweitert › Besondere Einstellungenan. Beenden Sie die Netzwerkkonfiguration mit Weiter und OK.

Warnung
Warnung: Ende der CTC-Unterstützung

Die Nutzung dieser Schnittstelle ist veraltet. Diese Schnittstelle wird in künftigen Versionen von SUSE Linux Enterprise Server nicht mehr unterstützt.

16.4.2.4 Das lcs-Gerät

Wenn Sie dem installierten System eine lcs-Schnittstelle (IBM OSA-2 Adapter) hinzufügen möchten, starten Sie in YaST das Modul System › Netzwerkeinstellungen. Wählen Sie eines der Geräte mit der Bezeichnung IBM OSA-2 Adapter und klicken Sie auf Konfigurieren. Geben Sie die erforderliche Portnummer, einige zusätzliche Optionen (siehe Linux für IBM Z: Handbücher für Gerätetreiber, Funktionen und Kommandos als Referenz, http://www.ibm.com/developerworks/linux/linux390/documentation_suse.html), Ihre IP-Adresse und eine entsprechende Netzmaske ein. Beenden Sie die Netzwerkkonfiguration mit Weiter und OK.

16.4.2.5 Das IUCV-Gerät

Wenn Sie dem installierten System eine iucv-Schnittstelle (IUCV) hinzufügen möchten, starten Sie in YaST das Modul System › Netzwerkeinstellungen. Wählen Sie eines der Geräte mit der Bezeichnung IUCV und klicken Sie auf Bearbeiten. YaST fordert Sie auf, den Namen Ihres IUCV-Partners (Peer) einzugeben. Geben Sie den Namen ein (beachten Sie die Groß-/Kleinschreibung) und wählen Sie Weiter. Geben Sie sowohl Ihre IP-Adresse als auch die Entfernte IP-Adresse Ihres Partners ein. Stellen Sie bei Bedarf die MTU-Größe über die Option MTU festlegen im Karteireiter Allgemein ein. Beenden Sie die Netzwerkkonfiguration mit Weiter und OK.

Warnung
Warnung: Ende der IUCV-Unterstützung

Die Nutzung dieser Schnittstelle ist veraltet. Diese Schnittstelle wird in künftigen Versionen von SUSE Linux Enterprise Server nicht mehr unterstützt.

16.5 Manuelle Netzwerkkonfiguration

Die manuelle Konfiguration der Netzwerksoftware sollte die letzte Alternative sein. Wir empfehlen, YaST zu benutzen. Die folgenden Hintergrundinformationen zur Netzwerkkonfiguration können Ihnen jedoch auch bei der Arbeit mit YaST behilflich sein.

16.5.1 Die wicked-Netzwerkkonfiguration

Das Werkzeug und die Bibilothek mit der Bezeichnung wicked bilden ein neues Framework für die Netzwerkkonfiguration.

Eine der Herausforderungen der traditionellen Netzwerkschnittstellenverwaltung liegt darin, dass verschiedene Netzwerkverwaltungsschichten in einem einzigen Skript oder maximal zwei Skripten vermischt werden. Diese Skripte interagieren auf nicht eindeutig definierte Weise miteinander. So entstehen unvorhersehbare Probleme, undurchsichtige Einschränkungen und Konventionen und vieles mehr. Verschiedene Schichten mit speziellen Kniffen für unterschiedliche Szenarien machen die Wartungsarbeit nicht gerade leichter. Die verwendeten Adresskonfigurationsprotokolle werden über Daemons wie dhcpcd implementiert, die eher notdürftig mit der restlichen Infrastruktur zusammenarbeiten. Die Schnittstellennamen werden anhand von merkwürdigen Schemata, die eine erhebliche udev-Unterstützung erfordern, dauerhaft identifiziert.

wicked verfolgt einen anderen Ansatz, bei dem das Problem nach mehreren Gesichtspunkten zerlegt wird. Die einzelnen Verfahren dabei sind nicht völlig neuartig, doch eröffnen die Ideen und Konzepte aus anderen Projekten unterm Strich eine bessere Gesamtlösung.

Ein mögliches Verfahren ist das Client/Server-Modell. wicked ist hiermit in der Lage, standardisierte Funktionen für Bereiche wie die Adresskonfiguration zu definieren, die gut in das Framework als Ganzes eingebunden sind. Über eine bestimmte Adresskonfiguration kann der Administrator beispielsweise festlegen, dass eine Schnittstelle mit DHCP oder IPv4 zeroconf konfiguriert werden soll. In diesem Fall holt der Adresskonfigurationsdienst lediglich das Lease vom Server ein und übergibt es an den wicked-Serverprozess, mit dem die Anforderungen Adressen und Routen installiert werden.

Das zweite Verfahren zur Problemzerlegung ist die Erzwingung der Schichten. Für alle Arten von Netzwerkschnittstellen kann ein dbus-Service definiert werden, mit dem die Geräteschicht der Netzwerkschnittstelle konfiguriert wird – ein VLAN, eine Bridge, ein Bonding oder ein paravirtualisiertes Gerät. Häufig verwendete Funktionen, z. B. die Adresskonfiguration, wird über gemeinsame Services implementiert, die sich in einer Schicht oberhalb dieser gerätespezifischen Services befinden, ohne dass sie eigens implementiert werden müssen.

Im wicked-Framework werden diese beiden Aspekte durch eine Vielzahl von dbus-Services zusammengeführt, die den Netzwerkschnittstellen je nach ihrem Typ zugeordnet werden. Im Folgenden finden Sie einen kurzen Überblick über die aktuelle Objekthierarchie in wicked.

Die Netzwerkschnittstelle wird jeweils als untergeordnetes Objekt von /org/opensuse/Network/Interfaces dargestellt. Die Bezeichnung des untergeordneten Objekts ergibt sich aus dem zugehörigen Wert für ifindex. Die Loopback-Schnittstelle (in der Regel ifindex 1) ist beispielsweise /org/opensuse/Network/Interfaces/1, und die erste registrierte Ethernet-Schnittstelle ist /org/opensuse/Network/Interfaces/2.

Jede Netzwerkschnittstelle ist mit einer Klasse verknüpft, mit der die unterstützten dbus-Schnittstellen ausgewählt werden. Standardmäßig gehören alle Netzwerkschnittstellen zur Klasse netif, und wicked ordnet automatisch alle Schnittstellen zu, die mit dieser Klasse kompatibel sind. In der aktuellen Implementierung gilt dies für die folgenden Schnittstellen:

org.opensuse.Network.Interface

Allgemeine Funktionen für Netzwerkschnittstellen, z. B. Herstellen oder Beenden der Verbindung, Zuweisen einer MTU und vieles mehr.

org.opensuse.Network.Addrconf.ipv4.dhcp, org.opensuse.Network.Addrconf.ipv6.dhcp, org.opensuse.Network.Addrconf.ipv4.auto

Adresskonfigurationsservices für DHCP, IPv4 zeroconf usw.

Darüber hinaus können die Netzwerkschnittstellen bestimmte Konfigurationsmechanismen erfordern oder anbieten. Bei einem Ethernet-Gerät benötigen Sie beispielsweise Funktionen zum Steuern der Verbindungsgeschwindigkeit, zum Abgeben der Prüfsummenberechnung usw. Ethernet-Geräte gehören daher zu einer eigenen Klasse (netif-ethernet), die wiederum eine Subklasse von netif ist. Aus diesem Grund umfassen die dbus-Schnittstellen, die mit einer Ethernet-Schnittstelle verknüpft sind, alle oben aufgeführten Services und zusätzlich den Service org.opensuse.Network.Ethernet, der ausschließlich für Objekte der Klasse netif-ethernet verfügbar ist.

Ebenso bestehen Klassen für Schnittstellentypen wie Bridges, VLANs, Bonds oder InfiniBands.

Wie interagieren Sie mit einer Schnittstelle wie VLAN (die im Grunde genommen eine virtuelle Netzwerkschnittstelle über einem Ethernet-Gerät bildet), die erst noch erstellt werden muss? Hierfür werden Factory-Schnittstellen in wicked definiert, beispielsweise org.opensuse.Network.VLAN.Factory. Diese Factory-Schnittstellen bieten nur eine einzige Funktion, mit der Sie eine Schnittstelle mit dem gewünschten Typ erstellen. Die Factory-Schnittstellen sind dem Listenknoten /org/opensuse/Network/Interfaces zugeordnet.

16.5.1.1 wicked-Architektur und -Funktionen

Der wicked-Dienst umfasst mehrere Teile, wie in Abbildung 16.4, „wicked-Architektur“ dargestellt.

wicked-Architektur
Abbildung 16.4: wicked-Architektur

wicked unterstützt derzeit Folgendes:

  • Konfigurationsdatei-Back-Ends zum Analysieren von /etc/sysconfig/network-Dateien im SUSE-Format.

  • Internes Konfigurationsdatei-Back-End zur Darstellung der Netzwerkschnittstellenkonfiguration in XML.

  • Hoch- und Herunterfahren für normale Netzwerkschnittstellen wie Ethernet oder InfiniBand, außerdem für VLAN-, Bridge-, Bonds-, TUN-, TAP-, Dummy-, MacVLan-, MacVTap-, HSI-, QETH- und IUCV-Geräte sowie für drahtlose Geräte (derzeit auf nur ein WPA-PSK-/EAP-Netzwerk beschränkt).

  • Integrierter DHCPv4-Client und integrierter DHCPv6-Client.

  • Der nanny-Daemon (standardmäßig aktiviert) fährt konfigurierte Schnittstellen automatisch hoch, wenn das Gerät verfügbar ist (Schnittstellen-Hotplugging), und richtet die IP-Konfiguration ein, wenn eine Verbindung (Träger) erkannt wird. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 16.5.1.3, „Nanny“.

  • wicked wurde als eine Gruppe von DBus-Diensten implementiert, die mit systemd integriert sind. Daher sind die üblichen systemctl-Kommandos auch für wicked gültig.

16.5.1.2 Verwendung von wicked

Bei SUSE Linux Enterprise wird wicked standardmäßig ausgeführt. Mit dem folgenden Befehl stellen Sie fest, welche Elemente derzeit aktiviert sind und ob sie ausgeführt werden:

systemctl status network

Wenn wicked aktiviert ist, erhalten Sie die folgende Ausgabe (Beispiel):

wicked.service - wicked managed network interfaces
    Loaded: loaded (/usr/lib/systemd/system/wicked.service; enabled)
    ...

Falls andere Elemente ausgeführt werden (z. B. NetworkManager) und Sie zu wicked wechseln möchten, halten Sie zunächst die ausgeführten Elemente an und aktivieren Sie dann wicked:

systemctl is-active network && \
systemctl stop      network
systemctl enable --force wicked

Beim nächsten Booten werden damit die wicked-Services aktiviert, die Alias-Verknüpfung von network.service und wicked.service wird erstellt, und das Netzwerk wird gestartet.

Starten des Serverprozesses:

systemctl start wickedd

Hiermit werden sowohl wicked (der Hauptserver) und die zugehörigen Supplicants gestartet:

/usr/lib/wicked/bin/wickedd-auto4 --systemd --foreground
/usr/lib/wicked/bin/wickedd-dhcp4 --systemd --foreground
/usr/lib/wicked/bin/wickedd-dhcp6 --systemd --foreground
/usr/sbin/wickedd --systemd --foreground
/usr/sbin/wickedd-nanny --systemd --foreground

Fahren Sie dann das Netzwerk hoch:

systemctl start wicked

Alternativ verwenden Sie das network-Alias:

systemctl start network

Bei diesen Kommandos werden die standardmäßigen oder die systemeigenen Konfigurationsquellen verwendet, die in /etc/wicked/client.xml definiert sind.

Zum Aktivieren der Fehlersuche legen Sie WICKED_DEBUG_ in /etc/sysconfig/network/config fest, beispielsweise:

WICKED_DEBUG="all"

Sollen einige Aspekte ausgelassen werden:

WICKED_DEBUG="all,-dbus,-objectmodel,-xpath,-xml"

Mit dem Clientprogramm rufen Sie die Schnittstellendaten für alle Schnittstellen bzw. für die mit IFNAME angegebenen Schnittstellen ab:

wicked show all
wicked show IFNAME

Als XML-Ausgabe:

wicked show-xml all
wicked show-xml IFNAME

Starten einer bestimmten Schnittstelle:

wicked ifup eth0
wicked ifup wlan0
...

Da keine Konfigurationsquelle angegeben ist, prüft der wicked-Client die Standard-Konfigurationsquellen, die in /etc/wicked/client.xml definiert sind:

  1. firmware: iSCSI Boot Firmware Table (iBFT)

  2. compat: ifcfg-Dateien; aus Kompatibilitätsgründen implementiert

Alle Informationen, die wicked aus diesen Quellen für eine bestimmte Schnittstelle erhält, werden übernommen und angewendet. Die geplante Reihenfolge lautet firmware, dann compat. Diese Reihenfolge wird unter Umständen demnächst geändert.

Weitere Informationen finden Sie auf der man-Seite zu wicked.

16.5.1.3 Nanny

Der ereignis- und richtliniengestützte Daemon nanny ist für asynchrone oder unverlangte Szenarien zuständig, beispielsweise für das Hotplugging von Geräten. Der nanny-Daemon hilft also dabei, verzögerte oder vorübergehend ausgefallene Dienste zu starten oder neu zu starten. Nanny überwacht Veränderungen an den Geräten und Verknüpfungen und bindet neue Geräte gemäß dem aktuellen Richtliniensatz ein. Nanny fährt aufgrund von angegebenen Einschränkungen zur Zeitüberschreitung mit dem Einrichten fort, auch wenn ifup bereits beendet ist.

Standardmäßig ist der nanny-Daemon im System aktiv. Er wird in der Konfigurationsdatei /etc/wicked/common.xml aktiviert:

<config>
  ...
  <use-nanny>true</use-nanny>
</config>

Durch diese Einstellung wenden ifup und ifreload eine Richtlinie mit der effektiven Konfiguration auf den Daemon an; anschließend führt nanny die Konfiguration von wicked aus und sorgt so für die Hotplug-Unterstützung. Der Daemon wartet im Hintergrund auf Ereignisse oder Änderungen (beispielsweise auf neue Geräte oder auf die Erkennung eines Trägers).

16.5.1.4 Starten von mehreren Schnittstellen

Bei Bonds und Bridges ist es unter Umständen sinnvoll, die gesamte Gerätetopologie in einer einzigen Datei zu definieren (ifcfg-bondX) und alle Geräte in einem Arbeitsgang hochzufahren. Mit wicked können Sie dann die Schnittstellennamen der obersten Ebene (für den Bridge oder den Bond) angeben und so die gesamte Konfiguration hochfahren:

wicked ifup br0

Dieser Befehl richtet automatisch die Bridge und ihre Abhängigkeiten in der richtigen Reihenfolge ein, ohne dass die Abhängigkeiten (Ports usw.) getrennt aufgeführt werden müssten.

So fahren Sie mehrere Schnittstellen mit einem einzigen Befehl hoch:

wicked ifup bond0 br0 br1 br2

Oder auch alle Schnittstellen:

wicked ifup all

16.5.1.5 Verwenden von Tunneln mit Wicked

Wenn Sie Tunnels mit Wicked verwenden müssen, wird TUNNEL_DEVICE hierfür verwendet. Die Option erlaubt es, einen optionalen Gerätenamen anzugeben, um den Tunnel an das Gerät zu binden. Die getunnelten Pakete werden nur über dieses Gerät geleitet.

Weitere Informationen erhalten Sie mit dem Kommando man 5 ifcfg-tunnel.

16.5.1.6 Einarbeiten von inkrementellen Änderungen

Bei wicked müssen Sie eine Schnittstelle zum Neukonfigurieren nicht vollständig herunterfahren (sofern dies nicht durch den Kernel erforderlich ist). Wenn Sie beispielsweise eine weitere IP-Adresse oder Route für eine statisch konfigurierte Netzwerkschnittstelle hinzufügen möchten, tragen Sie die IP-Adresse in die Schnittstellendefinition ein und führen Sie den ifup-Vorgang erneut aus. Der Server aktualisiert lediglich die geänderten Einstellungen. Dies gilt für Optionen auf Verbindungsebene (z. B. die MTU oder die MAC-Adresse des Geräts) sowie auf Netzwerkebene, beispielsweise die Adressen, Routen oder gar der Adresskonfigurationsmodus (z. B. bei der Umstellung einer statischen Konfiguration auf DHCP).

Bei virtuellen Schnittstellen, in denen mehrere physische Geräte miteinander verbunden werden (z. B. Bridges oder Bonds), ist die Vorgehensweise naturgemäß komplizierter. Bei Bond-Geräten können bestimmte Parameter nicht geändert werden, wenn das Gerät eingeschaltet ist. Ansonsten würde ein Fehler auftreten.

Als Alternative können Sie stattdessen untergeordnete Geräte des Bonds oder der Bridge hinzufügen oder entfernen oder auch die primäre Schnittstelle eines Bonds festlegen.

16.5.1.7 wicked-Erweiterungen: Adresskonfiguration

wicked lässt sich mithilfe von Shell-Skripten erweitern. Diese Erweiterungen können in der Datei config.xml definiert werden.

Derzeit werden mehrere Erweiterungsklassen unterstützt:

  • Verbindungskonfiguration: Skripte zum Einrichten der Verbindungsschicht eines Geräts gemäß der Konfiguration, die vom Client bereitgestellt wurde, sowie zum Entfernen dieser Schicht.

  • Adresskonfiguration: Skripte zum Verwalten der Konfiguration einer Geräteadresse. Die Adresskonfiguration und DHCP werden in der Regel von wicked selbst verwaltet, können jedoch auch in Form von Erweiterungen implementiert werden.

  • Firewall-Erweiterung: Mit diesen Skripten werden Firewall-Regeln angewendet.

Erweiterungen umfassen im Normalfall ein Start- und Stopp-Kommando, eine optionale pid-Datei sowie eine Reihe von Umgebungsvariablen, die an das Skript übergeben werden.

In etc/server.xml finden Sie ein Beispiel für eine Firewall-Erweiterung:

<dbus-service interface="org.opensuse.Network.Firewall">
 <action name="firewallUp"   command="/etc/wicked/extensions/firewall up"/>
 <action name="firewallDown" command="/etc/wicked/extensions/firewall down"/>

 <!-- default environment for all calls to this extension script -->
 <putenv name="WICKED_OBJECT_PATH" value="$object-path"/>
 <putenv name="WICKED_INTERFACE_NAME" value="$property:name"/>
 <putenv name="WICKED_INTERFACE_INDEX" value="$property:index"/>
</dbus-service>

Die Erweiterung wird an den Tag <dbus-service> angehängt und definiert auszuführende Kommandos für die Aktionen dieser Schnittstelle. In der Deklaration können außerdem Umgebungsvariablen, die an die Aktion übergeben werden sollen, definiert und initialisiert werden.

16.5.1.8 wicked-Erweiterungen: Konfigurationsdateien

Auch die Arbeit mit Konfigurationsdateien kann mithilfe von Skripten erweitert werden. DNS-Aktualisierungen über Leases werden beispielsweise letztlich von dem Skript extensions/resolver verarbeitet, dessen Verhalten in server.xml konfiguriert ist:

<system-updater name="resolver">
 <action name="backup" command="/etc/wicked/extensions/resolver backup"/>
 <action name="restore" command="/etc/wicked/extensions/resolver restore"/>
 <action name="install" command="/etc/wicked/extensions/resolver install"/>
 <action name="remove" command="/etc/wicked/extensions/resolver remove"/>
</system-updater>

Sobald eine Aktualisierung in wicked eingeht, wird das Lease durch die Systemaktualisierungsroutinen analysiert, und die entsprechenden Kommandos (backup, install usw.) im Auflöserskript werden aufgerufen. Hiermit werden wiederum die DNS-Einstellungen über /sbin/netconfig konfiguriert; als Fallback muss die Datei /etc/resolv.conf manuell geschrieben werden.

16.5.2 Konfigurationsdateien

Dieser Abschnitt bietet einen Überblick über die Netzwerkkonfigurationsdateien und erklärt ihren Zweck sowie das verwendete Format.

16.5.2.1 /etc/wicked/common.xml

Die Datei /etc/wicked/common.xml enthält allgemeine Definitionen, die von allen Anwendungen verwendet werden sollten. Sie wird von den anderen Konfigurationsdateien in diesem Verzeichnis als Quelle verwendet/eingeschlossen. Obwohl Sie diese Datei zum Aktivieren der Fehlerbehebung für alle wicked-Komponenten verwenden können, empfehlen wir, hierfür die Datei /etc/wicked/local.xml zu verwenden. Nach dem Anwenden von Wartungsaktualisierungen können Ihre Änderungen verloren gehen, da die Datei /etc/wicked/common.xml möglicherweise überschrieben wird. Die Datei /etc/wicked/common.xml enthält /etc/wicked/local.xml in der Standardinstallation, daher müssen Sie in der Regel /etc/wicked/common.xml nicht bearbeiten.

Falls Sie nanny deaktivieren möchten, indem Sie für <use-nanny> den Wert false festlegen, starten Sie den Dienst wickedd.service neu und führen Sie anschließend das folgende Kommando aus, um alle Konfigurationen und Richtlinien anzuwenden:

wicked ifup all
Anmerkung
Anmerkung: Konfigurationsdateien

Die Programme wickedd, wicked oder nanny versuchen, die Datei /etc/wicked/common.xml zu lesen, wenn sie über keine eigene Konfigurationsdatei verfügen.

16.5.2.2 /etc/wicked/server.xml

Die Datei /etc/wicked/server.xml wird vom Serverprozess wickedd beim Starten gelesen. Die Datei speichert Erweiterungen zu der Datei /etc/wicked/common.xml. Zusätzlich konfiguriert diese Datei die Handhabung von Resolvern und den Empfang von Informationen von addrconf-Supplicants, z. B. DHCP.

Es wird empfohlen, erforderliche Änderungen an dieser Datei der separaten Datei /etc/wicked/server-local.xml hinzuzufügen. Diese wird von /etc/wicked/server.xml eingeschlossen. Durch Verwenden einer separaten Datei vermeiden Sie das Überschrieben Ihrer Änderungen bei Wartungsaktualisierungen.

16.5.2.3 /etc/wicked/client.xml

Die Datei /etc/wicked/client.xml wird vom Kommando wicked verwendet. Die Datei gibt den Speicherort eines Skripts an, der beim Ermitteln von Geräten, die von ibft verwaltet werden, verwendet wird. Außerdem konfiguriert die Datei die Speicherpositionen der Konfigurationen von Netzwerkschnittstellen.

Es wird empfohlen, erforderliche Änderungen an dieser Datei in der separaten Datei /etc/wicked/client-local.xml hinzuzufügen. Diese wird von /etc/wicked/server.xml eingeschlossen. Durch Verwenden einer separaten Datei vermeiden Sie das Überschrieben Ihrer Änderungen bei Wartungsaktualisierungen.

16.5.2.4 /etc/wicked/nanny.xml

Die Datei /etc/wicked/nanny.xml konfiguriert die Typen der Verbindungsschichten. Es wird empfohlen, spezielle Konfigurationen der separaten Datei /etc/wicked/nanny-local.xml hinzuzufügen, um den Verlust der Änderungen bei Wartungsaktualisierungen zu vermeiden.

16.5.2.5 /etc/sysconfig/network/ifcfg-*

Diese Dateien enthalten die herkömmlichen Konfigurationsdaten für Netzwerkschnittstellen. In SUSE Linux Enterprise 11 war dies das einzige unterstützte Format neben der iBFT-Firmware.

Anmerkung
Anmerkung: wicked und ifcfg-*-Dateien

wicked liest diese Dateien, wenn Sie das Präfix compat: angeben. Gemäß der Standardkonfiguration von SUSE Linux Enterprise Server in /etc/wicked/client.xml berücksichtigt wicked diese Dateien noch vor den XML-Konfigurationsdateien in /etc/wicked/ifconfig.

Der Schalter --ifconfig wird überwiegend zu Testzwecken verwendet. Wenn dieser Schalter angegeben ist, werden die in /etc/wicked/ifconfig definierten standardmäßigen Konfigurationsquellen nicht angewendet.

Die ifcfg-*-Dateien enthalten Informationen wie den Startmodus und die IP-Adresse. Mögliche Parameter sind auf der man-Seite für den Befehl ifup beschrieben. Wenn eine allgemeine Einstellung nur für eine bestimmte Bedienoberfläche verwendet werden soll, können außerdem alle Variablen aus den Dateien dhcp und wireless in den ifcfg-*-Dateien verwendet werden. Jedoch sind die meisten /etc/sysconfig/network/config-Variablen global und lassen sich in ifcfg-Dateien nicht überschreiben. Beispielsweise sind die Variablen NETCONFIG_* global.

Weitere Informationen zum Konfigurieren der macvlan- und der macvtab-Schnittstelle finden Sie auf den man-Seiten zu ifcfg-macvlan und ifcfg-macvtap. Für eine macvlan-Schnittstelle benötigen Sie beispielsweise eine ifcfg-macvlan0-Datei mit den folgenden Einstellungen:

STARTMODE='auto'
MACVLAN_DEVICE='eth0'
#MACVLAN_MODE='vepa'
#LLADDR=02:03:04:05:06:aa

Informationen zu ifcfg.template finden Sie unter Abschnitt 16.5.2.6, „/etc/sysconfig/network/config, /etc/sysconfig/network/dhcp und /etc/sysconfig/network/wireless.

IBM Z IBM Z unterstützt USB nicht. Die Namen der Schnittstellendateien und Netzwerkaliasse enthalten IBM Z-spezifische Elemente wie qeth.

16.5.2.6 /etc/sysconfig/network/config, /etc/sysconfig/network/dhcp und /etc/sysconfig/network/wireless

Die Datei config enthält allgemeine Einstellungen für das Verhalten von ifup, ifdown und ifstatus. dhcp enthält DHCP-Einstellungen und wireless Einstellungen für Wireless-LAN-Karten. Die Variablen in allen drei Konfigurationsdateien sind kommentiert. Einige der Variablen von /etc/sysconfig/network/config können auch in ifcfg-*-Dateien verwendet werden, wo sie eine höhere Priorität erhalten. Die Datei /etc/sysconfig/network/ifcfg.template listet Variablen auf, die mit einer Reichweite pro Schnittstelle angegeben werden können. Jedoch sind die meisten /etc/sysconfig/network/config-Variablen global und lassen sich in ifcfg-Dateien nicht überschreiben. Beispielsweise sind die Variablen NETWORKMANAGER oder NETCONFIG_* global.

Anmerkung
Anmerkung: Verwenden von DHCPv6

In SUSE Linux Enterprise 11 konnte DHCPv6 selbst auf Netzwerken genutzt werden, deren IPv6-RAs (Router Advertisements) nicht fehlerfrei konfiguriert waren. Ab SUSE Linux Enterprise 12 verlangt DHCPv6 (richtigerweise), dass mindestens ein Router im Netzwerk RAs aussendet, aus denen hervorgeht, dass das Netzwerk über DHCPv6 verwaltet wird.

In Netzwerken, in denen der Router nicht ordnungsgemäß konfiguriert werden kann, können Sie dieses Verhalten mit einer ifcfg-Option außer Kraft setzen. Geben Sie hierzu DHCLIENT6_MODE='managed' in der ifcfg-Datei an. Alternativ wenden Sie diese Behelfslösung mit einem Bootparameter im Installationssystem an:

ifcfg=eth0=dhcp6,DHCLIENT6_MODE=managed

16.5.2.7 /etc/sysconfig/network/routes und /etc/sysconfig/network/ifroute-*

Das statische Routing von TCP/IP-Paketen wird mit den Dateien /etc/sysconfig/network/routes und /etc/sysconfig/network/ifroute-* bestimmt. Alle statischen Routen, die für verschiedene Systemaufgaben benötigt werden, können in /etc/sysconfig/network/routes angegeben werden: Routen zu einem Host, Routen zu einem Host über Gateways und Routen zu einem Netzwerk. Definieren Sie für jede Schnittstelle, die individuelles Routing benötigt, eine zusätzliche Konfigurationsdatei: /etc/sysconfig/network/ifroute-*. Ersetzen Sie das Platzhalterzeichen (*) durch den Namen der Schnittstelle. Die folgenden Einträge werden in die Routing-Konfigurationsdatei aufgenommen:

# Destination     Gateway           Netmask            Interface  Options

Das Routenziel steht in der ersten Spalte. Diese Spalte kann die IP-Adresse eines Netzwerks oder Hosts bzw. (im Fall von erreichbaren Nameservern) den voll qualifizierten Netzwerk- oder Hostnamen enthalten. Die Netzwerkadresse muss in der CIDR-Notation (Adresse mit entsprechender Routing-Präfixlänge) angegeben werden, z. B. 10.10.0.0/16 für IPv4-Routen oder fc00::/7 für IPv6-Routen. Das Schlüsselwort default gibt an, dass die Route des Standard-Gateways in derselben Adressfamilie wie der Gateway ist. Bei Geräten ohne Gateway verwenden Sie die expliziten Ziele 0.0.0.0/0 oder ::/0.

Die zweite Spalte enthält das Standard-Gateway oder ein Gateway, über das der Zugriff auf einen Host oder ein Netzwerk erfolgt.

Die dritte Spalte wird nicht mehr verwendet; hier wurde bislang die IPv4-Netzmaske des Ziels angegeben. Für IPv6-Routen, für die Standardroute oder bei Verwendung einer Präfixlänge (CIDR-Notation) in der ersten Spalte tragen Sie hier einen Strich (-) ein.

Die vierte Spalte enthält den Namen der Schnittstelle. Wenn Sie in dieser Spalte nur einen Strich (-) statt eines Namens angeben, kann dies zu unerwünschtem Verhalten in /etc/sysconfig/network/routes führen. Weitere Informationen finden Sie auf der man-Seite zu routes.

In einer (optionalen) fünften Spalte können Sie besondere Optionen angeben. Weitere Informationen finden Sie auf der man-Seite zu routes.

Beispiel 16.5: Gebräuchliche Netzwerkschnittstellen und Beispiele für statische Routen
# --- IPv4 routes in CIDR prefix notation:
# Destination     [Gateway]         -                  Interface
127.0.0.0/8       -                 -                  lo
204.127.235.0/24  -                 -                  eth0
default           204.127.235.41    -                  eth0
207.68.156.51/32  207.68.145.45     -                  eth1
192.168.0.0/16    207.68.156.51     -                  eth1

# --- IPv4 routes in deprecated netmask notation"
# Destination     [Dummy/Gateway]   Netmask            Interface
#
127.0.0.0         0.0.0.0           255.255.255.0      lo
204.127.235.0     0.0.0.0           255.255.255.0      eth0
default           204.127.235.41    0.0.0.0            eth0
207.68.156.51     207.68.145.45     255.255.255.255    eth1
192.168.0.0       207.68.156.51     255.255.0.0        eth1

# --- IPv6 routes are always using CIDR notation:
# Destination     [Gateway]                -           Interface
2001:DB8:100::/64 -                        -           eth0
2001:DB8:100::/32 fe80::216:3eff:fe6d:c042 -           eth0

16.5.2.8 /etc/resolv.conf

In /etc/resolv.conf wird die Domäne angegeben, zu der der Host gehört (Schlüsselwort search). Mit der Option search können Sie bis zu sechs Domänen mit insgesamt 256 Zeichen angeben. Bei der Auflösung eines Namens, der nicht voll qualifiziert ist, wird versucht, einen solchen zu generieren, indem die einzelnen search-Einträge angehängt werden. Mit der Option nameserver können Sie bis zu drei Nameserver angeben (jeweils in einer eigenen Zeile). Kommentare sind mit einer Raute (#) oder einem Semikolon (;) gekennzeichnet. Ein Beispiel finden Sie in Beispiel 16.6, „/etc/resolv.conf.

Jedoch darf /etc/resolv.conf nicht manuell bearbeitet werden. Stattdessen wird es vom Skript netconfig generiert. Um die statische DNS-Konfiguration ohne YaST zu definieren, bearbeiten Sie die entsprechenden Variablen in der Datei /etc/sysconfig/network/config manuell:

NETCONFIG_DNS_STATIC_SEARCHLIST

Liste der DNS-Domänennamen, die für die Suche nach Hostname verwendet wird

NETCONFIG_DNS_STATIC_SERVERS

Liste der IP-Adressen des Nameservers, die für die Suche nach Hostname verwendet wird

NETCONFIG_DNS_FORWARDER

Name des zu konfigurierenden DNS-Forwarders, beispielsweise bind oder resolver

NETCONFIG_DNS_RESOLVER_OPTIONS

Verschiedene Optionen, die in /etc/resolv.conf geschrieben werden, beispielsweise:

debug attempts:1 timeout:10

Weitere Informationen finden Sie auf der man-Seite zu resolv.conf.

NETCONFIG_DNS_RESOLVER_SORTLIST

Liste mit bis zu 10 Einträgen, beispielsweise:

130.155.160.0/255.255.240.0 130.155.0.0

Weitere Informationen finden Sie auf der man-Seite zu resolv.conf.

Zum Deaktivieren der DNS-Konfiguration mit netconfig setzen Sie NETCONFIG_DNS_POLICY=''. Weitere Informationen zu netconfig finden Sie auf der man-Seite zu netconfig(8) (man 8 netconfig).

Beispiel 16.6: /etc/resolv.conf
# Our domain
search example.com
#
# We use dns.example.com (192.168.1.116) as nameserver
nameserver 192.168.1.116

16.5.2.9 /sbin/netconfig

netconfig ist ein modulares Tool zum Verwalten zusätzlicher Netzwerkkonfigurationseinstellungen. Es führt statisch definierte Einstellungen mit Einstellungen zusammen, die von automatischen Konfigurationsmechanismen wie DHCP oder PPP gemäß einer vordefinierten Richtlinie bereitgestellt wurden. Die erforderlichen Änderungen werden dem System zugewiesen, indem die netconfig-Module aufgerufen werden, die für das Ändern einer Konfigurationsdatei und den Neustart eines Service oder eine ähnliche Aktion verantwortlich sind.

netconfig erkennt drei Hauptaktionen. Die Kommandos netconfig modify und netconfig remove werden von Daemons wie DHCP oder PPP verwendet, um Einstellungen für netconfig hinzuzufügen oder zu entfernen. Nur das Kommando netconfig update steht dem Benutzer zur Verfügung:

modify

Das Kommando netconfig modify ändert die aktuelle Schnittstellen- und Service-spezifischen dynamischen Einstellungen und aktualisiert die Netzwerkkonfiguration. Netconfig liest Einstellungen aus der Standardeingabe oder einer Datei, die mit der Option --lease-file DATEINAME angegeben wurde, und speichert sie intern bis zu einem System-Reboot oder der nächsten Änderungs- oder Löschaktion). Bereits vorhandene Einstellungen für dieselbe Schnittstellen- und Service-Kombination werden überschrieben. Die Schnittstelle wird durch den Parameter -i SCHNITTSTELLENNAME angegeben. Der Service wird durch den Parameter -s SERVICENAME angegeben.

Entfernen

Das Kommando netconfig remove entfernt die dynamischen Einstellungen, die von einer Änderungsaktion für die angegebene Schnittstellen- und Service-Kombination bereitgestellt wurden, und aktualisiert die Netzwerkkonfiguration. Die Schnittstelle wird durch den Parameter -i SCHNITTSTELLENNAME angegeben. Der Service wird durch den Parameter -s SERVICENAME angegeben.

Aktualisieren

Das Kommando netconfig update aktualisiert die Netzwerkkonfiguration mit den aktuellen Einstellungen. Dies ist nützlich, wenn sich die Richtlinie oder die statische Konfiguration geändert hat. Verwenden Sie den Parameter -mMODULE_TYPE, wenn nur ein angegebener Dienst aktualisiert werden soll (dns,nis oder ntp).

Die Einstellungen für die netconfig-Richtlinie und die statische Konfiguration werden entweder manuell oder mithilfe von YaST in der Datei /etc/sysconfig/network/config definiert. Die dynamischen Konfigurationseinstellungen von Tools zur automatischen Konfiguration wie DHCP oder PPP werden von diesen Tools mit den Aktionen netconfig modify und netconfig remove direkt bereitgestellt. Wenn NetworkManager aktiviert ist, verwendet netconfig (im Richtlinienmodus auto) nur NetworkManager-Einstellungen und ignoriert Einstellungen von allen anderen Schnittstellen, die mit der traditionellen ifup-Methode konfiguriert wurden. Wenn NetworkManager keine Einstellung liefert, werden als Fallback statische Einstellungen verwendet. Eine gemischte Verwendung von NetworkManager und der wicked-Methode wird nicht unterstützt.

Weitere Informationen über netconfig finden Sie auf man 8 netconfig.

16.5.2.10 /etc/hosts

In dieser Datei werden, wie in Beispiel 16.7, „/etc/hosts gezeigt, IP-Adressen zu Hostnamen zugewiesen. Wenn kein Namenserver implementiert ist, müssen alle Hosts, für die IP-Verbindungen eingerichtet werden sollen, hier aufgeführt sein. Geben Sie für jeden Host in die Datei eine Zeile ein, die aus der IP-Adresse, dem voll qualifizierten Hostnamen und dem Hostnamen besteht. Die IP-Adresse muss am Anfang der Zeile stehen und die Einträge müssen durch Leerzeichen und Tabulatoren getrennt werden. Kommentaren wird immer das #-Zeichen vorangestellt.

Beispiel 16.7: /etc/hosts
127.0.0.1 localhost
192.168.2.100 jupiter.example.com jupiter
192.168.2.101 venus.example.com venus

16.5.2.11 /etc/networks

Hier werden Netzwerknamen in Netzwerkadressen umgesetzt. Das Format ähnelt dem der hosts-Datei, jedoch stehen hier die Netzwerknamen vor den Adressen. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Beispiel 16.8, „/etc/networks.

Beispiel 16.8: /etc/networks
loopback     127.0.0.0
localnet     192.168.0.0

16.5.2.12 /etc/host.conf

Das Auflösen von Namen, d. h. das Übersetzen von Host- bzw. Netzwerknamen über die resolver-Bibliothek, wird durch diese Datei gesteuert. Diese Datei wird nur für Programme verwendet, die mit libc4 oder libc5 gelinkt sind. Weitere Informationen zu aktuellen glibc-Programmen finden Sie in den Einstellungen in /etc/nsswitch.conf. Jeder Parameter muss immer auf einer separaten Zeile eingegeben werden. Kommentare werden durch ein #-Zeichen eingeleitet. Die verfügbaren Parameter sind in Tabelle 16.2, „Parameter für /etc/host.conf“ aufgeführt. Ein Beispiel für /etc/host.conf wird in Beispiel 16.9, „/etc/host.conf gezeigt.

Tabelle 16.2: Parameter für /etc/host.conf

order hosts, bind

Legt fest, in welcher Reihenfolge die Dienste zum Auflösen eines Namens angesprochen werden sollen. Mögliche Argumente (getrennt durch Leerzeichen oder Kommas):

Hosts: Sucht die /etc/hosts-Datei

bind: Greift auf einen Namenserver zu

nis: Verwendet NIS

multi on/off

Legt fest, ob ein in /etc/hosts eingegebener Host mehrere IP-Adressen haben kann.

nospoof on spoofalert on/off

Diese Parameter beeinflussen das spoofing des Namenservers, haben aber keinen Einfluss auf die Netzwerkkonfiguration.

trim Domänenname

Der angegebene Domänenname wird vor dem Auflösen des Hostnamens von diesem abgeschnitten (insofern der Hostname diesen Domänennamen enthält). Diese Option ist nur dann von Nutzen, wenn in der Datei /etc/hosts nur Namen aus der lokalen Domäne stehen, diese aber auch mit angehängtem Domänennamen erkannt werden sollen.

Beispiel 16.9: /etc/host.conf
# We have named running
order hosts bind
# Allow multiple address
multi on

16.5.2.13 /etc/nsswitch.conf

Mit der GNU C Library 2.0 wurde Name Service Switch (NSS) eingeführt. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf der man-Seite für nsswitch.conf(5) und im Dokument The GNU C Library Reference Manual.

In der Datei /etc/nsswitch.conf wird festgelegt, in welcher Reihenfolge bestimmte Informationen abgefragt werden. Ein Beispiel für nsswitch.conf ist in Beispiel 16.10, „/etc/nsswitch.conf dargestellt. Kommentaren werden #-Zeichen vorangestellt. Der Eintrag unter der hosts-Datenbank bedeutet, dass Anfragen über DNS an /etc/hosts (files) gehen (siehe Kapitel 26, Domain Name System (DNS)).

Beispiel 16.10: /etc/nsswitch.conf
passwd:     compat
group:      compat

hosts:      files dns
networks:   files dns

services:   db files
protocols:  db files
rpc:        files
ethers:     files
netmasks:   files
netgroup:   files nis
publickey:  files

bootparams: files
automount:  files nis
aliases:    files nis
shadow:     compat

Die über NSS verfügbaren Datenbanken sind in Tabelle 16.3, „Über /etc/nsswitch.conf verfügbare Datenbanken“ aufgelistet. Die Konfigurationsoptionen für NSS-Datenbanken sind in Tabelle 16.4, „Konfigurationsoptionen für NSS-Datenbanken aufgelistet.

Tabelle 16.3: Über /etc/nsswitch.conf verfügbare Datenbanken

aliases

Mail-Aliasse, die von sendmail implementiert werden. Siehe man5 aliases.

ethers

Ethernet-Adressen

Netzmasken

Liste von Netzwerken und ihrer Teilnetzmasken. Wird nur benötigt, wenn Sie Subnetting nutzen.

Gruppe

Benutzergruppen, die von getgrent verwendet werden. Weitere Informationen hierzu finden Sie auch auf der man-Seite für den Befehl group.

hosts

Hostnamen und IP-Adressen, die von gethostbyname und ähnlichen Funktionen verwendet werden.

netgroup

Im Netzwerk gültige Host- und Benutzerlisten zum Steuern von Zugriffsberechtigungen. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf der man-Seite für netgroup(5).

networks

Netzwerknamen und -adressen, die von getnetent verwendet werden.

publickey

Öffentliche und geheime Schlüssel für Secure_RPC, verwendet durch NFS and NIS+.

passwd

Benutzerpasswörter, die von getpwent verwendet werden. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf der man-Seite passwd(5).

protocols

Netzwerkprotokolle, die von getprotoent verwendet werden. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf der man-Seite für protocols(5).

rpc

Remote Procedure Call-Namen und -Adressen, die von getrpcbyname und ähnlichen Funktionen verwendet werden.

services

Netzwerkdienste, die von getservent verwendet werden.

shadow

Shadow-Passwörter der Benutzer, die von getspnam verwendet werden. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf der man-Seite für shadow(5).

Tabelle 16.4: Konfigurationsoptionen für NSS-Datenbanken

Dateien

Direkter Dateizugriff, z. B. /etc/aliases

db

Zugriff über eine Datenbank

nis, nisplus

NIS, siehe auch Book “Security and Hardening Guide”, Chapter 3 “Using NIS”

dns

Nur bei hosts und networks als Erweiterung verwendbar

compat

Nur bei passwd, shadow und group als Erweiterung verwendbar

16.5.2.14 /etc/nscd.conf

Mit dieser Datei wird nscd (Name Service Cache Daemon) konfiguriert. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf den man-Seiten nscd(8) und nscd.conf(5). Standardmäßig werden die Systemeinträge von passwd, groups und hosts von nscd gecacht. Dies ist für die Leistung von Verzeichnisdiensten wie NIS and LDAP wichtig, denn andernfalls muss für jeden Zugriff auf Namen, Gruppen oder Hosts die Netzwerkverbindung verwendet werden.

Wenn das Caching für passwd aktiviert wird, dauert es in der Regel 15 Sekunden, bis ein neu angelegter lokaler Benutzer dem System bekannt ist. Zum Verkürzen dieser Wartezeit starten Sie nscd wie folgt neu:

systemctl restart nscd

16.5.2.15 /etc/HOSTNAME

/etc/HOSTNAME enthält den vollständigen Hostnamen (FQHN). Der vollständige Hostname besteht aus dem eigentlichen Hostnamen und der Domäne. Die Datei darf nur eine einzige Zeile enthalten (in der der Hostname angegeben ist). Diese Angabe wird beim Booten des Rechners gelesen.

16.5.3 Testen der Konfiguration

Bevor Sie Ihre Konfiguration in den Konfigurationsdateien speichern, können Sie sie testen. Zum Einrichten einer Testkonfiguration verwenden Sie den Befehl ip. Zum Testen der Verbindung verwenden Sie den Befehl ping.

Das Kommando ip ändert die Netzwerkkonfiguration direkt, ohne sie in der Konfigurationsdatei zu speichern. Wenn Sie die Konfiguration nicht in die korrekten Konfigurationsdateien eingeben, geht die geänderte Netzwerkkonfiguration nach dem Neustart verloren.

Anmerkung
Anmerkung: ifconfig und route sind veraltet

Die Werkzeuge ifconfig und route sind veraltet. Verwenden Sie stattdessen ip. Bei ifconfig sind die Schnittstellennamen beispielsweise auf 9 Zeichen begrenzt.

16.5.3.1 Konfigurieren einer Netzwerkschnittstelle mit ip

ip ist ein Werkzeug zum Anzeigen und Konfigurieren von Netzwerkgeräten, Richtlinien-Routing und Tunneln.

ip ist ein sehr komplexes Werkzeug. Seine allgemeine Syntax ist ip OPTIONS OBJECT COMMAND. Sie können mit folgenden Objekten arbeiten:

Verbindung

Dieses Objekt stellt ein Netzwerkgerät dar.

Adresse

Dieses Objekt stellt die IP-Adresse des Geräts dar.

Nachbar

Dieses Objekt stellt einen ARP- oder NDISC-Cache-Eintrag dar.

route

Dieses Objekt stellt den Routing-Tabelleneintrag dar.

Regel

Dieses Objekt stellt eine Regel in der Routing-Richtlinien-Datenbank dar.

maddress

Dieses Objekt stellt eine Multicast-Adresse dar.

mroute

Dieses Objekt stellt einen Multicast-Routing-Cache-Eintrag dar.

tunnel

Dieses Objekt stellt einen Tunnel über IP dar.

Wird kein Kommando angegeben, wird das Standardkommando verwendet (normalerweise list).

Ändern Sie den Gerätestatus mit dem Befehl ip link set DEVICE_NAME  . Wenn Sie beispielsweise das Gerät eth0 deaktivieren möchten, geben Sie ip link set eth0 down ein. Um es wieder zu aktivieren, verwenden Sie ip link set eth0 up.

Nach dem Aktivieren eines Geräts können Sie es konfigurieren. Verwenden Sie zum Festlegen der IP-Adresse ip addr addIP_ADDRESS + dev DEVICE_NAME. Wenn Sie beispielsweise die Adresse der Schnittstelle eth0 mit dem standardmäßigen Broadcast (Option brd) auf 192.168.12.154/30 einstellen möchten, geben Sie ip addr add 192.168.12.154/30 brd + dev eth0 ein.

Damit die Verbindung funktioniert, müssen Sie außerdem das Standard-Gateway konfigurieren. Geben Sie ip route add gateway_ip_address ein, wenn Sie ein Gateway für Ihr System festlegen möchten. Um eine IP-Adresse in eine andere Adresse zu übersetzen, verwenden Sie nat: ip route add nat ip_address via other_ip_address.

Zum Anzeigen aller Geräte verwenden Sie ip link ls. Wenn Sie nur die aktiven Schnittstellen abrufen möchten, verwenden Sie ip link ls up. Um Schnittstellenstatistiken für ein Gerät zu drucken, geben Sie ip -s link lsdevice_name ein. Um die Adressen Ihrer Geräte anzuzeigen, geben Sie ip addr ein. In der Ausgabe von ip addr finden Sie auch Informationen zu MAC-Adressen Ihrer Geräte. Wenn Sie alle Routen anzeigen möchten, wählen Sie ip route show.

Weitere Informationen zur Verwendung von ip erhalten Sie, indem Sie iphelp eingeben oder die man-Seite ip(8) aufrufen. Die Option help ist zudem für alle ip-Unterkommandos verfügbar. Wenn Sie beispielsweise Hilfe zu ipaddr benötigen, geben Sie ipaddr help ein. Suchen Sie die ip-Manualpage in der Datei /usr/share/doc/packages/iproute2/ip-cref.pdf.

16.5.3.2 Testen einer Verbindung mit ping

Der ping-Befehl ist das Standardwerkzeug zum Testen, ob eine TCP/IP-Verbindung funktioniert. Er verwendet das ICMP-Protokoll, um ein kleines Datenpaket, das ECHO_REQUEST-Datagram, an den Ziel-Host zu senden. Dabei wird eine sofortige Antwort angefordert. Wenn dies funktioniert, zeigt ping eine entsprechende Meldung an. Dies weist darauf hin, dass die Netzwerkverbindung ordnungsgemäß arbeitet.

ping testet nicht nur die Funktion der Verbindung zwischen zwei Computern, es bietet darüber hinaus grundlegende Informationen zur Qualität der Verbindung. In Beispiel 16.11, „Ausgabe des ping-Befehls“ sehen Sie ein Beispiel der ping-Ausgabe. Die vorletzte Zeile enthält Informationen zur Anzahl der übertragenen Pakete, der verlorenen Pakete und der Gesamtlaufzeit von ping.

Als Ziel können Sie einen Hostnamen oder eine IP-Adresse verwenden, z. B. ping example.com oder ping 192.168.3.100. Das Programm sendet Pakete, bis Sie StrgC drücken.

Wenn Sie nur die Funktion der Verbindung überprüfen möchten, können Sie die Anzahl der Pakete durch die Option -c beschränken. Wenn Sie die Anzahl beispielsweise auf drei Pakete beschränken möchten, geben Sie ping -c 3 example.com ein.

Beispiel 16.11: Ausgabe des ping-Befehls
ping -c 3 example.com
PING example.com (192.168.3.100) 56(84) bytes of data.
64 bytes from example.com (192.168.3.100): icmp_seq=1 ttl=49 time=188 ms
64 bytes from example.com (192.168.3.100): icmp_seq=2 ttl=49 time=184 ms
64 bytes from example.com (192.168.3.100): icmp_seq=3 ttl=49 time=183 ms
--- example.com ping statistics ---
3 packets transmitted, 3 received, 0% packet loss, time 2007ms
rtt min/avg/max/mdev = 183.417/185.447/188.259/2.052 ms

Das Standardintervall zwischen zwei Paketen beträgt eine Sekunde. Zum Ändern des Intervalls bietet das ping-Kommando die Option -i. Wenn beispielsweise das Ping-Intervall auf zehn Sekunden erhöht werden soll, geben Sie ping -i 10 example.com ein.

In einem System mit mehreren Netzwerkgeräten ist es manchmal nützlich, wenn der ping-Befehl über eine spezifische Schnittstellenadresse gesendet wird. Verwenden Sie hierfür die Option ‑I mit dem Namen des ausgewählten Geräts. Beispiel: ping -I wlan1 example.com.

Weitere Optionen und Informationen zur Verwendung von ping erhalten Sie, indem Sie ping‑h eingeben oder die man-Seite ping (8) aufrufen.

Tipp
Tipp: Ping-Ermittlung für IPv6-Adressen

Verwenden Sie für IPv6-Adressen das Kommando ping6. Hinweis: Zur Ping-Ermittlung für Link-Local-Adressen müssen Sie die Schnittstelle mit -I angeben. Das folgende Kommando funktioniert, wenn die Adresse über eth1 erreichbar ist:

ping6 -I eth1 fe80::117:21ff:feda:a425

16.5.4 Unit-Dateien und Startskripte

Neben den beschriebenen Konfigurationsdateien gibt es noch systemd-Unit-Dateien und verschiedene Skripte, die beim Booten des Computers die Netzwerkdienste laden. Diese werden gestartet, wenn das System auf das Ziel multi-user.target umgestellt wird. Eine Beschreibung für einige Unit-Dateien und Skripte finden Sie unter Einige Unit-Dateien und Startskripte für Netzwerkprogramme. Weitere Informationen zu systemd finden Sie unter Kapitel 13, Der Daemon systemd; weitere Informationen zu den systemd-Zielen finden Sie auf der man-Seite zu systemd.special (man systemd.special).

Einige Unit-Dateien und Startskripte für Netzwerkprogramme
network.target

network.target ist das systemd-Ziel für das Netzwerk, es ist jedoch abhängig von den Einstellungen, die der Systemadministrator angegeben hat.

Weitere Informationen finden Sie unter http://www.freedesktop.org/wiki/Software/systemd/NetworkTarget/.

multi-user.target

multi-user.target ist das systemd-Ziel für ein Mehrbenutzersystem mit allen erforderlichen Netzwerkdiensten.

xinetd

Startet xinetd. Mit xinetd können Sie Serverdienste auf dem System verfügbar machen. Beispielsweise kann er vsftpd starten, sobald eine FTP-Verbindung initiiert wird.

rpcbind

Startet das rpcbind-Dienstprogramm, das RPC-Programmnummern in universelle Adressen konvertiert. Es ist für RPC-Dienste wie NFS-Server erforderlich.

ypserv

Startet den NIS-Server.

ypbind

Startet den NIS-Client.

/etc/init.d/nfsserver

Startet den NFS-Server.

/etc/init.d/postfix

Steuert den postfix-Prozess.

16.6 Grundlegende Routereinrichtung

Ein Router ist ein Netzwerkgerät, das Daten hin und zurück an mehr als ein Netzwerk zustellt und von diesen empfängt (Netzwerkpakete). Ein Router wird häufig zum Verbinden Ihres lokalen Netzwerks mit dem Remote-Netzwerk (Internet) oder zum Verbinden lokaler Netzwerksegmente verwendet. Mit SUSE Linux Enterprise Server können Sie einen Router mit Funktionen wie Network Address Translation (NAT) oder erweiterten Firewalls erstellen.

Im Folgenden sind grundlegende Schritte beschrieben, mit denen Sie SUSE Linux Enterprise Server in einen Router umfunktionieren können.

  1. Aktivieren Sie die Weiterleitung, beispielsweise in der Datei /etc/sysctl.d/50-router.conf aktivieren

    net.ipv4.conf.all.forwarding = 1
    net.ipv6.conf.all.forwarding = 1

    Stellen Sie dann ein statisches IPv4- und IPv6-IP-Setup für die Schnittstellen bereit. Durch das Aktivieren der Weiterleitung werden mehrere Mechanismen deaktiviert. Beispielsweise akzeptiert IPv6 keine IPv6-RAs (Router Advertisements) mehr, wodurch ebenfalls die Erstellung einer Standardroute vermieden wird.

  2. In vielen Situationen, beispielsweise wenn Sie über mehr als eine Schnittstelle auf das gleiche Netzwerk zugreifen können oder wenn in der Regel VPN verwendet wird (und sich bereits auf normalen Multihome-Hosts befindet), müssen Sie den Reverse-Path-Filter für IPv4 deaktivieren (diese Funktion ist derzeit für IPv6 nicht vorhanden):

    net.ipv4.conf.all.rp_filter = 0

    Stattdessen ist auch das Filtern mit Firewall-Einstellungen möglich.

  3. Um ein IPv6-RA zu akzeptieren (vom Router auf eine externe, Uplink- oder ISP-Schnittstelle) und wieder eine IPv6-Standardroute (oder auch eine speziellere Route) zu erstellen, legen Sie Folgendes fest:

    net.ipv6.conf.${ifname}.accept_ra = 2
    net.ipv6.conf.${ifname}.autoconf = 0

    (Hinweis: eth0.42 muss in einem durch Punkte getrennten sysfs-Pfad als eth0/42 angegeben werden.)

Weitere Beschreibungen zum Routerverhalten und zu Weiterleitungsabhängigkeiten sind unter https://www.kernel.org/doc/Documentation/networking/ip-sysctl.txt zu finden.

Um IPv6 auf Ihren internen (DMZ-)Schnittstellen bereitzustellen und den eigenen Router als IPv6-Router bekanntzugeben sowie autoconf der Netzwerke für die Clients auszuführen, installieren und konfigurieren Sie radvd in der Datei /etc/radvd.conf. Beispiel:

interface eth0
{
    IgnoreIfMissing on;         # do not fail if interface missed

    AdvSendAdvert on;           # enable sending RAs
    AdvManagedFlag on;          # IPv6 addresses managed via DHCPv6
    AdvOtherConfigFlag on;      # DNS, NTP... only via DHCPv6

    AdvDefaultLifetime 3600;    # client default route lifetime of 1 hour

    prefix 2001:db8:0:1::/64    # (/64 is default and required for autoconf)
    {
        AdvAutonomous off;         # Disable address autoconf (DHCPv6 only)

        AdvValidLifetime 3600;     # prefix (autoconf addr) is valid 1 h
        AdvPreferredLifetime 1800; # prefix (autoconf addr) is prefered 1/2 h
    }
}

Konfigurieren Sie zuletzt die Firewall. In SuSEfirewall2 müssen Sie FW_ROUTE="yes" festlegen (sonst wird auch das Weiterleiten von sysctl wieder zurück gesetzt) und nach Bedarf die Schnittstellen in den Zonenvariablen FW_DEV_INT, FW_DEV_EXT (und FW_DEV_DMZ), vielleicht auch FW_MASQUERADE="yes" und FW_MASQ_DEV angeben.

16.7 Einrichten von Bonding-Geräten

Für bestimmte Systeme sind Netzwerkverbindungen erforderlich, die die normalen Anforderungen an die Datensicherheit oder Verfügbarkeit von typischen Ethernet-Geräten übertreffen. In diesen Fällen lassen sich mehrere Ethernet-Geräte zu einem einzigen Bonding-Gerät zusammenschließen.

Die Konfiguration des Bonding-Geräts erfolgt dabei über die Bonding-Moduloptionen. Das Verhalten ergibt sich im wesentlichen aus dem Modus des Bonding-Geräts. Standardmäßig gilt active-backup; wenn das aktive Slave-Gerät ausfällt, wird also ein anderes Slave-Gerät aktiviert. Die folgenden Bonding-Modi sind verfügbar:

0 (balance-rr)

Die Pakete werden per Round-Robin von der ersten bis zur letzten verfügbaren Schnittstelle übertragen. Bietet Fehlertoleranz und Lastausgleich.

1 (active-backup)

Nur eine Netzwerkschnittstelle ist aktiv. Wenn diese Schnittstelle ausfällt, wird eine andere Schnittstelle aktiv. Dies ist die Standardeinstellung für SUSE Linux Enterprise Server. Bietet Fehlertoleranz.

2 (balance-xor)

Der Datenverkehr wird gemäß der folgenden Richtlinie auf alle verfügbaren Schnittstellen aufgeteilt: [(Quell-MAC-Adresse mit XOR mit Ziel-MAC-Adresse XOR Pakettyp-ID) Modulo-Slave-Anzahl] Erfordert Unterstützung durch den Switch. Bietet Fehlertoleranz und Lastausgleich.

3 (broadcast)

Der gesamte Datenverkehr wird per Broadcast an alle Schnittstellen übertragen. Erfordert Unterstützung durch den Switch. Bietet Fehlertoleranz.

4 (802.3ad)

Aggregiert mehrere Schnittstellen zu einer Gruppe, in der dieselben Geschwindigkeits- und Duplexeinstellungen gelten. Erfordert ethtool-Unterstützung durch die Schnittstellentreiber sowie einen Switch, der die dynamische Link-Aggregation nach IEEE 802.3ad unterstützt und entsprechend konfiguriert ist. Bietet Fehlertoleranz und Lastausgleich.

5 (balance-tlb)

Adaptiver Übertragungslastausgleich. Erfordert ethtool-Unterstützung durch die Schnittstellentreiber, jedoch keine Unterstützung durch den Switch. Bietet Fehlertoleranz und Lastausgleich.

6 (balance-alb)

Adaptiver Lastausgleich. Erfordert ethtool-Unterstützung durch die Schnittstellentreiber, jedoch keine Unterstützung durch den Switch. Bietet Fehlertoleranz und Lastausgleich.

Eine ausführlichere Beschreibung der Modi finden Sie unter https://www.kernel.org/doc/Documentation/networking/bonding.txt.

Tipp
Tipp: Bonding und Xen

Der Einsatz von Bonding-Geräten empfiehlt sich nur für Computer, in denen mehrere physische Netzwerkkarten eingebaut sind. Bei den meisten Konstellationen sollten Sie die Bonding-Konfiguration daher lediglich in Dom0 verwenden. Die Bond-Einrichtung in einem VM-Gast-System ist dabei nur dann sinnvoll, wenn dem VM-Gast mehrere Netzwerkkarten zugewiesen sind.

Anmerkung
Anmerkung: IBM POWER: Bonding-Modi 5 und 6 (balance-tlb / balance-alb) werden von ibmveth nicht mehr unterstützt

Es besteht ein Konflikt zwischen der tlb/alb-Bonding-Konfiguration und der Power-Firmware. Kurz gesagt, der Bonding-Treiber im tlb/alb-Modus sendet Ethernet-Loopback-Pakete mit den Ursprungs- und Ziel-MAC-Adressen, die als virtuelle Ethernet-MAC-Adressen aufgelistet sind. Diese Pakete werden von der Power-Firmware nicht unterstützt. Daher werden die Bonding-Modi 5 und 6 von ibmveth nicht mehr unterstützt.

Zum Konfigurieren eines Bonding-Geräts gehen Sie wie folgt vor:

  1. Führen Sie YaST › System › Netzwerkeinstellungen aus.

  2. Wählen Sie Hinzufügen und ändern Sie die Einstellung unter Gerätetyp in Bond. Fahren Sie mit Weiter fort.

    Image
  3. Geben Sie an, wie dem Bonding-Gerät eine IP-Adresse zugewiesen werden soll. Hierfür stehen drei Methoden zur Auswahl:

    • No IP Address (Keine IP-Adresse)

    • Dynamic Address (with DHCP or Zeroconf) (Dynamische Adresse (mit DHCP oder Zeroconf))

    • Statisch zugewiesene IP-Adresse

    Wählen Sie die passende Methode für Ihre Umgebung aus.

  4. Wählen Sie auf dem Karteireiter Bond-Slaves die Ethernet-Geräte aus, die in den Bond aufgenommen werden sollen. Aktivieren Sie hierzu die entsprechenden Kontrollkästchen.

  5. Bearbeiten Sie die Bond-Treiberoptionen und wählen Sie einen Bonding-Modus aus.

  6. Der Parameter miimon=100 muss unter Bond-Treiberoptionen angegeben werden. Ohne diesen Parameter wird die Datenintegrität nicht regelmäßig überprüft.

  7. Klicken Sie auf Weiter, und beenden Sie YaST mit OK. Das Gerät wird erstellt.

16.7.1 Hot-Plugging von Bonding-Slaves

In bestimmten Netzwerkumgebungen (z. B. High Availability) muss eine Bonding-Slave-Schnittstelle durch eine andere Schnittstelle ersetzt werden. Dieser Fall tritt beispielsweise ein, wenn ein Netzwerkgerät wiederholt ausfällt. Die Lösung ist hier das Hot-Plugging der Bonding-Slaves.

Der Bond wird wie gewohnt konfiguriert (gemäß man 5 ifcfg-bonding), beispielsweise:

ifcfg-bond0
          STARTMODE='auto' # or 'onboot'
          BOOTPROTO='static'
          IPADDR='192.168.0.1/24'
          BONDING_MASTER='yes'
          BONDING_SLAVE_0='eth0'
          BONDING_SLAVE_1='eth1'
          BONDING_MODULE_OPTS='mode=active-backup miimon=100'

Die Slaves werden mit STARTMODE=hotplug und BOOTPROTO=none angegeben:

ifcfg-eth0
          STARTMODE='hotplug'
          BOOTPROTO='none'

ifcfg-eth1
          STARTMODE='hotplug'
          BOOTPROTO='none'

Bei BOOTPROTO=none werden die ethtool-Optionen herangezogen (sofern bereitgestellt), es wird jedoch kein Link zu ifup eth0 eingerichtet. Dies ist darin begründet, dass die Slave-Schnittstelle durch den Bond-Master gesteuert wird.

Bei STARTMODE=hotplug wird die Slave-Schnittstelle dem Bond automatisch zugefügt, wenn diese verfügbar ist.

Die udev-Regeln in /etc/udev/rules.d/70-persistent-net.rules müssen so angepasst werden, dass der Abgleich mit dem Gerät über die Bus-ID (das udev-Schlüsselwort KERNELS entspricht „SysFS BusID“, wie in hwinfo --netcard dargestellt) statt über die MAC-Adresse erfolgt. So ist es möglich, defekte Hardware auszutauschen (eine Netzwerkkarte in demselben Steckplatz, jedoch mit einer anderen MAC), und es treten keine Verwechselungen auf, wenn der Bond die MAC-Adresse aller Slaves ändert.

Beispiel:

SUBSYSTEM=="net", ACTION=="add", DRIVERS=="?*",
KERNELS=="0000:00:19.0", ATTR{dev_id}=="0x0", ATTR{type}=="1",
KERNEL=="eth*", NAME="eth0"

Beim Booten wartet der systemd-Service network.service nicht darauf, dass die Hot-Plug-Slaves einsatzbereit sind, sondern es wird die Bereitschaft des gesamten Bonds abgewartet, wofür mindestens ein verfügbarer Slave erforderlich ist. Wenn eine Slave-Schnittstelle aus dem System entfernt wird (durch Aufheben der Bindung an den NIC-Treiber, durch rmmod des NIC-Treibers oder durch normales PCI-Hot-Plug-Entfernen), so entfernt der Kernel die betreffende Schnittstelle automatisch aus dem Bond. Wird eine neue Karte in das System eingebaut (Austausch der Hardware im Steckplatz), benennt udev diese Karte anhand der Regel für busgestützte permanente Namen in den Namen des Slaves um und ruft ifup für die Karte auf. Mit dem ifup-Aufruf tritt die Karte automatisch in den Bond ein.

16.8 Einrichten von Team-Geräten für Netzwerk-Teaming

Der Begriff Link-Aggregation ist der allgemeine Begriff zum Beschreiben der Kombination (oder Aggregation) einer Netzwerkverbindung zum Bereitstellen einer logischen Ebene. Manchmal stoßen Sie auf Begriffe wie Channel-Teaming, Ethernet-Bonding, Port Truncating usw. Dies sind Synonyme des Begriffs und bezeichnen dasselbe Konzept.

Dieses Konzept ist allgemein bekannt als Bonding und wurde ursprünglich in den Linux-Kernel integriert (Informationen zur ursprünglichen Implementierung finden Sie in Abschnitt 16.7, „Einrichten von Bonding-Geräten“). Der Begriff Netzwerk-Teaming wird zum Bezeichnen der neuen Implementierung dieses Konzepts verwendet.

Der Hauptunterschied zwischen Bonding und Netzwerk-Teaming ist der, dass das Teaming eine Reihe an kleinen Kernel-Modulen bereitstellt, die für die Bereitstellung einer Schnittstelle für die teamd-Instanzen verantwortlich sind. Alles andere wird im Userspace verarbeitet. Dies unterscheidet sich von der ursprünglichen Bondings-Implementierung, die alle ihre Funktionen ausschließlich im Kernel enthält. Einen Vergleich finden Sie unter Tabelle 16.5, „Funktionsvergleich zwischen Bonding und Team“.

Tabelle 16.5: Funktionsvergleich zwischen Bonding und Team
FunktionBondingTeam
Broadcast, Round-Robin-TX-RichtlinieJaJa
Active-Backup-TX-RichtlinieJaJa
LACP-Unterstützung (802.3ad)JaJa
Hashbasierte TX-RichtlinieJaJa
Benutzer kann Hashfunktion festlegenNeinJa
TX-LastenausgleichsunterstützungJaJa
TX-Lastenausgleichsunterstützung für LACPNeinJa
Ethtool-Link-ÜberwachungJaJa
ARP-Link-ÜberwachungJaJa
NS/NA-Link-Überwachung (IPv6)NeinJa
RCU-Sperre in TX-/RX-PfadenNeinJa
Portpriorität und StickinessNeinJa
Separate Einrichtung der Link-Überwachung nach PortNeinJa
Einrichtung der Link-Überwachung für mehrere PortsbegrenztJa
VLAN-UnterstützungJaJa
Stapeln mehrerer GeräteJaJa

Quelle: http://libteam.org/files/teamdev.pp.pdf

Beide Implementierungen, Bonding und Netzwerk-Teaming, können parallel verwendet werden. Netzwerk-Teaming ist eine Alternative zur bestehenden Bondings-Implementierung. Es ersetzt das Bonding nicht.

Netzwerk-Teaming kann für verschiedene Anwendungsfälle verwendet werden. Die beiden wichtigsten Anwendungsfälle werden später erläutert und umfassen:

  • Lastausgleich zwischen Netzwerkgeräten.

  • Failover von einem Netzwerkgerät zu einem anderen, falls eines der Geräte einen Fehler aufweist.

Zurzeit ist kein YaST-Modul vorhanden, dass das Erstellen eines Teaming-Geräts unterstützt. Sie müssen Netzwerk-Teaming manuell konfigurieren. Das allgemeine Verfahren ist unten dargestellt und kann auf alle Netzwerk-Teaming-Konfigurationen angewendet werden:

Vorgehen 16.1: Allgemeines Verfahren
  1. Stellen Sie sicher, dass alle erforderlichen Pakete installiert sind. Installieren Sie die Pakete libteam-tools, libteamdctl0 und python-libteambereitgestellt.

  2. Erstellen Sie eine Konfigurationsdatei unter /etc/sysconfig/network/. In der Regel ist dies ifcfg-team0. Benötigen Sie mehr als ein Netzwerk-Teaming-Gerät, teilen Sie ihnen aufsteigende Nummern zu.

    Diese Konfigurationsdatei enthält mehrere Variablen, die auf den man-Seiten erläutert werden (siehe man ifcfg und man ifcfg-team). Eine Beispielkonfiguration finden Sie im System in der Datei /etc/sysconfig/network/ifcfg.template.

  3. Entfernen Sie die Konfigurationsdatei der Schnittstellen, die für das Teaming-Gerät verwendet werden (in der Regel ifcfg-eth0 und ifcfg-eth1).

    Es wird empfohlen, eine Sicherung zu erstellen und beide Dateien zu löschen. Wicked legt die Konfigurationsdateien mit den erforderlichen Parametern für Teaming neu an.

  4. Optional können Sie überprüfen, ob alle Angeben in der Konfigurationsdatei von Wicked enthalten sind:

    wicked show-config
  5. Starten Sie das Netzwerk-Teaming-Gerät team0:

    wicked ifup all team0

    Falls Sie zusätzliche Informationen zur Fehlersuche benötigen, verwenden Sie die Option --debug all nach dem Subkommando all.

  6. Überprüfen Sie den Status des Netzwerk-Teaming-Geräts. Führen Sie hierzu die folgenden Kommandos aus:

    • Status der teamd-Instanz von Wicked abrufen:

      wicked ifstatus --verbose team0
    • Status der gesamten Instanz abrufen:

      teamdctl team0 state
    • systemd-Status der teamd-Instanz abrufen:

      systemctl status teamd@team0

    Jedes Kommando zeigt eine etwas andere Ansicht abhängig von Ihren Anforderungen an.

  7. Falls Sie nachträglich Änderungen in der Datei ifcfg-team0 vornehmen müssen, laden Sie die Konfiguration der Datei mit folgendem Kommando neu:

    wicked ifreload team0

Verwenden Sie nicht systemctl zum Starten oder Stoppen des Teaming-Geräts! Verwenden Sie stattdessen das Kommando wicked, wie oben gezeigt.

So entfernen Sie das Teaming-Gerät vollständig:

Vorgehen 16.2: Entfernen eines Teamgeräts
  1. Halten Sie das Netzwerk-Teaming-Gerät team0 an:

    wicked ifdown team0
  2. Benennen Sie die Datei /etc/sysconfig/network/ifcfg-team0 in /etc/sysconfig/network/.ifcfg-team0 um. Wenn ein Punkt vor dem Dateinamen steht, ist er für Wicked unsichtbar. Falls Sie die Konfiguration tatsächlich nicht mehr benötigen, können Sie die Datei auch entfernen.

  3. Laden Sie die Konfiguration neu:

    wicked ifreload all

16.8.1 Anwendungsfall: Lastenausgleich mit Netzwerk-Teaming

Der Lastenausgleich wird zum Verbessern der Bandbreite verwendet. Verwenden Sie die folgende Konfigurationsdatei zum Erstellen eines Netzwerk-Teaming-Geräts mit Funktionen für den Lastenausgleich. Fahren Sie mit Prozedur 16.1, „Allgemeines Verfahren“ fort, um das Gerät einzurichten. Überprüfen Sie die Ausgabe mit teamdctl.

Beispiel 16.12: Konfiguration für Lastenausgleich mit Netzwerk-Teaming
STARTMODE=auto 1
BOOTPROTO=static 2
IPADDRESS="192.168.1.1/24" 2
IPADDR6="fd00:deca:fbad:50::1/64" 2

TEAM_RUNNER="loadbalance" 3
TEAM_LB_TX_HASH="ipv4,ipv6,eth,vlan"
TEAM_LB_TX_BALANCER_NAME="basic"
TEAM_LB_TX_BALANCER_INTERVAL="100"

TEAM_PORT_DEVICE_0="eth0" 4
TEAM_PORT_DEVICE_1="eth1" 4

TEAM_LW_NAME="ethtool" 5
TEAM_LW_ETHTOOL_DELAY_UP="10" 6
TEAM_LW_ETHTOOL_DELAY_DOWN="10" 6

1

Steuert das Starten des Teaming-Geräts. Der Wert auto bedeutet, dass die Schnittstelle eingerichtet wird, wenn der Netzwerkdienst verfügbar ist, und bei jedem Reboot automatisch gestartet wird.

Falls Sie das Gerät selbst steuern müssen (und das automatische Starten vermeiden möchten) legen Sie für STARTMODE den Wert manual fest.

2

Legt eine statische IP-Adresse fest (hier 192.168.1.1 für IPv4 und fd00:deca:fbad:50::1 für IPv6).

Wenn das Netzwerk-Teaming-Gerät eine dynamische IP-Adresse verwenden soll, legen Sie BOOTPROTO="dhcp" fest und entfernen (oder kommentieren) Sie die Zeile mit IPADDRESS und IPADDR6bereitgestellt.

3

Legt für TEAM_RUNNER den Wert loadbalance fest, um den Modus für den Lastenausgleich zu aktivieren.

4

Gibt ein oder mehrere Geräte an, die aggregiert werden sollen, um das Netzwerk-Teaming-Gerät zu bilden.

5

Definiert eine Verbindungsüberwachung, die den Status der untergeordneten Geräte überwacht. Mit dem Standardwert ethtool wird nur überprüft, ob das Gerät aktiv und erreichbar ist. Hierdurch erfolgt die Überprüfung recht schnell. Jedoch wird nicht überprüft, ob das Gerät wirklich Pakete senden und empfangen kann.

Wenn Sie wirklich sicher sein müssen, dass die Verbindung einwandfrei funktioniert, verwenden Sie die Option arp_ping. Damit werden Ping-Kommandos an einen beliebigen Host geschickt (dies ist in der Variable TEAM_LW_ARP_PING_TARGET_HOST konfiguriert). Nur, wenn die Antworten empfangen werden, wird das Netzwerk-Teaming-Gerät als aktiv betrachtet.

6

Definiert die Verzögerung in Millisekunden zwischen dem Verbindungsaufbau (oder -abbau) und der Benachrichtigung des Runner.

16.8.2 Anwendungsfall: Failover mit Netzwerk-Teaming

Failover wird verwendet, um eine hohe Verfügbarkeit kritischer Netzwerk-Teaming-Geräte sicherzustellen, indem ein paralleles Sicherungsnetzwerkgerät verwendet wird. Das Sicherungsnetzwerkgerät ist ständig aktiv und übernimmt die Funktionen, wenn das Hauptgerät ausfällt.

Verwenden Sie die folgende Konfigurationsdatei zum Erstellen eines Netzwerk-Teaming-Geräts mit Failover-Funktionen. Fahren Sie mit Prozedur 16.1, „Allgemeines Verfahren“ fort, um das Gerät einzurichten. Überprüfen Sie die Ausgabe mit teamdctl.

Beispiel 16.13: Konfiguration für DHCP-Netzwerk-Teaming-Gerät
STARTMODE=auto 1
BOOTPROTO=static 2
IPADDR="192.168.1.2/24" 2
IPADDR6="fd00:deca:fbad:50::2/64" 2

TEAM_RUNNER=activebackup 3
TEAM_PORT_DEVICE_0="eth0" 4
TEAM_PORT_DEVICE_1="eth1" 4

TEAM_LW_NAME=ethtool 5
TEAM_LW_ETHTOOL_DELAY_UP="10" 6
TEAM_LW_ETHTOOL_DELAY_DOWN="10" 6

1

Steuert das Starten des Teaming-Geräts. Der Wert auto bedeutet, dass die Schnittstelle eingerichtet wird, wenn der Netzwerkdienst verfügbar ist, und bei jedem Reboot automatisch gestartet wird.

Falls Sie das Gerät selbst steuern müssen (und das automatische Starten vermeiden möchten) legen Sie für STARTMODE den Wert manual fest.

2

Legt eine statische IP-Adresse fest (hier 192.168.1.2 für IPv4 und fd00:deca:fbad:50::2 für IPv6).

Wenn das Netzwerk-Teaming-Gerät eine dynamische IP-Adresse verwenden soll, legen Sie BOOTPROTO="dhcp" fest und entfernen (oder kommentieren) Sie die Zeile mit IPADDRESS und IPADDR6bereitgestellt.

3

Legt für TEAM_RUNNER den Wert activebackup fest, um den Failover-Modus zu aktivieren.

4

Gibt ein oder mehrere Geräte an, die aggregiert werden sollen, um das Netzwerk-Teaming-Gerät zu bilden.

5

Definiert eine Verbindungsüberwachung, die den Status der untergeordneten Geräte überwacht. Mit dem Standardwert ethtool wird nur überprüft, ob das Gerät aktiv und erreichbar ist. Hierdurch erfolgt die Überprüfung recht schnell. Jedoch wird nicht überprüft, ob das Gerät wirklich Pakete senden und empfangen kann.

Wenn Sie wirklich sicher sein müssen, dass die Verbindung einwandfrei funktioniert, verwenden Sie die Option arp_ping. Damit werden Ping-Kommandos an einen beliebigen Host geschickt (dies ist in der Variable TEAM_LW_ARP_PING_TARGET_HOST konfiguriert). Nur, wenn die Antworten empfangen werden, wird das Netzwerk-Teaming-Gerät als aktiv betrachtet.

6

Definiert die Verzögerung in Millisekunden zwischen dem Verbindungsaufbau (oder -abbau) und der Benachrichtigung des Runner.

16.8.3 Anwendungsfall: VLAN gegenüber Teamgerät

VLAN ist eine Abkürzung für Virtual Local Area Network (virtuelles lokales Netzwerk). Es ermöglicht die Ausführung mehrerer logischer (virtueller) Ethernets über ein einzelnes physisches Ethernet. Es teilt das Netzwerk in verschiedene Broadcast-Domänen auf, sodass Pakete nur zwischen den Ports, die für dasselbe VLAN bestimmt sind, umgeschaltet werden müssen.

Im nachfolgenden Anwendungsfall werden zwei statische VLANs oberhalb eines Teamgeräts angelegt:

  • vlan0, an die IP-Adresse 192.168.10.1 gebunden

  • vlan1, an die IP-Adresse 192.168.20.1 gebunden

Führen Sie dazu die folgenden Schritte aus:

  1. Aktivieren Sie die VLAN-Tags am Switch. Soll der Lastenausgleich für das Teamgerät erfolgen, muss der Switch das LACP (Link Aggregation Control Protocol, 802.3ad) unterstützen. Weitere Informationen finden Sie im Hardware-Handbuch.

  2. Legen Sie fest, ob ein Lastenausgleich oder ein Failover für das Teamgerät verwendet werden soll. Richten Sie das Teamgerät gemäß den Anweisungen unter Abschnitt 16.8.1, „Anwendungsfall: Lastenausgleich mit Netzwerk-Teaming“ oder Abschnitt 16.8.2, „Anwendungsfall: Failover mit Netzwerk-Teaming“ ein.

  3. Erstellen Sie unter /etc/sysconfig/network die Datei ifcfg-vlan0 mit folgendem Inhalt:

    STARTMODE="auto"
    BOOTPROTO="static" 1
    IPADDR='192.168.10.1/24' 2
    ETHERDEVICE="team0" 3
    VLAN_ID="0" 4
    VLAN='yes'

    1

    Definiert eine feste IP-Adresse, angegeben in IPADDRbereitgestellt.

    2

    Definiert die IP-Adresse, hier mit der Netzmaske.

    3

    Enthält die eigentliche Schnittstelle für die VLAN-Schnittstelle, hier das Teamgerät (team0).

    4

    Gibt eine eindeutige ID für das VLAN an. Nach Möglichkeit sollten der Dateiname und die VLAN_ID dem Namen ifcfg-vlanVLAN_ID entsprechen. In diesem Fall ist die VLAN_ID gleich 0, sodass sich der Dateiname ifcfg-vlan0 ergibt.

  4. Kopieren Sie die Datei /etc/sysconfig/network/ifcfg-vlan0 in /etc/sysconfig/network/ifcfg-vlan1 und ändern Sie die folgenden Werte:

    • IPADDR von 192.168.10.1/24 in 192.168.20.1/24.

    • VLAN_ID von 0 in 1.

  5. Starten Sie die beiden VLANs:

    root # wicked ifup vlan0 vlan1
  6. Prüfen Sie die Ausgabe von ifconfig:

    root # ifconfig -a
    [...]
    vlan0     Link encap:Ethernet  HWaddr 08:00:27:DC:43:98
              inet addr:192.168.10.1 Bcast:192.168.10.255 Mask:255.255.255.0
              inet6 addr: fe80::a00:27ff:fedc:4398/64 Scope:Link
              UP BROADCAST RUNNING MULTICAST  MTU:1500  Metric:1
              RX packets:0 errors:0 dropped:0 overruns:0 frame:0
              TX packets:12 errors:0 dropped:0 overruns:0 carrier:0
              collisions:0 txqueuelen:1000
              RX bytes:0 (0.0 b)  TX bytes:816 (816.0 b)
    
    vlan1     Link encap:Ethernet  HWaddr 08:00:27:DC:43:98
              inet addr:192.168.20.1 Bcast:192.168.20.255 Mask:255.255.255.0
              inet6 addr: fe80::a00:27ff:fedc:4398/64 Scope:Link
              UP BROADCAST RUNNING MULTICAST  MTU:1500  Metric:1
              RX packets:0 errors:0 dropped:0 overruns:0 frame:0
              TX packets:12 errors:0 dropped:0 overruns:0 carrier:0
              collisions:0 txqueuelen:1000
              RX bytes:0 (0.0 b)  TX bytes:816 (816.0 b)

16.9 Softwaredefiniertes Networking mit Open vSwitch

Softwaredefiniertes Networking (SDN) bedeutet eine Trennung des Systems, das steuert, wohin der Datenverkehrs gesendet wird (die Steuerebene), vom zugrunde liegenden System, das den Datenverkehr zum ausgewählten Ziel weiterleitet (die Datenebene, auch Weiterleitungsebene genannt). Dies bedeutet, dass die Funktionen, die zuvor von einem einzelnen, in der Regel nicht flexiblen, Switch erbracht wurden, jetzt zwischen einem Switch (Datenebene) und seinem Controller (Steuerebene) aufgeteilt werden können. In diesem Modell ist der Controller programmierbar und funktioniert sehr flexibel und passt sich schnell an sich ändernde Netzwerkbedingungen an.

Open vSwitch ist eine Software, die einen verteilten Switch mit mehreren Ebenen implementiert, der mit dem OpenFlow-Protokoll kompatibel ist. OpenFlow erlaubt es einer Controller-Anwendung, die Konfiguration eines Switch zu bearbeiten. OpenFlow baut als Ebene auf dem TCP-Protokoll auf und wird in einer Reihe von Hardware und Software implementiert. Ein einzelner Controller kann daher mehrere, sehr unterschiedliche Switches unterstützen.

16.9.1 Vorteile von Open vSwitch

Softwaredefiniertes Networking mit Open vSwitch bietet einige Vorteile, vor allem wenn es gemeinsam mit virtuellen Computern verwendet wird:

  • Networking-Zustände können einfach identifiziert werden.

  • Netzwerke und ihre Live-Zustände können von einem Host auf einen anderen übertragen werden.

  • Netzwerkdynamiken sind nachverfolgbar und externe Software kann dafür konfiguriert werden, auf diese zu antworten.

  • Sie können Tags in Netzwerkpaketen anwenden und so einstellen, dass sie identifizieren, von welchem bzw. an welchen Computer sie gesendet werden, und andere Netzwerkkontexte verwalten. Zuweisungsregeln für Tags können konfiguriert und migriert werden.

  • Open vSwitch implementiert das GRE-Protokoll (Generic Routing Encapsulation). Dies erlaubt es Ihnen beispielsweise, private Netzwerke virtueller Computer miteinander zu verbinden.

  • Open vSwitch kann eigenständig verwendet werden, ist jedoch für die Integration mit Networking-Hardware konzipiert und kann Hardware-Switches steuern.

16.9.2 Installieren von Open vSwitch

  1. Installieren Sie Open vSwitch und ergänzende Pakete:

    root # zypper install openvswitch openvswitch-switch

    Wenn Sie Open vSwitch zusammen mit dem KVM-Hypervisor verwenden möchten, installieren Sie zusätzlich tunctl bereitgestellt. Wenn Sie Open vSwitch zusammen mit dem Xen-Hypervisor verwenden möchten, installieren Sie zusätzlich openvswitch-kmp-xen bereitgestellt.

  2. Aktivieren Sie den Open vSwitch-Dienst:

    root # systemctl enable openvswitch
  3. Starten Sie entweder den Computer neu oder verwenden Sie systemctl, um den Open vSwitch-Dienst sofort zu starten:

    root # systemctl start openvswitch
  4. Um zu überprüfen, ob Open vSwitch richtig aktiviert wurde, verwenden Sie das Kommando:

    root # systemctl status openvswitch

16.9.3 Überblick über Open vSwitch-Daemons und -Dienstprogramme

Open vSwitch besteht aus mehreren Komponenten. Hierzu gehören ein Kernel-Modul und verschiedenste Userspace-Komponenten. Das Kernel-Modul wird zur Beschleunigung des Datenpfads verwendet, ist für eine Minimalinstallation von Open vSwitch jedoch nicht erforderlich.

16.9.3.1 Daemons

Die zentralen ausführbaren Dateien von Open vSwitch sind die zugehörigen zwei Daemons. Wenn Sie den openvswitch-Dienst starten, starten Sie die Daemons indirekt.

Der Haupt-Daemon (ovs-vswitchd) von Open vSwitch stellt die Implementierung eines Switch bereit. Der Datenbank-Daemon (ovsdb-server) von Open vSwitch dient der Datenbank, in der die Konfiguration und der Zustand von Open vSwitch gespeichert werden.

16.9.3.2 Dienstprogramme

Open vSwitch wird außerdem mit mehreren Dienstprogrammen bereitgestellt, die die Arbeit damit vereinfachen. Die folgende Liste ist nicht vollständig, es werden nur die wichtigsten Kommandos beschrieben.

ovsdb-tool

Open vSwitch-Datenbanken erstellen, upgraden, komprimieren und abfragen. Transaktionen auf Open vSwitch-Datenbanken durchführen.

ovs-appctl

Einen aktiven ovs-vswitchd- oder ovsdb-server-Daemon konfigurieren.

ovs-dpctl, ovs-dpctl-top

Datenpfade erstellen, bearbeiten, visualisieren und löschen. Die Verwendung dieses Werkzeugs kann zu einem Konflikt mit ovs-vswitchd führen, wenn dieser auch Datenpfade verwaltet. Daher wird es oft nur zu Diagnostikzwecken verwendet.

ovs-dpctl-top erstellt eine Visualisierung ähnlich wie top- für Datenpfade.

ovs-ofctl

Alle Switches verwalten, die dem OpenFlow-Protokoll unterliegen. ovs-ofctl ist nicht auf die Interaktion mit Open vSwitch beschränkt.

ovs-vsctl

Bietet eine Schnittstelle auf höchster Ebene für die Konfigurationsdatenbank. Sie kann zum Abfragen und Bearbeiten der Datenbank verwendet werden. Konkret zeigt sie den Zustand von ovs-vswitchd und kann zur Konfiguration verwendet werden.

16.9.4 Erstellen einer Bridge mit Open vSwitch

In der folgenden Beispielkonfiguration wird der Wicked-Netzwerkdienst standardmäßig auf SUSE Linux Enterprise Server verwendet. Weitere Informationen zu Wicked finden Sie unter Abschnitt 16.5, „Manuelle Netzwerkkonfiguration“.

Wenn Sie Open vSwitch installiert und gestartet haben, gehen Sie wie folgt vor:

  1. Um eine Bridge zur Verwendung durch Ihren virtuellen Computer zu konfigurieren, erstellen Sie eine Datei mit folgendem Inhalt:

    STARTMODE='auto'1
    BOOTPROTO='dhcp'2
    OVS_BRIDGE='yes'3
    OVS_BRIDGE_PORT_DEVICE_1='eth0'4

    1

    Richten Sie die Bridge automatisch ein, wenn der Netzwerkdienst gestartet wird.

    2

    Das zu verwendende Protokoll für die Konfiguration der IP-Adresse.

    3

    Kennzeichnen Sie die Konfiguration als Open vSwitch-Bridge.

    4

    Wählen Sie aus, welche(s) Gerät(e) zur Bridge hinzugefügt werden soll(en). Um mehr Geräte hinzuzufügen, fügen Sie zusätzliche Zeilen für jedes der Geräte in der Datei hinzu:

    OVS_BRIDGE_PORT_DEVICE_SUFFIX='DEVICE'

    Das SUFFIX kann eine beliebige alphanummerische Zeichenfolge darstellen. Stellen Sie jedoch sicher, dass das SUFFIX für jedes Gerät eindeutig ist, um das Überschreiben einer vorherigen Definition zu vermeiden.

    Speichern Sie die Datei im Verzeichnis /etc/sysconfig/network mit dem Namen ifcfg-br0. Anstelle von br0 können Sie jeden beliebigen Namen verwenden. Jedoch muss der Dateiname mit ifcfg- beginnen.

    Informationen zu weiteren Optionen finden Sie auf den man-Seiten von ifcfg (man 5 ifcfg) und ifcfg-ovs-bridge (man 5 ifcfg-ovs-bridge).

  2. Starten Sie nun die Bridge:

    root # wicked ifup br0

    Wenn Wicked fertig ist, sollte es den Namen der Bridge und daneben den Zustand up ausgeben.

16.9.5 Verwenden von Open vSwitch direkt mit KVM

Nach dem Erstellen der Bridge (wie in Abschnitt 16.9.4, „Erstellen einer Bridge mit Open vSwitch beschrieben) können Sie Open vSwitch zum Verwalten des Netzwerkzugriffs auf virtuelle Computer verwenden, die mit KVM/QEMU erstellt wurden.

  1. Um die Möglichkeiten von Wicked am besten nutzen zu können, führen Sie weitere Änderungen an der zuvor konfigurierten Bridge durch. Öffnen Sie die zuvor erstellte Datei /etc/sysconfig/network/ifcfg-br0 und fügen Sie eine Zeile für ein weiteres Port-Gerät hinzu:

    OVS_BRIDGE_PORT_DEVICE_2='tap0'

    Legen Sie zusätzlich für BOOTPROTO den Wert none fest. Die Datei sollte nun wie folgt aussehen:

    STARTMODE='auto'
    BOOTPROTO='none'
    OVS_BRIDGE='yes'
    OVS_BRIDGE_PORT_DEVICE_1='eth0'
    OVS_BRIDGE_PORT_DEVICE_2='tap0'

    Das neue Port-Gerät tap0 wird im nächsten Schritt konfiguriert.

  2. Fügen Sie nun eine Konfigurationsdatei für das Gerät tap0 hinzu:

    STARTMODE='auto'
    BOOTPROTO='none'
    TUNNEL='tap'

    Speichern Sie die Datei im Verzeichnis /etc/sysconfig/network mit dem Namen ifcfg-tap0.

    Tipp
    Tipp: Anderen Benutzern den Zugriff auf das Tap-Gerät erlauben

    Um dieses Tap-Gerät über einen virtuellen Computer verwenden zu können, der als Benutzer ohne root-Berechtigungen gestartet wurde, fügen Sie Folgendes hinzu:

    TUNNEL_SET_OWNER=USER_NAME

    Um den Zugriff für eine ganze Gruppe zu erlauben, fügen Sie Folgendes hinzu:

    TUNNEL_SET_GROUP=GROUP_NAME
  3. Öffnen Sie schließlich die Konfiguration für das Gerät, das als das erste OVS_BRIDGE_PORT_DEVICE-Gerät definiert ist. Wenn Sie den Namen nicht geändert haben, sollte dies eth0 sein. Öffnen Sie daher /etc/sysconfig/network/ifcfg-eth0 und stellen Sie sicher, dass die folgenden Optionen festgelegt sind:

    STARTMODE='auto'
    BOOTPROTO='none'

    Wenn die Datei noch nicht vorhanden ist, erstellen Sie sie.

  4. Starten Sie die Bridge-Schnittstelle mithilfe von Wicked neu:

    root # wicked ifreload br0

    Dies löst auch das erneute Laden der neu definierten Bridge-Port-Geräte aus.

  5. Verwenden Sie zum Starten eines virtuellen Computers beispielsweise:

    root # qemu-kvm \
    -drive file=/PATH/TO/DISK-IMAGE1 \
    -m 512 -net nic,vlan=0,macaddr=00:11:22:EE:EE:EE \
    -net tap,ifname=tap0,script=no,downscript=no2

    1

    Pfad zum QEMU-Laufwerksabbild, das Sie starten möchten.

    2

    Verwenden Sie das zuvor erstellte Tap-Gerät (tap0).

    Weitere Informationen zur Verwendung von KVM/QEMU finden Sie im Book “Virtualization Guide”.

16.9.6 Verwenden von Open vSwitch mit libvirt

Nach Erstellen der Bridge, wie zuvor in Abschnitt 16.9.4, „Erstellen einer Bridge mit Open vSwitch beschrieben, können Sie die Bridge zu einem vorhandenen virtuellen Computer hinzufügen, der mit libvirt verwaltet wird. Da libvirt Open vSwitch-Bridges bereits teilweise unterstützt, können Sie die in Abschnitt 16.9.4, „Erstellen einer Bridge mit Open vSwitch erstellte Bridge ohne weitere Änderungen an der Networking-Konfiguration verwenden.

  1. Öffnen Sie die Domänen-XML-Datei für den gewünschten virtuellen Computer:

    root # virsh edit VM_NAME

    Ersetzen Sie VM-NAME durch den Namen des gewünschten virtuellen Computers. Hiermit wird Ihr Standardtexteditor geöffnet.

  2. Suchen Sie nach einem Abschnitt, der mit <interface type="..."> beginnt und mit </interface> endet, um den Networking-Abschnitt des Dokuments zu finden.

    Ersetzen Sie den vorhandenen Abschnitt durch einen Networking-Abschnitt, der etwa so aussieht:

    <interface type='bridge'>
      <source bridge='br0'/>
      <virtualport type='openvswitch'/>
    </interface>
    Wichtig
    Wichtig: Kompatibilität von virsh iface-* und Virtual Machine Manager mit Open vSwitch

    Zurzeit wird die Open vSwitch-Kompatibilität von libvirt nicht über die virsh iface-*-Werkzeuge und Virtual Machine Manager verfügbar gemacht. Wenn Sie eines dieser Werkzeuge verwenden, kann die Konfiguration beschädigt werden.

  3. Sie können die virtuellen Computer nun wie üblich starten oder neu starten.

Weitere Informationen zur Verwendung von libvirt finden Sie im Book “Virtualization Guide”.

16.9.7 Weitere Informationen

http://openvswitch.org/support/

Dokumentationsabschnitt der Open vSwitch-Projekt-Website

https://www.opennetworking.org/images/stories/downloads/sdn-resources/white-papers/wp-sdn-newnorm.pdf

Whitepaper der Open Networking Foundation zum softwaredefinierten Networking und zum OpenFlow-Protokoll

17 Druckerbetrieb

SUSE® Linux Enterprise Server unterstützt zahlreiche Druckermodelle (auch entfernte Netzwerkdrucker). Drucker können manuell oder mit YaST konfiguriert werden. Anleitungen zur Konfiguration finden Sie unter Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 11 “Einrichten von Hardware-Komponenten mit YaST”, Section 11.3 “Einrichten eines Druckers”. Grafische Dienstprogramme und Dienstprogramme an der Kommandozeile sind verfügbar, um Druckaufträge zu starten und zu verwalten. Wenn Ihr Drucker nicht wie erwartet verwendet werden kann, lesen Sie die Informationen unter Abschnitt 17.8, „Fehlersuche“.

Das Standarddrucksystem in SUSE Linux Enterprise Server ist CUPS (Common Unix Printing System).

Drucker können nach Schnittstelle, z. B. USB oder Netzwerk, und nach Druckersprache unterschieden werden. Stellen Sie beim Kauf eines Druckers sicher, dass dieser über eine von der Hardware unterstützte Schnittstelle (USB, Ethernet oder WLAN) und über eine geeignete Druckersprache verfügt. Drucker können basierend auf den folgenden drei Klassen von Druckersprachen kategorisiert werden:

PostScript-Drucker

PostScript ist die Druckersprache, in der die meisten Druckaufträge unter Linux und Unix vom internen Drucksystem generiert und verarbeitet werden. Wenn PostScript-Dokumente direkt vom Drucker verarbeitet und im Drucksystem nicht in weiteren Phasen konvertiert werden müssen, reduziert sich die Anzahl der möglichen Fehlerquellen.

Derzeit wird PostScript von PDF als Standardformat für Druckaufträge abgelöst. PostScript+PDF-Drucker, die PDF-Dateien (neben PostScript-Dateien) direkt drucken können, sind bereits am Markt erhältlich. Bei herkömmlichen PostScript-Druckern müssen PDF-Dateien während des Druck-Workflows in PostScript konvertiert werden.

Standarddrucker (Sprachen wie PCL und ESC/P)

Bei den bekannten Druckersprachen kann das Drucksystem PostScript-Druckaufträge mit Ghostscript in die entsprechende Druckersprache konvertieren. Diese Verarbeitungsphase wird als "Interpretieren" bezeichnet. Die gängigsten Sprachen sind PCL (die am häufigsten auf HP-Druckern und ihren Klonen zum Einsatz kommt) und ESC/P (die bei Epson-Druckern verwendet wird). Diese Druckersprachen werden in der Regel von Linux unterstützt und liefern ein adäquates Druckergebnis. Linux ist unter Umständen nicht in der Lage, einige spezielle Druckerfunktionen anzusprechen. Mit Ausnahme von HP und Epson gibt es derzeit keinen Druckerhersteller, der Linux-Treiber entwickeln und sie den Linux-Distributoren unter einer Open-Source-Lizenz zur Verfügung stellen würde.

Proprietäre Drucker (auch GDI-Drucker genannt)

Diese Drucker unterstützen keine der gängigen Druckersprachen. Sie verwenden eigene, undokumentierte Druckersprachen, die geändert werden können, wenn neue Versionen eines Modells auf den Markt gebracht werden. Für diese Drucker sind in der Regel nur Windows-Treiber verfügbar. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 17.8.1, „Drucker ohne Unterstützung für eine Standard-Druckersprache“.

Vor dem Kauf eines neuen Druckers sollten Sie anhand der folgenden Quellen prüfen, wie gut der Drucker, den Sie zu kaufen beabsichtigen, unterstützt wird:

http://www.linuxfoundation.org/OpenPrinting/

Die OpenPrinting-Homepage mit der Druckerdatenbank. In der Online-Datenbank wird der neueste Linux-Supportstatus angezeigt. Eine Linux-Distribution kann jedoch immer nur die zur Produktionszeit verfügbaren Treiber enthalten. Demnach ist es möglich, dass ein Drucker, der aktuell als vollständig unterstützt eingestuft wird, diesen Status bei der Veröffentlichung der neuesten SUSE Linux Enterprise Server-Version nicht aufgewiesen hat. Die Datenbank gibt daher nicht notwendigerweise den richtigen Status, sondern nur eine Annäherung an diesen an.

http://pages.cs.wisc.edu/~ghost/

Die Ghostscript-Website

/usr/share/doc/packages/ghostscript/catalog.devices

Liste inbegriffener Ghostscript-Treiber.

17.1 Der CUPS-Workflow

Der Benutzer erstellt einen Druckauftrag. Der Druckauftrag besteht aus den zu druckenden Daten plus Informationen für den Spooler. Hierzu gehören der Name des Druckers oder der Druckerwarteschlange sowie (optional) Angaben für den Filter, z. B. druckerspezifische Optionen.

Mindestens eine zugeordnete Druckerwarteschlange ist für jeden Drucker vorhanden. Der Spooler hält den Druckauftrag in der Warteschlange, bis der gewünschte Drucker bereit ist, Daten zu empfangen. Wenn der Drucker druckbereit ist, sendet der Spooler die Daten über den Filter und das Backend an den Drucker.

Der Filter konvertiert die von der druckenden Anwendung generierten Daten (in der Regel PostScript oder PDF, aber auch ASCII, JPEG usw.) in druckerspezifische Daten (PostScript, PCL, ESC/P usw.)bereitgestellt. Die Funktionen des Druckers sind in den PPD-Dateien beschrieben. Eine PPD-Datei enthält druckspezifische Optionen mit den Parametern, die erforderlich sind, um die Optionen auf dem Drucker zu aktivieren. Das Filtersystem stellt sicher, dass die vom Benutzer ausgewählten Optionen aktiviert werden.

Wenn Sie einen PostScript-Drucker verwenden, konvertiert das Filtersystem die Daten in druckerspezifische PostScript-Daten. Hierzu ist kein Druckertreiber erforderlich. Wenn Sie einen Nicht-PostScript-Drucker verwenden, konvertiert das Filtersystem die Daten in druckerspezifische Daten. Hierzu ist ein für den Drucker geeigneter Druckertreiber erforderlich. Das Back-End empfängt die druckerspezifischen Daten vom Filter und leitet sie an den Drucker weiter.

17.2 Methoden und Protokolle zum Anschließen von Druckern

Es gibt mehrere Möglichkeiten, einen Drucker an das System anzuschließen. Die Konfiguration von CUPS unterscheidet nicht zwischen einem lokalen Drucker und einem Drucker, der über das Netzwerk an das System angeschlossen ist. Weitere Informationen zum Anschließen von Druckern finden Sie im Beitrag CUPS in aller Kürze unter http://en.opensuse.org/SDB:CUPS_in_a_Nutshell.

IBM Z Von der z/VM bereitgestellte Drucker und ähnliche Geräte, die lokal an IBM Z-Mainframes angeschlossen werden, werden von CUPS nicht unterstützt. Auf diesen Plattformen ist das Drucken nur über das Netzwerk möglich. Die Kabel für Netzwerkdrucker müssen gemäß den Anleitungen des Druckerherstellers angeschlossen werden.

Warnung
Warnung: Ändern der Anschlüsse bei einem laufenden System

Vergessen Sie beim Anschließen des Druckers an den Computer nicht, dass während des Betriebs nur USB-Geräte angeschlossen werden können. Um Ihr System oder Ihren Drucker vor Schaden zu bewahren, fahren Sie das System herunter, wenn Sie Verbindungen ändern müssen, die keine USB-Verbindungen sind.

17.3 Installation der Software

PPD (PostScript Printer Description, PostScript-Druckerbeschreibung) ist die Computersprache, die die Eigenschaften, z. B. die Auflösung und Optionen wie die Verfügbarkeit einer Duplexeinheit, beschreibt. Diese Beschreibungen sind für die Verwendung der unterschiedlichen Druckeroptionen in CUPS erforderlich. Ohne eine PPD-Datei würden die Druckdaten in einem rohen Zustand an den Drucker weitergeleitet werden, was in der Regel nicht erwünscht ist.

Um einen PostScript-Drucker zu konfigurieren, sollten Sie sich zunächst eine geeignete PPD-Datei beschaffen. Die Pakete manufacturer-PPDs und OpenPrintingPPDs-postscript enthalten zahlreiche PPD-Dateien. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abschnitt 17.7.3, „PPD-Dateien in unterschiedlichen Paketen“ und Abschnitt 17.8.2, „Für einen PostScript-Drucker ist keine geeignete PPD-Datei verfügbar“.

Neue PPD-Dateien können im Verzeichnis /usr/share/cups/model/ gespeichert oder dem Drucksystem mit YaST hinzugefügt werden (siehe Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 11 “Einrichten von Hardware-Komponenten mit YaST”, Section 11.3.1.1 “Hinzufügen von Treibern mit YaST”). Die PPD-Dateien lassen sich anschließend während der Druckereinrichtung auswählen.

Seien Sie vorsichtig, wenn Sie gleich ein ganzes Software-Paket eines Druckerherstellers installieren sollen. Durch eine solche Installation entfällt die Unterstützung durch SUSE Linux Enterprise Server. Außerdem funktionieren die Druckerkommandos unter Umständen anders und das System kann möglicherweise keine Geräte anderer Hersteller mehr adressieren. Aus diesem Grund wird das Installieren von Herstellersoftware nicht empfohlen.

17.4 Netzwerkdrucker

Ein Netzwerkdrucker kann unterschiedliche Protokolle unterstützen - einige sogar gleichzeitig. Die meisten unterstützten Protokolle sind standardisiert, und doch versuchen einige Hersteller, diesen Standard abzuändern. Treiber werden meist nur für einige wenige Betriebsssysteme angeboten. Linux-Treiber werden leider nur sehr selten zur Verfügung gestellt. Gegenwärtig können Sie nicht davon ausgehen, dass alle Protokolle problemlos mit Linux funktionieren. Um dennoch eine funktionale Konfiguration zu erhalten, müssen Sie daher möglicherweise mit den verschiedenen Optionen experimentieren.

CUPS unterstützt die Protokolle socket, LPD, IPP und smb.

socket

Socket bezeichnet eine Verbindung, über die die einfachen Druckdaten direkt an einen TCP-Socket gesendet werden. Einige der am häufigsten verwendeten Socket-Ports sind 9100 oder 35. Die Syntax der Geräte-URI (Uniform Resource Identifier) lautet: socket://IP.FÜR.DEN.DRUCKER:Port, beispielsweise: socket://192.168.2.202:9100/.

LPD (Line Printer Daemon)

Das LDP-Protokoll wird in RFC 1179 beschrieben. Bei diesem Protokoll werden bestimmte auftragsspezifische Daten (z. B. die ID der Druckerwarteschlange) vor den eigentlichen Druckdaten gesendet. Beim Konfigurieren des LDP-Protokolls muss daher eine Druckerwarteschlange angegeben werden. Die Implementierungen diverser Druckerhersteller sind flexibel genug, um beliebige Namen als Druckwarteschlange zu akzeptieren. Der zu verwendende Name müsste ggf. im Druckerhandbuch angegeben sein. Es werden häufig Bezeichnungen wie LPT, LPT1, LP1 o. ä. verwendet. Die Portnummer für einen LPD-Dienst lautet 515. Ein Beispiel für einen Gerät-URI ist lpd://192.168.2.202/LPT1.

IPP (Internet Printing Protocol)

IPP ist ein relativ neues Protokoll (1999), das auf dem HTTP-Protokoll basiert. Mit IPP können mehr druckauftragsbezogene Daten übertragen werden als mit den anderen Protokollen. CUPS verwendet IPP für die interne Datenübertragung. Um IPP ordnungsgemäß konfigurieren zu können, ist der Name der Druckwarteschlange erforderlich. Die Portnummer für IPP lautet 631. Beispiele für Geräte-URIs sind ipp://192.168.2.202/ps und ipp://192.168.2.202/printers/ps.

SMB (Windows-Freigabe)

CUPS unterstützt auch das Drucken auf freigegebenen Druckern unter Windows. Das für diesen Zweck verwendete Protokoll ist SMB. SMB verwendet die Portnummern 137, 138 und 139. Beispiele für Geräte-URIs sind smb://Benutzer:Passwort@Arbeitsgruppe/smb.example.com/Drucker, smb://Benutzer:Passwort@smb.example.com/Drucker und smb://smb.example.com/Drucker.

Das vom Drucker unterstützte Protokoll muss vor der Konfiguration ermittelt werden. Wenn der Hersteller die erforderlichen Informationen nicht zur Verfügung stellt, können Sie das Protokoll mit dem Kommando nmap ermitteln, das Bestandteil des Pakets nmap ist. nmap überprüft einen Host auf offene Ports. Beispiel:

nmap -p 35,137-139,515,631,9100-10000 IP.OF.THE.PRINTER

17.5 Konfigurieren von CUPS mit Kommandozeilenwerkzeugen

CUPS kann mit Kommandozeilenwerkzeugen kofiguriert werden, beispielsweise lpinfo, lpadmin oder lpoptions. Sie benötigen einen Geräte-URI, der aus einem Back-End (z. B. USB) und Parametern besteht. Zum Bestimmen von gültigen Geräte- URIs auf Ihrem System verwenden Sie das Kommando lpinfo -v | grep „:/“:

# lpinfo -v | grep ":/"
direct usb://ACME/FunPrinter%20XL
network socket://192.168.2.253

Mit lpadmin kann der CUPS-Serveradministrator Druckerwarteschlangen hinzufügen, entfernen und verwalten. Verwenden Sie die folgende Syntax, um eine Druckwarteschlange hinzuzufügen:

lpadmin -p QUEUE -v DEVICE-URI -P PPD-FILE -E

Das Gerät (-v) ist anschließend als WARTESCHLANGE (-p) verfügbar und verwendet die angegebene PPD-Datei (-P). Das bedeutet, dass Sie die PPD-Datei und das Geräte-URI kennen müssen, wenn Sie den Drucker manuell konfigurieren möchten.

Verwenden Sie nicht -E als erste Option. Für alle CUPS-Befehle legt die Option -E als erstes Argument die Verwendung einer verschlüsselten Verbindung fest. Zur Aktivierung des Druckers muss die Option -E wie im folgenden Beispiel dargestellt verwendet werden:

lpadmin -p ps -v usb://ACME/FunPrinter%20XL -P \
/usr/share/cups/model/Postscript.ppd.gz -E

Im folgenden Beispiel wird ein Netzwerkdrucker konfiguriert:

lpadmin -p ps -v socket://192.168.2.202:9100/ -P \
/usr/share/cups/model/Postscript-level1.ppd.gz -E

Weitere Optionen von lpadmin finden Sie auf der man-Seiten von lpadmin(8).

Während der Druckerkonfiguration werden bestimmte Optionen standardmäßig gesetzt. Diese Optionen können (je nach Druckwerkzeug) für jeden Druckauftrag geändert werden. Es ist auch möglich, diese Standardoptionen mit YaST zu ändern. Legen Sie die Standardoptionen mithilfe der Kommandozeilenwerkzeuge wie folgt fest:

  1. Zeigen Sie zunächst alle Optionen an:

    lpoptions -p QUEUE -l

    Beispiel:

    Resolution/Output Resolution: 150dpi *300dpi 600dpi

    Die aktivierte Standardoption wird durch einen vorangestellten Stern (*) gekennzeichnet.

  2. Ändern Sie die Option mit lpadmin:

    lpadmin -p QUEUE -o Resolution=600dpi
  3. Prüfen Sie die neue Einstellung:

    lpoptions -p QUEUE -l
    
    Resolution/Output Resolution: 150dpi 300dpi *600dpi

Wenn ein normaler Benutzer lpoptions ausführt, werden die Einstellungen in ~/.cups/lpoptions geschrieben. Jedoch werden die root-Einstellungen in to /etc/cups/lpoptions geschrieben.

17.6 Drucken über die Kommandozeile

Um den Druckvorgang über die Kommandozeile zu starten, geben Sie lp -d NAME_DER WARTESCHLANGE DATEINAME ein und ersetzen Sie die entsprechenden Namen für NAME_DER_WARTESCHLANGE und DATEINAME.

Einige Anwendungen erfordern für den Druckvorgang den Befehl lp. Geben Sie in diesem Fall den richtigen Befehl in das Druckdialogfeld der Anwendung ohne Angabe des DATEINAMENS ein, z. B. lp -d NAME_DER_WARTESCHLANGE.

17.7 Besondere Funktionen in SUSE Linux Enterprise Server

Mehrere CUPS-Funktionen wurden für SUSE Linux Enterprise Server angepasst. Im Folgenden werden einige der wichtigsten Änderungen beschrieben.

17.7.1 CUPS und Firewall

Nach einer Standardinstallation von SUSE Linux Enterprise Server ist SuSEFirewall2 aktiv, und die externen Netzwerkschnittstellen sind in der externen Zone konfiguriert, die eingehenden Datenverkehr blockiert. Weitere Informationen zur SUSEFirewall2-Konfiguration finden Sie in Book “Security and Hardening Guide”, Chapter 16 “Masquerading and Firewalls”, Section 16.4 “SuSEfirewall2” und unter http://en.opensuse.org/SDB:CUPS_and_SANE_Firewall_settings.

17.7.1.1 CUPS-Client

Normalerweise wird der CUPS-Client auf einem normalen Arbeitsplatzrechner ausgeführt, die sich in einer verbürgten Netzwerkumgebung hinter einer Firewall befindet. In diesem Fall empfiehlt es sich, die Netzwerkschnittstelle in der internen Zone zu konfigurieren, damit der Arbeitsplatzrechner innerhalb des Netzwerks erreichbar ist.

17.7.1.2 CUPS-Server

Wenn der CUPS-Server Teil der durch eine Firewall geschützten verbürgten Netzwerkumgebung ist, sollte die Netzwerkschnittstelle in der internen Zone der Firewall konfiguriert sein. Es ist nicht empfehlenswert, einen CUPS-Server in einer nicht verbürgten Netzwerkumgebung einzurichten, es sei denn, Sie sorgen dafür, dass er durch besondere Firewall-Regeln und Sicherheitseinstellungen in der CUPS-Konfiguration geschützt wird.

17.7.2 Durchsuchen nach Netzwerkdruckern

CUPS-Server geben regelmäßig die Verfügbarkeit und die Statusinformationen von freigegebenen Druckern im Netzwerk bekannt. Die Clients können auf diese Informationen zugreifen und beispielsweise in Druckdialogfeldern eine Liste der verfügbaren Drucker anzeigen. Dies wird als Browsing (Durchsuchen) bezeichnet.

Die CUPS-Server geben ihre Druckerwarteschlangen entweder über das herkömmliche CUPS-Browsing-Protokoll oder über Bonjour/DND-SD im Netzwerk bekannt. Um Netzwerkdruckerwarteschlangen durchsuchen zu können, muss der Dienst cups-browsed auf allen Clients ausgeführt werden, die über CUPS-Server drucken. cups-browsed wird standardmäßig nicht gestartet. Zum Starten für die aktuelle Sitzung führen Sie den Befehl sudo systemctl start cups-browsed aus. Damit der Dienst nach dem Booten automatisch gestartet wird, aktivieren Sie ihn mit dem Befehl sudo systemctl enable cups-browsed auf allen Clients.

Falls das Durchsuchen nach dem Starten von cups-browsed nicht funktioniert, geben der oder die CUPS-Server die Netzwerkdruckerwarteschlangen vermutlich über Bonjour/DND-SD bekannt. In diesem Fall müssen Sie zusätzlich das Paket avahi installieren und den zugehörigen Dienst mit sudo systemctl start avahi-daemon auf allen Clients starten.

17.7.3 PPD-Dateien in unterschiedlichen Paketen

Die YaST-Druckerkonfiguration richtet die Warteschlangen für CUPS auf dem System mit den in /usr/share/cups/model/ installierten PPD-Dateien ein. Um die geeigneten PPD-Dateien für das Druckermodell zu finden, vergleicht YaST während der Hardware-Erkennung den Hersteller und das Modell mit den Herstellern und Modellen, die in den PPD-Dateien enthalten sind. Zu diesem Zweck generiert die YaST-Druckerkonfiguration eine Datenbank mit den Hersteller- und Modelldaten, die aus den PPD-Dateien extrahiert werden.

Die Konfiguration, die nur PPD-Dateien und keine weiteren Informationsquellen verwendet, hat den Vorteil, dass die PPD-Dateien in /usr/share/cups/model/ beliebig geändert werden können. Wenn Sie beispielsweise PostScript-Drucker nutzen, können die PPD-Dateien direkt in /usr/share/cups/model/ kopiert werden (wenn sie nicht bereits im Paket manufacturer-PPDs oder OpenPrintingPPDs-postscript vorhanden sind), um eine optimale Konfiguration der Drucker zu erzielen.

Weitere PPD-Dateien erhalten Sie mit den folgenden Paketen:

  • gutenprint: Gutenprint-Treiber und zugehörige PPDs

  • splix: Splix-Treiber und zugehörige PPDs

  • OpenPrintingPPDs-ghostscript: PPDs für integrierte Ghostscript-Treiber

  • OpenPrintingPPDs-hpijs: PPDs für den HPIJS-Treiber für Drucker, die nicht von HP stammen

17.8 Fehlersuche

In den folgenden Abschnitten werden einige der am häufigsten auftretenden Probleme mit der Druckerhardware und -software sowie deren Lösungen oder Umgehung beschrieben. Unter anderem werden die Themen GDI-Drucker, PPD-Dateien und Port-Konfiguration behandelt. Darüber hinaus werden gängige Probleme mit Netzwerkdruckern, fehlerhafte Ausdrucke und die Bearbeitung der Warteschlange erläutert.

17.8.1 Drucker ohne Unterstützung für eine Standard-Druckersprache

Diese Drucker unterstützen keine der geläufigen Druckersprachen und können nur mit proprietären Steuersequenzen adressiert werden. Daher funktionieren sie nur mit den Betriebssystemversionen, für die der Hersteller einen Treiber zur Verfügung stellt. GDI ist eine von Microsoft für Grafikgeräte entwickelte Programmierschnittstelle. In der Regel liefert der Hersteller nur Treiber für Windows, und da Windows-Treiber die GDI-Schnittstelle verwenden, werden diese Drucker auch GDI-Drucker genannt. Das eigentliche Problem ist nicht die Programmierschnittstelle, sondern die Tatsache, dass diese Drucker nur mit der proprietären Druckersprache des jeweiligen Druckermodells adressiert werden können.

Der Betrieb einiger GDI-Drucker kann sowohl im GDI-Modus als auch in einer der Standard-Druckersprachen ausgeführt werden. Sehen Sie im Druckerhandbuch nach, ob dies möglich ist. Einige Modelle benötigen für diese Umstellung eine spezielle Windows-Software. (Beachten Sie, dass der Windows-Druckertreiber den Drucker immer zurück in den GDI-Modus schalten kann, wenn von Windows aus gedruckt wird). Für andere GDI-Drucker sind Erweiterungsmodule für eine Standarddruckersprache erhältlich.

Einige Hersteller stellen für ihre Drucker proprietäre Treiber zur Verfügung. Der Nachteil proprietärer Druckertreiber ist, dass es keine Garantie gibt, dass diese mit dem installierten Drucksystem funktionieren oder für die unterschiedlichen Hardwareplattformen geeignet sind. Im Gegensatz dazu sind Drucker, die eine Standard-Druckersprache unterstützen, nicht abhängig von einer speziellen Drucksystemversion oder einer bestimmten Hardwareplattform.

Anstatt viel Zeit darauf aufzuwenden, einen herstellerspezifischen Linux-Treiber in Gang zu bringen, ist es unter Umständen kostengünstiger, einen Drucker zu erwerben, der eine Standarddruckersprache unterstützt (vorzugsweise PostScript). Dadurch wäre das Treiberproblem ein für alle Mal aus der Welt geschafft und es wäre nicht mehr erforderlich, spezielle Treibersoftware zu installieren und zu konfigurieren oder Treiber-Updates zu beschaffen, die aufgrund neuer Entwicklungen im Drucksystem benötigt würden.

17.8.2 Für einen PostScript-Drucker ist keine geeignete PPD-Datei verfügbar

Wenn das Paket manufacturer-PPDs oder OpenPrintingPPDs-postscript für einen PostScript-Drucker keine geeignete PPD-Datei enthält, sollte es möglich sein, die PPD-Datei von der Treiber-CD des Druckerherstellers zu verwenden oder eine geeignete PPD-Datei von der Webseite des Druckerherstellers herunterzuladen.

Wenn die PPD-Datei als Zip-Archiv (.zip) oder als selbstextrahierendes Zip-Archiv <?dbsbr?>(.exe) zur Verfügung gestellt wird, entpacken Sie sie mit unzip. Lesen Sie zunächst die Lizenzvereinbarung für die PPD-Datei. Prüfen Sie dann mit dem Dienstprogramm cupstestppd, ob die PPD-Datei den Spezifikationen Adobe PostScript Printer Description File Format Specification, Version 4.3. entspricht. Wenn das Dienstprogramm FAIL zurückgibt, sind die Fehler in den PPD-Dateien schwerwiegend und werden sehr wahrscheinlich größere Probleme verursachen. Die von cupstestppd protokollierten Problempunkte müssen behoben werden. Fordern Sie beim Druckerhersteller ggf. eine geeignete PPD-Datei an.

17.8.3 Netzwerkdrucker-Verbindungen

Netzwerkprobleme identifizieren

Schließen Sie den Drucker direkt an den Computer an. Konfigurieren Sie den Drucker zu Testzwecken als lokalen Drucker. Wenn dies funktioniert, werden die Probleme netzwerkseitig verursacht.

TCP/IP-Netzwerk prüfen

Das TCP/IP-Netzwerk und die Namensauflösung müssen funktionieren.

Entfernten lpd prüfen

Geben Sie den folgenden Befehl ein, um zu testen, ob zu lpd (Port 515) auf HOST eine TCP-Verbindung hergestellt werden kann:

netcat -z HOST 515 && echo ok || echo failed

Wenn die Verbindung zu lpd nicht hergestellt werden kann, ist lpd entweder nicht aktiv oder es liegen grundlegende Netzwerkprobleme vor.

Vorausgesetzt, dass lpd aktiv ist und der Host Abfragen akzeptiert, rufen Sie mit dem folgenden Befehl (als root) einen Statusbericht für WARTESCHLANGE auf dem Remote-HOST ab:

echo -e "\004queue" \
| netcat -w 2 -p 722 HOST 515

Wenn lpd nicht antwortet, ist er entweder nicht aktiv oder es liegen grundlegende Netzwerkprobleme vor. Wenn lpd reagiert, sollte die Antwort zeigen, warum das Drucken in der queue auf host nicht möglich ist. Wenn Sie eine Antwort erhalten wie in Beispiel 17.1, „Fehlermeldung von lpd gezeigt, wird das Problem durch den entfernten lpd verursacht.

Beispiel 17.1: Fehlermeldung von lpd
lpd: your host does not have line printer access
lpd: queue does not exist
printer: spooling disabled
printer: printing disabled
Entfernten cupsd prüfen

Ein CUPS-Netzwerkserver kann die Warteschlangen standardmäßig alle 30 Sekunden per Broadcast über den UDP-Port 631 senden. Demzufolge kann mit dem folgenden Kommando getestet werden, ob im Netzwerk ein CUPS-Netzwerkserver mit aktivem Broadcast vorhanden ist. Stoppen Sie unbedingt Ihren lokalen CUPS-Daemon, bevor Sie das Kommando ausführen.

netcat -u -l -p 631 & PID=$! ; sleep 40 ; kill $PID

Wenn ein CUPS-Netzwerkserver vorhanden ist, der Informationen über Broadcasting sendet, erscheint die Ausgabe wie in Beispiel 17.2, „Broadcast vom CUPS-Netzwerkserver“ dargestellt.

Beispiel 17.2: Broadcast vom CUPS-Netzwerkserver
ipp://192.168.2.202:631/printers/queue

IBM Z Berücksichtigen Sie, dass IBM Z-Ethernetgeräte standardmäßig keine Broadcasts empfangen.

Mit dem folgenden Befehl können Sie testen, ob mit cupsd (Port 631) auf HOST eine TCP-Verbindung hergestellt werden kann:

netcat -z HOST 631 && echo ok || echo failed

Wenn die Verbindung zu cupsd nicht hergestellt werden kann, ist cupsd entweder nicht aktiv oder es liegen grundlegende Netzwerkprobleme vor. lpstat -h HOST -l -t gibt einen (möglicherweise sehr langen) Statusbericht für alle Warteschlangen auf HOST zurück, vorausgesetzt, dass der entsprechende cupsd aktiv ist und der Host Abfragen akzeptiert.

Mit dem nächsten Befehl können Sie testen, ob die WARTESCHLANGE auf HOST einen Druckauftrag akzeptiert, der aus einem einzigen CR-Zeichen (Carriage-Return) besteht. In diesem Fall sollte nichts gedruckt werden. Möglicherweise wird eine leere Seite ausgegeben.

echo -en "\r" \
| lp -d queue -h HOST
Fehlerbehebung für einen Netzwerkdrucker oder eine Print Server Machine

Spooler, die in einer Print Server Machine ausgeführt werden, verursachen gelegentlich Probleme, wenn sie mehrere Druckaufträge bearbeiten müssen. Da dies durch den Spooler in der Print Server Machine verursacht wird, gibt es keine Möglichkeit, dieses Problem zu beheben. Sie haben jedoch die Möglichkeit, den Spooler in der Print Server Machine zu umgehen, indem Sie den an die Print Server Machine angeschlossenen Drucker über den TCP-Socket direkt kontaktieren. Siehe Abschnitt 17.4, „Netzwerkdrucker“.

Auf diese Weise wird die Print Server Machine auf einen Konvertierer zwischen den unterschiedlichen Formen der Datenübertragung (TCP/IP-Netzwerk und lokale Druckerverbindung) reduziert. Um diese Methode verwenden zu können, müssen Sie den TCP-Port der Print Server Machine kennen. Wenn der Drucker eingeschaltet und an die Print Server Machine angeschlossen ist, kann dieser TCP-Port in der Regel mit dem Dienstprogramm nmap aus dem Paket nmap ermittelt werden, wenn die Print Server Machine einige Zeit eingeschaltet ist. Beispiel: nmap IP-Adresse gibt die folgende Ausgabe für eine Print Server Machine zurück:

Port       State       Service
23/tcp     open        telnet
80/tcp     open        http
515/tcp    open        printer
631/tcp    open        cups
9100/tcp   open        jetdirect

Diese Ausgabe gibt an, dass der an die Print Server Machine angeschlossenen Drucker über TCP-Socket an Port 9100 angesprochen werden kann. nmap prüft standardmäßig nur einige allgemein bekannte Ports, die in /usr/share/nmap/nmap-services aufgeführt sind. Um alle möglichen Ports zu überprüfen, verwenden Sie den Befehl nmap -p AUSGANGS-PORT-ZIEL-PORT IP-ADRESSE. Dies kann einige Zeit dauern. Weitere Informationen finden Sie auf der man-Seite zu ypbind.

Geben Sie einen Befehl ein wie

echo -en "\rHello\r\f" | netcat -w 1 IP-address port
cat file | netcat -w 1 IP-address port

um Zeichenketten oder Dateien direkt an den entsprechenden Port zu senden, um zu testen, ob der Drucker auf diesem Port angesprochen werden kann.

17.8.4 Fehlerhafte Ausdrucke ohne Fehlermeldung

Für das Drucksystem ist der Druckauftrag abgeschlossen, wenn das CUPS-Back-End die Datenübertragung an den Empfänger (Drucker) abgeschlossen hat. Wenn die weitere Verarbeitung auf dem Empfänger nicht erfolgt (z. B. wenn der Drucker die druckerspezifischen Daten nicht drucken kann), wird dies vom Drucksystem nicht erkannt. Wenn der Drucker die druckerspezifischen Daten nicht drucken kann, wählen Sie eine PPD-Datei, die für den Drucker besser geeignet ist.

17.8.5 Deaktivierte Warteschlangen

Wenn die Datenübertragung zum Empfänger auch nach mehreren Versuchen nicht erfolgreich ist, meldet das CUPS-Back-End, z. B. USB oder socket, dem Drucksystem (an cupsd) einen Fehler. Das Backend bestimmt, wie viele erfolglose Versuche angemessen sind, bis die Datenübertragung als unmöglich gemeldet wird. Da weitere Versuche vergeblich wären, deaktiviert cupsd das Drucken für die entsprechende Warteschlange. Nachdem der Systemadministrator das Problem behoben hat, muss er das Drucken mit dem Kommando cupsenable wieder aktivieren.

17.8.6 CUPS-Browsing: Löschen von Druckaufträgen

Wenn ein CUPS-Netzwerkserver seine Warteschlangen den Client-Hosts via Browsing bekannt macht und auf den Host-Clients ein geeigneter lokaler cupsd aktiv ist, akzeptiert der Client-cupsd Druckaufträge von Anwendungen und leitet sie an den cupsd auf dem Server weiter. Wenn cupsd auf dem Server einen Druckauftrag akzeptiert, wird diesem eine neue Auftragsnummer zugewiesen. Daher unterscheidet sich die Auftragsnummer auf dem Client-Host von der auf dem Server. Da ein Druckauftrag in der Regel sofort weitergeleitet wird, kann er mit der Auftragsnummer auf dem Client-Host nicht gelöscht werden. Dies liegt daran, dass der Client-cupsd den Druckauftrag als abgeschlossen betrachtet, wenn dieser an den Server-cupsd weitergeleitet wurde.

Soll der Druckauftrag auf dem Server gelöscht werden, ermitteln Sie die Auftragsnummer auf dem Server mit einem Kommando wie lpstat -h cups.example.com -o. Hierbei wird vorausgesetzt, dass der Server den Druckauftrag noch nicht erledigt (also noch nicht vollständig an den Drucker gesendet) hat. So löschen Sie den Druckauftrag anhand der abgerufenen Auftragsnummer auf dem Server:

cancel -h cups.example.com QUEUE-JOBNUMBER

17.8.7 Fehlerhafte Druckaufträge und Fehler bei der Datenübertragung

Wenn Sie während des Druckvorgangs den Drucker oder den Computer abschalten, bleiben Druckaufträge in der Warteschlange. Der Druckvorgang wird wieder aufgenommen, sobald der Computer (bzw. der Drucker) wieder eingeschaltet wird. Fehlerhafte Druckaufträge müssen mit cancel aus der Warteschlange entfernt werden.

Wenn ein Druckauftrag beschädigt ist oder ein Fehler bei der Datenübertragung zwischen Host und Drucker auftritt, kann der Drucker die Daten nicht ordnungsgemäß verarbeiten und es werden unzählige Blätter mit unlesbaren Zeichen bedruckt. So reparieren Sie dieses Problem:

  1. Um den Druckvorgang zu beenden, entfernen Sie das Papier aus Tintenstrahldruckern oder öffnen Sie die Papierzufuhr bei Laserdruckern. Qualitativ hochwertige Drucker sind mit einer Taste zum Abbrechen des aktuellen Druckauftrags ausgestattet.

  2. Der Druckauftrag befindet sich möglicherweise noch in der Warteschlange, da die Aufträge erst dann entfernt werden, wenn sie vollständig an den Drucker übertragen wurden. Geben Sie lpstat -o oder lpstat -h cups.example.com -o ein, um zu prüfen, über welche Warteschlange aktuell gedruckt wird. Löschen Sie den Druckauftrag mit cancel WARTESCHLANGE-AUFTRAGSNUMMER oder cancel -h cups.example.com WARTESCHLANGE-AUFTRAGSNUMMER.

  3. Auch wenn der Druckauftrag aus der Warteschlange gelöscht wurde, werden einige Daten weiter an den Drucker gesendet. Prüfen Sie, ob ein CUPS-Backend-Prozess für die entsprechende Warteschlange ausgeführt wird und wenn ja, beenden Sie ihn.

  4. Setzen Sie den Drucker vollständig zurück, indem Sie ihn für einige Zeit ausschalten. Legen Sie anschließend Papier ein und schalten Sie den Drucker wieder ein.

17.8.8 Fehlersuche für CUPS

Suchen Sie Probleme in CUPS mithilfe des folgenden generischen Verfahrens:

  1. Setzen Sie LogLevel debug in /etc/cups/cupsd.conf.

  2. Stoppen Sie cupsd.

  3. Entfernen Sie /var/log/cups/error_log*, um das Durchsuchen sehr großer Protokolldateien zu vermeiden.

  4. Starten Sie cupsd.

  5. Wiederholen Sie die Aktion, die zu dem Problem geführt hat.

  6. Lesen Sie die Meldungen in /var/log/cups/error_log*, um die Ursache des Problems zu identifizieren.

17.8.9 Weiterführende Informationen

Ausführliche Informationen zum Drucken unter SUSE Linux finden Sie in der openSUSE-Supportdatenbank unter http://en.opensuse.org/Portal:Printing. Lösungen zu vielen spezifischen Problemen finden Sie in der SUSE Knowledgebase (http://www.suse.com/support/). Die relevanten Themen finden Sie am schnellsten mittels einer Textsuche nach CUPS.

18 Das X Window-System

Das X Window-System (X11) ist der Industriestandard für grafische Bedienoberflächen unter UNIX. X ist netzwerkbasiert und ermöglicht es, auf einem Host gestartete Anwendungen auf einem anderen, über eine beliebige Art von Netzwerk (LAN oder Internet) verbundenen Host anzuzeigen. In diesem Kapitel finden Sie grundlegende Informationen zur X-Konfiguration und Hintergrundinformationen zur Verwendung von Schriftarten in SUSE Linux Enterprise Server.

In der Regel muss das X Window System nicht konfiguriert werden. Die Hardware wird beim Starten von X dynamisch erkannt. Die Nutzung von xorg.conf ist daher überholt. Wenn Sie die Funktionsweise von X dennoch mit benutzerdefinierten Optionen ändern möchten, können Sie die Konfigurationsdateien unter /etc/X11/xorg.conf.d/ entsprechend bearbeiten.

Tipp
Tipp: IBM Z: Konfigurieren der grafischen Benutzeroberfläche

IBM Z verfügt nicht über Eingabe- oder Ausgabegeräte, die von X.Org unterstützt werden, daher gelten keine der in diesem Abschnitt beschriebenen Vorgehensweisen für diese Systeme. Weitere relevante Informationen für IBM Z finden Sie im Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 4 “Installation auf IBM Z”.

18.1 Installation und Konfiguration von Schriften

Schriften in Linux lassen sich in zwei Gruppen gliedern:

Outline-Schriften oder Vektorschriften

Enthält eine mathematische Beschreibung als Informationen zum Zeichnen der Form einer Glyphe. Die Glyphen können dabei auf eine beliebige Größe skaliert werden, ohne dass die Qualität darunter leidet. Bevor Sie eine solche Schrift (oder Glyphe) verwenden können, müssen die mathematischen Beschreibungen in ein Raster überführt werden. Dieser Vorgang wird als Schriftrasterung bezeichnet. Beim Schrift-Hinting (in der Schrift eingebettet) wird das Rendering-Ergebnis für eine bestimmte Größe optimiert. Die Rasterung und das Hinting erfolgen mit der FreeType-Bibliothek.

Unter Linux werden häufig die Formate PostScript Typ 1 und Typ 2, TrueType und OpenType verwendet.

Bitmap- oder Rasterschriften

Besteht aus einer Pixelmatrix, die auf eine bestimmte Schriftgröße abgestimmt ist. Bitmap-Schriften lassen sich äußerst schnell und einfach rendern. Im Gegensatz zu Vektorschriften können Bitmap-Schriften jedoch nicht ohne Qualitätseinbußen skaliert werden. Diese Schriften werden daher meist in unterschiedlichen Größen bereitgestellt. Selbst heute noch werden Bitmap-Schriften in der Linux-Konsole und teils auch auf Terminals verwendet.

Unter Linux sind das Portable Compiled Format (PCF) und das Glyph Bitmap Distribution Format (BDF) die häufigsten Formate.

Das Erscheinungsbild dieser Schriften wird durch zwei wichtige Faktoren beeinflusst:

  • Auswählen einer geeigneten Schriftfamilie

  • Rendern der Schrift mit einem Algorithmus, der optisch ansprechende Ergebnisse bewirkt.

Der letzte Punkt ist nur für Vektorschriften relevant. Die beiden obigen Punkte sind stark subjektiv; dennoch müssen einige Standardvorgaben festgelegt werden.

Linux-Schriftrenderingsysteme bestehen aus mehreren Bibliotheken mit unterschiedlichen Beziehungen. Die grundlegende Schriftrenderingbibilothek FreeType konvertiert die Schriftglyphen von unterstützten Formaten in optimierte Bitmap-Glyphen. Der Renderingvorgang wird durch einen Algorithmus und die zugehörigen Parameter gesteuert (unter Umständen patentrechtlich geschützt).

Alle Programme und Bibliotheken, die mit FreeType arbeiten, sollten auf die Fontconfig-Bibliothek zurückgreifen. In dieser Bibliothek werden die Schriftkonfigurationen von Benutzern und vom System gesammelt. Wenn ein Benutzer die Fontconfig-Einstellung ergänzt, entstehen durch diese Änderung Fontconfig-fähige Anwendungen.

Ein eingehenderes OpenType-Shaping für Skripte wie Arabic, Han oder Phags-Pa und andere höhere Textverarbeitung erfolgt mit Harfbuzz oder Pango.

18.1.1 Anzeigen der installierten Schriften

Mit dem Kommando rpm oder fc-list erhalten Sie einen Überblick über die Schriften, die auf dem System installiert sind. Beide Kommandos liefern eine aussagekräftige Antwort, geben dabei jedoch (je nach System- und Benutzerkonfiguration) ggf. unterschiedliche Listen zurück:

rpm

rpm zeigt die auf dem System installierten Software-Pakete an, in denen sich Schriften befinden:

rpm -qa '*fonts*'

Alle Schriftpakete sollten mit diesem Ausdruck aufgefunden werden. Unter Umständen gibt das Kommando jedoch einige falsch positive Einträge zurück, beispielsweise fonts-config (dies ist weder eine Schrift noch sind hier Schriften enthalten).

fc-list

Mit fc-list erhalten Sie einen Überblick darüber, welche Schriftfamilien verfügbar sind und ob diese auf dem System oder in Ihrem Benutzerverzeichnis installiert sind:

fc-list ':' family
Anmerkung
Anmerkung: Kommando fc-list

Das Kommando fc-list ist eine Erweiterung zur Fontconfig-Bibliothek. Aus Fontconfig – oder genauer gesagt, aus dem Cache – lassen sich zahlreiche interessante Informationen ermitteln. Unter man 1 fc-list finden Sie weitere Einzelheiten.

18.1.2 Anzeigen von Schriften

Mit dem Kommando ftview (Paket ft2demos) sowie unter http://fontinfo.opensuse.org/ sehen Sie, wie eine installierte Schriftfamilie dargestellt wird. Soll beispielsweise die Schrift FreeMono in 14 Punkt angezeigt werden, verwenden Sie ftview wie folgt:

ftview 14 /usr/share/fonts/truetype/FreeMono.ttf

Unter http://fontinfo.opensuse.org/ erfahren Sie, welche Schriftschnitte (normal, fett, kursiv etc.) und welche Sprachen unterstützt werden.

18.1.3 Abfragen von Schriften

Mit dem Kommando fc-match fragen Sie ab, welche Schrift für ein angegebenes Muster verwendet wird.

Wenn das Muster beispielsweise eine bereits installierte Schrift enthält, gibt fc-match den Dateinamen, die Schriftfamilie und den Schriftschnitt zurück:

tux > fc-match 'Liberation Serif'
LiberationSerif-Regular.ttf: "Liberation Serif" "Regular"

Ist die gewünschte Schrift nicht auf dem System vorhanden, greifen die Ähnlichkeitsregeln von Fontconfig und es werden verfügbare Schriften mit der größtmöglichen Ähnlichkeit gesucht. Ihre Anforderung wird also ersetzt:

tux > fc-match 'Foo Family'
DejaVuSans.ttf: "DejaVu Sans" "Book"

Fontconfig unterstützt Aliase: Ein Name wird durch den Namen einer anderen Schriftfamilie ersetzt. Ein typisches Beispiel sind generische Namen wie sans-serif, serif und monospace. Diese Alias-Namen können durch echte Familiennamen und sogar durch eine Präferenzliste mit Familiennamen ersetzt werden:

tux > for font in serif sans mono; do fc-match "$font" ; done
DejaVuSerif.ttf: "DejaVu Serif" "Book"
DejaVuSans.ttf: "DejaVu Sans" "Book"
DejaVuSansMono.ttf: "DejaVu Sans Mono" "Book"

Das Ergebnis auf Ihrem System kann abweichen, abhängig davon, welche Schriften derzeit installiert sind.

Anmerkung
Anmerkung: Ähnlichkeitsregeln in Fontconfig

Fontconfig gibt immer eine reale Schriftfamilie (sofern mindestens eine Familie installiert ist) für die angegebene Anforderung zurück, die so ähnlich ist wie möglich. Die Ähnlichkeit ist abhängig von den internen Metriken von Fontconfig sowie von den Fontconfig-Einstellungen des Benutzers oder Administrators.

18.1.4 Installieren von Schriften

Zum Installieren einer neuen Schrift stehen die folgenden wichtigsten Verfahren zur Auswahl:

  1. Installieren Sie die Schriftdateien (z. B. *.ttf oder *.otf) manuell in ein bekanntes Schriftverzeichnis. Wenn die Schriften systemweit verfügbar sein sollen, verwenden Sie das Standardverzeichnis /usr/share/fonts. Für die Installation in Ihrem Benutzerverzeichnis verwenden Sie ~/.config/fonts.

    Falls Sie nicht die standardmäßigen Verzeichnisse verwenden möchten, können Sie in Fontconfig ein anderes Verzeichnis auswählen. Hierzu geben Sie das Element <dir> an. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 18.1.5.2, „Kurzer Einblick in Fontconfig-XML“.

  2. Installieren Sie die Schriften mit zypper. Zahlreiche Schriften sind bereits als Paket verfügbar, beispielsweise in der SUSE-Distribution oder im Repository M17N:fonts. Fügen Sie das Repository mit dem nachfolgenden Kommando in die Liste ein. So fügen Sie beispielsweise ein Repository für SLE 12 hinzu:

    sudo zypper ar
         http://download.opensuse.org/repositories/M17N:/fonts/SLE_12_SP5/

    FONT_FAMILY_NAME ermitteln Sie mit dem folgenden Kommando:

    sudo zypper se 'FONT_FAMILY_NAME*fonts'

18.1.5 Konfigurieren der Darstellung von Schriften

Je nach Renderingmedium und Schriftgröße entstehen womöglich keine zufriedenstellenden Ergebnisse. Ein durchschnittlicher Monitor hat beispielsweise eine Auflösung von 100dpi. Bei dieser Auflösung sind die Pixel zu groß und die Glyphen wirken plump und unförmig.

Für niedrigere Auflösungen stehen mehrere Algorithmen bereit, z. B. Anti-Aliasing (Graustufenglättung), Hinting (Anpassen an das Raster) oder Subpixel-Rendering (Verdreifachen der Auflösung in eine Richtung). Diese Algorithmen können dabei von Schriftformat zu Schriftformat unterschiedlich sein.

Wichtig
Wichtig: Patentprobleme beim Subpixel-Rendering

Das Subpixel-Rendering kommt in SUSE-Distributionen nicht zum Einsatz. FreeType2 unterstützt zwar diesen Algorithmus, allerdings unterliegt er mehreren Patenten, die Ende 2019 auslaufen. Die eingestellten Optionen für das Subpixel-Rendering in Fontconfig wirken sich daher nur dann aus, wenn das System eine FreeType2-Bibilothek enthält, in der das Subpixel-Rendering kompiliert ist.

Mit Fontconfig können Sie den Rendering-Algorithmus für einzelne Schriften oder auch für eine Gruppe von Schriften gleichzeitig auswählen.

18.1.5.1 Konfigurieren von Schriften mit sysconfig

SUSE Linux Enterprise Server umfasst eine sysconfig-Schicht oberhalb von Fontconfig. Dies ist ein guter Ausgangspunkt, um mit der Schriftkonfiguration zu experimentieren. Zum Ändern der Standardeinstellungen bearbeiten Sie die Konfigurationsdatei /etc/sysconfig/fonts-config. (Alternativ verwenden Sie das YaST-Modul sysconfig.) Führen nach dem Bearbeiten der Datei fonts-config aus:

sudo /usr/sbin/fonts-config

Starten Sie die Anwendung neu, damit der Effekt sichtbar wird. Beachten Sie Folgendes:

  • Einige Anwendungen müssen nicht neu gestartet werden. Firefox liest die Fontconfig-Konfiguration beispielsweise in regelmäßigen Abständen aus. Auf soeben erstellten oder neu geladenen Registerkarten werden die Schriftkonfigurationen erst später sichtbar.

  • Nach jedem Installieren oder Entfernen eines Pakets wird automatisch das Skript fonts-config aufgerufen. (Ist dies nicht der Fall, so ist das Schriften-Software-Paket fehlerhaft.)

  • Jede sysconfig-Variable kann vorübergehend mit der Kommandozeilenoption fonts-config überschrieben werden. Weitere Informationen finden Sie in fonts-config --help.

Es können verschiedene sysconfig-Variablen geändert werden. Weitere Informationen finden Sie auf der man-Seite man 1 fonts-config oder auf der Hilfeseite des YaST-Moduls sysconfig. Beispiele für Variablen:

Verwendung der Rendering-Algorithmen

Nutzen Sie beispielsweise FORCE_HINTSTYLE, FORCE_AUTOHINT, FORCE_BW, FORCE_BW_MONOSPACE, USE_EMBEDDED_BITMAPS und EMBEDDED_BITMAP_LANGAGES

Präferenzliste generischer Aliase

Verwenden Sie PREFER_SANS_FAMILIES, PREFER_SERIF_FAMILIES, PREFER_MONO_FAMILIES und SEARCH_METRIC_COMPATIBLE

In der nachfolgenden Liste finden Sie einige Konfigurationsbeispiele, sortiert von den am leichtesten lesbaren Schriften (stärkerer Kontrast) zu den ansprechendsten Schriften (stärker geglättet).

Bitmap-Schriften

Die Präferenz für die Bitmap-Schriften bestimmen Sie über die PREFER_*_FAMILIES- Variablen. Beachten Sie das Beispiel im Hilfeabschnitt zu diesen Variablen. Bitmap-Schriften werden schwarzweiß dargestellt und nicht geglättet und sie stehen nur in bestimmten Größen zur Verfügung. Nutzen Sie ggf.

SEARCH_METRIC_COMPATIBLE="no"

zum Deaktivieren der Ersetzungen der Familienname auf Basis der Metrikkompatibilität.

Skalierbare, schwarzweiß dargestellte Schriften

Skalierbare Schriften, die ohne Antialiasing gerendert werden, können ähnliche Ergebnisse liefern wie Bitmap-Schriften, wobei die Schriften weiterhin skalierbar bleiben. Verwenden Sie Schriften mit gutem Hinting, beispielsweise die Liberation-Schriftfamilien. Bislang sind leider nur wenige Schriften mit gutem Hinting erhältlich. Mit der folgenden Variablen erzwingen Sie diese Methode:

FORCE_BW="yes"
Nichtproportionale, schwarzweiß dargestellte Schriften

Nichtproportionale Schriften werden nur ohne Antialiasing gerendert; ansonsten verwenden Sie die Standardeinstellungen:

FORCE_BW_MONOSPACE="yes"
Standardeinstellungen

Alle Schriften werden mit Antialiasing gerendert. Schriften mit gutem Hinting werden mit dem Byte-Code-Interpreter) gerendert, die übrigen Schriften mit Autohinter (hintstyle=hintslight). Behalten Sie die Standardeinstellungen für alle relevanten sysconfig-Variablen bei.

CFF-Schriften

Die Schriften werden im CFF-Format verwendet. Im Hinblick auf die aktuellen Verbesserungen in FreeType2 sind diese Schriften im Allgemeinen leichter lesbar als die standardmäßigen TrueType-Schriften. Probieren Sie sie aus, indem Sie das Beispiel PREFER_*_FAMILIES verwenden. Auf Wunsch können Sie sie wie folgt dunkler und fetter darstellen:

SEARCH_METRIC_COMPATIBLE="no"

Standardmäßig werden sie mit hintstyle=hintslight gerendert. Eine weitere Möglichkeit:

SEARCH_METRIC_COMPATIBLE="no"
Nur Autohinter

Auch für Schriften mit gutem Hinter wird Autohinter aus FreeType2 verwendet. Dies kann zu fetteren, manchmal unscharfen Buchstaben mit niedrigerem Kontrast führen. Mit der folgenden Variablen aktivieren Sie dies:

FORCE_AUTOHINTER="yes"

Mit FORCE_HINTSTYLE steuern Sie den Hinting-Grad.

18.1.5.2 Kurzer Einblick in Fontconfig-XML

Bei Fontconfig wird das Konfigurationsformat eXtensible Markup Language (XML) genutzt. Diese wenigen Beispiele sollen keine erschöpfende Referenz darstellen, sondern lediglich einen kurzen Überblick bieten. Weitere Informationen und Anregungen finden Sie in man 5 fonts-conf oder /etc/fonts/conf.d/.

Die zentrale Fontconfig-Konfigurationsdatei ist /etc/fonts/fonts.conf und umfasst unter anderem das gesamte Verzeichnis /etc/fonts/conf.d/. Änderungen an Fontconfig können an zwei Stellen vorgenommen werden:

Fontconfig-Konfigurationsdateien
  1. Systemweite Änderungen.  Bearbeiten Sie die Datei /etc/fonts/local.conf. (Standardmäßig enthält diese Datei ein leeres fontconfig-Element.)

  2. Benutzerspezifische Änderungen.  Bearbeiten Sie die Datei ~/.config/fontconfig/fonts.conf. Speichern Sie die Fontconfig-Konfigurationsdateien in das Verzeichnis ~/.config/fontconfig/conf.d/.

Benutzerspezifische Änderungen überschreiben die systemweiten Einstellungen.

Anmerkung
Anmerkung: Veraltete Benutzerkonfigurationsdatei

Die Datei ~/.fonts.conf ist als veraltet gekennzeichnet und darf nicht mehr verwendet werden. Verwenden Sie stattdessen die Datei ~/.config/fontconfig/fonts.conf.

Jede Konfigurationsdatei muss ein fontconfig-Element enthalten. Die minimale Datei sieht daher wie folgt aus:

<?xml version="1.0"?>
   <!DOCTYPE fontconfig SYSTEM "fonts.dtd">
   <fontconfig>
   <!-- Insert your changes here -->
   </fontconfig>

Falls die Standardverzeichnisse nicht ausreichen, fügen Sie das dir-Element mit dem gewünschten Verzeichnis ein:

<dir>/usr/share/fonts2</dir>

Fontconfig sucht rekursiv nach den Schriften.

Mit dem folgenden Fontconfig-Snippet können Sie die Algorithmen für das Schriftrendering auswählen (siehe Beispiel 18.1, „Festlegen von Rendering-Algorithmen“):

Beispiel 18.1: Festlegen von Rendering-Algorithmen
<match target="font">
 <test name="family">
  <string>FAMILY_NAME</string>
 </test>
 <edit name="antialias" mode="assign">
  <bool>true</bool>
 </edit>
 <edit name="hinting" mode="assign">
  <bool>true</bool>
 </edit>
 <edit name="autohint" mode="assign">
  <bool>false</bool>
 </edit>
 <edit name="hintstyle" mode="assign">
  <const>hintfull</const>
 </edit>
</match>

Sie können verschiedene Eigenschaften der Schriften zunächst ausprobieren. Mit dem <test>-Element können Sie beispielsweise die Schriftfamilie (siehe Beispiel), das Größenintervall, den Zeichenabstand, das Schriftformat und andere Eigenschaften testen. Wenn Sie <test> vollständig löschen, werden alle <edit>-Elemente auf sämtliche Schriften angewendet (globale Änderung).

Beispiel 18.2: Aliase und Ersetzungen von Familiennamen
Regel 1
<alias>
 <family>Alegreya SC</family>
 <default>
  <family>serif</family>
 </default>
</alias>
Regel 2
<alias>
 <family>serif</family>
 <prefer>
  <family>Droid Serif</family>
 </prefer>
</alias>
Regel 3
<alias>
 <family>serif</family>
 <accept>
  <family>STIXGeneral</family>
 </accept>
</alias>

Mit den Regeln in Beispiel 18.2, „Aliase und Ersetzungen von Familiennamen“ wird eine priorisierte Familienliste (PFL) erzeugt. Je nach Element werden verschiedene Aktionen ausgeführt:

<default> in Regel 1

Mit dieser Regel wird ein serif-Familienname an das Ende der PFL angehängt.

<prefer> in Regel 2

Mit dieser Regel wird Droid Serif direkt vor dem ersten Auftreten von serif in der PFL eingefügt, wenn Alegreya SC in der PFL vorliegt.

<accept> in Regel 3

Mit dieser Regel wird ein STIXGeneral-Familienname direkt nach dem ersten Auftreten des serif-Familiennamens in die PFL eingefügt.

Wenn alle Snippets in der Reihenfolge Regel 1 - Regel 2 - Regel 3 ausgeführt werden und der Benutzer Alegreya SC anfordert, wird die PFL wie in Tabelle 18.1, „Erzeugen einer PFL aus Fontconfig-Regeln“ dargestellt erzeugt.

Tabelle 18.1: Erzeugen einer PFL aus Fontconfig-Regeln

Reihenfolge

Aktuelle PFL

Anforderung

Alegreya SC

Regel 1

Alegreya SC, serif

Regel 2

Alegreya SC, Droid Serif, serif

Regel 3

Alegreya SC, Droid Serif, serif, STIXGeneral

In den Fontconfig-Metriken hat der Familienname die höchste Priorität vor anderen Mustern wie Schriftschnitt, Größe usw. Fontconfig prüft, welche Familie derzeit auf dem System installiert ist. Wenn Alegreya SC installiert ist, gibt Fontconfig diese Schrift zurück. Ansonsten wird Droid Serif angefordert usw.

Gehen Sie vorsichtig vor. Wenn die Reihenfolge der Fontconfig-Snippets geändert wird, gibt Fontconfig unter Umständen andere Ergebnisse zurück (siehe Tabelle 18.2, „Ergebnisse beim Erzeugen der PFL aus Fontconfig-Regeln mit anderer Reihenfolge“).

Tabelle 18.2: Ergebnisse beim Erzeugen der PFL aus Fontconfig-Regeln mit anderer Reihenfolge

Reihenfolge

Aktuelle PFL

Hinweis

Anforderung

Alegreya SC

Dieselbe Anforderung wie oben.

Regel 2

Alegreya SC

serif nicht in PFL, kein Ersatz

Regel 3

Alegreya SC

serif nicht in PFL, kein Ersatz

Regel 1

Alegreya SC, serif

Alegreya SC in PFL vorhanden, Ersatz vorgenommen

Anmerkung
Anmerkung: Implikation

Betrachten Sie das Alias <default> als Klassifizierung oder Einbeziehung dieser Gruppe (sofern nicht installiert). Wie das Beispiel zeigt, muss <default> stets vor den Aliasen <prefer> und <accept> dieser Gruppe stehen.

Die Klassifizierung <default> ist nicht auf die generischen Aliase serif, sans-serif und monospace beschränkt. Ein ausführlicheres Beispiel finden Sie in /usr/share/fontconfig/conf.avail/30-metric-aliases.conf.

Mit dem nachfolgenden Fontconfig-Snippet in Beispiel 18.3, „Aliase und Ersetzungen von Familiennamen“ wird eine serif-Gruppe erstellt. Jede Familie in dieser Gruppe kann andere Familien ersetzen, wenn eine vorangehende Schrift nicht installiert ist.

Beispiel 18.3: Aliase und Ersetzungen von Familiennamen
<alias>
 <family>Alegreya SC</family>
 <default>
  <family>serif</family>
 </default>
</alias>
<alias>
 <family>Droid Serif</family>
 <default>
  <family>serif</family>
 </default>
</alias>
<alias>
 <family>STIXGeneral</family>
 <default>
  <family>serif</family>
 </default>
</alias>
<alias>
 <family>serif</family>
 <accept>
  <family>Droid Serif</family>
  <family>STIXGeneral</family>
  <family>Alegreya SC</family>
 </accept>
</alias>

Die Priorität ergibt sich aus der Reihenfolge im Alias <accept>. Ebenso können stärkere Aliase <prefer> verwendet werden.

Beispiel 18.2, „Aliase und Ersetzungen von Familiennamen“ wird durch Beispiel 18.4, „Aliase und Ersetzungen von Familiennamen“ ergänzt.

Beispiel 18.4: Aliase und Ersetzungen von Familiennamen
Regel 4
<alias>
 <family>serif</family>
 <accept>
  <family>Liberation Serif</family>
 </accept>
</alias>
Regel 5
<alias>
 <family>serif</family>
 <prefer>
  <family>DejaVu Serif</family>
 </prefer>
</alias>

Die erweiterte Konfiguration aus Beispiel 18.4, „Aliase und Ersetzungen von Familiennamen“ würde die folgende PFL-Entwicklung bewirken:

Tabelle 18.3: Ergebnisse beim Erzeugen einer PFL aus Fontconfig-Regeln

Reihenfolge

Aktuelle PFL

Anforderung

Alegreya SC

Regel 1

Alegreya SC, serif

Regel 2

Alegreya SC, Droid Serif, serif

Regel 3

Alegreya SC, Droid Serif, serif, STIXGeneral

Regel 4

Alegreya SC, Droid Serif, serif, Liberation Serif, STIXGeneral

Regel 5

Alegreya SC, Droid Serif, DejaVu Serif, serif, Liberation Serif, STIXGeneral

Anmerkung
Anmerkung: Auswirkungen.
  • Wenn mehrere <accept>-Deklarationen für denselben generischen Namen vorhanden sind, hat die zuletzt geparste Deklaration Vorrang. Beim Erstellen einer systemweiten Konfiguration sollten Sie <accept> nach Möglichkeit nicht nach dem Benutzer(/etc/fonts/conf.d/*-user.conf) angeben.

  • Wenn mehrere <prefer>-Deklarationen für denselben generischen Namen vorhanden sind, hat die zuletzt geparste Deklaration Vorrang. In der systemweiten Konfiguration sollten Sie <prefer> nicht vor dem Benutzer angeben.

  • Jede <prefer>-Deklaration überschreibt die <accept>-Deklarationen für denselben generischen Namen. Wenn der Administrator dem Benutzer die Möglichkeit geben möchte, <accept> zu verwenden (nicht nur <prefer>), sollte der Administrator <prefer> nicht in der systemweiten Konfiguration angeben. Die meisten Benutzer beschränken sich jedoch lediglich auf <prefer>, sodass dies keine negativen Auswirkungen haben sollte. <prefer> kommt auch in systemweiten Konfigurationen zum Einsatz.

18.2 Weiterführende Informationen

Installieren Sie die xorg-docs-Pakete, um detailliertere Informationen zu X11 zu erhalten. Auf der man-Seite man 5 xorg.conf finden Sie weitere Informationen zum Format der manuellen Konfiguration (falls erforderlich). Weitere Informationen zur X11-Entwicklung finden Sie auf der Startseite des Projekts unter http://www.x.org.

Die Treiber befinden sich in xf86-video-*-Paketen, beispielsweise xf86-video-nv. Viele der Treiber, die mit diesen Paketen geliefert werden, sind ausführlich in der zugehörigen man-Seite beschrieben. Wenn Sie beispielsweise den nv-Treiber verwenden, erhalten Sie weitere Informationen auf der man-Seite man 4 nv.

Informationen über Treiber von anderen Herstellern sollten in /usr/share/doc/packages/<paketname> zur Verfügung stehen. Beispielsweise ist die Dokumentation von x11-video-nvidiaG03 nach der Installation des Pakets in /usr/share/doc/packages/x11-video-nvidiaG03 verfügbar.

19 Zugriff auf Dateisysteme mit FUSE

FUSE ist das Akronym für File System in User Space (Dateisystem im Userspace). Das bedeutet, Sie können ein Dateisystem als nicht privilegierter Benutzer konfigurieren und einhängen. Normalerweise müssen Sie für diese Aufgabe als root angemeldet sein. FUSE alleine ist ein Kernel-Modul. In Kombination mit Plug-Ins kann FUSE auf nahezu alle Dateisysteme wie SSH-Fernverbindungen, ISO-Images und mehr erweitert werdenbereitgestellt.

19.1 Konfigurieren von FUSE

Bevor Sie FUSE installieren können, müssen Sie das Paket fuse installieren. Abhängig vom gewünschten Dateisystem benötigen Sie zusätzliche Plugins, die in verschiedenen Paketen verfügbar sind.

In der Regel muss FUSE nicht konfiguriert werden. Jedoch empfiehlt es sich, ein Verzeichnis anzulegen, in dem Sie alle Ihre Einhängepunkte speichern. Sie können beispielsweise das Verzeichnis ~/mounts anlegen und dort Ihre Unterverzeichnisse für die verschiedenen Dateisysteme einfügen.

19.2 Einhängen einer NTFS-Partition

NTFS (New Technology File System) ist das Standard-Dateisystem von Windows. Unter normalen Umständen ist ein nicht privilegierter Benutzer nicht in der Lage, NTFS-Blockgeräte über die externe FUSE-Bibliothek einzuhängen. Für das nachfolgende Verfahren zum Einhängen einer Windows-Partition sind daher Root-Berechtigungen erforderlich.

  1. Melden Sie sich als root an und installieren Sie das Paket ntfs-3g. Dies finden Sie in SUSE Linux Enterprise Workstation Extension.

  2. Erstellen Sie ein Verzeichnis, das als Einhängepunkt genutzt werden soll, z. B. ~/mounts/windows.

  3. Finden Sie heraus, welche Windows-Partition Sie brauchen. Starten Sie das Partitionierungsmodul von YaST und ermitteln Sie die Partition, die zu Windows gehört; nehmen Sie jedoch keine Änderungen vor. Alternativ können Sie sich als root anmelden und /sbin/fdisk -l ausführen. Suchen Sie Partitionen mit dem Partitionstyp HPFS/NTFS.

  4. Hängen Sie die Partition im Schreib-Lese-Modus ein. Ersetzen Sie den Platzhalter DEVICE durch Ihre entsprechende Windows-Partition:

    ntfs-3g /dev/DEVICE MOUNT POINT

    Um die Windows-Partition im schreibgeschützten Modus zu verwenden, hängen Sie -o ro an:

    ntfs-3g /dev/DEVICE MOUNT POINT -o ro

    Der Befehl ntfs-3g hängt das angegebene Gerät mit der aktuellen Benutzer- (UID) und Gruppen-ID (GID) ein. Sollen die Schreibberechtigungen auf einen anderen Benutzer eingestellt werden, rufen Sie mit dem Befehl id USER die Ausgabe der UID- und GID-Werte ab. Legen Sie ihn fest mit:

    id tux
    uid=1000(tux) gid=100(users) groups=100(users),16(dialout),33(video)
    ntfs-3g /dev/DEVICE MOUNT POINT -o uid=1000,gid=100

    Weitere Optionen finden Sie auf der man-Seite.

Zum Aushängen der Ressource starten Sie fusermount -u MOUNT POINT.

19.3 Weiterführende Informationen

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage http://fuse.sourceforge.net von FUSE.

20 Verwalten von Kernelmodulen

Linux ist als monolithischer Kernel ausgelegt, kann jedoch mithilfe von Kernelmodulen erweitert werden. Diese besonderen Objekte lassen sich je nach Bedarf in den Kernel einfügen und wieder entfernen. Mit Kernelmodulen können also Treiber und Schnittstellen, die nicht im Kernel selbst enthalten sind, eingefügt und entfernt werden. Linux bietet einige Befehle zum Verwalten der Kernelmodule.

20.1 Auflisten der geladenen Module mit lsmod und modinfo

Der Befehl lsmod zeigt die derzeit geladenen Kernelmodule. Dieser Befehl liefert beispielsweise die folgende Ausgabe:

tux > lsmod
Module                  Size  Used by
snd_usb_audio         188416  2
snd_usbmidi_lib        36864  1 snd_usb_audio
hid_plantronics        16384  0
snd_rawmidi            36864  1 snd_usbmidi_lib
snd_seq_device         16384  1 snd_rawmidi
fuse                  106496  3
nfsv3                  45056  1
nfs_acl                16384  1 nfsv3

Die Ausgabe ist in drei Spalten gegliedert. Die Spalte Modul enthält den Namen der geladenen Module, die Spalte Größe entsprechend die Größe der einzelnen Module. Aus der Spalte Verwendet von gehen die Anzahl und der Name der verweisenden Module hervor. Diese Liste ist unter Umständen nicht vollständig.

Ausführliche Informationen zu einem bestimmten Kernelmodul erhalten Sie mit dem Befehl modinfo MODULNAME, wobei MODULNAME für den Namen des gewünschten Kernelmoduls steht. Die modinfo-Binärdatei befindet sich im Verzeichnis /sbin, die nicht zur PATH-Umgebungsvariable des Benutzers gehört. Wenn Sie den Befehl modinfo als normaler Benutzer ausführen, müssen Sie daher den vollständigen Pfad zur Binärdatei angeben:

$ /sbin/modinfo kvm
filename:       /lib/modules/4.12.14-94.37-default/kernel/arch/x86/kvm/kvm.ko
license:        GPL
author:         Qumranet
srcversion:     BDFD8098BEEA517CB75959B
depends:        irqbypass
intree:         Y
vermagic:       4.4.57-18.3-default SMP mod_unload modversions
signer:         openSUSE Secure Boot Signkey
sig_key:        03:32:FA:9C:BF:0D:88:BF:21:92:4B:0D:E8:2A:09:A5:4D:5D:EF:C8
sig_hashalgo:   sha256
parm:           ignore_msrs:bool
parm:           min_timer_period_us:uint
parm:           kvmclock_periodic_sync:bool
parm:           tsc_tolerance_ppm:uint
parm:           lapic_timer_advance_ns:uint
parm:           halt_poll_ns:uint
parm:           halt_poll_ns_grow:int
parm:           halt_poll_ns_shrink:int

20.2 Einfügen und Entfernen von Kernelmodulen

Kernelmodule können durchaus mit den Befehlen insmod und rmmod eingefügt und entfernt werden; allerdings wird das Werkzeugmodprobe empfohlen. modprobe bietet mehrere wichtige Vorteile, beispielsweise die automatische Auflösung von Abhängigkeiten und Einträge in schwarze Listen.

Wenn Sie keine Parameter angeben, wird mit dem Befehl modprobe ein angegebenes Kernelmodul installiert. modprobe muss mit Root-Berechtigungen ausgeführt werden:

tux > sudo modprobe acpi

Zum Entfernen eines Kernelmoduls geben Sie den Parameter -r an:

sudo modprobe -r acpi

20.2.1 Automatisches Laden von Kernelmodulen beim Booten

Statt die Kernelmodule manuell zu laden, können Sie sie mit dem Dienst system-modules-load.service automatisch beim Booten laden lassen. Zum Aktivieren eines Kernelmoduls fügen Sie eine .conf-Datei in das Verzeichnis /etc/modules-load.d/ ein. Die Konfigurationsdatei sollte dabei denselben Namen erhalten wie das Modul selbst, beispielsweise:

/etc/modules-load.d/rt2800usb.conf

Die Konfigurationsdatei muss den Namen des Kernelmoduls enthalten (z. B. rt2800usb).

Mit dem beschriebenen Verfahren laden Sie Kernelmodule ohne Parameter. Falls Sie ein Kernelmodul mit bestimmten Optionen laden möchten, fügen Sie stattdessen eine Konfigurationsdatei in das Verzeichnis /etc/modprobe.d/ ein. Die Datei muss die Dateinamenerweiterung .conf haben. Für den Dateinamen gilt die folgende Namenskonvention: priority-modulename.conf, beispielsweise 50-thinkfan.conf. Die Konfigurationsdatei muss den Namen des Kernelmoduls und die gewünschten Parameter enthalten. Mit dem folgenden Beispielbefehl erstellen Sie eine Konfigurationsdatei mit dem Namen des Kernelmoduls und den zugehörigen Parametern:

echo "options thinkpad_acpi fan_control=1" | sudo tee /etc/modprobe.d/thinkfan.conf
Anmerkung
Anmerkung: Laden der Kernelmodule

Die meisten Kernelmodule werden automatisch durch das System geladen, sobald ein Gerät erkannt wird oder ein Userspace bestimmte Funktionen angefordert. Sie müssen die Module daher nur in seltenen Fällen manuell in /etc/modules-load.d/ aufnehmen.

20.2.2 Eintragen von Kernelmodulen in schwarze Listen mit modprobe

Wenn ein Kernelmodul in eine schwarze Liste eingetragen wird, kann es beim Booten nicht mehr geladen werden. Dies ist von Nutzen, wenn Sie ein Modul deaktivieren möchten, das vermutlich Probleme auf dem System verursacht. Mit dem Werkzeug insmod oder modprobe können Sie Kernelmodule, die auf einer schwarzen Liste stehen, dennoch manuell laden.

Zum Eintragen eines Moduls in eine schwarze Liste tragen Sie die Zeile blacklist MODULNAME in die Datei /etc/modprobe.d/50-blacklist.conf ein. Beispiel:

blacklist nouveau

Erzeugen Sie mit dem Befehl mkinitrd (als root) ein neues initrd-Image und booten Sie den Computer neu. Diese Schritte können mit dem folgenden Befehl ausgeführt werden:

su
echo "blacklist nouveau" >> /etc/modprobe.d/50-blacklist.conf && mkinitrd && reboot

Soll ein Kernel-Modul nur vorübergehend deaktiviert werden, tragen Sie es direkt beim Booten in die Blacklist ein. Drücken Sie hierzu im Bootbildschirm die Taste E. Sie gelangen zu einem minimalen Editor, in dem Sie die Bootparameter bearbeiten können. Wechseln Sie zur Zeile, die wie folgt aufgebaut ist:

linux /boot/vmlinuz...splash= silent quiet showopts

Hängen Sie den Befehl modprobe.blacklist=MODULNAME an das Ende der Zeile an. Beispiel:

linux /boot/vmlinuz...splash= silent quiet showopts modprobe.blacklist=nouveau

Drücken Sie die Taste F10 oder StrgX. Der Computer wird mit der angegebenen Konfiguration gebootet.

Soll ein Kernelmodul dauerhaft über GRUB in eine Schwarze Liste eingetragen werden, öffnen Sie die Datei /etc/default/grub zum Bearbeiten und hängen Sie die Option modprobe.blacklist=MODULNAME an den Befehl GRUB_CMD_LINUX an. Führen Sie dann den Befehl sudo grub2-mkconfig -o /boot/grub2/grub.cfg aus, damit die Änderungen in Kraft treten.

21 Gerätemanagement über dynamischen Kernel mithilfe von udev

Der Kernel kann fast jedes Gerät in einem laufenden System hinzufügen oder entfernen. Änderungen des Gerätestatus (ob ein Gerät angeschlossen oder entfernt wird) müssen an den userspace weitergegeben werden. Geräte müssen konfiguriert werden, sobald sie angeschlossen und erkannt wurden. Die Benutzer eines bestimmten Geräts müssen über Änderungen im erkannten Status dieses Geräts informiert werden. udev bietet die erforderliche Infrastruktur, um die Geräteknotendateien und symbolischen Links im /dev-Verzeichnis dynamisch zu warten. udev-Regeln bieten eine Methode, um externe Werkzeuge an die Ereignisverarbeitung des Kernelgeräts anzuschließen. Auf diese Weise können Sie die udev-Gerätebehandlung anpassen, indem Sie bestimmte Skripte hinzufügen, die als Teil der Kernel-Gerätebehandlung ausgeführt werden, oder indem Sie zusätzliche Daten zur Auswertung bei der Gerätebehandlung anfordern und importieren.

21.1 Das /dev-Verzeichnis

Die Geräteknoten im /dev-Verzeichnis ermöglichen den Zugriff auf die entsprechenden Kernel-Geräte. Mithilfe von udev spiegelt das /dev-Verzeichnis den aktuellen Status des Kernels wieder. Jedes Kernel-Gerät verfügt über eine entsprechende Gerätedatei. Falls ein Gerät vom System getrennt wird, wird der Geräteknoten entfernt.

Der Inhalt des /dev-Verzeichnisses wird auf einem temporären Dateisystem gespeichert und alle Dateien werden bei jedem Systemstart gerendert. Manuell erstellte oder bearbeitete Dateien sind nicht dazu ausgelegt, einen Neustart zu überstehen. Statische Dateien und Verzeichnisse, die unabhängig vom Status des entsprechenden Kernel-Geräts immer im /dev-Verzeichnis vorhanden sein sollten, können mit systemd-tmpfiles erstellt werden. Die Konfigurationsdateien finden Sie in /usr/lib/tmpfiles.d/ und /etc/tmpfiles.d/. Weitere Informationen finden Sie auf der man-Seite systemd-tmpfiles(8).

21.2 Kernel-uevents und udev

Die erforderlichen Geräteinformationen werden vom sysfs-Dateisystem exportiert. Für jedes Gerät, das der Kernel erkannt und initialisiert hat, wird ein Verzeichnis mit dem Gerätenamen erstellt. Es enthält Attributdateien mit gerätespezifischen Eigenschaften.

Jedes Mal, wenn ein Gerät hinzugefügt oder entfernt wird, sendet der Kernel ein uevent, um udev über die Änderung zu informieren. Der udev-Dämon liest und parst beim Start alle Regeln aus den Dateien /usr/lib/udev/rules.d/*.rules und /etc/udev/rules.d/*.rules und lädt sie dauerhaft in den Speicher. Wenn Regeldateien geändert, hinzugefügt oder entfernt werden, kann der Dämon ihre Arbeitsspeicherrepräsentation mithilfe des Befehls udevadm control --reload wieder laden. Weitere Informationen zu den udev-Regeln und deren Syntax finden Sie unter Abschnitt 21.6, „Einflussnahme auf das Gerätemanagement über dynamischen Kernel mithilfe von udev-Regeln“.

Jedes empfangene Ereignis wird mit dem Satz der angegebenen Regeln abgeglichen. Die Regeln können Ereignisergebnisschlüssel hinzufügen oder ändern, einen bestimmten Namen für den zu erstellenden Geräteknoten anfordern, auf den Knoten verweisende symbolische Links hinzufügen oder Programme hinzufügen, die ausgeführt werden sollen, nachdem der Geräteknoten erstellt wurde. Die Treiber-Core-uevents werden von einem Kernel-Netlink-Socket empfangen.

21.3 Treiber, Kernel-Module und Geräte

Die Kernel-Bus-Treiber prüfen, ob Geräte vorhanden sind. Für jedes erkannte Gerät erstellt der Kernel eine interne Gerätestruktur, während der Treiber-Core ein uevent an den udev-Dämon sendet. Bus-Geräte identifizieren sich mithilfe einer speziell formatierten ID, die Auskunft über die Art des Geräts gibt. Normalerweise bestehen diese IDs aus einer Hersteller- und einer Produkt-ID und anderen das Subsystem betreffenden Werten. Jeder Bus weist ein eigenes Schema für diese IDs auf, das so genannte MODALIAS-Schema. Der Kernel bedient sich der Geräteinformationen, verfasst daraus eine MODALIAS-ID-Zeichenkette und sendet diese Zeichenkette zusammen mit dem Ereignis. Beispiel für eine USB-Maus:

MODALIAS=usb:v046DpC03Ed2000dc00dsc00dp00ic03isc01ip02

Jeder Gerätetreiber verfügt über eine Liste bekannter Aliasse für Geräte, die er behandeln kann. Die Liste ist in der Kernel-Moduldatei selbst enthalten. Das Programm depmod liest die ID-Listen und erstellt die Datei modules.alias im Verzeichnis /lib/modules des Kernel für alle zurzeit verfügbaren Module. Bei dieser Infrastruktur ist das Laden des Moduls ein ebenso müheloser Vorgang, wie das Aufrufen von modprobe für jedes Ereignis, das über einen MODALIAS-Schlüssel verfügt. Falls modprobe $MODALIAS aufgerufen wird, gleicht es den für das Gerät verfassten Geräte-Alias mit den Aliassen von den Modulen ab. Falls ein übereinstimmender Eintrag gefunden wird, wird das entsprechende Modul geladen. Dies alles wird automatisch von udev ausgelöst.

21.4 Booten und erstes Einrichten des Geräts

Alle Geräteereignisse, die während des Bootvorgangs stattfinden, bevor der udev-Daemon ausgeführt wird, gehen verloren. Dies liegt daran, dass die Infrastruktur für die Behandlung dieser Ereignisse sich auf dem Root-Dateisystem befindet und zu diesem Zeitpunkt nicht verfügbar ist. Diesen Verlust fängt der Kernel mit der Datei uevent ab, die sich im Geräteverzeichnis jedes Geräts im sysfs-Dateisystem befindet. Durch das Schreiben von add in die entsprechende Datei sendet der Kernel dasselbe Ereignis, das während des Bootvorgangs verloren gegangen ist, neu. Eine einfache Schleife über alle uevent-Dateien in /sys löst alle Ereignisse erneut aus, um die Geräteknoten zu erstellen und die Geräteeinrichtung durchzuführen.

Beispielsweise kann eine USB-Maus, die während des Bootvorgangs vorhanden ist, nicht durch die frühe Bootlogik initialisiert werden, da der Treiber zum entsprechenden Zeitpunkt nicht verfügbar ist. Das Ereignis für die Geräteerkennung ist verloren gegangen und konnte kein Kernel-Modul für das Gerät finden. Anstatt manuell nach angeschlossenen Geräten zu suchen, fordert udev alle Geräteereignisse aus dem Kernel an, wenn das Root-Dateisystem verfügbar ist. Das Ereignis für die USB-Maus wird also erneut ausgeführt. Jetzt wird das Kernel-Modul auf dem eingehängten Root-Dateisystem gefunden und die USB-Maus kann initialisiert werden.

Vom userspace aus gibt es keinen erkennbaren Unterschied zwischen einer coldplug-Gerätesequenz und einer Geräteerkennung während der Laufzeit. In beiden Fällen werden dieselben Regeln für den Abgleich verwendet und dieselben konfigurierten Programme ausgeführt.

21.5 Überwachen des aktiven udev-Daemons

Das Programm udevadm monitor kann verwendet werden, um die Treiber-Core-Ereignisse und das Timing der udev-Ereignisprozesse zu visualisieren.

UEVENT[1185238505.276660] add   /devices/pci0000:00/0000:00:1d.2/usb3/3-1 (usb)
UDEV  [1185238505.279198] add   /devices/pci0000:00/0000:00:1d.2/usb3/3-1 (usb)
UEVENT[1185238505.279527] add   /devices/pci0000:00/0000:00:1d.2/usb3/3-1/3-1:1.0 (usb)
UDEV  [1185238505.285573] add   /devices/pci0000:00/0000:00:1d.2/usb3/3-1/3-1:1.0 (usb)
UEVENT[1185238505.298878] add   /devices/pci0000:00/0000:00:1d.2/usb3/3-1/3-1:1.0/input/input10 (input)
UDEV  [1185238505.305026] add   /devices/pci0000:00/0000:00:1d.2/usb3/3-1/3-1:1.0/input/input10 (input)
UEVENT[1185238505.305442] add   /devices/pci0000:00/0000:00:1d.2/usb3/3-1/3-1:1.0/input/input10/mouse2 (input)
UEVENT[1185238505.306440] add   /devices/pci0000:00/0000:00:1d.2/usb3/3-1/3-1:1.0/input/input10/event4 (input)
UDEV  [1185238505.325384] add   /devices/pci0000:00/0000:00:1d.2/usb3/3-1/3-1:1.0/input/input10/event4 (input)
UDEV  [1185238505.342257] add   /devices/pci0000:00/0000:00:1d.2/usb3/3-1/3-1:1.0/input/input10/mouse2 (input)

Die UEVENT-Zeilen zeigen die Ereignisse an, die der Kernel an Netlink gesendet hat. Die UDEV-Zeilen zeigen die fertig gestellten udev-Ereignisbehandlungsroutinen an. Das Timing wird in Mikrosekunden angegeben. Die Zeit zwischen UEVENT und UDEV ist die Zeit, die udev benötigt hat, um dieses Ereignis zu verarbeiten oder der udev-Daemon hat eine Verzögerung bei der Ausführung der Synchronisierung dieses Ereignisses mit zugehörigen und bereits ausgeführten Ereignissen erfahren. Beispielsweise warten Ereignisse für Festplattenpartitionen immer, bis das Ereignis für den primären Datenträger fertig gestellt ist, da die Partitionsereignisse möglicherweise auf die Daten angewiesen sind, die das Ereignis für den primären Datenträger von der Hardware angefordert hat.

udevadm monitor --env zeigt die vollständige Ereignisumgebung an:

ACTION=add
DEVPATH=/devices/pci0000:00/0000:00:1d.2/usb3/3-1/3-1:1.0/input/input10
SUBSYSTEM=input
SEQNUM=1181
NAME="Logitech USB-PS/2 Optical Mouse"
PHYS="usb-0000:00:1d.2-1/input0"
UNIQ=""
EV=7
KEY=70000 0 0 0 0
REL=103
MODALIAS=input:b0003v046DpC03Ee0110-e0,1,2,k110,111,112,r0,1,8,amlsfw

udev sendet auch Meldungen an syslog. Die Standard-syslog-Priorität, die steuert, welche Meldungen an syslog gesendet werden, wird in der udev-Konfigurationsdatei /etc/udev/udev.conf angegeben. Die Protokollpriorität des ausgeführten Dämons kann mit udevadm control --log_priority=LEVEL/NUMBER geändert werden.

21.6 Einflussnahme auf das Gerätemanagement über dynamischen Kernel mithilfe von udev-Regeln

Eine udev-Regel kann mit einer beliebigen Eigenschaft abgeglichen werden, die der Kernel der Ereignisliste hinzufügt oder mit beliebigen Informationen, die der Kernel in sysfs exportiert. Die Regel kann auch zusätzliche Informationen aus externen Programmen anfordern. Ereignisse werden mit allen Regeln abgeglichen, die in den Verzeichnissen /usr/lib/udev/rules.d/ (Standardregeln) und /etc/udev/rules.d (systemspezifische Konfiguration) enthalten sind.

Jede Zeile in der Regeldatei enthält mindestens ein Schlüsselwertepaar. Es gibt zwei Arten von Schlüsseln: die Übereinstimmungsschlüssel und Zuweisungsschlüssel. Wenn alle Übereinstimmungsschlüssel mit ihren Werten übereinstimmen, wird diese Regel angewendet und der angegebene Wert wird den Zuweisungsschlüsseln zugewiesen. Eine übereinstimmende Regel kann den Namen des Geräteknotens angeben, auf den Knoten verweisende symbolische Links hinzufügen oder ein bestimmtes Programm als Teil der Ereignisbehandlung ausführen. Falls keine übereinstimmende Regel gefunden wird, wird der standardmäßige Geräteknotenname verwendet, um den Geräteknoten zu erstellen. Ausführliche Informationen zur Regelsyntax und den bereitgestellten Schlüsseln zum Abgleichen oder Importieren von Daten werden auf der man-Seite von udev beschrieben. Nachfolgend finden Sie einige Beispielregeln, die Sie in die grundlegende Regelsyntax von udev einführen. Sämtliche Beispielregeln stammen aus dem udev-Standardregelsatz, der sich in /usr/lib/udev/rules.d/50-udev-default.rules befindet.

Beispiel 21.1: udev-Beispielregeln
# console
KERNEL=="console", MODE="0600", OPTIONS="last_rule"

# serial devices
KERNEL=="ttyUSB*", ATTRS{product}=="[Pp]alm*Handheld*", SYMLINK+="pilot"

# printer
SUBSYSTEM=="usb", KERNEL=="lp*", NAME="usb/%k", SYMLINK+="usb%k", GROUP="lp"

# kernel firmware loader
SUBSYSTEM=="firmware", ACTION=="add", RUN+="firmware.sh"

Die Regel Konsole besteht aus drei Schlüsseln: einem Übereinstimmungsschlüssel (KERNEL) und zwei Zuweisungsschlüsseln (MODE, OPTIONS). Der Übereinstimmungsschlüssel KERNEL durchsucht die Geräteliste nach Elementen des Typs console. Nur exakte Übereinstimmungen sind gültig und lösen die Ausführung dieser Regel aus. Der Zuweisungsschlüssel MODE weist dem Geräteknoten spezielle Berechtigungen zu, in diesem Fall Lese- und Schreibberechtigung nur für den Eigentümer des Geräts. Der Schlüssel OPTIONS bewirkt, dass diese Regel auf Geräte dieses Typs als letzte Regel angewendet wird. Alle nachfolgenden Regeln, die mit diesem Gerätetyp übereinstimmen, werden nicht mehr angewendet.

Die Regel serial devices steht in 50-udev-default.rules nicht mehr zur Verfügung; es lohnt sich jedoch, sie sich dennoch anzusehen. Sie besteht aus zwei Übereinstimmungsschlüsseln (KERNEL und ATTRS) und einem Zuweisungsschlüssel (SYMLINK). Der Übereinstimmungsschlüssel KERNEL sucht nach allen Geräten des Typs ttyUSB. Durch den Platzhalter * trifft dieser Schlüssel auf mehrere dieser Geräte zu. Der zweite Übereinstimmungsschlüssel (ATTRS) überprüft, ob die Attributdatei product in sysfs der jeweiligen ttyUSB-Geräte eine bestimmte Zeichenkette enthält. Der Zuweisungsschlüssel SYMLINK bewirkt, dass dem Gerät unter /dev/pilot ein symbolischer Link hinzugefügt wird. Der Operator dieses Schlüssels (+=) weist udev an, diese Aktion auch dann auszuführen, wenn dem Gerät bereits durch frühere (oder auch erst durch spätere) Regeln andere symbolische Links hinzugefügt wurden. Die Regel wird nur angewendet, wenn die Bedingungen beider Übereinstimmungsschlüssel erfüllt sind.

Die Regel printer gilt nur für USB-Drucker. Sie enthält zwei Übereinstimmungsschlüssel (SUBSYSTEM und KERNEL), die beide zutreffen müssen, damit die Regel angewendet wird. Die drei Zuweisungsschlüssel legen den Namen dieses Gerätetyps fest (NAME), die Erstellung symbolischer Gerätelinks (SYMLINK) sowie die Gruppenmitgliedschaft dieses Gerätetyps (GROUP). Durch den Platzhalter * im Schlüssel KERNEL trifft diese Regel auf mehrere lp-Druckergeräte zu. Sowohl der Schlüssel NAME als auch der Schlüssel SYMLINK verwenden Ersetzungen, durch die der Zeichenkette der interne Gerätename hinzugefügt wird. Der symbolische Link für den ersten lp-USB-Drucker würde zum Beispiel /dev/usblp0 lauten.

Die Regel kernel firmware loader weist udev an, während der Laufzeit weitere Firmware mittels eines externen Hilfsskripts zu laden. Der Übereinstimmungsschlüssel SUBSYSTEM sucht nach dem Subsystem firmware. Der Schlüssel ACTION überprüft, ob bereits Geräte des Subsystems firmware hinzugefügt wurden. Der Schlüssel RUN+= löst die Ausführung des Skripts firmware.sh aus, das die noch zu ladende Firmware lokalisiert.

Die folgenden allgemeinen Eigenschaften treffen auf alle Regeln zu:

  • Jede Regel besteht aus einem oder mehreren, durch Kommas getrennten Schlüssel-/Wertepaaren.

  • Die Aktion eines Schlüssels wird durch seinen Operator festgelegt. udev-Regeln unterstützen verschiedene Operatoren.

  • Jeder angegebene Wert muss in Anführungszeichen eingeschlossen sein.

  • Jede Zeile der Regeldatei stellt eine Regel dar. Falls eine Regel länger als eine Zeile ist, verbinden Sie die Zeilen wie bei jeder anderen Shell-Syntax mit \.

  • udev-Regeln unterstützen Shell-typische Übereinstimmungsregeln für die Schemata *, ? und [].

  • udev-Regeln unterstützen Ersetzungen.

21.6.1 Verwenden von Operatoren in udev-Regeln

Bei der Erstellung von Schlüsseln stehen Ihnen je nach gewünschtem Schlüsseltyp mehrere Operatoren zur Auswahl. Übereinstimmungsschlüssel werden in der Regel zum Auffinden eines Wertes verwendet, der entweder mit dem Suchwert übereinstimmt oder explizit nicht mit dem gesuchten Wert übereinstimmt. Übereinstimmungsschlüssel enthalten einen der folgenden Operatoren:

==

Suche nach übereinstimmendem Wert. Wenn der Schlüssel ein Suchschema enthält, sind alle Ergebnisse gültig, die mit diesem Schema übereinstimmen.

!=

Suche nach nicht übereinstimmendem Wert. Wenn der Schlüssel ein Suchschema enthält, sind alle Ergebnisse gültig, die mit diesem Schema übereinstimmen.

Folgende Operatoren können für Zuweisungsschlüssel verwendet werden:

=

Weist einem Schlüssel einen Wert zu. Wenn der Schlüssel zuvor aus einer Liste mit mehreren Werten bestand, wird der Schlüssel durch diesen Operator auf diesen Einzelwert zurückgesetzt.

+=

Fügt einem Schlüssel, der eine Liste mehrerer Einträge enthält, einen Wert hinzu.

:=

Weist einen endgültigen Wert zu. Eine spätere Änderung durch nachfolgende Regeln ist nicht möglich.

21.6.2 Verwenden von Ersetzungen in udev-Regeln

udev-Regeln unterstützen sowohl Platzhalter als auch Ersetzungen. Diese setzen Sie genauso ein wie in anderen Skripten. Folgende Ersetzungen können in udev-Regeln verwendet werden:

%r, $root

Standardmäßig das Geräteverzeichnis /devbereitgestellt.

%p, $devpath

Der Wert von DEVPATHbereitgestellt.

%k, $kernel

Der Wert von KERNEL oder der interne Gerätenamebereitgestellt.

%n, $number

Die Gerätenummerbereitgestellt.

%N, $tempnode

Der temporäre Name der Gerätedateibereitgestellt.

%M, $major

Die höchste Nummer des Gerätsbereitgestellt.

%m, $minor

Die niedrigste Nummer des Gerätsbereitgestellt.

%s{ATTRIBUTE}, $attr{ATTRIBUTE}

Der Wert eines sysfs-Attributs (das durch ATTRIBUTE festgelegt ist).

%E{VARIABLE}, $env{VARIABLE}

Der Wert einer Umgebungsvariablen (die durch VARIABLE festgelegt ist).

%c, $result

Die Ausgabe von PROGRAMbereitgestellt.

%%

Das %-Zeichen.

$$

Das $-Zeichen.

21.6.3 Verwenden von udev-Übereinstimmungsschlüsseln

Übereinstimmungsschlüssel legen Bedingungen fest, die erfüllt sein müssen, damit eine udev-Regel angewendet werden kann. Folgende Übereinstimmungsschlüssel sind verfügbar:

ACTION

Der Name der Ereignisaktion, z. B. add oder remove beim Hinzufügen oder Entfernen eines Geräts.

DEVPATH

Der Gerätepfad des Ereignisgeräts, zum Beispiel DEVPATH=/bus/pci/drivers/ipw3945 für die Suche nach allen Ereignissen in Zusammenhang mit dem Treiber ipw3945.

KERNEL

Der interne Name (Kernel-Name) des Ereignisgeräts.

SUBSYSTEM

Das Subsystem des Ereignisgeräts, zum Beispiel SUBSYSTEM=usb für alle Ereignisse in Zusammenhang mit USB-Geräten.

ATTR{DATEINAME}

sysfs-Attribute des Ereignisgeräts. Für die Suche nach einer Zeichenkette im Attributdateinamen vendor können Sie beispielsweise ATTR{vendor}==„On[sS]tream“ verwenden.

KERNELS

Weist udev an, den Gerätepfad aufwärts nach einem übereinstimmenden Gerätenamen zu durchsuchen.

SUBSYSTEMS

Weist udev an, den Gerätepfad aufwärts nach einem übereinstimmenden Geräte-Subsystemnamen zu durchsuchen.

DRIVERS

Weist udev an, den Gerätepfad aufwärts nach einem übereinstimmenden Gerätetreibernamen zu durchsuchen.

ATTRS{DATEINAME}

Weist udev an, den Gerätepfad aufwärts nach einem Gerät mit übereinstimmenden sysfs-Attributwerten zu durchsuchen.

ENV{SCHLÜSSEL}

Der Wert einer Umgebungsvariablen, zum Beispiel ENV{ID_BUS}=„ieee1394 für die Suche nach allen Ereignissen in Zusammenhang mit der FireWire-Bus-ID.

PROGRAM

Weist udev an, ein externes Programm auszuführen. Damit es erfolgreich ist, muss das Programm mit Beendigungscode Null abschließen. Die Programmausgabe wird in STDOUT geschrieben und steht dem Schlüssel RESULT zur Verfügung.

RESULT

Überprüft die Rückgabezeichenkette des letzten PROGRAM-Aufrufs. Diesen Schlüssel können Sie entweder sofort der Regel mit dem PROGRAM-Schlüssel hinzufügen oder erst einer nachfolgenden Regel.

21.6.4 Verwenden von udev-Zuweisungsschlüsseln

Im Gegensatz zu den oben beschriebenen Übereinstimmungsschlüsseln beschreiben Zuweisungsschlüssel keine Bedingungen, die erfüllt werden müssen. Sie weisen den Geräteknoten, die von udev gewartet werden, Werte, Namen und Aktionen zu.

NAME

Der Name des zu erstellenden Geräteknotens. Nachdem der Knotenname durch eine Regel festgelegt wurde, werden alle anderen Regeln mit dem Schlüssel NAME, die auf diesen Knoten zutreffen, ignoriert.

SYMLINK

Der Name eines symbolischen Links, der dem zu erstellenden Knoten hinzugefügt werden soll. Einem Geräteknoten können mittels mehrerer Zuweisungsregeln symbolische Links hinzugefügt werden. Ebenso können Sie aber mehrere symbolische Links für einen Knoten auch in einer Regel angeben. Die Namen der einzelnen symbolischen Links müssen in diesem Fall jeweils durch ein Leerzeichen getrennt sein.

OWNER, GROUP, MODE

Die Berechtigungen für den neuen Geräteknoten. Die hier angegebenen Werte überschreiben sämtliche kompilierten Werte.

ATTR{SCHLÜSSEL}

Gibt einen Wert an, der in ein sysfs-Attribut des Ereignisgeräts geschrieben werden soll. Wenn der Operator == verwendet wird, überprüft dieser Schlüssel, ob der Wert eines sysfs-Attributs mit dem angegebenen Wert übereinstimmt.

ENV{SCHLÜSSEL}

Weist udev an, eine Umgebungsvariable zu exportieren. Wenn der Operator == verwendet wird, überprüft dieser Schlüssel, ob der Wert einer Umgebungsvariable mit dem angegebenen Wert übereinstimmt.

RUN

Weist udev an, der Liste der für dieses Gerät auszuführenden Programme ein Programm hinzuzufügen. Sie sollten hier nur sehr kurze Aufgaben angeben. Anderenfalls laufen Sie Gefahr, dass weitere Ereignisse für dieses Gerät blockiert werden.

LABEL

Fügt der Regel eine Bezeichnung hinzu, zu der ein GOTO direkt wechseln kann.

GOTO

Weist udev an, mehrere Regeln auszulassen und direkt mit der Regel fortzufahren, die die von GOTO angegebene Bezeichnung enthält.

IMPORT{TYP}

Lädt Variablen in die Ereignisumgebung, beispielsweise die Ausgabe eines externen Programms. udev kann verschiedene Variablentypen importieren. Wenn kein Typ angegeben ist, versucht udev den Typ anhand des ausführbaren Teils der Dateiberechtigungen selbst zu ermitteln.

  • program weist udev an, ein externes Programm auszuführen und dessen Ausgabe zu importieren.

  • file weist udev an, eine Textdatei zu importieren.

  • parent weist udev an, die gespeicherten Schlüssel des übergeordneten Geräts zu importieren.

WAIT_FOR_SYSFS

Weist udev an, auf die Erstellung der angegebenen sysfs-Datei für ein bestimmtes Gerät zu warten. Beispiel: WAIT_FOR_SYSFS=„ioerr_cnt“ fordert udev auf, so lange zu warten, bis die Datei ioerr_cnt erstellt wurde.

OPTIONEN

Der Schlüssel OPTION kann mehrere Werte haben:

  • last_rule weist udev an, alle nachfolgenden Regeln zu ignorieren.

  • ignore_device weist udev an, dieses Ereignis komplett zu ignorieren.

  • ignore_remove weist udev an, alle späteren Entfernungsereignisse für dieses Gerät zu ignorieren.

  • all_partitions weist udev an, für alle vorhandenen Partitionen eines Blockgeräts Geräteknoten zu erstellen.

21.7 Permanente Gerätebenennung

Das dynamische Geräteverzeichnis und die Infrastruktur für die udev-Regeln ermöglichen die Bereitstellung von stabilen Namen für alle Laufwerke unabhängig von ihrer Erkennungsreihenfolge oder der für das Gerät verwendeten Verbindung. Jedes geeignete Blockgerät, das der Kernel erstellt, wird von Werkzeugen mit speziellen Kenntnissen über bestimmte Busse, Laufwerktypen oder Dateisysteme untersucht. Gemeinsam mit dem vom dynamischen Kernel bereitgestellten Geräteknotennamen unterhält udev Klassen permanenter symbolischer Links, die auf das Gerät verweisen:

/dev/disk
|-- by-id
|   |-- scsi-SATA_HTS726060M9AT00_MRH453M4HWHG7B -> ../../sda
|   |-- scsi-SATA_HTS726060M9AT00_MRH453M4HWHG7B-part1 -> ../../sda1
|   |-- scsi-SATA_HTS726060M9AT00_MRH453M4HWHG7B-part6 -> ../../sda6
|   |-- scsi-SATA_HTS726060M9AT00_MRH453M4HWHG7B-part7 -> ../../sda7
|   |-- usb-Generic_STORAGE_DEVICE_02773 -> ../../sdd
|   `-- usb-Generic_STORAGE_DEVICE_02773-part1 -> ../../sdd1
|-- by-label
|   |-- Photos -> ../../sdd1
|   |-- SUSE10 -> ../../sda7
|   `-- devel -> ../../sda6
|-- by-path
|   |-- pci-0000:00:1f.2-scsi-0:0:0:0 -> ../../sda
|   |-- pci-0000:00:1f.2-scsi-0:0:0:0-part1 -> ../../sda1
|   |-- pci-0000:00:1f.2-scsi-0:0:0:0-part6 -> ../../sda6
|   |-- pci-0000:00:1f.2-scsi-0:0:0:0-part7 -> ../../sda7
|   |-- pci-0000:00:1f.2-scsi-1:0:0:0 -> ../../sr0
|   |-- usb-02773:0:0:2 -> ../../sdd
|   |-- usb-02773:0:0:2-part1 -> ../../sdd1
`-- by-uuid
    |-- 159a47a4-e6e6-40be-a757-a629991479ae -> ../../sda7
    |-- 3e999973-00c9-4917-9442-b7633bd95b9e -> ../../sda6
    `-- 4210-8F8C -> ../../sdd1

21.8 Von udev verwendete Dateien

/sys/*

Virtuelles, vom Linux-Kernel bereitgestelltes Dateisystem, das alle zur Zeit bekannten Geräte exportiert. Diese Informationen werden von udev zur Erstellung von Geräteknoten in /dev verwendet.

/dev/*

Dynamisch erstellte Geräteknoten und mit systemd-tmpfiles erstellte statische Inhalte. Weitere Informationen finden Sie auf der man-Seite systemd-tmpfiles(8).

Die folgenden Dateien und Verzeichnisse enthalten die entscheidenden Elemente der udev-Infrastruktur:

/etc/udev/udev.conf

Wichtigste udev-Konfigurationsdatei.

/etc/udev/rules.d/*

Systemspezifische udev-Ereigniszuordnungsregeln. Hier können Sie benutzerdefinierte Regeln hinzufügen, um die Standardregeln aus /usr/lib/udev/rules.d/* zu bearbeiten oder zu überschreiben.

Dateien werden in alphanumerischer Reihenfolge geparst. Regeln aus Dateien mit höherer Priorität modifizieren oder überschreiben Regeln mit niedrigerer Priorität. Je niedriger die Zahl, desto höher die Priorität.

/usr/lib/udev/rules.d/*

Standard-udev-Ereigniszuordnungsregeln. Die Dateien in diesem Verzeichnis gehören zu Paketen und werden durch Aktualisierungen überschrieben. Hier keinesfalls Dateien hinzufügen, entfernen oder bearbeiten; verwenden Sie stattdessen /etc/udev/rules.d.

/usr/lib/udev/*

Von den udev-Regeln aufgerufene Helferprogramme.

/usr/lib/tmpfiles.d/ and /etc/tmpfiles.d/

Verantwortlich für statische /dev-Inhalte.

21.9 Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zur udev-Infrastruktur finden Sie auf den folgenden Manualpages:

udev

Allgemeine Informationen zu udev, Schlüsseln, Regeln und anderen wichtigen Konfigurationsbelangen.

udevadm

udevadm kann dazu verwendet werden, das Laufzeitverhalten von udev zu kontrollieren, Kernel-Ereignisse abzurufen, die Ereigniswarteschlange zu verwalten und einfache Methoden zur Fehlersuche bereitzustellen.

udevd

Informationen zum udev-Ereignisverwaltungs-Daemon.

22 Live-Patching des Linux-Kernels mithilfe von kGraft

In diesem Dokument werden die Grundlagen der Live-Patching-Technologie kGraft erläutert und Sie finden hier Richtlinien für den SLE Live Patching-Dienst.

Die Live-Patching-Technologie kGraft führt das Patching zur Laufzeit für den LinuxKernel aus, ohne den Kernel anhalten zu müssen. So erzielen Sie die maximale Betriebszeit (und damit die maximale Verfügbarkeit) des Systems, was insbesondere bei unternehmenswichtigen Systemen von Bedeutung ist. Durch das dynamische Patching des Kernels können Benutzer auch kritische Sicherheitsaktualisierungen installieren, ohne bis zu einer geplanten Ausfallzeit warten zu müssen.

Ein kGraft-Patch ist ein Kernel-Modul, das ganze Funktionen im Kernel ersetzt. kGraft bietet hauptsächlich eine kernelinterne Infrastruktur für die Integration des gepatchten Codes mit dem Kernel-Basiscode zur Laufzeit.

Der SLE Live Patching-Dienst wird zusätzlich zur normalen SUSE Linux Enterprise Server-Wartung erbracht. kGraft-Patches, die über SLE Live Patching verteilt werden, ergänzen die normalen SLES-Wartungsaktualisierungen. SLE Live Patching kann über herkömmliche Aktualisierungsstapel und -verfahren bereitgestellt werden.

Die Angaben in diesem Dokument gelten für die AMD64/Intel 64- und POWER-Architekturen. Sollten Sie eine andere Architektur nutzen, können die Verfahren von den hier beschriebenen abweichen.

22.1 Vorteile von kGraft

Das Live-Kernel-Patching mit kGraft eignet sich insbesondere als rasche Reaktion in Notfällen (wenn schwere Schwachstellen bekannt sind und sobald wie möglich behoben werden sollen oder wenn schwere Probleme mit der Systemstabilität vorliegen, für die eine Fehlerbehebung bekannt ist). In geplanten Aktualisierungen, bei denen die Zeit keine entscheidende Rolle spielt, kommt dieses Verfahren nicht zum Einsatz.

Typische Anwendungsfälle für kGraft sind beispielsweise Speicherdatenbanken mit enormen Mengen an Arbeitsspeicher, bei denen eine Bootdauer von 15 Minuten oder länger nicht ungewöhnlich ist, umfangreiche Simulationen, die mehrere Wochen oder Monate ohne Neustart ausgeführt werden müssen, oder Infrastrukturbausteine, die ununterbrochene Dienste für viele Kunden erbringen.

Als Hauptvorteil von kGraft muss der Kernel unter keinen Umständen angehalten werden, nicht einmal für kurze Zeit.

Ein kGraft-Patch ist ein .ko-Kernel-Modul in einem RPM-Paket. Der Patch wird mit dem Befehl insmod in den Kernel eingefügt, sobald das Paket installiert oder aktualisiert wird. kGraft ersetzt ganze Funktionen im Kernel, selbst wenn sie gerade ausgeführt werden. Ein aktualisiertes kGraft-Modul kann bei Bedarf einen vorhandenen Patch ersetzen.

Zudem ist kGraft schlank – es ist nur wenig Code erforderlich, da andere standardmäßige Linux-Technologien eingebunden werden.

22.2 Low-Level-Funktion von kGraft

kGraft führt das Patching über die ftrace-Infrastruktur aus. Im Folgenden wird die Implementierung auf der AMD64-/Intel-64-Architektur beschrieben.

Zum Patchen einer Kernel-Funktion benötigt kGraft etwas Platz am Anfang der Funktion, damit ein Sprung zu einer neuen Funktion eingefügt werden kann. Dieser Platz wird bei der Kernel-Kompilierung durch GCC mit aktivierter Funktionsprofilerstellung zugewiesen. Insbesondere wird eine 5 Byte umfassende Aufrufanweisung an den Anfang der Kernel-Funktionen eingebracht. Beim Booten eines derart ausgerüsteten Kernels werden die Profilerstellungsaufrufe durch 5-Byte-Nulloperationsanweisungen (NOP-Anweisungen) ersetzt.

Zu Beginn des Patching-Vorgangs wird das erste Byte durch die INT3-(Haltepunkt-)Anweisung ersetzt. So wird die Atomarität des 5-Byte-Anweisungsersatzes sichergestellt. Die weiteren vier Byte werden durch die Adresse zur neuen Funktion ersetzt. Schließlich wird das erste Byte durch den JMP-Opcode (Long Jump) ersetzt.

Mithilfe von IPI-NMIs (Inter-Processor Non-Maskable Interrupts) werden spekulative Decodierungswarteschlangen anderer CPUs im System entleert. So kann die Umstellung auf die neue Funktion erfolgen, ohne den Kernel anhalten zu müssen, nicht einmal für äußerst kurze Zeit. Die Unterbrechungen durch die IPI-NMIs messen sich nach Millisekunden und gelten nicht als Systemunterbrechungen, da der Kernel trotz dieser Unterbrechungen weiterläuft.

Aufrufer werden nicht gepatcht. Stattdessen werden die NOPs des Aufrufers durch ein JMP zur neuen Funktion ersetzt. JMP-Anweisungen bleiben dauerhaft erhalten. Hierdurch sind die Funktionszeiger gesichert (auch in Strukturen) und alte Daten müssen nicht für den Fall aufgehoben werden, dass der Patch rückgängig gemacht wird.

Diese Schritte allein würden allerdings nicht ausreichen: Die Funktionen werden nichtatomar ausgetauscht; eine neue, fehlerfreie Funktion in einem Teil des Kernels könnte dennoch eine alte Funktion an anderer Stelle aufrufen oder umgekehrt. Wenn die Semantik der Funktionsschnittstellen im Patch geändert würde, wäre Chaos unvermeidbar.

Bis alle Funktionen ersetzt sind, gilt daher ein „Trampolinverfahren“ ähnlich RCU (Read-Copy-Update, Lesen-Kopieren-Aktualisieren), damit die einzelnen Userspace-Threads, Kernel-Threads und Kernel-Interrupts fortlaufend einheitliche „Weltsicht“ behalten. Bei jedem Kernel-Ein- und -Ausstieg wird ein threadspezifisches Flag gesetzt. So ist gewährleistet, dass eine alte Funktion stets eine andere alte Funktion aufruft und eine neue Funktion stets eine neue. Sobald für alle Prozesse das Flag für das „neue Universum“ gesetzt ist, ist das Patching abgeschlossen, die Trampoline können abgebaut werden und der Code kann mit voller Geschwindigkeit und ohne Leistungseinbußen laufen, abgesehen von einem extrem langen Sprung bei den einzelnen gepatchten Funktionen.

22.3 Installieren von kGraft-Patches

In diesem Abschnitt werden die Aktivierung der Live Patching-Erweiterung für SUSE Linux Enterprise sowie die Installation der kGraft-Patches beschrieben.

22.3.1 Aktivierung von SLE Live Patching

So aktivieren Sie SLE Live Patching auf dem System:

  1. Falls das SLES-System noch nicht registriert ist, holen Sie dies jetzt nach. Die Registrierung kann wahlweise während der Systeminstallation oder nachträglich mit dem YaST-Modul Produktregistrierung (yast2 registration) ausgeführt werden. Klicken Sie nach der Registrierung auf Ja. Die Liste der verfügbaren Online-Aktualisierungen wird angezeigt.

    Wenn das SLES-System bereits registriert, SLE Live Patching jedoch noch nicht aktiviert ist, öffnen Sie das YaST-Modul Produktregistrierung (yast2 registration) und klicken Sie auf Erweiterungen auswählen.

  2. Wählen Sie in der Liste der verfügbaren Erweiterungen den Eintrag SUSE Linux Enterprise Live Patching 12 und klicken Sie auf Weiter.

  3. Bestätigen Sie die Lizenzvereinbarung und klicken Sie auf Weiter.

  4. Geben Sie den Registrierungscode für SLE Live Patching ein und klicken Sie auf Weiter.

  5. Prüfen Sie die Installationszusammenfassung und die ausgewählten Schemata. Das Schema Live Patching muss zur Installation ausgewählt sein.

  6. Schließen Sie die Installation mit Akzeptieren ab. Hiermit werden die grundlegenden kGraft-Komponenten zusammen mit dem anfänglichen Live-Patch auf dem System installiert.

22.3.2 Aktualisieren des Systems

  1. SLE Live Patching-Aktualisierungen werden in einer Form verteilt, bei der die Patches mithilfe von standardmäßigen SLE-Aktualisierungsstapeln angewendet werden können. Der anfängliche Live-Patch kann mit zypper patch, mit der YaST-Online-Aktualisierung oder einem gleichwertigen Verfahren aktualisiert werden.

  2. Der Kernel wird bei der Installation des Pakets automatisch gepatcht. Die Aufrufe der alten Kernel-Funktionen werden jedoch erst dann vollständig beseitigt, wenn alle Prozesse aus dem Ruhezustand aufgeweckt wurden und der Aktualisierung nicht mehr im Wege stehen. Dies kann sehr lange dauern. Dennoch gelten Prozesse im Ruhezustand, die die alten Kernel-Funktionen nicht nutzen, nicht als Sicherheitsrisiko. In der aktuellen Version von kGraft kann der nächste kGraft-Patch dennoch erst dann angewendet werden, wenn alle Prozesse die Kernel-Userspace-Grenze überschritten haben, sodass die gepatchten Funktionen aus dem vorherigen Patch nicht mehr genutzt werden.

    Der globale Patching-Status ist aus dem Flag in /sys/kernel/kgraft/in_progress ersichtlich. Der Wert 1 bedeutet, dass Prozesse im Ruhezustand vorliegen, die noch aufgeweckt werden müssen. (Der Patching-Vorgang ist also noch nicht abgeschlossen.) Der Wert 0 bedeutet, dass alle Prozesse ausschließlich die gepatchten Funktionen nutzen und dass der Patching-Vorgang abgeschlossen ist. Alternativ rufen Sie diese Angaben mit dem Befehl kgr status ab.

    Sie können das Flag auch für einzelne Prozesse ermitteln. Prüfen Sie jeweils die Zahl unter /proc/PROZESSNUMMER/kgr_in_progress für die betreffenden Prozesse. Der Wert 1 weist wiederum auf Prozesse im Ruhezustand hin, die noch aufgeweckt werden müssen. Alternativ rufen Sie die Liste der Prozesse im Ruhezustand mit dem Befehl kgr blocking ab.

22.4 Patch-Lebenszyklus

Mit zypper lifecycle rufen Sie das Ablaufdatum der Live-Patches ab. Prüfen Sie, ob das Paket lifecycle-data-sle-live-patching installiert ist.

tux > zypper lifecycle

Product end of support
Codestream: SUSE Linux Enterprise Server 12             2024-10-31
SUSE Linux Enterprise Server 12 SP2                     n/a*

Extension end of support
SUSE Linux Enterprise Live Patching                     2017-10-31

Package end of support if different from product:
SUSEConnect                              Now, installed 0.2.41-18.1, update available 0.2.42-19.3.1
apache2-utils                            Now


*) See https://www.suse.com/lifecycle  for latest information

Sobald das Ablaufdatum eines Patches erreicht ist, werden keine weiteren Live-Patches für diese Kernelversion mehr bereitgestellt. Planen Sie die Aktualisierung des Kernels rechtzeitig vor dem Ende des Live-Patch-Lebenszyklus ein.

22.5 Entfernen eines kGraft-Patches

So entfernen Sie einen kGraft-Patch:

  1. Entfernen Sie zunächst den Patch selbst mit Zypper:

    zypper rm kgraft-patch-3_12_32-25-default
  2. Booten Sie dann den Computer neu.

22.6 Hängengebliebene Kernel-Ausführungsthreads

Die Kernel-Threads müssen auf kGraft vorbereitet werden. Software von Drittanbietern ist unter Umständen nicht für die kGraft-Einführung bereit und die Kernel-Module dieser Software erzeugen ggf. Kernel-Ausführungsthreads. Diese Threads blockieren den Patching-Vorgang auf Dauer. Als Notmaßnahme bietet kGraft die Möglichkeit, den Patching-Prozess zwangsweise zu beenden, ohne abzuwarten, bis alle Ausführungsthreads den Sicherheitskontrollpunkt überschritten haben. Schreiben Sie hierzu den Wert 0 in /sys/kernel/kgraft/in_progress. Wenden Sie sich an den SUSE-Support, bevor Sie dieses Verfahren ausführen.

22.7 Das Werkzeug kgr

Verschiedene kGraft-Verwaltungsaufgaben lassen sich mit dem Werkzeug kgr vereinfachen. Verfügbare Befehle:

kgr status

Zeigt den Gesamtstatus des kGraft-Patching (ready oder in_progress).

kgr patches

Zeigt eine Liste der geladenen kGraft-Patches.

kgr blocking

Zeigt eine Liste der Prozesse, die das Beenden des kGraft-Patching verhindern. Standardmäßig werden nur die PIDs aufgeführt. Mit -v werden die Kommandozeilen ausgegeben (falls vorhanden). Mit einem weiteren Schalter -v werden auch Stapel-Traces angegeben.

Weitere Informationen finden Sie unter man kgr.

22.8 Umfang der kGraft-Technologie

kGraft beruht auf dem Ersetzen von Funktionen. Die Datenstruktur kann mit kGraft nur indirekt geändert werden. Änderungen an der Kernel-Datenstruktur verlangen daher besondere Vorsicht; bei zu großen Änderungen muss das System ggf. neu gebootet werden. Außerdem kann kGraft unter Umständen nicht mit Situationen umgehen, in denen der alte Kernel von einem Compiler kompiliert wird und der neue Patch von einem zweiten Compiler.

Aufgrund der Funktionsweise von kGraft ist die Unterstützung für Drittanbieter-Module, die Kernel-Threads erzeugen, begrenzt.

22.9 Umfang von SLE Live Patching

SLE Live Patching umfasst Fehlerbehebungen für SUSE-Sicherheitsanfälligkeiten (Common Vulnerability Scoring System, CVSS) ab Stufe 7 sowie Fehlerbehebungen hinsichtlich der Systemstabilität oder Datenbeschädigung. Unter Umständen kann nicht für alle Fehlerbehebungen, die die obigen Kriterien erfüllen, ein Live-Patch bereitgestellt werden. SUSE behält sich das Recht vor, Fehlerbehebungen zu überspringen, wenn die Erzeugung eines Kernel-Live-Patches aus technischen Gründen nicht praktikabel ist. Weitere Informationen zu CVSS 3.0 als Grundlage für die SUSE CVSS-Einstufung finden Sie unter https://www.first.org/cvss/.

22.10 Interaktion mit den Supportprozessen

Wenn Sie gemeinsam mit dem SUSE-Support bestimmte technische Probleme beheben, erhalten Sie ggf. einen sogenannten PTF (Program Temporary Fix, temporäre Programm-Fehlerbehebung). PTFs können für verschiedene Pakete ausgegeben werden, z. B. für Pakete, die die Grundlage von SLE Live Patching bilden.

Die kGraft-PTFs, die die Bedingungen im vorherigen Abschnitt erfüllen, können wie gewohnt installiert werden; SUSE sorgt dabei dafür, dass das betreffende System nicht neu gebootet werden muss und dass künftige Live-Aktualisierungen problemlos angewendet werden können.

PTFs für den Basis-Kernel unterbrechen den Live-Patching-Vorgang. Erstens: Wenn Sie den PTF-Kernel installieren, müssen Sie das System neu booten, da der Kernel als Ganzes nicht zur Laufzeit ersetzt werden kann. Zweitens: Ein zweiter Neustart ist erforderlich, damit der PTF durch normale Wartungsaktualisierungen ersetzt wird, für die die Live-Patches ausgegeben werden.

PTFs für andere Pakete in SLE Live Patching können wie reguläre PTFs mit den üblichen Zusicherungen behandelt werden.

23 Spezielle Systemfunktionen

In diesem Kapitel erhalten Sie zunächst Informationen zu den verschiedenen Softwarepaketen, zu den virtuellen Konsolen und zur Tastaturbelegung. Hier finden Sie Hinweise zu Software-Komponenten, wie bash, cron und logrotate, da diese im Laufe der letzten Veröffentlichungszyklen geändert oder verbessert wurden. Selbst wenn sie nur klein sind oder als nicht besonders wichtig eingestuft werden, sollten die Benutzer ihr Standardverhalten ändern, da diese Komponenten häufig eng mit dem System verbunden sind. Das Kapitel endet mit einem Abschnitt mit sprach- und landesspezifischen Einstellungen (I18N und L10N).

23.1 Informationen zu speziellen Softwarepaketen

Die Programme bash, cron, logrotate, locate, ulimit und free spielen für Systemadministratoren und viele Benutzer eine wichtige Rolle. man-Seiten und info-Seiten sind hilfreiche Informationsquellen zu Befehlen, sind jedoch nicht immer verfügbar. GNU Emacs ist ein beliebter konfigurierbarer Texteditor.

23.1.1 Das Paket bash und /etc/profile

Bash ist die Standard-System-Shell. Wenn sie als Anmelde-Shell verwendet wird, werden mehrere Initialisierungsdateien gelesen. Bash verarbeitet die entsprechenden Informationen in der Reihenfolge dieser Liste:

  1. /etc/profile

  2. ~/.profile

  3. /etc/bash.bashrc

  4. ~/.bashrc

Nehmen Sie benutzerdefinierte Einstellungen in ~/.profile oder ~/.bashrc vor. Um die richtige Verarbeitung der Dateien zu gewährleisten, müssen die Grundeinstellungen aus /etc/skel/.profile oder /etc/skel/.bashrc in das Home-Verzeichnis des Benutzers kopiert werden. Es empfiehlt sich, die Einstellungen aus /etc/skel nach einer Aktualisierung zu kopieren. Führen Sie die folgenden Shell-Befehle aus, um den Verlust persönlicher Einstellungen zu vermeiden:

mv ~/.bashrc ~/.bashrc.old
cp /etc/skel/.bashrc ~/.bashrc
mv ~/.profile ~/.profile.old
cp /etc/skel/.profile ~/.profile

Kopieren Sie anschließend die persönlichen Einstellungen erneut aus den *.old-Dateien.

23.1.2 Das cron-Paket

Mit Cron können Sie automatisch Befehle im Hintergrund zu bestimmten Zeitpunkten ausführen. cron greift auf speziell formatierte Zeittabellen zu, wobei bereits mehrere standardmäßige Tabellen in diesem Werkzeug enthalten sind. Bei Bedarf können die Benutzer auch benutzerdefinierte Tabellen angeben.

Die cron-Tabellen befinden sich im Verzeichnis /var/spool/cron/tabs. /etc/crontab dient als systemübergreifende cron-Tabelle. Geben Sie den Benutzernamen zur Ausführung des Befehls unmittelbar nach der Zeittabelle und noch vor dem Befehl ein. In Beispiel 23.1, „Eintrag in /etc/crontab“, wird root eingegeben. Die paketspezifischen Tabellen in /etc/cron.d weisen alle dasselbe Format auf. Informationen hierzu finden Sie auf der man-Seite zu cron (man cron).

Beispiel 23.1: Eintrag in /etc/crontab
1-59/5 * * * *   root   test -x /usr/sbin/atrun && /usr/sbin/atrun

Sie können /etc/crontab nicht bearbeiten, indem Sie den Befehl crontab -e bearbeiten. Die Datei muss direkt in einem Editor geladen, geändert und dann gespeichert werden.

Einige Pakte installieren Shell-Skripten in die Verzeichnisse /etc/cron.hourly, /etc/cron.daily, /etc/cron.weekly und /etc/cron.monthly, deren Ausführung durch /usr/lib/cron/run-crons gesteuert wird. /usr/lib/cron/run-crons wird alle 15 Minuten von der Haupttabelle (/etc/crontab) ausgeführt. Hiermit wird gewährleistet, dass vernachlässigte Prozesse zum richtigen Zeitpunkt ausgeführt werden können.

Um die Skripten hourly, daily oder andere Skripten für regelmäßige Wartungsarbeiten zu benutzerdefinierten Zeiten auszuführen, entfernen Sie regelmäßig die Zeitstempeldateien mit /etc/crontab-Einträgen (siehe Beispiel 23.2, „/etc/crontab: Entfernen der Zeitstempeldateien“ – u. a. wird hourly vor jeder vollen Stunde und daily einmal täglich um 2:14 Uhr entfernt).

Beispiel 23.2: /etc/crontab: Entfernen der Zeitstempeldateien
59 *  * * *     root  rm -f /var/spool/cron/lastrun/cron.hourly
14 2  * * *     root  rm -f /var/spool/cron/lastrun/cron.daily
29 2  * * 6     root  rm -f /var/spool/cron/lastrun/cron.weekly
44 2  1 * *     root  rm -f /var/spool/cron/lastrun/cron.monthly

Sie können auch DAILY_TIME in /etc/sysconfig/cron auf die Zeit einstellen, zu der cron.daily gestartet werden soll. Mit MAX_NOT_RUN stellen Sie sicher, dass die täglichen Aufgaben auch dann ausgeführt werden, wenn der Computer zur angegebenen DAILY_TIME und auch eine längere Zeit danach nicht eingeschaltet ist. Die maximale Einstellung von MAX_NOT_RUN sind 14 Tage.

Die täglichen Systemwartungsaufträge werden zum Zwecke der Übersichtlichkeit auf mehrere Skripts verteilt. Sie sind im Paket aaa_base enthalten. /etc/cron.daily enthält beispielsweise die Komponenten suse.de-backup-rpmdb, suse.de-clean-tmp oder suse.de-cron-local.

23.1.3 Stoppen der Cron-Statusmeldungen

Um die Email-Flut einzudämmen, die durch die Cron-Statusmeldungen entsteht, wird der Standardwert für SEND_MAIL_ON_NO_ERROR in /etc/sysconfig/cron bei neuen Installationen auf "no" (nein) eingestellt. Selbst mit der Einstellung "no" (nein) wird die Cron-Datenausgabe weiterhin an die MAILTO-Adresse gesendet, wie auf der man-Seite zu Cron beschrieben.

Bei einer Aktualisierung wird empfohlen, diese Werte gemäß Ihren Anforderungen einzustellen.

23.1.4 Protokolldateien: Paket logrotate

Mehrere Systemdienste ( Daemons) zeichnen zusammen mit dem Kernel selbst regelmäßig den Systemstatus und spezielle Ereignisse in Protokolldateien auf. Auf diese Weise kann der Administrator den Status des Systems zu einem bestimmten Zeitpunkt regelmäßig überprüfen, Fehler oder Fehlfunktionen erkennen und die Fehler mit Präzision beheben. Die Protokolldateien werden in der Regel, wie von FHS angegeben, unter /var/log gespeichert und werden täglich umfangreicher. Mit dem Paket logrotate kann der Umfang der Dateien gesteuert werden. Weitere Informationen finden Sie unter Book “System Analysis and Tuning Guide”, Chapter 3 “Analyzing and Managing System Log Files”, Section 3.3 “Managing Log Files with logrotate.

23.1.5 Der Befehl „locate“

locate, ein Kommando zum schnellen Suchen von Dateien, ist nicht im Standardumfang der installierten Software enthalten. Falls gewünscht, können Sie das Paket mlocate, den Nachfolger des Pakets findutils-locate, installieren. Der Prozess updatedb wird jeden Abend etwa 15 Minuten nach dem Booten des Systems gestartet.

23.1.6 Der Befehl „ulimit“

Mit dem Kommando ulimit (user limits) ist es möglich, Begrenzungen für die Verwendung von Systemressourcen festzulegen und anzuzeigen. ulimit ist besonders nützlich für die Begrenzung des verfügbaren Arbeitsspeichers für Anwendungen. Damit kann eine Anwendung daran gehindert werden, zu viele Systemressourcen zu reservieren und damit das Betriebssystem zu verlangsamen oder sogar aufzuhängen.

ulimit kann mit verschiedenen Optionen verwendet werden. Verwenden Sie zum Begrenzen der Speicherauslastung die in Tabelle 23.1, „ulimit: Einstellen von Ressourcen für Benutzer“ aufgeführten Optionen.

Tabelle 23.1: ulimit: Einstellen von Ressourcen für Benutzer

-m

Die maximale nicht auslagerbare festgelegte Größe

-v

Die maximale Größe des virtuellen Arbeitsspeichers, der der Shell zur Verfügung steht

-s

Die maximale Größe des Stapels

-c

Die maximale Größe der erstellten Kerndateien

-a

Alle aktuellen Grenzwerte werden gemeldet

Systemweite Standardeinträge werden unter /etc/profile festgelegt. Die direkte Bearbeitung dieser Datei wird nicht empfohlen, da die Änderungen bei einem Systemupgrade überschrieben werden. Mit /etc/profile.local können Sie die systemweiten Profileinstellungen anpassen. Benutzerspezifische Einstellungen sind unter ~USER/.bashrc vorzunehmen.

Beispiel 23.3: ulimit: Einstellungen in ~/.bashrc
# Limits maximum resident set size (physical memory):
ulimit -m 98304

# Limits of virtual memory:
ulimit -v 98304

Die Speicherzuteilungen müssen in KB erfolgen. Weitere Informationen erhalten Sie mit man bash.

Wichtig
Wichtig: Unterstützung für ulimit

ulimit-Direktiven werden nicht von allen Shells unterstützt. PAM (z. B. pam_limits) bietet umfassende Anpassungsfunktionen als Alternative zu ulimit.

23.1.7 Der Befehl „free“

Der Befehl free zeigt die Größe des insgesamt vorhandenen freien und verwendeten physischen Arbeitsspeichers und Auslagerungsspeichers im System sowie die vom Kernel verwendeten Puffer und den verwendeten Cache an. Das Konzept des verfügbaren Arbeitsspeichers geht auf Zeiten vor der einheitlichen Speicherverwaltung zurück. Bei Linux gilt der Grundsatz freier Arbeitsspeicher ist schlechter Arbeitsspeicher. Daher wurde bei Linux immer darauf geachtet, die Caches auszugleichen, ohne freien oder nicht verwendeten Arbeitsspeicher zuzulassen.

Der Kernel verfügt nicht direkt über Anwendungs- oder Benutzerdaten. Stattdessen verwaltet er Anwendungen und Benutzerdaten in einem Seiten-Cache. Falls nicht mehr genügend Arbeitsspeicher vorhanden ist, werden Teile auf der Swap-Partition oder in Dateien gespeichert, von wo aus sie mit dem Befehl mmap abgerufen werden können. (siehe man mmap).

Der Kernel enthält zusätzlich andere Caches, wie beispielsweise den slab-Cache, in dem die für den Netzwerkzugriff verwendeten Caches gespeichert werden. Dies erklärt die Unterschiede zwischen den Zählern in /proc/meminfo. Die meisten, jedoch nicht alle dieser Zähler, können über /proc/slabinfo aufgerufen werden.

Wenn Sie jedoch herausfinden möchten, wie viel RAM gerade verwendet wird, dann finden Sie diese Information in /proc/meminfo.

23.1.8 man-Seiten und Info-Seiten

Für einige GNU-Anwendungen (wie beispielsweise tar) sind keine man-Seiten mehr vorhanden. Verwenden Sie für diese Befehle die Option --help, um eine kurze Übersicht über die info-Seiten zu erhalten, in der Sie detailliertere Anweisungen erhalten. info befindet sich im Hypertextsystem von GNU. Eine Einführung in dieses System erhalten Sie, wenn Sie info info eingeben. Info-Seiten können mit Emacs angezeigt werden, wenn Sie emacs -f info eingeben oder mit info direkt in einer Konsole angezeigt werden. Sie können auch tkinfo, xinfo oder das Hilfesystem zum Anzeigen von info-Seiten verwenden.

23.1.9 Auswählen von man-Seiten über das Kommando man

Geben Sie man MAN-SEITE ein, um eine man-Seite zu lesen. Wenn bereits eine man-Seite mit demselben Namen in anderen Abschnitten vorhanden ist, werden alle vorhandenen Seiten mit den zugehörigen Abschnittsnummern aufgeführt. Wählen Sie die aus, die Sie anzeigen möchten. Wenn Sie innerhalb einiger Sekunden keine Abschnittsnummer eingeben, wird die erste man-Seite angezeigt.

Zur Rückkehr zum standardmäßigen Systemverhalten legen Sie MAN_POSIXLY_CORRECT=1 in einer Shell-Initialisierungsdatei wie ~/.bashrc fest.

23.1.10 Einstellungen für GNU Emacs

GNU Emacs ist eine komplexe Arbeitsumgebung. In den folgenden Abschnitten werden die beim Starten von GNU Emacs verarbeiteten Dateien beschrieben. Weitere Informationen hierzu erhalten Sie online unter http://www.gnu.org/software/emacs/.

Beim Starten liest Emacs mehrere Dateien, in denen die Einstellungen für den Benutzer, den Systemadministrator und den Distributor zur Anpassung oder Vorkonfiguration enthalten sind. Die Initialisierungsdatei ~/.emacs ist in den Home-Verzeichnissen der einzelnen Benutzer von /etc/skel installiert. .emacs wiederum liest die Datei /etc/skel/.gnu-emacs. Zum Anpassen des Programms kopieren Sie .gnu-emacs in das Home-Verzeichnis (mit cp /etc/skel/.gnu-emacs ~/.gnu-emacs) und nehmen Sie dort die gewünschten Einstellungen vor.

.gnu-emacs definiert die Datei ~/.gnu-emacs-custom als custom-file. Wenn Benutzer in Emacs Einstellungen mit den customize-Optionen vornehmen, werden die Einstellungen in ~/.gnu-emacs-custom gespeichert.

Bei SUSE Linux Enterprise Server wird mit dem emacs-Paket die Datei site-start.el im Verzeichnis /usr/share/emacs/site-lisp installiert. Die Datei site-start.el wird vor der Initialisierungsdatei ~/.emacs geladen. Mit site-start.el wird unter anderem sichergestellt, dass spezielle Konfigurationsdateien mit Emacs-Add-on-Paketen, wie psgml, automatisch geladen werden. Konfigurationsdateien dieses Typs sind ebenfalls unter /usr/share/emacs/site-lisp gespeichert und beginnen immer mit suse-start-. Der lokale Systemadministrator kann systemweite Einstellungen in default.el festlegen.

Weitere Informationen zu diesen Dateien finden Sie in der Info-Datei zu Emacs unter Init File: info:/emacs/InitFile. Informationen zum Deaktivieren des Ladens dieser Dateien (sofern erforderlich) stehen dort ebenfalls zur Verfügung.

Die Komponenten von Emacs sind in mehrere Pakete unterteilt:

  • Das Basispaket emacs.

  • emacs-x11 (in der Regel installiert): das Programm mit X11-Support.

  • emacs-nox: das Programm ohne X11-Support.

  • emacs-info: Online-Dokumentation im info-Format.

  • emacs-el: die nicht kompilierten Bibliotheksdateien in Emacs Lisp. Sie sind während der Laufzeit nicht erforderlich.

  • Verschiedene Add-On-Pakete können bei Bedarf installiert werden: emacs-auctex (LaTeX), psgml (SGML und XML), gnuserv (Client- und Server-Vorgänge) und andere.

23.2 Virtuelle Konsolen

Linux ist ein Multitasking-System für den Mehrbenutzerbetrieb. Die Vorteile dieser Funktionen können auch auf einem eigenständigen PC-System genutzt werden. Im Textmodus stehen sechs virtuelle Konsolen zur Verfügung. Mit den Tastenkombinationen AltF1 bis AltF6 können Sie zwischen den Konsolen umschalten. Die siebte Konsole ist für X und reserviert und in der zehnten Konsole werden Kernel-Meldungen angezeigt.

Wenn Sie von X ohne Herunterfahren zu einer anderen Konsole wechseln möchten, verwenden Sie die Tasten StrgAlt F1 bis StrgAlt F6. Mit AltF7 kehren Sie zu X zurück.

23.3 Tastaturzuordnung

Um die Tastaturzuordnung der Programme zu standardisieren, wurden Änderungen an folgenden Dateien vorgenommen:

/etc/inputrc
/etc/X11/Xmodmap
/etc/skel/.emacs
/etc/skel/.gnu-emacs
/etc/skel/.vimrc
/etc/csh.cshrc
/etc/termcap
/usr/share/terminfo/x/xterm
/usr/share/X11/app-defaults/XTerm
/usr/share/emacs/VERSION/site-lisp/term/*.el

Diese Änderungen betreffen nur Anwendungen, die terminfo-Einträge verwenden oder deren Konfigurationsdateien direkt geändert werden (vi, emacs usw.). Anwendungen, die nicht im Lieferumfang des Systems enthalten sind, sollten an diese Standards angepasst werden.

Unter X kann die Compose-Taste (Multi-Key) gemäß /etc/X11/Xmodmap aktiviert werden.

Weitere Einstellungen sind mit der X-Tastaturerweiterung (XKB) möglich. Diese Erweiterung wird auch von der Desktop-Umgebung GNOME (gswitchit) verwendet.

Tipp
Tipp: Weiterführende Informationen

Informationen zu XKB finden Sie in den Dokumenten, die unter /usr/share/doc/packages/xkeyboard-config (Teil des Pakets xkeyboard-config) aufgelistet sind.

23.4 Sprach- und länderspezifische Einstellungen

Das System wurde zu einem großen Teil internationalisiert und kann an lokale Gegebenheiten angepasst werden. Die Internationalisierung (I18N) ermöglicht eine spezielle Lokalisierung (L10N). Die Abkürzungen I18N und L10N wurden von den ersten und letzten Buchstaben der englischsprachigen Begriffe und der Anzahl der dazwischen stehenden ausgelassenen Buchstaben abgeleitet.

Die Einstellungen werden mit LC_-Variablen vorgenommen, die in der Datei /etc/sysconfig/language definiert sind. Dies bezieht sich nicht nur auf die native Sprachunterstützung, sondern auch auf die Kategorien Meldungen (Sprache) Zeichensatz, Sortierreihenfolge, Uhrzeit und Datum, Zahlen und Währung. Diese Kategorien können direkt über eine eigene Variable oder indirekt mit einer Master-Variable in der Datei language festgelegt werden (weitere Informationen erhalten Sie auf der man-Seite zu locale).

RC_LC_MESSAGES, RC_LC_CTYPE, RC_LC_COLLATE, RC_LC_TIME, RC_LC_NUMERIC, RC_LC_MONETARY

Diese Variablen werden ohne das Präfix RC_ an die Shell weitergegeben und stehen für die aufgelisteten Kategorien. Die betreffenden Shell-Profile werden unten aufgeführt. Die aktuelle Einstellung lässt sich mit dem Befehl locale anzeigen.

RC_LC_ALL

Sofern diese Variable festgelegt ist, setzt Sie die Werte der bereits erwähnten Variablen außer Kraft.

RC_LANG

Falls keine der zuvor genannten Variablen festgelegt ist, ist dies das Fallback. Standardmäßig wird nur RC_LANG festgelegt. Dadurch wird es für die Benutzer einfacher, eigene Werte einzugeben.

ROOT_USES_LANG

Eine Variable, die entweder den Wert yes oder den Wert no aufweist. Wenn die Variable auf no gesetzt ist, funktioniert root immer in der POSIX-Umgebung.

Die Variablen können über den sysconfig-Editor von YaST festgelegt werden. Der Wert einer solchen Variable enthält den Sprachcode, den Ländercode, die Codierung und einen Modifier. Die einzelnen Komponenten werden durch Sonderzeichen verbunden:

  LANG=<language>[[_<COUNTRY>].<Encoding>[@<Modifier>]]

23.4.1 Beispiele

Sprach- und Ländercode sollten immer gleichzeitig eingestellt werden. Die Spracheinstellungen entsprechen der Norm ISO 639, die unter http://www.evertype.com/standards/iso639/iso639-en.html und http://www.loc.gov/standards/iso639-2/ verfügbar ist. Die Ländercodes sind in ISO 3166 aufgeführt (siehe http://en.wikipedia.org/wiki/ISO_3166).

Es ist nur sinnvoll, Werte festzulegen, für die verwendbare Beschreibungsdateien unter /usr/lib/locale zu finden sind. Anhand der Dateien in /usr/share/i18n können mit dem Befehl localedef zusätzliche Beschreibungsdateien erstellt werden. Die Beschreibungsdateien sind Bestandteil des Pakets glibc-i18ndata. Eine Beschreibungsdatei für en_US.UTF-8 (für Englisch und USA) kann beispielsweise wie folgt erstellt werden:

localedef -i en_US -f UTF-8 en_US.UTF-8
LANG=en_US.UTF-8

Dies ist die Standardeinstellung, wenn während der Installation US-Englisch ausgewählt wurde. Wenn Sie eine andere Sprache ausgewählt haben, wird diese Sprache ebenfalls mit der Zeichencodierung UTF-8 aktiviert.

LANG=en_US.ISO-8859-1

Hiermit wird als Sprache Englisch, als Land die USA und als Zeichensatz ISO-8859-1 festgelegt. In diesem Zeichensatz wird das Eurozeichen nicht unterstützt, es kann jedoch gelegentlich in Programmen nützlich sein, die nicht für die UTF-8-Unterstützung aktualisiert wurden. Die Zeichenkette, mit der der Zeichensatz definiert wird (in diesem Fall ISO-8859-1), wird anschließend von Programmen, wie Emacs, ausgewertet.

LANG=en_IE@euro

Im oben genannten Beispiel wird das Eurozeichen explizit in die Spracheinstellung aufgenommen. Diese Einstellung ist nun überflüssig, da UTF-8 auch das Eurosymbol enthält. Sie ist nur nützlich, wenn eine Anwendung ISO-8859-15 anstelle von UTF-8 unterstützt.

Änderungen an /etc/sysconfig/language werden mit der folgenden Prozesskette aktiviert:

  • Für die Bash: /etc/profile liest /etc/profile.d/lang.sh, die ihrerseits /etc/sysconfig/language analysiert.

  • Für tcsh: /etc/profile liest /etc/profile.d/lang.csh, die ihrerseits /etc/sysconfig/language analysiert.

So wird sichergestellt, dass sämtliche Änderungen an /etc/sysconfig/language bei der nächsten Anmeldung in der entsprechenden Shell verfügbar sind, ohne dass sie manuell aktiviert werden müssen.

Die Benutzer können die Standardeinstellungen des Systems außer Kraft setzen, indem Sie die Datei ~/.bashrc entsprechend bearbeiten. Wenn Sie die systemübergreifende Einstellung en_US für Programmmeldungen beispielsweise nicht verwenden möchten, nehmen Sie z. B. LC_MESSAGES=es_ES auf, damit die Meldungen stattdessen auf Spanisch angezeigt werden.

23.4.2 Locale-Einstellungen in ~/.i18n

Wenn Sie mit den Locale-Systemstandardwerten nicht zufrieden sind, können Sie die Einstellungen in ~/.i18n ändern. Achten Sie dabei jedoch auf die Einhaltung der Bash-Scripting-Syntax. Die Einträge in ~/.i18n setzen die Systemstandardwerte aus /etc/sysconfig/language außer Kraft. Verwenden Sie dieselben Variablennamen, jedoch ohne das Namespace-Präfix RC_. Nutzen Sie beispielsweise LANG anstatt RC_LANG:

LANG=cs_CZ.UTF-8
LC_COLLATE=C

23.4.3 Einstellungen für die Sprachunterstützung

Die Dateien in der Kategorie Meldungen werden generell im entsprechenden Sprachverzeichnis (wie beispielsweise en) gespeichert, damit ein Fallback vorhanden ist. Wenn Sie für LANG den Wert en_US festlegen und in /usr/share/locale/en_US/LC_MESSAGES keine Meldungsdatei vorhanden ist, wird ein Fallback auf /usr/share/locale/en/LC_MESSAGES ausgeführt.

Darüber hinaus kann eine Fallback-Kette definiert werden, beispielsweise für Bretonisch zu Französisch oder für Galizisch zu Spanisch oder Portugiesisch:

LANGUAGE=„br_FR:fr_Fr“

LANGUAGE=„gl_ES:es_ES:pt_PT“

Wenn Sie möchten, können Sie die norwegischen Varianten Nynorsk und Bokmål (mit zusätzlichem Fallback auf no) verwenden:

LANG=„nn_NO“

LANGUAGE=„nn_NO:nb_NO:no“

oder

LANG=„nb_NO“

LANGUAGE=„nb_NO:nn_NO:no“

Beachten Sie, das bei Norwegisch auch LC_TIME anders behandelt wird.

Ein mögliches Problem ist, dass ein Trennzeichen, das zum Trennen von Zifferngruppen verwendet wird, nicht richtig erkannt wird. Dies passiert, wenn LANG auf einen aus zwei Buchstaben bestehenden Sprachcode wie de eingestellt ist, die Definitionsdatei, die glibc verwendet, jedoch in /usr/share/lib/de_DE/LC_NUMERIC gespeichert ist. Daher muss LC_NUMERIC auf de_DE gesetzt sein, damit das System die Trennzeichendefinition erkennen kann.

23.4.4 Weiterführende Informationen

  • The GNU C Library Reference Manual, Kapitel Locales and Internationalization. Dieses Handbuch ist in glibc-info enthalten. Das Paket befindet sich im SUSE Linux Enterprise-SDK. Das SDK ist ein Modul für SUSE Linux Enterprise und steht über einen Online-Kanal im SUSE Customer Center zur Verfügung. Alternativ dazu können Sie http://download.suse.com/ aufrufen, nach SUSE Linux Enterprise Software Development Kit suchen und das SDK von dort herunterladen. Weitere Informationen finden Sie in Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 14 “Installieren von Modulen, Erweiterungen und Add-on-Produkten von Drittanbietern”.

  • Markus Kuhn, UTF-8 and Unicode FAQ for Unix/Linux, momentan verfügbar unter http://www.cl.cam.ac.uk/~mgk25/unicode.html.

  • Unicode-Howto von Bruno Haible, verfügbar unter http://tldp.org/HOWTO/Unicode-HOWTO-1.html.

24 Permanenter Speicher

Dieses Kapitel enthält weitere Informationen zur Verwendung von SUSE Linux Enterprise Server mit nicht-flüchtigem Hauptspeicher, auch als Permanenter Speicher bekannt, der aus einem oder mehreren NVDIMM besteht.

24.1 Einführung

Ein permanenter Speicher ist eine neue Art von Speicherung am Rechner. Er kombiniert annähernd so hohe Geschwindigkeiten wie bei normalen dynamischen RAMs (DRAMs) mit der Byte-für-Byte-Adressierbarkeit des RAM und der Permanenz von Solid-State Disks (SSDs).

Wie bei herkömmlichen RAMs wird er direkt am Speichersteckplatz der Hauptplatine installiert. Damit wird er im selben physischen Formfaktor bereitgestellt wie RAM – als DIMMs. Man nennt sie NVDIMMs: Non-Volatile Dual Inline Memory Modules.

Im Unterschied zu RAM ist ein permanenter Speicher in vielerlei Hinsicht Flash-basierten SSDs ähnlich. Beide basieren auf unterschiedliche Weise auf dem Stromkreis von Festkörperspeichern, bieten aber unabhängig davon einen nicht-flüchtigen Speicher. Dies bedeutet, dass ihre Inhalte beibehalten werden, wenn das System heruntergefahren oder neu gestartet wird. Bei beiden Varianten geht das Schreiben von Daten langsamer von statten als das Lesen und beide unterstützen eine begrenzte Anzahl von Neuschreibungszyklen. Wie bei SSDs ist der Zugriff auf Sektorebene des permanenten Speichers möglich, sollte dies für eine bestimmte Anwendung erforderlich sein.

Die unterschiedlichen Modelle verwenden verschiedene Arten von elektronischen Speichermedien, wie Intel 3D XPoint oder eine Kombination aus NAND-Flash und DRAM. Neue Arten von nicht-flüchtigen RAMs werden derzeit entwickelt. Verschiedene Anbieter und Modelle von NVDIMMs bieten unterschiedliche Eigenschaften für Leistung und Langlebigkeit.

Da sich die entsprechenden Speichertechnologien noch in der frühen Entwicklungsphase befinden, ist bei der Hardware verschiedener Anbieter möglicherweise mit unterschiedlichen Einschränkungen zu rechnen. Daher sind die folgenden Aussagen als Verallgemeinerungen zu betrachten.

Ein permanenter Speicher ist bis zu zehn mal langsamer als DRAM, doch in etwa tausend mal schneller als Flash-Speicher. Im Gegensatz zum Vorgang des Auslöschens und Neuschreibens des gesamten Sektors beim Flash-Speicher kann der permanente Speicher auf Byte-zu-Byte-Basis neu geschrieben werden. Da die Neuschreibungszyklen begrenzt sind, können permanente Speicher schließlich Millionen von Neuschreibungen verarbeiten, verglichen mit Tausenden von Zyklen des Flash-Speichers.

Das hat zwei erhebliche Folgen:

  • Beim aktuellen Stand der Technik ist es nicht möglich, ein System nur mit permanentem Speicher auszuführen und dadurch einen gänzlich nicht-flüchtigen Hauptspeicher zu erzielen. Sie müssen einen herkömmlichen RAM mit NVDIMMs kombinieren. Das Betriebssystem und die Anwendungen werden am herkömmlichen RAM ausgeführt und NVDIMMs bieten eine sehr schnelle ergänzende Speichermöglichkeit.

  • Aufgrund der Leistungsmerkmale der permanenten Speicher von verschiedenen Anbietern müssen Programmierer möglicherweise die Hardwarespezifikationen der NVDIMMs an einem bestimmten Server berücksichtigen, einschließlich deren Anzahl und belegten Speichersteckplätze. Dies wirkt sich offensichtlich auf die Verwendung des Hypervisors aus sowie auf die Migration von Software zwischen verschiedenen Host-Rechnern usw.

Dieses neue Speicher-Untersystem ist in Version 6 des ACPI-Standards definiert. libnvdimm unterstützt jedoch NVDIMMs, die den Standard noch nicht erfüllen, wodurch diese auf gleiche Weise verwendet werden können.

24.2 Begriffe

Region

Eine Region ist ein Block des permanenten Speichers, der in einen oder mehrere Namespaces unterteilt werden kann. Der Zugriff auf den permanenten Speicher einer Region ist erst nach dessen Zuordnung zu einem Namespace möglich.

Namespace

Ein einzelner zusammenhängend adressierter Bereich eines nicht-flüchtigen Speichers, vergleichbar mit NVM Express SSD-Namespaces oder SCSI Logical Units (LUNs). Namespaces werden im /dev-Verzeichnis des Servers als separate Blockgeräte angezeigt. Abhängig von der erforderlichen Zugriffsmethode können Namespaces entweder Speicherplatz von verschiedenen NVDIMMs in größere Volumes zusammenfassen oder dessen Partitionierung in kleinere Volumes zulassen.

Modus

Jeder Namespace weist einen Modus auf, der definiert, welche NVDIMM-Funktionen für diesen Namespace aktiviert sind. Gleichgeordnete Namespaces der selben übergeordneten Region sind im Typ immer gleich, werden jedoch möglicherweise mit verschiedenen Modi konfiguriert. Namespace-Modi:

raw

Speichermedium. Keine Unterstützung von DAX. Kompatibel mit anderen Betriebssystemen.

sector

Für veraltete Dateisysteme, die keine Checksumme für Metadaten erstellen. Geeignet für kleine Boot-Volumes. Kompatibel mit anderen Betriebssystemen.

fsdax

Dateisystem-DAX-Modus. Standardmodus, falls kein anderer Modus angegeben wird. Erstellt ein Blockgerät (/dev/pmemX [.Y]), das DAX für ext4 oder XFS unterstützt.

devdax

Geräte-DAX-Modus. Erstellt eine Einzelzeichen-Gerätedatei ( /dev/daxX.Y ). Die Erstellung eines Dateisystems ist nicht erforderlich.

Typ

Jeder Namespace und jede Region weist einen Typ auf, der definiert, auf welche Weise auf den permanenten Speicher, der mit diesem Namespace oder dieser Region verknüpft ist, zugegriffen wird. Ein Namespace hat immer denselben Typ wie dessen übergeordnete Region. Es gibt zwei verschiedene Typen: den permanenten Speicher und den Block-Modus.

Permanenter Speicher (PMEM)

Der PMEM-Speicher bietet Zugriff auf Byte-Ebene, genauso wie RAM. Hiermit wird der Direktzugriff (DAX) aktiviert. Der Zugriff auf den Speicher umgeht also den Seiten-Cache des Kernels und gelangt direkt zum Speichermedium. Mit PMEM kann zudem ein einzelner Namespace mehrere überlappende NVDIMMs enthalten und auf alle kann jeweils als Einzelgerät zugegriffen werden.

Block-Modus (BLK)

Der BLK-Zugriff erfolgt in Sektoren (meist 512 Byte) über ein definiertes Zugriffsfenster, die sogenannte Apertur. Dieses Verhalten entspricht eher einem herkömmlichen Festplattenlaufwerk. Dies bedeutet außerdem, dass sowohl Lese- als auch Schreibvorgänge im Kernel zwischengespeichert werden. Beim BLK-Zugriff erfolgt der Zugriff auf die einzelnen NVDIMM jeweils als separater Namespace.

Einige Geräte unterstützen sowohl den PMEM- als auch den BLK-Modus. Darüber hinaus kann in einigen Fällen auch der Speicher in separate Namespaces aufgeteilt werden, sodass der Zugriff auf einige Namespaces über PMEM, auf andere dagegen über BLK erfolgen kann.

Mit Ausnahme von devdax-Namespaces müssen alle Typen mit einem Dateisystem wie ext2, ext4 oder XFS formatiert werden, wie ein herkömmliches Laufwerk.

Direktzugriff (Direct Access, DAX)

Durch DAX kann ein permanenter Speicher direkt im Adressbereich eines Prozesses zugeordnet werden, beispielsweise über den Systemaufruf mmap. Dies ist ideal für den direkten Zugriff auf große PMEM-Mengen ohne zusätzliches RAM, zum Registrieren von PMEM-Blöcken für RDMA sowie für die direkte Zuweisung zu virtuellen Computern.

Physikalische DIMM-Adresse (DPA)

Eine Speicheradresse als Offset in den Speicher eines einzelnen DIMMs, das heißt beginnend bei Null als niedrigstem adressierbaren Byte in diesem DIMM.

Kennung

Im NVDIMM gespeicherte Metadaten wie beispielsweise Namespace-Definitionen. Der Zugriff ist über DSM möglich.

Gerätespezifische Methode (Device-specific method, DSM)

ACPI-Methode für den Zugriff auf die Firmware eines NVDIMM.

24.3 Anwendungsfälle

24.3.1 PMEM mit DAX

Es ist wichtig zu wissen, dass diese Art von Speicherzugriff keine Transaktion ist. Im Fall eines Stromausfalls oder eines anderen Systemfehlers werden die Daten möglicherweise nicht vollständig in den Speicher geschrieben. Ein PMEM-Speicher ist nur für Anwendungen geeignet, die teilweise geschriebene Daten verarbeiten können.

24.3.1.1 Anwendungen, die von einem großen Byte-adressierbaren Speicher profitieren.

Wenn am Server eine Anwendung gehostet wird, die direkt einen großen Teil eines schnellen Speichers Byte für Byte verwendet, kann der Programmierer mit dem Systemaufruf mmap Blöcke des permanenten Speichers direkt in den Adressbereich der Anwendung stellen, ohne auf zusätzlichen System-RAM zurückgreifen zu müssen.

24.3.1.2 Vermeiden des Kernel-Seiten-Cache

Wenn Sie den RAM für den Seiten-Cache aufsparen und den nicht-flüchtigen Speicher anderen Anwendungen zuweisen möchten. Dieser könnte beispielsweise zum Speichern von VM-Images vorgesehen werden. Diese Images würden nicht in den Cache gestellt werden, was die Cache-Auslastung am Host reduzieren und mehr VMs pro Host zulassen würde.

24.3.2 PMEM mit BTT

Diese Variante ist nützlich, wenn Sie den permanenten Speicher auf einigen NVDIMMs als einen Datenträger-ähnlichen Pool von sehr schnellen Speichern verwenden möchten.

Anwendungen halten diese Geräte für sehr schnelle SSDs, die wie jedes andere Speichergerät verwendet werden. LVM kann beispielsweise auf den nichtflüchtigen Speicher aufgesetzt werden und funktioniert normal.

BTT hat den Vorteil, dass die Unteilbarkeit beim Schreiben in den Sektor gewährleistet ist. Somit bleiben sogar sehr anspruchsvolle und von Datenintegrität abhängige Anwendungen funktionsfähig. Die Erstellung von Fehlerberichten funktioniert über standardmäßige Kanäle zur Fehlerberichterstellung.

24.3.3 BLK-Speicher

Dieser Speicher ist weniger anfällig gegenüber dem Ausfall einzelner Geräte, verursacht jedoch zusätzlichen Verwaltungsaufwand, da jedes NVDIMM als separates Gerät angezeigt wird. PMEM mit BTT ist daher im Allgemeinen vorzuziehen.

Anmerkung
Anmerkung

Der BLK-Speicher wird nicht mehr verwendet und in künftigen Versionen von SUSE Linux Enterprise Server nicht unterstützt.

24.4 Tools zur Verwaltung von permanenten Speichern

Zur Verwaltung eines permanenten Speichers muss das Paket ndctl installiert werden. Dadurch wird auch das Paket libndctl installiert. Es enthält einige Benutzerbereich-Bibliotheken zum Konfigurieren von NVDIMMs.

Diese Tools arbeiten mit der Bibliothek libnvdimm, die drei Typen von NVDIMMs unterstützt:

  • PMEM

  • BLK

  • PMEM und BLK gleichzeitig

Das ndctl-Dienstprogramm enthält einige nützliche man-Seiten, auf die mit dem folgenden Kommando zugegriffen wird:

ndctl help subcommand

Eine Liste der verfügbaren Unterkommandos erhalten Sie mit:

ndctl --list-cmds

Folgende Unterkommandos stehen zur Verfügung:

version

Zeigt die aktuelle Version der NVDIMM-Unterstützungstools an.

enable-namespace

Stellt den angegebenen Namespace zur Verfügung.

disable-namespace

Verhindert die Verwendung des angegebenen Namespace.

create-namespace

Erstellt einen neuen Namespace aus den angegebenen Speichergeräten.

destroy-namespace

Entfernt den angegebenen Namespace.

enable-region

Stellt die angegebene Region zur Verfügung.

disable-region

Verhindert die Verwendung der angegebenen Region.

zero-labels

Löscht die Metadaten von einem Gerät.

read-labels

Ruft die Metadaten vom angegebenen Gerät ab.

list

Zeigt verfügbare Geräte an.

help

Zeigt Informationen zur Verwendung des Tools an.

24.5 Einrichten eines permanenten Speichers

24.5.1 Anzeigen des verfügbaren NVDIMM-Speichers

Mit dem Kommando ndctl list werden alle verfügbaren NVDIMMs in einem System aufgelistet.

Im folgenden Beispiel hat das System drei NVDIMMs, die sich in einem einzelnen, dreikanaligen überlappenden Set befinden.

root # ndctl list --dimms

[
 {
  "dev":"nmem2",
  "id":"8089-00-0000-12325476"
 },
 {
  "dev":"nmem1",
  "id":"8089-00-0000-11325476"
 },
 {
  "dev":"nmem0",
  "id":"8089-00-0000-10325476"
 }
]

Mit einem anderen Parameter listet ndctl list auch die verfügbaren Regionen auf.

Anmerkung
Anmerkung

Regionen erscheinen möglicherweise nicht in numerischer Reihenfolge.

Beachten Sie, dass zwar nur drei NVDIMMs vorhanden sind, doch vier Regionen angezeigt werden.

root # ndctl list --regions

[
 {
  "dev":"region1",
  "size":68182605824,
  "available_size":68182605824,
  "type":"blk"
 },
 {
  "dev":"region3",
  "size":202937204736,
  "available_size":202937204736,
  "type":"pmem",
  "iset_id":5903239628671731251
  },
  {
   "dev":"region0",
   "size":68182605824,
   "available_size":68182605824,
   "type":"blk"
  },
  {
   "dev":"region2",
   "size":68182605824,
   "available_size":68182605824,
   "type":"blk"
  }
]

Der Speicherplatz ist auf zwei verschiedene Arten verfügbar: entweder als drei separate 64 GB-Regionen vom Typ BLK oder als eine kombinierte 189 GB-Region vom Typ PMEM, die den gesamten Speicherplatz auf den drei überlappenden NVDIMMs als ein einziges Volume darstellt.

Beachten Sie, dass der angezeigte Wert für available_size identisch ist mit dem Wert für size. Dies bedeutet, dass noch kein Speicherplatz zugeordnet wurde.

24.5.2 Konfigurieren des Speichers als einzelnen PMEM-Namespace mit DAX

Im ersten Beispiel konfigurieren wir unsere drei NVDIMMs in einem einzelnen PMEM-Namespace mit Direktzugriff (DAX).

Im ersten Schritt erstellen wir einen neuen Namespace.

root # ndctl create-namespace --type=pmem --mode=fsdax --map=memory
{
 "dev":"namespace3.0",
 "mode":"memory",
 "size":199764213760,
 "uuid":"dc8ebb84-c564-4248-9e8d-e18543c39b69",
 "blockdev":"pmem3"
}

Dadurch wird ein Blockgerät /dev/pmem3 erstellt, das DAX unterstützt. Die 3 im Gerätenamen wird von der Nummer der übergeordneten Region übernommen, in diesem Fall region3.

Die Option --map=memory reserviert einen Teil des PMEM-Speicherplatzes auf den NVDIMMs für die Zuordnung interner Kernel-Datenstrukturen namens struct pages. Dadurch kann der neue PMEM-Namespace mit Funktionen wie O_DIRECT I/O und RDMA verwendet werden.

Aufgrund der Reservierung eines Teils des permanenten Speichers für Kernel-Datenstrukturen hat der resultierende PMEM-Namespace eine geringere Kapazität als die übergeordnete PMEM-Region.

Als nächstes überprüfen wir, ob das neue Blockgerät für das Betriebssystem verfügbar ist:

root # fdisk -l /dev/pmem3
Disk /dev/pmem3: 186 GiB, 199764213760 bytes, 390164480 sectors
Units: sectors of 1 * 512 = 512 bytes
Sector size (logical/physical): 512 bytes / 4096 bytes
I/O size (minimum/optimal): 4096 bytes / 4096 bytes

Bevor es verwendet werden kann, muss es wie jedes andere Gerät formatiert werden. In diesem Beispiel formatieren wir es mit XFS:

root # mkfs.xfs /dev/pmem3
meta-data=/dev/pmem3      isize=256    agcount=4, agsize=12192640 blks
         =                sectsz=4096  attr=2, projid32bit=1
         =                crc=0        finobt=0, sparse=0
data     =                bsize=4096   blocks=48770560, imaxpct=25
         =                sunit=0      swidth=0 blks
naming   =version 2       bsize=4096   ascii-ci=0 ftype=1
log      =internal log    bsize=4096   blocks=23813, version=2
         =                sectsz=4096  sunit=1 blks, lazy-count=1
realtime =none            extsz=4096   blocks=0, rtextents=0

Danach können wir das neue Laufwerk in ein Verzeichnis einhängen:

root # mount -o dax /dev/pmem3 /mnt/pmem3

Dann überprüfen wir, ob wir nun über ein DAX-fähiges Gerät verfügen:

root # mount | grep dax
/dev/pmem3 on /mnt/pmem3 type xfs (rw,relatime,attr2,dax,inode64,noquota)

Das Ergebnis ist ein PMEM-Namespace, der mit dem XFS-Dateisystem formatiert und mit DAX eingehängt ist.

mmap()-Aufrufe von Dateien in diesem Dateisystem geben virtuelle Adressen zurück, die direkt dem permanenten Speicher auf unseren NVDIMMs zugeordnet werden. Der Seiten-Cache wird dabei voll umgangen.

fsync- oder msync-Aufrufe von Dateien in diesem Dateisystem stellen weiterhin sicher, dass geänderte Daten vollständig in die NVDIMMs geschrieben werden. Diese Aufrufe löschen die Zeilen des Prozessor-Cache, die mit Seiten verknüpft sind, die im Benutzerbereich über mmap-Zuordnungen geändert wurden.

24.5.2.1 Entfernen eines Namespace

Bevor wir einen anderen Volume-Typ erstellen, der den selben Speicher verwendet, müssen wir das PMEM-Volume aushängen und dann entfernen.

Hängen Sie es zunächst aus:

root # umount /mnt/pmem3

Deaktivieren Sie dann den Namespace:

root # ndctl disable-namespace namespace3.0
disabled 1 namespace

Löschen Sie es nun:

root # ndctl destroy-namespace namespace3.0
destroyed 1 namespace

24.5.3 Erstellen eines PMEM-Namespace mit BTT

Im nächsten Beispiel erstellen wir einen PMEM-Namespace, der BTT verwendet.

root # ndctl create-namespace --type=pmem --mode=sector
{
 "dev":"namespace3.0",
 "mode":"sector",
 "uuid":"51ab652d-7f20-44ea-b51d-5670454f8b9b",
 "sector_size":4096,
 "blockdev":"pmem3s"
}

Überprüfen Sie als nächstes, ob das Gerät vorhanden ist:

root # fdisk -l /dev/pmem3s
Disk /dev/pmem3s: 188.8 GiB, 202738135040 bytes, 49496615 sectors
Units: sectors of 1 * 4096 = 4096 bytes
Sector size (logical/physical): 4096 bytes / 4096 bytes
I/O size (minimum/optimal): 4096 bytes / 4096 bytes

Wie der vorher konfigurierte DAX-fähige PMEM-Namespace verbraucht dieser BTT-fähige Namespace den gesamten verfügbaren Speicherplatz auf den NVDIMMs.

Anmerkung
Anmerkung

Das angehängte s am Ende des Gerätenamens (/dev/pmem3s) steht für sector. Damit lassen sich PMEM- und BLK-Namespaces, die zur Verwendung von BTT konfiguriert wurden, leicht unterscheiden.

Das Volume wird wie im vorigen Beispiel formatiert und eingehängt.

Der hier gezeigte PMEM-Namespace kann DAX nicht verwenden. Stattdessen verwendet er BTT für die Unteilbarkeit beim Schreiben des Sektors. Bei jedem Schreiben des Sektors über den PMEM-Blocktreiber ordnet BTT einen neuen Sektor zu, um neue Daten zu empfangen. BTT aktualisiert ungeteilt die internen Zuordnungsstrukturen, nachdem alle neuen Daten vollständig geschrieben sind, sodass die neu geschriebenen Daten den Anwendungen zur Verfügung stehen. Wenn zu irgendeinem Zeitpunkt dieses Vorgangs der Strom ausfällt, sind alle geschriebenen Daten verloren und die Anwendung hat Zugriff auf die alten Daten, die noch intakt sind. Dadurch wird der Zustand der sogenannten „zerrissenen Sektoren“ verhindert.

Dieser BTT-fähige PMEM-Namespace wird wie ein Dateisystem formatiert und verwendet, genau wie jedes andere Standard-Blockgerät. Die Verwendung mit DAX ist nicht möglich. mmap-Zuordnungen für Dateien auf diesem Blockgerät verwenden jedoch den Seiten-Cache.

Anmerkung
Anmerkung

In beiden Beispielen wird der Speicherplatz aus allen NVDIMMs in einem einzigen Volume kombiniert. Wenn ein Fehler bei einem einzelnen NVDIMM auftritt, geht daher möglicherweise der Inhalt des gesamten Volumes verloren, wie bei einem nicht redundanten Disk-Array. Je mehr NVDIMMs sich im Volume befinden, desto höher ist die Gefahr eines solchen Fehlers.

24.5.3.1 Entfernen des PMEM-Volumes

Wie im vorherigen Beispiel müssen zunächst das Volume und der Namespace entfernt werden, bevor der Speicherplatz neu zugewiesen werden kann:

root # ndctl disable-namespace namespace3.0
disabled 1 namespace

root # ndctl destroy-namespace namespace3.0
destroyed 1 namespace

24.5.4 Erstellen von BLK-Namespaces

In diesem Beispiel erstellen Sie drei separate BLK-Geräte, also je ein Gerät pro NVDIMM.

Diese Vorgehensweise bietet den Vorteil, dass die anderen Volumes nicht beeinträchtigt werden, wenn ein einzelnes NVDIMM ausfällt.

Anmerkung
Anmerkung

Die Befehle müssen für jeden Namespace wiederholt werden.

root # ndctl create-namespace --type=blk --mode=sector
{
 "dev":"namespace1.0",
 "mode":"sector",
 "uuid":"fed466bd-90f6-460b-ac81-ad1f08716602",
 "sector_size":4096,
 "blockdev":"ndblk1.0s"
}
   
root # ndctl create-namespace --type=blk --mode=sector
{
 "dev":"namespace0.0",
 "mode":"sector",
 "uuid":"12a29b6f-b951-4d08-8dbc-8dea1a2bb32d",
 "sector_size":4096,
 "blockdev":"ndblk0.0s"
}
    
root # ndctl create-namespace --type=blk --mode=sector
{
 "dev":"namespace2.0",
 "mode":"sector",
 "uuid":"7c84dab5-cc08-452a-b18d-53e430bf8833",
 "sector_size":4096,
 "blockdev":"ndblk2.0s"
}

Überprüfen Sie anschließend, ob die neuen Geräte vorhanden sind:

root # fdisk -l /dev/ndblk*
Disk /dev/ndblk0.0s: 63.4 GiB, 68115001344 bytes, 16629639 sectors
Units: sectors of 1 * 4096 = 4096 bytes
Sector size (logical/physical): 4096 bytes / 4096 bytes
I/O size (minimum/optimal): 4096 bytes / 4096 bytes

Disk /dev/ndblk1.0s: 63.4 GiB, 68115001344 bytes, 16629639 sectors
Units: sectors of 1 * 4096 = 4096 bytes
Sector size (logical/physical): 4096 bytes / 4096 bytes
I/O size (minimum/optimal): 4096 bytes / 4096 bytes

Disk /dev/ndblk2.0s: 63.4 GiB, 68115001344 bytes, 16629639 sectors
Units: sectors of 1 * 4096 = 4096 bytes
Sector size (logical/physical): 4096 bytes / 4096 bytes
I/O size (minimum/optimal): 4096 bytes / 4096 bytes

Die für BLK-Namespaces erzeugten Blockgeräte erhalten den Namen /dev/ndblkX.Y, wobei X für die Nummer der übergeordneten Region steht und Y eine eindeutige Namespace-Nummer in dieser Region bezeichnet. /dev/ndblk2.0s ist also der untergeordnete Namespace Nr. 0 der Region 2.

Wie im vorherigen Beispiel bedeutet das angehängte s, dass dieser Namespace für BTT konfiguriert ist, also für den sektorbasierten Zugriff. Der Zugriff erfolgt über ein Blockfenster; die Programme können DAX daher nicht verwenden, doch die Zugriffe werden zwischengespeichert.

Alle Geräte müssen vor der Verwendung wie gewohnt formatiert und eingehängt werden.

24.6 Fehlerbehebung

Permanenter Speicher ist beständiger als SSD-Speicher, kann allerdings dennoch verschleißen. Wenn ein NVDIMM ausfällt, muss das einzelne Modul isoliert werden, in dem der Fehler aufgetreten ist, sodass die verbleibenden Daten wiederhergestellt werden können und die Hardware ausgetauscht werden kann. Drei Punkte sind festzustellen:

  1. Welches Modul ist ausgefallen (wo befindet sich der physische Standort des defekten Moduls)?

  2. Welcher namespace (/dev/pmemX) enthält nunmehr fehlerhafte Blöcke?

  3. Welche anderen Namespaces oder Regionen greifen ebenfalls auf das physische Modul zu?

Sobald Sie das fehlerhafte Modul und dazu die Namespaces und Regionen ausgemacht haben, die dieses Modul verwenden, können Sie die Daten in den anderen, nicht betroffenen Namespaces sichern, den Server herunterfahren und das NVDIMM austauschen.

24.6.1 Suche nach einem fehlerhaften Modul

Eine Gruppe von NVDIMMs befindet sich in DIMM-Steckplätzen auf der Hauptplatine des Servers.

Im entstehenden Speicherplatz legt das Betriebssystem mindestens einen Namespace an, z. B. region0.

Innerhalb dieser Regionen werden dann bestimmte Namespaces definiert, z. B. /dev/pmem1 oder /dev/dax0.

Eine einzelne Region mit Speicherplatz aus drei NVDIMMs wurde beispielsweise als drei Namespaces konfiguriert:

NVDIMM 0

region0

/dev/pmem1

 

NVDIMM 1

[X]

/dev/pmem2s

 

NVDIMM 2

/dev/dax0

 

In diesem Beispiel ist der mit einem [X] gekennzeichnete Teil in region0 beschädigt oder defekt.

Sie müssen wie folgt vorgehen:

  1. Stellen Sie fest, in welchem/welchen NVDIMM-Modul(en) sich die betroffene Region befindet.

    Dies ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn die Region auf mehreren überlappenden NVDIMMs liegt.

  2. Sichern Sie den Inhalt aller anderen Namespaces auf dem betroffenen NVDIMM.

    In diesem Beispiel sichern Sie den Inhalt von /dev/pmem2s.

  3. Ermitteln Sie die Beziehung zwischen den Namespaces und der physischen Position des NVDIMM (Steckplatz auf der Hauptplatine).

    Der Server muss heruntergefahren werden, die Abdeckung ist abzunehmen und die defekten Module sind zu ermitteln, herauszunehmen und auszutauschen.

24.6.2 Testen des permanenten Speichers

Anmerkung
Anmerkung: Voraussetzungen für die Fehlersuche

Zum Testen ist das Kernel-Modul nfit_test erforderlich.

Das Testverfahren wird ausführlich auf der GitHub-Seite für den Befehl ndctl in Schritt 1–4 im Abschnitt Unit test (Gerätetest) beschrieben. Siehe Abschnitt 24.7, „Weiterführende Informationen“ am Ende dieses Kapitels.

Vorgehen 24.1: Testverfahren
  1. Führen Sie den Befehl ndctl mit den Parametern list -RM aus.

    Die Liste der fehlerhaften Blöcke wird angezeigt.

     tux > sudo ndctl list -RM 
      :
      :
     { 
       "dev":"region5", 
       "size":33554432, 
       "available_size":33554432, 
       "type":"pmem", 
       "iset_id":4676476994879183020, 
       "badblock_count":8, 
       "badblocks":[ 
         { 
           "offset":32768, 
           "length":8, 
           "dimms":[ 
              "nmem1" 1  
           ] 
         } 
       ] 
     }, 
     :

    1

    Hier ist der betroffene NVDIMM ersichtlich.

  2. Führen Sie den Befehl ndctl mit den Parametern list -Du aus.

    Die Zugriffsnummer des DIMM wird angezeigt.

      tux > sudo ndctl list -Du
      { 
         "dev":"nmem1", 
         "id":"cdab-0a-07e0-feffffff", 
         "handle":"0x1", 1 
         "phys_id":"0x1"     
      }, 
       : 
       :

    1

    Dies ist die Zugriffsnummer des NVDIMM.

  3. Führen Sie den Befehl ndctl mit den Parametern list --d DIMM-Name aus.

     tux > sudo ndctl list -R -d nmem1 
     [ 
       { 
         "dev":"region5", 
         "size":33554432, 
         "available_size":33554432, 
         "type":"pmem", 
         "iset_id":4676476994879183020, 
         "badblock_count":8 
        }, 
       : 
       :

24.7 Weiterführende Informationen

Für weitere Informationen zu diesem Thema siehe die folgende Liste:

  • Permanenter Speicher – Wiki

    Enthält Anweisungen zum Konfigurieren von NVDIMM-Systemen, Informationen zu Tests sowie Links zu Spezifikationen für die Aktivierung von NVDIMMs. Diese Site wird im Zuge der NVDIMM-Unterstützung in Linux entwickelt.

  • Permanenter Speicher – Programmierung

    Informationen zum Konfigurieren, Verwenden und Programmieren von Systemen mit nicht-flüchtigem Speicher unter Linux und anderen Betriebssystemen. Behandelt die NVM-Bibliothek (NVML), die nützliche APIs zum Programmieren mit permanentem Speicher im Benutzerbereich bereitstellt.

  • LIBNVDIMM: Nicht-flüchtige Geräte

    Für Kernel-Entwickler gedacht und Teil des Dokumentationsordners im aktuellen Linux-Kernel-Baum. Es beschreibt die verschiedenen Kernel-Module, die an der NVDIMM-Aktivierung beteiligt sind, gibt einige technische Details zur Kernel-Implementierung und erläutert die sysfs-Schnittstelle zum Kernel, die vom ndctl-Tool verwendet wird.

  • GitHub: pmem/ndctl

    Dienstprogramm-Bibliothek zur Verwaltung des libnvdimm-Untersystems im Linux-Kernel. Enthält zudem Benutzerbereich-Bibliotheken sowie Einheitentests und eine Dokumentation.

Teil IV Services

  • 25 Zeitsynchronisierung mit NTP
  • Der NTP-(Network Time Protocol-)Mechanismus ist ein Protokoll für die Synchronisierung der Systemzeit über das Netzwerk. Erstens kann ein Computer die Zeit von einem Server abrufen, der als zuverlässige Zeitquelle gilt. Zweitens kann ein Computer selbst für andere Computer im Netzwerk als Zeitquelle fungieren. Es gibt zwei Ziele – das Aufrechterhalten der absoluten Zeit und das Synchronisieren der Systemzeit aller Computer im Netzwerk.

  • 26 Domain Name System (DNS)
  • DNS (Domain Name System) ist zur Auflösung der Domänen- und Hostnamen in IP-Adressen erforderlich. So wird die IP-Adresse 192.168.2.100 beispielsweise dem Hostnamen jupiter zugewiesen. Bevor Sie Ihren eigenen Namenserver einrichten, sollten Sie die allgemeinen Informationen zu DNS in Abschnitt 16.3, „Namensauflösung“ lesen. Die folgenden Konfigurationsbeispiele gelten für BIND, den standardmäßigen DNS-Server.

  • 27 DHCP
  • DHCP (Dynamic Host Configuration Protocol) dient dazu, Einstellungen in einem Netzwerk zentral (von einem Server) aus zuzuweisen. Einstellungen müssen also nicht dezentral an einzelnen Arbeitsplatzcomputern konfiguriert werden. Ein für DHCP konfigurierter Host verfügt nicht über eine eigene statische Adresse. Er konfiguriert sich stattdessen vollständig und automatisch nach den Vorgaben des DHCP-Servers. Wenn Sie auf der Clientseite den NetworkManager verwenden, brauchen Sie den Client nicht zu konfigurieren. Das ist nützlich, wenn Sie in wechselnden Umgebungen arbeiten und nur jeweils eine Schnittstelle aktiv ist. Verwenden Sie den NetworkManager nie auf einem Computer, der einen DHCP-Server ausführt.

  • 28 Verteilte Nutzung von Dateisystemen mit NFS
  • Das NFS-Protokoll (Network File System) sorgt für den Zugriff auf Dateien auf einem Server, der ähnlich wie der Zugriff auf lokale Dateien erfolgt.

  • 29 Samba
  • Mit Samba kann ein Unix-Computer als Datei- und Druckserver für macOS-, Windows- und OS/2-Computer konfiguriert werden. Samba ist mittlerweile ein sehr umfassendes und komplexes Produkt. Konfigurieren Sie Samba mit YaST oder indem Sie die Konfigurationsdatei manuell bearbeiten.

  • 30 Bedarfsweises Einhängen mit autofs
  • Das Programm autofs hängt automatisch festgelegte Verzeichnisse bedarfsweise ein. Das Programm beruht auf einem Kernel-Modul, das für hohe Effizienz sorgt, und kann sowohl lokale Verzeichnisse als auch Netzwerkfreigaben verwalten. Diese automatischen Einhängepunkte werden nur dann eingehängt, wenn auf sie zugegriffen wird; nach einem bestimmten Zeitraum ohne Aktivität werden sie wieder ausgehängt. Dieses bedarfsweise Verfahren spart Bandweite und bewirkt höhere Leistungen als das statische Einhängen mit /etc/fstab. autofs ist das Steuerungsskript und automount das Kommando (der Daemon), mit dem das automatische Einhängen ausgeführt wird.

  • 31 SLP
  • Um einen Netzwerkclient konfigurieren zu können, benötigen Sie eingehende Kenntnisse zu den Diensten, die über das Netzwerk bereitgestellt werden (z. B. Drucken oder LDAP). Als Erleichterung der Konfiguration dieser Dienste auf einem Netzwerkclient wurde das SLP (service location protocol) entwickelt. SLP teilt allen Clients im lokalen Netzwerk die Verfügbarkeit und die Konfigurationsdaten ausgewählter Dienste mit. Anwendungen mit SLP-Unterstützung können diese Informationen verarbeiten und damit automatisch konfiguriert werden.

  • 32 Der HTTP-Server Apache
  • Gemäß der Umfrage von http://www.netcraft.com/ ist der HTTP-Server Apache (oder kurz Apache) weltweit der meistgenutzte Webserver. Der von der Apache Software Foundation (http://www.apache.org/) entwickelte Apache-Server läuft auf fast allen Betriebssystemen. SUSE® Linux Enterprise Server umfasst Apache, Version 2.4. In diesem Kapitel erfahren Sie, wie Apache installiert, konfiguriert und eingerichtet wird. Sie lernen SSL, CGI und weitere Module kennen und erfahren, wie Sie bei Problemen mit dem Webserver vorgehen.

  • 33 Einrichten eines FTP-Servers mit YaST
  • Mithilfe des YaST-FTP-Server-Moduls können Sie Ihren Rechner für die Funktion als FTP (File Transfer Protocol)-Server konfigurieren. Anonyme bzw. authentifizierte Benutzer können mithilfe des FTP-Protokolls eine Verbindung zu Ihrem Rechner herstellen und Dateien herunterladen. Abhängig von der Konfiguration können sie auch Dateien auf den FTP-Server hochladen. YaST nutzt vsftpd (Very Secure FTP Daemon).

  • 34 Der Proxyserver Squid
  • Squid ist ein häufig verwendeter Proxy-Cache für Linux- und UNIX-Plattformen. Das bedeutet, dass er angeforderte Internetobjekte, wie beispielsweise Daten auf einem Web- oder FTP-Server, auf einem Computer speichert, der sich näher an der Arbeitsstation befindet, die die Anforderung ausgegeben hat, als der Server. Er kann in mehreren Hierarchien eingerichtet werden. So werden optimale Reaktionszeiten und die Nutzung einer niedrigen Bandbreite garantiert – auch bei Modi, die für den Endbenutzer transparent sind. Zusätzliche Software, wie squidGuard, kann zum Filtern der Webinhalte verwendet werden.

  • 35 Web Based Enterprise Management mit SFCB

25 Zeitsynchronisierung mit NTP

Der NTP-(Network Time Protocol-)Mechanismus ist ein Protokoll für die Synchronisierung der Systemzeit über das Netzwerk. Erstens kann ein Computer die Zeit von einem Server abrufen, der als zuverlässige Zeitquelle gilt. Zweitens kann ein Computer selbst für andere Computer im Netzwerk als Zeitquelle fungieren. Es gibt zwei Ziele – das Aufrechterhalten der absoluten Zeit und das Synchronisieren der Systemzeit aller Computer im Netzwerk.

Das Aufrechterhalten der genauen Systemzeit ist in vielen Situationen wichtig. Die integrierte Hardware-Uhr erfüllt häufig nicht die Anforderungen bestimmter Anwendungen, beispielsweise Datenbanken oder Cluster. Die manuelle Korrektur der Systemzeit würde schwerwiegende Probleme nach sich ziehen; das Zurückstellen kann beispielsweise zu Fehlfunktionen wichtiger Anwendungen führen. Die Systemzeiten der in einem Netzwerk zusammengeschlossenen Computer müssen in der Regel synchronisiert werden. Es empfiehlt sich aber nicht, die Zeiten manuell anzugleichen. Vielmehr sollten Sie dazu NTP verwenden. Der NTP-Dienst passt die Systemzeit ständig anhand zuverlässiger Zeitserver im Netzwerk an. Zudem ermöglicht er die Verwaltung lokaler Referenzuhren, beispielsweise funkgesteuerter Uhren.

25.1 Konfigurieren eines NTP-Client mit YaST

Der NTP-Daemon (ntpd) im ntp-Paket ist so voreingestellt, dass die Uhr des lokalen Computers als Zeitreferenz verwendet wird. Das Verwenden der Hardware-Uhr ist jedoch nur eine Ausweichlösung, wenn keine genauere Zeitquelle verfügbar ist. YaST erleichtert die Konfiguration von NTP-Clients.

25.1.1 Grundlegende Konfiguration

Die NTP-Client-Konfiguration mit YaST (Netzwerkdienste › NTP-Konfiguration) benötigt zwei Dialogfelder. Legen Sie den Startmodus ntpd und den abzufragenden Server auf dem Karteireiter Allgemein Einstellungen fest.

Nur manuell

Wählen Sie Nur manuell, wenn der ntpd-Daemon manuell gestartet werden soll.

Ohne Daemon synchronisieren

Wählen Sie Ohne Daemon synchronisieren aus, um die Systemzeit regelmäßig festzulegen, ohne dass ntpd ständig ausgeführt wird. Sie können das Synchronisierungsintervall in Minuten festlegen.

Jetzt und beim Booten

Wählen Sie Jetzt und beim Booten, um ntpd automatisch beim Booten des Systems zu starten. Diese Einstellung wird empfohlen.

25.1.2 Ändern der Basiskonfiguration

Die Server und anderen Zeitquellen für die Abfrage durch den Client sind im unteren Bereich im Karteireiter Allgemeine Einstellungen aufgelistet. Bearbeiten Sie diese Liste nach Bedarf mithilfe der Optionen Hinzufügen, Bearbeiten und Löschen. MitProtokoll anzeigen können die Protokolldateien Ihres Clients angezeigt werden.

Klicken Sie auf Hinzufügen, um eine neue Quelle für Zeitinformationen hinzuzufügen. Wählen Sie im nachfolgenden Dialogfeld den Quellentyp aus, mit dem die Zeitsynchronisierung vorgenommen werden soll. Mit den zur Verfügung stehenden Optionen können Sie

YaST: NTP-Server
Abbildung 25.1: YaST: NTP-Server
Server

Geben Sie in der Dropdown-Liste unter Auswählen (siehe Abbildung 25.1, „YaST: NTP-Server“) an, ob die Zeitsynchronisierung anhand eines Zeitservers in Ihrem lokalen Netzwerk (Lokaler NTP-Server) oder eines Zeitservers im Internet erfolgen soll, der Ihre Zeitzone verwaltet (Öffentlicher NTP-Server). Bei einem lokalen Zeitserver klicken Sie auf Lookup, um eine SLP-Abfrage für verfügbare Zeitserver in Ihrem Netzwerk zu starten. Wählen Sie den am besten geeigneten Zeitserver in der Liste der Suchergebnisse aus und schließen Sie das Dialogfeld mit OK. Bei einem öffentlichen Zeitserver wählen Sie in der Liste unter Öffentlicher NTP-Server Ihr Land (Ihre Zeitzone) sowie einen geeigneten Server aus und schließen das Dialogfeld dann mit OK. Überprüfen Sie im Hauptdialogfeld die Verfügbarkeit des ausgewählten Servers mit Test. Unter Optionen können Sie weitere Optionen für ntpd einstellen.

Mit den Access Control Options (Zugriffskontrolloptionen) können Sie die Aktionen einschränken, die der entfernte Computer mit dem Daemon Ihres Computers ausführen kann. Dieses Feld ist nur aktiviert, wenn die Option Restrict NTP Service to Configured Servers Only (NTP-Dienst auf konfigurierte Server beschränken) auf dem Karteireiter Sicherheitseinstellungen aktiviert ist (siehe Abbildung 25.2, „Erweiterte NTP-Konfiguration: Sicherheitseinstellungen“). Die Optionen entsprechen den restrict-Klauseln der Datei /etc/ntp.conf. Die Klausel nomodify notrap noquery verhindert beispielsweise, dass der Server die NTP-Einstellungen Ihres Computers ändern und die Trap-Funktion (eine Fernprotokollierungsfunktion für Ereignisse) Ihres NTP-Daemons verwenden kann. Diese Einschränkungen werden besonders für Server außerhalb Ihrer Kontrolle empfohlen (z. B. im Internet).

Ziehen Sie bezüglich detaillierter Informationen /usr/share/doc/packages/ntp-doc zurate (Bestandteil des ntp-doc-Pakets).

Peer

Ein Peer ist ein Computer, mit dem eine symmetrische Beziehung eingerichtet wird: Er fungiert sowohl als Zeitserver als auch als Client. Wenn Sie einen Peer im selben Netzwerk anstelle eines Servers verwenden möchten, geben Sie die Adresse des Systems ein. Der Rest des Dialogfelds ist mit dem Dialogfeld Server identisch.

Funkuhr

Wenn eine Funkuhr für die Zeitsynchronisierung in Ihrem System verwendet werden soll, geben Sie Uhrtyp, Gerätezahl, Gerätename und weitere Optionen in diesem Dialogfeld ein. Klicken Sie auf Treiber-Kalibirierung, um den Treiber genauer einzustellen. Detaillierte Informationen zum Betrieb einer lokalen Funkuhr finden Sie in /usr/share/doc/packages/ntp-doc/refclock.html.

Ausgangs-Broadcast

Zeitinformationen und Abfragen können im Netzwerk auch per Broadcast übermittelt werden. Geben Sie in diesem Dialogfeld die Adresse ein, an die Broadcasts gesendet werden sollen. Die Option für Broadcasts sollte nur aktiviert werden, wenn Ihnen eine zuverlässige Zeitquelle, etwa eine funkgesteuerte Uhr, zur Verfügung steht.

Eingangs-Broadcast

Wenn Ihr Client die entsprechenden Informationen per Broadcast erhalten soll, geben Sie in diesen Feldern die Adresse ein, von der die jeweiligen Pakete akzeptiert werden sollen.

Erweiterte NTP-Konfiguration: Sicherheitseinstellungen
Abbildung 25.2: Erweiterte NTP-Konfiguration: Sicherheitseinstellungen

Legen Sie auf dem Karteireiter Sicherheitseinstellungen (siehe Abbildung 25.2, „Erweiterte NTP-Konfiguration: Sicherheitseinstellungen“) fest, ob ntpd in einem „Chroot Jail“ gestartet werden soll. Standardmäßig ist NTP-Daemon in Chroot-Jail ausführen nicht aktiviert. Die Chroot-Jail-Option erhöht die Sicherheit im Falle eines Angriffs über ntpd, da der Angreifer daran gehindert wird, das gesamte System zu beeinträchtigen.

Die Option NTP-Dienst auf konfigurierte Server beschränken erhöht die Sicherheit Ihres Systems. Wenn gewählt, verhindert diese Option, dass entfernte Computer die NTP-Einstellungen Ihres Computers anzeigen und ändern und die Trap-Funktion für die Fernprotokollierung von Ereignissen verwenden können. Nach dem Aktivieren gelten diese Einschränkungen für alle entfernten Computer, es sei denn, Sie überschreiben die Zugriffskontrolloptionen für einzelne Computer in der Liste der Zeitquellen auf dem Karteireiter Allgemeine Einstellungen. Allen anderen entfernten Computern wird nur die Abfrage der lokalen Zeit erlaubt.

Aktivieren Sie Firewall-Port öffnen, wenn SuSEFirewall2 aktiviert ist (Standardeinstellung). Wenn Sie den Port geschlossen lassen, können Sie keine Verbindung zum Zeitserver herstellen.

25.2 Manuelle Konfiguration von NTP im Netzwerk

Die einfachste Art der Verwendung eines Zeitservers im Netzwerk besteht darin, Serverparameter festzulegen. Wenn beispielsweise ein Zeitserver mit der Bezeichnung ntp.example.com vom Netzwerk aus erreichbar ist, ergänzen Sie die Datei /etc/ntp.conf um seinen Namen, indem Sie die folgende Zeile hinzufügen:

server ntp.example.com

Wenn Sie weitere Zeitserver hinzufügen möchten, fügen Sie zusätzliche Zeilen mit dem Schlüsselwort server ein. Nach dem Initialisieren von ntpd mit dem Befehl systemctl start ntp dauert es etwa eine Stunde, bis die Uhrzeit stabil ist und die Drift-Datei für das Korrigieren der lokalen Computeruhr erstellt wird. Mithilfe der Drift-Datei kann der systematische Fehler der Hardware-Uhr berechnet werden, wenn der Computer eingeschaltet wird. Die Korrektur kommt umgehend zum Einsatz und führt zu einer größeren Stabilität der Systemzeit.

Es gibt zwei Möglichkeiten, den NTP-Mechanismus als Client zu verwenden: Erstens kann der Client in regelmäßigen Abständen die Zeit von einem bekannten Server abfragen. Wenn viele Clients vorhanden sind, kann dies zu einer starken Auslastung des Servers führen. Zweitens kann der Client auf NTP-Broadcasts warten, die von Broadcast-Zeitservern im Netzwerk gesendet werden. Dieser Ansatz hat den Nachteil, dass die Qualität des Servers unbekannt ist und dass ein Server, der falsche Informationen sendet, zu schwerwiegenden Problemen führen kann.

Wenn die Zeit per Broadcast ermittelt wird, ist der Servername nicht erforderlich. Geben Sie in diesem Fall die Zeile broadcastclient in die Konfigurationsdatei /etc/ntp.conf ein. Wenn ein oder mehrere bekannte Zeitserver exklusiv verwendet werden sollen, geben Sie die Namen in der Zeile ein, die mit servers beginnt.

25.3 Dynamische Zeitsynchronisierung während der Laufzeit

Wenn das System ohne Netzwerkverbindung startet, fährt ntpd zwar hoch, kann jedoch nicht die DNS-Namen der in der Konfigurationsdatei festgelegten Zeitserver auflösen. Dies kann vorkommen, wenn Sie NetworkManager mit einem verschlüsselten WLAN verwenden.

Wenn ntpd die DNS-Namen während der Laufzeit auflösen soll, müssen Sie die Option Dynamisch festlegen. Wenn die Netzwerkverbindung dann einige Zeit nach dem Start aufgebaut wird, überprüft ntpd die Namen erneut und kann die Zeitserver zum Abrufen der Zeit erreichen.

Bearbeiten Sie /etc/ntp.conf manuell und fügen Sie Dynamisch zu einem oder mehreren Servereinträgen hinzu:

server ntp.example.com dynamic

Oder verwenden Sie YaST, und gehen Sie folgendermaßen vor:

  1. Klicken Sie in YaST auf Netzwerkdienste › NTP-Konfiguration.

  2. Wählen Sie den Server aus, der konfiguriert werden soll. Klicken Sie anschließend auf Bearbeiten.

  3. Aktivieren Sie das Feld Optionen und fügen Sie Dynamisch hinzu. Verwenden Sie ein Leerzeichen zum Trennen, falls bereits andere Optionen eingetragen sind.

  4. Klicken Sie auf OK, um das Dialogfeld für die Bearbeitung zu schließen. Wiederholen Sie den vorherigen Schritt, um alle Server wunschgemäß zu ändern.

  5. Klicken Sie abschließend auf OK, um die Einstellungen zu speichern.

25.4 Einrichten einer lokalen Referenzuhr

Das Software-Paket ntpdenthält Treiber für das Verbinden lokaler Referenzuhren. Eine Liste unterstützter Uhren steht im Paket ntp-doc in der Datei /usr/share/doc/packages/ntp-doc/refclock.html zur Verfügung. Jeder Treiber ist mit einer Nummer verknüpft. In NTP wird die eigentliche Konfiguration mit Pseudo-IP-Adressen durchgeführt. Die Uhren werden so in die Datei /etc/ntp.conf eingegeben, als ob sie im Netzwerk vorhanden wären. Zu diesem Zweck werden Ihnen spezielle IP-Adressen im Format 127.127.T.U zugewiesen. Hierbei steht T für den Uhrentyp und legt fest, welcher Treiber verwendet wird, und U steht für die Einheit (unit), die die verwendete Schnittstelle bestimmt.

Im Regelfall verfügen die einzelnen Treiber über spezielle Parameter, die die Konfigurationsdetails beschreiben. Die Datei /usr/share/doc/packages/ntp-doc/drivers/driverNN.html (NN steht für die Anzahl der Treiber) bietet Informationen zum jeweiligen Uhrentyp. Für die Uhr vom Typ 8 (Funkuhr über serielle Schnittstelle) ist ein zusätzlicher Modus erforderlich, der die Uhr genauer angibt. Das Conrad DCF77-Empfängermodul weist beispielsweise Modus 5 auf. Wenn diese Uhr als bevorzugte Referenz verwendet werden soll, geben Sie das Schlüsselwort prefer an. Die vollständige server-Zeile für ein Conrad DCF77-Empfängermodul sieht folgendermaßen aus:

server 127.127.8.0 mode 5 prefer

Für andere Uhren gilt dasselbe Schema. Nach der Installation des Pakets ntp-doc steht die Dokumentation für ntp im Verzeichnis /usr/share/doc/packages/ntp-doc zur Verfügung. Die Datei /usr/share/doc/packages/ntp-doc/refclock.html enthält Links zu den Treiberseiten, auf denen die Treiberparameter beschrieben werden.

25.5 Uhrensynchronisierung mit einer externen Zeitreferenz (ETR)

Unterstützung für Uhrensynchronisierung mit einer externen Zeitreferenz (ETR) ist verfügbar. Die externe Zeitreferenz sendet alle 2**20 (2 hoch 20) Millisekunden ein Oszillatorsignal und ein Synchronisierungssignal, um die Tageszeit-Uhren aller angeschlossenen Server synchron zu halten.

Zur Verfügbarkeit können zwei ETR-Einheiten an einen Computer angeschlossen werden. Wenn die Uhr um mehr als die Toleranz zum Prüfen der Synchronisierung abweicht, erhalten alle CPUs eine Rechnerprüfung, die darauf hinweist, dass die Uhr nicht synchronisiert ist. In diesem Fall werden sämtliche DASD-E/A an XRC-fähige Geräte gestoppt, bis die Uhr wieder synchron ist.

Die ETR-Unterstützung wird mithilfe von zwei sysfs-Attributen aktiviert; führen Sie die folgenden Kommandos als root aus:

echo 1 > /sys/devices/system/etr/etr0/online
echo 1 > /sys/devices/system/etr/etr1/online

26 Domain Name System (DNS)

DNS (Domain Name System) ist zur Auflösung der Domänen- und Hostnamen in IP-Adressen erforderlich. So wird die IP-Adresse 192.168.2.100 beispielsweise dem Hostnamen jupiter zugewiesen. Bevor Sie Ihren eigenen Namenserver einrichten, sollten Sie die allgemeinen Informationen zu DNS in Abschnitt 16.3, „Namensauflösung“ lesen. Die folgenden Konfigurationsbeispiele gelten für BIND, den standardmäßigen DNS-Server.

26.1 DNS-Terminologie

Zone

Der Domänen-Namespace wird in Regionen, so genannte Zonen, unterteilt. So ist beispielsweise example.com der Bereich (oder die Zone) example der Domäne com.

DNS-Server

Der DNS-Server ist ein Server, auf dem der Name und die IP-Informationen für eine Domäne gespeichert sind. Sie können einen primären DNS-Server für die Masterzone, einen sekundären Server für die Slave-Zone oder einen Slave-Server ohne jede Zone für das Caching besitzen.

DNS-Server der Masterzone

Die Masterzone beinhaltet alle Hosts aus Ihrem Netzwerk und der DNS-Server der Masterzone speichert die aktuellen Einträge für alle Hosts in Ihrer Domäne.

DNS-Server der Slave-Zone

Eine Slave-Zone ist eine Kopie der Masterzone. Der DNS-Server der Slave-Zone erhält seine Zonendaten mithilfe von Zonentransfers von seinem Masterserver. Der DNS-Server der Slave-Zone antwortet autorisiert für die Zone, solange er über gültige (nicht abgelaufene) Zonendaten verfügt. Wenn der Slave keine neue Kopie der Zonendaten erhält, antwortet er nicht mehr für die Zone.

Forwarder

Forwarders sind DNS-Server, an die der DNS-Server Abfragen sendet, die er nicht bearbeiten kann. Zum Aktivieren verschiedener Konfigurationsquellen in einer Konfiguration wird netconfig verwendet (siehe auch man 8 netconfig).

Datensatz

Der Eintrag besteht aus Informationen zu Namen und IP-Adresse. Die unterstützten Einträge und ihre Syntax sind in der BIND-Dokumentation beschrieben. Einige spezielle Einträge sind beispielsweise:

NS-Eintrag

Ein NS-Eintrag informiert die Namenserver darüber, welche Computer für eine bestimmte Domänenzone zuständig sind.

MX-Eintrag

Die MX (Mailaustausch)-Einträge beschreiben die Computer, die für die Weiterleitung von Mail über das Internet kontaktiert werden sollen.

SOA-Eintrag

Der SOA (Start of Authority)-Eintrag ist der erste Eintrag in einer Zonendatei. Der SOA-Eintrag wird bei der Synchronisierung von Daten zwischen mehreren Computern über DNS verwendet.

26.2 Installation

Zur Installation eines DNS-Servers starten Sie YaST, und wählen Sie Software › Software installieren oder löschen. Wählen Sie Ansicht › Schemata und schließlich DHCP- und DNS-Server aus. Bestätigen Sie die Installation der abhängigen Pakete, um den Installationsvorgang abzuschließen.

Alternativ geben Sie den folgenden Befehl in der Befehlszeile ein:

zypper in -t pattern dhcp_dns_server

26.3 Konfiguration mit YaST

Verwenden Sie das DNS-Modul von YaST, um einen DNS-Server für das lokale Netzwerk zu konfigurieren. Beim ersten Starten des Moduls werden Sie von einem Assistenten aufgefordert, einige grundlegende Entscheidungen hinsichtlich der Serveradministration zu treffen. Mit dieser Ersteinrichtung wird eine grundlegende Serverkonfiguration vorgenommen. Für erweiterte Konfigurationsaufgaben, beispielsweise zum Einrichten von ACLs, für Protokollaufgaben, TSIG-Schlüssel und andere Optionen, verwenden Sie den Expertenmodus.

26.3.1 Assistentenkonfiguration

Der Assistent besteht aus drei Schritten bzw. Dialogfeldern. An bestimmten Stellen im Dialogfeld können Sie in den Konfigurationsmodus für Experten wechseln.

  1. Wenn Sie das Modul zum ersten Mal starten, wird das Dialogfeld Forwarder-Einstellungen (siehe Abbildung 26.1, „DNS-Server-Installation: Forwarder-Einstellungen“) geöffnet. Die Richtlinie für lokale DNS-Auflösung bietet die folgenden Optionen:

    • Zusammenführen von Forwardern ist deaktiviert

    • Automatisches Zusammenführen

    • Zusammenführen von Forwardern ist aktiviert

    • Benutzerdefinierte Konfiguriation – Wenn die benutzerdefinierte Konfiguriation aktiviert ist, können Sie die benutzerdefinierte Richtlinie angeben. Standardmäßig (Option Automatisches Zusammenführen ist aktiviert) ist die benutzerdefinierte Richtlinie auf automatisch eingestellt; hier können Sie die Schnittstellennamen jedoch selbst festlegen oder aus den beiden besonderen Richtliniennamen STATIC und STATIC_FALLBACK wählen.

    Geben Sie unter Forwarder für lokale DNS-Auflösung den zu verwendenden Service an: System-Nameserver werden verwendet, Dieser Nameserver (Bind) oder Lokaler dnsmasq-Server.

    Weitere Informationen zu diesen Einstellungen finden Sie auf der man-Seite man 8 netconfig.

    DNS-Server-Installation: Forwarder-Einstellungen
    Abbildung 26.1: DNS-Server-Installation: Forwarder-Einstellungen

    Forwarders sind DNS-Server, an die der DNS-Server Abfragen sendet, die er nicht selbst bearbeiten kann. Geben Sie ihre IP-Adresse ein und klicken Sie auf Hinzufügen.

  2. Das Dialogfeld DNS-Zonen besteht aus mehreren Teilen und ist für die Verwaltung von Zonendateien zuständig, wie in Abschnitt 26.6, „Zonendateien“ beschrieben. Bei einer neuen müssen Sie unter Name der Zone einen Namen angeben. Um eine Reverse Zone hinzuzufügen, muss der Name auf .in-addr.arpa enden. Wählen Sie zum Schluss den Typ (Master, Slave oder Forward) aus. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 26.2, „DNS-Server-Installation: DNS-Zonen“. Klicken Sie auf bearbeiten, um andere Einstellungen für eine bestehende Zone zu konfigurieren. Zum Entfernen einer klicken Sie auf Zone löschen.

    DNS-Server-Installation: DNS-Zonen
    Abbildung 26.2: DNS-Server-Installation: DNS-Zonen
  3. Im letzten Dialogfeld können Sie den DNS-Port in der Firewall öffnen, indem Sie auf Firewall-Port öffnen klicken. Legen Sie anschließend fest, ob der DNS-Server beim Booten gestartet werden soll (Ein oder Aus). Außerdem können Sie die LDAP-Unterstützung aktivieren. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 26.3, „DNS-Server-Installation: Wizard beenden“.

    DNS-Server-Installation: Wizard beenden
    Abbildung 26.3: DNS-Server-Installation: Wizard beenden

26.3.2 Konfiguration für Experten

Nach dem Starten des Moduls öffnet YaST ein Fenster, in dem mehrere Konfigurationsoptionen angezeigt werden. Nach Abschluss dieses Fensters steht eine DNS-Server-Konfiguration mit Grundfunktionen zur Verfügung:

26.3.2.1 Start

Legen Sie unter Start fest, ob der DNS-Server beim Booten des Systems oder manuell gestartet werden soll. Um den DNS-Server sofort zu starten, klicken Sie auf DNS-Server nun starten. Um den DNS-Server anzuhalten, klicken Sie auf DNS-Server nun anhalten. Zum Speichern der aktuellen Einstellungen wählen Sie Jetzt Einstellungen speichern und DNS-Server neu laden. Sie können den DNS-Anschluss in der Firewall mit Firewall-Port öffnen öffnen und die Firewall-Einstellungen mit Firewall-Details bearbeiten.

Wenn Sie LDAP-Unterstützung aktiv wählen, werden die Zone-Dateien von einer LDAP-Datenbank verwaltet. Alle Änderungen an Zonendaten, die in der LDAP-Datenbank gespeichert werden, werden vom DNS-Server erfasst, wenn er neu gestartet oder aufgefordert wird, seine Konfiguration neu zu laden.

26.3.2.2 Forwarder

Falls Ihr lokaler DNS-Server eine Anforderung nicht beantworten kann, versucht er, diese Anforderung an einen Forwarder weiterzuleiten, falls dies so konfiguriert wurde. Dieser Forwarder kann manuell zur Forwarder-Liste hinzugefügt werden. Wenn der Forwarder nicht wie bei Einwahlverbindungen statisch ist, wird die Konfiguration von netconfig verarbeitet. Weitere Informationen über netconfig finden Sie auf man 8 netconfig.

26.3.2.3 Grundlegende Optionen

In diesem Abschnitt werden grundlegende Serveroptionen festgelegt. Wählen Sie im Menü Option das gewünschte Element aus, und geben Sie dann den Wert im entsprechenden Textfeld an. Nehmen Sie den neuen Eintrag auf, indem Sie auf Hinzufügen klicken.

26.3.2.4 Protokollierung

Um festzulegen, was und wie der DNS-Server protokollieren soll, wählen Sie Protokollieren aus. Geben Sie unter Protokolltyp an, wohin der DNS-Server die Protokolldaten schreiben soll. Verwenden Sie das systemweite Protokoll durch Auswahl von Systemprotokoll, oder geben Sie durch Auswahl von Datei eine andere Datei an. In letzterem Fall müssen Sie außerdem einen Namen, die maximale Dateigröße in Megabyte und die Anzahl der zu speichernden Versionen von Protokolldateien angeben.

Weitere Optionen sind unter Zusätzliches Protokollieren verfügbar. Durch Aktivieren von Alle DNS-Abfragen protokollieren wird jede Abfrage protokolliert. In diesem Fall kann die Protokolldatei extrem groß werden. Daher sollte diese Option nur zur Fehlersuche aktiviert werden. Um den Datenverkehr zu protokollieren, der während Zonenaktualisierungen zwischen dem DHCP- und dem DNS-Server stattfindet, aktivieren Sie Zonen-Updates protokollieren. Um den Datenverkehr während eines Zonentransfers von Master zu Slave zu protokollieren, aktivieren Sie Zonen-Transfer protokollieren. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 26.4, „DNS-Server: Protokollieren“.

DNS-Server: Protokollieren
Abbildung 26.4: DNS-Server: Protokollieren

26.3.2.5 ACLs

In diesem Dialogfeld legen Sie ACLs (Access Control Lists = Zugriffssteuerungslisten) fest, mit denen Sie den Zugriff einschränken. Nach der Eingabe eines eindeutigen Namens unter Name geben Sie unter Wert eine IP-Adresse (mit oder ohne Netzmaske) wie folgt an:

{ 192.168.1/24; }

Die Syntax der Konfigurationsdatei erfordert, dass die Adresse mit einem Strichpunkt endet und in geschwungenen Klammern steht.

26.3.2.6 TSIG-Schlüssel

Der Hauptzweck von TSIG-Schlüsseln (Transaction Signatures = Transaktionssignaturen) ist die Sicherung der Kommunikation zwischen DHCP- und DNS-Servern. Diese werden unter Abschnitt 26.8, „Sichere Transaktionen“ beschrieben.

Zum Erstellen eines TSIG-Schlüssels geben Sie einen eindeutigen Namen im Feld mit der Beschriftung Schlüssel-ID ein und geben die Datei an, in der der Schlüssel gespeichert werden soll (Dateiname). Bestätigen Sie Ihre Einstellung mit Erzeugen.

Wenn Sie einen vorher erstellten Schlüssel verwenden möchten, lassen Sie das Feld Schlüssel-ID leer und wählen die Datei, in der der gewünschte Schlüssel gespeichert wurde, unter Dateiname. Dann bestätigen Sie die Auswahl mit Hinzufügen.

26.3.2.7 DNS-Zonen (Hinzufügen einer Slave-Zone)

Wenn Sie eine Slave-Zone hinzufügen möchten, klicken Sie auf DNS-Zonen, wählen Sie den Zonentyp Slave aus, geben Sie den Namen der neuen Zone ein und klicken Sie auf Hinzufügen.

Geben Sie im Zonen-Editor unter IP des Master DNS-Servers den Master an, von dem der Slave die Daten abrufen soll. Um den Zugriff auf den Server zu beschränken, wählen Sie eine der ACLs aus der Liste aus.

26.3.2.8 DNS-Zonen (Hinzufügen einer Master-Zone)

Wenn Sie eine Masterzone hinzufügen möchten, klicken Sie auf DNS-Zonen, wählen Sie den Zonentyp Master aus, geben Sie den Namen der neuen Zone ein und klicken Sie auf Hinzufügen. Beim Hinzufügen einer Masterzone ist auch eine Reverse Zone erforderlich. Wenn Sie beispielsweise die Zone example.com hinzufügen, die auf Hosts in einem Subnetz 192.168.1.0/24 zeigt, sollten Sie auch eine Reverse Zone für den betreffenden IP-Adressbereich erstellen. Per Definition sollte dieser den Namen 1.168.192.in-addr.arpa erhalten.

26.3.2.9 DNS-Zonen (Bearbeiten einer Master-Zone)

Wenn Sie eine Masterzone bearbeiten möchten, klicken Sie auf DNS-Zonen, wählen Sie die Masterzone in der Tabelle aus und klicken Sie auf Bearbeiten. Dieses Dialogfeld besteht aus mehreren Seiten: Grundlagen (die zuerst geöffnete Seite), DNS-Einträge, MX-Einträge, SOA und Einträge.

Im grundlegenden Dialogfeld in Abbildung 26.5, „DNS-Server: Zonen-Editor (Grundlagen)“ können Sie die Einstellungen für das dynamische DNS festlegen und auf Optionen für Zonentransfers an Clients und Slave-Namenserver zugreifen. Zum Zulassen dynamischer Aktualisierungen von Zonen wählen Sie Dynamische Updates erlauben sowie den entsprechenden TSIG-Schlüssel aus. Der Schlüssel muss definiert werden, bevor die Aktualisierung startet. Zum Aktivieren der Zonentransfers wählen Sie die entsprechenden ACLs. ACLs müssen bereits definiert sein.

Wählen Sie im Dialogfeld Grundlagen aus, ob Zonen-Transfers aktiviert werden sollen. Verwenden Sie die aufgelisteten ACLs, um festzulegen, wer Zonen herunterladen kann.

DNS-Server: Zonen-Editor (Grundlagen)
Abbildung 26.5: DNS-Server: Zonen-Editor (Grundlagen)
Zonen-Editor (NS-Einträge)

Im Dialogfeld NS-Einträge können Sie alternative Nameserver für die angegebenen Zonen definieren. Vergewissern Sie sich, dass Ihr eigener Namenserver in der Liste enthalten ist. Um einen Eintrag hinzuzufügen, geben Sie seinen Namen unter Hinzuzufügender Namenserver ein und bestätigen Sie den Vorgang anschließend mit Hinzufügen. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 26.6, „DNS-Server: Zonen-Editor (DNS-Einträge)“.

DNS-Server: Zonen-Editor (DNS-Einträge)
Abbildung 26.6: DNS-Server: Zonen-Editor (DNS-Einträge)
Zonen-Editor (MX-Einträge)

Um einen Mailserver für die aktuelle Zone zur bestehenden Liste hinzuzufügen, geben Sie die entsprechende Adresse und den entsprechenden Prioritätswert ein. Bestätigen Sie den Vorgang anschließend durch Auswahl von Hinzufügen. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 26.7, „DNS-Server: Zonen-Editor (MX-Einträge)“.

DNS-Server: Zonen-Editor (MX-Einträge)
Abbildung 26.7: DNS-Server: Zonen-Editor (MX-Einträge)
Zonen-Editor (SOA)

Auf dieser Seite können Sie SOA (Start of Authority)-Einträge erstellen. Eine Erklärung der einzelnen Optionen finden Sie in Beispiel 26.6, „Die Datei „/var/lib/named/example.com.zone““. Das Ändern von SOA-Datensätzen wird für dynamischen Zonen, die über LDAP verwaltet werden, nicht unterstützt.

DNS-Server: Zonen-Editor (SOA)
Abbildung 26.8: DNS-Server: Zonen-Editor (SOA)
Zonen-Editor (Einträge)

In diesem Dialogfeld wird die Namenauflösung verwaltet. Geben Sie unter Eintragschlüssel den Hostnamen an, und wählen Sie anschließend den Typ aus. Der Typ A bezeichnet den Haupteintrag. Der Wert hierfür sollte eine IP-Adresse (IPv4) sein. Für IPv6-Adressen verwenden Sie AAAA. CNAME ist ein Alias. Verwenden Sie die Typen NS und MX für detaillierte oder partielle Einträge, mit denen die Informationen aus den Registerkarten NS-Einträge und MX-Einträge erweitert werden. Diese drei Typen werden in einen bestehenden A-Eintrag aufgelöst. PTR dient für Reverse Zones. Es handelt sich um das Gegenteil eines A-Eintrags, wie zum Beispiel:

hostname.example.com. IN A 192.168.0.1
1.0.168.192.in-addr.arpa IN PTR hostname.example.com.
26.3.2.9.1 Hinzufügen von Reverse Zones

So fügen Sie eine Reverse Zone hinzu:

  1. Starten Sie YaST › DNS-Server › DNS-Zonen.

  2. Falls Sie noch keine Forward-Masterzone angelegt haben, holen Sie dies jetzt nach und bearbeiten Sie sie.

  3. Geben Sie auf der Registerkarte Einträge den entsprechenden Eintragsschlüssel und Eintragswert an. Legen Sie dann den Eintrag mit Hinzufügen an und bestätigen Sie den Vorgang mit OK. Wenn YaST eine Meldung ausgibt, dass ein Eintrag für einen Nameserver fehlt, geben Sie diesen Eintrag auf der Registerkarte DNS-Einträge an.

    Hinzufügen eines Eintrags für eine Masterzone
    Abbildung 26.9: Hinzufügen eines Eintrags für eine Masterzone
  4. Fügen Sie im Fenster DNS-Zonen eine Reverse-Masterzone hinzu.

    Hinzufügen einer Reverse Zone
    Abbildung 26.10: Hinzufügen einer Reverse Zone
  5. Bearbeiten Sie die Reverse Zone. Auf der Registerkarte Einträge wird der Eintragstyp PTR: Umgekehrte Übersetzung aufgeführt. Geben Sie den entsprechenden Eintragsschlüssel und Eintragswert an, klicken Sie auf Hinzufügen und bestätigen Sie den Vorgang mit OK.

    Hinzufügen eines Reverse-Eintrags
    Abbildung 26.11: Hinzufügen eines Reverse-Eintrags

    Fügen Sie bei Bedarf einen Nameserver-Eintrag hinzu.

Tipp
Tipp: Bearbeiten der Reverse Zone

Wechseln Sie nach dem Hinzufügen einer Forward Zone wieder in das Hauptmenü und wählen Sie die Reverse Zone zur Bearbeitung aus. Markieren Sie im Karteireiter Grundlagen das Kontrollkästchen Einträge automatisch generieren aus und wählen Sie Ihre Forward Zone aus. Auf diese Weise werden alle Änderungen an der Forward Zone automatisch in der Reverse Zone aktualisiert.

26.4 Starten des BIND-Nameservers

Bei SUSE® Linux Enterprise Server-Systemen ist der Namenserver BIND (Berkeley Internet Name Domain) vorkonfiguriert, sodass er problemlos unmittelbar nach der Installation gestartet werden kann. Wenn Sie bereits über eine funktionierende Internetverbindung verfügen und 127.0.0.1 als Namenserveradresse für localhost in /etc/resolv.conf eingegeben haben, verfügen Sie normalerweise bereits über eine funktionierende Namenauflösung, ohne dass Ihnen der DNS des Anbieters bekannt sein muss. BIND führt die Namenauflösung über den Root-Namenserver durch. Dies ist ein wesentlich langsamerer Prozess. Normalerweise sollte der DNS des Anbieters zusammen mit der zugehörigen IP-Adresse in die Konfigurationsdatei /etc/named.conf unter forwarders eingegeben werden, um eine effektive und sichere Namenauflösung zu gewährleisten. Wenn dies so weit funktioniert, wird der Namenserver als reiner Nur-Cache-Namenserver ausgeführt. Nur wenn Sie seine eigenen Zonen konfigurieren, wird er ein richtiger DNS. Ein einfaches Beispiel zur Veranschaulichung finden Sie unter /usr/share/doc/packages/bind/config.

Tipp
Tipp: Automatische Anpassung der Namenserverinformationen

Je nach Typ der Internet- bzw. Netzwerkverbindung können die Namenserverinformationen automatisch an die aktuellen Bedingungen angepasst werden. Legen Sie die Variable NETCONFIG_DNS_POLICY in der Datei /etc/sysconfig/network/config dazu auf auto fest.

Richten Sie jedoch erst eine offizielle Domäne ein, wenn Sie eine Domäne von der zuständigen Stelle zugewiesen bekommen. Selbst wenn Sie eine eigene Domäne besitzen und diese vom Anbieter verwaltet wird, sollten Sie sie besser nicht verwenden, da BIND ansonsten keine Anforderungen für diese Domäne weiterleitet. Beispielsweise könnte in diesem Fall für diese Domäne der Zugriff auf den Webserver beim Anbieter nicht möglich sein.

Starten Sie den Nameserver mit dem Befehl systemctl start named als root. Prüfen Sie mit systemctl status named, ob der Nameserverprozess „named“ ordnungsgemäß gestartet wurde. Testen Sie den Nameserver umgehend auf dem lokalen System mit den Programmen host oder dig. Sie sollten localhost als Standardserver mit der Adresse 127.0.0.1 zurückgeben. Ist dies nicht der Fall, enthält /etc/resolv.conf vermutlich einen falschen Nameservereintrag oder die Datei ist nicht vorhanden. Geben Sie beim ersten Test host 127.0.0.1 ein. Dieser Eintrag sollte immer funktionieren. Wenn Sie eine Fehlermeldung erhalten, überprüfen Sie mit systemctl status named, ob der Server tatsächlich ausgeführt wird. Wenn der Nameserver nicht startet oder sich ungewöhnlich verhält, prüfen Sie die Ausgabe von journalctl -e.

Um den Namenserver des Anbieters (oder einen bereits in Ihrem Netzwerk ausgeführten Server) als Forwarder zu verwenden, geben Sie die entsprechende IP-Adresse(n) im Abschnitt options unter forwarders ein. Bei den Adressen in Beispiel 26.1, „Weiterleitungsoptionen in named.conf“ handelt es sich lediglich um Beispiele. Passen Sie diese Einträge an Ihr eigenes Setup an.

Beispiel 26.1: Weiterleitungsoptionen in named.conf
options {
        directory "/var/lib/named";
        forwarders { 10.11.12.13; 10.11.12.14; };
        listen-on { 127.0.0.1; 192.168.1.116; };
        allow-query { 127/8; 192.168/16 };
        notify no;
};

Auf den Eintrag options folgen Einträge für die Zone, localhost und 0.0.127.in-addr.arpa. Der Eintrag type hint unter . sollte immer vorhanden sein. Die entsprechenden Dateien müssen nicht bearbeitet werden und sollten so funktionieren, wie sie sind. Achten Sie außerdem darauf, dass jeder Eintrag mit einem ; abgeschlossen ist und dass sich die geschweiften Klammern an der richtigen Position befinden. Nach dem Ändern der Konfigurationsdatei /etc/named.conf oder der Zonendateien müssen Sie BIND anweisen, diese Datei(en) erneut zu lesen. Führen Sie hierzu den Befehl systemctl reload named aus. Dieselbe Wirkung erzielen Sie, wenn Sie den Nameserver mit systemctl restart named anhalten und neu starten. Sie können den Server jederzeit mit systemctl stop named anhalten.

26.5 Die Konfigurationsdatei /etc/named.conf

Alle Einstellungen für den BIND-Namenserver selbst sind in der Datei /etc/named.conf gespeichert. Die Zonendaten für die zu bearbeitenden Domänen, die aus Hostnamen, IP-Adressen usw. bestehen, sind jedoch in gesonderten Dateien im Verzeichnis /var/lib/named gespeichert. Einzelheiten hierzu werden weiter unten beschrieben.

/etc/named.conf lässt sich grob in zwei Bereiche untergliedern. Der eine ist der Abschnitt options für allgemeine Einstellungen und der zweite besteht aus zone-Einträgen für die einzelnen Domänen. Der Abschnitt logging und die Einträge unter acl (access control list, Zugriffssteuerungsliste) sind optional. Kommentarzeilen beginnen mit # oder mit //. Eine Minimalversion von /etc/named.conf finden Sie in Beispiel 26.2, „Eine Grundversion von /etc/named.conf“.

Beispiel 26.2: Eine Grundversion von /etc/named.conf
options {
        directory "/var/lib/named";
        forwarders { 10.0.0.1; };
        notify no;
};

zone "localhost" in {
       type master;
       file "localhost.zone";
};

zone "0.0.127.in-addr.arpa" in {
        type master;
        file "127.0.0.zone";
};

zone "." in {
        type hint;
        file "root.hint";
};

26.5.1 Wichtige Konfigurationsoptionen

directory "DATEINAME";

Gibt das Verzeichnis an, in dem BIND die Dateien mit den Zonendaten finden kann. In der Regel ist dies /var/lib/named.

forwarders { IP-ADRESSE; };

Gibt die Namenserver (zumeist des Anbieters) an, an die DNS-Anforderungen weitergeleitet werden sollen, wenn sie nicht direkt aufgelöst werden können. Ersetzen Sie IP-ADRESSE durch eine IP-Adresse wie 192.168.1.116.

forward first;

Führt dazu, dass DNS-Anforderungen weitergeleitet werden, bevor versucht wird, sie über die Root-Namenserver aufzulösen. Anstatt forward first kann forward only verwendet werden. Damit werden alle Anforderungen weitergeleitet, ohne dass sie an die Root-Namenserver gesendet werden. Dies ist bei Firewall-Konfigurationen sinnvoll.

listen-on port 53 { 127.0.0.1; IP-ADRESSE; };

Informiert BIND darüber, an welchen Netzwerkschnittstellen und Ports Client-Abfragen akzeptiert werden sollen. port 53 muss nicht explizit angegeben werden, da 53 der Standardport ist. Geben Sie 127.0.0.1 ein, um Anforderungen vom lokalen Host zuzulassen. Wenn Sie diesen Eintrag ganz auslassen, werden standardmäßig alle Schnittstellen verwendet.

listen-on-v6 port 53 {any; };

Informiert BIND darüber, welcher Port auf IPv6-Client-Anforderungen überwacht werden soll. Die einzige Alternative zu any ist none. Bei IPv6 akzeptiert der Server nur Platzhalteradressen.

query-source address * port 53;

Dieser Eintrag ist erforderlich, wenn eine Firewall ausgehende DNS-Anforderungen blockiert. Dadurch wird BIND angewiesen, Anforderungen extern von Port 53 und nicht von einem der Ports mit den hohen Nummern über 1024 aufzugeben.

query-source-v6 address * port 53;

Informiert BIND darüber, welcher Port für IPv6-Abfragen verwendet werden soll.

allow-query \{ 127.0.0.1; NETZ; };

Definiert die Netzwerke, von denen aus Clients DNS-Anforderungen aufgeben können. Ersetzen Sie NETZ durch Adressinformationen wie 192.168.2.0/24. Der Wert /24 am Ende ist ein abgekürzter Ausdruck für die Netzmaske, hier 255.255.255.0).

allow-transfer ! *;;

Legt fest, welche Hosts Zonentransfers anfordern können. Im vorliegenden Beispiel werden solche Anforderungen mit ! * vollständig verweigert. Ohne diesen Eintrag können Zonentransfer ohne Einschränkungen von jedem beliebigen Ort aus angefordert werden.

statistics-interval 0;

Ohne diesen Eintrag generiert BIND im Systemjournal mehrere Zeilen mit statistischen Informationen pro Stunde. Setzen Sie diesen Wert auf „0“, um diese Statistiken vollständig zu unterdrücken, oder legen Sie ein Zeitintervall in Minuten fest.

cleaning-interval 720;

Diese Option legt fest, in welchen Zeitabständen BIND den Cache leert. Damit wird bei jedem Ausführen dieses Vorgangs ein Eintrag im Systemjournal ausgelöst. Die verwendete Einheit für die Zeitangabe ist Minuten. Der Standardwert ist 60 Minuten.

interface-interval 0;

BIND durchsucht die Netzwerkschnittstellen regelmäßig nach neuen oder nicht vorhandenen Schnittstellen. Wenn dieser Wert auf 0 gesetzt ist, wird dieser Vorgang nicht durchgeführt und BIND überwacht nur die beim Start erkannten Schnittstellen. Anderenfalls wird das Zeitintervall in Minuten angegeben. Der Standardwert ist 60 Minuten.

notify no;

no verhindert, dass anderen Namenserver informiert werden, wenn Änderungen an den Zonendaten vorgenommen werden oder wenn der Namenserver neu gestartet wird.

Eine Liste der verfügbaren Optionen finden Sie auf der man-Seite man 5 named.conf.

26.5.2 Protokollierung

Der Umfang, die Art und Weise und der Ort der Protokollierung kann in BIND extensiv konfiguriert werden. Normalerweise sollten die Standardeinstellungen ausreichen. In Beispiel 26.3, „Eintrag zur Deaktivierung der Protokollierung“ sehen Sie die einfachste Form eines solchen Eintrags, bei dem jegliche Protokollierung unterdrückt wird.

Beispiel 26.3: Eintrag zur Deaktivierung der Protokollierung
logging {
        category default { null; };
};

26.5.3 Zoneneinträge

Beispiel 26.4: Zoneneintrag für „example.com“
zone "example.com" in {
      type master;
      file "example.com.zone";
      notify no;
};

Geben Sie nach zone den Namen der zu verwaltenden Domäne (example.com) an, gefolgt von in und einem Block relevanter Optionen in geschweiften Klammern, wie in Beispiel 26.4, „Zoneneintrag für „example.com““ gezeigt. Um eine Slave-Zone zu definieren, ändern Sie den Wert von type in slave und geben Sie einen Namenserver an, der diese Zone als master verwaltet (dieser kann wiederum ein Slave eines anderen Masters sein), wie in Beispiel 26.5, „Zoneneintrag für „example.net““ gezeigt.

Beispiel 26.5: Zoneneintrag für „example.net“
zone "example.net" in {
      type slave;
      file "slave/example.net.zone";
      masters { 10.0.0.1; }; 
};

Zonenoptionen:

type master;

Durch die Angabe master wird BIND darüber informiert, dass der lokale Namenserver für die Zone zuständig ist. Dies setzt voraus, dass eine Zonendatei im richtigen Format erstellt wurde.

type slave;

Diese Zone wird von einem anderen Namenserver übertragen. Sie muss zusammen mit masters verwendet werden.

type hint;

Die Zone . vom Typ hint wird verwendet, um den root-Namenserver festzulegen. Diese Zonendefinition kann unverändert beibehalten werden.

file example.com.zone or file slave/example.net.zone;

In diesem Eintrag wird die Datei angegeben, in der sich die Zonendaten für die Domäne befinden. Diese Datei ist für einen Slave nicht erforderlich, da die betreffenden Daten von einem anderen Namenserver abgerufen werden. Um zwischen Master- und Slave-Dateien zu unterscheiden, verwenden Sie das Verzeichnis slave für die Slave-Dateien.

importserver { SERVER_IP_ADRESSE; };

Dieser Eintrag ist nur für Slave-Zonen erforderlich. Er gibt an, von welchem Namenserver die Zonendatei übertragen werden soll.

allow-update {! *; };

Mit dieser Option wird der externe Schreibzugriff gesteuert, der Clients das Anlegen von DNS-Einträgen gestatten würde. Dies ist in der Regel aus Sicherheitsgründen nicht erstrebenswert. Ohne diesen Eintrag sind keine Zonenaktualisierungen zulässig. Der oben stehende Eintrag hat dieselbe Wirkung, da ! * solche Aktivitäten effektiv unterbindet.

26.6 Zonendateien

Zwei Arten von Zonendateien sind erforderlich. Eine Art ordnet IP-Adressen Hostnamen zu, die andere stellt Hostnamen für IP-Adressen bereit.

Tipp
Tipp: Verwenden des Punkts in Zonendateien

Im Verzeichnis “.“ hat eine wichtige Bedeutung in den Zonendateien. Bei Angabe von Hostnamen ohne abschließenden Punkt (.) wird die Zone angehängt. Vollständige Hostnamen mit vollständiger Domäne benötigen den abschließenden Punkt (.), damit die Domäne nicht erneut hinzugefügt wird. Ein fehlender oder falsch platzierter „.“ ist wahrscheinlich die häufigste Ursache von Fehlern bei der Namenserverkonfiguration.

Der erste zu betrachtende Fall ist die Zonendatei example.com.zone, die für die Domäne example.com zuständig ist (siehe Beispiel 26.6, „Die Datei „/var/lib/named/example.com.zone““).

Beispiel 26.6: Die Datei „/var/lib/named/example.com.zone“
1.  $TTL 2D
2.  example.com. IN SOA      dns  root.example.com. ( 
3.               2003072441  ; serial
4.               1D          ; refresh
5.               2H          ; retry
6.               1W          ; expiry
7.               2D )        ; minimum
8.
9.               IN NS       dns 
10.              IN MX       10 mail
11.
12. gate         IN A        192.168.5.1 
13.              IN A        10.0.0.1 
14. dns          IN A        192.168.1.116 
15. mail         IN A        192.168.3.108 
16. jupiter      IN A        192.168.2.100
17. venus        IN A        192.168.2.101
18. saturn       IN A        192.168.2.102
19. mercury      IN A        192.168.2.103
20. ntp          IN CNAME    dns 
21. dns6         IN A6  0    2002:c0a8:174::
Zeile 1:

$TTL legt die Standardlebensdauer fest, die für alle Einträge in dieser Datei gelten soll. In diesem Beispiel sind die Einträge zwei Tage lang gültig (2 D).

Zeile 2:

Hier beginnt der SOA (Start of Authority)-Steuereintrag:

  • Der Name der zu verwaltenden Domäne ist example.com an der ersten Stelle. Dieser Eintrag endet mit „.“, da anderenfalls die Zone ein zweites Mal angefügt würde. Alternativ kann hier @ eingegeben werden. In diesem Fall wird die Zone aus dem entsprechenden Eintrag in /etc/named.conf extrahiert.

  • Nach IN SOA befindet sich der Name des Namenservers, der als Master für diese Zone fungiert. Der Name wird von dns zu dns.example.com erweitert, da er nicht mit „.“ endet.

  • Es folgt die E-Mail-Adresse der für diesen Namenserver zuständigen Person. Da das Zeichen @ bereits eine besondere Bedeutung hat, wird hier stattdessen „.“ eingegeben. Für root@example.com lautet der Eintrag root.example.com.. Im Verzeichnis „.“ muss angehängt werden, damit die Zone nicht hinzugefügt wird.

  • Durch ( werden alle Zeilen bis einschließlich ) in den SOA-Eintrag aufgenommen.

Zeile 3:

Die Seriennummer (serial) ist eine beliebige Nummer, die sich bei jeder Änderung der Datei erhöht. Sie wird benötigt, um die sekundären Namenserver (Slave-Server) über Änderungen zu informieren. Hierfür hat sich eine 10-stellige Nummer aus Datum und Ausführungsnummer in der Form JJJJMMMTTNN als übliches Format etabliert.

Zeile 4:

Die Aktualisierungsrate (refresh rate) gibt das Zeitintervall an, in dem die sekundären Namenserver die Seriennummer (serial) der Zone überprüfen. In diesem Fall beträgt dieses Intervall einen Tag.

Zeile 5:

Die Wiederholungsrate (retry) gibt das Zeitintervall an, nach dem ein sekundärer Namenserver bei einem Fehler erneut versucht, Kontakt zum primären Server herzustellen. In diesem Fall sind dies zwei Stunden.

Zeile 6:

Die Ablaufzeit (expiry) gibt den Zeitraum an, nach dem ein sekundärer Server die im Cache gespeicherten Daten verwirft, wenn er keinen erneuten Kontakt zum primären Server herstellen konnte. Hier eine Woche.

Zeile 7:

Die letzte Angabe im SOA-Eintrag gibt die negative Cache-Lebensdauer negative caching TTL an – die Zeitdauer, die Ergebnisse nicht aufgelter DNS-Abfragen von anderen Servern im Cache gespeichert werden knen.

Zeile 9:

IN NS gibt den für diese Domäne verantwortlichen Namenserver an. dns wird zu dns.example.com erweitert; der Eintrag endet nicht auf einen „.“. Es kann mehrere solche Zeilen geben – eine für den primären und jeweils eine für jeden sekundären Namenserver. Wenn notify in /etc/named.conf nicht auf no gesetzt ist, werden alle hier aufgeführten Namenserver über die Änderungen an den Zonendaten informiert.

Zeile 10:

Der MX-Eintrag gibt den Mailserver an, der Emails für die Domäne example.com annimmt, verarbeitet und weiterleitet. In diesem Beispiel ist dies der Host mail.example.com. Die Zahl vor dem Hostnamen ist der Präferenzwert. Wenn mehrere MX-Einträge vorliegen, wird zuerst der Mailserver mit dem kleinsten Wert herangezogen. Falls die Mails nicht an diesen Server zugestellt werden können, wird der Eintrag mit höherem Wert verwendet.

Zeilen 12-19:

Dies sind die eigentlichen Adresseinträge, in denen den Hostnamen eine oder mehrere IP-Adressen zugewiesen werden. Die Namen werden hier ohne „.“ aufgelistet, da sie ihre Domäne nicht enthalten. Daher wird ihnen allen example.com hinzugefügt. Dem Host gate werden zwei IP-Adressen zugewiesen, da er zwei Netzwerkkarten aufweist. Bei jeder traditionellen Hostadresse (IPv4) wird der Eintrag mit A gekennzeichnet. Wenn es sich um eine IPv6-Adresse handelt, wird der Eintrag mit AAAA gekennzeichnet.

Anmerkung
Anmerkung: IPv6-Syntax

Die Syntax des IPv6-Eintrags unterscheidet sich geringfügig von der Syntax von IPv4. Aufgrund der Möglichkeit einer Fragmentierung müssen Informationen zu fehlenden Bits vor der Adresse angegeben werden. Um die IPv6-Adresse mit dem erforderlichen Wert 0 auszufüllen, fügen Sie an der korrekten Stelle in der Adresse zwei Doppelpunkte hinzu.

pluto     AAAA 2345:00C1:CA11::1234:5678:9ABC:DEF0
pluto     AAAA 2345:00D2:DA11::1234:5678:9ABC:DEF0
Zeile 20:

Der Alias ntp kann zur Adressierung von dns (CNAME steht für canonical name (kanonischer Name)) verwendet werden.

Die Pseudodomäne in-addr.arpa wird für Reverse-Lookups zur Auflösung von IP-Adressen in Hostnamen verwendet. Sie wird in umgekehrter Notation an den Netzwerk-Teil der Adresse angehängt. 192.168 wird also in 168.192.in-addr.arpa aufgelöst. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Beispiel 26.7, „Reverse-Lookup“.

Beispiel 26.7: Reverse-Lookup
1.  $TTL 2D
2.  168.192.in-addr.arpa.   IN SOA dns.example.com. root.example.com. (
3.                          2003072441      ; serial
4.                          1D              ; refresh
5.                          2H              ; retry
6.                          1W              ; expiry
7.                          2D )            ; minimum
8.
9.                          IN NS           dns.example.com.
10.
11. 1.5                     IN PTR          gate.example.com. 
12. 100.3                   IN PTR          www.example.com. 
13. 253.2                   IN PTR          cups.example.com.
Zeile 1:

$TTL definiert die Standard-TTL, die für alle Einträge hier gilt.

Zeile 2:

Die Konfigurationsdatei muss Reverse-Lookup für das Netzwerk 192.168 aktivieren. Wenn die Zone 168.192.in-addr.arpa heißt, sollte sie nicht zu den Hostnamen hinzugefügt werden. Alle Domänen werden daher in vollständiger Form eingegeben: mit ihrer Domäne und mit schließendem „.“.). Die restlichen Einträge entsprechen den im vorherigen Beispiel (example.com) beschriebenen Einträgen.

Zeilen 3-7:

Siehe vorheriges Beispiel für example.com.

Zeile 9:

Diese Zeile gibt wieder den für diese Zone verantwortlichen Namenserver an. Diesmal wird der Name allerdings in vollständiger Form mit Domäne und „.“ am Ende eingegeben.

Zeilen 11–13:

Dies sind die Zeigereinträge, die auf die IP-Adressen auf den entsprechenden Hosts verweisen. Am Anfang der Zeile wird nur der letzte Teil der IP-Adresse eingegeben, ohne „.“ am Ende. Wenn daran die Zone angehängt wird (ohne .in-addr.arpa), ergibt sich die vollständige IP-Adresse in umgekehrter Reihenfolge.

Normalerweise sollten Zonentransfers zwischen verschiedenen Versionen von BIND problemlos möglich sein.

26.7 Dynamische Aktualisierung von Zonendaten

Der Ausdruck dynamische Aktualisierung bezieht sich auf Vorgänge, bei denen Einträge in den Zonendateien eines Masterservers hinzugefügt, geändert oder gelöscht werden. Dieser Mechanismus wird in RFC 2136 beschrieben. Die dynamische Aktualisierung wird individuell für jeden Zoneneintrag durch Hinzufügen einer optionalen allow-update- bzw. update-policy-Regel konfiguriert. Dynamisch zu aktualisierende Zonen sollten nicht von Hand bearbeitet werden.

Die zu aktualisierenden Einträge werden mit dem Befehl nsupdate an den Server übermittelt. Die genaue Syntax dieses Befehls können Sie der man-Seite für nsupdate (man8 nsupdate) entnehmen. Aus Sicherheitsgründen sollten solche Aktualisierungen mithilfe von TSIG-Schlüsseln durchgeführt werden, wie in Abschnitt 26.8, „Sichere Transaktionen“ beschrieben.

26.8 Sichere Transaktionen

Sichere Transaktionen können mit Transaktionssignaturen (TSIGs) durchgeführt werden, die auf gemeinsam genutzten geheimen Schlüsseln (auch TSIG-Schlüssel genannt) beruhen. In diesem Abschnitt wird die Erstellung und Verwendung solcher Schlüssel beschrieben.

Sichere Transaktionen werden für die Kommunikation zwischen verschiedenen Servern und für die dynamische Aktualisierung von Zonendaten benötigt. Die Zugriffssteuerung von Schlüsseln abhängig zu machen, ist wesentlich sicherer, als sich lediglich auf IP-Adressen zu verlassen.

Erstellen Sie mit dem folgenden Befehl einen TSIG-Schlüssel (genauere Informationen finden Sie unter mandnssec-keygen):

dnssec-keygen -a hmac-md5 -b 128 -n HOST host1-host2

Dadurch werden zwei Schlüssel mit ungefähr folgenden Namen erstellt:

Khost1-host2.+157+34265.private Khost1-host2.+157+34265.key

Der Schlüssel selbst (eine Zeichenkette, wie beispielsweise ejIkuCyyGJwwuN3xAteKgg==) ist in beiden Dateien enthalten. Um ihn für Transaktionen zu verwenden, muss die zweite Datei (Khost1-host2.+157+34265.key) auf den entfernten Host übertragen werden, möglichst auf eine sichere Weise (z. B. über SCP). Auf dem entfernten Server muss der Schlüssel in der Datei /etc/named.conf enthalten sein, damit eine sichere Kommunikation zwischen host1 und host2 möglich ist:

key host1-host2 {
 algorithm hmac-md5;
 secret "ejIkuCyyGJwwuN3xAteKgg==";
};
Warnung
Warnung: Dateiberechtigungen von /etc/named.conf

Vergewissern Sie sich, dass die Berechtigungen von /etc/named.conf ordnungsgemäß eingeschränkt sind. Der Standardwert für diese Datei lautet 0640, mit root als Eigentümer und named als Gruppe. Alternativ können Sie die Schlüssel in eine gesonderte Datei mit speziell eingeschränkten Berechtigungen verschieben, die dann aus /etc/named.conf eingefügt werden. Zum Einschließen einer externen Datei verwenden Sie:

include  "filename"

Ersetzen Sie filename durch einen absoluten Pfad zu Ihrer Datei mit den Schlüsseln.

Damit Server host1 den Schlüssel für host2 verwenden kann (in diesem Beispiel mit der Adresse 10.1.2.3), muss die Datei /etc/named.conf des Servers folgende Regel enthalten:

server 10.1.2.3 {
  keys { host1-host2. ;};
};

Analoge Einträge müssen in die Konfigurationsdateien von host2 aufgenommen werden.

Fügen Sie TSIG-Schlüssel für alle ACLs (Access Control Lists, Zugriffssteuerungslisten, nicht zu verwechseln mit Dateisystem-ACLs) hinzu, die für IP-Adressen und -Adressbereiche definiert sind, um Transaktionssicherheit zu gewährleisten. Der entsprechende Eintrag könnte wie folgt aussehen:

allow-update { key host1-host2. ;};

Dieses Thema wird eingehender im Referenzhandbuch für BIND-Administratoren (unter update-policy) erörtert.

26.9 DNS-Sicherheit

DNSSEC (DNS-Sicherheit) wird in RFC 2535 beschrieben. Die für DNSSEC verfügbaren Werkzeuge werden im BIND-Handbuch erörtert.

Einer als sicher betrachteten Zone müssen ein oder mehrere Zonenschlüssel zugeordnet sein. Diese werden mit dnssec-keygen erstellt, genau wie die Host-Schlüssel. Zurzeit wird der DSA-Verschlüsselungsalgorithmus zum Erstellen dieser Schlüssel verwendet. Die generierten öffentlichen Schlüssel sollten mithilfe einer $INCLUDE-Regel in die entsprechende Zonendatei aufgenommen werden.

Mit dem Kommando dnssec-signzone können Sie Sets von generierten Schlüsseln (keyset-Dateien) erstellen, sie auf sichere Weise in die übergeordnete Zone übertragen und sie signieren. Auf diese Weise werden die Dateien generiert, die in die einzelnen Zonen in /etc/named.conf aufgenommen werden sollen.

26.10 Weiterführende Informationen

Weitere Informationen können Sie dem Referenzhandbuch für BIND-Administratoren im Paket bind-doc entnehmen, das unter /usr/share/doc/packages/bind/arm installiert ist. Außerdem könnten Sie die RFCs zurate ziehen, auf die im Handbuch verwiesen wird, sowie die in BIND enthaltenen man-Seiten. /usr/share/doc/packages/bind/README.SUSE enthält aktuelle Informationen zu BIND in SUSE Linux Enterprise Server.

27 DHCP

DHCP (Dynamic Host Configuration Protocol) dient dazu, Einstellungen in einem Netzwerk zentral (von einem Server) aus zuzuweisen. Einstellungen müssen also nicht dezentral an einzelnen Arbeitsplatzcomputern konfiguriert werden. Ein für DHCP konfigurierter Host verfügt nicht über eine eigene statische Adresse. Er konfiguriert sich stattdessen vollständig und automatisch nach den Vorgaben des DHCP-Servers. Wenn Sie auf der Clientseite den NetworkManager verwenden, brauchen Sie den Client nicht zu konfigurieren. Das ist nützlich, wenn Sie in wechselnden Umgebungen arbeiten und nur jeweils eine Schnittstelle aktiv ist. Verwenden Sie den NetworkManager nie auf einem Computer, der einen DHCP-Server ausführt.

Tipp
Tipp: IBM Z: Unterstützung für DHCP

Auf IBM Z-Plattformen funktioniert DHCP nur bei Schnittstellen, die die OSA- und OSA Express-Netzwerkkarten verwenden. Nur diese Karten verfügen über eine für die Autokonfigurationsfunktionen von DHCP erforderliche MAC-Adresse.

Eine Möglichkeit zur Konfiguration von DHCP-Servern besteht darin, jeden Client mithilfe der Hardwareadresse seiner Netzwerkkarte zu identifizieren (die in den meisten Fällen statisch ist) und anschließend diesen Client bei jeder Verbindung zum Server mit identischen Einstellungen zu versorgen. Zum anderen kann DHCP aber auch so konfiguriert werden, dass der Server jedem relevanten Client eine Adresse aus einem dafür vorgesehenen Adresspool dynamisch zuweist. In diesem Fall versucht der DHCP-Server, dem Client bei jeder Anforderung dieselbe Adresse zuzuweisen – auch über einen längeren Zeitraum hinweg. Das ist nur möglich, wenn die Anzahl der Clients im Netzwerk nicht die Anzahl der Adressen übersteigt.

DHCP erleichtert Systemadministratoren das Leben. Alle (selbst umfangreiche) Änderungen der Netzwerkadressen oder der -konfiguration können zentral in der Konfigurationsdatei des DHCP-Servers vorgenommen werden. Dies ist sehr viel komfortabler als das Neukonfigurieren zahlreicher Arbeitsstationen. Außerdem können vor allem neue Computer sehr einfach in das Netzwerk integriert werden, indem sie aus dem Adresspool eine IP-Adresse zugewiesen bekommen. Das Abrufen der entsprechenden Netzwerkeinstellungen von einem DHCP-Server ist auch besonders interessant für Notebooks, die regelmäßig in unterschiedlichen Netzwerken verwendet werden.

In diesem Kapitel wird der DHCP-Server im gleichen Subnetz wie die Workstations (192.168.2.0/24) mit 192.168.2.1 als Gateway ausgeführt. Er hat die feste IP-Adresse 192.168.2.254 und bedient die beiden Adressbereiche 192.168.2.10 bis 192.168.2.20 und 192.168.2.100 bis 192.168.2.200.

Neben IP-Adresse und Netzmaske werden dem Client nicht nur der Computer- und Domänenname, sondern auch das zu verwendende Gateway und die Adressen der Nameserver mitgeteilt. Im Übrigen können auch mehrere andere Parameter zentral konfiguriert werden, z. B. ein Zeitserver, von dem die Clients die aktuelle Uhrzeit abrufen können, oder ein Druckserver.

27.1 Konfigurieren eines DHCP-Servers mit YaST

Zur Installation eines DNS-Servers starten Sie YaST, und wählen Sie Software › Software installieren oder löschen. Wählen Sie Filter › Schemata und schließlich DHCP- und DNS-Server aus. Bestätigen Sie die Installation der abhängigen Pakete, um den Installationsvorgang abzuschließen.

Wichtig
Wichtig: LDAP-Unterstützung

Das DHCP-Modul von YaST kann so eingestellt werden, dass die Serverkonfiguration lokal gespeichert wird (auf dem Host, der den DHCP-Server ausführt), oder so, dass die Konfigurationsdaten von einem LDAP-Server verwaltet werden. Soll LDAP verwendet werden, richten Sie die LDAP-Umgebung ein, bevor Sie den DHCP-Server konfigurieren.

Weitere Informationen zu LDAP finden Sie unter Book “Security and Hardening Guide”, Chapter 5 “LDAP—A Directory Service”.

Das DHCP-Modul von YaST (yast2-dhcp-server) ermöglicht die Einrichtung Ihres eigenen DHCP-Servers für das lokale Netzwerk. Das Modul kann im Assistentenmodus oder im Expertenkonfigurationsmodus ausgeführt werden.

27.1.1 Anfängliche Konfiguration (Assistent)

Beim ersten Starten des Moduls werden Sie von einem Assistenten aufgefordert, einige grundlegende Entscheidungen hinsichtlich der Serveradministration zu treffen. Nach Abschluss der anfänglichen Konfiguration ist eine grundlegende Serverkonfiguration verfügbar, die für einfache Szenarien ausreichend ist. Komplexere Konfigurationsaufgaben können im Expertenmodus ausgeführt werden. Führen Sie dazu die folgenden Schritte aus:

  1. Wählen Sie in dieser Liste die Schnittstelle aus, die der DHCP-Server überwachen soll, und klicken Sie auf Auswählen. Wählen Sie anschließend die Option Firewall für gewählte Schnittstelle öffnen, um die Firewall für diese Schnittstelle zu öffnen, und klicken Sie auf Weiter. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 27.1, „DHCP-Server: Kartenauswahl“.

    DHCP-Server: Kartenauswahl
    Abbildung 27.1: DHCP-Server: Kartenauswahl
  2. Geben Sie anhand des Kontrollkästchens an, ob Ihre DHCP-Einstellungen automatisch von einem LDAP-Server gespeichert werden sollen. In den Textfeldern legen Sie die Netzwerkinformationen fest, die jeder von diesem DHCP-Server verwaltete Client erhalten soll. Diese sind: Domänenname, Adresse eines Zeitservers, Adressen der primären und sekundären Namenserver, Adressen eines Druck- und WINS-Servers (für gemischte Netzwerkumgebungen mit Windows- und Linux-Clients), Gateway-Adressen und Leasing-Zeit. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 27.2, „DHCP-Server: Globale Einstellungen“.

    DHCP-Server: Globale Einstellungen
    Abbildung 27.2: DHCP-Server: Globale Einstellungen
  3. Konfigurieren Sie die Vergabe der dynamischen IP-Adressen an Clients. Hierzu legen Sie einen Bereich von IP-Adressen fest, in dem die zu vergebenden Adressen der DHCP-Clients liegen dürfen. Alle zu vergebenden Adressen müssen unter eine gemeinsame Netzmaske fallen. Legen Sie abschließend die Leasing-Zeit fest, für die ein Client seine IP-Adresse behalten darf, ohne eine Verlängerung der Leasing-Zeit beantragen zu müssen. Legen Sie optional auch die maximale Leasing-Zeit fest, für die eine bestimmte IP-Adresse auf dem Server für einen bestimmten Client reserviert bleibt. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 27.3, „DHCP-Server: Dynamisches DHCP“.

    DHCP-Server: Dynamisches DHCP
    Abbildung 27.3: DHCP-Server: Dynamisches DHCP
  4. Geben Sie an, auf welche Weise der DHCP-Server gestartet werden soll. Legen Sie fest, ob der DHCP-Server automatisch beim Booten des Systems oder bei Bedarf manuell (z. B. zu Testzwecken) gestartet werden soll. Klicken Sie auf Verlassen, um die Konfiguration des Servers abzuschließen. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 27.4, „DHCP-Server: Start“.

    DHCP-Server: Start
    Abbildung 27.4: DHCP-Server: Start
  5. Statt der Verwendung des dynamischen DHCP, wie in den vorigen Schritten beschrieben, können Sie den Server auch so konfigurieren, dass Adressen in fast statischer Weise zugewiesen werden. Geben Sie in die Textfelder im unteren Teil eine Liste der in dieser Art zu verwaltenden Clients ein. Geben Sie vor allem Name und IP-Adresse für einen solchen Client an, die Hardware-Adresse und den Netzwerktyp (Token-Ring oder Ethernet). Ändern Sie die oben angezeigte Liste der Clients mit Hinzufügen, Bearbeiten und Löschen. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 27.5, „DHCP-Server: Host-Verwaltung“.

    DHCP-Server: Host-Verwaltung
    Abbildung 27.5: DHCP-Server: Host-Verwaltung

27.1.2 DHCP-Server-Konfiguration (Experten)

Zusätzlich zu den bisher erwähnten Konfigurationsmethoden gibt es einen Expertenkonfigurationsmodus, mit dem Sie die Einrichtung des DHCP-Servers detailgenau ändern können. Zum Starten der Expertenkonfiguration klicken Sie auf Expertenkonfiguration für DHCP-Server im Dialogfeld Start (siehe Abbildung 27.4, „DHCP-Server: Start“).

Chroot-Umgebung und Deklarationen

Im ersten Dialogfeld bearbeiten Sie die vorhandene Konfiguration, indem Sie DHCP-Server starten wählen. Eine wichtige Funktion des Verhaltens eines DHCP-Servers ist, dass er in einer Chroot-Umgebung (oder einem Chroot-Jail) ausgeführt werden kann und so den Server-Host schützt. Sollte der DHCP-Server durch einen Angriff von außen beeinträchtigt werden, bleibt der Angreifer im Chroot-Jail und kann auf den Rest des Systems nicht zugreifen. Im unteren Bereich des Dialogfelds sehen Sie eine Baumstruktur mit den bereits definierten Deklarationen. Diese verändern Sie mit Hinzufügen, Löschen und Bearbeiten. Wenn Sie Erweitert wählen, werden zusätzliche Experten-Dialogfelder angezeigt. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 27.6, „DHCP-Server: Chroot Jail und Deklarationen“. Nach der Auswahl von Hinzufügen legen Sie den hinzuzufügenden Deklarationstyp fest. Mit Erweitert zeigen Sie die Protokolldatei des Servers an, konfigurieren die TSIG-Schlüsselverwaltung und passen die Konfiguration der Firewall an die Einrichtung des DHCP-Servers an.

DHCP-Server: Chroot Jail und Deklarationen
Abbildung 27.6: DHCP-Server: Chroot Jail und Deklarationen
Auswählen des Deklarationstyps

Die Globalen Optionen des DHCP-Servers bestehen aus mehreren Deklarationen. In diesem Dialogfeld legen Sie die Deklarationstypen Subnetz, Host, Gemeinsames Netzwerk, Gruppe, Adressen-Pool und Klasse fest. In diesem Beispiel sehen Sie die Auswahl eines neuen Subnetzes (siehe Abbildung 27.7, „DHCP-Server: Wählen eines Deklarationstyps“).

DHCP-Server: Wählen eines Deklarationstyps
Abbildung 27.7: DHCP-Server: Wählen eines Deklarationstyps
Konfiguration des Subnetzes

In diesem Dialogfeld können Sie ein neues Subnetz mit seiner IP-Adresse und Netzmaske angeben. In der Mitte des Dialogfelds ändern Sie die Startoptionen des DHCP-Servers für das ausgewählte Subnetz mit den Optionen Hinzufügen, Bearbeiten und Löschen. Um einen dynamischen DNS für das Subnetz einzurichten, wählen Sie Dynamisches DNS.

DHCP-Server: Konfigurieren von Subnetzen
Abbildung 27.8: DHCP-Server: Konfigurieren von Subnetzen
TSIG-Schlüsselverwaltung

Wenn Sie im vorigen Dialogfeld die Konfiguration des dynamischen DNS vorgenommen haben, können Sie jetzt die Schlüsselverwaltung für einen sicheren Zonentransfer konfigurieren. Wenn Sie OK wählen, gelangen Sie zu einem weiteren Dialogfeld, in dem Sie die Schnittstelle für das dynamische DNS konfigurieren können (siehe Abbildung 27.10, „DHCP-Server: Schnittstellenkonfiguration für dynamisches DNS“).

DHCP Server: TSIG-Konfiguration
Abbildung 27.9: DHCP Server: TSIG-Konfiguration
Dynamisches DNS: Schnittstellenkonfiguration

Jetzt können Sie das dynamische DNS für das Subnetz aktivieren, indem Sie Dynamisches DNS für dieses Subnetz aktivieren wählen. Danach aktivieren Sie im Dropdown-Feld die TSIG-Schlüssel für Forward und Reverse Zones. Vergewissern Sie sich dabei, dass die Schlüssel für den DNS- und den DHCP-Server dieselben sind. Mit der Option Globale dynamische DNS-Einstellungen aktualisieren aktivieren Sie die automatische Aktualisierung und Einstellung der globalen DHCP-Servereinstellungen entsprechend der dynamischen DNS-Umgebung. Nun legen Sie fest, welche Forward und Reverse Zones über das dynamische DNS aktualisiert werden sollen. Dafür geben Sie den primären Namenserver für beide Zonen an. Wenn Sie OK wählen, gelangen Sie wieder zum Dialogfeld für die Subnetzkonfiguration (siehe Abbildung 27.8, „DHCP-Server: Konfigurieren von Subnetzen“). Wenn Sie noch einmal auf OK klicken, gelangen Sie wieder zum ursprünglichen Dialogfeld für die Expertenkonfiguration.

DHCP-Server: Schnittstellenkonfiguration für dynamisches DNS
Abbildung 27.10: DHCP-Server: Schnittstellenkonfiguration für dynamisches DNS
Netzwerkschnittstellenkonfiguration

Wenn Sie die Schnittstellen festlegen möchten, die vom DHCP-Server überwacht werden sollen, und die Firewall-Konfiguration anpassen, wählen Sie im Dialogfeld für die Expertenkonfiguration Erweitert › Schnittstellenkonfiguration. In der Liste der angezeigten Schnittstellen wählen Sie die gewünschte(n) Schnittstelle(n) für den DHCP-Server aus. Falls Clients in allen Subnetzen mit dem Server kommunizieren müssen und der Server-Host durch eine Firewall geschützt ist, passen Sie die Einstellungen der Firewall entsprechend an. Dafür wählen Sie Firewall-Einstellungen anpassen. YaST passt dann die Regeln der SuSEFirewall2 an die neuen Bedingungen an (siehe Abbildung 27.11, „DHCP-Server: Netzwerkschnittstelle und Firewall“). Jetzt können Sie zum ursprünglichen Dialogfeld zurückkehren, indem Sie auf OK klicken.

DHCP-Server: Netzwerkschnittstelle und Firewall
Abbildung 27.11: DHCP-Server: Netzwerkschnittstelle und Firewall

Nach Abschluss aller Konfigurationsschritte schließen Sie das Dialogfeld mit OK. Der Server wird jetzt mit seiner neuen Konfiguration gestartet.

27.2 DHCP-Softwarepakete

Sowohl der DHCP-Server als auch die DHCP-Clients stehen für SUSE Linux Enterprise Server zur Verfügung. Der vom Internet Systems Consortium (ISC) herausgegebene DHCP-Server dhcpd stellt die Serverfunktionalität zur Verfügung. Auf der Clientseite befinden sich dhcp-client (ebenfalls von ISC) sowie Werkzeuge aus dem wicked-Paket.

Standardmäßig werden die wicked-Werkzeuge mit den Diensten wicked-dhcp4 und wicked-dhcp6 installiert. Beide Services werden automatisch bei jedem Booten des Systems gestartet und übernehmen die Überwachung auf einem DHCP-Server. Sie kommen ohne eine Konfigurationsdatei aus und funktionieren im Normalfall ohne weitere Konfiguration. Für komplexere Situationen greifen Sie auf dhcp-client von ISC zurück, das sich über die Konfigurationsdateien /etc/dhclient.conf und /etc/dhclient6.conf steuern lässt.

27.3 Der DHCP-Server dhcpd

Das Kernstück des DHCP-Systems ist der dhcpd-Daemon. Dieser Server least Adressen und überwacht deren Nutzung gemäß den Vorgaben in der Konfigurationsdatei /etc/dhcpd.conf. Über die dort definierten Parameter und Werte stehen dem Systemadministrator eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung, das Verhalten des Programms anforderungsgemäß zu beeinflussen. Sehen Sie sich die einfache Beispieldatei /etc/dhcpd.conf in Beispiel 27.1, „Die Konfigurationsdatei „/etc/dhcpd.conf““ an.

Beispiel 27.1: Die Konfigurationsdatei „/etc/dhcpd.conf“
default-lease-time 600;         # 10 minutes
max-lease-time 7200;            # 2  hours

option domain-name "example.com";
option domain-name-servers 192.168.1.116;
option broadcast-address 192.168.2.255;
option routers 192.168.2.1;
option subnet-mask 255.255.255.0;

subnet 192.168.2.0 netmask 255.255.255.0
 {
  range 192.168.2.10 192.168.2.20;
  range 192.168.2.100 192.168.2.200;
 }

Diese einfache Konfigurationsdatei reicht bereits aus, damit der DHCP-Server im Netzwerk IP-Adressen zuweisen kann. Bitte achten Sie insbesondere auf die Semikolons am Ende jeder Zeile, ohne die dhcpd nicht startet.

Die Beispieldatei lässt sich in drei Abschnitte unterteilen. Im ersten Abschnitt wird definiert, wie viele Sekunden eine IP-Adresse standardmäßig an einen anfragenden Client geleast wird, bevor dieser eine Verlängerung anfordern sollte (default-lease-time). Hier wird auch festgelegt, wie lange ein Computer maximal eine vom DHCP-Server vergebene IP-Adresse behalten darf, ohne für diese eine Verlängerung anfordern zu müssen (max-lease-time).

Im zweiten Abschnitt werden einige grundsätzliche Netzwerkparameter global festgelegt:

  • Die Zeile option domain-name enthält die Standarddomäne des Netzwerks.

  • Mit dem Eintrag option domain-name-servers können Sie bis zu drei Werte für die DNS-Server angeben, die zur Auflösung von IP-Adressen in Hostnamen (und umgekehrt) verwendet werden sollen. Idealerweise sollten Sie vor dem Einrichten von DHCP einen Namenserver auf dem Computer oder im Netzwerk konfigurieren. Dieser Nameserver sollte für jede dynamische Adresse jeweils einen Hostnamen und umgekehrt bereithalten. Weitere Informationen zum Konfigurieren eines eigenen Namenservers finden Sie in Kapitel 26, Domain Name System (DNS).

  • Die Zeile option broadcast-address definiert die Broadcast-Adresse, die der anfragende Client verwenden soll.

  • Mit option routers wird festgelegt, wohin der Server Datenpakete schicken soll, die (aufgrund der Adresse von Quell- und Zielhost sowie der Subnetzmaske) nicht im lokalen Netzwerk zugestellt werden können. In der Regel ist gerade bei kleineren Netzwerken dieser Router auch meist mit dem Internet-Gateway identisch.

  • Mit option subnet-mask wird die den Clients zugewiesene Netzmaske angegeben.

Im letzten Abschnitt der Datei werden ein Netzwerk und eine Subnetzmaske angegeben. Abschließend muss noch ein Adressbereich gewählt werden, aus dem der DHCP-Daemon IP-Adressen an anfragende Clients vergeben darf. In Beispiel 27.1, „Die Konfigurationsdatei „/etc/dhcpd.conf““ können Clients Adressen zwischen 192.168.2.10 und 192.168.2.20 oder 192.168.2.100 und 192.168.2.200 zugewiesen werden.

Nach dem Bearbeiten dieser wenigen Zeilen sollten Sie bereits in der Lage sein, den DHCP-Daemon mit dem Befehl systemctl start dhcpd zu aktivieren. Der DHCP-Daemon ist sofort einsatzbereit. Mit dem Befehl rcdhcpd check-syntax können Sie eine kurze Überprüfung der Konfigurationsdatei vornehmen. Sollte wider Erwarten ein Problem mit der Konfiguration auftreten (der Server wird beispielsweise mit einem Fehler beendet oder gibt beim Starten nicht done zurück), finden Sie in der zentralen Systemprotokolldatei, die mit dem Kommando journalctl abgefragt werden kann, weitere Informationen dazu (siehe Kapitel 15, journalctl: Abfragen des systemd-Journals).

Auf einem SUSE Linux Enterprise-Standardsystem wird der DHCP-Daemon aus Sicherheitsgründen in einer chroot-Umgebung gestartet. Damit der Daemon die Konfigurationsdateien finden kann, müssen diese in die chroot-Umgebung kopiert werden. In der Regel müssen Sie dazu nur den Befehl systemctl start dhcpd eingeben und die Dateien werden automatisch kopiert.

27.3.1 Clients mit statischen IP-Adressen

DHCP lässt sich auch verwenden, um einem bestimmten Client eine vordefinierte statische Adresse zuzuweisen. Solche expliziten Adresszuweisungen haben Vorrang vor dynamischen Adressen aus dem Pool. Im Unterschied zu den dynamischen verfallen die statischen Adressinformationen nie, z. B. wenn nicht mehr genügend freie Adressen zur Verfügung stehen und deshalb eine Neuverteilung unter den Clients erforderlich ist.

Zur Identifizierung eines mit einer statischen Adresse konfigurierten Clients verwendet dhcpd die Hardware-Adresse. Dies ist eine global eindeutige, fest definierte Zahl aus sechs Oktettpaaren, über die jedes Netzwerkgerät verfügt, z. B. 00:30:6E:08:EC:80. Werden die entsprechenden Zeilen, wie z. B. in Beispiel 27.2, „Ergänzungen zur Konfigurationsdatei“ zur Konfigurationsdatei von Beispiel 27.1, „Die Konfigurationsdatei „/etc/dhcpd.conf““ hinzugefügt, weist der DHCP-Daemon dem entsprechenden Client immer dieselben Daten zu.

Beispiel 27.2: Ergänzungen zur Konfigurationsdatei
host jupiter {
hardware ethernet 00:30:6E:08:EC:80;
fixed-address 192.168.2.100;
}

Der Name des entsprechenden Clients (host HOSTNAME, hier jupiter) wird in die erste Zeile und die MAC-Adresse wird in die zweite Zeile eingegeben. Auf Linux-Hosts kann die MAC-Adresse mit dem Befehl ip link show gefolgt vom Netzwerkgerät (z. B. eth0) ermittelt werden. Die Ausgabe sollte in etwa wie folgt aussehen:

link/ether 00:30:6E:08:EC:80

Im vorherigen Beispiel wird also dem Client, dessen Netzwerkkarte die MAC-Adresse 00:30:6E:08:EC:80 hat, automatisch die IP-Adresse 192.168.2.100 und der Hostname jupiter zugewiesen. Als Hardwaretyp kommt heutzutage in aller Regel ethernet zum Einsatz, wobei durchaus auch das vor allem bei IBM-Systemen häufig zu findende token-ring unterstützt wird.

27.3.2 Die SUSE Linux Enterprise Server-Version

Aus Sicherheitsgründen enthält bei SUSE Linux Enterprise Server der DHCP-Server von ISC den non-root/chroot-Patch von Ari Edelkind. Damit kann dhcpd mit der Benutzer-ID nobody und in einer chroot-Umgebung (/var/lib/dhcp) ausgeführt werden. Um dies zu ermöglichen, muss sich die Konfigurationsdatei dhcpd.conf im Verzeichnis /var/lib/dhcp/etc befinden. Sie wird vom Init-Skript beim Start automatisch dorthin kopiert.

Dieses Verhalten lässt sich über Einträge in der Datei /etc/sysconfig/dhcpd steuern. Um den dhcpd ohne chroot-Umgebung laufen zu lassen, setzen Sie die Variable DHCPD_RUN_CHROOTED in der Datei /etc/sysconfig/dhcpd auf no.

Damit der dhcpd auch in der chroot-Umgebung Hostnamen auflösen kann, müssen außerdem einige weitere Konfigurationsdateien kopiert werden:

  • /etc/localtime

  • /etc/host.conf

  • /etc/hosts

  • /etc/resolv.conf

Diese Dateien werden beim Starten des Init-Skripts in das Verzeichnis /var/lib/dhcp/etc/ kopiert. Berüchsichtigen Sie die Kopien bei Aktualisierungen, die benötigt werden, wenn sie durch ein Skript wie /etc/ppp/ip-up dynamisch modifiziert werden. Falls in der Konfigurationsdatei anstelle von Hostnamen nur IP-Adressen verwendet werden, sind jedoch keine Probleme zu erwarten.

Wenn in Ihrer Konfiguration weitere Dateien in die chroot-Umgebung kopiert werden müssen, können Sie diese mit der Variablen DHCPD_CONF_INCLUDE_FILES in der Datei /etc/sysconfig/dhcpd festlegen. Damit der dhcp-Daemon aus der chroot-Umgebung heraus auch nach einem Neustart des syslog-Daemons weiter protokollieren kann, befindet sich der zusätzliche Eintrag SYSLOGD_ADDITIONAL_SOCKET_DHCP in der Datei /etc/sysconfig/syslog.

27.4 Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zu DHCP finden Sie auf der Website des Internet Systems Consortium (https://www.isc.org/dhcp/). Weitere Informationen finden Sie zudem auf den man-Seiten dhcpd, dhcpd.conf, dhcpd.leases und dhcp-options.

28 Verteilte Nutzung von Dateisystemen mit NFS

Das NFS-Protokoll (Network File System) sorgt für den Zugriff auf Dateien auf einem Server, der ähnlich wie der Zugriff auf lokale Dateien erfolgt.

28.1 Überblick

Über das standardisierte, erprobte und weithin unterstützte NFS-Netzwerkprotokoll (Network File System) können Dateien durch separate Hosts gemeinsam genutzt werden.

Über den NIS (Network Information Service) lässt sich eine zentrale Benutzerverwaltung im Netzwerk einrichten. Die Kombination aus NFS und NIS sorgt für die Zugriffskontrolle im Netzwerk anhand von Datei- und Verzeichnisrechten. NFS mit NIS macht ein Netzwerk für den Benutzer transparent.

In der Standardkonfiguration vertraut NFS dem Netzwerk uneingeschränkt – und damit auch jedem Rechner, der mit einem vertrauenswürdigen Netzwerk verbunden ist. Alle Benutzer mit Administratorrechten auf einem Rechner mit physischem Zugriff auf ein Netzwerk, dem der NFS-Server vertraut, können auf sämtliche Dateien zugreifen, die der Server zur Verfügung stellt.

Diese Sicherheitsstufe reicht in vielen Fällen aus, beispielsweise wenn das vertrauenswürdige Netzwerk tatsächlich vollständig privat ist, das Netzwerk sich in einem einzigen Schrank oder Computerraum befindet und kein unbefugter Zugriff möglich ist. In anderen Fällen ist die Notwendigkeit, einem ganzen Teilnetz als einer einzigen Einheit zu vertrauen, dagegen restriktiv und es besteht Bedarf an einem feiner abgestuften Vertrauensverhältnis. Für diese Fälle unterstützt NFS verschiedene Sicherheitsstufen mithilfe der KerberosInfrastruktur. Für Kerberos ist NFSv4 erforderlich, wobei diese Version standardmäßig verwendet wird. Weitere Informationen finden Sie in Book “Security and Hardening Guide”, Chapter 6 “Network Authentication with Kerberos”.

Die folgenden Begriffe werden im YaST-Modul verwendet.

Exporte

Ein von einem NFS-Server exportiertes Verzeichnis, das von Clients in ihr System integriert werden kann.

NFS-Client

Der NFS-Client ist ein System, das NFS-Dienste eines NFS-Servers über das NFS-Protokoll verwendet. Das TCP/IP-Protokoll ist bereits in den Linux-Kernel integriert, weshalb keine zusätzliche Software installiert werden muss.

NFS-Server

Der NFS-Server stellt NFS-Dienste für Clients bereit. Ein laufender Server ist von den folgenden Daemons abhängig: nfsd (Worker), idmapd (ID-Name-Zuordnung für NFSv4, nur für bestimmte Szenarien), statd (Dateisperren) und mountd (Einhängeanforderungen).

NFSv3

NFSv3 ist die Implementierungsversion 3, die alte zustandslose NFS, die die Clientauthentifizierung unterstützt.

NFSv4

NFSv4 ist die neue Implementationsversion 4, die die sichere Benutzerauthentifizierung über Kerberos unterstützt. Für NFSv4 ist nur ein einzelner Port erforderlich; diese Version eignet sich daher besser für Umgebungen hinter einer Firewall als NFSv3.

Das Protokoll wird als https://datatracker.ietf.org/doc/html/rfc7530 angegeben.

pNFS

Parallel NFS, eine Protokollerweiterung für NFSv4. Alle pNFS-Clients können direkt auf die Daten auf einem NFS-Server zugreifen.

Wichtig
Wichtig: DNS erforderlich

Im Prinzip können alle Exporte allein mit IP-Adressen vorgenommen werden. Es ist ratsam, über ein funktionierendes DNS-System zu verfügen, um Zeitüberschreitungen zu vermeiden. DNS ist zumindest für die Protokollierung erforderlich, weil der mountd-Daemon Reverse-Lookups ausführt.

28.2 Installieren des NFS-Servers

Der NFS-Server ist kein Bestandteil der Standardinstallation. Zum Installieren des NFS-Servers mit YaST wählen Sie Software › Software installieren oder löschen, wählen Sie Schemata und aktivieren Sie die Option Dateiserver im Abschnitt Serverfunktionen. Klicken Sie auf Übernehmen. Die erforderlichen Pakete werden installiert.

Wie NIS ist NFS ein Client-Server-System. Ein Rechner kann jedoch beides gleichzeitig sein – er kann Dateisysteme im Netzwerk zur Verfügung stellen (exportieren) und Dateisysteme anderer Hosts mounten (importieren).

Anmerkung
Anmerkung: Lokales Einhängen von NFS-Volumes auf dem exportierenden Server

Das lokale Einhängen von NFS-Volumes auf dem exportierenden Server wird in SUSE Linux Enterprise Server nicht unterstützt.

28.3 Konfigurieren des NFS-Servers

Die Konfiguration eines NFS-Servers kann über YaST oder manuell erfolgen. NFS kann für die Authentifizierung auch mit Kerberos kombiniert werden.

28.3.1 Exportieren von Dateisystemen mit YaST

Mit YaST können Sie einen Computer im Netzwerk als NFS-Server bereitstellen. Dies ist ein Server, der Verzeichnisse und Dateien an alle Hosts, die ihm Zugriff gewähren, oder an alle Mitglieder einer Gruppe exportiert. Der Server kann so außerdem Anwendungen bereitstellen, ohne dass die Anwendungen auf allen Hosts lokal installiert sein müssen.

Verfahren Sie wie folgt, um einen solchen Server einzurichten:

Vorgehen 28.1: Einrichten eines NFS-Servers
  1. Starten Sie YaST, und wählen Sie Netzwerkdienste › NFS-Server (siehe Abbildung 28.1, „Konfiguration des NFS-Servers“). Sie werden ggf. aufgefordert, weitere Software zu installieren.

    Konfiguration des NFS-Servers
    Abbildung 28.1: Konfiguration des NFS-Servers
  2. Aktivieren Sie das Optionsfeld Start.

  3. Wenn eine Firewall im System aktiv ist (SuSEFirewall2), aktivieren Sie die Option Firewall-Ports öffnen. YaST aktiviert den nfs-Service und passt so die Konfiguration für den NFS-Server an.

  4. Überlegen Sie, ob die Verwendung der Option NFSv4 aktivieren angebracht ist. Wenn Sie NFSv4 deaktivieren, unterstützt YaST lediglich NFSv3. Informationen zum Aktivieren von NFSv2 finden Sie in Anmerkung: NFSv2.

    1. Ist NFSv4 aktiviert, geben Sie außerdem den entsprechenden NFSv4-Domänennamen ein. Dieser Parameter gilt für den idmapd-Daemon, der für Kerberos-Einrichtungen oder für Fälle, in denen die Clients nicht mit numerischen Benutzernamen arbeiten können, erforderlich ist. Behalten Sie den Wert localdomain (den Standardwert) bei, wenn Sie idmapd nicht ausführen oder keine speziellen Anforderungen haben. Weitere Informationen zum idmapd-Daemon finden Sie unter /etc/idmapd.conf.

  5. Klicken Sie auf GSS-Sicherheit aktivieren, wenn Sie einen sicheren Zugriff auf den Server benötigen. Als Voraussetzung hierfür muss Kerberos in der Domäne installiert sein und sowohl der Server als auch der Client müssen kerberisiert sein. Mit Weiter wechseln Sie zum nächsten Konfigurationsdialogfeld.

  6. Klicken Sie im oberen Bereich des Dialogfelds auf Verzeichnis hinzufügen. Das Verzeichnis wird exportiert.

  7. Falls Sie die zulässigen Hosts nicht bereits konfiguriert haben, wird automatisch ein weiteres Dialogfeld geöffnet, in dem Sie die Client-Informationen und Optionen angeben. Geben Sie den Platzhalter für den Host ein. (In der Regel können Sie die Standardeinstellungen beibehalten).

    Es gibt vier mögliche Typen von Platzhalterzeichen für den Host, die für jeden Host festgelegt werden können: ein einzelner Host (Name oder IP-Adresse), Netzgruppen, Platzhalterzeichen (wie *, womit angegeben wird, dass alle Computer auf den Server zugreifen können) und IP-Netzwerke.

    Weitere Informationen zu diesen Optionen finden Sie auf der man-Seite zu exports.

  8. Klicken Sie zum Beenden der Konfiguration auf Beenden.

28.3.2 Manuelles Exportieren von Dateisystemen

Die Konfigurationsdateien für den NFS-Exportdienst lauten /etc/exports und /etc/sysconfig/nfs. Neben diesen Dateien ist /etc/idmapd.conf für die NFSv4-Serverkonfiguration mit kerberisiertem NFS oder für Fälle, in denen die Clients keine numerischen Benutzernamen verarbeiten können, erforderlich.

Führen Sie den Start bzw. Neustart der Dienste mit dem Befehl systemctl restart nfsserver.service aus. Hiermit wird auch der RPC-Portmapper neu gestartet, der vom NFS-Server benötigt wird.

Damit der NFS-Server bei jedem Booten gestartet wird, führen Sie sudo systemctl enable nfsserver aus.

Anmerkung
Anmerkung: NFSv4

NFSv4 ist die aktuelle Version des NFS-Protokolls für SUSE Linux Enterprise Server. Die Verzeichnisse werden nunmehr in NFSv4 auf dieselbe Weise für das Exportieren vorbereitet wie in NFSv3.

In SUSE Linux Enterprise Server 11 war das Einhängen mit Einbindung in /etc/exports obligatorisch. Dies wird weiterhin unterstützt, ist jedoch überholt.

/etc/exports

Die Datei /etc/exports enthält eine Liste mit Einträgen. Mit jedem Eintrag wird ein Verzeichnis angegeben, das freigegeben wird. Zudem wird angegeben, wie das Verzeichnis freigegeben wird. Ein typischer Eintrag in /etc/exports besteht aus:

/SHARED/DIRECTORY   HOST(OPTION_LIST)

Beispiel:

/export/data   192.168.1.2(rw,sync)

Hier wird die IP-Adresse 192.168.1.2 verwendet, um den erlaubten Client zu identifizieren. Sie können auch den Namen des Hosts, ein Platzhalterzeichen, mit dem mehrere Hosts angegeben werden (*.abc.com, * usw.) oder Netzwerkgruppen (@my-hosts) verwenden).

Eine detaillierte Erläuterung aller Optionen und der entsprechenden Bedeutungen finden Sie auf der man-Seite zu exports (man exports).

Falls Sie /etc/exports bei laufendem NFS-Server geändert haben, müssen Sie den Server neu starten, damit die Änderungen in Kraft treten: sudo systemctl restart nfsserver.

/etc/sysconfig/nfs

Die Datei /etc/sysconfig/nfs enthält einige Parameter, die das Verhalten des NFSv4-Server-Daemon bestimmen. Der Parameter NFS4_SUPPORT muss dabei auf yes (Standard) gesetzt werden. Der Parameter NFS4_SUPPORT bestimmt, ob der NFS-Server NFSv4-Exporte und -Clients unterstützt.

Falls Sie /etc/sysconfig/nfs bei laufendem NFS-Server geändert haben, müssen Sie den Server neu starten, damit die Änderungen in Kraft treten: sudo systemctl restart nfsserver.

Tipp
Tipp: Einhängeoptionen

In SUSE Linux Enterprise Server 11 war das Einhängen mit --bind in /etc/exports obligatorisch. Dies wird weiterhin unterstützt, ist jedoch überholt. Die Verzeichnisse werden nunmehr in NFSv4 auf dieselbe Weise für das Exportieren vorbereitet wie in NFSv3.

Anmerkung
Anmerkung: NFSv2

Wenn NFS-Clients weiterhin von NFSv2 abhängig sind, aktivieren Sie es auf dem Server in /etc/sysconfig/nfs, indem Sie Folgendes festlegen:

NFSD_OPTIONS="-V2"
MOUNTD_OPTIONS="-V2"

Überprüfen Sie nach Neustart des Diensts mit dem folgenden Kommando, ob Version 2 verfügbar ist:

tux > cat /proc/fs/nfsd/versions
+2 +3 +4 +4.1 -4.2
/etc/idmapd.conf

Ab SLE 12 SP1 ist der idmapd-Daemon nur dann erforderlich, wenn die Kerberos-Authentifizierung verwendet wird oder die Clients keine numerischen Benutzernamen verarbeiten können. Linux-Clients können numerische Benutzernamen seit dem Linux-Kernel 2.6.39 verarbeiten. Der idmapd-Daemon führt die Name-ID-Zuordnung für NFSv4-Anforderungen an den Server aus und schickt Antworten an den Client.

Falls idmapd erforderlich ist, muss dieser Daemon auf dem NFSv4-Server ausgeführt werden. Die Name-ID-Zuordnung auf dem Client erfolgt mit nfsidmap das vom Paket bereitgestellt wird. nfs-clientbereitgestellt.

Stellen Sie sicher, dass Benutzernamen und IDs (UIDs) Benutzern auf eine einheitliche Weise auf allen Rechnern zugewiesen werden, auf denen möglicherweise Dateisysteme mit NFS freigegeben werden. Dies kann mit NIS, LDAP oder einem beliebigen einheitlichen Domänenauthentifizierungsmechanismus in Ihrer Domäne erreicht werden.

Der Parameter Domain muss in der Datei /etc/idmapd.conf für den Client und den Server identisch festgelegt sein. Wenn Sie sich nicht sicher sind, belassen Sie die Domäne in den Server- und den Clientdateien als localdomain. Eine Beispielkonfigurationsdatei sieht folgendermaßen aus:

[General]
Verbosity = 0
Pipefs-Directory = /var/lib/nfs/rpc_pipefs
Domain = localdomain

[Mapping]
Nobody-User = nobody
Nobody-Group = nobody

Starten Sie den idmapd-Daemon mit systemctl start nfs-idmapd. Falls Sie /etc/idmapd.conf bei laufendem Daemon geändert haben, müssen Sie den Daemon neu starten, damit die Änderungen in Kraft treten: systemctl start nfs-idmapd.

Weitere Informationen finden Sie auf den man-Seiten zu idmapd und idmapd.conf (man idmapd und man idmapd.conf).

28.3.3 NFS mit Kerberos

Wenn die Kerberos-Authentifizierung für NFS verwendet werden soll, muss die GSS-Sicherheit (Generic Security Services) aktiviert werden. Wählen Sie im ersten YaST-NFS-Server-Dialogfeld die Option GSS-Sicherheit aktivieren. Zur Verwendung dieser Funktion muss ein funktionierender Kerberos-Server zur Verfügung stehen. YaST richtet diesen Server nicht ein, sondern nutzt lediglich die über den Server bereitgestellten Funktionen. Wenn Sie die Authentifizierung mittels Kerberos verwenden möchten, müssen Sie zusätzlich zur YaST-Konfiguration mindestens die nachfolgend beschriebenen Schritte ausführen, bevor Sie die NFS-Konfiguration ausführen:

  1. Stellen Sie sicher, dass sich Server und Client in derselben Kerberos-Domäne befinden. Beide müssen auf denselben KDC-Server (Key Distribution Center) zugreifen und die Datei krb5.keytab gemeinsam verwenden (der Standardspeicherort auf allen Rechnern lautet /etc/krb5.keytab). Weitere Informationen zu Kerberos finden Sie unter Book “Security and Hardening Guide”, Chapter 6 “Network Authentication with Kerberos”.

  2. Starten Sie den gssd-Dienst auf dem Client mit systemctl start rpc-gssd.service.

  3. Starten Sie den svcgssd-Dienst auf dem Server mit systemctl start rpc-svcgssd.service.

Bei der Kerberos-Authentifizierung muss der idmapd-Daemon ebenfalls auf dem Server ausgeführt werden. Weitere Informationen finden Sie unter /etc/idmapd.conf.

Weitere Informationen zum Konfigurieren eines kerberisierten NFS finden Sie über die Links in Abschnitt 28.5, „Weiterführende Informationen“.

28.4 Konfigurieren der Clients

Wenn Sie Ihren Host als NFS-Client konfigurieren möchten, müssen Sie keine zusätzliche Software installieren. Alle erforderlichen Pakete werden standardmäßig installiert.

28.4.1 Importieren von Dateisystemen mit YaST

Autorisierte Benutzer können NFS-Verzeichnisse eines NFS-Servers über das YaST-NFS-Clientmodul in den lokalen Dateibaum einhängen. Führen Sie dazu die folgenden Schritte aus:

Vorgehen 28.2: Importieren von NFS-Verzeichnissen
  1. Starten Sie das YaST-NFS-Client-Modul.

  2. Klicken Sie auf dem Karteireiter NFS-Freigaben auf Hinzufügen. Geben Sie den Hostnamen des NFS-Servers, das zu importierende Verzeichnis und den Einhängepunkt an, an dem das Verzeichnis lokal eingehängt werden soll.

  3. Wenn Sie NFSv4 verwenden, wählen Sie die Option NFSv4 aktivieren auf der Registerkarte Einstellungen. Der NFSv4-Domainname muss zudem denselben Wert aufweisen, der beim NFSv4-Server verwendet wird. Die Standarddomäne ist localdomain.

  4. Wenn die Kerberos-Authentifizierung für NFS verwendet werden soll, muss die GSS-Sicherheit aktiviert werden. Wählen Sie GSS-Sicherheit aktivieren.

  5. Wenn Sie eine Firewall nutzen und den Zugriff auf den Dienst von Ferncomputern aus zulassen möchten, aktivieren Sie auf dem Karteireiter NFS-Einstellungen die Option Firewall-Port öffnen. Der Status der Firewall wird neben dem Kontrollkästchen angezeigt.

  6. Klicken Sie zum Speichern der Änderungen auf OK.

Die Konfiguration wird in /etc/fstab geschrieben und die angegebenen Dateisysteme werden eingehängt. Wenn Sie den YaST-Konfigurationsclient zu einem späteren Zeitpunkt starten, wird auch die vorhandene Konfiguration aus dieser Datei gelesen.

Tipp
Tipp: NFS als Root-Dateisystem

Auf (festplattenlosen) Systemen, in denen die Stammpartition über das Netzwerk als NFS-Freigabe eingehängt ist, müssen Sie beim Konfigurieren des Netzwerkgeräts, über das die NFS-Freigabe erreichbar ist, besonders vorsichtig vorgehen.

Wenn Sie das System herunterfahren oder neu booten, werden in der standardmäßigen Reihenfolge zunächst die Netzwerkverbindungen deaktiviert und anschließend die Stammpartition ausgehängt. Bei einem NFS-Root kann dies zu Problemen führen: Die Stammpartition kann nicht fehlerfrei ausgehängt werden, da die Netzwerkverbindung zur NFS-Freigabe schon nicht mehr aktiviert ist. Damit das System nicht das relevante Netzwerkgerät deaktiviert, öffnen Sie die Registerkarte gemäß Abschnitt 16.4.1.2.5, „Aktivieren des Netzwerkgeräts“ und wählen Sie unter Geräteaktivierung die Option Bei NFSroot.

28.4.2 Manuelles Importieren von Dateisystemen

Voraussetzung für den manuellen Import eines Dateisystems von einem NFS-Server ist ein aktiver RPC-Port-Mapper. Der Start des nfs-Dienstes erfordert einige Vorsicht; starten Sie ihn daher mit systemctl start nfs als root. Danach können ferne Dateisysteme mit mount wie lokale Partitionen in das Dateisystem eingehängt werden:

tux > sudo mount HOST:REMOTE-PATHLOCAL-PATH

Geben Sie zum Beispiel zum Import von Benutzerverzeichnissen vom nfs.example.com-Rechner folgendes Kommando ein:

tux > sudo mount nfs.example.com:/home /home

28.4.2.1 Verwenden des Diensts zum automatischen Einhängen

Ferne Dateisysteme können mit dem autofs-Daemon automatisch eingehängt werden. Fügen Sie den folgenden Eintrag in der Datei /etc/auto.master hinzu:

/nfsmounts /etc/auto.nfs

Nun fungiert das Verzeichnis /nfsmounts als Root-Verzeichnis für alle NFS-Einhängungen auf dem Client, sofern die Datei auto.nfs entsprechend ausgefüllt wurde. Der Name auto.nfs wurde nur der Einfachheit halber ausgewählt – Sie können einen beliebigen Namen auswählen. Fügen Sie der Datei auto.nfs wie folgt Einträge für alle NFS-Einhängungen hinzu:

localdata -fstype=nfs server1:/data
nfs4mount -fstype=nfs4 server2:/

Aktivieren Sie die Einstellungen mit systemctl start autofs als root. In diesem Beispiel wird /nfsmounts/localdata, das Verzeichnis /data von server1, mit NFS eingehängt und /nfsmounts/nfs4mount von server2 wird mit NFSv4 eingehängt.

Wenn die Datei /etc/auto.master während der Ausführung des autofs-Diensts bearbeitet wird, muss die automatische Einhängung mit systemctl restart autofs erneut gestartet werden, damit die Änderungen wirksam werden.

28.4.2.2 Manuelles Bearbeiten von /ect/fstab

Ein typischer NFSv3-Einhängeeintrag in /etc/fstab sieht folgendermaßen aus:

nfs.example.com:/data /local/path nfs rw,noauto 0 0

Bei NFSv4-Einhängepunkten geben Sie nfs4 statt nfs in die dritte Spalte ein:

nfs.example.com:/data /local/pathv4 nfs4 rw,noauto 0 0

Mit der Option noauto wird verhindert, dass das Dateisystem beim Starten automatisch eingehängt wird. Wenn Sie das jeweilige Dateisystem manuell einhängen möchten, können Sie das Einhängekommando auch kürzen, indem Sie nur den Einhängepunkt angeben:

tux > sudo mount /local/path
Anmerkung
Anmerkung: Einhängen beim Starten

Wenn die Option noauto nicht angegeben ist, wird das Einhängen dieser Dateisysteme beim Start durch die init-Skripte des Systems geregelt.

28.4.3 pNFS (paralleles NFS)

NFS wurde in den 1980er-Jahren entwickelt und gehört damit zu den ältesten Protokollen. Zum Freigeben kleinerer Dateien ist NFS völlig ausreichend. Wenn Sie dagegen große Dateien übertragen möchten oder wenn eine große Anzahl Clients auf die Daten zugreifen soll, wird ein NFS-Server rasch zu einer Engstelle, die die Systemleistungen erheblich beeinträchtigt. Dies liegt daran, dass die Dateien rasch größer werden, wobei die relative Ethernet-Geschwindigkeit nicht ganz mithalten kann.

Wenn Sie eine Datei von einem normalen NFS-Server anfordern, werden die Metadaten der Datei nachgeschlagen, die Daten dieser Datei werden zusammengestellt und die Datei wird schließlich über das Netzwerk an den Client übertragen. Der Leistungsengpass wird jedoch in jedem Fall ersichtlich, unabhängig davon, wie groß oder klein die Dateien sind:

  • Bei kleinen Dateien dauert das Sammeln der Metadaten am längsten.bereitgestellt.

  • Bei großen Dateien dauert das Übertragen der Daten vom Server auf den Client am längsten.

pNFS (paralleles NFS) trennt die Metadaten des Dateisystems vom Speicherort der Daten und überwindet so diese Einschränkungen. Für pNFS sind dabei zwei Arten von Servern erforderlich:

  • Ein Metadaten- oder Steuerungsserver, der den gesamten verbleibenden Verkehr (nicht den Datenverkehr) abwickelt

  • Mindestens ein Speicherserver, auf dem sich die Daten befinden

Der Metadatenserver und die Speicherserver bilden gemeinsam einen einzigen logischen NFS-Server. Wenn ein Client einen Lese- oder Schreibvorgang startet, teilt der Metadatenserver dem NFSv4-Client mit, auf welchem Speicherserver der Client auf die Dateiblöcke zugreifen soll. Der Client kann direkt auf dem Server auf die Daten zugreifen.

SUSE Linux Enterprise Server unterstützt pNFS nur auf der Clientseite.

28.4.3.1 Konfigurieren eines pNTP-Clients mit YaST

Befolgen Sie die Anweisungen unter Prozedur 28.2, „Importieren von NFS-Verzeichnissen“; aktivieren Sie jedoch das Kontrollkästchen pNFS (v4.1) und (optional) NFSv4-Freigabe. YaST führt alle erforderlichen Schritte aus und schreibt die erforderlichen Optionen in die Datei /etc/exports.

28.4.3.2 Manuelles Konfigurieren eines pNTP-Clients

Beginnen Sie gemäß Abschnitt 28.4.2, „Manuelles Importieren von Dateisystemen“. Der Großteil der Konfiguration wird durch den NFSv4-Server ausgeführt. Der einzige Unterschied für pNFS besteht darin, dass die Option minorversion und der Metadatenserver MDS_SERVER in das Kommando mount eingefügt werden:

tux > sudo mount -t nfs4 -o minorversion=1 MDS_SERVER MOUNTPOINT

Als Hilfe für die Fehlersuche ändern Sie den Wert im Dateisystem /proc:

tux > sudo echo 32767 > /proc/sys/sunrpc/nfsd_debug
tux > sudo echo 32767 > /proc/sys/sunrpc/nfs_debug

28.5 Weiterführende Informationen

Außer auf den man-Seiten zu exports, nfs und mount stehen Informationen zum Konfigurieren eines NFS-Servers und -Clients unter /usr/share/doc/packages/nfsidmap/README zur Verfügung. Weitere Online-Dokumentation finden Sie auf folgenden Websites:

29 Samba

Mit Samba kann ein Unix-Computer als Datei- und Druckserver für macOS-, Windows- und OS/2-Computer konfiguriert werden. Samba ist mittlerweile ein sehr umfassendes und komplexes Produkt. Konfigurieren Sie Samba mit YaST oder indem Sie die Konfigurationsdatei manuell bearbeiten.

29.1 Terminologie

Im Folgenden werden einige Begriffe erläutert, die in der Samba-Dokumentation und im YaST-Modul verwendet werden.

SMB-Protokoll

Samba verwendet das SMB-Protokoll (Server Message Block), das auf den NetBIOS-Diensten basiert. Microsoft veröffentlichte das Protokoll, damit auch andere Softwarehersteller Anbindungen an ein Microsoft-Domänennetzwerk einrichten konnten. Samba setzt das SMB- auf das TCP/IP-Protokoll auf. Entsprechend muss auf allen Clients das TCP/IP-Protokoll installiert sein.

Tipp
Tipp: IBM Z: Unterstützung für NetBIOS

IBM Z unterstützt nur SMB über TCP/IP. NetBIOS-Unterstützung ist auf diesen Systemen nicht verfügbar.

CIFS-Protokoll

Das CIFS-Protokoll (Common Internet File System) ist ein weiteres von Samba unterstütztes Protokoll. CIFS definiert ein Standardprotokoll für den Fernzugriff auf Dateisysteme über das Netzwerk, das Benutzergruppen die netzwerkweite Zusammenarbeit und gemeinsame Dokumentbenutzung ermöglicht.

NetBIOS

NetBIOS ist eine Softwareschnittstelle (API) für die Kommunikation zwischen Computern, die einen Name Service bereitstellen. Mit diesem Dienst können die an das Netzwerk angeschlossenen Computer Namen für sich reservieren. Nach dieser Reservierung können die Computer anhand ihrer Namen adressiert werden. Für die Überprüfung der Namen gibt es keine zentrale Instanz. Jeder Computer im Netzwerk kann beliebig viele Namen reservieren, solange die Namen noch nicht Gebrauch sind. Die NetBIOS-Schnittstelle kann in unterschiedlichen Netzwerkarchitekturen implementiert werden. Eine Implementierung, die relativ eng mit der Netzwerkhardware arbeitet, ist NetBEUI (häufig auch als NetBIOS bezeichnet). Mit NetBIOS implementierte Netzwerkprotokolle sind IPX (NetBIOS über TCP/IP) von Novell und TCP/IP.

Die per TCP/IP übermittelten NetBIOS-Namen haben nichts mit den in der Datei /etc/hosts oder per DNS vergebenen Namen zu tun. NetBIOS ist ein eigener, vollständig unabhängiger Namensraum. Es empfiehlt sich jedoch, für eine einfachere Administration NetBIOS-Namen zu vergeben, die den jeweiligen DNS-Hostnamen entsprechen, oder DNS nativ zu verwenden. Für einen Samba-Server ist dies die Voreinstellung.

Samba-Server

Samba-Server stellt SMB/CIFS-Dienste sowie NetBIOS over IP-Namensdienste für Clients zur Verfügung. Für Linux gibt es drei Dämonen für Samba-Server: smbd für SMB/CIFS-Dienste, nmbd für Naming Services und winbind für Authentifizierung.

Samba-Client

Der Samba-Client ist ein System, das Samba-Dienste von einem Samba-Server über das SMB-Protokoll nutzt. Das Samba-Protokoll wird von gängigen Betriebssystemen wie Windows und MacOS unterstützt. Auf den Computern muss das TCP/IP-Protokoll installiert sein. Für die verschiedenen UNIX-Versionen stellt Samba einen Client zur Verfügung. Für Linux gibt es zudem ein Dateisystem-Kernel-Modul für SMB, das die Integration von SMB-Ressourcen auf Linux-Systemebene ermöglicht. Sie brauchen für den Samba-Client keinen Dämon auszuführen.

Freigaben

SMB-Server stellen den Clients Ressourcen in Form von Freigaben (Shares) zur Verfügung. Freigaben sind Drucker und Verzeichnisse mit ihren Unterverzeichnissen auf dem Server. Eine Freigabe wird unter einem eigenen Namen exportiert und kann von Clients unter diesem Namen angesprochen werden. Der Freigabename kann frei vergeben werden. Er muss nicht dem Namen des exportierten Verzeichnisses entsprechen. Ebenso wird einem Drucker ein Name zugeordnet. Clients können mit diesem Namen auf den Drucker zugreifen.

DC

Ein Domänencontroller (DC) ist ein Server, der Konten in der Domäne verwaltet. Zur Datenreplikation stehen zusätzliche Domain Controller in einer Domäne zur Verfügung.

29.2 Installieren eines Samba-Servers

Zur Installation eines Samba-Servers starten Sie YaST, und wählen Sie Software › Software installieren oder löschen. Wählen Sie Anzeigen › Schemata und dann Dateiserver. Bestätigen Sie die Installation der erforderlichen Pakete, um den Installationsvorgang abzuschließen.

29.3 Starten und Stoppen von Samba

Sie können den Samba-Server automatisch (beim Booten) oder manuell starten bzw. stoppen. Start- und Stopprichtlinien sind Teil der Samba-Serverkonfiguration mit YaST, die in Abschnitt 29.4.1, „Konfigurieren eines Samba-Servers mit YaST“ beschrieben ist.

Beenden Sie die Dienste für Samba. Geben Sie hierzu in einer Befehlszeile den Befehl systemctl stop smb nmb ein und starten Sie die Dienste dann mit systemctl start nmb smb neu. winbind wird bei Bedarf durch den Dienst smb eingestellt.

Tipp
Tipp: winbind

winbind ist ein unabhängiger Dienst und wird als solcher auch als einzelnes samba-winbind-Paket angeboten.

29.4 Konfigurieren eines Samba-Servers

Es gibt zwei Möglichkeiten, Samba-Server in SUSE® Linux Enterprise Server zu konfigurieren: mit YaST oder manuell. Bei der manuellen Konfiguration können Sie mehr Details einstellen, allerdings müssen Sie ohne den Komfort der Bedienoberfläche von YaST zurechtkommen.

29.4.1 Konfigurieren eines Samba-Servers mit YaST

Um einen Samba-Server zu konfigurieren, starten Sie YaST und wählen Sie Netzwerkdienste › Samba-Server.

29.4.1.1 Anfängliche Samba-Konfiguration

Wenn Sie dieses Modul zum ersten Mal starten, wird das Dialogfeld Samba-Installation geöffnet, und Sie werden aufgefordert, einige grundlegende Entscheidungen zur Verwaltung des Servers zu treffen. Am Ende des Konfigurationsvorgangs werden Sie aufgefordert, das Samba-Administratorpasswort (Samba-Root-Passwort) einzugeben). Bei späteren Starts wird das Dialogfeld Samba-Konfiguration geöffnet.

Der Dialog Samba-Installation umfasst zwei Schritte und optionale detaillierte Einstellungen:

Arbeitsgruppe oder Domäne

Wählen Sie unter Arbeitsgruppe oder Domäne eine Arbeitsgruppe oder Domäne aus oder geben Sie eine neue ein und klicken Sie auf Weiter.

Samba-Servertyp

Geben Sie im nächsten Schritt an, ob Ihr Server als Primary Domain Controller (PDC), Backup Domain Controller (BDC) oder nicht als Domain Controller agieren soll. Fahren Sie mit Weiter fort.

Falls Sie keine detaillierte Serverkonfiguration vornehmen möchten, bestätigen Sie dies mit OK. Legen Sie dann im abschließenden Popup-Feld das root-Passwort für Samba fest.

Sie können alle Einstellungen später im Dialogfeld Samba-Konfiguration auf den Karteireitern Start, Freigaben, Identität, Verbürgte Domänen und LDAP-Einstellungen ändern.

29.4.1.2 Erweiterte Samba-Konfiguration

Beim ersten Start des Samba-Servermoduls wird das Dialogfeld Samba-Konfiguration direkt nach den beiden Anfangsschritten (siehe Abschnitt 29.4.1.1, „Anfängliche Samba-Konfiguration“) geöffnet. Hier passen Sie Ihre Samba-Server-Konfiguration an.

Klicken Sie nach dem Bearbeiten Ihrer Konfiguration auf OK, um Ihre Einstellungen zu speichern.

29.4.1.2.1 Starten des Servers

Auf dem Karteireiter Start können Sie den Start des Samba-Servers konfigurieren. Um den Dienst bei jedem Systemboot zu starten, wählen Sie During Boot (Beim Systemstart). Um den manuellen Start zu aktivieren, wählen Sie Manually (Manuell). Weitere Informationen zum Starten eines Samba-Servers erhalten Sie in Abschnitt 29.3, „Starten und Stoppen von Samba“.

Auf diesem Karteireiter können Sie auch Ports in Ihrer Firewall öffnen. Wählen Sie hierfür Open Port in Firewall (Firewall-Port öffnen). Wenn mehrere Netzwerkschnittstellen vorhanden sind, wählen Sie die Netzwerkschnittstelle für Samba-Dienste, indem Sie auf Firewall-Details klicken, die Schnittstellen auswählen und dann auf OK klicken.

29.4.1.2.2 Freigaben

Legen Sie auf dem Karteireiter Freigaben die zu aktivierenden Samba-Freigaben fest. Es gibt einige vordefinierte Freigaben wie Home-Verzeichnisse und Drucker. Mit Status wechseln können Sie zwischen den Statuswerten Aktiviert und Deaktiviert wechseln. Klicken Sie auf Hinzufügen, um neue Freigaben hinzuzufügen, bzw. auf Löschen, um die ausgewählte Freigabe zu entfernen.

Mit Benutzern die Freigabe ihrer Verzeichnisse erlauben können Mitglieder der Gruppe in Zulässige Gruppe ihre eigenen Verzeichnisse für andere Benutzer freigeben. Zum Beispiel users für eine lokale Reichweite oder DOMAIN\Users für eine domänenweite Freigabe. Der Benutzer muss außerdem sicherstellen, dass die Berechtigungen des Dateisystems den Zugriff zulassen. Mit Maximale Anzahl an Freigaben begrenzen Sie die Gesamtzahl der erstellbaren Freigaben. Wenn Sie den Zugriff auf Benutzerfreigaben ohne Authentifizierung zulassen möchten, aktivieren Sie Gastzugriff erlauben.

29.4.1.2.3 Identität

Auf dem Karteireiter Identität legen Sie fest, zu welcher Domäne der Host gehört (Grundeinstellungen) und ob ein alternativer Hostname im Netzwerk (NetBIOS-Hostname) verwendet werden soll. Microsoft Windows Internet Name Service (WINS) kann auch zur Namensauflösung benutzt werden. Aktivieren Sie in diesem Fall WINS zur Hostnamenauflösung verwenden und entscheiden Sie, ob Sie WINS-Server via DHCP abrufen möchten. Zum Festlegen globaler Einstellungen für Experten oder einer Quelle zur Benutzerauthentifizierung (zum Beispiel LDAP- anstelle von TDB-Datenbank) klicken Sie auf Erweiterte Einstellungen.

29.4.1.2.4 Verbürgte Domänen

Sie ermöglichen Benutzern anderer Domänen den Zugriff auf Ihre Domäne, indem Sie die entsprechenden Einstellungen in dem Karteireiter Verbürgte Domänen vornehmen. Klicken Sie zum Hinzufügen einer neuen Domäne auf Hinzufügen. Zum Entfernen der ausgewählten Domäne klicken Sie auf Löschen.

29.4.1.2.5 LDAP-Einstellungen

In dem Karteireiter LDAP-Einstellungen können Sie den LDAP-Server für die Authentifizierung festlegen. Um die Verbindung mit Ihrem LDAP-Server zu testen, klicken Sie auf Verbindung testen. LDAP-Einstellungen für Experten oder die Verwendung von Standardwerten können Sie festlegen, wenn Sie auf Erweiterte Einstellungen klicken.

Weitere Informationen zur LDAP-Konfiguration finden Sie unter Book “Security and Hardening Guide”, Chapter 5 “LDAP—A Directory Service”.

29.4.2 Manuelles Konfigurieren des Servers

Wenn Sie Samba als Server verwenden möchten, installieren Sie samba. Die Hauptkonfigurationsdatei für Samba ist /etc/samba/smb.conf. Diese Datei kann in zwei logische Bereiche aufgeteilt werden. Der Abschnitt [global] enthält die zentralen und globalen Einstellungen. Die folgenden Abschnitte enthalten die einzelnen Datei- und Druckerfreigaben:

  • [homes]

  • [Profile]

  • [Benutzer]

  • [Gruppen]

  • [Drucker]

  • [drucken$]

Auf diese Weise können unterschiedliche Optionen für die einzelnen Freigaben festgelegt werden (oder auch global im Abschnitt [global]), sodass die Konfigurationsdatei einfacher zu verstehen ist.

29.4.2.1 Der Abschnitt „global“

Die folgenden Parameter im Abschnitt [global] sind den Gegebenheiten Ihres Netzwerks anzupassen, damit Ihr Samba-Server in einer Windows-Umgebung von anderen Computern über SMB erreichbar ist.

Arbeitsgruppe = ARBEITSGRUPPE

Mit dieser Zeile wird der Samba-Server einer Arbeitsgruppe zugeordnet. Ersetzen Sie ARBEITSGRUPPE durch eine entsprechende Arbeitsgruppe Ihrer Netzwerkumgebung. Der Samba-Server erscheint mit seinem DNS-Namen, sofern der Name noch nicht an ein anderes Gerät im Netzwerk vergeben ist. Wenn der DNS-Name nicht verfügbar ist, kann der Servername mithilfe von netbiosname=MEINNAME festgelegt werden. Weitere Details zu diesem Parameter finden Sie auf der man-Seite smb.conf.

os level = 20

Anhand dieses Parameters entscheidet Ihr Samba-Server, ob er versucht, LMB (Local Master Browser) für seine Arbeitsgruppe zu werden. Wählen Sie einen niedrigen Wert wie etwa 2, damit ein vorhandenes Windows-Netz nicht durch einen falsch konfigurierten Samba-Server gestört wird. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Kapitel „Netzwerk-Browser“ im Samba 3-HOWTO; weitere Informationen zum Samba 3-HOWTO finden Sie unter Abschnitt 29.9, „Weiterführende Informationen“.

Wenn im Netzwerk kein anderer SMB-Server (z. B. ein Windows 2000-Server) vorhanden ist und der Samba-Server eine Liste aller in der lokalen Umgebung vorhandenen Systeme verwalten soll, setzen Sie den Parameter os level auf einen höheren Wert (z. B. 65). Der Samba-Server wird dann als LMB für das lokale Netzwerk ausgewählt.

Beim Ändern dieses Werts sollten Sie besonders vorsichtig sein, da dies den Betrieb einer vorhandenen Windows-Netzwerkumgebung stören könnte. Testen Sie Änderungen zuerst in einem isolierten Netzwerk oder zu unkritischen Zeiten.

wins support und wins server

Wenn Sie den Samba-Server in ein vorhandenes Windows-Netzwerk integrieren möchten, in dem bereits ein WINS-Server betrieben wird, aktivieren Sie den Parameter wins server und setzen Sie seinen Wert auf die IP-Adresse des WINS-Servers.

Sie müssen einen WINS-Server einrichten, wenn Ihre Windows-Systeme in getrennten Subnetzen betrieben werden und sich gegenseitig erkennen sollen. Um einen Samba-Server als WINS-Server festzulegen, setzen Sie die Option wins support = Yes. Stellen Sie sicher, dass diese Einstellung nur auf einem einzigen Samba-Server im Netzwerk aktiviert wird. Die Optionen wins server und wins support dürfen in der Datei smb.conf niemals gleichzeitig aktiviert sein.

29.4.2.2 Freigaben

In den folgenden Beispielen werden einerseits das CD-ROM-Laufwerk und andererseits die Verzeichnisse der Nutzer (homes) für SMB-Clients freigegeben.

[cdrom]

Um die versehentliche Freigabe eines CD-ROM-Laufwerks zu verhindern, sind alle erforderlichen Zeilen dieser Freigabe durch Kommentarzeichen (hier Semikolons) deaktiviert. Entfernen Sie die Semikolons in der ersten Spalte, um das CD-ROM-Laufwerk für Samba freizugeben.

Beispiel 29.1: Eine CD-ROM-Freigabe
[cdrom]
       comment = Linux CD-ROM
       path = /media/cdrom
       locking = No
[cdrom] und comment

Der Abschnittseintrag [cdrom] stellt den Namen der Freigabe dar, die von allen SMB-Clients im Netzwerk gesehen werden kann. Zur Beschreibung dieser Freigabe kann ein zusätzlicher comment hinzugefügt werden.

path = /media/cdrom

path exportiert das Verzeichnis /media/cdrom.

Diese Art der Freigabe ist aufgrund einer bewusst restriktiv gewählten Voreinstellung lediglich für die auf dem System vorhandenen Benutzer verfügbar. Soll die Freigabe für alle Benutzer bereitgestellt werden, fügen Sie der Konfiguration die Zeile guest ok = yes hinzu. Durch diese Einstellung erhalten alle Benutzer im Netzwerk Leseberechtigungen. Es wird empfohlen, diesen Parameter sehr vorsichtig zu verwenden. Dies gilt umso mehr für die Verwendung dieses Parameters im Abschnitt [global].

[homes]

Eine besondere Stellung nimmt die Freigabe [homes] ein. Hat der Benutzer auf dem Linux-Dateiserver ein gültiges Konto und ein eigenes Home-Verzeichnis, so kann er eine Verbindung zu diesem herstellen.

Beispiel 29.2: Freigabe [homes]
[homes]
        comment = Home Directories
        valid users = %S
        browseable = No
        read only = No
        inherit acls = Yes
[homes]

Insoweit keine ausdrückliche Freigabe mit dem Freigabenamen des Benutzers existiert, der die Verbindung zum SMB-Server herstellt, wird aufgrund der [homes]-Freigabe dynamisch eine Freigabe generiert. Dabei ist der Freigabename identisch mit dem Benutzernamen.

valid users = %S

%S wird nach erfolgreichem Verbindungsaufbau durch den konkreten Freigabenamen ersetzt. Bei einer [homes]-Freigabe ist dies immer der Benutzername. Aus diesem Grund werden die Zugriffsberechtigungen auf die Freigabe eines Benutzers immer exklusiv auf den Eigentümer des Benutzerverzeichnisses beschränkt.

browseable = No

Durch diese Einstellung wird die Freigabe in der Netzwerkumgebung unsichtbar gemacht.

read only = No

Samba untersagt Schreibzugriff auf exportierte Freigaben standardmäßig mit dem Parameter read only = Yes. Soll also ein Verzeichnis als schreibbar freigegeben werden, muss der Wert read only = No festgesetzt werden, was dem Wert writeable = Yes entspricht.

create mask = 0640

Nicht auf MS Windows NT basierende Systeme kennen das Konzept der Unix-Zugriffsberechtigungen nicht, sodass sie beim Erstellen einer Datei keine Berechtigungen zuweisen können. Der Parameter create mask legt fest, welche Zugriffsberechtigungen neu erstellten Dateien zugewiesen werden. Dies gilt jedoch nur für Freigaben mit Schreibberechtigung. Konkret wird hier dem Eigentümer das Lesen und Schreiben und den Mitgliedern der primären Gruppe des Eigentümers das Lesen erlaubt. valid users = %S verhindert den Lesezugriff auch dann, wenn die Gruppe über Leseberechtigungen verfügt. Um der Gruppe Lese- oder Schreibzugriff zu gewähren, deaktivieren Sie die Zeile valid users = %S.

Warnung
Warnung: Keine Freigabe von NFS-Einhängungen für Samba

Wenn Sie NFS-Einhängungen für Samba freigeben, kann dies zu Datenverlust führen. Diese Vorgehensweise wird daher nicht unterstützt. Installieren Sie Samba direkt auf dem Dateiserver oder ziehen Sie Alternativen wie iSCSI in Erwägung.

29.4.2.3 Sicherheitsstufen (Security Levels)

Jeder Zugriff auf eine Freigabe kann für mehr Sicherheit durch ein Passwort geschützt werden. SMB bietet die folgenden Möglichkeiten zur Überprüfung von Berechtigungen:

Sicherheitsstufe „Benutzer“ (security = user)

Diese Variante führt das Konzept des Benutzers in SMB ein. Jeder Benutzer muss sich beim Server mit seinem Passwort anmelden. Nach der Authentifizierung kann der Server dann abhängig vom Benutzernamen Zugriff auf die einzelnen exportierten Freigaben gewähren.

Sicherheitsstufe „ADS“ (security = ADS)

In diesem Modus fungiert Samba als Domänenmitglied in einer Active Directory-Umgebung. Für den Betrieb in diesem Modus muss auf dem Computer, auf dem Samba ausgeführt wird, Kerberos installiert und konfiguriert sein. Der Computer, auf dem Samba verwendet wird, muss in den ADS-Bereich integriert sein. Dies kann mithilfe des YaST-Moduls Windows-Domänenmitgliedschaft erreicht werden.

Sicherheitsstufe „Domäne“ (security = domain)

Dieser Modus funktioniert nur korrekt, wenn der Computer in eine Windows NT-Domäne integriert wurde. Samba versucht, den Benutzernamen und das Passwort zu validieren, indem es diese an einen Window NT-Primär-Controller oder Backup Domain Controller weiterleitet. Ein Windows NT-Server wäre ausreichend. Er erwartet, dass der Parameter für das verschlüsselte Passwort auf ja festgelegt wurde.

Die Sicherheit auf Freigabe-, Benutzer-, Server- und Domänenebene (Share, User, Server und Domain Level Security) gilt für den gesamten Server. Es ist nicht möglich, einzelne Freigaben einer Serverkonfiguration mit Share Level Security und andere mit User Level Security zu exportieren. Sie können jedoch auf einem System für jede konfigurierte IP-Adresse einen eigenen Samba-Server ausführen.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Samba 3-HOWTO. Wenn sich mehrere Server auf einem System befinden, beachten Sie die Optionen interfaces und bind interfaces only.

29.5 Konfigurieren der Clients

Clients können auf den Samba-Server nur über TCP/IP zugreifen. NetBEUI oder NetBIOS über IPX können mit Samba nicht verwendet werden.

29.5.1 Konfigurieren eines Samba-Clients mit YaST

Konfigurieren Sie einen Samba-Client, um auf Ressourcen (Dateien oder Drucker) auf dem Samba- oder Windows-Server zuzugreifen. Geben Sie im Dialogfeld Netzwerkdienste › Windows-Domänenmitgliedschaft die NT- oder Active Directory-Domäne oder -Arbeitsgruppe an. Wenn Sie Zusätzlich SMB-Informationen für Linux-Authentifizierung verwenden aktivieren, erfolgt die Benutzerauthentifizierung über den Samba, NT- oder Kerberos-Server.

Klicken Sie für erweiterte Konfigurationsoptionen auf Einstellungen für Experten. Sie können z. B. über die Tabelle Serververzeichnisse einhängen das automatische Einhängen des Server-Basisverzeichnisses bei der Authentifizierung aktivieren. Auf diese Weise können Benutzer auf Ihre Home-Verzeichnisse zugreifen, wenn sie auf CIFS gehostet werden. Einzelheiten finden Sie auf der man-Seite zu pam_mount.

Bestätigen Sie zum Abschluss alle Einstellungen, um die Konfiguration zu beenden.

29.6 Samba als Anmeldeserver

In Netzwerken, in denen sich überwiegend Windows-Clients befinden, ist es oft wünschenswert, dass sich Benutzer nur mit einem gültigen Konto und zugehörigem Passwort anmelden dürfen. In einem Windows-basierten Netzwerk wird diese Aufgabe von einem Primary Domain Controller (PDC) übernommen. Sie können einen Windows NT-Server verwenden, der als PDC konfiguriert ist; diese Aufgabe kann aber auch mithilfe eines Samba-Servers ausgeführt werden. Es müssen Einträge im Abschnitt [global] von smb.conf vorgenommen werden. Diese werden in Beispiel 29.3, „Abschnitt „global“ in smb.conf“ beschrieben.

Beispiel 29.3: Abschnitt „global“ in smb.conf
[global]
    workgroup = WORKGROUP
    domain logons = Yes
    domain master = Yes

Die Benutzerkonten und Passwörter müssen in ein Windows-konformes Verschlüsselungsformat umgewandelt werden. Verwenden Sie hierfür den Befehl smbpasswd -a name. Da nach dem Windows-Domänenkonzept auch die Computer selbst ein Domänenkonto benötigen, wird dieses mit den folgenden Kommandos angelegt:

useradd hostname\$
smbpasswd -a -m hostname

Mit dem Befehl useradd wird ein Dollarzeichen hinzugefügt. Der Befehl smbpasswd fügt dieses bei der Verwendung des Parameters -m automatisch hinzu. In der kommentierten Beispielkonfiguration (/usr/share/doc/packages/Samba/examples/smb.conf.SuSE) sind Einstellungen enthalten, die diese Aufgabe automatisieren.

add machine script = /usr/sbin/useradd -g nogroup -c "NT Machine Account" \
-s /bin/false %m\$

Um sicherzustellen, dass Samba dieses Skript korrekt ausführen kann, wählen Sie einen Samba-Benutzer mit den erforderlichen Administratorberechtigungen und fügen Sie ihn zur Gruppe ntadmin hinzu. Anschließend können Sie allen Mitgliedern der Linux-Gruppe den Status Domain Admin zuweisen, indem Sie folgendes Kommando eingeben:

net groupmap add ntgroup="Domain Admins" unixgroup=ntadmin

29.7 Samba-Server im Netzwerk mit Active Directory

Wenn Sie Linux- und Windows-Server gemeinsam ausführen, können Sie zwei unabhängige Authentifizierungssysteme und -netzwerke aufbauen oder die Server mit einem Netzwerk verbinden, das über ein zentrales Authentifizierungssystem verfügt. Da Samba mit einer Active Directory-Domäne zusammenarbeitet, können Sie SUSE Linux Enterprise Server zu Active Directory (AD) beitreten lassen.

So erfolgt der Beitritt zu einer AD-Domäne:

  1. Melden Sie sich als root an und starten Sie YaST.

  2. Starten Sie Netzwerkdienste › Windows-Domänenmitgliedschaft.

  3. Geben Sie die zu verbindende Domäne unter Domäne oder Arbeitsgruppe im Dialogfeld Windows-Domänenmitgliedschaft an.

    Festlegen der Windows-Domänenmitgliedschaft
    Abbildung 29.1: Festlegen der Windows-Domänenmitgliedschaft
  4. Aktivieren Sie Zusätzlich SMB-Informationen für Linux-Authentifikation verwenden, um die SMB-Quelle für die Linux-Authentifizierung auf dem Server zu nutzen.

  5. Klicken Sie auf OK und bestätigen Sie nach Aufforderung die Domänenverbindung.

  6. Geben Sie das Passwort für den Windows-Administrator auf dem AD-Server an und klicken Sie auf OK.

    Ihr Server ist jetzt so eingerichtet, dass alle Authentifizierungsdaten vom Active Directory-Domänencontroller abgerufen werden.

Tipp
Tipp: Identitätszuordung

In einer Umgebung mit mehreren Samba-Servern werden die UIDs und GIDs nicht einheitlich erstellt. Die UIDs, die den Benutzern zugewiesen werden, sind abhängig von der Reihenfolge, in der sich diese Benutzer erstmalig anmelden. Dies führt zu UID-Konflikten über die Server hinweg. Zur Behebung dieses Problems ist die Identitätszuordnung erforderlich. Weitere Einzelheiten finden Sie unter https://www.samba.org/samba/docs/man/Samba-HOWTO-Collection/idmapper.html.

29.8 Weitere Themen

In diesem Abschnitt lernen Sie fortgeschrittene Vefahren zur Verwaltung des Client- und des Serverteils der Samba-Suite kennen.

29.8.1 Transparente Dateikomprimierung mit Btrfs

Mit Samba können die Clients die Flags für die Datei- und Verzeichniskomprimierung für Freigaben, die sich im Btrfs-Dateisystem befinden, im Fernverfahren bearbeiten. Windows Explorer bietet im Dialogfeld Datei › Eigenschaften › Erweitert die Möglichkeit, die Dateien/Verzeichnisse zur transparenten Komprimierung zu kennzeichnen:

Dialogfeld Erweiterte Attribute in Windows Explorer
Abbildung 29.2: Dialogfeld Erweiterte Attribute in Windows Explorer

Die zur Komprimierung gekennzeichneten Dateien werden beim Zugreifen oder Ändern transparent durch das zugrunde liegende Dateisystem komprimiert bzw. dekomprimiert. Damit sparen Sie Speicherplatz, doch beim Zugreifen auf die Datei wird die CPU stärker beansprucht. Neue Dateien und Verzeichnisse übernehmen das Komprimierungs-Flag vom übergeordneten Verzeichnis, sofern sie nicht mit der Option FILE_NO_COMPRESSION erstellt werden.

Komprimierte Dateien und Verzeichnisse werden in Windows Explorer anders dargestellt als nicht komprimierte Dateien und Verzeichnisse:

Windows Explorer-Anzeige mit komprimierten Dateien
Abbildung 29.3: Windows Explorer-Anzeige mit komprimierten Dateien

Sie können die Komprimierung der Samba-Freigabe wahlweise manuell aktivieren (fügen Sie hierzu

vfs objects = btrfs

in die Freigabekonfiguration in /etc/samba/smb.conf ein) oder mit YaST. Wählen Sie hierzu Netzwerkdienste › Samba-Server › Hinzufügen, und aktivieren Sie die Option Btrfs-Funktionen verwenden.

Eine allgemeine Übersicht über die Komprimierung in Btrfs finden Sie in Book “Storage Administration Guide”, Chapter 1 “Overview of File Systems in Linux”, Section 1.2.2.1 “Mounting Compressed Btrfs File Systems”.

29.8.2 Aufnahmen

Snapshots (auch als Schattenkopien bezeichnet) sind Kopien des Zustands eines Subvolumens in einem Dateisystem zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die Verwaltung dieser Snapshots in Linux erfolgt mit Snapper. Die Snapshots werden auf dem Btrfs-Dateisystem sowie auf LVM-Volumes mit Thin-Provisioning unterstützt. Die Samba-Suite unterstützt die Verwaltung von Remote-Snapshots über das FSRVP-Protokoll sowohl auf Server- als auch auf Clientseite.

29.8.2.1 Frühere Versionen

Die Snapshots auf einem Samba-Server können für entfernte Windows-Clients als Datei- oder Verzeichnis-Vorgängerversionen gezeigt werden.

Zum Aktivieren von Snapshots auf einem Samba-Server müssen die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Die SMB-Netzwerkfreigabe befindet sich auf einem Btrfs-Subvolume.

  • Für den Pfad der SMB-Netzwerkfreigabe ist eine zugehörige Snapper-Konfigurationsdatei vorhanden. Sie können die Snapper-Datei wie folgt erstellen:

    snapper -c <cfg_name> create-config /path/to/share

    Weitere Informationen zu Snapper finden Sie in Kapitel 7, Systemwiederherstellung und Snapshot-Verwaltung mit Snapper.

  • Der Snapshot-Verzeichnisbaum muss den Zugriff für relevante Benutzer ermöglichen. Weitere Informationen finden Sie auf der man-Seite zu vfs_snapper (man 8 vfs_snapper) im Abschnitt zu den Berechtigungen.

Sollen Remote-Snapshots unterstützt werden, müssen Sie die Datei /etc/samba/smb.conf bearbeiten. Verwenden Sie hierzu wahlweise YaST › Netzwerkdienste › Samba-Server, oder bearbeiten Sie den relevanten Freigabeabschnitt manuell mit

vfs objects = snapper

Damit die manuellen Änderungen an smb.conf in Kraft treten, müssen Sie den Samba-Service wie folgt neu starten:

systemctl restart nmb smb
Hinzufügen einer neuen Samba-Freigabe mit aktivierter Snapshot-Aufnahme
Abbildung 29.4: Hinzufügen einer neuen Samba-Freigabe mit aktivierter Snapshot-Aufnahme

Nach der Konfiguration können Sie auf die Snapshots, die Snapper für den Samba-Freigabepfad erstellt hat, in Windows Explorer über die Registerkarte Vorgängerversionen für eine Datei oder ein Verzeichnis zugreifen.

Die Registerkarte Vorgängerversionen in Windows Explorer
Abbildung 29.5: Die Registerkarte Vorgängerversionen in Windows Explorer

29.8.2.2 Remote-Snapshots für Freigaben

Standardmäßig können Snapshots lediglich lokal auf dem Samba-Server erstellt und gelöscht werden (mit dem Kommandozeilenprogramm Snapper oder mit der Zeitleistenfunktion in Snapper).

Sie können Samba so konfigurieren, dass Anfragen zum Erstellen und Löschen von Snapshots für Freigaben verarbeitet werden, die von entfernten Hosts über das FSRVP (File Server Remote VSS-Protokoll) gesendet werden.

Neben den Konfigurationsschritten und Voraussetzungen in Abschnitt 29.8.2.1, „Frühere Versionen“ ist die folgende globale Konfiguration in /etc/samba/smb.conf erforderlich:

[global]
rpc_daemon:fssd = fork
registry shares = yes
include = registry

FSRVP-Clients (auch rpcclient in Samba und DiskShadow.exe in Windows Server 2012) können dann Samba anweisen, einen Snapshot für eine bestimmte Freigabe zu erstellen und den Snapshot als neue Freigabe zu zeigen.

29.8.2.3 Fernverwaltung von Snapshots in Linux mit rpcclient

Das Paket samba-client umfasst einen FSRVP-Client, der im Fernverfahren eine Anfrage an einen Windows-/Samba-Server stellen kann, einen Snapshot für eine bestimmte Freigabe zu erstellen und zu zeigen. Anschließend können Sie die gezeigte Freigabe mit den vorhandenen Werkzeugen in SUSE Linux Enterprise Server einhängen und die Dateien in dieser Freigabe sichern. Die Anfragen werden über die Binärdatei rpcclient an den Server gesendet.

Beispiel 29.4: Anfordern eines Snapshots für eine Windows Server 2012-Freigabe mit rpcclient

Stellen Sie eine Verbindung zum Server win-server.example.com als Administrator in der Domäne EXAMPLE her:

# rpcclient -U 'EXAMPLE\Administrator' ncacn_np:win-server.example.com[ndr64,sign]
Enter EXAMPLE/Administrator's password:

Überprüfen Sie, ob die SMB-Freigabe für rpcclient sichtbar ist:

rpcclient $> netshareenum
netname: windows_server_2012_share
remark:
path:   C:\Shares\windows_server_2012_share
password:       (null)

Überprüfen Sie, ob die SMB-Freigabe das Erstellen von Snapshots unterstützt:

rpcclient $> fss_is_path_sup windows_server_2012_share \
UNC \\WIN-SERVER\windows_server_2012_share\ supports shadow copy requests

Fordern Sie die Erstellung eines Snapshots für eine Freigabe an:

rpcclient $> fss_create_expose backup ro windows_server_2012_share
13fe880e-e232-493d-87e9-402f21019fb6: shadow-copy set created
13fe880e-e232-493d-87e9-402f21019fb6(1c26544e-8251-445f-be89-d1e0a3938777): \
\\WIN-SERVER\windows_server_2012_share\ shadow-copy added to set
13fe880e-e232-493d-87e9-402f21019fb6: prepare completed in 0 secs
13fe880e-e232-493d-87e9-402f21019fb6: commit completed in 1 secs
13fe880e-e232-493d-87e9-402f21019fb6(1c26544e-8251-445f-be89-d1e0a3938777): \
share windows_server_2012_share@{1C26544E-8251-445F-BE89-D1E0A3938777} \
exposed as a snapshot of \\WIN-SERVER\windows_server_2012_share\

Überprüfen Sie, ob der Snapshot der Freigabe durch den Server gezeigt wird:

rpcclient $> netshareenum
netname: windows_server_2012_share
remark:
path:   C:\Shares\windows_server_2012_share
password:       (null)

netname: windows_server_2012_share@{1C26544E-8251-445F-BE89-D1E0A3938777}
remark: (null)
path:   \\?\GLOBALROOT\Device\HarddiskVolumeShadowCopy{F6E6507E-F537-11E3-9404-B8AC6F927453}\Shares\windows_server_2012_share\
password:       (null)

Versuchen Sie, den Snapshot der Freigabe zu löschen:

rpcclient $> fss_delete windows_server_2012_share \
13fe880e-e232-493d-87e9-402f21019fb6 1c26544e-8251-445f-be89-d1e0a3938777
13fe880e-e232-493d-87e9-402f21019fb6(1c26544e-8251-445f-be89-d1e0a3938777): \
\\WIN-SERVER\windows_server_2012_share\ shadow-copy deleted

Überprüfen Sie, ob der Snapshot der Freigabe durch den Server entfernt wurde:

rpcclient $> netshareenum
netname: windows_server_2012_share
remark:
path:   C:\Shares\windows_server_2012_share
password:       (null)

29.8.2.4 Fernverwaltung von Snapshots in Windows mit DiskShadow.exe

Sie können Snapshots von SMB-Freigaben auf dem Linux Samba-Server auch über die Windows-Umgebung, die als Client auftritt, verwalten. Mit dem Dienstprogramm DiskShadow.exe in Windows Server 2012 verwalten Sie Remote-Freigaben ähnlich wie mit rpcclient (siehe Abschnitt 29.8.2.3, „Fernverwaltung von Snapshots in Linux mit rpcclient). Zunächst muss jedoch der Samba-Server ordnungsgemäß eingerichtet werden.

Im Folgenden wird erläutert, wie Sie einen Samba-Server so konfigurieren, dass der Windows Server-Client die Snapshots der Freigaben auf dem Samba-Server verwalten kann. EXAMPLE ist der Name der Active Directory-Domäne in der Testumgebung, fsrvp-server.example.com ist der Hostname des Samba-Servers und /srv/smb ist der Pfad zur SMB-Freigabe.

Vorgehen 29.1: Ausführliche Konfiguration des Samba-Servers
  1. Treten Sie der Active Directory-Domäne mithilfe von YaST bei. Weitere Informationen, Abschnitt 29.7, „Samba-Server im Netzwerk mit Active Directory“.

  2. Prüfen Sie, ob der DNS-Eintrag der Active Directory-Domäne korrekt ist:

    fsrvp-server:~ # net -U 'Administrator' ads dns register \
    fsrvp-server.example.com <IP address>
    Successfully registered hostname with DNS
  3. Erstellen Sie ein Btrfs-Subvolume unter /srv/smb:

    fsrvp-server:~ # btrfs subvolume create /srv/smb
  4. Erstellen Sie eine Snapper-Konfigurationsdatei für den Pfad /srv/smb:

    fsrvp-server:~ # snapper -c <snapper_config> create-config /srv/smb
  5. Erstellen Sie eine neue Freigabe mit dem Pfad /srv/smb und aktivieren Sie in YaST das Kontrollkästchen Snapshots zeigen. Fügen Sie in jedem Fall die folgenden Snippets in den globalen Abschnitt der Datei /etc/samba/smb.conf ein (siehe Abschnitt 29.8.2.2, „Remote-Snapshots für Freigaben“):

    [global]
     rpc_daemon:fssd = fork
     registry shares = yes
     include = registry
  6. Starten Sie Samba mit systemctl restart nmb smb neu.

  7. Konfigurieren Sie die Snapper-Berechtigungen:

    fsrvp-server:~ # snapper -c <snapper_config> set-config \
    ALLOW_USERS="EXAMPLE\\\\Administrator EXAMPLE\\\\win-client$"

    Überprüfen Sie, ob alle unter ALLOW_USERS aufgeführten Benutzer auch die Berechtigung für das Traversal des Unterverzeichnisses .snapshots besitzen.

    fsrvp-server:~ # snapper -c <snapper_config> set-config SYNC_ACL=yes
    Wichtig
    Wichtig: Escape-Zeichen bei Pfaden

    Gehen Sie mit dem Escape-Zeichen „\“ vorsichtig vor! Setzen Sie das Escape-Zeichen zweimal, damit der Wert in /etc/snapper/configs/<snapper_config> ordnungsgemäß auskommentiert wird.

    „EXAMPLE\win-client$“ bezeichnet das Windows-Clientkonto. Die anfänglichen FSRVP-Anfragen von Windows werden mit diesem Konto ausgegeben.

  8. Erteilen Sie dem Windows-Clientkonto die erforderlichen Berechtigungen:

    fsrvp-server:~ # net -U 'Administrator' rpc rights grant \
    "EXAMPLE\\win-client$" SeBackupPrivilege
    Successfully granted rights.

    Für den Benutzer „EXAMPLE\Administrator“ muss das obige Kommando nicht ausgeführt werden, da diese Konto bereits die Berechtigungen besitzt.

Vorgehen 29.2: Einrichten des Windows-Clients und Ausführen von DiskShadow.exe
  1. Booten Sie Windows Server 2012 (Beispiel-Hostname: WIN-CLIENT).

  2. Treten Sie derselben Active Directory-Domäne EXAMPLE bei wie mit dem SUSE Linux Enterprise Server.

  3. Booten Sie den Computer neu.

  4. Öffnen Sie die Powershell.

  5. Starten Sie DiskShadow.exe, und beginnen Sie den Sicherungsvorgang:

    PS C:\Users\Administrator.EXAMPLE> diskshadow.exe
    Microsoft DiskShadow version 1.0
    Copyright (C) 2012 Microsoft Corporation
    On computer:  WIN-CLIENT,  6/17/2014 3:53:54 PM
    
    DISKSHADOW> begin backup
  6. Geben Sie an, dass die Schattenkopie auch beim Beenden des Programms, beim Zurücksetzen und beim Neubooten erhalten bleiben soll:

    DISKSHADOW> set context PERSISTENT
  7. Überprüfen Sie, ob die angegebene Freigabe Snapshots unterstützt, und erstellen Sie einen Snapshot:

    DISKSHADOW> add volume \\fsrvp-server\sles_snapper
    
    DISKSHADOW> create
    Alias VSS_SHADOW_1 for shadow ID {de4ddca4-4978-4805-8776-cdf82d190a4a} set as \
     environment variable.
    Alias VSS_SHADOW_SET for shadow set ID {c58e1452-c554-400e-a266-d11d5c837cb1} \
     set as environment variable.
    
    Querying all shadow copies with the shadow copy set ID \
     {c58e1452-c554-400e-a266-d11d5c837cb1}
    
     * Shadow copy ID = {de4ddca4-4978-4805-8776-cdf82d190a4a}     %VSS_SHADOW_1%
        - Shadow copy set: {c58e1452-c554-400e-a266-d11d5c837cb1}  %VSS_SHADOW_SET%
        - Original count of shadow copies = 1
        - Original volume name: \\FSRVP-SERVER\SLES_SNAPPER\ \
          [volume not on this machine]
        - Creation time: 6/17/2014 3:54:43 PM
        - Shadow copy device name:
          \\FSRVP-SERVER\SLES_SNAPPER@{31afd84a-44a7-41be-b9b0-751898756faa}
        - Originating machine: FSRVP-SERVER
        - Service machine: win-client.example.com
        - Not exposed
        - Provider ID: {89300202-3cec-4981-9171-19f59559e0f2}
        - Attributes:  No_Auto_Release Persistent FileShare
    
    Number of shadow copies listed: 1
  8. Beenden Sie den Sicherungsvorgang:

    DISKSHADOW> end backup
  9. Versuchen Sie, den erstellten Snapshot zu löschen, und überprüfen Sie, ob er tatsächlich gelöscht wurde:

    DISKSHADOW> delete shadows volume \\FSRVP-SERVER\SLES_SNAPPER\
    Deleting shadow copy {de4ddca4-4978-4805-8776-cdf82d190a4a} on volume \
     \\FSRVP-SERVER\SLES_SNAPPER\ from provider \
    {89300202-3cec-4981-9171-19f59559e0f2} [Attributes: 0x04000009]...
    
    Number of shadow copies deleted: 1
    
    DISKSHADOW> list shadows all
    
    Querying all shadow copies on the computer ...
    No shadow copies found in system.

29.9 Weiterführende Informationen

Die Dokumentation zu Samba ist im Paket samba-doc enthalten, das standardmäßig nicht installiert wird. Installieren Sie das Paket mit zypper install samba-doc. Wenn Samba installiert ist, können Sie in die Kommandozeile apropos samba eingeben und einige man-Seiten aufrufen. Alternativ dazu finden Sie im Verzeichnis /usr/share/doc/packages/samba weitere Online-Dokumentationen und Beispiele. Eine kommentierte Beispielkonfiguration (smb.conf.SuSE) finden Sie im Unterverzeichnis examples. Auch in der Datei /usr/share/doc/packages/samba/README.SUSE finden Sie zusätzliche Informationen zu Samba.

Das Samba-Team stellt in Samba HOWTO (siehe https://wiki.samba.org) einen Abschnitt zur Fehlerbehebung zur Verfügung. In Teil V ist außerdem eine ausführliche Anleitung zum Überprüfen der Konfiguration enthalten.

30 Bedarfsweises Einhängen mit autofs

Das Programm autofs hängt automatisch festgelegte Verzeichnisse bedarfsweise ein. Das Programm beruht auf einem Kernel-Modul, das für hohe Effizienz sorgt, und kann sowohl lokale Verzeichnisse als auch Netzwerkfreigaben verwalten. Diese automatischen Einhängepunkte werden nur dann eingehängt, wenn auf sie zugegriffen wird; nach einem bestimmten Zeitraum ohne Aktivität werden sie wieder ausgehängt. Dieses bedarfsweise Verfahren spart Bandweite und bewirkt höhere Leistungen als das statische Einhängen mit /etc/fstab. autofs ist das Steuerungsskript und automount das Kommando (der Daemon), mit dem das automatische Einhängen ausgeführt wird.

30.1 Installation

autofs ist nicht standardmäßig in SUSE Linux Enterprise Server installiert. Um die Funktionen für das automatische Einhängen zu nutzen, installieren Sie das Programm zunächst mit

sudo zypper install autofs

30.2 Konfiguration

autofs muss manuell konfiguriert werden. Bearbeiten Sie hierzu die Konfigurationsdateien mit einem Texteditor, z. B. vim. Die Konfiguration von autofs umfasst zwei grundlegende Schritte: die master-Zuordnungsdatei und bestimmte Zuordnungsdateien.

30.2.1 Die Master-Zuordnungsdatei

Die standardmäßige Master-Konfigurationsdatei für autofs ist /etc/auto.master. Soll der Speicherort dieser Datei geändert werden, bearbeiten Sie den Wert der Option DEFAULT_MASTER_MAP_NAME in /etc/sysconfig/autofs. Beispiel für SUSE Linux Enterprise Server:

#
# Sample auto.master file
# This is an automounter map and it has the following format
# key [ -mount-options-separated-by-comma ] location
# For details of the format look at autofs(5).1
#
#/misc  /etc/auto.misc2
#/net -hosts
#
# Include /etc/auto.master.d/*.autofs3
#
#+dir:/etc/auto.master.d
#
# Include central master map if it can be found using
# nsswitch sources.
#
# Note that if there are entries for /net or /misc (as
# above) in the included master map any keys that are the
# same will not be seen as the first read key seen takes
# precedence.
#
+auto.master4

1

Auf der man-Seite zu autofs (man 5 autofs) finden Sie viele nützliche Informationen zum Format der Automounter-Zuordnungen.

2

Diese einfache Syntax für die Automounter-Zuordnung ist standardmäßig auskommentiert (#), liefert jedoch ein gutes Beispiel.

3

Falls die Master-Zuordnung in mehrere Dateien aufgeteilt werden muss, heben Sie die Auskommentierung der Zeile auf und platzieren Sie die Zuordnungen (mit dem Suffix .autofs) im Verzeichnis /etc/auto.master.d/.

4

+auto.master sorgt dafür, dass die richtige Master-Zuordnung auch bei Verwendung von NIS problemlos auffindbar ist (weitere Informationen zu NIS siehe Book “Security and Hardening Guide”, Chapter 3 “Using NIS”, Section 3.1 “Configuring NIS Servers”).

Die Einträge in auto.master enthalten drei Felder mit der folgenden Syntax:

mount point      map name      options
Einhängepunkt

Basisspeicherort, an dem das autofs-Dateisystem angehängt wird, z. B. /home.

Zuordnungsname

Name einer Zuordnungsquelle für das Einhängen. Weitere Informationen zur Syntax der Zuordnungsdateien finden Sie in Abschnitt 30.2.2, „Zuordnungsdateien“.

Optionen

Diese Optionen (sofern angegeben) werden als Standardeinstellungen für alle Einträge in der Zuordnung angewendet.

Tipp
Tipp: Weitere Informationen

Weitere Informationen zu den einzelnen Werten für die optionalen Angaben map-type (Zuordnungstyp), format (Format) und options (Optionen) finden Sie auf der man-Seite zu auto.master (man 5 auto.master).

Der folgende Eintrag in auto.master weist autofs an, in /etc/auto.smb nachzuschlagen und Einhängepunkte im Verzeichnis /smb zu erstellen.

/smb   /etc/auto.smb

30.2.1.1 Direktes Einhängen

Beim direkten Einhängen wird ein Einhängepunkt im Pfad erstellt, der in der entsprechenden Zuordnungsdatei angegeben ist. Geben Sie in auto.master nicht den Einhängepunkt an, sondern ersetzen Sie den Eintrag im Feld für den Einhängepunkt durch /-. Die folgende Zeile weist autofs beispielsweise an, einen Einhängepunkt im Pfad zu erstellen, der in auto.smb angegeben ist:

/-        /etc/auto.smb
Tipp
Tipp: Zuordnungen ohne vollständigen Pfad

Wenn die Zuordnungsdatei nicht mit dem vollständigen lokalen Pfad oder Netzwerkpfad angegeben ist, wird die Datei über die NSS-Konfiguration (Name Service Switch) ermittelt:

/-        auto.smb

30.2.2 Zuordnungsdateien

Wichtig
Wichtig: Andere Zuordnungstypen

Dateien sind der häufigste Zuordnungstyp für das automatische Einhängen mit autofs, es gibt jedoch noch weitere Typen. Eine Zuordnungsspezifikation kann beispielsweise die Ausgabe eines Kommandos oder auch das Ergebnis einer LDAP- oder Datenbankabfrage sein. Weitere Informationen zu Zuordnungstypen finden Sie auf der man-Seite man 5 auto.master.

Zuordnungsdateien bestimmen den Speicherort der Quelle (lokal oder im Netzwerk) sowie den Einhängepunkt, an dem die Quelle lokal eingehängt werden soll. Für die Zuordnungen gilt ein ähnliches allgemeines Format wie für die Master-Zuordnung. Der Unterschied ist, dass die Optionen zwischen dem Einhängepunkt und dem Speicherort angegeben sind, also nicht am Ende des Eintrags:

mount point      options      location

Die Zuordnungsdateien dürfen nicht als ausführbar markiert sein. Mit chmod -x ZUORDNUNGSDATEI entfernen Sie die ausführbaren Teile.

Einhängepunkt

Gibt an, wo der Quellspeicherort eingehängt werden soll. Dies kann entweder der Name eines einzelnen Verzeichnisses sein (indirektes Einhängen), das dem in auto.master angegebenem Basiseinhängepunkt hinzugefügt werden soll, oder der vollständige Pfad des Einhängepunkts (direktes Einhängen, siehe Abschnitt 30.2.1.1, „Direktes Einhängen“).

Optionen

Zeigt eine optionale, durch Kommas getrennte Liste der Einhängeoptionen für die entsprechenden Einträge an. Wenn auto.master ebenfalls Optionen für diese Zuordnungsdatei enthält, werden diese Optionen an das Ende der Liste angehängt.

location

Gibt den Pfad an, von dem aus das Dateisystem eingehängt werden soll. Dies ist in der Regel ein NFS- oder SMB-Volume mit dem üblichen Format Hostname:Pfadname. Wenn das einzuhängende Dateisystem mit einem Schrägstrich (/) beginnt (z. B. lokale /dev-Einträge oder smbfs-Freigaben), muss ein Doppelpunkt (:) vorangestellt werden, z. B. :/dev/sda1.

30.3 Funktionsweise und Fehlersuche

In diesem Abschnitt wird erläutert, wie Sie die Funktionsweise des autofs-Dienstes steuern und weitere Fehlersuchinformationen durch zusätzliche Einstellungen für die Automounter-Funktionsweise abrufen.

30.3.1 Steuern des autofs-Dienstes

Die Funktionsweise des autofs-Dienstes wird mit dem Kommando systemd gesteuert. Die allgemeine Syntax für das Kommando systemctl für autofs lautet

sudo systemctl SUB_COMMAND autofs

SUB_COMMAND steht hierbei für:

enable

Startet den Automounter-Daemon beim Booten.

start

Startet den Automounter-Daemon.

stop

Stoppt den Automounter-Daemon. Automatische Einhängepunkte sind nicht verfügbar.

status

Gibt den aktuellen Status des autofs-Dienstes zusammen mit einem Teil einer zugehörigen Protokolldatei aus.

restart

Stoppt und startet den Automounter, wobei alle laufenden Daemons beendet und neue Daemons gestartet werden.

reload

Prüft die aktuelle auto.master-Zuordnung, startet die Daemons neu, deren Einträge geändert wurden, und startet neue Daemons für neue Einträge.

30.3.2 Fehlersuche bei Automounter-Problemen

Falls Probleme beim Einhängen von Verzeichnissen mit autofs auftreten, führen Sie den automount-Daemon manuell aus und beachten Sie die Ausgabemeldungen:

  1. Stoppen Sie autofs.

    sudo systemctl stop autofs
  2. Führen Sie automount auf einem Terminal manuell im Vordergrund aus und aktivieren Sie die ausführliche Ausgabe.

    sudo automount -f -v
  3. Greifen Sie auf einem anderen Terminal auf die Einhängepunkte zu (z. B. cd oder ls) und versuchen Sie, die automatisch einzuhängenden Dateisysteme einhängen zu lassen.

  4. Ermitteln Sie anhand der Ausgabe von automount auf dem ersten Terminal, warum das Einhängen nicht erfolgt ist oder gar nicht erst versucht wurde.

30.4 Automatisches Einhängen als NFS-Freigabe

Das nachfolgende Verfahren zeigt, wie Sie autofs für das automatische Einhängen einer NFS-Freigabe konfigurieren, die sich im Netzwerk befindet. Hierbei werden die oben aufgeführten Informationen verwendet und es wird vorausgesetzt, dass Sie mit NFS-Exporten vertraut sind. Weitere Informationen zu NFS finden Sie in Kapitel 28, Verteilte Nutzung von Dateisystemen mit NFS.

  1. Bearbeiten Sie die Master-Zuordnungsdatei /etc/auto.master:

    sudo vim /etc/auto.master

    Fügen Sie einen neuen Eintrag für den neuen NFS-Einhängepunkt am Ende von /etc/auto.master an:

    /nfs      /etc/auto.nfs      --timeout=10

    Hiermit erhält autofs die folgenden Informationen: Der Basiseinhängepunkt lautet /nfs, die NFS-Freigaben sind in der Zuordnung /etc/auto.nfs angegeben und alle Freigaben in dieser Zuordnung werden nach 10 Sekunden Inaktivität automatisch ausgehängt.

  2. Erstellen Sie eine neue Zuordnungsdatei für NFS-Freigaben:

    sudo vim /etc/auto.nfs

    /etc/auto.nfs enthält in der Regel je eine separate Zeile pro NFS-Freigabe. Das Format wird in Abschnitt 30.2.2, „Zuordnungsdateien“ beschrieben. Fügen Sie die Zeile ein, in der der Einhängepunkt und die Netzwerkadresse der NFS-Freigabe aufgeführt sind:

    export      jupiter.com:/home/geeko/doc/export

    Mit der obigen Zeile wird das Verzeichnis /home/geeko/doc/export auf dem Host jupiter.com bei Bedarf automatisch in das Verzeichnis /nfs/export auf dem lokalen Host eingehängt (/nfs wird aus der auto.master-Zuordnung entnommen). Das Verzeichnis /nfs/export wird automatisch durch autofs angelegt.

  3. Falls Sie dieselbe NFS-Freigabe bereits statisch eingehängt haben, kommentieren Sie optional die zugehörige Zeile in /etc/fstab aus. Ein Beispiel für diese Zeile:

    #jupiter.com:/home/geeko/doc/export /nfs/export nfs defaults 0 0
  4. Laden Sie autofs neu und prüfen Sie die Funktionsweise:

    sudo systemctl restart autofs
    # ls -l /nfs/export
    total 20
    drwxr-xr-x  6 1001 users 4096 Oct 25 08:56 ./
    drwxr-xr-x  3 root root     0 Apr  1 09:47 ../
    drwxr-xr-x  5 1001 users 4096 Jan 14  2013 .images/
    drwxr-xr-x 10 1001 users 4096 Aug 16  2013 .profiled/
    drwxr-xr-x  3 1001 users 4096 Aug 30  2013 .tmp/
    drwxr-xr-x  4 1001 users 4096 Oct 25 08:56 SLE-12-manual/

    Wenn die Liste der Dateien auf der entfernten Freigabe angezeigt wird, funktioniert autofs einwandfrei.

30.5 Weitere Themen

Dieser Abschnitt befasst sich mit Themen, die über die grundlegende Einführung in autofs hinausgehen: automatisches Einhängen von NFS-Freigaben, die sich im Netzwerk befinden, Verwenden von Platzhalterzeichen in Zuordnungsdateien sowie spezielle Informationen für das CIFS-Dateisystem.

30.5.1 /net-Einhängepunkt

Dieser Helper-Einhängepunkt ist nützlich, wenn zahlreiche NFS-Freigaben vorhanden sind. Mit /net werden bei Bedarf alle NFS-Freigaben im lokalen Netzwerk automatisch eingehängt. Dieser Eintrag ist in der auto.master-Datei bereits vorhanden. Kommentieren Sie diesen Eintrag aus und starten Sie autofs neu:

/net      -hosts
systemctl restart autofs

Wenn Sie beispielsweise einen Server mit dem Namen jupiter nutzen, auf dem sich eine NFS-Freigabe mit dem Namen /export befindet, hängen Sie es mit folgendem Kommando

# cd /net/jupiter/export

an der Befehlszeile ein.

30.5.2 Verwenden von Platzhalterzeichen beim automatischen Einhängen von Unterverzeichnissen

Wenn ein Verzeichnis mit Unterverzeichnissen vorliegt, die einzeln automatisch eingehängt werden sollen – beispielsweise das Verzeichnis /home mit den Benutzerverzeichnissen der verschiedenen Benutzer –, dann bietet autofs eine geschickte Lösung.

Für Benutzerverzeichnisse fügen Sie die folgende Zeile in auto.master ein:

/home      /etc/auto.home

Ergänzen Sie nun die Datei /etc/auto.home mit der richtigen Zuordnung, so dass die Benutzerverzeichnisse der einzelnen Benutzer automatisch eingehängt werden. Erstellen Sie beispielsweise separate Einträge für die Verzeichnisse:

wilber      jupiter.com:/home/wilber
penguin      jupiter.com:/home/penguin
tux      jupiter.com:/home/tux
[...]

Dies ist äußerst umständlich, da Sie die Liste der Benutzer in auto.home verwalten müssen. Statt des Einhängepunkts können Sie ein Sternchen (*) angeben und statt des einzuhängenden Verzeichnisses das Und-Zeichen (&):

*      jupiter:/home/&

30.5.3 Automatisches Einhängen des CIFS-Dateisystems

Soll eine SMB/CIFS-Freigabe automatisch eingehängt werden (weitere Informationen zum SMB/CIFS-Protokoll siehe Kapitel 29, Samba), müssen Sie die Syntax der Zuordnungsdatei bearbeiten. Fügen Sie -fstype=cifs in das Optionsfeld ein und stellen Sie dem Speicherort der Freigabe einen Doppelpunkt (:) voran.

mount point      -fstype=cifs      ://jupiter.com/export

31 SLP

Um einen Netzwerkclient konfigurieren zu können, benötigen Sie eingehende Kenntnisse zu den Diensten, die über das Netzwerk bereitgestellt werden (z. B. Drucken oder LDAP). Als Erleichterung der Konfiguration dieser Dienste auf einem Netzwerkclient wurde das SLP (service location protocol) entwickelt. SLP teilt allen Clients im lokalen Netzwerk die Verfügbarkeit und die Konfigurationsdaten ausgewählter Dienste mit. Anwendungen mit SLP-Unterstützung können diese Informationen verarbeiten und damit automatisch konfiguriert werden.

SUSE® Linux Enterprise Server unterstützt die Installation von per SLP bekannt gegebenen Installationsquellen und beinhaltet viele Systemdienste mit integrierter Unterstützung für SLP. Nutzen Sie SLP, um vernetzten Clients zentrale Funktionen wie Installationsserver, YOU-Server, Dateiserver oder Druckserver auf Ihrem System zur Verfügung zu stellen. Dienste mit SLP-Unterstützung sind beispielsweise login, ntp, openldap2, postfix, rpasswd, rsyncd, saned, sshd (über fish), vnc und ypserv.

Alle Pakete, die zur Verwendung von SLP-Diensten auf einem Netzwerkclient erforderlich sind, werden standardmäßig installiert. Falls Sie jedoch Dienste via SLP bereitstellen möchten, müssen Sie sicherstellen, dass auch das Paket openslp-server installiert wird.

31.1 Das SLP-Frontend slptool

Mit dem Kommandozeilenwerkzeug slptool werden SLP-Dienste abgefragt und registriert. Die Abfragefunktionen sind bei der Diagnose von Nutzen. Im Folgenden werden die wichtigsten Subkommandos von slptool aufgeführt. Mit slptool --help werden alle verfügbaren Optionen und Funktionen aufgelistet.

findsrvtypes

Zeigt eine Liste aller Dienste an, die im Netzwerk verfügbar sind.

tux > slptool findsrvtypes
service:install.suse:nfs
service:install.suse:ftp
service:install.suse:http
service:install.suse:smb
service:ssh
service:fish
service:YaST.installation.suse:vnc
service:smtp
service:domain
service:management-software.IBM:hardware-management-console
service:rsync
service:ntp
service:ypserv
findsrvs DIENSTTYP

Zeigt eine Liste aller Server an, die den gewünschten DIENSTTYP bereitstellen.

tux > slptool findsrvs service:ntp
service:ntp://ntp.example.com:123,57810
service:ntp://ntp2.example.com:123,57810
findattrs DIENSTTYPHOST

Zeigt eine Liste der Attribute für den DIENSTTYP auf dem HOST an.

tux > slptool findattrs service:ntp://ntp.example.com
(owner=tux),(email=tux@example.com)
register DIENSTTYP//HOST:PORT "(ATTRIBUT=WERT),(ATTRIBUT=WERT)"

Registriert den DIENSTTYP auf dem HOST, wobei optional eine Liste mit Attributen angegeben werden kann.

slptool register service:ntp://ntp.example.com:57810 \
"(owner=tux),(email=tux@example.com)"
deregister DIENSTTYP//HOST

Hebt die Registrierung des DIENSTTYPS auf dem HOST auf.

slptool deregister service:ntp://ntp.example.com

Weitere Informationen erhalten Sie mit dem Kommando slptool --help.

31.2 Bereitstellen von Diensten über SLP

Zum Bereitstellen von SLP-Diensten muss der SLP-Daemon (slpd) ausgeführt werden. Wie die meisten Systemdienste unter SUSE Linux Enterprise Server wird der slpd-Daemon über ein separates Startskript gesteuert. Nach der Installation ist der Daemon standardmäßig inaktiv. Zum Aktivieren für die aktuelle Sitzung führen Sie den Befehl sudo systemctl start slpd aus. Wenn slpd beim Systemstart aktiviert werden soll, führen Sie den Befehl sudo systemctl enable slpd aus.

Viele Anwendungen unter SUSE Linux Enterprise Server verfügen durch die libslp-Bibliothek über eine integrierte SLP-Unterstützung. Falls ein Dienst ohne SLP-Unterstützung kompiliert wurde, können Sie ihn mit einer der folgenden Methoden per SLP verfügbar machen:

Statische Registrierung über /etc/slp.reg.d

Legen Sie für jeden neuen Dienst eine separate Registrierungsdatei an. Im folgenden Beispiel wird ein Scannerdienst registriert:

## Register a saned service on this system
## en means english language
## 65535 disables the timeout, so the service registration does
## not need refreshes
service:scanner.sane://$HOSTNAME:6566,en,65535
watch-port-tcp=6566
description=SANE scanner daemon

Die wichtigste Zeile dieser Datei ist die Dienst-URL, die mit service: beginnt. Sie enthält den Diensttyp (scanner.sane) und die Adresse, unter der der Dienst auf dem Server verfügbar ist. $HOSTNAME wird automatisch durch den vollständigen Hostnamen ersetzt. Abgetrennt durch einen Doppelpunkt folgt nun der Name des TCP-Ports, auf dem der entsprechende Dienst gefunden werden kann. Geben Sie nun die Sprache an, in der der Dienst angekündigt werden soll, und die Gültigkeitsdauer der Registrierung in Sekunden. Diese Angaben müssen durch Kommas von der Dienst-URL getrennt werden. Wählen Sie für die Registrierungsdauer einen Wert zwischen 0 und 65535. 0 verhindert die Registrierung. Mit 65535 werden alle Einschränkungen aufgehoben.

Die Registrierungsdatei enthält außerdem die beiden Variablen watch-port-tcp und description. watch-port-tcp koppelt die SLP-Dienstankündigung daran, ob der entsprechende Dienst aktiv ist, indem slpd den Status des Diensts überprüft. Die zweite Variable enthält eine genauere Beschreibung des Diensts, die in den entsprechenden Browsern angezeigt wird.

Tipp
Tipp: YaST und SLP

Einige von YaST bereitgestellte Services, wie ein Installationsserver oder YOU-Server, führen diese Registrierung automatisch aus, wenn Sie SLP in den Modul-Dialogfeldern aktivieren. Dann erstellt YaST Registrierungsdateien für diese Dienste.

Statische Registrierung über /etc/slp.reg

Der einzige Unterschied zwischen dieser Methode und der Prozedur mit /etc/slp.reg.d besteht darin, dass alle Dienste in einer zentralen Datei gruppiert sind.

Dynamische Registrierung über slptool

Wenn ein Dienst dynamisch ohne Verwendung von Konfigurationsdateien registriert werden soll, verwenden Sie das Kommandozeilenprogramm slptool. Dasselbe Programm kann auch die Registrierung eines bestehenden Dienstangebots aufheben, ohne slpd neu zu starten. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 31.1, „Das SLP-Frontend slptool.

31.2.1 Einrichten eines SLP-Installationsservers

Die Bereitstellung der Installationsdaten über SLP im Netzwerk erleichtert die Netzwerkinstallation deutlich, da die Installationsdaten (z. B. IP-Adresse des Servers oder Pfad zu den Installationsmedien) automatisch über eine SLP-Abfrage angefordert werden. Weitere Anweisungen finden Sie unter Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 8 “Einrichten des Servers, auf dem sich die Installationsquellen befinden”.

31.3 Weiterführende Informationen

RFC 2608, 2609, 2610

RFC 2608 befasst sich mit der Definition von SLP im Allgemeinen. RFC 2609 geht näher auf die Syntax der verwendeten Dienst-URLs ein und RFC 2610 thematisiert DHCP über SLP.

http://www.openslp.org

Die Homepage des OpenSLP-Projekts.

/usr/share/doc/packages/openslp

Dieses Verzeichnis enthält die Dokumentation für SLP, die im Lieferumfang des openslp-server-Pakets enthalten ist, z. B. eine README.SUSE-Datei mit den SUSE Linux Enterprise Server-Details, die RFCs und zwei einführende HTML-Dokumente. Programmierer, die an den SLP-Funktionen interessiert sind, finden weitere Informationen im Programmierhandbuch, das im Paket openslp-devel im SUSE-SDK (Software Development Kit) enthalten ist.

32 Der HTTP-Server Apache

Gemäß der Umfrage von http://www.netcraft.com/ ist der HTTP-Server Apache (oder kurz Apache) weltweit der meistgenutzte Webserver. Der von der Apache Software Foundation (http://www.apache.org/) entwickelte Apache-Server läuft auf fast allen Betriebssystemen. SUSE® Linux Enterprise Server umfasst Apache, Version 2.4. In diesem Kapitel erfahren Sie, wie Apache installiert, konfiguriert und eingerichtet wird. Sie lernen SSL, CGI und weitere Module kennen und erfahren, wie Sie bei Problemen mit dem Webserver vorgehen.

32.1 Kurzanleitung

In diesem Abschnitt finden Sie Informationen zum schnellen Einrichten und Starten von Apache. Zur Installation und Konfiguration von Apache müssen Sie root-Benutzer sein.

32.1.1 Anforderungen

Vergewissern Sie sich, dass folgende Voraussetzungen erfüllt sind, bevor Sie den Apache-Webserver einrichten:

  1. Das Netzwerk des Computers ist ordnungsgemäß konfiguriert. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter Kapitel 16, Grundlegendes zu Netzwerken.

  2. Durch Synchronisierung mit einem Zeitserver ist sichergestellt, dass die Systemzeit des Computers genau ist. Die exakte Uhrzeit ist für Teile des HTTP-Protokolls nötig. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter Kapitel 25, Zeitsynchronisierung mit NTP.

  3. Die neuesten Sicherheitsaktualisierungen sind installiert. Falls Sie sich nicht sicher sind, führen Sie YaST-Online-Update aus.

  4. In der Firewall ist der Standardport des Webservers ( 80) geöffnet. Lassen Sie dazu in SUSEFirewall2 den Service HTTP-Server in der externen Zone zu. Dies können Sie mithilfe von YaST erledigen. Weitere Informationen finden Sie in Book “Security and Hardening Guide”, Chapter 16 “Masquerading and Firewalls”, Section 16.4.1 “Configuring the Firewall with YaST”.

32.1.2 Installation

Apache ist in der Standardinstallation von SUSE Linux Enterprise Server nicht enthalten. Zum Installieren von Apache mit einer vordefinierten Standardkonfiguration gehen Sie wie folgt vor:

Vorgehen 32.1: Installation von Apache mit der Standardkonfiguration
  1. Starten Sie YaST, und wählen Sie Software › Software installieren oder löschen.

  2. Wählen Sie Ansicht › Schemata und schließlich Web- und LAMP-Server.

  3. Bestätigen Sie die Installation der abhängigen Pakete, um den Installationsvorgang abzuschließen.

32.1.3 Start

Sie können Apache automatisch beim Booten oder manuell starten.

Um sicherzustellen, dass Apache beim Booten des Computers in den Zielen multi-user.target und graphical.target automatisch gestartet wird, führen Sie das folgende Kommando aus:

root # systemctl enable apache2

Weitere Informationen zu den systemd-Zielen in SUSE Linux Enterprise Server sowie eine Beschreibung zu YaST Services Manager finden Sie unter Abschnitt 13.4, „Verwalten von Services mit YaST“.

Über die Shell starten Sie Apache manuell mit dem Kommando systemctl start apache2.

Vorgehen 32.2: Überprüfen, ob Apache ausgeführt wird

Werden beim Starten von Apache keine Fehlermeldungen angezeigt, bedeutet dies im Normalfall, dass der Webserver ausgeführt wird. So überprüfen Sie, ob Apache ausgeführt wird:

  1. Starten Sie einen Webbrowser und öffnen Sie http://localhost/.

    Wenn Apache ausgeführt wird, wird eine Testseite mit der Meldung It works! angezeigt.

  2. Wenn diese Seite nicht angezeigt wird, lesen Sie den Abschnitt Abschnitt 32.9, „Fehlerbehebung“.

Nachdem der Webserver nun läuft, können Sie eigene Dokumente hinzufügen, die Konfiguration an Ihre Anforderungen anpassen und weitere Module mit den benötigten Funktionen installieren.

32.2 Konfigurieren von Apache

SUSE Linux Enterprise Server bietet zwei Konfigurationsoptionen:

Bei der manuellen Konfiguration können Sie mehr Details einstellen, allerdings müssen Sie ohne den Komfort der Bedienoberfläche von YaST zurechtkommen.

Wichtig
Wichtig: Neuladen oder -starten von Apache nach Konfigurationsänderungen

Damit Konfigurationsänderungen wirksam werden, ist in den meisten Fällen ein erneutes Laden (in einigen Fällen auch ein Neustart) von Apache erforderlich. Laden Sie Apache manuell mit systemctl reload apache2 neu oder verwenden Sie eine der in Abschnitt 32.3, „Starten und Beenden von Apache“ beschriebenen Neustartoptionen.

Wenn Sie Apache mit YaST konfigurieren, kann dieser Schritt automatisch ausgeführt werden. Stellen Sie dazu HTTP-Service auf Aktiviert ein, wie in Abschnitt 32.2.3.2, „HTTP-Server-Konfiguration“ beschrieben.

32.2.1 Apache-Konfigurationsdateien

Dieser Abschnitt enthält eine Übersicht über die Apache-Konfigurationsdateien. Wenn Sie die Konfiguration mit YaST vornehmen, müssen Sie diese Dateien nicht bearbeiten. Die Informationen können jedoch nützlich sein, wenn Sie später auf die manuelle Konfiguration umstellen möchten.

Die Konfigurationsdateien von Apache befinden sich in zwei verschiedenen Verzeichnissen:

32.2.1.1 /etc/sysconfig/apache2

/etc/sysconfig/apache2 steuert einige globale Einstellungen von Apache, beispielsweise die zu ladenden Module, die einzuschließenden Konfigurationsdateien, die beim Serverstart zu verwendenden Flags sowie Flags, die der Kommandozeile hinzugefügt werden sollen. Die Konfigurationsoptionen dieser Datei sind hinreichend dokumentiert und werden daher an dieser Stelle nicht näher erläutert. Für die Konfigurationsanforderungen eines typischen Webservers dürften die Einstellungen der Datei /etc/sysconfig/apache2 ausreichen.

32.2.1.2 /etc/apache2/

/etc/apache2/ enthält alle Konfigurationsdateien für Apache. In diesem Abschnitt wird der Zweck jeder einzelnen Datei erklärt. Jede Datei enthält mehrere Konfigurationsoptionen (auch Direktiven genannt). Die Konfigurationsoptionen dieser Dateien sind hinreichend dokumentiert und werden daher an dieser Stelle nicht näher erläutert.

Die Apache-Konfigurationsdateien gliedern sich wie folgt:

/etc/apache2/
     |
     |- charset.conv
     |- conf.d/
     |   |
     |   |- *.conf
     |
     |- default-server.conf
     |- errors.conf
     |- httpd.conf
     |- listen.conf
     |- magic
     |- mime.types
     |- mod_*.conf
     |- server-tuning.conf
     |- ssl.*
     |- ssl-global.conf
     |- sysconfig.d
     |   |
     |   |- global.conf
     |   |- include.conf
     |   |- loadmodule.conf . .
     |
     |- uid.conf
     |- vhosts.d
     |   |- *.conf
Apache-Konfigurationsdateien in /etc/apache2/
charset.conv

In dieser Datei ist festgelegt, welche Zeichensätze für die verschiedenen Sprachen verwendet werden. Bearbeiten Sie diese Datei nicht.

conf.d/*.conf

Dies sind Konfigurationsdateien anderer Module. Bei Bedarf können die Konfigurationsdateien in Ihre virtuellen Hostkonfigurationen eingeschlossen werden. Beispiele finden Sie in vhosts.d/vhost.template. Sie können damit unterschiedliche Modulsätze für verschiedene virtuelle Hosts bereitstellen.

default-server.conf

Diese Datei enthält eine globale Konfiguration für virtuelle Hosts mit vernünftigen Standardeinstellungen. Statt die Werte in dieser Datei zu ändern, sollten Sie sie in der virtuellen Hostkonfiguration überschreiben.

errors.conf

Diese Datei legt fest, wie Apache auf Fehler reagiert. Wenn Sie die Meldungen für alle virtuellen Hosts ändern möchten, können Sie diese Datei bearbeiten. Anderenfalls sollten Sie die entsprechenden Direktiven in den virtuellen Hostkonfigurationen überschreiben.

httpd.conf

Dies ist die Hauptkonfigurationsdatei des Apache-Servers. Diese Datei sollten Sie nicht bearbeiten. Sie enthält in erster Linie Include-Anweisungen und globale Einstellungen. Globale Einstellungen können Sie in den entsprechenden in diesem Abschnitt aufgelisteten Konfigurationsdateien ändern. Host-spezifische Einstellungen wie DocumentRoot (absoluter Pfad) ändern Sie in der virtuellen Hostkonfiguration.

listen.conf

Diese Datei bindet Apache an bestimmte IP-Adressen und Ports. Außerdem konfiguriert diese Datei das namensbasierte virtuelle Hosting. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 32.2.2.1.1, „Namensbasierte virtuelle Hosts“.

magic

Diese Datei enthält Daten für das Modul mime_magic, mit dessen Hilfe Apache den MIME-Typ unbekannter Dateien ermittelt. Ändern Sie diese Datei nicht.

mime.types

Diese Datei enthält die dem System bekannten MIME-Typen (genau genommen ist diese Datei eine Verknüpfung mit /etc/mime.types). Bearbeiten Sie diese Datei nicht. MIME-Typen, die hier nicht aufgelistet sind, sollten Sie der Datei mod_mime-defaults.conf hinzufügen.

mod_*.conf

Dies sind die Konfigurationsdateien der in der Standardinstallation enthaltenen Module. Weitere Informationen hierzu erhalten Sie unter Abschnitt 32.4, „Installieren, Aktivieren und Konfigurieren von Modulen“. Die Konfigurationsdateien optionaler Module befinden sich im Verzeichnis conf.d.

server-tuning.conf

Diese Datei enthält Konfigurationsdirektiven für verschiedene MPMs (siehe Abschnitt 32.4.4, „Multiprocessing-Module“) und allgemeine Konfigurationsoptionen, die sich auf die Leistung von Apache auswirken. Sie können diese Datei bearbeiten, sollten den Webserver anschließend aber gründlich testen.

ssl-global.conf und ssl.*

Diese Dateien enthalten die globale SSL-Konfiguration und die SSL-Zertifikatdaten. Weitere Informationen hierzu erhalten Sie unter Abschnitt 32.6, „Einrichten eines sicheren Webservers mit SSL“.

sysconfig.d/*.conf

Diese Konfigurationsdateien werden automatisch aus /etc/sysconfig/apache2 generiert. Ändern Sie diese Dateien nicht. Bearbeiten Sie stattdessen die Dateien unter /etc/sysconfig/apache2. Speichern Sie in diesem Verzeichnis keine anderen Konfigurationsdateien.

uid.conf

Diese Datei gibt die Benutzer- und Gruppen-ID an, unter der Apache läuft. Ändern Sie diese Datei nicht.

vhosts.d/*.conf

In diesem Verzeichnis wird die virtuelle Host-Konfiguration gespeichert. Das Verzeichnis enthält Vorlagendateien für virtuelle Hosts mit und ohne SSL. Alle Dateien in diesem Verzeichnis mit der Erweiterung .conf sind automatisch Bestandteil der Apache-Konfiguration. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 32.2.2.1, „Virtuelle Hostkonfiguration“.

32.2.2 Manuelle Konfiguration von Apache

Wenn Sie den Apache-Webserver manuell konfigurieren möchten, müssen Sie die Klartext-Konfigurationsdateien als root-Benutzer bearbeiten.

32.2.2.1 Virtuelle Hostkonfiguration

Virtueller Host bezieht sich auf die Fähigkeit von Apache, mehrere URI (Universal Resource Identifiers) vom gleichen physischen Computer aus bedienen zu können. In anderen Worten: Mehrere Domänen wie www.beispiel.com und www.beispiel.net können von einem einzigen Webserver auf einem physischen Computer ausgeführt werden.

Virtuelle Hosts werden häufig eingesetzt, um Verwaltungsaufwand (nur ein Webserver muss verwaltet werden) und Hardware-Kosten (für die einzelnen Domänen ist kein dedizierter Server erforderlich) zu sparen. Virtuelle Hosts können auf Namen, IP-Adressen oder Ports basieren.

Verwenden Sie zum Auflisten aller vorhandenen virtuellen Hosts das Kommando apache2ctl -S. Dadurch wird eine Liste mit dem Standardserver und allen virtuellen Hosts zusammen mit deren IP-Adressen und überwachenden Ports ausgegeben. Zusätzlich enthält die Liste einen Eintrag für jeden virtuellen Host mit dessen Speicherort in den Konfigurationsdateien.

Virtuelle Hosts können mit YaST (siehe Abschnitt 32.2.3.1.4, „Virtuelle Hosts“) oder manuell durch Bearbeitung einer Konfigurationsdatei konfiguriert werden. In SUSE Linux Enterprise Server ist Apache unter /etc/apache2/vhosts.d/ standardmäßig für eine Konfigurationsdatei pro virtuellen Host vorbereitet. Alle Dateien in diesem Verzeichnis mit der Erweiterung .conf sind automatisch Bestandteil der Konfiguration. Außerdem enthält dieses Verzeichnis eine grundlegende Vorlage für virtuelle Hosts (vhost.template bzw. vhost-ssl.template für einen virtuellen Host mit SSL-Unterstützung).

Tipp
Tipp: Erstellen Sie immer eine virtuelle Hostkonfiguration.

Es empfiehlt sich, immer eine virtuelle Hostkonfiguration zu erstellen, selbst dann, wenn der Webserver nur eine Domäne enthält. Dadurch fassen Sie nicht nur die gesamte domänenspezifische Konfiguration in einer einzigen Datei zusammen, sondern Sie können auch jederzeit auf eine funktionierende Basiskonfiguration zurückgreifen, indem Sie einfach die Konfigurationsdatei des virtuellen Hosts verschieben, löschen oder umbenennen. Aus dem gleichen Grund sollten Sie auch für jeden virtuellen Host eine eigene Konfigurationsdatei erstellen.

Bei der Verwendung von namenbasierten virtuellen Hosts empfiehlt es sich, eine Standardkonfiguration einzurichten, die verwendet wird, wenn ein Domänenname nicht mit einer virtuellen Hostkonfiguration übereinstimmt. Der virtuelle Standardhost ist der Host, dessen Konfiguration zuerst geladen wird. Da die Reihenfolge der Konfigurationsdateien durch den Dateinamen bestimmt wird, starten Sie den Dateinamen der Konfiguration des virtuellen Standardhosts mit einem Unterstrich _, um sicherzustellen, dass sie zuerst geladen wird (z. B. _default_vhost.conf).

Der <VirtualHost></VirtualHost>-Block enthält die Informationen zu einer bestimmten Domäne. Wenn Apache eine Client-Anforderung für einen definierten virtuellen Host empfängt, verwendet es die in diesem Block angegebenen Direktiven. Nahezu alle Direktiven können auch im Kontext eines virtuellen Hosts verwendet werden. Weitere Informationen zu den Konfigurationsdirektiven von Apache finden Sie unter http://httpd.apache.org/docs/2.4/mod/quickreference.html.

32.2.2.1.1 Namensbasierte virtuelle Hosts

Namensbasierte virtuelle Hosts können an jeder IP-Adresse mehrere Websites bedienen. Apache verwendet das Hostfeld in dem vom Client übersandten HTTP-Header, um die Anforderung mit einem übereinstimmenden ServerName-Eintrag der virtuellen Hostdeklarationen zu verbinden. Wird kein übereinstimmender ServerName gefunden, dann wird der erste angegebene virtuelle Host als Standard verwendet.

Erstellen Sie zunächst je einen <VirtualHost>-Block für die einzelnen zu bedienenden namensbasierten Hosts. Jeder <VirtualHost>-Block muss mindestens eine ServerName-Direktive enthalten, mit der die zu bedienenden Hosts zugewiesen werden, sowie eine DocumentRoot-Direktive, aus der der Speicherort im Dateisystem hervorgeht, an dem sich der Inhalt für diesen Host befindet.

Beispiel 32.1: Einfache Beispiele für namensbasierte VirtualHost-Einträge
<VirtualHost *:80>
# This first-listed virtual host is also the default for *:80
ServerName www.example.com
ServerAlias example.com
DocumentRoot /srv/www/htdocs/domain
</VirtualHost>

<VirtualHost *:80>
ServerName other.example.com
DocumentRoot /srv/www/htdocs/otherdomain
</VirtualHost>

In einer namensbasierten virtuellen Hostkonfiguration übernimmt das VirtualHost-Anfangstag die IP-Adresse (bzw. den vollständig qualifizierten Domänennamen) als Argument. Eine Portnummer-Direktive ist optional.

Anstelle der IP-Adresse wird auch ein Platzhalterzeichen (*) akzeptiert. IPv6-Adressen müssen in eckige Klammern eingeschlossen werden.

Beispiel 32.2: Namensbasierte VirtualHost-Direktiven
<VirtualHost 192.168.3.100:80>
  ...
</VirtualHost>

<VirtualHost 192.168.3.100>
  ...
</VirtualHost>

<VirtualHost *:80>
  ...
</VirtualHost>

<VirtualHost *>
  ...
</VirtualHost>

<VirtualHost [2002:c0a8:364::]>
  ...
</VirtualHost>
32.2.2.1.2 IP-basierte virtuelle Hosts

Bei dieser alternativen virtuellen Hostkonfiguration werden auf einem Computer mehrere IPs eingerichtet. Auf einer Apache-Instanz befinden sich mehrere Domänen, denen jeweils eine eigene IP zugewiesen ist.

Auf dem physischen Server muss für jeden IP-basierten virtuellen Host eine eigene IP-Adresse eingerichtet sein. Falls der Computer nicht über die entsprechende Anzahl an Netzwerkkarten verfügt, können auch virtuelle Netzwerkschnittstellen verwendet werden (IP-Aliasing).

Das folgende Beispiel zeigt Apache auf einem Computer mit der IP 192.168.3.100, auf dem sich zwei Domänen mit den zusätzlichen IPs 192.168.3.101 und 192.168.3.102 befinden. Für jeden virtuellen Server wird ein eigener VirtualHost-Block benötigt.

Beispiel 32.3: IP-basierte VirtualHost-Direktiven
<VirtualHost 192.168.3.101>
  ...
</VirtualHost>

<VirtualHost 192.168.3.102>
  ...
</VirtualHost>

In diesem Beispiel sind nur für die beiden zusätzlichen IP-Adressen (also nicht für 192.168.3.100) VirtualHost-Direktiven angegeben. Sollte für 192.168.3.100 auch eine Listen-Direktive konfiguriert sein, müsste ein eigener IP-basierter Host für die HTTP-Anforderungen an diese Schnittstelle eingerichtet werden. Anderenfalls fänden die Direktiven aus der Standardserverkonfiguration (/etc/apache2/default-server.conf) Anwendung.

32.2.2.1.3 Basiskonfiguration eines virtuellen Hosts

Die Konfiguration eines virtuellen Hosts sollte mindestens die folgenden Direktiven enthalten, um den virtuellen Host einzurichten. Weitere Optionen finden Sie in /etc/apache2/vhosts.d/vhost.template.

ServerName

Der vollständig qualifizierte Domänenname, unter dem der Host angesprochen wird.

DocumentRoot

Der absolute Pfad des Verzeichnisses, aus dem Apache die Dateien für diesen Host bedient. Aus Sicherheitsgründen ist standardmäßig auf das gesamte Dateisystem kein Zugriff möglich. Sie müssen dieses Verzeichnis daher explizit innerhalb eines Directory-Containers entsperren.

ServerAdmin

Hier geben Sie die E-Mail-Adresse des Serveradministrators ein. Diese Adresse ist beispielsweise auf den von Apache erstellten Fehlerseiten angegeben.

ErrorLog

Das Fehlerprotokoll dieses virtuellen Hosts. Ein eigenes Fehlerprotokoll für jeden virtuellen Host ist zwar nicht zwingend erforderlich, jedoch durchaus üblich, da dies die Fehlersuche erleichtert. /var/log/apache2/ ist das Standardverzeichnis für die Protokolldateien von Apache.

CustomLog

Das Zugriffsprotokoll dieses virtuellen Hosts. Ein eigenes Zugriffsprotokoll für jeden virtuellen Host ist zwar nicht zwingend erforderlich, jedoch durchaus üblich, da dies die separate Analyse der Zugriffsdaten für jeden einzelnen Host ermöglicht. /var/log/apache2/ ist das Standardverzeichnis für die Protokolldateien von Apache.

Wie bereits erwähnt, ist standardmäßig auf das gesamte Dateisystem kein Zugriff möglich. Die Verzeichnisse, in die Sie die Dateien gestellt haben, mit denen Apache arbeiten soll – zum Beispiel das Verzeichnis DocumentRoot –, müssen daher explizit entsperrt werden:

<Directory "/srv/www/www.example.com/htdocs">
  Require all granted
</Directory>
Anmerkung
Anmerkung: Require all granted

In vorherigen Versionen von Apache wurde die Anweisung Require all granted wie folgt ausgedrückt:

Order allow,deny
Allow from all

Diese alte Syntax wird vom mod_access_compat-Modul nach wie vor unterstützt.

Die vollständige Basiskonfiguration eines virtuellen Hosts sieht wie folgt aus:

Beispiel 32.4: Basiskonfiguration eines virtuellen Hosts
<VirtualHost 192.168.3.100>
  ServerName www.example.com
  DocumentRoot /srv/www/www.example.com/htdocs
  ServerAdmin webmaster@example.com
  ErrorLog /var/log/apache2/www.example.com_log
  CustomLog /var/log/apache2/www.example.com-access_log common
  <Directory "/srv/www/www.example.com/htdocs">
  Require all granted
  </Directory>
</VirtualHost>

32.2.3 Konfigurieren von Apache mit YaST

Zur Konfiguration des Webservers mit YaST starten Sie YaST, und wählen Sie Netwerkdienste › HTTP-Server. Wenn Sie dieses Modul zum ersten Mal starten, wird der HTTP-Server-Assistent geöffnet und sie werden aufgefordert, einige grundlegende Entscheidungen zur Verwaltung des Servers zu treffen. Nach Fertigstellung des Assistenten wird das Dialogfeld HTTP-Server-Konfiguration geöffnet, sobald Sie das HTTP-Server-Modul aufrufen. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 32.2.3.2, „HTTP-Server-Konfiguration“.

32.2.3.1 HTTP-Server-Assistent

Der HTTP-Server-Assistent besteht aus fünf Schritten. Im letzten Schritt des Assistenten können Sie den Expertenkonfigurationsmodus aufrufen, in dem Sie weitere spezielle Einstellungen vornehmen können.

32.2.3.1.1 Netzwerkgeräteauswahl

Geben Sie hier die Netzwerkschnittstellen und -ports an, die von Apache auf eingehende Anfragen überwacht werden. Sie können eine beliebige Kombination aus bestehenden Netzwerkschnittstellen und zugehörigen IP-Adressen auswählen. Sie können Ports aus allen drei Bereichen (Well-Known-Ports, registrierte Ports und dynamische oder private Ports) verwenden, sofern diese nicht für andere Dienste reserviert sind. Die Standardeinstellung ist die Überwachung aller Netzwerkschnittstellen (IP-Adressen) an Port 80.

Aktivieren Sie Firewall-Port öffnen, um die vom Webserver überwachten Ports in der Firewall zu öffnen. Dies ist erforderlich, um den Webserver im Netzwerk (LAN, WAN oder Internet) verfügbar zu machen. Das Schließen des Ports ist nur in Testsituationen sinnvoll, in denen kein externer Zugriff auf den Webserver erforderlich ist. Wenn Sie über mehrere Netzwerkschnittstellen verfügen, klicken Sie auf Firewall-Details, um festzulegen, an welchen Schnittstellen die Ports geöffnet werden sollen.

Klicken Sie auf Weiter, um mit der Konfiguration fortzufahren.

32.2.3.1.2 Module

Mit der Konfigurationsoption Module aktivieren bzw. deaktivieren Sie die vom Webserver unterstützten Skriptsprachen. Informationen zur Aktivierung bzw. Deaktivierung anderer Module erhalten Sie unter Abschnitt 32.2.3.2.2, „Servermodule“. Klicken Sie auf Weiter, um das nächste Dialogfeld zu öffnen.

32.2.3.1.3 Standardhost

Diese Option betrifft den Standard-Webserver. Wie in Abschnitt 32.2.2.1, „Virtuelle Hostkonfiguration“ beschrieben, kann Apache von einem einzigen Computer mehrere virtuelle Hosts bedienen. Der erste in der Konfigurationsdatei deklarierte virtuelle Host wird im Allgemeinen als Standardhost bezeichnet. Alle nachfolgenden virtuellen Hosts übernehmen die Konfiguration des Standardhosts.

Wenn Sie die Hosteinstellungen (auch als Direktiven bezeichnet) bearbeiten möchten, wählen Sie den entsprechenden Eintrag in der Tabelle aus, und klicken Sie auf Bearbeiten. Zum Hinzufügen neuer Direktiven klicken Sie auf Hinzufügen. Zum Löschen einer Direktive wählen Sie die Direktive aus und klicken Sie auf Löschen.

HTTP-Server-Assistent: Standardhost
Abbildung 32.1: HTTP-Server-Assistent: Standardhost

Für den Server gelten folgende Standardeinstellungen:

Document-Root

Der absolute Pfad des Verzeichnisses, aus dem Apache die Dateien für diesen Host bedient. Dies ist standardmäßig /srv/www/htdocs.

Alias

Mit Alias-Direktiven können URLs zu Speicherorten in physischen Dateisystemen zugeordnet werden. Dies bedeutet, dass über eine URL sogar auf Pfade im Dateisystem außerhalb des Document Root zugegriffen werden kann, sofern die URL via Aliasing auf diesen Pfad verweist.

Der vorgegebene SUSE Linux Enterprise Server- Alias /icons für die in der Verzeichnisindex-Ansicht angezeigten Apache-Symbole verweist auf /usr/share/apache2/icons.

ScriptAlias

Ähnlich wie die Alias-Direktive ordnet die ScriptAlias-Direktive eine URL einem Speicherort im Dateisystem zu. Der Unterschied besteht darin, dass ScriptAlias als Zielverzeichnis einen CGI-Speicherort für die Ausführung von CGI-Skripten festlegt.

Verzeichnis

Unter den Verzeichnis-Einstellungen können Sie eine Gruppe von Konfigurationsoptionen zusammenfassen, die nur für das angegebene Verzeichnis gelten.

Hier werden auch die Zugriffs- und Anzeigeoptionen für die Verzeichnisse /srv/www/htdocs, /usr/share/apache2/icons und /srv/www/cgi-bin konfiguriert. Eine Änderung dieser Standardeinstellungen sollte nicht erforderlich sein.

Einbeziehen

Hier können weitere Konfigurationsdateien hinzugefügt werden. Zwei Include-Direktiven sind bereits vorkonfiguriert: /etc/apache2/conf.d/ ist das Verzeichnis für die Konfigurationsdateien externer Module. Durch diese Direktive werden alle Dateien in diesem Verzeichnis mit der Erweiterung .conf eingeschlossen. Durch die zweite Direktive, /etc/apache2/conf.d/apache2-manual.conf, wird die Konfigurationsdatei apache2-manual eingeschlossen.

Servername

Hier wird die Standard-URL festgelegt, über die Clients den Webserver kontaktieren. Verwenden Sie einen qualifizierten Domänennamen (FQDN), um den Webserver unter http://FQDN/ zu erreichen. Alternativ können Sie auch die IP-Adresse verwenden. Geben Sie hier keinen willkürlichen Namen ein – der Server muss unter diesem Namen bekannt sein.

E-Mail des Serveradministrators

Hier geben Sie die E-Mail-Adresse des Serveradministrators ein. Diese Adresse ist beispielsweise auf den von Apache erstellten Fehlerseiten angegeben.

Klicken Sie am Ende der Seite Standardhost auf Weiter, um mit der Konfiguration fortzufahren.

32.2.3.1.4 Virtuelle Hosts

In diesem Schritt zeigt der Assistent eine Liste der bereits konfigurierten virtuellen Hosts an (siehe Abschnitt 32.2.2.1, „Virtuelle Hostkonfiguration“). Wenn Sie vor dem Starten des YaST-HTTP-Assistenten keine manuellen Änderungen vorgenommen haben, ist kein virtueller Host vorhanden.

Zum Hinzufügen eines Hosts klicken Sie auf Hinzufügen, um ein Dialogfeld zu öffnen, in das Sie grundlegende Informationen über den Host eingeben, z. B. Servername, Übergeordnetes Verzeichnis der Server-Inhalte (DocumentRoot) und Administrator-E-Mail. Unter Server-Auflösung legen Sie fest, wie der Host identifiziert wird (nach seinem Namen oder nach seiner IP-Adresse). Geben Sie den Namen oder die IP-Adresse unter Change Virtual Host ID (Virtuelle Host-ID ändern) an.

Klicken Sie auf Weiter, um mit dem zweiten Teil der virtuellen Hostkonfiguration fortzufahren.

Im zweiten Teil der virtuellen Hostkonfiguration legen Sie fest, ob CGI-Skripten zugelassen sind und welches Verzeichnis für diese Skripten verwendet wird. Dort können Sie auch SSL aktivieren. Wenn Sie SSL aktivieren, müssen Sie auch den Zertifikatpfad angeben. Informationen über SSL und Zertifikate finden Sie in Abschnitt 32.6.2, „Konfigurieren von Apache mit SSL“. Mit der Option Verzeichnisindex geben Sie an, welche Datei angezeigt wird, wenn der Client ein Verzeichnis anfordert (standardmäßig ist dies die Datei index.html). Statt der Standardeinstellung können Sie aber auch ein oder mehrere andere Dateinamen (jeweils getrennt durch ein Leerzeichen) angeben. Mit Public HTML aktivieren stellen Sie den Inhalt der öffentlichen Benutzerverzeichnisse (~USER/public_html/) auf dem Server unter http://www.example.com/~USER bereit.

Wichtig
Wichtig: Erstellen virtueller Hosts

Virtuelle Hosts können Sie nicht völlig willkürlich hinzufügen. Wenn Sie namensbasierte virtuelle Hosts hinzufügen möchten, müssen die Hostnamen im Netzwerk aufgelöst sein. Bei IP-basierten virtuellen Hosts darf jeder verfügbaren IP-Adresse nur ein Host zugewiesen sein.

32.2.3.1.5 Zusammenfassung

Dies ist der abschließende Schritt des Assistenten. Legen Sie hier fest, wie und wann der Apache-Server gestartet werden soll: beim Boot-Vorgang oder manuell. Außerdem erhalten Sie in diesem Schritt eine kurze Zusammenfassung Ihrer bisherigen Konfiguration. Wenn Sie mit den Einstellungen zufrieden sind, schließen Sie die Konfiguration mit Verlassen ab. Zum Ändern bestimmter Einstellungen klicken Sie so oft auf Zurück, bis das entsprechende Dialogfeld angezeigt wird. Über Expertenkonfiguration für HTTP-Server können Sie hier auch das in Abschnitt 32.2.3.2, „HTTP-Server-Konfiguration“ beschriebene Dialogfeld öffnen.

HTTP-Server-Assistent: Zusammenfassung
Abbildung 32.2: HTTP-Server-Assistent: Zusammenfassung

32.2.3.2 HTTP-Server-Konfiguration

Im Dialogfeld HTTP-Server-Konfiguration können Sie weitaus mehr Einstellungen vornehmen als im Assistenten (dieser wird ohnehin nur bei der Anfangskonfiguration des Webservers ausgeführt). Das Dialogfeld enthält vier Registerkarten, die nachfolgend beschrieben werden. Keine der in diesem Dialogfeld vorgenommenen Konfigurationsänderungen wird sofort wirksam. Dies geschieht erst, wenn Sie das Dialogfeld mit Beenden schließen. Klicken Sie hingegen auf Abbrechen, so verlassen Sie das Konfigurationsmodul und Ihre Konfigurationsänderungen werden verworfen.

32.2.3.2.1 Überwachte Ports und Adressen

Geben Sie unter HTTP-Dienst an, ob Apache laufen soll (Aktiviert) oder beendet werden soll (Deaktiviert). Mit den Schaltflächen Hinzufügen, Bearbeiten und Löschen geben Sie unter Ports überwachen die Adressen und Ports an, die vom Server überwacht werden sollen. Standardmäßig werden alle Schnittstellen an Port 80 überwacht. Die Option Firewall-Port öffnen sollte immer aktiviert sein, weil ansonsten der Webserver von außen nicht erreichbar ist. Das Schließen des Ports ist nur in Testsituationen sinnvoll, in denen kein externer Zugriff auf den Webserver erforderlich ist. Wenn Sie über mehrere Netzwerkschnittstellen verfügen, klicken Sie auf Firewall-Details, um festzulegen, an welchen Schnittstellen die Ports geöffnet werden sollen.

Über die Schaltfläche Protokolldateien können Sie die Zugriffs- oder die Fehlerprotokolldatei überwachen. Diese Funktion ist besonders beim Testen der Konfiguration hilfreich. Die Protokolldatei wird in einem eigenen Fenster geöffnet, aus dem Sie den Webserver auch neu starten oder neu laden können. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 32.3, „Starten und Beenden von Apache“. Diese Kommandos sind sofort wirksam und ihre Protokollmeldungen werden auch sofort angezeigt.

Konfiguration des HTTP-Servers: Überwachen von Ports und Adressen
Abbildung 32.3: Konfiguration des HTTP-Servers: Überwachen von Ports und Adressen
32.2.3.2.2 Servermodule

Über Status wechseln können Sie Apache2-Module aktivieren und deaktivieren. Über Modul hinzufügen können Sie weitere Module hinzufügen, die zwar bereits installiert, aber noch nicht in dieser Liste aufgeführt sind. Weitere Informationen über Module finden Sie in Abschnitt 32.4, „Installieren, Aktivieren und Konfigurieren von Modulen“.

Konfiguration des HTTP-Servers: Server-Module
Abbildung 32.4: Konfiguration des HTTP-Servers: Server-Module
32.2.3.2.3 Haupthost oder Hosts

Diese Dialogfelder sind mit den bereits beschriebenen identisch. in Abschnitt 32.2.3.1.3, „Standardhost“ und Abschnitt 32.2.3.1.4, „Virtuelle Hosts“ beschriebenen Dialogfeldern.

32.3 Starten und Beenden von Apache

Bei Konfiguration mit YaST, wie in Abschnitt 32.2.3, „Konfigurieren von Apache mit YaST“ beschrieben, wird Apache beim Booten des Computers in multi-user.target und graphical.target gestartet. Diese Funktionsweise können Sie mit YaST Services Manager oder dem Kommandozeilenwerkzeug systemctl (systemctl enable oder systemctl disable) ändern.

Mit den Kommandos systemctl bzw. apachectl können Sie Apache auf einem laufenden System starten, stoppen und ändern.

Allgemeine Informationen zu systemctl-Kommandos finden Sie unter Abschnitt 13.2.1, „Verwalten von Diensten auf einem laufenden System“.

systemctl status apache2

Überprüft, ob Apache gestartet wurde.

systemctl start apache2

Startet Apache, sofern es noch nicht läuft.

systemctl stop apache2

Stoppt Apache durch Beenden des übergeordneten Prozesses.

systemctl restart apache2

Beendet Apache und startet es danach neu. Falls der Webserver noch nicht gelaufen ist, wird er nun gestartet.

systemctl try-restart apache2

Stoppt Apache und startet es erneut, vorausgesetzt, es wird bereits ausgeführt.

systemctl reload apache2

Beendet den Webserver erst, nachdem alle durch Forking erstellten Apache-Prozesse aufgefordert wurden, ihre Anforderungen vor dem Herunterfahren zu Ende zu führen. Anstelle der beendeten Prozesse werden neue Prozesse gestartet. Dies führt zu einem vollständigen Neustart von Apache.

Tipp
Tipp: Neustart von Apache in Produktionsumgebungen

Mit diesem Kommando können Änderungen in der Apache-Konfiguration aktiviert werden, ohne dass die Verbindung unterbrochen wird.

systemctl stop apache2

Hält den Webserver nach einer Zeitdauer an, die mit GracefulShutdownTimeout konfiguriert wurde, um sicherzustellen, dass die bestehenden Anforderungen abgeschlossen werden können.

apachectl configtest

Überprüft die Syntax der Konfigurationsdateien, ohne den laufenden Webserver zu beeinträchtigen. Da dieser Test beim Starten, Neuladen oder Neustarten des Servers automatisch durchgeführt wird, ist eine explizite Ausführung des Tests in der Regel nicht notwendig. Bei einem Konfigurationsfehler wird der Webserver ohnehin nicht gestartet, neu geladen oder neu gestartet.

apachectl status und apachectl fullstatus

Erstellt einen Dump des kurzen oder vollständigen Statusfensters. Das Modul mod_status muss aktiviert und ein Textbrowser (z. B. links oder w3m) muss installiert sein. Außerdem muss /etc/sysconfig/apache2 unter APACHE_SERVER_FLAGS das Flag status enthalten.

Tipp
Tipp: Weitere Flags

Wenn Sie weitere Flags für die Kommandos festlegen, werden diese an den Webserver übergeben.

32.4 Installieren, Aktivieren und Konfigurieren von Modulen

Die Apache-Software ist modular aufgebaut. Alle Funktionen außer einigen Kernaufgaben werden von Modulen durchgeführt Dies geht sogar so weit, dass selbst HTTP durch ein Modul verarbeitet wird (http_core).

Apache-Module können bei der Entwicklung in die Apache-Binaries kompiliert oder während der Laufzeit dynamisch geladen werden. Informationen zum dynamischen Laden von Modulen erhalten Sie unter Abschnitt 32.4.2, „Aktivieren und Deaktivieren von Modulen“.

Apache-Module lassen sich in vier Kategorien einteilen:

Basismodule

Basismodule sind standardmäßig in Apache enthalten. In Apache in SUSE Linux Enterprise Server sind nur mod_so (zum Laden anderer Module) und http_core kompiliert. Alle anderen Module sind als gemeinsam genutzte Objekte verfügbar: Sie sind nicht in der Server-Binärdatei enthalten, sondern können zur Laufzeit eingebunden werden.

Erweiterungsmodule

Im Allgemeinen sind Erweiterungsmodule im Apache-Softwarepaket enthalten, jedoch nicht statisch im Server kompiliert. In SUSE Linux Enterprise Server stehen diese Module als gemeinsame Objekte zur Verfügung, die während der Laufzeit in Apache geladen werden können.

Externe Module

Externe Module sind nicht in der offiziellen Apache-Distribution enthalten. SUSE Linux Enterprise Server umfasst jedoch mehrere Module.

Multiprocessing-Module (MPMs)

Multiprocessing-Module (MPMs) sind dafür verantwortlich, Anforderungen an den Webserver anzunehmen und zu verarbeiten, und stellen damit das Kernstück der Webserver-Software dar.

32.4.1 Installieren von Modulen

Wenn Sie die in Abschnitt 32.1.2, „Installation“ beschriebene Standardinstallation vorgenommen haben, sind folgende Module bereits installiert: alle Basis- und Erweiterungsmodule, das Multiprocessing-Modul Prefork MPM sowie das externe Modul mod_python.

In YaST können Sie weitere externe Module installieren. Starten Sie dazu YaST und wählen Sie Software › Software-Management. Wählen Sie danach Ansicht › Suche und suchen Sie nach apache. Die Ergebnisliste zeigt nun neben anderen Paketen alle verfügbaren externen Apache-Module an.

32.4.2 Aktivieren und Deaktivieren von Modulen

Sie können bestimmte Module entweder manuell oder mit YaST aktivieren oder deaktivieren. In YaST müssen die Skriptsprachmodule (PHP5, Perl und Python) mit der im Abschnitt Abschnitt 32.2.3.1, „HTTP-Server-Assistent“ beschriebenen Modulkonfiguration aktiviert oder deaktiviert werden. Alle anderen Module werden, wie im Abschnitt Abschnitt 32.2.3.2.2, „Servermodule“ beschrieben, aktiviert oder deaktiviert.

Mit den Kommandos a2enmod MODUL bzw. a2dismod MODUL können Sie die Module stattdessen manuell aktivieren oder deaktivieren. a2enmod -l gibt eine Liste aller derzeit aktiven Module aus.

Wichtig
Wichtig: Einschließen der Konfigurationsdateien externer Module

Wenn Sie externe Module manuell aktivieren, müssen Sie sicherstellen, dass auch ihre Konfigurationsdateien in allen virtuellen Hostkonfigurationen geladen werden. Die Konfigurationsdateien externer Module befinden sich unter /etc/apache2/conf.d/ und werden standardmäßig in /etc/apache2/default-server.conf geladen. Für eine feinere Steuerung können Sie die Einbeziehung in /etc/apache2/default-server.conf auskommentieren und sie nur zu bestimmten virtuellen Hosts hinzufügen. Beispiele hierzu finden Sie in der Datei /etc/apache2/vhosts.d/vhost.template.

32.4.3 Basis- und Erweiterungsmodule

Alle Basis- und Erweiterungsmodule werden ausführlich in der Apache-Dokumentation beschrieben. An dieser Stelle gehen wir daher nur kurz auf die wichtigsten Module ein. Informationen zu den einzelnen Modulen erhalten Sie auch unter http://httpd.apache.org/docs/2.4/mod/.

mod_actions

Bietet Methoden zur Ausführung eines Skripts, wenn ein bestimmter MIME-Typ (z. B. application/pdf), eine Datei mit einer bestimmten Erweiterung (z. B. .rpm) oder eine bestimmte Anforderungsmethode (z. B. GET) verlangt wird. Dieses Modul ist standardmäßig aktiviert.

mod_alias

Dieses Modul stellt die Direktiven Alias und Redirect bereit. Damit können Sie eine URI einem bestimmten Verzeichnis zuordnen (Alias) bzw. eine angeforderte URL umleiten. Dieses Modul ist standardmäßig aktiviert.

mod_auth*

Die Authentifizierungsmodule bieten verschiedene Methoden zur Authentifizierung: Basisauthentifizierung mit mod_auth_basic oder Digest-Authentifizierung mit mod_auth_digest.

mod_auth_basic und mod_auth_digest funktionieren nur gemeinsam mit dem Authentifizierungsanbietermodul mod_authn_* (z. B. mod_authn_file für die Authentifizierung auf Basis einer Textdatei) und mit dem Autorisierungsmodul mod_authz_* (z. B. mod_authz_user für die Benutzerautorisierung).

Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie im Artikel Gewusst wie: Authentifizierung unter http://httpd.apache.org/docs/2.4/howto/auth.html.

mod_autoindex

Wenn keine Indexdatei vorhanden ist (z. B. index.html), generiert mod_autoindex Verzeichnislisten. Das Aussehen dieser Indizes kann konfiguriert werden. Dieses Modul ist standardmäßig aktiviert. Allerdings sind Verzeichnislisten durch die Options-Direktive standardmäßig deaktiviert – Sie müssen diese Einstellung daher in Ihrer virtuellen Hostkonfiguration ändern. Die Standardkonfigurationsdatei dieses Moduls befindet sich unter /etc/apache2/ und heißt mod_autoindex-defaults.conf.

mod_cgi

mod_cgi wird zur Ausführung von CGI-Skripten benötigt. Dieses Modul ist standardmäßig aktiviert.

mod_deflate

Mit diesem Modul kann Apache so konfiguriert werden, dass bestimmte Dateitypen automatisch vor der Bereitstellung komprimiert werden.

mod_dir

mod_dir stellt die DirectoryIndex-Direktive bereit, mit der Sie festlegen können, welche Dateien bei Anforderung eines Verzeichnisses automatisch zurückgegeben werden (standardmäßig index.html). Außerdem leitet dieses Modul automatisch zur korrekten URI um, wenn in einer Verzeichnisanforderung der nachgestellte Schrägstrich fehlt. Dieses Modul ist standardmäßig aktiviert.

mod_env

Steuert die Umgebungsvariablen, die an CGI-Skripten oder SSI-Seiten übergeben werden. Sie können Umgebungsvariablen festlegen oder aufheben oder von der Shell übergeben, die den httpd-Prozess aufgerufen hat. Dieses Modul ist standardmäßig aktiviert.

mod_expires

Mit mod_expires legen Sie fest, wie häufig Ihre Dokumente über Proxy- und Browser-Caches durch Zustellung eines Expires-Header aktualisiert werden. Dieses Modul ist standardmäßig aktiviert.

mod_http2

Dank mod_http2 unterstützt Apache das HTTP/2-Protokoll. Dies kann durch Angabe von Protocols h2 http/1.1 in einem VirtualHost aktiviert werden.

mod_include

mod_include ermöglicht die Verwendung von serverseitigen Includes (SSI), die die grundlegende Funktionalität für die dynamische Generierung von HTML-Seiten bereitstellen. Dieses Modul ist standardmäßig aktiviert.

mod_info

Dieses Modul stellt unter http://localhost/server-info/ eine umfassende Übersicht über die Serverkonfiguration bereit. Aus Sicherheitsgründen sollte der Zugriff auf diese URL generell eingeschränkt sein. Standardmäßig erhält nur localhost Zugriff auf diese URL. mod_info wird in der Datei /etc/apache2/mod_info.conf konfiguriert.

mod_log_config

Mit diesem Modul konfigurieren Sie den Aufbau der Apache-Protokolldateien. Dieses Modul ist standardmäßig aktiviert.

mod_mime

Das MIME-Modul sorgt dafür, dass eine Datei auf Basis seiner Dateinamenerweiterung mit dem korrekten MIME-Header bereitgestellt wird (z. B. text/html für HTML-Dokumente). Dieses Modul ist standardmäßig aktiviert.

mod_negotiation

Dieses Modul ist für die Inhaltsverhandlung erforderlich. Weitere Informationen erhalten Sie unter http://httpd.apache.org/docs/2.4/content-negotiation.html. Dieses Modul ist standardmäßig aktiviert.

mod_rewrite

Dieses Modul stellt die gleiche Funktionalität wie mod_alias bereit, bietet aber mehr Funktionen und ist somit flexibler. Mit mod_rewrite können Sie URLs auf Basis verschiedener Regeln umleiten, Header anfordern und einiges mehr.

mod_setenvif

Legt Umgebungsvariablen auf der Basis von Details aus der Client-Anforderung fest, z. B. die Browserzeichenfolge, die der Client sendet, oder die IP-Adresse des Clients. Dieses Modul ist standardmäßig aktiviert.

mod_spelling

mod_speling versucht, typografische Fehler in URLs, beispielsweise die Groß-/Kleinschreibung, automatisch zu korrigieren.

mod_ssl

Dieses Modul ermöglicht verschlüsselte Verbindungen zwischen dem Webserver und den Clients. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 32.6, „Einrichten eines sicheren Webservers mit SSL“. Dieses Modul ist standardmäßig aktiviert.

mod_status

Dieses Modul stellt unter http://localhost/server-status/ Informationen über die Aktivität und Leistung des Servers bereit. Aus Sicherheitsgründen sollte der Zugriff auf diese URL generell eingeschränkt sein. Standardmäßig erhält nur localhost Zugriff auf diese URL. mod_status wird in der Datei /etc/apache2/mod_status.conf konfiguriert.

mod_suexec

mod_suexec ermöglicht die Ausführung von CGI-Skripten unter einem anderen Benutzer oder einer anderen Gruppe. Dieses Modul ist standardmäßig aktiviert.

mod_userdir

Dieses Modul ermöglicht benutzerspezifische Verzeichnisse unter ~USER/. In der Konfiguration muss die UserDir-Direktive angegeben sein. Dieses Modul ist standardmäßig aktiviert.

32.4.4 Multiprocessing-Module

SUSE Linux Enterprise Server bietet zwei Multiprocessing-Module (MPMs) für Apache:

32.4.4.1 Prefork-MPM

Das Prefork-MPM implementiert einen Prefork-Webserver, der keine Threads verwendet. Mit diesem Modul verhält sich der Webserver, was die Handhabung von Anforderungen betrifft, ähnlich wie Apache Version 1.x: Er isoliert jede einzelne Anforderung und verarbeitet sie in einem separaten untergeordneten Prozess (Forking). Eine Beeinträchtigung aller Anforderungen durch wenige problematische Anforderungen und somit eine Sperre des Webservers lassen sich dadurch vermeiden.

Die prozessbasierte Vorgehensweise des Prefork-MPM bietet zwar Stabilität, konsumiert aber mehr Systemressourcen wie das Worker-MPM. Für UNIX-basierte Betriebssysteme gilt das Prefork-MPM als Standard-MPM.

Wichtig
Wichtig: MPMs in diesem Dokument

In diesem Dokument wird davon ausgegangen, dass Apache mit dem Prefork-MPM verwendet wird.

32.4.4.2 Worker-MPM

Das Worker-MPM implementiert einen Multithread-Webserver. Ein Thread ist die Lightweight-Version eines Prozesses. Der Vorteil von Threads gegenüber Prozessen ist deren geringerer Ressourcenkonsum. Anstatt lediglich untergeordnete Prozesse zu erstellen (Forking), verarbeitet das Worker-MPM Anforderungen durch Threads mit Serverprozessen. Die untergeordneten Prefork-Prozesse sind auf mehrere Threads verteilt (Multithreading). Diese Ansatzweise macht den Apache-Server durch den geringeren Ressourcenkonsum leistungsfähiger als mit dem Prefork-MPM.

Ein Hauptnachteil ist die Instabilität des Worker-MPM: Ein fehlerhafter Thread kann sich auf alle Threads eines Prozesses auswirken. Im schlimmsten Fall fällt der Server dadurch aus. Besonders bei gleichzeitiger Verwendung des Common Gateway Interface (CGI) auf einem überlasteten Apache-Server kann es zu internen Serverfehlern kommen, da Threads in diesem Fall unter Umständen nicht in der Lage sind, mit den Systemressourcen zu kommunizieren. Gegen die Verwendung des Worker-MPM in Apache spricht auch die Tatsache, dass nicht alle verfügbaren Apache-Module Thread-sicher sind und daher nicht mit dem Worker-MPM eingesetzt werden können.

Warnung
Warnung: Verwendung von PHP-Modulen mit MPMs

Nicht alle verfügbaren PHP-Module sind Thread-sicher. Von einer Verwendung des Worker-MPM in Verbindung mit mod_php wird daher abgeraten.

32.4.5 Externe Module

Nachfolgend finden Sie eine Liste aller externen Module, die mit SUSE Linux Enterprise Server ausgeliefert werden. Die Dokumentation zu den einzelnen Modulen finden Sie in den jeweils genannten Verzeichnissen.

mod_apparmor

Unterstützt Apache bei der AppArmor-Einschränkung auf einzelne cgi-Skripte, die von Modulen wie mod_php5 und mod_perl benutzt werden.

Paketname: apache2-mod_apparmor
Weitere Informationen: Book “Security and Hardening Guide”
mod_perl

mod_perl ermöglicht die Ausführung von Perl-Skripten in einem eingebetteten Interpreter. Durch den dauerhaften, im Server eingebetteten Interpreter lassen sich Verzögerungen durch den Start eines externen Interpreters und den Start von Perl vermeiden.

Paketname: apache2-mod_perl
Konfigurationsdatei: /etc/apache2/conf.d/mod_perl.conf
Weitere Informationen: /usr/share/doc/packages/apache2-mod_perl
mod_php5

PHP ist eine serverseitige, plattformübergreifende, in HTML eingebettete Skriptsprache.

Paketname: apache2-mod_php5
Konfigurationsdatei: /etc/apache2/conf.d/php5.conf
Weitere Informationen: /usr/share/doc/packages/apache2-mod_php5
mod_python

mod_python bettet Python in den Apache-Webserver ein. Dies bringt Ihnen einen erheblichen Leistungsgewinn und zusätzliche Flexibilität bei der Entwicklung webbasierter Anwendungen.

Paketname: apache2-mod_python
Weitere Informationen: /usr/share/doc/packages/apache2-mod_python
mod_security

mod_security bietet eine Firewall zum Schutz von Webanwendungen vor verschiedenen Angriffen. Auch die Überwachung des HTTP-Datenverkehrs und die Echtzeitanalyse werden damit ermöglicht.

Paketname: apache2-mod_security2
Konfigurationsdatei: /etc/apache2/conf.d/mod_security2.conf
Weitere Informationen: /usr/share/doc/packages/apache2-mod_security2
Dokumentation: http://modsecurity.org/documentation/

32.4.6 Kompilieren von Modulen

Apache kann von erfahrenen Benutzern durch selbst entwickelte Module erweitert werden. Für die Entwicklung eigener Apache-Module und für die Kompilierung von Drittanbieter-Modulen sind neben dem Paket apache2-devel auch die entsprechenden Entwicklungstools erforderlich. apache2-devel enthält unter anderem die apxs2-Tools, die zur Kompilierung von Apache-Erweiterungsmodulen erforderlich sind.

apxs2 ermöglicht die Kompilierung und Installation von Modulen aus dem Quellcode (einschließlich der erforderlichen Änderungen an den Konfigurationsdateien). Dadurch ergeben sich Dynamic Shared Objects (DSOs), die während der Laufzeit in Apache geladen werden können.

Die Binaries von apxs2 befinden sich unter /usr/sbin:

  • /usr/sbin/apxs2: Für die Entwicklung von Erweiterungsmodulen, die mit allen MPMs verwendbar sind. Das Installationsverzeichnis ist /usr/lib64/apache2.

  • /usr/sbin/apxs2-prefork: Für die Entwicklung von Prefork-MPM-Modulen. Das Installationsverzeichnis ist /usr/lib64/apache2-prefork.

  • /usr/sbin/apxs2-worker: Für die Entwicklung von Worker-MPM-Modulen. Das Installationsverzeichnis ist /usr/lib64/apache2-worker.

Mit den folgenden Kommandos installieren und aktivieren Sie ein Modul aus dem Quellcode:

cd /path/to/module/source
apxs2 -cia MODULE.c

wobei das Modul mit -c kompiliert, mit -i installiert und mit -a aktiviert wird. Alle weiteren Optionen von apxs2 werden auf der man-Seite apxs2(1) beschrieben.

32.5 Aktivieren von CGI-Skripten

Die Common Gateway Interface (CGI) von Apache ermöglicht die Erstellung dynamischer Inhalte mit Programmen bzw. sogenannten CGI-Skripten. CGI-Skripten können in jeder beliebigen Programmiersprache geschrieben sein. In der Regel werden aber die Skriptsprachen Perl oder PHP verwendet.

Damit Apache in der Lage ist, die von CGI-Skripts erstellten Inhalte bereitzustellen, muss das Modul mod_cgi aktiviert sein. Außerdem ist mod_alias erforderlich. Beide Module sind standardmäßig aktiviert. Informationen zur Aktivierung von Modulen finden Sie unter Abschnitt 32.4.2, „Aktivieren und Deaktivieren von Modulen“.

Warnung
Warnung: CGI-Sicherheit

Die Zulassung der CGI-Skriptausführung auf dem Server ist ein Sicherheitsrisiko. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 32.8, „Vermeiden von Sicherheitsproblemen“.

32.5.1 Konfiguration in Apache

In SUSE Linux Enterprise Server ist die Ausführung von CGI-Skripts nur im Verzeichnis /srv/www/cgi-bin/ erlaubt. Dieses Verzeichnis ist bereits für die Ausführung von CGI-Skripten konfiguriert. Wenn Sie eine virtuelle Hostkonfiguration erstellt haben (siehe Abschnitt 32.2.2.1, „Virtuelle Hostkonfiguration“) und Ihre CGI-Skripten in einem Host-spezifischen Verzeichnis ablegen möchten, müssen Sie das betreffende Verzeichnis entsperren und für CGI-Skripten konfigurieren.

Beispiel 32.5: CGI-Konfiguration für virtuelle Hosts
ScriptAlias /cgi-bin/ "/srv/www/www.example.com/cgi-bin/"1

<Directory "/srv/www/www.example.com/cgi-bin/">
 Options +ExecCGI2
 AddHandler cgi-script .cgi .pl3
 Require all granted4
</Directory>

1

Fordert Apache auf, alle Dateien in diesem Verzeichnis als CGI-Skripten zu behandeln

2

Aktiviert die Ausführung von CGI-Skripten

3

Fordert den Server auf, Dateien mit den Erweiterungen .pl und .cgi als CGI-Skripten zu behandeln. passen Sie diese Anweisung entsprechend Ihren Anforderungen an

4

Die Require-(Anfordern-)Direktive bestimmt den standardmäßigen Zugriffsstatus. In diesem Fall wird der uneingeschränkte Zugriff auf das angegebenene Verzeichnis erteilt. Weitere Informationen zur Authentifizierung und Autorisierung finden Sie in http://httpd.apache.org/docs/2.4/howto/auth.html.

32.5.2 Ausführen eines Beispielskripten

Die CGI-Programmierung unterscheidet sich von der herkömmlichen Programmierung insoweit, als CGI-Programmen und -Skripten ein MIME-Typ-Header wie Content-type: text/html vorangestellt werden muss. Dieser Header wird an den Client gesendet, damit er weiß, welchen Inhaltstyp er empfängt. Darüber hinaus muss die Skriptausgabe vom Client, in der Regel einem Webbrowser, verstanden werden – dies ist in der Regel HTML, aber auch Klartext, Bilder oder Ähnliches.

Unter /usr/share/doc/packages/apache2/test-cgi stellt Apache ein einfaches Testskript bereit. Dieses Skript gibt den Inhalt einiger Umgebungsvariablen als Klartext aus. Wenn Sie dieses Skript ausprobieren möchten, kopieren Sie es in das Verzeichnis /srv/www/cgi-bin/ bzw. in das Skriptverzeichnis Ihres virtuellen Hosts (/srv/www/www.example.com/cgi-bin/), und benennen Sie es in test.cgi um. Bearbeiten Sie die Datei so, dass sie #!/bin/sh als erste Zeile enthält.

Dateien, auf die der Webserver zugreifen kann, sollten im Besitz des root-Benutzers sein. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Abschnitt Abschnitt 32.8, „Vermeiden von Sicherheitsproblemen“. Da der Webserver unter einem anderen Benutzer ausgeführt wird, müssen CGI-Skripten von jedermann ausgeführt und gelesen werden können. Wechseln Sie daher in das CGI-Verzeichnis und führen Sie den Befehl chmod 755 test.cgi aus, um die entsprechenden Berechtigungen einzurichten.

Rufen Sie danach http://localhost/cgi-bin/test.cgi oder http://example.com/cgi-bin/test.cgi auf. Nun sollte der CGI/1.0-Testskriptbericht angezeigt werden.

32.5.3 CGI-Fehlerbehebung

Wenn Sie nach der Ausführung des CGI-Testskripten statt des Testskriptberichts eine Fehlermeldung erhalten, überprüfen Sie Folgendes:

CGI-Fehlerbehebung
  • Haben Sie den Server nach der Konfigurationsänderung neu geladen? Falls nicht, laden Sie ihn mit systemctl reload apache2 neu.

  • Falls Sie ein benutzerdefiniertes CGI-Verzeichnis eingerichtet haben, ist dieses richtig konfiguriert? Falls Sie sich nicht sicher sind, führen Sie das Skript im CGI-Standardverzeichnis /srv/www/cgi-bin/ aus. Rufen Sie das Skript dazu mit http://localhost/cgi-bin/test.cgi auf.

  • Wurden die richtigen Berechtigungen zugewiesen?Wechseln Sie in das CGI-Verzeichnis und führen Sie ls -l test.cgi aus. Die Befehlsausgabe sollte mit folgender Zeile beginnen:

    -rwxr-xr-x  1 root root
  • Überprüfen Sie das Skript auf Programmierfehler. Wenn Sie die Datei test.cgi nicht bearbeitet haben, dürfte sie keine Programmierfehler enthalten. Falls Sie aber eigene Programme verwenden, sollten Sie diese immer auf Programmierfehler untersuchen.

32.6 Einrichten eines sicheren Webservers mit SSL

Wenn sensible Daten wie Kreditkarteninformationen zwischen Webserver und Client übertragen werden, ist eine sichere, verschlüsselte Verbindung mit Authentifizierung wünschenswert. mod_ssl bietet mittels der Protokolle Secure Sockets Layer (SSL) und Transport Layer Security (TLS) eine sichere Verschlüsselung für die HTTP-Kommunikation zwischen einem Client und dem Webserver. Wenn Sie SSL/TLS verwenden, wird zwischen dem Webserver und dem Client eine private Verbindung eingerichtet. Die Datenintegrität bleibt dadurch gewährleistet und Client und Server können sich gegenseitig authentifizieren.

Zu diesem Zweck sendet der Server vor der Beantwortung von Anforderungen an eine URL ein SSL-Zertifikat mit Informationen, die die Identität des Servers nachweisen. Dies garantiert, dass der Server eindeutig der richtige Endpunkt der Kommunikation ist. Außerdem wird durch das Zertifikat eine verschlüsselte Verbindung zwischen dem Client und dem Server hergestellt, die sicherstellt, dass Informationen ohne das Risiko der Freigabe sensitiver Klartextinhalte übertragen werden.

mod_ssl implementiert die SSL/TLS-Protokolle nicht selbst, sondern fungiert als Schnittstelle zwischen Apache und einer SSL-Bibliothek. In SUSE Linux Enterprise Server wird die OpenSSL-Bibliothek verwendet. OpenSSL wird bei der Installation von Apache automatisch installiert.

Die Verwendung von mod_ssl in Apache erkennen Sie in URLs am Präfix https:// (statt http://).

32.6.1 Erstellen eines SSL-Zertifikats

Wenn Sie SSL/TLS mit dem Webserver einsetzen möchten, müssen Sie ein SSL-Zertifikat erstellen. Dieses Zertifikat ist für die Autorisierung zwischen Webserver und Client erforderlich, damit beide Endpunkte jeweils die Identität des anderen Endpunkts überprüfen können. Zum Nachweis der Zertifikatintegrität muss das Zertifikat von einer Organisation signiert sein, der jeder der beteiligten Benutzer vertraut.

Sie können drei Zertifikatsarten erstellen: ein Dummy-Zertifikat, das nur zu Testzwecken verwendet wird, ein selbst signiertes Zertifikat für einen bestimmten Benutzerkreis, der Ihnen vertraut, und ein Zertifikat, das von einer unabhängigen, öffentlich bekannten Zertifizierungsstelle (CA) signiert wurde.

Die Zertifikaterstellung besteht aus zwei Schritten: Zunächst wird ein privater Schlüssel für die Zertifizierungsstelle generiert und danach wird das Serverzertifikat mit diesem Schlüssel signiert.

Tipp
Tipp: Weiterführende Informationen

Weitere Informationen über das Konzept von SSL/TLS und diesbezügliche Festlegungen finden Sie unter http://httpd.apache.org/docs/2.4/ssl/ssl_intro.html.

32.6.1.1 Erstellen eines Dummy-Zertifikats

Zum Erstellen eines Dummy-Zertifikats rufen Sie das Skript /usr/bin/gensslcert auf. Es erstellt oder überschreibt die unten aufgelisteten Dateien. Verwenden Sie die optionalen Schalter von gensslcert, um die Feineinstellungen für das Zertifikat vorzunehmen. Rufen Sie /usr/bin/gensslcert -h auf, um weitere Informationen zu erhalten.

  • /etc/apache2/ssl.crt/ca.crt

  • /etc/apache2/ssl.crt/server.crt

  • /etc/apache2/ssl.key/server.key

  • /etc/apache2/ssl.csr/server.csr

Außerdem wird eine Kopie der Datei ca.crt im Verzeichnis /srv/www/htdocs/CA.crt zum Herunterladen bereitgestellt.

Wichtig
Wichtig: Nur zu Testzwecken

Verwenden Sie Dummy-Zertifikate niemals in Produktionsumgebungen, sondern nur zum Testen.

32.6.1.2 Erstellen eines selbst signierten Zertifikats

Wenn Sie einen sicheren Webserver für Ihr Intranet oder einen bestimmten Benutzerkreis einrichten, reicht unter Umständen ein von Ihrer eigenen Zertifizierungsstelle (CA) signiertes Zertifikat aus. Die Besucher einer solchen Website erhalten eine Warnung wie Diese Website ist nicht vertrauenswürdig, da die Webbrowser keine eigensignierten Zertifikate erkennen.

Wichtig
Wichtig: Eigensignierte Zertifikate

Verwenden Sie selbst signierte Zertifikate nur auf einem Webserver, auf den Benutzer zugreifen, denen Sie bekannt sind und die Ihnen als Zertifizierungsstelle vertrauen. Für einen öffentlichen Online-Versand wäre ein solches Zertifikat z. B. nicht geeignet.

Zunächst generieren Sie einen Antrag auf Ausstellung eines Zertifikats (CSR). Hierzu verwenden Sie openssl mit dem Zertifikatsformat PEM. In diesem Schritt werden Sie aufgefordert, einen Passwortsatz anzugeben und mehrere Fragen zu beantworten. Merken Sie sich diesen Passwortsatz; Sie werden ihn später benötigen.

sudo openssl req -new > new.cert.csr
Generating a 1024 bit RSA private key
..++++++
.........++++++
writing new private key to 'privkey.pem'
Enter PEM pass phrase:1
Verifying - Enter PEM pass phrase:2
-----
You are about to be asked to enter information that will be incorporated
into your certificate request.
What you are about to enter is what is called a Distinguished Name or a DN.
There are quite a few fields but you can leave some blank
For some fields there will be a default value,
If you enter '.', the field will be left blank.
-----
Country Name (2 letter code) [AU]:3
State or Province Name (full name) [Some-State]:4
Locality Name (eg, city) []:5
Organization Name (eg, company) [Internet Widgits Pty Ltd]:6
Organizational Unit Name (eg, section) []:7
Common Name (for example server FQDN, or YOUR name) []:8
Email Address []:9

Please enter the following 'extra' attributes
to be sent with your certificate request
A challenge password []:10
An optional company name []:11

1

Geben Sie Ihren Passwortsatz ein,

2

... wiederholen Sie die Eingabe (und merken Sie sie sich).

3

Geben Sie Ihren zwei Buchstaben umfassenden Ländercode ein, z. B. GB oder CZ.

4

Geben Sie den Namen des Bundeslands oder Kantons ein, in dem Sie leben.

5

Geben Sie den Namen des Ortes ein, z. B. Prag.

6

Geben Sie den Namen der Organisation ein, für die Sie arbeiten.

7

Geben Sie Ihre Organisationseinheit ein oder lassen Sie dieses Feld leer, wenn Sie keine Organisationseinheit besitzen.

8

Geben Sie den Domänennamen des Servers bzw. Ihren Vor- und Nachnamen ein.

9

Geben Sie Ihre geschäftliche Email-Adresse ein.

10

Lassen Sie das Challenge-Passwort leer; ansonsten müssen Sie es bei jedem Neustart des Apache-Webservers eingeben.

11

Geben Sie optional den Namen des Unternehmens ein oder lassen Sie dieses Feld leer.

Nun können Sie das Zertifikat generieren. Verwenden Sie openssl erneut und nutzen Sie wieder das standardmäßige PEM-Format für das Zertifikat.

Vorgehen 32.3: Generieren des Zertifikats
  1. Exportieren Sie den privaten Teil des Schlüssels in new.cert.key. Sie werden aufgefordert, den Passwortsatz einzugeben, den Sie beim Erstellen des Zertifizierungsantrags (CSR) festgelegt haben.

    sudo openssl rsa -in privkey.pem -out new.cert.key
  2. Generieren Sie den öffentlichen Teil des Zertifikats gemäß den Daten, die Sie im Ausstellungsantrag angegeben haben. Mit der Option -days geben Sie den Zeitraum (in Tagen) an, nach dem das Zertifikat abläuft. Sie können ein Zertifikat widerrufen oder vor Ablauf ersetzen.

    sudo openssl x509 -in new.cert.csr -out new.cert.cert -req \
    -signkey new.cert.key -days 365
  3. Kopieren Sie die Zertifikatsdateien in die entsprechenden Verzeichnisse, so dass sie vom Apache-Server gelesen werden können. Achten Sie darauf, dass der private Schlüssel /etc/apache2/ssl.key/server.key nicht allgemein lesbar ist, das öffentliche PEM-Zertifikat /etc/apache2/ssl.crt/server.crt dagegen schon.

    sudo cp new.cert.cert /etc/apache2/ssl.crt/server.crt
    sudo cp new.cert.key /etc/apache2/ssl.key/server.key
Tipp
Tipp: Speicherort des öffentlichen Zertifikats

Der letzte Schritt besteht darin, die öffentliche Zertifikatdatei aus dem Verzeichnis /etc/apache2/ssl.crt/server.crt in ein Verzeichnis zu kopieren, in dem die Benutzer auf die Datei zugreifen können. Aus diesem Verzeichnis können die Benutzer sie in ihren Webbrowsern der Liste der bekannten und vertrauenswürdigen Zertifizierungsstellen hinzufügen. Wäre die Zertifizierungsstelle nicht in dieser Liste enthalten, würde der Browser melden, dass das Zertifikat von einer unbekannten Zertifizierungsstelle ausgegeben wurde.

32.6.1.3 Anfordern eines offiziell signierten Zertifikats

Es gibt mehrere offizielle Zertifizierungsstellen, die Ihre Zertifikate signieren. Zertifizierungsstellen sind vertrauenswürdige unabhängige Parteien. Einem Zertifikat, das durch eine solche Zertifizierungsstelle signiert wurde, kann daher voll und ganz vertraut werden. Sichere Webserver, deren Inhalte für die Öffentlichkeit bereitstehen, verfügen in der Regel über ein offiziell signiertes Zertifikat. Eine Liste der am häufigsten genutzten Zertifizierungsstellen finden Sie unter https://en.wikipedia.org/wiki/Certificate_authority#Providers.

Wenn Sie ein offiziell signiertes Zertifikat anfordern, senden Sie kein Zertifikat an die Zertifizierungsstelle, sondern eine CSR (Certificate Signing Request, Zertifikatsignierungsanforderung). Geben Sie zum Erstellen einer CSR den folgenden Befehl ein:

openssl req -new -newkey rsa:2048 -nodes -keyout newkey.pem -out newreq.pem

Sie werden aufgefordert, einen Distinguished Name (DN) einzugeben. Dazu müssen Sie einige Fragen, z. B. nach dem Land oder der Organisation, beantworten. Geben Sie an dieser Stelle nur gültige Daten ein. Schließlich wird alles, was Sie hier eingeben, überprüft und später im Zertifikat angezeigt. Sie müssen nicht alle Fragen beantworten. Wenn eine Frage nicht auf Sie zutrifft oder Sie eine Antwort offen lassen möchten, geben Sie . ein. Unter Common Name (allgemeiner Name) müssen Sie den Namen der Zertifizierungsstelle eingeben. Geben Sie hier einen aussagekräftigen Namen ein, beispielsweise Zertifizierungsstelle von My company. Zum Schluss müssen Sie noch ein Challenge Passwort (zur Vernichtung des Zertifikats, falls der Schlüssel kompromittiert wird) und einen alternativen Unternehmensnamen eingeben.

Die CSR wird in dem Verzeichnis erstellt, aus dem Sie das Skript aufgerufen haben. Der Name der CSR-Datei lautet newreq.pem.

32.6.2 Konfigurieren von Apache mit SSL

Port 443 ist auf dem Webserver der Standardport für SSL- und TLS-Anforderungen. Zwischen einem normalen Apache-Webserver, der Port 80 überwacht, und einem SSL/TLS-aktivierten Apache-Server, der Port 443 überwacht, kommt es zu keinen Konflikten. In der Tat kann die gleiche Apache-Instanz sowohl HTTP als auch HTTPS ausführen. In der Regel verteilen separate virtuelle Hosts die Anforderungen für Port 80 und Port 443 an separate virtuelle Server.

Wichtig
Wichtig: Firewall-Konfiguration

Vergessen Sie nicht, die Firewall für den SSL-aktivierten Apache-Webserver an Port 443 zu öffnen. Sie können dazu YaST verwenden (siehe Book “Security and Hardening Guide”, Chapter 16 “Masquerading and Firewalls”, Section 16.4.1 “Configuring the Firewall with YaST”).

Der SSL-Modus wird standardmäßig in der globalen Serverkonfiguration aktiviert. Falls er auf Ihrem Host deaktiviert wurde, aktivieren Sie ihn mithilfe des folgenden Kommandos: a2enmod ssl. Um SSL schließlich aktivieren zu können, muss der Server mit dem Flag SSL gestartet werden. Rufen Sie dazu a2enflag SSL auf (Groß- und Kleinschreibung beachten!). Wenn Sie sich zuvor entschieden haben, Ihr Serverzertifikat durch ein Passwort zu verschlüsseln, sollten Sie auch den Wert von APACHE_TIMEOUT in /etc/sysconfig/apache2 heraufsetzen, damit Ihnen beim Start von Apache genügend Zeit für die Eingabe des Passworts bleibt. Starten Sie den Server anschließend neu, damit die Änderungen wirksam werden. Ein Neuladen des Servers reicht dazu nicht aus.

Das Verzeichnis der virtuellen Hostkonfiguration enthält die Vorlage /etc/apache2/vhosts.d/vhost-ssl.template. Diese enthält SSL-spezifische Direktiven, die bereits an anderer Stelle hinreichend dokumentiert sind. Informationen über die Basiskonfiguration eines virtuellen Hosts finden Sie unter Abschnitt 32.2.2.1, „Virtuelle Hostkonfiguration“.

Kopieren Sie zum Starten die Vorlage zu /etc/apache2/vhosts.d/MYSSL-HOST.conf und bearbeiten Sie diese. Es sollte ausreichen, die Werte für die folgenden Anweisungen anzupassen:

  • DocumentRoot

  • ServerName

  • ServerAdmin

  • ErrorLog

  • TransferLog

32.6.2.1 Namensbasierte virtuelle Hosts und SSL

Auf einem Server mit nur einer IP-Adresse können standardmäßig nicht mehrere SSL-aktivierte virtuelle Hosts laufen. Für ein namensbasiertes virtuelles Hosting muss Apache wissen, welcher Servername angefordert wurde. Das Problem ist dabei, dass SSL-Verbindungen erst gelesen werden können, nachdem die Verbindung (unter Verwendung des standardmäßigen virtuellen Hosts) bereits hergestellt wurde. Demzufolge erhalten Benutzer eine Warnmeldung, die besagt, dass das Zertifikat nicht mit dem Servernamen übereinstimmt.

SUSE Linux Enterprise Server bietet eine Erweiterung des SSL-Protokolls namens Server Name Indication (SNI), die dieses Problem behebt, indem der Name der virtuellen Domäne als Teil der SSL-Verhandlung gesendet wird. Dies ermöglicht dem Server ein frühes Umschalten zur korrekten virtuellen Domäne, wodurch der Browser das richtige Zertifikat erhält.

SNI ist in SUSE Linux Enterprise Server standardmäßig aktiviert. Für die Aktivierung von namensbasierten virtuellen Hosts für SSL müssen Sie den Server wie in Abschnitt 32.2.2.1.1, „Namensbasierte virtuelle Hosts“ beschrieben konfigurieren. (Beachten Sie, dass für SSL Port 443 anstelle von Port 80 benötigt wird.)

Wichtig
Wichtig: SNI - Browserunterstützung

SNI muss auf der Client-Seite unterstützt werden. SNI wird allerdings von den meisten Browsern unterstützt, ausgenommen von bestimmten älteren Browsern. Weitere Informationen finden Sie unter https://en.wikipedia.org/wiki/Server_Name_Indication#Support.

Mit der Direktive SSLStrictSNIVHostCheck konfigurieren Sie die Handhabung von Browsern ohne SNI-Fähigkeit. Wenn SNI in der Serverkonfiguration auf on gesetzt ist, werden Browser ohne SNI-Fähigkeit für alle virtuellen Hosts abgelehnt. Wenn für SNI on in einer VirtualHost-Direktive festgelegt ist, wird der Zugriff auf den konkreten virtuellen Host abgelehnt.

Wenn in der Serverkonfiguration off festgelegt ist, verhält sich der Server wie ohne SNI-Unterstützung. SSL-Anforderungen werden durch den ersten (für Port 443) definierten virtuellen Host bearbeitet.

32.7 Ausführen mehrerer Apache-Instanzen auf demselben Server

Ab SUSE® Linux Enterprise Server  12 SP1 können Sie mehrere Apache-Instanzen auf einem einzigen Server ausführen. So erhalten Sie mehrere Vorteile im Vergleich zum Ausführen mehrerer virtueller Hosts (siehe Abschnitt 32.2.2.1, „Virtuelle Hostkonfiguration“):

  • Wenn ein virtueller Host zeitweise deaktiviert werden muss, müssen Sie die Webserver-Konfiguration ändern und den Webserver neu starten, damit die Änderung in Kraft tritt.

  • Wenn Probleme bei einem einzigen virtuellen Host auftreten, müssen alle virtuellen Hosts neu gestartet werden.

Sie können die standardmäßige Apache-Instanz wie gewohnt ausführen:

sytemctl start apache2

Hiermit wird die standardmäßige Datei /etc/sysconfig/apache2 gelesen. Falls die Variable APACHE_HTTPD_CONF in der Datei nicht festgelegt wurde oder die Datei ganz fehlt, wird stattdessen die Datei /etc/apache2/httpd.conf gelesen.

Zum Aktivieren einer anderen Apache-Instanz führen Sie Folgendes aus:

systemctl start apache2@INSTANCE_NAME

Beispiel:

systemctl start apache2@example_web.org

Standardmäßig verwendet die Instanz /etc/apache2@example_web.org/httpd.conf als Hauptkonfigurationsdatei. Diese kann durch Festlegen von APACHE_HTTPD_CONF in /etc/sysconfig/apache2@example_web.org überschrieben werden.

Das nachfolgende Beispiel zeigt, wie Sie eine weitere Instanz von Apache einrichten. Alle Befehle müssen dabei als root ausgeführt werden.

Vorgehen 32.4: Konfigurieren einer weiteren Apache-Instanz
  1. Erstellen Sie eine neue Konfiguration auf der Grundlage von /etc/sysconfig/apache2, beispielsweise /etc/sysconfig/apache2@example_web.org:

    cp /etc/sysconfig/apache2 /etc/sysconfig/apache2@example_web.org
  2. Bearbeiten Sie die Datei /etc/sysconfig/apache2@example_web.org und ändern Sie die Zeile mit

    APACHE_HTTPD_CONF

    mit dem YaST-sysconfig-Editor auf

    APACHE_HTTPD_CONF="/etc/apache2/httpd@example_web.org.conf"
  3. Erstellen Sie die Datei /etc/apache2/httpd@example_web.org.conf auf der Grundlage von /etc/apache2/httpd.conf.

    cp /etc/apache2/httpd.conf /etc/apache2/httpd@example_web.org.conf
  4. Bearbeiten Sie die Datei /etc/apache2/httpd@example_web.org.conf und ändern Sie

    Include /etc/apache2/listen.conf

    mit dem YaST-sysconfig-Editor auf

    Include /etc/apache2/listen@example_web.org.conf

    Prüfen Sie alle Direktiven und passen Sie sie an Ihre Anforderungen an. Ändern Sie bei Bedarf

    Include /etc/apache2/global.conf

    und erstellen Sie für jede Instanz eine neue Datei global@example_web.org.conf. Es wird empfohlen,

    ErrorLog /var/log/apache2/error_log

    mit dem YaST-sysconfig-Editor auf

    ErrorLog /var/log/apache2/error@example_web.org_log

    zu ändern, sodass separate Protokolle für die einzelnen Instanzen geführt werden.

  5. Erstellen Sie die Datei /etc/apache2/listen@example_web.org.conf auf der Grundlage von /etc/apache2/listen.conf.

    cp /etc/apache2/listen.conf /etc/apache2/listen@example_web.org.conf
  6. Bearbeiten Sie die Datei /etc/apache2/listen@example_web.org.conf und ändern Sie

    Listen 80

    in die Portnummer, an der die neue Instanz ausgeführt werden soll, beispielsweise 82:

    Listen 82

    Wenn die neue Apache-Instanz über ein sicheres Protokoll ausgeführt werden soll (siehe Abschnitt 32.6, „Einrichten eines sicheren Webservers mit SSL“), ändern Sie außerdem die Zeile

    Listen 443

    beispielsweise in

    Listen 445
  7. Starten Sie die neue Apache-Instanz:

    systemctl start apache2@example_web.org
  8. Prüfen Sie, ob der Server ausgeführt wird. Geben Sie hierzu http://Servername:82 in den Webbrowser ein. Falls Sie den Namen der Fehlerprotokolldatei für die neue Instanz geändert hatten, können Sie ihn prüfen:

    tail -f /var/log/apache2/error@example_web.org_log

Beim Einrichten mehrerer Apache-Instanzen auf demselben Server sind mehrere Punkte zu beachten:

  • Die Datei /etc/sysconfig/apache2@INSTANZNAME kann dieselben Variablen wie /etc/sysconfig/apache2 enthalten, also auch Einstellungen für das Laden von Modulen und MPM-Einstellungen.

  • Die standardmäßige Apache-Instanz muss nicht ausgeführt werden, wenn andere Instanzen laufen.

  • Die Apache-Helper-Dienstprogramme a2enmod, a2dismod und apachectl werden für die standardmäßige Apache-Instanz ausgeführt, sofern in der Umgebungsvariable HTTPD_INSTANCE nicht anderweitig festgelegt. Im folgenden Beispiel

    export HTTPD_INSTANCE=example_web.org
    a2enmod access_compat
    a2enmod status
    apachectl start

    werden die Module access_compat und status in die Variable APACHE_MODULES in der Datei /etc/sysconfig/apache2@example_web.org eingefügt; anschließend wird die Instanz example_web.org gestartet.

32.8 Vermeiden von Sicherheitsproblemen

Ein dem öffentlichen Internet ausgesetzter Webserver erfordert ständige Wartungs- und Verwaltungsarbeiten. Sicherheitsprobleme, verursacht durch die Software wie auch durch versehentliche Fehlkonfigurationen, sind kaum zu vermeiden. Im Folgenden einige Tipps zur Verbesserung der Sicherheit.

32.8.1 Stets aktuelle Software

Bei Bekanntwerden von Sicherheitsrisiken in der Apache-Software veröffentlicht SUSE sofort einen entsprechenden Sicherheitshinweis. Dieser enthält Anleitungen zur Behebung der Risiken, die, sobald es möglich ist, ausgeführt werden sollten. Die Sicherheitsankündigungen von SUSE stehen unter folgenden Adressen zur Verfügung:

32.8.2 DocumentRoot-Berechtigungen

In SUSE Linux Enterprise Server sind das DocumentRoot-Verzeichnis /srv/www/htdocs und das CGI-Verzeichnis /srv/www/cgi-bin standardmäßig dem Benutzer bzw. der Gruppe root zugeordnet. Diese Berechtigungen sollten nicht geändert werden. Wenn diese Verzeichnisse für alle Benutzer modifizierbar sind, kann jeder Benutzer Dateien darin ablegen. Diese Dateien würden dann von Apache mit wwwrun-Berechtigungen ausgeführt werden, was wiederum dem Benutzer unbeabsichtigt Zugriff auf die Ressourcen des Dateisystems gewähren würde. Das DocumentRoot-Verzeichnis und die CGI-Verzeichnisse Ihrer virtuellen Hosts sollten Sie als Unterverzeichnisse im Verzeichnis /srv/www anlegen. Stellen Sie auch bei diesen Verzeichnissen sicher, dass die Verzeichnisse und die darin enthaltenen Dateien dem Benutzer bzw. der Gruppe root zugeordnet sind.

32.8.3 Zugriff auf das Dateisystem

Standardmäßig wird in /etc/apache2/httpd.conf der Zugriff auf das gesamte Dateisystem verweigert. Diese Direktiven sollten Sie nicht überschreiben. Aktivieren Sie stattdessen explizit den Zugriff auf die Verzeichnisse, die Apache lesen muss. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 32.2.2.1.3, „Basiskonfiguration eines virtuellen Hosts“. Achten Sie dabei darauf, dass keine unbefugten Personen auf kritische Dateien wie Passwort- oder Systemkonfigurationsdateien zugreifen können.

32.8.4 CGI-Skripten

Interaktive Skripten in Perl, PHP, SSI oder anderen Programmiersprachen können im Prinzip jeden beliebigen Befehl ausführen und stellen damit generell ein Sicherheitsrisiko dar. Skripts, die vom Server ausgeführt werden, sollten nur aus Quellen stammen, denen der Serveradministrator vertraut. Keine gute Idee ist es, den Benutzern die Ausführung ihrer eigenen Skripts zu erlauben. Zusätzlich empfiehlt es sich, die Sicherheit aller Skripten zu überprüfen.

Es ist durchaus üblich, sich die Skriptverwaltung durch eine Einschränkung der Skriptausführung zu vereinfachen. Dabei wird die Ausführung von CGI-Skripten auf bestimmte Verzeichnisse eingeschränkt, statt sie global zuzulassen. Die Direktiven ScriptAlias und Option ExecCGI werden zur Konfiguration verwendet. In der Standardkonfiguration von SUSE Linux Enterprise Server ist es generell nicht gestattet, CGI-Skripts von jedem beliebigen Ort aus auszuführen.

Alle CGI-Skripten werden unter dem gleichen Benutzer ausgeführt. Es kann daher zu Konflikten zwischen verschiedenen Skripten kommen. Abhilfe schafft hier das Modul suEXEC, das die Ausführung von CGI-Skripten unter einem anderen Benutzer oder einer anderen Gruppe ermöglicht.

32.8.5 Benutzerverzeichnisse

Bei der Aktivierung von Benutzerverzeichnissen (mit mod_userdir oder mod_rewrite sollten Sie unbedingt darauf achten, keine .htaccess-Dateien zuzulassen. Durch diese Dateien wäre es den Benutzern möglich, die Sicherheitseinstellungen zu überschreiben. Zumindest sollten Sie die Möglichkeiten des Benutzers durch die Direktive AllowOverRide einschränken. In SUSE Linux Enterprise Server sind .htaccess-Dateien standardmäßig aktiviert. Benutzern ist es allerdings nicht erlaubt, Option-Direktiven mit mod_userdir zu überschreiben (siehe hierzu die Konfigurationsdatei /etc/apache2/mod_userdir.conf).

32.9 Fehlerbehebung

Wenn sich Apache nicht starten lässt, eine Webseite nicht angezeigt werden kann oder Benutzer keine Verbindung zum Webserver herstellen können, müssen Sie die Ursache des Problems herausfinden. Im Folgenden werden einige nützliche Ressourcen vorgestellt, die Ihnen bei der Fehlersuche behilflich sein können:

Ausgabe des Subkommandos apache2.service:

Statt den Webserver mit der Binärdatei /usr/sbin/apache2ctl zu starten und zu stoppen, verwenden Sie das Kommando systemctl (siehe Abschnitt 32.3, „Starten und Beenden von Apache“). systemctl status apache2 bietet umfassende Informationen über Fehler und stellt außerdem Tipps und Hinweise zur Behebung von Konfigurationsfehlern zur Verfügung.

Protokolldateien und Ausführlichkeitsgrad

Bei schwerwiegenden und nicht schwerwiegenden Fehlern finden Sie mögliche Ursachen in den Apache-Protokolldateien, insbesondere in der standardmäßig im Verzeichnis /var/log/apache2/error_log gespeicherten Fehlerprotokolldatei. Mit der Direktive LogLevel können Sie im Übrigen die Ausführlichkeit der protokollierten Meldungen einstellen. Dies ist z. B. nützlich, wenn Sie mehr Details benötigen.

Tipp
Tipp: Ein einfacher Test

Sie können die Apache-Protokollmeldungen mit dem Befehl tail -F /var/log/apache2/MY_ERROR_LOG überwachen. Führen Sie dann systemctl restart apache2 aus. Versuchen Sie anschließend eine Verbindung mit einem Browser herzustellen und überprüfen Sie dort die Ausgabe.

Firewall und Ports

Es wird häufig versäumt, die Ports für Apache in der Firewall-Konfiguration des Servers zu öffnen. YaST bietet bei der Konfiguration von Apache eine eigene Option, die sich dieses speziellen Themas annimmt (siehe Abschnitt 32.2.3, „Konfigurieren von Apache mit YaST“). Bei der manuellen Konfiguration von Apache können Sie die Ports für HTTP und HTTPS in der Firewall über das Firewall-Modul von YaST öffnen.

Falls sich Ihr Problem nicht mithilfe der vorgenannten Ressourcen beheben lässt, finden Sie weitere Informationen in der Apache-Fehlerdatenbank, die online unter http://httpd.apache.org/bug_report.html zur Verfügung steht. Sie können sich auch an die Apache-Benutzer-Community wenden, die Sie über eine Mailingliste unter http://httpd.apache.org/userslist.html erreichen.

32.10 Weiterführende Informationen

Das Paket apache2-doc, das an verschiedenen Orten bereitgestellt wird, enthält das vollständige Apache-Handbuch für die lokale Installation und Referenz. Das Handbuch ist nicht in der Standardinstallation enthalten. Am schnellsten installieren Sie es mit dem Befehl zypper in apache2-doc. Nach der Installation steht das Apache-Handbuch unter http://localhost/manual/ zur Verfügung. Unter http://httpd.apache.org/docs-2.4/ können Sie auch im Web darauf zugreifen. SUSE-spezifische Konfigurationstipps finden Sie im Verzeichnis /usr/share/doc/packages/apache2/README.*.

32.10.1 Apache 2.4

Eine Liste der neuen Funktionen in Apache 2.4 finden Sie unter http://httpd.apache.org/docs/2.4/new_features_2_4.html. Upgrade-Informationen von Version 2.2 auf Version 2.4 erhalten Sie unter http://httpd.apache.org/docs-2.4/upgrading.html.

32.10.2 Apache Module

Weitere Informationen zu externen Apache-Modulen, die kurz im Abschnitt Abschnitt 32.4.5, „Externe Module“ beschrieben werden, finden Sie an folgenden Orten:

32.10.3 Entwicklung

Weitere Informationen zur Entwicklung von Apache-Modulen sowie zur Teilnahme am Apache-Webserver-Projekt finden Sie unter folgenden Adressen:

Informationen für Apache-Entwickler

http://httpd.apache.org/dev/

Dokumentation für Apache-Entwickler

http://httpd.apache.org/docs/2.4/developer/

32.10.4 Verschiedene Informationsquellen

Wenn Sie in SUSE Linux Enterprise Server Probleme mit Apache haben, werfen Sie einen Blick in die technische Informationssuche unter http://www.suse.com/support. Die Entstehungsgeschichte von Apache finden Sie unter http://httpd.apache.org/ABOUT_APACHE.html. Auf dieser Seite erfahren Sie auch, weshalb dieser Server Apache genannt wird.

33 Einrichten eines FTP-Servers mit YaST

Mithilfe des YaST-FTP-Server-Moduls können Sie Ihren Rechner für die Funktion als FTP (File Transfer Protocol)-Server konfigurieren. Anonyme bzw. authentifizierte Benutzer können mithilfe des FTP-Protokolls eine Verbindung zu Ihrem Rechner herstellen und Dateien herunterladen. Abhängig von der Konfiguration können sie auch Dateien auf den FTP-Server hochladen. YaST nutzt vsftpd (Very Secure FTP Daemon).

Wenn das YaST-FTP Server-Modul in Ihrem System nicht verfügbar ist, installieren Sie das Paket yast2-ftp-server.

Führen Sie zum Konfigurieren des FTP-Servers mit YaST die folgenden Schritte aus:

  1. Öffnen Sie das YaST-Kontrollzentrum, und wählen Sie Netzwerkdienste › FTP-Server, oder führen Sie das Kommando yast2 ftp-server als root aus.

  2. Wenn auf Ihrem System kein FTP-Server installiert ist, werden Sie gefragt, welcher Server installiert werden soll, wenn das YaST-FTP-Server-Modul gestartet wird. Wählen Sie einen Server aus, und bestätigen Sie den Dialog.

  3. Konfigurieren Sie im Dialogfeld Start die Optionen für den Startvorgang des FTP-Servers. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 33.1, „Starten des FTP-Servers“.

    Konfigurieren Sie im Dialogfeld Allgemein die FTP-Verzeichnisse, eine Begrüßung, die Masken zum Erstellen von Dateien sowie andere Parameter. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 33.2, „Allgemeine FTP-Einstellungen“.

    Legen Sie im Dialogfeld Leistung die Parameter fest, die sich auf das Laden des FTP-Servers auswirken. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 33.3, „FTP-Leistungseinstellungen“.

    Legen Sie im Dialogfeld Authentifizierung fest, ob der FTP-Server für anonyme und/oder authentifizierte Benutzer verfügbar sein soll. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 33.4, „Authentifizierung “.

    Konfigurieren Sie im Dialogfeld Einstellungen für Expertenden Betriebsmodus des FTP-Servers, der SSL-Verbindungen sowie die Firewall-Einstellungen. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 33.5, „Einstellungen für Experten“.

  4. Klicken Sie auf Beenden, um die Konfigurationen zu speichern.

33.1 Starten des FTP-Servers

Legen Sie im Bereich Dienststart des Dialogfelds FTP-Start die Art und Weise fest, in der der FTP-Server gestartet wird. Sie können den Server entweder automatisch während des Systemstarts oder manuell starten. Wenn der FTP-Server erst bei einer FTP-Verbindungsanfrage gestartet werden soll, wählen Sie Via xinetd aus.

Der aktuelle Status des FTP-Servers wird im Bereich An- und ausschalten im Dialogfeld FTP-Start angezeigt. Starten Sie den FTP-Server, indem Sie auf FTP-Server jetzt starten klicken. Um den Server zu stoppen, klicken Sie auf Stoppen FTP. Nachdem Sie die Servereinstellungen geändert haben, klicken Sie auf Einstellungen speichern und FTP jetzt neu starten. Ihre Konfigurationen werden gespeichert, wenn Sie das Konfigurationsmodul mit Beenden verlassen.

FTP-Serverkonfiguration - Start
Abbildung 33.1: FTP-Serverkonfiguration - Start

33.2 Allgemeine FTP-Einstellungen

Im Bereich Allgemeine Einstellungen des Dialogfelds Allgemeine FTP-Einstellungen können Sie die Willkommensnachricht festlegen, die nach der Verbindungsherstellung zum FTP-Server angezeigt wird.

Wenn Sie die Option Chroot Everyone (Alle platzieren) aktivieren, werden alle lokalen Benutzer nach der Anmeldung in einem Chroot Jail in ihrem Home-Verzeichnis platziert Diese Option hat Auswirkungen auf die Sicherheit, besonders wenn die Benutzer über Uploadberechtigungen oder Shellzugriff verfügen, daher sollten Sie beim Aktivieren dieser Option mit Bedacht vorgehen.

Wenn Sie die Option Ausführliche Protokollierung aktivieren, werden alle FTP-Anfragen und -Antworten protokolliert.

Sie können die Berechtigungen für Dateien, die von anonymen und/oder authentifizierten Benutzern erstellt wurden, mit umask einschränken. Legen Sie die Dateierstellungsmaske für anonyme Benutzer in Umask für anonyme Benutzer fest und die Dateierstellungsmaske für authentifizierte Benutzer in Umask für authentifizierte Benutzer. Die Masken sollten als Oktalzahlen mit führender Null eingegeben werden. Weitere Informationen zu umask finden Sie auf der man-Seite für umask (man 1p umask).

Legen Sie im Bereich FTP-Verzeichnisse die für anonyme und autorisierte Benutzer verwendeten Verzeichnisse fest. Wenn Sie auf Durchsuchen klicken, können Sie ein zu verwendendes Verzeichnis aus dem lokalen Dateisystem wählen. Das standardmäßige FTP-Verzeichnis für anonyme Benutzer ist /srv/ftp. Beachten Sie, dass vsftpd keine Verzeichnisschreibrechte für alle Benutzer erteilt. Stattdessen wird das Unterverzeichnis upload mit Schreibberechtigungen für anonyme Benutzer erstellt.

33.3 FTP-Leistungseinstellungen

Legen Sie im Dialogfeld Leistung die Parameter fest, die sich auf das Laden des FTP-Servers auswirken. Max. Lerrlaufzeit entspricht der Maximalzeit (in Minuten), die der Remote-Client zwischen FTP-Kommandos pausieren darf. Bei einer längeren Inaktivität wird die Verbindung zum Remote-Client getrennt. Max. Clients für eine IP bestimmt die maximale Clientanzahl, die von einer einzelnen IP-Adresse aus verbunden sein können. Max. Clients bestimmt die maximale Clientanzahl, die verbunden sein können. Alle zusätzlichen Clients erhalten eine Fehlermeldung.

Die maximale Datenübertragungsrate (in KB/s) wird in Lovale Max Rate (Lokale max. Rate) für lokale authentifizierte Benutzer und in Anonymous Max Rate (Anonyme max. Rate) für anonyme Benutzer festgelegt. Der Standardwert für diese Einstellung ist 0, was für eine unbegrenzte Datenübertragungsrate steht.

33.4 Authentifizierung

Im Bereich Anonyme und lokale Benutzer aktivieren/deaktivieren des Dialogfelds Authentifizierung können Sie festlegen, welche Benutzer auf Ihren FTP-Server zugreifen dürfen. Folgende Optionen stehen zur Verfügung: nur anonymen Benutzern, nur authentifizierten Benutzern oder beiden Benutzergruppen Zugriff erteilen.

Sollen die Benutzer in der Lage sein, Dateien auf den FTP-Server hochzuladen, aktivieren Sie die Option Hochladen aktivieren im Bereich Hochladen des Dialogfelds Authentifizierung. Hier können Sie das Hochladen und das Erstellen von Verzeichnissen sogar für anonyme Benutzer zulassen, indem Sie das entsprechende Kontrollkästchen aktivieren.

Anmerkung
Anmerkung: vsftp – Heraufladen von Dateien für anonyme Benutzer zulassen

Wenn ein vsftpd-Server verwendet wird und anonyme Benutzer Dateien hochladen oder Verzeichnisse erstellen dürfen, muss ein Unterverzeichnis mit Schreibberechtigung für alle Benutzer im anonymen FTP-Verzeichnis erstellt werden.

33.5 Einstellungen für Experten

Ein FTP-Server kann im aktiven oder passiven Modus ausgeführt werden. Standardmäßig wird der Server im passiven Modus ausgeführt. Um in den aktiven Modus zu wechseln, deaktivieren Sie die Option Passiven Modus aktivieren im Dialogfeld Einstellungen für Experten. Sie können außerdem den Portbereich ändern, der auf dem Server für den Datenstrom verwendet wird, indem Sie die Optionen Min Port für Pas.- Modus und Max Port für Pas.-Modus bearbeiten.

Wenn die Kommunikation zwischen den Clients und dem Server verschlüsselt sein soll, können Sie SSL aktivieren. Wählen Sie dazu die Protokollversionen aus, die unterstützt werden sollen, und geben Sie das DSA-Zertifikat an, das für SSL-verschlüsselte Verbindungen verwendet werden soll.

Wenn Ihr System von einer Firewall geschützt wird, aktivieren Sie Port in Firewall öffnen, um eine Verbindung zum FTP-Server zu ermöglichen.

33.6 Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum FTP-Server finden Sie auf den man-Seiten zu vsftpd und vsftpd.conf.

34 Der Proxyserver Squid

Squid ist ein häufig verwendeter Proxy-Cache für Linux- und UNIX-Plattformen. Das bedeutet, dass er angeforderte Internetobjekte, wie beispielsweise Daten auf einem Web- oder FTP-Server, auf einem Computer speichert, der sich näher an der Arbeitsstation befindet, die die Anforderung ausgegeben hat, als der Server. Er kann in mehreren Hierarchien eingerichtet werden. So werden optimale Reaktionszeiten und die Nutzung einer niedrigen Bandbreite garantiert – auch bei Modi, die für den Endbenutzer transparent sind. Zusätzliche Software, wie squidGuard, kann zum Filtern der Webinhalte verwendet werden.

Squid dient als Proxy-Cache. Er leitet Objektanforderungen von Clients (in diesem Fall: von Webbrowsern) an den Server weiter. Wenn die angeforderten Objekte vom Server eintreffen, stellt er die Objekte dem Client zu und behält eine Kopie davon im Festplatten-Cache. Ein Vorteil des Cachings besteht darin, dass mehrere Clients, die dasselbe Objekt anfordern, aus dem Festplatten-Cache versorgt werden können. Dadurch können die Clients die Daten wesentlich schneller erhalten als aus dem Internet. Durch dieses Verfahren wird außerdem der Datenverkehr im Netzwerk reduziert.

Neben dem eigentlichen Caching bietet Squid eine breite Palette von Funktionen:

  • Verteilung der Last auf mehrere miteinander kommunizierende Hierarchien von Proxyservern

  • Definition strenger Zugriffssteuerungslisten für alle Clients, die auf den Proxy zugreifen

  • Zulassen oder Verweigern des Zugriffs auf bestimmte Webseiten mithilfe anderer Anwendungen

  • Erstellen von Statistiken zu häufig besuchten Webseiten zur Bewertung der Internetgewohnheiten des Benutzers

Squid ist kein generischer Proxy. Er fungiert normalerweise nur bei HTTP-Verbindungen als Proxy. Außerdem unterstützt er die Protokolle FTP, Gopher, SSL und WAIS, nicht jedoch andere Internetprotokolle, wie das News-Protokoll oder Video-Konferenzen-Protokolle. Da Squid nur das UDP-Protokoll für die Bereitstellung von Kommunikation zwischen verschiedenen Caches unterstützt, werden zahlreiche Multimedia-Programme nicht unterstützt.

34.1 Einige Tatsachen zu Proxy-Caches

Als Proxy-Cache kann Squid auf verschiedene Weise verwendet werden. In Kombination mit einer Firewall kann er die Sicherheit unterstützen. Mehrere Proxies können gemeinsam verwendet werden. Außerdem kann er ermitteln, welche Objekttypen für wie lange im Cache gespeichert werden sollen.

34.1.1 Squid und Sicherheit

Squid kann zusammen mit einer Firewall verwendet werden, um interne Netzwerke mithilfe eines Proxy-Caches gegen Zugriffe von außen zu schützen. Die Firewall verweigert allen Clients Zugriff auf externe Dienste mit Ausnahme von Squid. Alle Webverbindungen müssen vom Proxy erstellt werden. Bei dieser Konfiguration steuert Squid den gesamten Webzugriff.

Wenn die Firewall-Konfiguration eine DMZ enthält, sollte der Proxy in dieser Zone betrieben werden. Unter Abschnitt 34.6, „Konfigurieren eines transparenten Proxy“ wird beschrieben, wie Sie einen transparenten Proxy implementieren. Dadurch wird die Konfiguration der Clients erleichtert, da sie in diesem Fall keine Informationen zum Proxy benötigen.

34.1.2 Mehrere Caches

Mehrere Instanzen von Squid können für den Austausch von Objekten konfiguriert werden. Dadurch verringert sich die Gesamtlast im System und die Wahrscheinlichkeit erhöht sich, ein Objekt aus dem lokalen Netzwerk abrufen zu können. Außerdem können Cache-Hierarchien konfiguriert werden, sodass ein Cache Objektanforderungen an gleichgeordnete Caches oder einen übergeordneten Cache weiterleiten kann, sodass er Objekte aus einem anderen Cache im lokalen Netzwerk oder direkt von der Quelle anfordern kann.

Die Auswahl einer geeigneten Topologie für die Cache-Hierarchie ist von entscheidender Bedeutung, da es nicht erstrebenswert ist, das Gesamtaufkommen an Datenverkehr im Netzwerk zu erhöhen. Bei sehr großen Netzwerken ist es sinnvoll, einen Proxyserver für jedes Subnetz zu konfigurieren und mit einem übergeordneten Proxy zu verbinden, der wiederum mit dem Proxy-Cache des ISP verbunden ist.

Diese gesamte Kommunikation wird über das ICP (Internet Cache Protocol) abgewickelt, das über dem UDP-Protokoll ausgeführt wird. Die Übertragungen zwischen den Caches erfolgen über HTTP (Hypertext Transmission Protocol) auf der Grundlage von TCP.

Um den geeignetsten Server zum Anfordern der Objekte zu finden, sendet ein Cache eine ICP-Anforderung an alle gleichgeordneten Proxys. Die gleichgeordneten Proxys beantworten diese Anforderungen über ICP-Antworten. Wenn das Objekt erkannt wurde, verwenden sie einen HIT-Code, wenn nicht, einen MISS-Code.

Wenn mehrere HIT-Antworten gefunden wurden, legt der Proxyserver fest, von welchem Server heruntergeladen werden soll. Diese Entscheidung ist unter anderem davon abhängig, welcher Cache die schnellste Antwort gesendet hat bzw. welcher näher ist. Wenn keine zufriedenstellenden Antworten eingehen, wird die Anforderung an den übergeordneten Cache gesendet.

Anmerkung
Anmerkung: Wie vermeidet Squid die Verdoppelung von Objekten?

Um eine Verdopplung der Objekte in verschiedenen Caches im Netzwerk zu vermeiden, werden andere ICP-Protokolle verwendet, wie beispielsweise CARP (Cache Array Routing Protocol) oder HTCP (Hypertext Cache Protocol). Je mehr Objekte sich im Netzwerk befinden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, das gewünschte zu finden.

34.1.3 Caching von Internetobjekten

Viele im Netzwerk verfügbaren Objekte sind nicht statisch, wie beispielsweise dynamisch generierte Seiten und TLS/SSL-verschlüsselte Inhalte. Derartige Objekte werden nicht im Cache gespeichert, da sie sich bei jedem Zugriff ändern.

Um zu bestimmen, wie lange Objekte im Cache gespeichert werden sollen, wird Objekten einer von mehreren Status zugewiesen. Web- und Proxyserver ermitteln den Status eines Objekts, indem sie Header zu diesen Objekten hinzufügen, beispielsweise Zuletzt geändert oder Läuft ab, und das entsprechende Datum. Andere Header, die angeben, dass Objekte nicht im Cache gespeichert werden dürfen, können ebenfalls verwendet werden.

Objekte im Cache werden in der Regel aufgrund mangelnden Speicherplatzes ersetzt. Dazu werden Algorithmen wie LRU (last recently used) verwendet. Dies bedeutet, dass der Proxy die Objekte löscht, die am längsten nicht mehr angefordert wurden.

34.2 Systemanforderungen

Die Systemanforderungen hängen weitgehend von der maximalen Netzwerkauslastung ab, die das System tragen muss. Prüfen Sie daher die Belastungsspitzen, da diese mehr als das Vierfache des Tagesdurchschnitts betragen können. Im Zweifelsfall ist es vorzuziehen, die Systemanforderungen zu hoch einzuschätzen. Wenn Squid an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit arbeitet, kann es zu erheblichen Einbußen in der Qualität des Diensts führen. Die folgenden Abschnitte widmen sich den einzelnen Systemfaktoren in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit:

  1. RAM-Größe

  2. CPU-Geschwindigkeit/physische CPU-Cores

  3. Größe des Festplatten-Cache

  4. Festplatten/SSDs und ihre Architektur

34.2.1 RAM

Der von Squid benötigte Arbeitsspeicher (RAM) steht in direktem Verhältnis zur Anzahl der Objekte im Cache. RAM ist wesentlich schneller als eine Festplatte/SSD. Daher ist es sehr wichtig, dass genügend Arbeitsspeicher für den Squid-Vorgang zur Verfügung steht, da die Systemleistung erheblich eingeschränkt ist, wenn die Swap-Festplatte verwendet wird.

Außerdem speichert Squid Cache-Objekt-Bezüge und häufig angeforderte Objekte im Hauptspeicher, um das Abrufen dieser Daten zu beschleunigen. Außerdem gibt es andere Daten, die Squid im Arbeitsspeicher benötigt, beispielsweise eine Tabelle mit allen IP-Adressen, einen exakten Domänennamen-Cache, die am häufigsten angeforderten Objekte, Zugriffssteuerungslisten, Puffer usw.

34.2.2 Prozessor

Squid ist so eingestellt, dass es am besten mit niedrigeren Prozessor-Core-Zahlen arbeitet (4–8 physische Cores), wobei jeder höchste Leistung bietet. Technologien, die virtuelle Cores bereitstellen, wie Hyperthreading, können sich negativ auf die Leistung auswirken.

Um mehrere CPU-Cores am besten zu nutzen, ist es notwendig, mehrere Worker-Threads einzurichten, die in verschiedene Caching-Geräte schreiben. Standardmäßig ist die Unterstützung mehrerer Cores deaktiviert.

34.2.3 Größe des Festplatten-Cache

Bei einem kleinen Cache ist die Wahrscheinlichkeit eines HIT (Auffinden des angeforderten Objekts, das sich bereits dort befindet) gering, da der Cache schnell voll ist und die weniger häufig angeforderten Objekte durch neuere ersetzt werden. Wenn beispielsweise 1 GB für den Cache zur Verfügung steht und die Benutzer nur Datenverkehr im Umfang von 10 MB pro Tag in Anspruch nehmen, dauert es mehr als hundert Tage, um den Cache zu füllen.

Die einfachste Methode zur Ermittlung der benötigten Cache-Größe geht von der maximalen Übertragungsrate der Verbindung aus. Bei einer Verbindung mit 1 Mbit/s beträgt die maximale Übertragungsrate 128 KB/s. Wenn dieser Datenverkehr vollständig im Cache gespeichert wird, ergeben sich in einer Stunde 460 MB. Bei der Annahme, dass dieser Datenverkehr in nur 8 Arbeitsstunden generiert wird, würden 3,6 GB an einem einzigen Tag erreicht werden. Da in der Regel nicht das gesamte Volumen der Verbindung ausgeschöpft wird, kann angenommen werden, dass das Gesamtdatenvolumen, das auf den Cache zukommt, bei etwa 2 GB liegt. Daher sind bei diesem Beispiel 2 GB Festplattenspeicher erforderlich, damit Squid die durchsuchten Daten eines Tags im Cache speichern kann.

34.2.4 Festplatten-/SSD-Architektur

Da Geschwindigkeit beim Caching eine wichtige Rolle spielt, muss diesem Faktor besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Bei Festplatten wird dieser Parameter als random seek time (Zufallszugriffszeit) oder random read performance (Zufallsleseleistung) beschrieben – gemessen in Millisekunden. Da die Datenblöcke, die Squid von der Festplatte/SSD liest oder auf die Festplatte/SSD schreibt, tendenziell eher klein sind, ist die Zugriffszeit/Leseleistung der Festplatte/SSD entscheidender als ihr Datendurchsatz.

Für die Verwendung als Proxy sind Festplatten mit hoher Rotationsgeschwindigkeit oder SSDs die beste Wahl. Bei der Verwendung von Festplatten kann es besser sein, mehrere kleinere Festplatten zu verwenden. Dabei sollte jede ein einzelnes Cache-Verzeichnis aufweisen, um übermäßige Lesezeiten zu vermeiden.

Die Verwendung von RAID-Systemen bietet eine erhöhte Zuverlässigkeit, bedeutet jedoch Einschränkungen bei der Geschwindigkeit. Vermeiden Sie jedoch aus Leistungsgründen (Software-)RAID5 und ähnliche Einstellungen.

Die Wahl des Dateisystems ist in der Regel nicht entscheidend. Jedoch kann mit der Einhängeoption noatime die Leistung verbessert werden. Squid stellt eigene Zeitstempel bereit und erfordert daher nicht, dass das Dateisystem die Zugriffszeiten überwacht.

34.3 Grundlegende Verwendung von Squid

Installieren Sie das Paket, falls es nicht bereits installiert ist squid bereitgestellt. squid gehört nicht zu den Paketen, die standardmäßig auf SUSE Linux Enterprise Server installiert werden.

Squid ist in SUSE Linux Enterprise Server bereits vorkonfiguriert. Sie können das Programm unmittelbar nach der Installation starten. Um einen reibungslosen Start zu gewährleisten, sollte das Netzwerk so konfiguriert werden, dass mindestens ein Namenserver und das Internet erreicht werden können. Es können Probleme auftreten, wenn eine Einwahlverbindung zusammen mit einer dynamischen DNS-Konfiguration verwendet wird. In diesem Fall sollte zumindest der Nameserver angegeben werden, da Squid nicht startet, wenn kein DNS-Server in /etc/resolv.conf gefunden wird.

34.3.1 Starten von Squid

Verwenden Sie zum Starten von Squid Folgendes:

tux > sudo systemctl start squid

Wenn Sie möchten, dass Squid zusammen mit dem System gestartet wird, aktivieren Sie den Dienst mit systemctl enable squid.

34.3.2 Überprüfen, ob Squid ausgeführt wird

Wählen Sie zum Überprüfen, ob Squid ausgeführt wird, eine der folgenden Optionen:

  • Mithilfe von systemctl:

    tux > systemctl status squid

    Die Ausgabe dieses Kommandos sollte Folgendes für Squid anzeigen: loaded (geladen) und active (running) (aktiv (wird ausgeführt)).

  • Mithilfe von Squid:

    tux > sudo squid -k check | echo $?

    Die Ausgabe dieses Befehls sollte 0 lauten, kann jedoch zusätzliche Warnungen oder Meldungen umfassen.

Um die Funktionsfähigkeit von Squid im lokalen System zu testen, wählen Sie eine der folgenden Optionen:

  • Zum Testen können Sie squidclient verwenden, ein Kommandozeilenwerkzeug, das die Antwort auf eine Webanforderung ausgeben kann, ähnlich wie wget oder curl.

    Anders als diese Werkzeuge verbindet squidclient sich automatisch mit dem Standard-Proxy-Setup von Squid, localhost:3128. Wenn Sie jedoch die Konfiguration von Squid geändert haben, müssen Sie squidclient mithilfe von Kommandozeilenoptionen so konfigurieren, dass es andere Einstellungen verwendet. Weitere Informationen erhalten Sie mit squidclient --help.

    Beispiel 34.1: Eine Anforderung mit squidclient
    tux > squidclient http://www.example.org
    HTTP/1.1 200 OK
    Cache-Control: max-age=604800
    Content-Type: text/html
    Date: Fri, 22 Jun 2016 12:00:00 GMT
    Expires: Fri, 29 Jun 2016 12:00:00 GMT
    Last-Modified: Fri, 09 Aug 2013 23:54:35 GMT
    Server: ECS (iad/182A)
    Vary: Accept-Encoding
    X-Cache: HIT
    x-ec-custom-error: 1
    Content-Length: 1270
    X-Cache: MISS from moon1
    X-Cache-Lookup: MISS from moon:3128
    Via: 1.1 moon (squid/3.5.16)2
    Connection: close
    
    <!doctype html>
    <html>
    <head>
        <title>Example Domain</title>
    [...]
    </body>
    </html>

    Die in Beispiel 34.1, „Eine Anforderung mit squidclient angezeigte Ausgabe kann in zwei Teile aufgeteilt werden:

    1. Die Protokoll-Header der Antwort: die Zeilen vor der leeren Zeile.

    2. Der eigentliche Inhalt der Antwort: die Zeilen nach der leeren Zeile.

    Um zu überprüfen, ob Squid verwendet wird, sehen Sie sich im Header die ausgewählten Zeilen an:

    1

    Der Wert X-Cache im Header gibt an, dass das angeforderte Dokument nicht im Squid-Cache (MISS) des Computers moon gespeichert war.

    Das Beispiel oben enthält zwei X-Cache-Zeilen. Sie können den ersten X-Cache-Header ignorieren. Er wird von der internen Caching-Software erstellt, die vom Webserver stammt.

    2

    Der Wert Via im Header gibt die HTTP-Version, den Namen des Computers und die verwendete Squid-Version an.

  • Mithilfe eines Browsers: Richten Sie localhost als Proxy und 3128 als Port ein. Sie können dann eine Seite laden und die Antwort-Header in der Kontrollleiste Netzwerk des Inspektors oder der Entwicklertools des Browsers überprüfen. Die Header sollten ähnlich wie in Beispiel 34.1, „Eine Anforderung mit squidclient reproduziert werden.

Um Benutzern aus dem lokalen System und anderen Systemen den Zugriff auf Squid und das Internet zu ermöglichen, müssen Sie den Eintrag in den Konfigurationsdateien /etc/squid/squid.conf von http_access deny all in http_access allow all ändern. Beachten Sie dabei jedoch, dass dadurch jedem der vollständige Zugriff auf Squid ermöglicht wird. Legen Sie daher ACLs (Access Control Lists = Zugriffssteuerungslisten) fest, die den Zugriff auf den Proxy steuern. Nach Bearbeiten der Konfigurationsdatei muss Squid neu geladen oder neu gestartet werden. Weitere Informationen zu ACLs finden Sie in Abschnitt 34.5.2, „Optionen für die Zugriffssteuerung“.

Wenn Squid nach kurzer Zeit nicht mehr funktioniert, obwohl das Programm erfolgreich gestartet wurde, überprüfen Sie, ob ein fehlerhafter Namenservereintrag vorliegt oder ob die Datei /etc/resolv.conf fehlt. Squid protokolliert die Ursache eines Startfehlers in der Datei /var/log/squid/cache.log.

34.3.3 Stoppen, Neuladen und Neustarten von Squid

Zum Neuladen von Squid stehen die folgenden Verfahren zur Auswahl:

  • Mithilfe von systemctl:

    root # systemctl reload squid

    Alternativ:

    root # systemctl restart squid
  • Verwenden von YaST:

    Klicken Sie im Squid-Modul auf die Schaltfläche Einstellungen jetzt speichern und Squid neu starten Schaltfläche.

Zum Anhalten von Squid stehen die folgenden Verfahren zur Auswahl:

  • Mithilfe von systemctl:

    root # systemctl stop squid
  • Verwenden von YaST

    Klicken Sie im Squid-Modul auf die Schaltfläche Squid jetzt stoppen Schaltfläche.

Das Herunterfahren von Squid kann einige Zeit dauern, da Squid bis zu eine halbe Minute wartet, bis die Verbindungen zu den Clients unterbrochen und die Daten auf die Festplatte geschrieben werden (siehe Option shutdown_lifetime in /etc/squid/squid.conf),

Warnung
Warnung: Beenden von Squid

Das Beenden von Squid mit kill oder killall kann den Cache beschädigen. Damit Squid neu gestartet werden kann, müssen beschädigte Caches gelöscht werden.

34.3.4 Entfernen von Squid

Durch das Entfernen von Squid aus dem System werden die Cache-Hierarchie und die Protokolldateien nicht entfernt. Um diese zu entfernen, müssen Sie das Verzeichnis /var/cache/squid manuell löschen.

34.3.5 Lokaler DNS-Server

Die Einrichtung eines lokalen DNS-Servers ist sinnvoll, selbst wenn er nicht seine eigene Domäne verwaltet. Er fungiert dann einfach als Nur-Cache-Namenserver und kann außerdem DNS-Anforderungen über die Root-Namenserver auflösen, ohne dass irgendeine spezielle Konfiguration erforderlich ist (siehe Abschnitt 26.4, „Starten des BIND-Nameservers“). Wie dies durchgeführt werden kann, hängt davon ab, ob Sie bei der Konfiguration der Internetverbindung dynamisches DNS auswählen.

Dynamisches DNS

Normalerweise wird bei dynamischem DNS der DNS-Server während des Aufbaus der Internetverbindung vom Anbieter festgelegt und die lokale Datei /etc/resolv.conf wird automatisch angepasst. Dieses Verhalten wird in der Datei /etc/sysconfig/network/config mit der sysconfig-Variablen NETCONFIG_DNS_POLICY gesteuert. Legen Sie NETCONFIG_DNS_POLICY mit dem YaST-sysconfig-Editor auf "" fest.

Fügen Sie anschließend den lokalen DNS-Server in der Datei /etc/resolv.conf hinzu. Verwenden Sie die IP-Adresse 127.0.0.1 für localhost. Auf diese Weise kann Squid immer den lokalen Nameserver finden, wenn er gestartet wird.

Um den Zugriff auf den Nameserver des Anbieters zu ermöglichen, geben Sie ihn zusammen mit seiner IP-Adresse in der Konfigurationsdatei /etc/named.conf unter forwarders an. Mit dynamischem DNS kann dies automatisch während des Verbindungsaufbaus erreicht werden. Setzen Sie hierzu die sysconfig-Variable NETCONFIG_DNS_POLICY mit dem YaST-sysconfig-Editor auf autobereitgestellt.

Statisches DNS

Beim statischen DNS finden beim Verbindunsgsaufbau keine automatischen DNS-Anpassungen statt, sodass auch keine sysconfig-Variablen geändert werden müssen. Sie müssen jedoch den lokalen DNS-Server in der Datei /etc/resolv.conf, wie unter Dynamisches DNS beschrieben, angeben. Außerdem muss der statische Nameserver des Anbieters zusammen mit seiner IP-Adresse manuell in der Datei /etc/named.conf unter Forwarders angegeben werden.

Tipp
Tipp: DNS und Firewall

Wenn eine Firewall ausgeführt wird, müssen Sie sicherstellen, dass DNS-Anforderungen durchgelassen werden.

34.4 Das YaST-Squid-Modul

Das YaST-Squid-Modul enthält die folgenden Registerkarten:

Start

Gibt an, wie Squid gestartet wird und welcher Firewall-Port auf welchen Schnittstellen geöffnet ist.

HTTP-Ports

Definiert alle Ports, die Squid auf HTTP-Anforderungen von Clients überwacht.

Aktualisierungsschemata

Gibt an, wie Squid die Objekte im Cache behandelt.

Cache-Einstellungen

Definiert Einstellungen für den Cache-Speicher, die maximale und minimale Objektgröße und vieles mehr.

Cache-Verzeichnis

Definiert das übergeordnete Verzeichnis, in dem Squid alle Cache-Swap-Dateien speichert.

Zugriffssteuerung

Steuert den Zugriff auf den Squid-Server mithilfe von ACL-Gruppen.

Protokollierung und Zeitüberschreitung

Definiert die Pfade zu den Protokolldateien für Zugriff, Cache und Cache-Speicher sowie die Zeitüberschreitung für die Verbindungen und die Client-Lebensdauer.

Sonstige

Legt die Sprache und die Email-Adresse des Administrators fest.

34.5 Die Squid-Konfigurationsdatei

Alle Einstellungen für den Squid-Proxyserver werden in der Datei /etc/squid/squid.conf vorgenommen. Beim ersten Start von Squid sind keine Änderungen in dieser Datei erforderlich, externen Clients wird jedoch ursprünglich der Zugriff verweigert. Der Proxy ist für localhost verfügbar. Der Standardport ist 3128. Die vorinstallierte Konfigurationsdatei /etc/squid/squid.conf bietet detaillierte Informationen zu den Optionen sowie zahlreiche Beispiele.

Viele Einträge sind kommentiert und beginnen deshalb mit dem Kommentarzeichen #. Die relevanten Spezifikationen finden Sie am Ende der Zeile. Die angegebenen Werte entsprechen in der Regel den Standardwerten, daher hat das Entfernen der Kommentarzeichen ohne Ändern der Parameter in der Regel keine Auswirkungen. Lassen Sie die kommentierten Zeilen nach Möglichkeit unverändert und geben Sie die Optionen zusammen mit den geänderten Werten in der Zeile darunter ein. Auf diese Weise können die Standardwerte problemlos wiederhergestellt und mit den Änderungen verglichen werden.

Tipp
Tipp: Anpassen der Konfigurationsdatei nach einer Aktualisierung

Wenn Sie eine Aktualisierung einer früheren Squid-Version durchgeführt haben, sollten Sie die neue Datei /etc/squid/squid.conf bearbeiten und nur die in der vorherigen Datei vorgenommenen Änderungen übernehmen.

Manchmal werden Squid-Optionen hinzugefügt, entfernt oder geändert. Daher kann Squid möglicherweise aufhören, ordnungsgemäß zu funktionieren, wenn Sie die alte squid.conf-Datei verwenden.

34.5.1 Allgemeine Konfigurationsoptionen

Nachfolgend finden Sie eine Liste mit einer Auswahl an Konfigurationsoptionen für Squid. Die Liste ist nicht vollständig. Das Squid-Paket enthält eine vollständige Liste mit einfacher Veranschaulichung in der Datei /etc/squid/squid.conf.documented.

http_port PORT

Dies ist der Port, den Squid auf Client-Anforderungen überwacht. Der Standardport ist 3128, 8080 wird jedoch ebenfalls häufig verwendet.

cache_peer HOSTNAME TYP PROXY-PORT ICP-PORT

Mit dieser Option kann ein Netzwerk mit Caches erstellt werden, die zusammen arbeiten. Der Cache-Peer ist ein Computer, der auch ein Netzwerk-Cache hostet und in einer Beziehung zu Ihrem eigenen steht. Der Typ der Beziehung wird als TYP angegeben. Der Typ kann entweder parent oder sibling sein.

Geben Sie als HOSTNAME den Namen oder die IP-Adresse des verwendeten Proxy an. Geben Sie für PROXY-PORT die Portnummer zur Verwendung in einem Browser an (in der Regel 8080). Legen Sie für ICP-PORT den Wert 7 oder, wenn der ICP-Port des übergeordneten Proxy nicht bekannt ist und seine Verwendung für den Anbieter nicht wichtig ist, den Wert 0 fest.

Damit Squid sich wie ein Webbrowser verhält und nicht wie ein Proxy, verbieten Sie die Verwendung des ICP-Protokolls. Sie können dies verbieten, indem Sie die Optionen default und no-query anhängen.

cache_mem GRÖSSE

Diese Option legt fest, wie viel Arbeitsspeicher Squid für besonders beliebte Antworten verwenden kann. Der Standardwert ist 8 MB. Dieser Wert gibt nicht die Arbeitsspeichernutzung von Squid an und kann überschritten werden.

cache_dir SPEICHERTYP CACHE-VERZEICHNIS CACHE-GRÖSSE EBENE-1-VERZEICHNISSE EBENE-2-VERZEICHNISSE

Die Option cache_dir legt das Verzeichnis für den Festplatten-Cache fest. In der Standardkonfiguration auf SUSE Linux Enterprise Server erstellt Squid keinen Festplatten-Cache.

Der Platzhalter SPEICHERTYP kann einen der folgenden Werte haben:

  • Verzeichnisbasierte Speichertypen: ufs, aufs (Standard), diskd. Alle drei Typen sind Variationen des Speicherformats ufs. Dabei wird ufs als Teil des Squid-Core-Threads ausgeführt, aufs wird in einem separaten Thread ausgeführt und diskd verwendet einen separaten Prozess. Dies bedeutet, dass die letzten beiden Typen das Blockieren von Squid aufgrund von Datenträger-E/A vermeiden.

  • Datenbankbasierte Speichersysteme: rock. Dieses Speicherformat basiert auf einer einzelnen Datenbankdatei, in der jedes Objekt eine oder mehrere Arbeitsspeichereinheiten einer festen Größe (Slots) einnimmt.

Im Folgenden werden nur die Parameter für Speichertypen beschrieben, die auf ufs basieren. rock weist etwas andere Parameter auf.

Der Parameter CACHE-VERZEICHNIS steht für das Verzeichnis des Festplatten-Cache. Standardmäßig lautet dieses /var/cache/squid. CACHE-GRÖSSE ist die maximale Größe dieses Verzeichnisses in Megabyte. Der festgelegte Standardwert ist 100 MB. Legen Sie eine Größe zwischen 50 % und maximal 80 % des verfügbaren Speicherplatzes fest.

Die letzten zwei Werte EBENE-1-VERZEICHNISSE und EBENE-2-VERZEICHNISSE geben an, wie viele Unterverzeichnisse im CACHE-VERZEICHNIS erstellt werden. Standardmäßig werden 16 Unterverzeichnisse auf der ersten Ebene unter CACHE-VERZEICHNIS und 256 jeweils innerhalb dieser Ebenen erstellt. Diese Werte sollten nur nach reiflicher Überlegung erhöht werden, da zu viele Verzeichnisse zu Leistungsproblemen führen können.

Wenn ein Cache von mehreren Datenträgern gemeinsam verwendet wird, müssen Sie mehrere cache_dir-Zeilen angeben.

cache_access_log PROTOKOLLDATEI , cache_log PROTOKOLLDATEI , cache_store_log PROTOKOLLDATEI

Diese drei Optionen geben die Pfade an, in denen Squid alle Aktionen protokolliert. In der Regel muss hier nichts geändert werden. Bei hoher Auslastung von Squid kann es sinnvoll sein, Cache und Protokolldateien auf mehrere Datenträger zu verteilen.

client_netmask NETZMASKE

Diese Option ermöglicht die Maskierung von IP-Adressen des Client in der Protokolldatei, indem eine Teilnetzmaske angewendet wird. Um beispielsweise für die letzte Zahl der IP-Adresse 0 festzulegen, geben Sie 255.255.255.0 an.

ftp_user E-MAIL

Diese Option ermöglicht die Einstellung des Passworts, das Squid für die anonyme FTP-Anmeldung verwenden soll. Geben Sie hier eine gültige E-Mail-Adresse ein, da manche FTP-Server diese auf Gültigkeit überprüfen.

cache_mgr E-MAIL

Bei unerwartetem Absturz sendet Squid eine Nachricht an diese E-Mail-Adresse. Der Standardwert ist webmaster.

logfile_rotate WERT

Wenn Sie squid -k rotate ausführen, kann Squid ein Rotationssystem für Protokolldateien einführen. Bei diesem Prozess werden die Dateien nummeriert und nach dem Erreichen des angegebenen Werts wird die älteste Datei überschrieben. Der Standardwert ist 10. Hierdurch werden Protokolldateien mit den Nummern 0 bis 9 rotiert.

Auf SUSE Linux Enterprise Server erfolgt die Rotation der Protokolldateien jedoch mithilfe von logrotate und der Konfigurationsdatei /etc/logrotate.d/squid automatisch.

append_domain DOMÄNE

Verwenden Sie append_domain, um anzugeben, welche Domäne automatisch angefügt wird, wenn keine angegeben wurde. In der Regel wird hier die eigene Domäne angegeben, sodass bei der Angabe von www im Browser ein Zugriff auf Ihren eigenen Webserver erfolgt.

forwarded_for STATUS

Ist für diese Option on festgelegt, wird eine Zeile wie die folgende zum Header hinzugefügt:

X-Forwarded-For: 192.168.0.1

Wenn Sie für diese Option off festlegen, entfernt Squid die IP-Adresse und den Systemnamen des Client aus den HTTP-Anforderungen.

negative_ttl ZEIT , negative_dns_ttl ZEIT

Sind diese Optionen festgelegt, speichert Squid manche Fehlertypen im Cache, wie beispielsweise 404-Antworten. Squid lässt dann keine neuen Anforderungen mehr zu, selbst wenn die Ressource verfügbar wäre.

Standardmäßig sind für negative_ttl der Wert 0 und für negative_dns_ttl der Wert 1 minutes festgelegt. Dies bedeutet, dass negative Antworten auf Webanforderungen standardmäßig nicht im Cache gespeichert werden und negative Antworten auf DNS-Anforderungen für eine Minute im Cache gespeichert werden.

never_direct allow ACL-NAME

Um zu verhindern, dass Squid Anforderungen direkt aus dem Internet entgegennimmt, müssen Sie mit der Option never_direct die Verbindung mit einem anderen Proxy erzwingen. Dieser muss zuvor unter cache_peer angegeben worden sein. Wenn all als ACL-NAME angegeben ist, werden alle Anforderungen direkt an den übergeordneten Proxy (parent) weitergeleitet. Dies kann beispielsweise dann erforderlich sein, wenn Sie einen Anbieter verwenden, der die Verwendung der eigenen Proxys vorschreibt oder der durch seine Firewall direkten Internetzugriff verweigert.

34.5.2 Optionen für die Zugriffssteuerung

Squid bietet ein detailliertes System für die Steuerung des Zugriffs auf den Proxy. Diese ACLs (Access Control Lists = Zugriffssteuerungslisten) sind Listen mit Regeln, die nacheinander verarbeitet werden. Die ACLs müssen zuerst definiert werden, bevor sie verwendet werden können. Einige Standard-ACLs, wie beispielsweise all und localhost, sind bereits vorhanden. Die bloße Definition einer ACL bedeutet jedoch noch nicht, dass sie tatsächlich angewendet wird. Dies passiert nur dann, wenn eine entsprechende http_access-Regel vorhanden ist.

Die Syntax für die Option acl lautet:

acl ACL_NAME TYPE DATA

Die Platzhalter innerhalb dieser Syntax stehen für Folgendes:

  • Der Name ACL-NAME kann frei gewählt werden.

  • Als TYP können Sie aus einer Vielzahl verschiedener Optionen wählen, die Sie im Abschnitt ACCESS CONTROLS in der Datei /etc/squid/squid.conf finden.

  • Die Spezifikation für DATEN hängt vom einzelnen ACL-Typ ab und kann auch aus einer Datei gelesen werden, beispielsweise über Hostnamen, IP-Adressen oder URLs.

Sollen Regeln in das YaST-Squid-Modul eingefügt werden, öffnen Sie das Modul und klicken Sie auf die Registerkarte Zugriffssteuerung. Klicken Sie unter der Liste der ACL-Gruppen auf Hinzufügen und geben Sie den Namen Ihrer Regel, den Typ und die zugehörigen Parameter ein.

Weitere Informationen zu den Typen von ACL-Regeln finden Sie in der Squid-Dokumentation unter http://www.squid-cache.org/Versions/v3/3.5/cfgman/acl.html.

Beispiel 34.2: Definieren von ACL-Regeln
acl mysurfers srcdomain .example.com 1
acl teachers src 192.168.1.0/255.255.255.0 2
acl students src 192.168.7.0-192.168.9.0/255.255.255.0 3
acl lunch time MTWHF 12:00-15:00 4

1

Diese ACL legt fest, dass mysurfers alle Benutzer sind, die von .example.com kommen (wie durch Reverse-Lookup für die IP bestimmt wurde).

2

Diese ACL legt fest, dass teachers die Benutzer von Computern sind, deren IP-Adressen mit 192.168.1. beginnen.

3

Diese ACL legt fest, dass students die Benutzer von Computern sind, deren IP-Adressen mit 192.168.7., 192.168.8. oder 192.168.9. starten.

4

Diese ACL legt fest, dass lunch eine Zeit an den Tagen Montag, Dienstag, ... Freitag zwischen 12 und 15 Uhr ist.

http_access allow ACL-NAME

http_access legt fest, wer den Proxy verwenden kann und wer auf welche Seiten im Internet zugreifen kann. Hierfür müssen ACLs festgelegt werden. localhost und all wurden bereits oben festgelegt. Sie können den Zugriff dafür verweigern oder erlauben mit deny bzw. allow. Es können Listen mit einer beliebigen Anzahl von http_access -Einträgen erstellt und von oben nach unten verarbeitet werden. Je nachdem, was zuerst vorkommt, wird der Zugriff auf die betreffende URL gestattet oder verweigert. Der letzte Eintrag muss immer http_access deny all sein. Im folgenden Beispiel hat localhost freien Zugriff auf alle Elemente, während allen anderen Hosts der Zugriff vollständig verweigert wird:

http_access allow localhost
http_access deny all

In einem anderen Beispiel, bei dem diese Regeln verwendet werden, hat die Gruppe teachers immer Zugriff auf das Internet. Die Gruppe students erhält nur montags bis freitags während der Mittagspause Zugriff:

http_access deny localhost
http_access allow teachers
http_access allow students lunch time
http_access deny all

Geben Sie für eine bessere Lesbarkeit in der Konfigurationsdatei /etc/squid/squid.conf alle http_access-Optionen in einem Block an.

url_rewrite_program PFAD

Geben Sie mit dieser Optionen einen URL-Rewriter an. Dies kann beispielsweise squidGuard sein (/usr/sbin/squidGuard), der das Blockieren unerwünschter URLs ermöglicht. Damit kann der Internetzugriff individuell für verschiedene Benutzergruppen mithilfe von Proxy-Authentifizierung und entsprechenden ACLs gesteuert werden.

Weitere Informationen zu squidGuard finden Sie in Abschnitt 34.8, „squidGuard“.

auth_param basic program PFAD

Wenn Benutzer auf dem Proxy authentifiziert werden müssen, geben Sie ein geeignetes Programm an, beispielsweise /usr/sbin/pam_auth. Beim ersten Ausführen von pam_auth wird ein Anmeldefenster geöffnet, in dem der Benutzer den Benutzernamen und das Passwort eingeben muss. Außerdem ist eine ACL erforderlich, sodass nur Clients mit einer gültigen Anmeldung das Internet benutzen können:

acl password proxy_auth REQUIRED

http_access allow password
http_access deny all

Wird in der Option acl proxy_auth der Wert REQUIRED verwendet, bedeutet dies, dass alle gültigen Benutzernamen akzeptiert werden. REQUIRED kann auch durch eine Liste mit erlaubten Benutzernamen ersetzt werden.

ident_lookup_access allow ACL-NAME

Lassen Sie damit eine ident-Anforderung für alle Clients, die mit einer ACL des Typs src festgelegt sind, ausführen, um die Identität der einzelnen Benutzer zu ermitteln. Alternativ dazu (verwenden Sie dies für alle Clients) können Sie die vordefinierte ACL all als ACL-NAME anwenden.

Auf allen Clients, die durch ident_lookup_access abgedeckt sind, muss ein ident-Daemon ausgeführt werden. Unter Linux können Sie pidentd (package pidentd ) als ident-Daemon verwenden. Für andere Betriebssysteme ist in der Regel kostenlose Software verfügbar. Um sicherzustellen, dass nur Clients mit einem erfolgreichen ident-Lookup zulässig sind, definieren Sie eine entsprechende ACL:

acl identhosts ident REQUIRED

http_access allow identhosts
http_access deny all

Wird in der Option acl identhosts ident der Wert REQUIRED verwendet, bedeutet dies, dass alle gültigen Benutzernamen akzeptiert werden. REQUIRED kann auch durch eine Liste mit erlaubten Benutzernamen ersetzt werden.

Durch die Verwendung von ident kann die Zugriffszeit erheblich reduziert werden, da die ident-Lookups für jede Anforderung wiederholt werden.

34.6 Konfigurieren eines transparenten Proxy

In der Regel arbeiten Sie folgendermaßen mit Proxyservern: Der Webbrowser sendet Anforderungen an einen bestimmten Port des Proxyservers und der Proxy liefert immer diese erforderlichen Objekte, unabhängig davon, ob sie sich im Cache befinden oder nicht. In manchen Fällen ist die Verwendung des transparenten Proxy-Modus von Squid empfehlenswert:

  • Wenn aus Sicherheitsgründen alle Clients einen Proxy für den Zugriff auf das Internet verwenden sollten.

  • Wenn alle Clients einen Proxy verwenden müssen, unabhängig davon, ob sie sich dessen bewusst sind.

  • Wenn der Proxy in einem Netzwerk verschoben wird, die vorhandenen Clients jedoch ihre alte Konfiguration beibehalten müssen.

Ein transparenter Proxy fängt die Anforderungen des Webbrowsers ab und beantwortet sie, sodass der Webbrowser die angeforderten Seiten erhält, ohne dass bekannt ist, woher sie kommen. Wie der Name bereits andeutet, verläuft der gesamte Prozess für den Benutzer transparent.

Vorgehen 34.1: Squid als ein transparenter Proxy (Befehlszeile)
  1. Fügen Sie in der Datei /etc/squid/squid.conf in der Zeile mit der Option http_port den Parameter transparent hinzu:

    http_port 3128 transparent
  2. Starten Sie Squid neu:

    tux > sudo systemctl restart squid
  3. Richten Sie SuSEFirewall2 so ein, dass HTTP-Datenverkehr an den in http_proxy angegebenen Port umgeleitet wird (im Beispiel oben war dies Port 3128). Bearbeiten Sie hierzu die Konfigurationsdatei /etc/sysconfig/SuSEfirewall2.

    In diesem Beispiel wird angenommen, dass Sie die folgenden Geräte verwenden:

    • Auf das Internet zeigendes Gerät: FW_DEV_EXT="eth1"

    • Auf das Netzwerk zeigendes Gerät: FW_DEV_INT="eth0"

    Definieren Sie Ports und Dienste (siehe /etc/services) auf der Firewall, auf die von nicht verbürgten (externen) Netzwerken, wie beispielsweise dem Internet, zugegriffen wird. In diesem Beispiel werden nur Webdienste für den Außenbereich angeboten:

    FW_SERVICES_EXT_TCP="www"

    Definieren Sie Ports und Dienste (siehe /etc/services) auf der Firewall, auf die vom sicheren (internen) Netzwerk aus zugegriffen wird (sowohl über TCP als auch über UDP):

    FW_SERVICES_INT_TCP="domain www 3128"
    FW_SERVICES_INT_UDP="domain"

    Dies ermöglicht den Zugriff auf Webdienste und Squid (Standardport: 3128). Der Dienst domain steht für DNS (Domain Name Service, Domänennamen-Dienst). Dieser Dienst wird häufig verwendet. Entfernen Sie andernfalls einfach domain aus dem obigen Eintrag und legen Sie für die folgende Option no fest:

    FW_SERVICE_DNS="yes"

    Die Option FW_REDIRECT ist sehr wichtig, da sie für das tatsächliche Umleiten des HTTP-Datenverkehrs auf einen bestimmten Port verwendet wird. In der Konfigurationsdatei wird die Syntax in einem Kommentar über der Option erläutert:

    # Format:
    # list of <source network>[,<destination network>,<protocol>[,dport[:lport]]
    # Where protocol is either tcp or udp. dport is the original
    # destination port and lport the port on the local machine to
    # redirect the traffic to
    #
    # An exclamation mark in front of source or destination network
    # means everything EXCEPT the specified network

    Das heißt:

    1. Geben Sie die IP-Adresse und die Netzmaske der internen Netzwerke an, die auf die Proxy-Firewall zugreifen.

    2. Geben Sie die IP-Adresse und die Netzmaske an, an die diese Clients ihre Anforderungen senden. Geben Sie bei Webbrowsern die Netzwerke 0/0 an. Dieser Platzhalter bedeutet überallhin.

    3. Geben Sie den ursprünglichen Port an, an den diese Anforderungen gesendet werden.

    4. Geben Sie den Port an, an den alle diese Anforderungen umgeleitet werden. In dem Beispiel unten werden Webdienste (Port 80) an den Proxy-Port (Port 3128) umgeleitet. Wenn mehr Netzwerke oder Dienste hinzugefügt werden sollen, trennen Sie diese durch ein Leerzeichen im entsprechenden Eintrag.

      Da Squid auch andere Protokolle als HTTP unterstützt, können Sie auch Anforderungen von anderen Ports zum Proxy umleiten. Beispielsweise können Sie auch Port 21 (FTP) und Port 443 (HTTPS oder SSL) umleiten.

    Daher könnten Sie für eine Squid-Konfiguration das folgende Kommando verwenden:

    FW_REDIRECT="192.168.0.0/16,0/0,tcp,80,3128"
  4. Stellen Sie sicher, dass in der Konfigurationsdatei /etc/sysconfig/SuSEfirewall2 der Eintrag START_FW auf "yes" festgelegt ist.

  5. Starten Sie SuSEFirewall2 neu:

    tux > sudo systemctl restart SuSEfirewall2
  6. Sehen Sie sich die Squid-Protokolle unter /var/log/squid/access.log an, um zu überprüfen, ob alles ordnungsgemäß funktioniert. Führen Sie einen Portscan auf dem Computer von einem Computer außerhalb Ihres Netzwerks durch, um zu überprüfen, ob alle Ports korrekt konfiguriert sind. Nur die Webdienste (Port 80) sollten verfügbar sein. Um die Ports mit nmap zu scannen, verwenden Sie:

    nmap -O IP_ADDRESS
Vorgehen 34.2: Squid als ein transparenter Proxy (YaST)
  1. Starten Sie das YaST-Squid-Modul:

    1. Aktivieren Sie im Karteireiter Start die Option Firewall-Ports öffnen. Klicken Sie auf Firewall-Details, um die Schnittstellen auszuwählen, über die der Port geöffnet werden soll. Diese Option ist nur verfügbar, wenn die Firewall aktiviert ist.

    2. Wählen Sie im Karteireiter HTTP-Ports die erste Zeile mit dem Port 3128 aus.

    3. Klicken Sie auf die Schaltfläche Bearbeiten. Es öffnet sich ein kleines Fenster, in dem Sie den aktuellen HTTP-Port bearbeiten können. Wählen Sie Transparent aus.

    4. Klicken Sie abschließend auf OK.

  2. Konfigurieren Sie die Firewall-Einstellungen so, wie unter Schritt 3 in Prozedur 34.1, „Squid als ein transparenter Proxy (Befehlszeile)“ beschrieben.

34.7 Verwenden der Cache-Manager-CGI von Squid (cachemgr.cgi)

Die Cache-Manager-CGI (Common Gateway Interface; cachemgr.cgi) ist ein CGI-Dienstprogramm für die Anzeige der Statistiken zur Arbeitsspeichernutzung eines laufenden Squid-Prozesses. Außerdem bietet er eine bequeme Methode zur Verwaltung des Cache und zur Anzeige der Statistiken ohne Anmeldung beim Server.

Vorgehen 34.3: Einrichten von cachemgr.cgi
  1. Stellen Sie sicher, dass der Apache-Webserver auf Ihrem System ausgeführt wird. Konfigurieren Sie Apache, wie in Kapitel 32, Der HTTP-Server Apache beschrieben. Lesen Sie insbesondere Abschnitt 32.5, „Aktivieren von CGI-Skripten“. Um zu überprüfen, ob Apache bereits ausgeführt wird, verwenden Sie:

    tux > sudo systemctl status apache2

    Wenn inactive angezeigt wird, können Sie Apache mit den Standardeinstellungen von SUSE Linux Enterprise Server starten:

    tux > sudo systemctl start apache2
  2. Aktivieren Sie nun cachemgr.cgi in Apache. Erstellen Sie hierzu eine Konfigurationsdatei für ein ScriptAlias.

    Erstellen Sie die Datei im Verzeichnis /etc/apache2/conf.d und nennen Sie sie cachemgr.conf. Fügen Sie Folgendes in der Datei hinzu:

    ScriptAlias /squid/cgi-bin/ /usr/lib64/squid/
    
    <Directory "/usr/lib64/squid/">
    Options +ExecCGI
    AddHandler cgi-script .cgi
    Require host HOST_NAME
    </Directory>

    Ersetzen Sie HOSTNAME durch den Hostnamen des Computers, über den Sie auf cachemgr.cgi zugreifen möchten. Dies erlaubt es nur Ihrem Computer, auf cachemgr.cgi zuzugreifen. Um den Zugriff von allen Computern zu erlauben, verwenden Sie stattdessen Require all granted.

    • Wenn Squid und Ihr Apache-Webserver auf demselben Computer ausgeführt werden, sollten keine Änderungen an /etc/squid/squid.conf notwendig sein. Überprüfen Sie jedoch, ob /etc/squid/squid.conf die folgenden Zeilen enthält:

        http_access allow manager localhost
        http_access deny manager

      Diese Zeilen erlauben Ihnen den Zugriff auf die Manager-Schnittstelle über Ihren eigenen Computer (localhost), jedoch nicht über andere Computer.

    • Wenn Squid und Ihr Apache-Webserver auf verschiedenen Computern ausgeführt werden, müssen Sie zusätzliche Regeln hinzufügen, um den Zugriff über das CGI-Skript auf Squid zu erlauben. Geben Sie eine ACL für Ihren Server an (ersetzen Sie WEBSERVER-IP durch die IP-Adresse Ihres Webservers):

      acl webserver src WEB_SERVER_IP/255.255.255.255

      Stellen Sie sicher, dass die folgenden Regeln in der Konfigurationsdatei enthalten sind. Verglichen mit der Standardkonfiguration ist nur die Regel in der Mitte neu. Jedoch ist die Sequenz wichtig.

      http_access allow manager localhost
      http_access allow manager webserver
      http_access deny manager
  3. (Optional) Optional können Sie ein oder mehrere Passwörter für cachemgr.cgi konfigurieren. Dies erlaubt auch den Zugriff auf weitere Aktionen, wie das Schließen des Cache per Fernzugriff oder das Anzeigen weiterer Informationen zum Cache. Konfigurieren Sie hierfür die Optionen cache_mgr und cachemgr_passwd mit einem oder mehreren Passwörtern für den Manager und einer Liste der erlaubten Aktionen.

    Beispiel: Verwenden Sie die folgende Konfiguration, um explizit das Anzeigen der Indexseite, des Menüs und des 60-minütigen Durchschnitts der Zähler ohne Authentifizierung zu aktivieren, das Umschalten des Offline-Modus mithilfe des Passworts secretpassword zu aktivieren und alles andere vollständig zu deaktivieren:

    cache_mgr user
    cachemgr_passwd none index menu 60min
    cachemgr_passwd secretpassword offline_toggle
    cachemgr_passwd disable all

    cache_mgr legt einen Benutzernamen fest. cache_mgr legt fest, welche Aktionen mit welchen Passwort erlaubt sind.

    Die Schlüsselwörter none und disable haben besondere Eigenschaften: none entfernt die Notwendigkeit eines Passworts, disable inaktiviert die Funktion vollständig.

    Die vollständige Liste der Aktionen finden Sie nach der Anmeldung bei cachemgr.cgi. Wie die Operation in der Konfigurationsdatei zu referenzieren ist, sehen Sie in der Zeichenkette nach &operation= in der URL der Aktionsseite. all ist ein besonderes Schlüsselwort und steht für alle Aktionen.

  4. Laden Sie Squid und Apache neu, nachdem die Konfigurationsdatei geändert wurde:

    tux > sudo systemctl reload squid
  5. Um die Statistiken anzuzeigen, rufen Sie die Seite cachemgr.cgi auf, die Sie zuvor eingerichtet haben. Diese könnte beispielsweise http://webserver.example.org/squid/cgi-bin/cachemgr.cgi lauten.

    Wählen Sie den richtigen Server und geben Sie, falls dies festgelegt wurde, den Benutzernamen und das Passwort ein. Klicken Sie dann auf Fortsetzen und blättern Sie durch die verschiedenen Statistiken.

34.8 squidGuard

In diesem Abschnitt wird keine umfassende Konfiguration von squidGuard erläutert. Er gibt lediglich eine Einführung und einige Hinweise zur Verwendung. Eine Behandlung tiefer gehender Konfigurationsfragen finden Sie auf der squidGuard-Website unter http://www.squidguard.org.

squidGuard ist ein kostenloses (GPL), flexibles und schnelles Filter-, Umleitungs- und Zugriffssteuerungs-Plugin für Squid. Damit können Sie mehrere Zugriffsregeln mit verschiedenen Einschränkungen für verschiedene Benutzergruppen in einem Squid-Cache erstellen. squidGuard verwendet die Standard-Umleitungsschnittstelle von Squid und bietet folgende Möglichkeiten:

  • Einschränken des Webzugriffs für einige Benutzer auf eine Liste akzeptierter oder gut bekannter Webserver bzw. URLs.

  • Blockieren des Zugriffs auf einige gelistete oder in einer Blacklist stehende Webserver bzw. URLs für einige Benutzer.

  • Blockieren des Zugriffs bestimmter Benutzer auf URLs, die reguläre Ausdrücke oder Wörter aus einer entsprechenden Liste enthalten.

  • Umleiten blockierter URLs an eine „intelligente“ CGI-basierte Informationsseite.

  • Umleiten nicht registrierter Benutzer zu einem Registrierungsformular.

  • Umleiten von Bannern in eine leere GIF-Datei.

  • Verwenden verschiedener Zugriffsregeln je nach Tageszeit, Wochentag, Datum usw.

  • Verwenden verschiedener Regeln für verschiedene Benutzergruppen.

squidGuard und Squid können nicht zu folgenden Zwecken eingesetzt werden:

  • Bearbeiten, Filtern oder Zensieren von Text in Dokumenten.

  • Bearbeiten, Filtern oder Zensieren von in HTML eingebetteten Skripten, wie JavaScript.

Vorgehen 34.4: Einrichten von squidGuard
  1. Vor der Verwendung müssen Sie squidGuard installieren.

  2. Geben Sie eine Datei mit der Minimalkonfiguration als /etc/squidguard.conf an. Konfigurationsbeispiele finden Sie unter http://www.squidguard.org/Doc/examples.html. Später können Sie mit komplizierteren Konfigurationseinstellungen experimentieren.

  3. Erstellen Sie als Nächstes eine HTML-Seite mit Zugriff verweigert oder eine CGI-Seite, zu der Squid umgeleitet werden kann, wenn der Client eine Website anfordert, die auf der schwarzen Liste steht. Die Verwendung von Apache wird dringend empfohlen.

  4. Konfigurieren Sie nun Squid für die Verwendung von squidGuard. Verwenden Sie folgenden Eintrag in der Datei /etc/squid/squid.conf:

    redirect_program /usr/bin/squidGuard
  5. Eine weitere Option, redirect_children, konfiguriert die Zahl von redirect-Prozessen (in diesem Fall squidGuard), die auf dem Rechner ausgeführt werden. Je mehr Prozesse Sie angeben, desto mehr RAM ist erforderlich. Versuchen Sie zuerst niedrige Zahlen, beispielsweise 4:

    redirect_children 4
  6. Lassen Sie Squid abschließend die neue Konfiguration laden; führen Sie hierzu systemctl reload squid aus. Testen Sie nun Ihre Einstellungen mit einem Browser.

34.9 Erstellung von Cache-Berichten mit Calamaris

Calamaris ist ein Perl-Skript, mit dem Berichte über die Cache-Aktivität im ASCII- oder HTML-Format erstellt werden können. Es arbeitet mit nativen Squid-Zugriffsprotokolldateien. Die Calamaris-Homepage befindet sich unter http://cord.de/calamaris-english. Dieses Werkzeug gehört nicht zum standardmäßigen Installationsumfang von SUSE Linux Enterprise Server. Zum Verwenden installieren Sie das Paket calamaris.

Melden Sie sich als root an und geben Sie Folgendes ein:

cat access1.log [access2.log access3.log] | calamaris OPTIONS > reportfile

Wenn Sie mehr als eine Protokolldatei verwenden, stellen Sie sicher, dass sie chronologisch geordnet sind, wobei ältere Dateien zuerst aufgelistet werden. Dies können Sie erreichen, indem Sie die Dateien eine nach der anderen wie im Beispiel oben auflisten oder indem Sie access{1..3}.log verwenden.

calamaris erfordert die folgenden Optionen:

-a

Ausgabe aller verfügbaren Berichte

-w

Ausgabe als HTML-Bericht

-l

Einschließen einer Meldung oder eines Logos in den Berichtsheader

Weitere Informationen zu den verschiedenen Optionen finden Sie auf der man-Seite des Programms (mancalamaris.

Typisches Beispiel:

cat access.log.{10..1} access.log | calamaris -a -w \
> /usr/local/httpd/htdocs/Squid/squidreport.html

Dadurch wird der Bericht im Verzeichnis des Webservers gespeichert. Zur Anzeige des Berichts ist Apache erforderlich.

34.10 Weiterführende Informationen

Besuchen Sie die Squid-Homepage unter http://www.squid-cache.org/. Hier finden Sie das Squid-Benutzerhandbuch und eine umfassende Sammlung mit FAQ zu Squid.

Außerdem sind Mailinglisten für Squid unter http://www.squid-cache.org/Support/mailing-lists.html verfügbar.

35 Web Based Enterprise Management mit SFCB

35.1 Einführung und grundlegendes Konzept

SUSE® Linux Enterprise Server (SLES) stellt eine Sammlung verschiedener, auf offenen Standards beruhender Werkzeuge für die einheitliche Verwaltung unterschiedlicher Computersysteme und -umgebungen bereit. In unseren Unternehmenslösungen sind die von der Distributed Management Task Force vorgeschlagenen Standards implementiert. Deren grundlegenden Komponenten werden in den folgenden Abschnitten beschrieben.

Die Distributed Management Task Force, Inc (DMTF) ist eine industrieführende Organisation, die sich maßgeblich mit der Entwicklung von Verwaltungsstandards für Unternehmens- und Internetumgebungen befasst. Ihr Ziel ist die Vereinheitlichung von Verwaltungsstandards und Verwaltungsinitiativen und damit die Ermöglichung von integrierten, kostengünstigen und auf verschiedenen Systemen einsetzbaren Lösungen. Die DMTF-Standards umfassen allgemeine Systemverwaltungskomponenten für die Steuerung und Kommunikation. Ihre Lösungen sind unabhängig von Plattformen und Technologien. Zu ihren Schlüsseltechnologien gehören unter anderem Web Based Enterprise Management und Common Information Model.

Web Based Enterprise Management (WBEM) umfasst eine Reihe von Verwaltungs- und Internet-Standardtechnologien. WBEM wurde zur Vereinheitlichung der Verwaltung von Computerumgebungen in Unternehmen entwickelt. Dieser Standard bietet der Industrie die Möglichkeit, eine gut integrierte Sammlung von Verwaltungstools auf Basis von Web-Technologien bereitzustellen. WBEM besteht aus den folgenden Standards:

  • Ein Datenmodell: der Common Information Model-Standard (CIM-Standard)

  • Eine Kodierungsspezifikation: CIM-XML-Kodierungsspezifikation

  • Ein Transportmechanismus: CIM-Vorgänge über HTTP

Common Information Model ist ein konzeptuelles Informationsmodell, das die Systemverwaltung beschreibt. Es ist nicht an eine bestimmte Implementierung gebunden und ermöglicht den Austausch von Verwaltungsdaten zwischen Verwaltungssystemen, Netzwerken, Diensten und Anwendungen. CIM umfasst zwei Teile: die CIM-Spezifikation und das CIM-Schema.

  • Die CIM-Spezifikation beschreibt die Sprache, die Namenskonventionen und das Metaschema. Das Metaschema legt die formelle Definition des Modells fest. Es definiert die Begriffe zur Beschreibung des Modells sowie deren Verwendung und Semantik. Die Elemente des Metaschemas sind Klassen, Eigenschaften und Methoden. Das Metaschema unterstützt außerdem Bezeichnungen und Verknüpfungen als Klassentypen und Verweise als Eigenschaftstypen.

  • Das CIM-Schema enthält die eigentlichen Modellbeschreibungen. Es legt einen Klassensatz mit Eigenschaften und Verknüpfungen fest, die ein verständliches konzeptuelles Rahmenwerk bilden, innerhalb dem die verfügbaren Informationen zur verwalteten Umgebung organisiert werden können.

Der Common Information Model Object Manager (CIMOM) ist ein CIM-Objektmanager bzw. eine Anwendung, die Objekte entsprechend den CIM-Standards verwaltet. CIMOM verwaltet die Kommunikation zwischen CIMOM-Anbietern und dem CIM-Client, auf dem der Administrator das System verwaltet.

CIMOM-Anbieter sind Programme, die bestimmte, von den Clientanwendungen angeforderte Aufgaben innerhalb des CIMOM ausführen. Jeder Anbieter stellt ein oder mehrere Aspekte des CIMOM-Schemas bereit. Diese Anbieter interagieren direkt mit der Hardware.

Standards Based Linux Instrumentation for Manageability (SBLIM) ist eine Sammlung von Tools, die zur Unterstützung von Web-Based Enterprise Management (WBEM) entwickelt wurden. SUSE® Linux Enterprise Server nutzt den Open Source-CIMOM (bzw. CIM-Server) des SBLIM-Projekts, den Small Footprint CIM Broker.

Der Small Footprint CIM Broker ist ein CIM-Server für integrierte Umgebungen bzw. für Umgebungen mit eingeschränkten Ressourcen. Bei seiner Entwicklung wurde insbesondere auf einen modulartigen Charakter und eine Lightweight-Struktur geachtet. Er basiert auf offenen Standards und unterstützt CMPI-Anbieter, CIM-XML-Verschlüsselung und das Managed Object Format (MOF). Er lässt sich sehr genau konfigurieren und bietet selbst bei einem Ausfall des Anbieters Stabilität. Außerdem ist er problemlos zugänglich, da er verschiedene Übertragungsprotokolle wie HTTP, HTTPS, Unix Domain Sockets, Service Location Protocol (SLP) und Java Database Connectivity (JDBC) unterstützt.

35.2 Einrichten des SFCB

Zum Einrichten der Small Footprint CIM Broker (SFCB)-Umgebung muss in YaST während der Installation von SUSE Linux Enterprise Server das Schema Web-Based Enterprise Management aktiviert sein. Alternativ können Sie das Muster als Komponente auswählen, die auf einem bereits aktiven Server installiert wird. Stellen Sie sicher, dass auf Ihrem System die folgenden Pakete installiert sind:

cim-schema, Common Information Model-Schema (CIM)

Enthält das Common Information Model (CIM). CIM ist ein Modell für die Beschreibung der globalen Verwaltungsinformationen in einer Netzwerk- oder Unternehmensumgebung. CIM besteht aus einer Spezifikation und einem Schema. Die Spezifikation legt die Einzelheiten für die Integration mit anderen Verwaltungsmodellen fest. Das Schema stellt die eigentlichen Modellbeschreibungen bereit.

cmpi-bindings-pywbem

Enthält einen Adapter zum Entwickeln und Ausführen von CMPI-ähnlichen CIM-Anbietern in Python.

cmpi-pywbem-base

Enthält CIM-Anbieter für ein Basissystem.

cmpi-pywbem-power-management

Enthält auf DSP1027 basierende Energieverwaltungsanbieter.

python-pywbem

Enthält ein Python-Modul für den Aufruf von CIM-Operationen über das WBEM-Protokoll zur Abfrage und Aktualisierung verwalteter Objekte.

cmpi-provider-register, Dienstprogramm für die CIMOM-neutrale Anbieterregistrierung

Enthält ein Dienstprogramm, das die Registrierung von CMPI-Anbieterpaketen bei jedem auf dem System vorhandenen CIMOM zulässt.

sblim-sfcb, Small Footprint CIM Broker

Enthält den Small Footprint CIM Broker (SFCB). Dies ist ein CIM-Server, der CIM-Operationen über das HTTP-Protokoll unterstützt. Dieser robuste CIM-Server hat einen geringen Ressourcenbedarf und ist daher bestens für integrierte Umgebungen und für Umgebungen mit eingeschränkten Ressourcen geeignet. SFCB unterstützt Anbieter, die für das Common Manageability Programming Interface (CMPI) entwickelt wurden.

sblim-sfcc

Enthält Laufzeitbibliotheken für die Small Footprint CIM Client-Bibliothek.

sblim-wbemcli

Enthält eine WBEM-Kommandozeilenschnittstelle. Dieser eigenständige Kommandozeilen-WBEM-Client eignet sich besonders für grundlegende Systemverwaltungsaufgaben.

smis-providers

Enthält Anbieter zur Instrumentalisierung der Volumes und Snapshots auf dem Linux-Dateisystem. Diese basieren auf dem SMI-S-Volume-Verwaltungsprofil von SNIA bzw. auf dem Profil zum Kopieren von Diensten.

Paketauswahl für das Web-Based Enterprise Management-Muster
Abbildung 35.1: Paketauswahl für das Web-Based Enterprise Management-Muster

35.2.1 Installieren zusätzlicher Anbieter

Das Softwarerepository von SUSE® Linux Enterprise Server enthält weitere CIM-Anbieter, die nicht im Web-Based Enterprise Management-Installationsschema enthalten sind. Deren Liste sowie deren Installationsstatus können Sie einsehen, indem Sie das Schema sblim-cmpi- im YaST-Softwareinstallationsmodul durchsuchen. Diese Anbieter decken verschiedene Aufgaben der Systemverwaltung ab, wie DHCP, NFS oder die Einstellung der Kernel-Parameter. Sie sollten diejenigen Anbieter installieren, die Sie mit SFCB verwenden möchten.

Paketauswahl zusätzlicher CIM-Anbieter
Abbildung 35.2: Paketauswahl zusätzlicher CIM-Anbieter

35.2.2 Starten und Stoppen von SFCB und Überprüfen des SFCB-Status

Der sfcbd-Daemon des CIM-Servers wird gemeinsam mit der Web-Based Enterprise Management-Software installiert und beim Systemstart automatisch gestartet. In folgender Tabelle wird beschrieben, wie der sfcbd-Daemon gestartet, beendet und sein Status überprüft wird.

Tabelle 35.1: Kommandos zur Verwaltung von sfcbd

Job

Linux Befehl

Starten Sie sfcbd

Geben Sie in der Kommandozeile systemctl start sfcb als root ein.

sfcbd stoppen

Geben Sie in der Kommandozeile systemctl stop sfcb als root ein.

sfcbd-Status prüfen

Geben Sie in der Kommandozeile systemctl status sfcb als root ein.

35.2.3 Absichern des Zugriffs

Die Standardkonfiguration von SFCB ist ziemlich sicher. Sie sollten allerdings sicherstellen, dass auch der Zugriff auf die SFCB-Komponenten den Sicherheitsanforderungen Ihres Unternehmens entspricht.

35.2.3.1 Zertifikate

Für eine sichere Kommunikation via SSL (Secure Socket Layers) ist ein Zertifikat erforderlich. Bei der Installation von SFCB wird ein eigensigniertes Zertifikat generiert.

Den Pfad auf dieses Standardzertifikat können Sie durch den Pfad eines kommerziellen oder eines anderen eigensignierten Zertifikats ersetzen. Dazu müssen Sie die Einstellung sslCertificateFilePath: PFAD_DATEINAME in der Datei /etc/sfcb/sfcb.cfg ändern. Die Datei muss im PEM-Format vorliegen.

Das standardmäßig generierte Serverzertifikat befindet sich in folgender Datei:

/etc/sfcb/server.pem

Anmerkung
Anmerkung: Pfade zu SSL-Zertifikaten

Die standardmäßig generierten Zertifikatdateien servercert.pem und serverkey.pem befinden sich im Verzeichnis /etc/ssl/servercerts. Die Dateien /etc/sfcb/client.pem, /etc/sfcb/file.pem und /etc/sfcb/server.pem sind symbolische Links auf diese Dateien.

Zum Generieren eines neuen Zertifikats geben Sie in die Kommandozeile folgendes Kommando als root ein:

tux > sh /usr/share/sfcb/genSslCert.sh
Generating SSL certificates in .
Generating a 2048 bit RSA private key
...................................................................+++
.+++
writing new private key to '/var/tmp/sfcb.0Bjt69/key.pem'
-----

Das Skript generiert die Zertifikate client.pem, file.pem und server.pem standardmäßig im aktuellen Arbeitsverzeichnis. Wenn die Zertifikate im Verzeichnis /etc/sfcb generiert werden sollen, müssen Sie das Verzeichnis an das Kommando anfügen. Falls diese Dateien bereits vorhanden sind, wird eine Warnung angezeigt, da die alten Zertifikate nicht einfach überschrieben werden können.

tux > sh /usr/share/sfcb/genSslCert.sh /etc/sfcb
Generating SSL certificates in .
WARNING: server.pem SSL Certificate file already exists.
         old file will be kept intact.
WARNING: client.pem SSL Certificate trust store already exists.
         old file will be kept intact.

Sie müssen die alten Zertifikate aus dem Dateisystem entfernen und das Kommando erneut ausführen.

Weitere Informationen, wie Sie die Verwendung von Zertifikaten durch SFCB verändern, finden Sie unter Abschnitt 35.2.3.3, „Authentifizierung “.

35.2.3.2 Ports

Standardmäßig akzeptiert SFCB die gesamte Kommunikation über den sicheren Port 5989. Die folgenden Abschnitte befassen sich mit der Einrichtung des Kommunikationsports und der empfohlenen Konfiguration.

Port 5989 (sicher)

Der sichere Port, den SFCB für die Kommunikation via HTTPS-Dienste verwendet. Dies ist der Standard. Bei dieser Einstellung wird die gesamte Kommunikation zwischen dem CIMOM und den Clientanwendungen für die Internet-Übertragung zwischen Servern und Arbeitsstationen verschlüsselt. Damit Benutzer den SFCB-Server erreichen, müssen sie sich bei der Clientanwendung authentifizieren. Es wird empfohlen, diese Einstellung beizubehalten. In Routern und Firewalls (sofern zwischen Clientanwendung und überwachten Knoten eingerichtet) muss dieser Port offen sein, damit der SFCB CIMOM mit den erforderlichen Anwendungen kommunizieren kann.

Port 5988 (nicht sicher)

Der nicht sichere Port, den SFCB für die Kommunikation via HTTP-Dienste verwendet. Diese Einstellung ist standardmäßig deaktiviert. Bei dieser Einstellung steht die gesamte Kommunikation zwischen dem CIMOM und den Clientanwendungen während der Internet-Übertragung zwischen Servern und Arbeitsstationen jeder Person ohne Authentifizierung offen. Diese Einstellung wird nur für das Debuggen von Problemen mit dem CIMOM empfohlen. Nach der Behebung des Problems sollten Sie diese Portoption sofort wieder deaktivieren. In Routern und Firewalls zwischen Clientanwendung und überwachten Knoten muss dieser Port offen sein, damit der SFCB CIMOM mit Anwendungen, für die ein nicht sicherer Zugriff erforderlich ist, kommunizieren kann.

Informationen zur Änderung der Standard-Portzuweisungen finden Sie in Abschnitt 35.2.3.2, „Ports“.

35.2.3.3 Authentifizierung

SFCB unterstützt die HTTP-Basisauthentifizierung sowie die Authentifizierung mittels Clientzertifikaten (HTTP über SSL-Verbindungen). Die HTTP-Basisauthentifizierung wird in der SFCB-Konfigurationsdatei (standardmäßig /etc/sfcb/sfcb.cfg) durch Einstellung von doBasicAuth =true aktiviert. Die SUSE® Linux Enterprise Server-Installation von SFCB unterstützt PAM (Pluggable Authentication Modules); der lokale Root-Benutzer kann sich daher mit den lokalen Root-Benutzerberechtigungen beim SFCB CIMOM authentifizieren.

Wenn die Konfigurationseigenschaft sslClientCertificate auf accept oder require gesetzt ist, fordert der SFCB HTTP-Adapter bei einer Verbindung via HTTP über SSL (HTTPS) ein Zertifikat vom Client an. Wenn require eingestellt ist, muss der Client ein gültiges Zertifikat bereitstellen (gemäß dem in sslClientTrustStore angegebenen Trust Store des Clients). Falls der Client kein solches Zertifikat bereitstellt, wird die Verbindung vom CIM-Server abgelehnt.

Die Einstellung sslClientCertificate =accept legt keine eindeutige Authentifizierung fest. Sie ist aber sehr nützlich, wenn sowohl die Authentifizierung mittels Clientzertifikat als auch die Basisauthentifizierung erlaubt sind. Wenn der Client ein gültiges Zertifikat bereitstellen kann, wird eine HTTPS-Verbindung eingerichtet und es findet keine Basisauthentifizierung statt. Wird kein Zertifikat bereitgestellt oder kann dieses nicht verifiziert werden, findet stattdessen die HTTP-Basisauthentifizierung statt.

35.3 SFCB CIMOM-Konfiguration

SFCB ist eine Lightweight-Implementierung des CIM-Servers, die aber ebenfalls umfassend konfiguriert werden kann. Ihr Verhalten wird durch verschiedene Optionen gesteuert. Sie können den SFCB-Server mit drei Methoden steuern:

  • durch Einstellen der entsprechenden Umgebungsvariablen

  • mittels Kommandozeilenoptionen

  • durch Änderungen in seiner Konfigurationsdatei

35.3.1 Umgebungsvariablen

Verschiedene Umgebungsvariablen wirken sich direkt auf das Verhalten von SFCB aus. Zur Übernahme dieser Änderungen müssen Sie den SFCB-Daemon mit systemctl restart sfcb neu starten.

PFAD

Gibt den Pfad zum Daemon sfcbd und den Dienstprogrammen an.

LD_LIBRARY_PATH

Gibt den Pfad zu den sfcb-Laufzeitbibliotheken an. Alternativ können Sie diesen Pfad zur systemweiten Konfigurationsdatei des dynamischen Ladeprogramms /etc/ld.so.conf hinzufügen.

SFCB_PAUSE_PROVIDER

Gibt den Namen des Anbieters an. Der SFCB-Server wird nach dem erstmaligen Laden des Anbieters angehalten. Dies gibt Ihnen die Gelegenheit, an den Prozess des Anbieters einen Laufzeitdebugger für die Fehlersuche anzuhängen.

SFCB_PAUSE_CODEC

Gibt den Namen des SFCB-Codecs an (unterstützt aktuell nur http. Der SFCB-Server wird nach dem erstmaligen Laden des Codec angehalten. Dies gibt Ihnen die Gelegenheit, an den Prozess einen Laufzeitdebugger anzuhängen.

SFCB_TRACE

Legt die Stufe der Debug-Meldungen für SFCB fest. Gültige Werte sind 0 (keine Debug-Meldungen) bzw. 1 (wichtige Debug-Meldungen) bis 4 (alle Debug-Meldungen). Der Standardwert ist 1.

SFCB_TRACE_FILE

SFCB gibt seine Debug-Meldungen standardmäßig über die Standardfehlerausgabe (STDERR) aus. Mit dieser Variablen können Sie eine andere Datei für die Ausgabe der Debug-Meldungen einstellen.

SBLIM_TRACE

Legt die Stufe der Debug-Meldungen für SBLIM-Anbieter fest. Gültige Werte sind 0 (keine Debug-Meldungen) bzw. 1 (wichtige Debug-Meldungen) bis 4 (alle Debug-Meldungen).

SBLIM_TRACE_FILE

SBLIM-Anbieter geben ihre Debug-Meldungen standardmäßig über STDERR aus. Mit dieser Variablen können Sie eine andere Datei für die Ausgabe der Debug-Meldungen einstellen.

35.3.2 Befehlszeilenoptionen

sfcbd Der SFCB-Daemon sfcbd bietet verschiedene Kommandozeilenoptionen, mit denen bestimmte Laufzeitfunktionen ein- und ausgeschaltet werden können. Diese Optionen werden beim Start des SFCB-Daemons eingegeben.

-c, --config-file=DATEI

Beim Start des SFCB-Daemons liest der Daemon seine Konfiguration standardmäßig aus der Datei /etc/sfcb/sfcb.cfg ein. Mit dieser Option können Sie eine andere Konfigurationsdatei angeben.

-d, --daemon

Führt sfcbd und seine untergeordneten Prozesse im Hintergrund aus.

-s, --collect-stats

Aktiviert die Statistikerfassung während der Laufzeit. In diesem Fall werden während der Laufzeit verschiedene sfcbd-Statistiken in die Datei sfcbStat im aktuellen Arbeitsverzeichnis geschrieben. Standardmäßig werden keine Statistiken erfasst.

-l, --syslog-level=PROTOKOLLSTUFE

Bestimmt die Ausführlichkeit für die Systemprotokollierung. PROTOKOLLSTUFE kann LOG_INFO, LOG_DEBUG oder LOG_ERR (Standard) sein.

-k, --color-trace=LOGLEVEL

Druckt die Trace-Ausgabe in unterschiedlichen Farben, was das Debugging erleichtert.

-t, --trace-components=NUMMER

Aktiviert Trace-Meldungen auf Komponentenebene. NUMMER ist dabei ein mit dem logischen Operator OR gebildetes Bitmask-Integer, das festlegt, für welche Komponente ein Trace erstellt werden soll. Mit -t ? können Sie eine Liste sämtlicher Komponenten mit ihren Bitmask-Integern abrufen:

tux > sfcbd -t ?
---   Traceable Components:     Int       Hex
---            providerMgr:          1  0x0000001
---            providerDrv:          2  0x0000002
---             cimxmlProc:          4  0x0000004
---             httpDaemon:          8  0x0000008
---                upCalls:         16  0x0000010
---               encCalls:         32  0x0000020
---        ProviderInstMgr:         64  0x0000040
---       providerAssocMgr:        128  0x0000080
---              providers:        256  0x0000100
---            indProvider:        512  0x0000200
---       internalProvider:       1024  0x0000400
---             objectImpl:       2048  0x0000800
---                  xmlIn:       4096  0x0001000
---                 xmlOut:       8192  0x0002000
---                sockets:      16384  0x0004000
---              memoryMgr:      32768  0x0008000
---               msgQueue:      65536  0x0010000
---             xmlParsing:     131072  0x0020000
---         responseTiming:     262144  0x0040000
---              dbpdaemon:     524288  0x0080000
---                    slp:    1048576  0x0100000

Ein nützlicher Wert, der Aufschluss über die internen Funktionen von sfcbd gibt, aber nicht zu viele Meldungen generiert, ist -t 2019.

35.3.3 SFCB-Konfigurationsdatei

SFCB liest seine Laufzeitkonfiguration nach dem Start aus der Konfigurationsdatei /etc/sfcb/sfcb.cfg ein. Dieses Verhalten kann beim Starten mit der Option -c überschrieben werden.

Die Konfigurationsdatei enthält pro Zeile ein Options-/Wertepaar (Option : WERT). Diese Datei können Sie in jedem Texteditor bearbeiten, der die Datei in einem von der Umgebung unterstützten Format speichert.

Jede Einstellung in dieser Datei, deren Optionen durch ein Nummernzeichen (#) auskommentiert sind, verwendet die Standardeinstellung.

Die folgende Liste enthält möglicherweise nicht alle Optionen. Die vollständige Liste finden Sie im Inhalt von /etc/sfcb/sfcb.cfg und /usr/share/doc/packages/sblim-sfcb/README.

35.3.3.1 httpPort

Beschreibung

Gibt die Nummer des lokalen Ports an, den SFCB auf nicht sichere HTTP-Anforderungen von CIM-Clients überwacht. Die Standardeinstellung ist 5988.

Syntax

httpPort: PORTNUMMER

35.3.3.2 enableHttp

Beschreibung

Legt fest, ob SFCB HTTP-Clientverbindungen akzeptiert. Die Standardeinstellung ist false.

Syntax

enableHttp: OPTION

Option

Beschreibung

true

Aktiviert HTTP-Verbindungen.

false

Deaktiviert HTTP-Verbindungen.

35.3.3.3 httpProcs

Beschreibung

Legt die maximale Anzahl gleichzeitiger HTTP-Clientverbindungen fest, ab der neu eingehende HTTP-Anforderungen blockiert werden. Die Standardeinstellung ist 8.

Syntax

httpProcs: MAX_ANZAHL_VERBINDUNGEN

35.3.3.4 httpUserSFCB, httpUser

Beschreibung

Diese Optionen legen fest, unter welchem Benutzer der HTTP- Server ausgeführt wird. Wenn httpUserSFCB auf true gesetzt ist, wird HTTP unter demselben Benutzer ausgeführt wie der SFCB-Hauptprozess. Bei false wird der für httpUser angegebene Benutzername verwendet. Diese Einstellung wird für HTTP- und HTTPS-Server verwendet. httpUser muss angegeben sein, wenn httpUserSFCB auf false gesetzt ist. Die Standardeinstellung ist true.

Syntax

httpUserSFCB: true

35.3.3.5 httpLocalOnly

Beschreibung

Gibt an, ob HTTP-Anforderungen auf localhost eingeschränkt werden. Die Standardeinstellung ist false.

Syntax

httpLocalOnly: false

35.3.3.6 httpsPort

Beschreibung

Gibt die Nummer des lokalen Ports an, den SFCB auf HTTPS-Anforderungen von CIM-Clients überwacht. Die Standardeinstellung ist 5989.

Syntax

httpsPort: portnummer

35.3.3.7 enableHttps

Beschreibung

Legt fest, ob SFCB HTTPS-Clientverbindungen akzeptiert. Die Standardeinstellung ist true.

Syntax

enableHttps: option

Option

Beschreibung

true

Aktiviert HTTPS-Verbindungen.

false

Deaktiviert HTTPS-Verbindungen.

35.3.3.8 httpsProcs

Beschreibung

Legt die maximale Anzahl gleichzeitiger HTTPS-Clientverbindungen fest, ab der neu eingehende HTTPS-Anforderungen blockiert werden. Die Standardeinstellung ist 8.

Syntax

httpsProcs: MAX_ANZAHL_VERBINDUNGEN

35.3.3.9 enableInterOp

Beschreibung

Legt fest, ob SFCB den interop-Namespace für die Unterstützung von Bezeichnungen bereitstellt. Die Standardeinstellung ist true.

Syntax

enableInterOp: OPTION

Option

Beschreibung

true

Aktiviert den interop-Namespace.

false

Deaktiviert den interop-Namespace.

35.3.3.10 provProcs

Beschreibung

Legt die maximale Anzahl gleichzeitiger Anbieterprozesse fest. Wenn nach Erreichen dieser Anzahl eine neu eingehende Anforderung das Laden eines neuen Anbieters erfordert, wird zunächst automatisch einer der vorhandenen Anbieter entladen. Die Standardeinstellung ist 32.

Syntax

provProcs: MAX_ANZAHL_PROZESSE

35.3.3.11 doBasicAuth

Beschreibung

Legt fest, ob vor dem Akzeptieren einer Anforderung eine Basisauthentifizierung an der Benutzer-ID des Clients durchgeführt wird. Die Standardeinstellung ist true, d. h. für den Client wird die Basisauthentifizierung durchgeführt.

Syntax

doBasicAuth: OPTION

Option

Beschreibung

true

Aktiviert die Basisauthentifizierung.

false

Deaktiviert die Basisauthentifizierung.

35.3.3.12 basicAuthLib

Beschreibung

Gibt den Namen der lokalen Bibliothek an. Der SFCB-Server lädt die Bibliothek zur Authentifizierung der Benutzer-ID des Clients. Die Standardeinstellung ist sfcBasicPAMAuthentication.

Syntax

provProcs: MAX_ANZAHL_PROZESSE

35.3.3.13 useChunking

Beschreibung

Diese Option aktiviert bzw. deaktiviert die Verwendung von HTTP/HTTPS-Chunking. Wenn aktiviert, gibt der Server große Mengen an Antwortdaten an den Client in kleineren Chunks zurück, statt sie im Puffer zu sammeln und auf einmal zurückzusenden. Die Standardeinstellung ist true.

Syntax

useChunking: OPTION

Option

Beschreibung

true

Aktiviert HTTP/HTTPS-Daten-Chunking.

false

Deaktiviert HTTP/HTTPS-Daten-Chunking.

35.3.3.14 keepaliveTimeout

Beschreibung

Legt die maximale Zeit in Sekunden fest, die der SFCB-HTTP-Prozess innerhalb einer Verbindung auf die nächste Anforderung wartet, bevor er beendet wird. Bei der Einstellung 0 wird HTTP-Keep-Alive deaktiviert. Die Standardeinstellung ist 0.

Syntax

keepaliveTimeout: SEKUNDEN

35.3.3.15 keepaliveMaxRequest

Beschreibung

Legt die maximale Anzahl aufeinanderfolgender Anforderungen innerhalb einer Verbindung fest. Bei der Einstellung 0 wird HTTP-Keep-Alive deaktiviert. Die Standardeinstellung ist 10.

Syntax

keepaliveMaxRequest: ANZAHL_VERBINDUNGEN

35.3.3.16 registrationDir

Beschreibung

Gibt das Registrierungsverzeichnis an, das die Registrierungsdaten der Anbieter, den Staging-Bereich und das statische Repository enthält. Die Standardeinstellung ist /var/lib/sfcb/registration.

Syntax

registrationDir: VERZEICHNIS

35.3.3.17 providerDirs

Beschreibung

Gibt eine durch Leerzeichen getrennte Liste mit Verzeichnissen an, die SFCB nach Anbieterbibliotheken durchsucht. Die Standardeinstellung ist /usr/lib64 /usr/lib64 /usr/lib64/cmpi.

Syntax

providerDirs: VERZEICHNIS

35.3.3.18 providerSampleInterval

Beschreibung

Legt das Intervall in Sekunden fest, in dem der Anbietermanager nach unbeschäftigten Anbietern sucht. Die Standardeinstellung ist 30.

Syntax

providerSampleInterval: SEKUNDEN

35.3.3.19 providerTimeoutInterval

Beschreibung

Legt die Zeit in Sekunden fest, nach der ein unbeschäftigter Anbieter vom Anbietermanager entladen wird. Die Standardeinstellung ist 60.

Syntax

providerTimeoutInterval: SEKUNDEN

35.3.3.20 providerAutoGroup

Beschreibung

Sofern in der Registrierungsdatei des Anbieters keine andere Gruppe angegeben ist und diese Option auf true gesetzt ist, werden alle Anbieter der gleichen gemeinsam genutzten Bibliothek im gleichen Prozess ausgeführt.

Syntax

providerAutoGroup: OPTION

Option

Beschreibung

true

Aktiviert die Gruppierung von Anbietern.

false

Deaktiviert die Gruppierung von Anbietern.

35.3.3.21 sslCertificateFilePath

Beschreibung

Gibt den Namen der Datei an, die das Serverzertifikat enthält. Die Datei muss im PEM-Format vorliegen (Privacy Enhanced Mail, RFC 1421 und RFC 1424). Diese Datei ist nur erforderlich, wenn enableHttps auf true gesetzt ist. Die Standardeinstellung ist /etc/sfcb/server.pem.

Syntax

sslCertificateFilePath: PFAD

35.3.3.22 sslKeyFilePath

Beschreibung

Gibt den Namen der Datei an, die den privaten Schlüssel für das Serverzertifikat enthält. Die Datei muss im PEM-Format vorliegen und darf nicht durch einen Passwortsatz geschützt sein. Diese Datei wird nur benötigt, wenn enableHttps auf true gesetzt ist. Die Standardeinstellung ist /etc/sfcb/file.pem.

Syntax

sslKeyFilePath: PFAD

35.3.3.23 sslClientTrustStore

Beschreibung

Gibt den Namen der Datei an, die die von der Zertifizierungsstelle ausgegebenen oder eigensignierten Zertifikate der Clients enthält. Die Datei muss im PEM-Format vorliegen, ist aber nur erforderlich, wenn sslClientCertificate auf accept oder require gesetzt ist. Die Standardeinstellung ist /etc/sfcb/client.pem.

Syntax

sslClientTrustStore: PFAD

35.3.3.24 sslClientCertificate

Beschreibung

Legt fest, wie SFCB die Authentifizierung auf Basis von Clientzertifikaten handhabt. Bei ignore wird kein Zertifikat vom Client angefordert. Bei accept wird zwar ein Zertifikat vom Client angefordert, die Authentifizierung schlägt jedoch nicht fehl, wenn der Client keines bereitstellt. Bei require wird die Clientverbindung abgelehnt, wenn der Client kein gültiges Zertifikat bereitstellt. Die Standardeinstellung ist ignore.

Syntax

sslClientCertificate: OPTION

Option

Beschreibung

ignore

Deaktiviert die Anforderung eines Clientzertifikats.

Akzeptieren

Aktiviert die Anforderung eines Clientzertifikats.

Schlägt jedoch nicht fehl, wenn kein Zertifikat bereitgestellt wird.

require

Lehnt die Clientverbindung ab, wenn kein gültiges Zertifikat bereitgestellt wird.

35.3.3.25 certificateAuthLib

Beschreibung

Gibt den Namen der lokalen Bibliothek an, mit deren Hilfe die Benutzerauthentifizierung auf Basis des Clientzertifikats durchgeführt wird. Die Benutzerauthentifizierung findet nur statt, wenn sslClientCertificate nicht auf ignore gesetzt ist. Die Standardeinstellung ist sfcCertificateAuthentication.

Syntax

certificateAuthLib: DATEI

35.3.3.26 traceLevel

Beschreibung

Legt die Trace-Stufe für SFCB fest. Diese Einstellung kann durch die Umgebungsvariable SFCB_TRACE_LEVEL überschrieben werden. Die Standardeinstellung ist 0.

Syntax

traceLevel: NUMMER_DER_STUFE

35.3.3.27 traceMask

Beschreibung

Legt die Trace-Maske für SFCB fest. Diese Einstellung kann durch die Kommandozeilenoption --trace-components überschrieben werden. Die Standardeinstellung ist 0.

Syntax

traceMask: MASKE

35.3.3.28 traceFile

Beschreibung

Legt die Trace-Datei für SFCB fest. Diese Einstellung kann durch die Umgebungsvariable SFCB_TRACE_FILE überschrieben werden. Die Standardeinstellung ist stderr (Standardfehlerausgabe).

Syntax

traceFile: AUSGABE

35.4 Erweiterte SFCB-Tasks

In diesem Kapitel werden erweiterte Tasks in Verbindung mit SFCB behandelt. Zu deren Verständnis benötigen Sie grundlegende Kenntnisse des Linux-Dateisystems und Erfahrungen mit der Linux-Kommandozeile. In diesem Kapitel werden folgende Tasks beschrieben:

  • Installieren von CMPI-Anbietern

  • Testen von SFCB

  • Verwenden des CIM-Clients wbemcli

35.4.1 Installieren von CMPI-Anbietern

Zur Installation eines CMPI-Anbieters müssen Sie seine gemeinsam genutzte Bibliothek in eines der von der Konfigurationsoption providerDirs angegebenen Verzeichnisse kopieren (siehe Abschnitt 35.3.3.17, „providerDirs“). Außerdem muss der Anbieter korrekt mit den Kommandos sfcbstage und sfcbrepos registriert werden.

Das Anbieterpaket ist in der Regel für SFCB vorbereitet. Bei seiner Installation wird also darauf geachtet, dass der Anbieter korrekt registriert wird. Die meisten SBLIM-Anbieter sind für SFCB vorbereitet.

35.4.1.1 Klassenrepository

Das Klassenrepository ist der Ort, an dem SFCB Informationen über die CIM-Klassen speichert. Es besteht in der Regel aus einem Verzeichnisbaum mit Namespace-Komponenten. Typische CIM-Namespaces sind root/cimv2 oder root/interop, die in der Regel mit den entsprechenden Verzeichnispfaden des Klassenrepositorys im Dateisystem übereinstimmen:

/var/lib/sfcb/registration/repository/root/cimv2

und

/var/lib/sfcb/registration/repository/root/interop

Jedes Namespace-Verzeichnis enthält die Datei classSchemas. Die Datei enthält eine kompilierte binäre Darstellung aller CIM-Klassen, die unter diesem Namespace registriert sind. Außerdem enthält sie die erforderlichen Informationen über deren CIM-Unterklassen.

Darüber hinaus kann jedes Namespace-Verzeichnis eine Datei mit dem Namen qualifiers enthalten, die alle Qualifizierer des Namespace enthält. Beim Neustart von sfcbd untersucht der Klassenanbieter das Verzeichnis /var/lib/sfcb/registration/repository/ und seine Unterverzeichnisse, um festzustellen, welche Namespaces registriert sind. Danach werden die classSchemas-Dateien entschlüsselt und die Klassenhierarchien der einzelnen Namespaces erstellt.

35.4.1.2 Hinzufügen neuer Klassen

SFCB kann CIM-Klassen nicht online ändern. Zum Hinzufügen, Ändern oder Entfernen von Klassen müssen Sie offline sein und den SFCB-Dienst anschließend mit systemctl restart sfcb neu starten, damit die Änderungen registriert werden.

Zum Speichern der Klassen- und Registrierungsdaten der Anbieter verwendet SFCB einen Zwischenspeicher, den so genannten Staging-Bereich. Auf SUSE® Linux Enterprise Server-Systemen ist dies die Verzeichnisstruktur unter /var/lib/sfcb/stage/.

Zum Hinzufügen eines neuen Anbieters führen Sie die folgenden Schritte aus:

  • Kopieren Sie die Definitionsdateien mit den Anbieterklassen in das Unterverzeichnis ./mofs des Staging-Verzeichnisses (/var/lib/sfcb/stage/mofs).

  • Kopieren Sie die Registrierungsdatei mit den Namen der Klassen, dem Anbietertyp und dem Namen der ausführbaren Bibliotheksdatei in das Unterverzeichnis ./regs.

Das Staging-Verzeichnis enthält zwei Standard-mof-Dateien (Klassendefinitionen): indication.mof und interop.mof. Die MOF-Dateien unter dem Root-Staging-Verzeichnis /var/lib/sfcb/stage/mofs müssen nach der Ausführung des Kommandos sfcbrepos in jeden Namespace kopiert werden. Die Datei interop.mof muss nur in den interop-Namespace kompiliert werden.

Das Verzeichnislayout kann dann wie folgt aussehen:

tux > ls /var/lib/sfcb/stage
default.reg  mofs  regs
tux > ls /var/lib/sfcb/stage/mofs
indication.mof  root
tux > ls /var/lib/sfcb/stage/mofs/root
cimv2  interop  suse  virt
tux > ls -1 /var/lib/sfcb/stage/mofs/root/cimv2 | less
Linux_ABIParameter.mof
Linux_BaseIndication.mof
Linux_Base.mof
Linux_DHCPElementConformsToProfile.mof
Linux_DHCPEntity.mof
[..]
OMC_StorageSettingWithHints.mof
OMC_StorageVolumeDevice.mof
OMC_StorageVolume.mof
OMC_StorageVolumeStorageSynchronized.mof
OMC_SystemStorageCapabilities.mof
tux > ls -1 /var/lib/sfcb/stage/mofs/root/interop
ComputerSystem.mof
ElementConformsToProfile.mof
HostSystem.mof
interop.mof
Linux_DHCPElementConformsToProfile.mof
[..]
OMC_SMIElementSoftwareIdentity.mof
OMC_SMISubProfileRequiresProfile.mof
OMC_SMIVolumeManagementSoftware.mof
ReferencedProfile.mof
RegisteredProfile.mof
tux > ls -1 /var/lib/sfcb/stage/regs
AllocationCapabilities.reg
Linux_ABIParameter.reg
Linux_BaseIndication.reg
Linux_DHCPGlobal.reg
Linux_DHCPRegisteredProfile.reg
[..]
OMC_Base.sfcb.reg
OMC_CopyServices.sfcb.reg
OMC_PowerManagement.sfcb.reg
OMC_Server.sfcb.reg
RegisteredProfile.reg
tux > cat /var/lib/sfcb/stage/regs/Linux_DHCPRegisteredProfile.reg
[Linux_DHCPRegisteredProfile]
   provider: Linux_DHCPRegisteredProfileProvider
   location: cmpiLinux_DHCPRegisteredProfile
   type: instance
   namespace: root/interop
#
[Linux_DHCPElementConformsToProfile]
   provider: Linux_DHCPElementConformsToProfileProvider
   location: cmpiLinux_DHCPElementConformsToProfile
   type: instance association
   namespace: root/cimv2
#
[Linux_DHCPElementConformsToProfile]
   provider: Linux_DHCPElementConformsToProfileProvider
   location: cmpiLinux_DHCPElementConformsToProfile
   type: instance association
   namespace: root/interop

SFCB verwendet für jeden Anbieter eine angepasste Anbieterregistrierungsdatei.

Anmerkung
Anmerkung: Registrierungsdateien von SBLIM-Anbietern

Alle SBLIM-Anbieter der SBLIM-Website enthalten bereits eine Registrierungsdatei, die zur Generierung der für SFCB benötigten .reg-Datei verwendet wird.

Das Format der SFCB-Registrierungsdatei sieht wie folgt aus:

[<class-name>]
   provider: <provide-name>
   location: <library-name>
   type: [instance] [association] [method] [indication]
   group: <group-name>
   unload: never
   namespace: <namespace-for-class> ...

wobei:

<klassenname>

Der Name der CIM-Klasse (erforderlich)

<anbietername>

Der Name des CMPI-Anbieters (erforderlich)

<standortname>

Der Name der Anbieterbibliothek (erforderlich)

type

Der Typ des Anbieters (erforderlich). Hier kann es sich um jede Kombination der folgenden Typen handeln: Instanz, Verknüpfung, Methode oder Bezeichnung.

<gruppenname>

Zur Minimierung der benötigten Laufzeitressourcen können mehrere Anbieter zu Gruppen zusammengefasst und unter einem einzigen Prozess ausgeführt werden. Alle unter dem gleichen <gruppennamen> registrierten Anbieter werden unter dem gleichen Prozess ausgeführt. Standardmäßig wird jeder Anbieter als separater Prozess ausgeführt.

unload

Legt die Richtlinie zum Entladen des Anbieters fest. Zur Zeit wird nur die Option never (nie) unterstützt. Es wird also nicht überprüft, ob der Anbieter leerläuft, er wird daher auch nicht entladen. Standardmäßig wird ein Anbieter dann entladen, wenn er das in der Konfigurationsdatei angegebene Leerlaufzeitlimit überschreitet.

namespace

Eine Liste der Namespaces, für die dieser Anbieter ausgeführt werden kann. Die Liste ist erforderlich, auch wenn hier für die meisten Anbieter root/cimv2 angegeben werden kann.

Wenn sich alle Klassendefinitionen und Anbieterregistrierungsdateien im Staging-Bereich befinden, müssen Sie das SFCB-Klassenrepository mit dem Kommando sfcbrepos -f neu erstellen.

Auf diese Weise können Sie Klassen hinzufügen, ändern oder entfernen. Nach der Neuerstellung des Klassenrepositorys müssen Sie SFCB mit dem Kommando systemctl restart sfcb neu starten.

Als Alternative enthält das SFCB-Paket ein Dienstprogramm, mit dem die MOF-Klassen- und Registrierungsdateien der Anbieter in die richtigen Verzeichnisse des Staging-Bereichs kopiert werden können.

sfcbstage -r [anbieter.reg] [klasse1.mof] [klasse2.mof] ...

Auch nach Ausführung dieses Kommandos müssen Sie das Klassenrepository neu erstellen und den SFCB-Dienst neu starten.

35.4.2 Testen von SFCB

Das SFCB-Paket enthält die beiden Testskripte wbemcat und xmltest.

wbemcat sendet CIM-XML-Raw-Daten via HTTP-Protokoll an den angegebenen SFCB-Host (standardmäßig „localhost“), der Port 5988 überwacht. Danach zeigt es die zurückgegebenen Ergebnisse an. Die folgende Datei enthält die CIM-XML-Darstellung einer EnumerateClasses-Standardanforderung:

<?xml version="1.0" encoding="utf-8"?>
<CIM CIMVERSION="2.0" DTDVERSION="2.0">
  <MESSAGE ID="4711" PROTOCOLVERSION="1.0">
    <SIMPLEREQ>
      <IMETHODCALL NAME="EnumerateClasses">
        <LOCALNAMESPACEPATH>
          <NAMESPACE NAME="root"/>
          <NAMESPACE NAME="cimv2"/>
        </LOCALNAMESPACEPATH>
        <IPARAMVALUE NAME="ClassName">
          <CLASSNAME NAME=""/>
        </IPARAMVALUE>
        <IPARAMVALUE NAME="DeepInheritance">
          <VALUE>TRUE</VALUE>
        </IPARAMVALUE>
        <IPARAMVALUE NAME="LocalOnly">
          <VALUE>FALSE</VALUE>
        </IPARAMVALUE>
        <IPARAMVALUE NAME="IncludeQualifiers">
          <VALUE>FALSE</VALUE>
        </IPARAMVALUE>
        <IPARAMVALUE NAME="IncludeClassOrigin">
          <VALUE>TRUE</VALUE>
        </IPARAMVALUE>
      </IMETHODCALL>
    </SIMPLEREQ>
  </MESSAGE>
</CIM>

Wenn diese Anforderung an den SFCB CIMOM gesendet wird, gibt sie eine Liste aller unterstützten Klassen zurück, für die Anbieter registriert sind. Sie speichern die Datei nun zum Beispiel unter dem Dateinamen cim_xml_test.xml.

tux > wbemcat cim_xml_test.xml | less
HTTP/1.1 200 OK
Content-Type: application/xml; charset="utf-8"
Content-Length: 337565
Cache-Control: no-cache
CIMOperation: MethodResponse

<?xml version="1.0" encoding="utf-8" ?>
<CIM CIMVERSION="2.0" DTDVERSION="2.0">
<MESSAGE ID="4711" PROTOCOLVERSION="1.0">
<SIMPLERSP>
<IMETHODRESPONSE NAME="EnumerateClasses">
[..]
<CLASS NAME="Linux_DHCPParamsForEntity" SUPERCLASS="CIM_Component">
<PROPERTY.REFERENCE NAME="GroupComponent" REFERENCECLASS="Linux_DHCPEntity">
</PROPERTY.REFERENCE>
<PROPERTY.REFERENCE NAME="PartComponent" REFERENCECLASS="Linux_DHCPParams">
</PROPERTY.REFERENCE>
</CLASS>
</IRETURNVALUE>
</IMETHODRESPONSE>
</SIMPLERSP>
</MESSAGE>
</CIM>

Welche Klassen aufgelistet werden, richtet sich nach den auf Ihrem System installierten Anbietern.

Auch das zweite Skript xmltest sendet eine CIM-XML-Raw-Testdatei an den SFCB CIMOM. Danach vergleicht es die zurückgegebenen Ergebnisse mit einer zuvor gespeicherten OK-Ergebnisdatei. Falls noch keine passende OK-Datei vorhanden ist, wird diese für den späteren Gebrauch erstellt:

tux > xmltest cim_xml_test.xml
Running test cim_xml_test.xml ... OK
        Saving response as cim_xml_test.OK
root # xmltest cim_xml_test.xml
Running test cim_xml_test.xml ... Passed

35.4.3 CIM-Kommandozeilenclient: wbemcli

Neben wbemcat und xmltest enthält das SBLIM-Projekt den erweiterten CIM-Kommandozeilenclient wbemcli. Der Client sendet CIM-Anforderungen an den SFCB-Server und zeigt die zurückgegebenen Ergebnisse an. Er ist unabhängig von der CIMOM-Bibliothek und kann mit allen WBEM-konformen Implementierungen verwendet werden.

Wenn Sie zum Beispiel alle von den auf Ihrem SFCB registrierten SBLIM-Anbietern implementierten Klassen auflisten wollen, senden Sie eine EnumerateClasses-Anforderung (siehe Beispiel) an den SFCB:

tux > wbemcli -dx ec http://localhost/root/cimv2
To server: <?xml version="1.0" encoding="utf-8" ?>
<CIM CIMVERSION="2.0" DTDVERSION="2.0">
<MESSAGE ID="4711" PROTOCOLVERSION="1.0"><SIMPLEREQ><IMETHODCALL \
    NAME="EnumerateClasses"><LOCALNAMESPACEPATH><NAMESPACE NAME="root"> \
    </NAMESPACE><NAMESPACE NAME="cimv2"></NAMESPACE> \
    </LOCALNAMESPACEPATH>
<IPARAMVALUE NAME="DeepInheritance"><VALUE>TRUE</VALUE> \
    </IPARAMVALUE>
<IPARAMVALUE NAME="LocalOnly"><VALUE>FALSE</VALUE></IPARAMVALUE>
<IPARAMVALUE NAME="IncludeQualifiers"><VALUE>FALSE</VALUE> \
    </IPARAMVALUE>
<IPARAMVALUE NAME="IncludeClassOrigin"><VALUE>TRUE</VALUE> \
    </IPARAMVALUE>
</IMETHODCALL></SIMPLEREQ>
</MESSAGE></CIM>
From server: Content-Type: application/xml; charset="utf-8"
From server: Content-Length: 337565
From server: Cache-Control: no-cache
From server: CIMOperation: MethodResponse
From server: <?xml version="1.0" encoding="utf-8" ?>
<CIM CIMVERSION="2.0" DTDVERSION="2.0">
<MESSAGE ID="4711" PROTOCOLVERSION="1.0">
<SIMPLERSP>
<IMETHODRESPONSE NAME="EnumerateClasses">
<IRETURNVALUE>
<CLASS NAME="CIM_ResourcePool" SUPERCLASS="CIM_LogicalElement">
<PROPERTY NAME="Generation" TYPE="uint64">
</PROPERTY>
<PROPERTY NAME="ElementName" TYPE="string">
</PROPERTY>
<PROPERTY NAME="Description" TYPE="string">
</PROPERTY>
<PROPERTY NAME="Caption" TYPE="string">
</PROPERTY>
<PROPERTY NAME="InstallDate" TYPE="datetime">
</PROPERTY>
[..]
<CLASS NAME="Linux_ReiserFileSystem" SUPERCLASS="CIM_UnixLocalFileSystem">
<PROPERTY NAME="FSReservedCapacity" TYPE="uint64">
</PROPERTY>
<PROPERTY NAME="TotalInodes" TYPE="uint64">
</PROPERTY>
<PROPERTY NAME="FreeInodes" TYPE="uint64">
</PROPERTY>
<PROPERTY NAME="ResizeIncrement" TYPE="uint64">
<VALUE>0</VALUE>
</PROPERTY>
<PROPERTY NAME="IsFixedSize" TYPE="uint16">
<VALUE>0</VALUE>
</PROPERTY>
[..]

Die Option -dx zeigt den tatsächlichen XML-Text an, der von wbemcli an den SFCB gesendet wurde, und den tatsächlich zurückgegebenen XML-Text. Im oben gezeigten Beispiel wurde als erste von zahlreichen Klassen CIM_ResourcePool zurückgegeben, gefolgt von Linux_ReiserFileSystem. Ähnliche Einträge werden auch für alle anderen registrierten Klassen zurückgegeben.

Ohne die Option -dx zeigt wbemcli lediglich eine kompakte Darstellung der zurückgegebenen Daten an:

tux > wbemcli ec http://localhost/root/cimv2
localhost:5988/root/cimv2:CIM_ResourcePool Generation=,ElementName=, \
    Description=,Caption=,InstallDate=,Name=,OperationalStatus=, \
    StatusDescriptions=,Status=,HealthState=,PrimaryStatus=, \
    DetailedStatus=,OperatingStatus=,CommunicationStatus=,InstanceID=, \
    PoolID=,Primordial=,Capacity=,Reserved=,ResourceType=, \
    OtherResourceType=,ResourceSubType=, \AllocationUnits=
localhost:5988/root/cimv2:Linux_ReiserFileSystem FSReservedCapacity=, \
    TotalInodes=,FreeInodes=,ResizeIncrement=,IsFixedSize=,NumberOfFiles=, \
    OtherPersistenceType=,PersistenceType=,FileSystemType=,ClusterSize=, \
    MaxFileNameLength=,CodeSet=,CasePreserved=,CaseSensitive=, \
    CompressionMethod=,EncryptionMethod=,ReadOnly=,AvailableSpace=, \
    FileSystemSize=,BlockSize=,Root=,Name=,CreationClassName=,CSName=, \
    CSCreationClassName=,Generation=,ElementName=,Description=,Caption=, \
    InstanceID=,InstallDate=,OperationalStatus=,StatusDescriptions=, \
    Status=,HealthState=,PrimaryStatus=,DetailedStatus=,OperatingStatus= \
    ,CommunicationStatus=,EnabledState=,OtherEnabledState=,RequestedState= \
    ,EnabledDefault=,TimeOfLastStateChange=,AvailableRequestedStates=, \
    TransitioningToState=,PercentageSpaceUse=
    [..]

35.5 Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zu WBEM und SFCB finden Sie auf folgenden Websites:
http://www.dmtf.org

Website der Distributed Management Task Force

http://www.dmtf.org/standards/wbem/

Website zu Web-Based Enterprise Management (WBEM)

http://www.dmtf.org/standards/cim/

Website zu Common Information Model (CIM)

http://sblim.wiki.sourceforge.net/

Website zu Standards Based Linux Instrumentation (SBLIM)

http://sblim.sourceforge.net/wiki/index.php/Sfcb

Website zu Small Footprint CIM Broker (SFCB)

http://sblim.sourceforge.net/wiki/index.php/Providers

SBLIM-Anbieterpakete

Teil V Mobile Computer

  • 36 Mobile Computernutzung mit Linux
  • Die mobile Computernutzung wird meist mit Notebooks, PDAs, Mobiltelefonen (und dem Datenaustausch zwischen diesen Geräten) in Verbindung gebracht. An Notebooks oder Desktop-Systeme können aber auch mobile Hardware-Komponenten, wie externe Festplatten, Flash-Laufwerke und Digitalkameras, angeschlossen sein. Ebenso zählen zahlreiche Software-Komponenten zu den Bestandteilen mobiler Computerszenarien und einige Anwendungen sind sogar speziell für die mobile Verwendung vorgesehen.

  • 37 Verwendung von NetworkManager
  • NetworkManager ist die ideale Lösung für Notebooks und andere portable Computer. Es unterstützt die neuesten Verschlüsselungstypen und Standards für Netzwerkverbindungen, einschließlich Verbindungen zu Netzwerken, die nach 802.1X geschützt sind. 802.1X ist die „anschlussbasierte Netzwerkzugriffssteu…

  • 38 Energieverwaltung
  • Die in diesem Kapitel beschriebenen Funktionen und Hardware-Elemente sind auf IBM Z-Plattformen nicht vorhanden. Das Kapitel ist für diese Plattformen daher irrelevant.

36 Mobile Computernutzung mit Linux

Die mobile Computernutzung wird meist mit Notebooks, PDAs, Mobiltelefonen (und dem Datenaustausch zwischen diesen Geräten) in Verbindung gebracht. An Notebooks oder Desktop-Systeme können aber auch mobile Hardware-Komponenten, wie externe Festplatten, Flash-Laufwerke und Digitalkameras, angeschlossen sein. Ebenso zählen zahlreiche Software-Komponenten zu den Bestandteilen mobiler Computerszenarien und einige Anwendungen sind sogar speziell für die mobile Verwendung vorgesehen.

36.1 Notebooks

Die Hardware von Notebooks unterscheidet sich von der eines normalen Desktopsystems. Dies liegt daran, dass Kriterien wie Austauschbarkeit, Platzanforderungen und Energieverbrauch berücksichtigt werden müssen. Die Hersteller von mobiler Hardware haben Standardschnittstellen wie PCMCIA (Personal Computer Memory Card International Association), Mini PCI und Mini PCIe entwickelt, die zur Erweiterung der Hardware von Laptops verwendet werden können. Dieser Standard bezieht sich auf Speicherkarten, Netzwerkschnittstellenkarten und externe Festplatten.

36.1.1 Energieeinsparung

Durch die Integration von energieoptimierten Systemkomponenten bei der Herstellung von Notebooks erhöht sich die Eignung der Geräte für die Verwendung ohne Zugang zum Stromnetz. Ihr Beitrag zur Energieeinsparung ist mindestens so wichtig wie der des Betriebssystems. SUSE® Linux Enterprise Server unterstützt verschiedene Methoden, die den Energieverbrauch eines Notebooks steuern und sich bei Akkubetrieb auf die Betriebsdauer auswirken. In der folgenden Liste werden die Möglichkeiten zur Energieeinsparung in absteigender Reihenfolge ihrer Wirksamkeit angegeben:

  • Drosselung der CPU-Geschwindigkeit.

  • Ausschalten der Anzeigebeleuchtung während Pausen.

  • Manuelle Anpassung der Anzeigebeleuchtung.

  • Ausstecken nicht verwendeter, Hotplug-fähiger Zubehörteile (USB-CD-ROM, externe Maus, nicht verwendete PCMCIA-Karten usw.).

  • Ausschalten der Festplatte im Ruhezustand.

Ausführliche Hintergrundinformationen zur Energieverwaltung in SUSE Linux Enterprise Server finden Sie in Kapitel 38, Energieverwaltung.

36.1.2 Integration in unterschiedlichen Betriebsumgebungen

Ihr System muss sich an unterschiedliche Betriebsumgebungen anpassen können, wenn es für mobile Computernutzung verwendet werden soll. Viele Dienste hängen von der Umgebung ab und die zugrunde liegenden Clients müssen neu konfiguriert werden. SUSE Linux Enterprise Server übernimmt diese Aufgabe für Sie.

Integrieren eines mobilen Computers in eine bestehende Umgebung
Abbildung 36.1: Integrieren eines mobilen Computers in eine bestehende Umgebung

Bei einem Notebook beispielsweise, das zwischen einem kleinen Heimnetzwerk zu Hause und einem Firmennetzwerk hin und her pendelt, sind folgende Dienste betroffen:

Netzwerk

Dazu gehören IP-Adresszuweisung, Namensauflösung, Internet-Konnektivität und Konnektivität mit anderen Netzwerken.

Druckvorgang

Die aktuelle Datenbank der verfügbaren Drucker und ein verfügbarer Druckserver (abhängig vom Netzwerk) müssen vorhanden sein.

E-Mail und Proxys

Wie beim Drucken muss die Liste der entsprechenden Server immer aktuell sein.

X (Grafische Umgebung)

Wenn Ihr Notebook zeitweise an einen Projektor oder einen externen Monitor angeschlossen ist, müssen verschiedene Anzeigekonfigurationen verfügbar sein.

SUSE Linux Enterprise Server bietet mehrere Möglichkeiten, Laptops in vorhandene Betriebsumgebungen zu integrieren:

NetworkManager

NetworkManager bietet die Möglichkeit, einfach und automatisch zwischen Netzwerkumgebungen oder unterschiedlichen Netzwerktypen, wie mobiles Breitband (GPRS, EDGE oder 3G), WLAN und Ethernet zu wechseln. NetworkManager unterstützt die WEP- und WPA-PSK-Verschlüsselung in drahtlosen LANs. Auch DFÜ-Verbindungen werden unterstützt. Der GNOME-Desktop bietet ein Frontend für NetworkManager. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 37.3, „Konfigurieren von Netzwerkverbindungen“.

Tabelle 36.1: Anwendungsbeispiele für den NetworkManager

Computer

Verwendung des NetworkManagers

Der Computer ist ein Notebook.

Ja

Der Computer wird mit verschiedenen Netzwerken verbunden.

Ja

Der Computer stellt Netzwerkdienste bereit (z. B. DNS oder DHCP).

Nein

Der Computer hat eine statische IP-Adresse.

Nein

Verwenden Sie die Werkzeuge von YaST zur Konfiguration der Netzwerkverbindungen, wenn die Netzwerkkonfiguration nicht automatisch vom NetworkManager übernommen werden soll.

Tipp
Tipp: DNS-Konfiguration und verschiedene Arten von Netzwerkverbindungen

Wenn Sie oft mit Ihrem Laptop reisen und zwischen verschiedenen Arten von Netzwerkverbindungen wechseln, funktioniert NetworkManager gut, wenn alle DNS-Adressen korrekt mit DHCP zugewiesen wurden. Wenn einige Verbindungen statische DNS-Adressen verwenden, fügen Sie sie zur Option NETCONFIG_DNS_STATIC_SERVERS in /etc/sysconfig/network/config hinzu.

SLP

Das Service Location Protocol (SLP) vereinfacht die Verbindung eines Notebooks mit einem bestehenden Netzwerk. Ohne SLP benötigt der Administrator eines Notebooks normalerweise detaillierte Kenntnisse über die im Netzwerk verfügbaren Dienste. SLP sendet die Verfügbarkeit eines bestimmten Diensttyps an alle Clients in einem lokalen Netzwerk. Anwendungen, die SLP unterstützen, können die von SLP weitergeleiteten Informationen verarbeiten und automatisch konfiguriert werden. SLP kann auch zur Installation eines Systems verwendet werden und minimiert dabei den Aufwand bei der Suche nach einer geeigneten Installationsquelle. Weitere Informationen zu SLP finden Sie unter Kapitel 31, SLP.

36.1.3 Software-Optionen

Bei der mobilen Nutzung gibt es verschiedene Aufgabenbereiche, die von dedizierter Software abgedeckt werden: Systemüberwachung (insbesondere der Ladezustand des Akkus), Datensynchronisierung sowie drahtlose Kommunikation mit angeschlossenen Geräten und dem Internet. In den folgenden Abschnitten werden die wichtigsten Anwendungen behandelt, die SUSE Linux Enterprise Server für jede Aufgabe bietet.

36.1.3.1 Systemüberwachung

SUSE Linux Enterprise Server umfasst zwei Werkzeuge zur Systemüberwachung:

Energieverwaltung

Power-Management ist eine Anwendung für die Einstellung der mit der Energieeinsparung zusammenhängenden Verhaltensweisen des GNOME-Desktops. Diese Anwendung finden Sie in der Regel unter Rechner › Kontrollzentrum › System › Power-Management.

Systemmonitor

Der Systemmonitor fasst messbare Systemparameter in einer Überwachungsumgebung zusammen. Die Informationen werden standardmäßig auf drei Karteireitern ausgegeben. Processes (Prozesse) enthält detaillierte Informationen zu den aktuell ausgeführten Prozessen, wie CPU-Last, Speicherauslastung oder Prozess-ID und Priorität. Die Präsentation und Filterung der erfassten Daten kann angepasst werden – um einen neuen Typ von Prozessinformationen hinzuzufügen, klicken Sie mit der linken Maustaste auf die Kopfzeile der Tabelle, und wählen Sie die Spalte aus, die Sie zur Ansicht hinzufügen oder daraus ausblenden möchten. Es ist auch möglich, verschiedene Systemparameter auf verschiedenen Datenseiten zu überwachen oder die Daten von mehreren Computern parallel über das Netzwerk zu sammeln. Auf dem Karteireiter Ressourcen wird die CPU-, Arbeitsspeicher- und Netzwerkauslastung grafisch dargestellt, und der Karteireiter Dateisystem enthält eine Liste aller Partitionen und ihrer Nutzung.

36.1.3.2 Datensynchronisierung

Beim ständigen Wechsel zwischen der Arbeit auf einem mobilen Computer, der vom Netzwerk getrennt ist, und der Arbeit an einer vernetzten Arbeitsstation in einem Büro müssen die verarbeiteten Daten stets auf allen Instanzen synchronisiert sein. Dazu gehören E-Mail-Ordner, Verzeichnisse und einzelne Dateien, die für die Arbeit unterwegs und im Büro vorliegen müssen. Die Lösung sieht für beide Fälle folgendermaßen aus:

Synchronisieren von E-Mail

Verwenden eines IMAP-Kontos zum Speichern der E-Mails im Firmennetzwerk. Greifen Sie dann auf die E-Mails vom Arbeitsplatzrechner aus über einen beliebigen, nicht verbundenen IMAP-fähigen E-Mail-Client wie Mozilla Thunderbird oder Evolution zu, wie im Book “GNOME-Benutzerhandbuch beschrieben. Der E-Mail-Client muss so konfiguriert sein, dass für Gesendete Nachrichten immer derselbe Ordner aufgerufen wird. Dadurch wird gewährleistet, dass nach Abschluss der Synchronisierung alle Nachrichten mit den zugehörigen Statusinformationen verfügbar sind. Verwenden Sie zum Senden von Nachrichten einen im Mail-Client implementierten SMTP-Server anstatt des systemweiten MTA-Postfix oder Sendmail, um zuverlässige Rückmeldungen über nicht gesendete Mail zu erhalten.

Synchronisieren von Dateien und Verzeichnissen

Es gibt mehrere Dienstprogramme, die sich für die Synchronisierung von Daten zwischen Notebook und Arbeitsstation eignen. Am meisten verwendet wird ein Kommandozeilen-Tool namens rsync. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf dessen man-Seite man 1 rsync).

36.1.3.3 Drahtlose Kommunikation: WLAN

WLAN weist unter diesen drahtlosen Technologien die größte Reichweite auf und ist daher das einzige System, das für den Betrieb großer und zuweilen sogar räumlich getrennter Netzwerke geeignet ist. Einzelne Computer können untereinander eine Verbindung herstellen und so ein unabhängiges drahtloses Netzwerk bilden oder auf das Internet zugreifen. Als Zugriffspunkte bezeichnete Geräte können als Basisstationen für WLAN-fähige Geräte und als Zwischengeräte für den Zugriff auf das Internet fungieren. Ein mobiler Benutzer kann zwischen verschiedenen Zugriffspunkten umschalten, je nachdem, welcher Zugriffspunkt die beste Verbindung aufweist. Wie bei der Mobiltelefonie steht WLAN-Benutzern ein großes Netzwerk zur Verfügung, ohne dass sie für den Zugriff an einen bestimmten Standort gebunden sind.

WLAN-Karten kommunizieren über den 802.11-Standard, der von der IEEE-Organisation festgelegt wurde. Ursprünglich sah dieser Standard eine maximale Übertragungsrate von 2 MBit/s vor. Inzwischen wurden jedoch mehrere Ergänzungen hinzugefügt, um die Datenrate zu erhöhen. Diese Ergänzungen definieren Details wie Modulation, Übertragungsleistung und Übertragungsraten (siehe Tabelle 36.2, „Überblick über verschiedene WLAN-Standards“). Zusätzlich implementieren viele Firmen Hardware mit herstellerspezifischen Funktionen oder Funktionsentwürfen.

Tabelle 36.2: Überblick über verschiedene WLAN-Standards

Name (802.11)

Frequenz (GHz)

Maximale Übertragungsrate (MBit/s)

Hinweis

a

5

54

Weniger anfällig für Interferenzen

b

2.4

11

Weniger üblich

g

2.4

54

Weit verbreitet, abwärtskompatibel mit 11b

n

2.4 und/oder 5

300

Common

ac

5

bis zu etwa 865 

Weite Verbreitung bis 2015 erwartet

ad

60

bis zu etwa 7000

2012 veröffentlicht, derzeit weniger gebräuchlich; in SUSE Linux Enterprise Server nicht unterstützt

802.11-Legacy-Karten werden in SUSE® Linux Enterprise Server nicht unterstützt. Die meisten Karten mit 802.11 a/b/g/n werden unterstützt. Neuere Karten entsprechen in der Regel dem Standard 802.11n, Karten, die 802.11g verwenden, sind jedoch noch immer erhältlich.

36.1.3.3.1 Betriebsmodi

Bei der Arbeit mit drahtlosen Netzwerken werden verschiedene Verfahren und Konfigurationen verwendet, um schnelle, qualitativ hochwertige und sichere Verbindungen herzustellen. In der Regel arbeitet Ihre WLAN-Karte im Modus „Verwaltet“. Für die unterschiedlichen Betriebsarten sind allerdings unterschiedliche Einrichtungen erforderlich. Drahtlose Netzwerke lassen sich in vier Netzwerkmodi klassifizieren:

Modus „Verwaltet“ (Infrastrukturmodus) über Zugriffspunkt (Standardmodus)

Verwaltete Netzwerke verfügen über ein verwaltendes Element: den Zugriffspunkt In diesem Modus (auch als Infrastrukturmodus oder Standardmodus bezeichnet) laufen alle Verbindungen der WLAN-Stationen im Netzwerk über den Zugriffspunkt, der auch als Verbindung zu einem Ethernet fungieren kann. Um sicherzustellen, dass nur autorisierte Stationen eine Verbindung herstellen können, werden verschiedene Authentifizierungsverfahren (WPA usw.) verwendet. Dies ist zudem der Hauptmodus, bei dem der niedrigste Energieverbrauch entsteht.

Ad-hoc-Modus (Peer-To-Peer-Netzwerk)

Ad-hoc-Netzwerke weisen keinen Zugriffspunkt auf. Die Stationen kommunizieren direkt miteinander, daher ist ein Ad-hoc-Netzwerk in der Regel langsamer als ein verwaltetes Netzwerk. Übertragungsbereich und Anzahl der teilnehmenden Stationen sind jedoch in Ad-hoc-Netzwerken stark eingeschränkt. Sie unterstützen auch keine WPA-Authentifizierung. Nicht alle Karten können außerdem den Ad-hoc-Modus zuverlässig unterstützen.

Master-Modus

Im Master-Modus fungiert die WLAN-Karte als Zugriffspunkt (sofern die Karte diesen Modus unterstützt). Details zu Ihrer WLAN-Karte finden Sie unter http://linux-wless.passys.nl.

Mesh-Modus

WLAN-Mesh-Netzwerke sind in einer Mesh-Topologie angeordnet. Die Verbindung eines WLAN-Mesh-Netzwerks wird auf alle WLAN-Mesh-Knoten verteilt. Jeder Knoten, der zu diesem Netzwerk gehört, ist mit anderen Knoten verbunden, so dass die Verbindung gemeinsam von allen Knoten genutzt wird (und dies durchaus auch in einem großen Bereich). (In SLE12 nicht unterstützt.)

36.1.3.3.2 Authentifizierung

Da ein drahtloses Netzwerk wesentlich leichter abgehört und manipuliert werden kann als ein Kabelnetzwerk, beinhalten die verschiedenen Standards Authentifizierungs- und Verschlüsselungsmethoden.

Ältere WLAN-Karten unterstützen lediglich WEP (Wired Equivalent Privacy). Da sich WEP jedoch als unsicher herausgestellt hat, hat die WLAN-Branche die Erweiterung WPA definiert, bei dem die Schwächen von WEP ausgemerzt sein sollen. WPA (teilweise synonym mit WPA2) sollte als standardmäßige Authentifizierungsmethode genutzt werden.

In der Regel kann der Benutzer die Authentifizierungsmethode nicht wählen. Wird eine Karte beispielsweise im Modus „Verwaltet“ betrieben, so wird die Authentifizierung durch den Zugriffspunkt festgelegt. In NetworkManager wird die Authentifizierungsmethode angezeigt.

36.1.3.3.3 Verschlüsselung

Es gibt verschiedene Verschlüsselungsmethoden, mit denen sichergestellt werden soll, dass keine nicht autorisierten Personen die in einem drahtlosen Netzwerk ausgetauschten Datenpakete lesen oder Zugriff auf das Netzwerk erlangen können:

WEP (in IEEE 802.11 definiert)

Dieser Standard nutzt den Verschlüsselungsalgorithmus RC4, der ursprünglich eine Schlüssellänge von 40 Bit aufwies, später waren auch 104 Bit möglich. Die Länge wird häufig auch als 64 Bit bzw. 128 Bit angegeben, je nachdem, ob die 24 Bit des Initialisierungsvektors mitgezählt werden. Dieser Standard weist jedoch eigene Schwächen auf. Angriffe gegen von diesem System erstellte Schlüssel können erfolgreich sein. Nichtsdestoweniger ist es besser, WEP zu verwenden, als das Netzwerk nicht zu verschlüsseln.

Einige Hersteller haben Dynamic WEP implementiert, das nicht dem Standard entspricht. Es funktioniert exakt wie WEP und weist dieselben Schwächen auf, außer dass der Schlüssel regelmäßig von einem Schlüsselverwaltungsdienst geändert wird.

TKIP (in WPA/IEEE 802.11i definiert)

Dieses im WPA-Standard definierte Schlüsselverwaltungsprotokoll verwendet denselben Verschlüsselungsalgorithmus wie WEP, weist jedoch nicht dessen Schwächen auf. Da für jedes Datenpaket ein neuer Schlüssel erstellt wird, sind Angriffe gegen diese Schlüssel vergebens. TKIP wird in Verbindung mit WPA-PSK eingesetzt.

CCMP (in IEEE 802.11i definiert)

CCMP beschreibt die Schlüsselverwaltung. Normalerweise wird sie in Verbindung mit WPA-EAP verwendet, sie kann jedoch auch mit WPA-PSK eingesetzt werden. Die Verschlüsselung erfolgt gemäß AES und ist stärker als die RC4-Verschlüsselung des WEP-Standards.

36.1.3.4 Drahtlose Kommunikation: Bluetooth

Bluetooth weist das breiteste Anwendungsspektrum von allen drahtlosen Technologien auf. Es kann, ebenso wie IrDA, für die Kommunikation zwischen Computern (Notebooks) und PDAs oder Mobiltelefonen verwendet werden. Außerdem kann es zur Verbindung mehrerer Computer innerhalb des zulässigen Bereichs verwendet werden. Des Weiteren wird Bluetooth zum Anschluss drahtloser Systemkomponenten, beispielsweise Tastatur oder Maus, verwendet. Die Reichweite dieser Technologie reicht jedoch nicht aus, um entfernte Systeme über ein Netzwerk zu verbinden. WLAN ist die optimale Technologie für die Kommunikation durch physische Hindernisse, wie Wände.

36.1.3.5 Drahtlose Kommunikation: IrDA

IrDA ist die drahtlose Technologie mit der kürzesten Reichweite. Beide Kommunikationspartner müssen sich in Sichtweite voneinander befinden. Hindernisse, wie Wände, können nicht überwunden werden. Eine mögliche Anwendung von IrDA ist die Übertragung einer Datei von einem Notebook auf ein Mobiltelefon. Die kurze Entfernung zwischen Notebook und Mobiltelefon wird mit IrDa überbrückt. Die Langstreckenübertragung der Datei an den Empfänger erfolgt über das mobile Netzwerk. Ein weiterer Anwendungsbereich von IrDA ist die drahtlose Übertragung von Druckaufträgen im Büro.

36.1.4 Datensicherheit

Idealerweise schützen Sie die Daten auf Ihrem Notebook mehrfach gegen unbefugten Zugriff. Mögliche Sicherheitsmaßnahmen können in folgenden Bereichen ergriffen werden:

Schutz gegen Diebstahl

Schützen Sie Ihr System stets nach Möglichkeit gegen Diebstahl. Im Einzelhandel ist verschiedenes Sicherheitszubehör, wie beispielsweise Ketten, verfügbar.

Komplexe Authentifizierung

Verwenden Sie die biometrische Authentifizierung zusätzlich zur standardmäßigen Authentifizierung über Anmeldung und Passwort. SUSE Linux Enterprise Server unterstützt die Authentifizierung per Fingerabdruck.

Sichern der Daten auf dem System

Wichtige Daten sollten nicht nur während der Übertragung, sondern auch auf der Festplatte verschlüsselt sein. Dies gewährleistet die Sicherheit der Daten im Falle eines Diebstahls. Die Erstellung einer verschlüsselten Partition mit SUSE Linux Enterprise Server wird in Book “Security and Hardening Guide”, Chapter 12 “Encrypting Partitions and Files” beschrieben. Es ist außerdem möglich, verschlüsselte Home-Verzeichnisse beim Hinzufügen des Benutzers mit YaST zu erstellen.

Wichtig
Wichtig: Datensicherheit und Suspend to Disk

Verschlüsselte Partitionen werden bei Suspend to Disk nicht ausgehängt. Daher sind alle Daten auf diesen Partitionen für jeden verfügbar, dem es gelingt, die Hardware zu stehlen und einen Resume-Vorgang für die Festplatte durchführt.

Netzwerksicherheit

Jeder Datentransfer muss sicher erfolgen, unabhängig von der Übertragungsart. Allgemeine, Linux und Netzwerke betreffende Sicherheitsrisiken sind in Book “Security and Hardening Guide”, Chapter 1 “Security and Confidentiality” beschrieben.

36.2 Mobile Hardware

SUSE Linux Enterprise Server unterstützt die automatische Erkennung mobiler Speichergeräte über FireWire (IEEE 1394) oder USB. Der Ausdruck mobiles Speichergerät bezieht sich auf jegliche Arten von FireWire- oder USB-Festplatten, Flash-Laufwerken oder Digitalkameras. Alle Geräte werden automatisch erkannt und konfiguriert, wenn sie mit dem System über die entsprechende Schnittstelle verbunden werden. Der Dateimanager in GNOME ermöglicht die flexible Handhabung von mobilen Hardwaregeräten. Zum sicheren Aushängen dieser Medien verwenden Sie die GNOME-Funktion Unmount Volume (Volumen aushängen) im Dateimanager. Weitere Informationen finden Sie unter Book “GNOME-Benutzerhandbuch.

Externe Festplatten (USB und FireWire)

Wenn eine externe Festplatte ordnungsgemäß vom System erkannt wird, wird das zugehörige Symbol in der Dateiverwaltung angezeigt. Durch Klicken auf das Symbol wird der Inhalt des Laufwerks angezeigt. Sie können hier Verzeichnisse und Dateien erstellen, bearbeiten und löschen. Möchten Sie eine Festplatte umbenennen, wählen Sie das entsprechende Menüelement aus dem Kontextmenü aus, das sich bei einem Rechtsklick öffnet. Die Namensänderung wird nur im Dateimanager angezeigt. Der Deskriptor, durch den das Gerät in /media eingehängt wurde, bleibt unbeeinflusst.

USB-Flash-Laufwerke

Diese Geräte werden vom System genau wie externe Festplatten behandelt. Ebenso können Sie die Einträge im Dateimanager umbenennen.

36.3 Mobilgeräte (Smartphones und Tablets)

Ein Desktop-System oder ein Laptop kann mit Mobilgeräten über Bluetooth, WLAN oder eine direkte USB-Verbindung kommunizieren. Die Auswahl der Verbindungsmethode ist abhängig vom Modell des Mobilgeräts und von Ihren jeweiligen Anforderungen. Wenn Sie ein Mobilgerät über USB mit einem Desktop-System oder einem Laptop verbinden, können Sie mit dem Gerät in der Regel ebenso wie mit herkömmlichem externem Speicher arbeiten. Über eine Bluetooth- oder WLAN-Verbindung können Sie direkt vom Desktop-System oder Laptop aus mit dem Mobilgerät interagieren und seine Funktionen steuern. Es stehen verschiedene grafische Open-Source-Oberflächen für die Steuerung des verbundenen Geräts zur Auswahl (insbesondere KDE Connect und GSConnect).

37 Verwendung von NetworkManager

NetworkManager ist die ideale Lösung für Notebooks und andere portable Computer. Es unterstützt die neuesten Verschlüsselungstypen und Standards für Netzwerkverbindungen, einschließlich Verbindungen zu Netzwerken, die nach 802.1X geschützt sind. 802.1X ist die anschlussbasierte Netzwerkzugriffssteuerung des IEEE-Standards für lokale und innerstädtische Netzwerke. Wenn Sie viel unterwegs sind und NetworkManager verwenden, brauchen Sie keine Gedanken mehr an die Konfiguration von Netzwerkschnittstellen und den Wechsel zwischen verkabelten und drahtlosen Netzwerken zu verschwenden. NetworkManager kann automatisch eine Verbindung zu bekannten drahtlosen Netzwerken aufbauen oder mehrere Netzwerkverbindungen parallel verwalten – die schnellste Verbindung wird in diesem Fall als Standard verwendet. Darüber hinaus können Sie zwischen verfügbaren Netzwerken manuell wechseln und Ihre Netzwerkverbindung über ein Miniprogramm im Systemabschnitt der Kontrollleiste verwalten.

Anstelle nur einer Verbindung können mehrere Verbindungen gleichzeitig aktiv sein. Dies ermöglicht Ihnen, Ihr Notebook von einem Ethernet zu trennen und drahtlos verbunden zu bleiben.

37.1 Anwendungsbeispiele für den NetworkManager

NetworkManager enthält eine ausgereifte und intuitive Bedienoberfläche, über die Benutzer mühelos zwischen Netzwerkumgebungen wechseln können. In den folgenden Fällen ist der NetworkManager jedoch ungeeignet:

  • Ihr Computer stellt Netzwerkdienste für andere Computer in Ihrem Netzwerk bereit (es handelt sich zum Beispiel um einen DHCP- oder DNS-Server)

  • Ihr Computer ist ein Xen-Server oder Ihr System ein virtuelles System innerhalb von Xen.

37.2 Aktivieren oder Deaktivieren von NetworkManager

Auf Notebook-Computern ist NetworkManager standardmäßig aktiviert. Es lässt sich jedoch jederzeit im YaST-Modul „Netzwerkeinstellungen“ aktivieren oder deaktivieren.

  1. Starten Sie YaST und gehen Sie zu System › Netzwerkeinstellungen.

  2. Das Dialogfeld Netzwerkeinstellungen wird geöffnet. Klicken Sie auf den Karteireiter Globale Optionen.

  3. Zum Konfigurieren und Verwalten der Netzwerkverbindungen mit NetworkManager gehen Sie wie folgt vor:

    1. Wählen Sie im Feld Netzwerkeinrichtungsmethode die Option Benutzergesteuert mithilfe von NetworkManager.

    2. Klicken Sie auf OK, und schließen Sie YaST.

    3. Konfigurieren Sie die Netzwerkverbindungen mit NetworkManager gemäß den Anweisungen in Abschnitt 37.3, „Konfigurieren von Netzwerkverbindungen“.

  4. Zum Deaktivieren von NetworkManager und Steuern des Netzwerks mit Ihrer eigenen Konfiguration gehen Sie wie folgt vor:

    1. Wählen Sie im Feld Netzwerkeinrichtungsmethode die Option Controlled by wicked (Steuerung mit wicked).

    2. Klicken Sie auf OK.

    3. Richten Sie Ihre Netzwerkkarte mit YaST mithilfe der automatischen Konfiguration durch DHCP oder mithilfe einer statischen IP-Adresse ein.

      Eine ausführliche Beschreibung der Netzwerkkonfiguration mit YaST finden Sie in Abschnitt 16.4, „Konfigurieren von Netzwerkverbindungen mit YaST“.

37.3 Konfigurieren von Netzwerkverbindungen

Konfigurieren Sie nach der Aktivierung von NetworkManager in YaST Ihre Netzwerkverbindungen mit dem NetworkManager-Frontend, das in GNOME verfügbar ist. Hier sehen Sie Registerkarten für alle Arten von Netzwerkverbindungen, z. B. verkabelte, drahtlose, mobile Breitband-, DSL- und VPN-Verbindungen.

Zum Öffnen des Dialogfelds für die Netzwerkkonfiguration in GNOME öffnen Sie aus dem Statusmenü das Einstellungsmenü, und klicken Sie dort auf den Eintrag Netzwerk.

Anmerkung
Anmerkung: Verfügbarkeit von Optionen

Abhängig von Ihrer Systemeinrichtung dürfen Sie möglicherweise keine Verbindungen konfigurieren. In einer abgesicherten Umgebung sind eventuell einige Optionen gesperrt oder erfordern eine root-Berechtigung. Erfragen Sie Einzelheiten bei Ihrem Systemadministrator.

Dialogfeld „Netzwerkverbindungen“ in GNOME
Abbildung 37.1: Dialogfeld „Netzwerkverbindungen“ in GNOME
Vorgehen 37.1: Hinzufügen und Bearbeiten von Verbindungen
  1. Öffnen Sie das Dialogfeld „NetworkManager-Konfiguration“.

  2. So fügen Sie eine Verbindung hinzu:

    1. Klicken Sie links unten auf das +-Symbol.

    2. Wählen Sie den von Ihnen bevorzugten Verbindungstyp aus, und folgen Sie den Anweisungen.

    3. Wenn Sie fertig sind, klicken Sie auf Hinzufügen.

    4. Nachdem Sie Ihre Änderungen bestätigt haben, erscheint die neu konfigurierte Netzwerkverbindung im Statusmenü in der Liste der verfügbaren Netzwerke.

  3. So bearbeiten Sie eine Verbindung:

    1. Wählen Sie den zu bearbeitenden Eintrag aus.

    2. Klicken Sie auf das Zahnradsymbol, um das Dialogfeld Verbindungseinstellungen zu öffnen.

    3. Nehmen Sie die gewünschten Änderungen vor und klicken Sie auf Anwenden, um diese zu speichern.

    4. Wenn die Verbindung als Systemverbindung zur Verfügung stehen soll, wechseln Sie zur Registerkarte Identität und aktivieren Sie dort das Kontrollkästchen Anderen Benutzern zur Verfügung stellen. Weitere Informationen zu Benutzer- und Systemverbindungen finden Sie unter Abschnitt 37.4.1, „Benutzer- und Systemverbindungen“.

37.3.1 Verwalten von kabelgebundenen Netzwerkverbindungen

Wenn Ihr Computer mit einem kabelgebundenen Netzwerk verbunden ist, verwenden Sie NetworkManager zur Verwaltung der Verbindung.

  1. Öffnen Sie das Statusmenü und klicken Sie auf Verkabelt, um die Verbindungsdetails zu ändern oder die Verbindung zu deaktivieren.

  2. Zum Ändern der Einstellungen klicken Sie auf Einstellungen für kabelgebundenes Netzwerk und danach auf das Zahnradsymbol.

  3. Zum Deaktivieren aller Netzwerkverbindungen aktivieren Sie den Flugzeugmodus.

37.3.2 Verwalten von drahtlosen Netzwerkverbindungen

Die sichtbaren drahtlosen Netzwerke werden im Menü des GNOME NetworkManager-Miniprogramms unter Drahtlose Netzwerke aufgeführt. Die Signalstärke der einzelnen Netzwerke wird ebenfalls im Menü angezeigt. Verschlüsselte drahtlose Netzwerke sind mit einem blauen Schildsymbol gekennzeichnet.

Vorgehen 37.2: Verbinden mit einem sichtbaren drahtlosen Netzwerk
  1. Zum Verbinden mit einem sichtbaren drahtlosen Netzwerk öffnen Sie das Statusmenü, und klicken Sie auf WLAN.

  2. Klicken Sie auf Aktivieren.

  3. Klicken Sie auf Netzwerk auswählen, wählen Sie Ihr drahtloses Netzwerk aus, und klicken Sie auf Verbinden.

  4. Wenn das Netzwerk verschlüsselt ist, öffnet sich ein Konfigurationsdialogfeld. Es gibt den Verschlüsselungstyp des Netzwerks an und enthält Textfelder für die Eingabe der Anmeldedaten.

Vorgehen 37.3: Verbinden mit einem nicht sichtbaren, drahtlosen Netzwerk
  1. Zum Verbinden mit einem Netzwerk, das seine Dienstkennung (SSID oder ESSID) nicht aussendet und daher nicht automatisch erkannt werden kann, öffnen Sie das Statusmenü und klicken Sie auf WLAN.

  2. Klicken Sie auf WLAN-Einstellungen, um das detaillierte Einstellungsmenü zu öffnen.

  3. Stellen Sie sicher, dass Ihr drahtloses Netzwerk aktiviert ist, und klicken Sie dann auf Mit verborgenem Netzwerk verbinden.

  4. Geben Sie im daraufhin angezeigten Dialogfeld unter Netzwerkname die SSID oder ESSID ein und legen Sie gegebenenfalls die Verschlüsselungsparameter fest.

Die Verbindung zu einem drahtlosen Netzwerk, das explizit gewählt wurde, wird so lange wie möglich aufrecht erhalten. Wenn dabei ein Netzwerkkabel angeschlossen ist, werden alle Verbindungen, für die Stay connected when possible (Nach Möglichkeit verbunden bleiben) festgelegt wurde, hergestellt, während die drahtlose Verbindung bestehen bleibt.

37.3.3 Konfigurieren der WLAN-/Bluetooth-Karte als Zugriffspunkt

Wenn Ihre WLAN-/Bluetooth-Karte den Zugriffspunktmodus unterstützt, können Sie NetworkManager zur Konfiguration verwenden.

  1. Öffnen Sie das Statusmenü, und klicken Sie auf WLAN.

  2. Klicken Sie auf WLAN-Einstellungen, um das detaillierte Einstellungsmenü zu öffnen.

  3. Klicken Sie auf Als Hotspot verwenden und folgen Sie den Anweisungen.

  4. Verwenden Sie zur Verbindung mit dem Hotspot von einem Remote-Computer die im Dialogfeld angezeigten Anmeldedaten.

37.3.4 NetworkManager und VPN

NetworkManager unterstützt verschiedene Technologien für virtuelle private Netzwerke (VPN). Für jede Technologie bietet SUSE Linux Enterprise Server ein Basispaket mit generischer Unterstützung für NetworkManager. Zusätzlich müssen Sie auch das entsprechende Desktop-spezifische Paket für Ihr Miniprogramm installieren.

OpenVPN

Installieren Sie zur Verwendung dieser VPN-Technik:

  • NetworkManager-openvpn

  • NetworkManager-openvpn-gnome

vpnc (Cisco AnyConnect)

Installieren Sie zur Verwendung dieser VPN-Technik:

  • NetworkManager-vpnc

  • NetworkManager-vpnc-gnome

PPTP (Point-to-Point-Tunneling-Protokoll)

Installieren Sie zur Verwendung dieser VPN-Technik:

  • NetworkManager-pptp

  • NetworkManager-pptp-gnome

Im folgenden Verfahren wird beschrieben, wie Sie Ihren Computer mithilfe von NetworkManager als OpenVPN-Client einrichten können. Das Einrichten anderer VPN-Typen funktioniert auf die gleiche Weise.

Stellen Sie sicher, dass das Paket NetworkManager-openvpn-gnome installiert ist und alle Abhängigkeiten aufgelöst wurden, bevor Sie starten.

Vorgehen 37.4: Einrichten von OpenVPN mit NetworkManager
  1. Öffnen Sie die Einstellungen der Anwendung, indem Sie auf die Statussymbole am rechten Ende der Kontrollleiste und anschließend auf das Symbol mit dem Schraubenschlüssel und dem Schraubendreher klicken. Wählen Sie im Fenster All Settings (Alle Einstellungen) die Option Network (Netzwerk).

  2. Klicken Sie auf das Symbol +.

  3. Wählen Sie VPN und anschließend OpenVPN aus.

  4. Wählen Sie bei Authentication den Authentifizierungstyp. Wählen Sie entsprechend der Konfiguration Ihres OpenVPN-Servers, Certificates (TLS) (Zertifikate (TLS) oder Password with Certificates (TLS) (Passwort mit Zertifikaten (TLS)).

  5. Geben Sie die erforderlichen Werte in die entsprechenden Textfelder ein. In unserem Beispiel sind dies:

    Gateway

    Der Remote-Endpunkt des VPN-Servers

    User name (Benutzername)

    Der Benutzer (nur verfügbar, wenn Sie Password with Certificates (TLS) ausgewählt haben)

    Password (Passwort)

    Das Passwort für den Benutzer (nur verfügbar, wenn Sie Password with Certificates (TLS) ausgewählt haben)

    User Certificate (Benutzerzertifikat)

    /etc/openvpn/client1.crt

    CA Certificate (CA-Zertifikat)

    /etc/openvpn/ca.crt

    Private Key (Privater Schlüssel)

    /etc/openvpn/client1.key

  6. Schließen Sie die Konfiguration ab, indem Sie auf Add (Hinzufügen) klicken.

  7. Um die Verbindung zu aktivieren, klicken Sie in der Kontrollleiste Netzwerk der Anwendung Einstellungen auf den Umschalter. Alternativ können Sie auf die Statussymbole am rechten Ende der Kontrollleiste klicken. Klicken Sie auf den Namen Ihres VPN und dann auf Verbinden.

37.4 NetworkManager und Sicherheit

Der NetworkManager unterscheidet zwischen zwei Typen von drahtlosen Verbindungen: verbürgte und unverbürgte Verbindungen. Eine verbürgte Verbindung ist jedes Netzwerk, das Sie in der Vergangenheit explizit ausgewählt haben. Alle anderen sind unverbürgt. Verbürgte Verbindungen werden anhand des Namens und der MAC-Adresse des Zugriffspunkts identifiziert. Durch Verwendung der MAC-Adresse wird sichergestellt, dass Sie keinen anderen Zugriffspunkt mit dem Namen Ihrer verbürgten Verbindung verwenden können.

NetworkManager scannt in regelmäßigen Abständen nach verfügbaren drahtlosen Netzwerken. Wenn mehrere verbürgte Netzwerke gefunden werden, wird automatisch das zuletzt verwendete ausgewählt. Wenn keines der Netzwerke vertrauenswürdig ist, wartet NetworkManager auf Ihre Auswahl.

Wenn die Verschlüsselungseinstellung geändert wird, aber Name und MAC-Adresse gleich bleiben, versucht NetworkManager, eine Verbindung herzustellen. Zuvor werden Sie jedoch aufgefordert, die neuen Verschlüsselungseinstellungen zu bestätigen und Aktualisierungen, z. B. einen neuen Schlüssel, bereitzustellen.

Wenn Sie von der Verwendung einer drahtlosen Verbindung in den Offline-Modus wechseln, blendet NetworkManager die SSID oder ESSID aus. So wird sichergestellt, dass die Karte nicht mehr verwendet wird.

37.4.1 Benutzer- und Systemverbindungen

NetworkManager kennt zwei Verbindungsarten: Benutzer- und System-Verbindungen. Bei Benutzerverbindungen handelt es sich um Verbindungen, die für NetworkManager verfügbar werden, sobald sich der erste Benutzer anmeldet. Alle erforderlichen Legitimationsdaten werden vom Benutzer angefordert, und wenn er sich abmeldet, werden die Verbindungen getrennt und aus NetworkManager entfernt. Als Systemverbindung definierte Verbindungen können für alle Benutzer freigegeben werden und sind direkt nach dem Start von NetworkManager verfügbar, bevor sich Benutzer angemeldet haben. Für Systemverbindungen müssen alle Berechtigungsnachweise zum Zeitpunkt der Verbindungserstellung angegeben werden. Über Systemverbindungen können automatisch Verbindungen mit Netzwerken hergestellt werden, für die eine Autorisierung erforderlich ist. Informationen zum Konfigurieren von Benutzer- oder Systemverbindungen mit NetworkManager finden Sie unter Abschnitt 37.3, „Konfigurieren von Netzwerkverbindungen“.

37.4.2 Speichern von Passwörtern und Berechtigungsnachweisen

Wenn Sie Ihre Berechtigungsnachweise nicht bei jedem Verbindungsversuch mit einem verschlüsselten Netzwerk erneut eingeben wollen, können Sie den GNOME Keyring Manager verwenden, um Ihre Berechtigungsnachweise verschlüsselt und durch Master-Passwort geschützt auf der Festplatte zu speichern.

NetworkManager kann auch seine Zertifikate für sichere Verbindungen (z. B. verschlüsselte Kabel-, Funk- oder VPN-Verbindungen) vom Zertifikatspeicher abrufen. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Book “Security and Hardening Guide”, Chapter 13 “Certificate Store”.

37.5 Häufig gestellte Fragen

Nachfolgend finden Sie einige häufig gestellte Fragen zum Konfigurieren spezieller Netzwerkoptionen mit NetworkManager.

1. Wie kann eine Verbindung an ein bestimmtes Gerät gebunden werden?

Standardmäßig sind Verbindungen in NetworkManager gerätetypspezifisch: Sie gelten für alle physischen Geräte desselben Typs. Wenn mehrere physische Geräte pro Verbindungsart verfügbar sind (z. B. wenn Ihr Gerät mit zwei Ethernet-Karten ausgestattet ist), können Sie eine Verbindung an ein bestimmtes Gerät binden.

Schlagen Sie dafür in GNOME zunächst die MAC-Adresse Ihres Geräts in der Verbindungsinformation nach, die über das Miniprogramm zur Verfügung steht, oder verwenden Sie die Ausgabe von Kommandozeilenwerkzeugen wie nm-tool oder wicked show all. Starten Sie dann das Dialogfeld zur Konfiguration von Netzwerkverbindungen und wählen Sie die Verbindung aus, die Sie ändern möchten. Geben Sie auf der Registerkarte Verkabelt oder Drahtlos die MAC-Adresse des Geräts ein und bestätigen Sie Ihre Änderungen.

2. Wie wird ein bestimmter Zugriffspunkt angegeben, wenn mehrere Zugriffspunkte mit derselben ESSID erkannt werden?

Wenn mehrere Zugriffspunkte mit unterschiedlichen Funkfrequenzbereichen (a/b/g/n) verfügbar sind, wird standardmäßig der Zugriffspunkt mit dem stärksten Signal automatisch gewählt. Um diesen Vorgang außer Kraft zu setzen, verwenden Sie das Feld BSSID beim Konfigurieren Ihrer drahtlosen Verbindungen.

Der Basic Service Set Identifier (BSSID) identifiziert jedes Basic Service Set eindeutig. In einem Basic Service Set der Infrastruktur entspricht die BSSID der MAC-Adresse des drahtlosen Zugriffspunkts. In einem unabhängigen (Ad-hoc) Basic Service Set entspricht die BSSID einer lokal verwalteten MAC-Adresse, die aus einer 46-Bit-Zufallszahl generiert wird.

Starten Sie den Dialog die die Konfiguration von Netzwerkverbindungen wie in Abschnitt 37.3, „Konfigurieren von Netzwerkverbindungen“ beschrieben. Wählen Sie die drahtlose Verbindung, die Sie ändern möchten, und klicken Sie auf Bearbeiten. Geben Sie im Karteireiter Drahtlos die BSSID ein.

3. Wie werden Netzwerkverbindungen mit anderen Computern freigegeben?

Das primäre Gerät (das Gerät, das mit dem Internet verbunden ist) benötigt keine spezielle Konfiguration. Jedoch müssen Sie das Gerät, das mit dem lokalen Hub oder Computer verbunden ist, wie folgt konfigurieren:

  1. Starten Sie den Dialog düe die Konfiguration von Netzwerkverbindungen wie in Abschnitt 37.3, „Konfigurieren von Netzwerkverbindungen“ beschrieben. Wählen Sie die Verbindung, die Sie ändern möchten, und klicken Sie auf Bearbeiten. Wechseln Sie zum Karteireiter IPv4-Einstellungen und aktivieren Sie im Dropdown-Feld Methode die Option Shared to other computers (Für andere Computer freigegeben). Damit ist die Weiterleitung von IP-Netzwerkverkehr möglich und ein DHCP-Server wird auf dem Gerät ausgeführt. Bestätigen Sie Ihre Änderungen in NetworkManager.

  2. Da der DCHP-Server den Port 67 verwendet, stellen Sie sicher, dass dieser nicht durch die Firewall blockiert ist: Starten Sie YaST auf dem Computer, der die Verbindungen nutzen möchte, und wählen Sie Sicherheit und Benutzer › Firewall. Wechseln Sie zur Kategorie Erlaubte Dienste. Wenn DCHP-Server nicht bereits als Erlaubter Dienst angezeigt ist, wählen Sie DCHP-Server aus Services to Allow (Erlaubte Dienste) und klicken Sie auf Hinzufügen. Bestätigen Sie Ihre Änderungen in YaST.

4. Wie kann statische DNS-Information mit automatischen (DHCP-, PPP-, VPN-) Adressen bereitgestellt werden?

Falls ein DHCP-Server ungültige DNS-Informationen (und/oder Routen) liefert, können Sie diese überschreiben. Starten Sie den Dialog düe die Konfiguration von Netzwerkverbindungen wie in Abschnitt 37.3, „Konfigurieren von Netzwerkverbindungen“ beschrieben. Wählen Sie die Verbindung, die Sie ändern möchten, und klicken Sie auf Bearbeiten. Öffnen Sie den Karteireiter IPv4-Einstellungen und aktivieren Sie im Dropdown-Feld Methode die Option Automatic (DHCP) addresses only (Nur automatische (DHCP-)Adressen). Geben Sie die DNS-Information in die Felder DNS-Server und Suchdomänen ein. Sollen automatisch abgerufene Routen ignoriert werden, klicken Sie auf Routes (Routen) und aktivieren Sie das Kontrollkästchen Ignore automatically obtained routes (Automatisch abgerufene Routen ignorieren). Bestätigen Sie Ihre Änderungen.

5. Wie kann NetworkManager dazu veranlasst werden, eine Verbindung zu passwortgeschützten Netzwerken aufzubauen, bevor sich ein Benutzer anmeldet?

Definieren Sie eine Systemverbindung, die für solche Zwecke verwendet werden kann. Weitere Informationen hierzu finden Sie in Abschnitt 37.4.1, „Benutzer- und Systemverbindungen“.

37.6 Fehlersuche

Es können Verbindungsprobleme auftreten. Bei NetworkManager sind unter anderem die Probleme bekannt, dass das Miniprogramm nicht startet oder eine VPN-Option fehlt. Die Methoden zum Lösen und Verhindern dieser Probleme hängen vom verwendeten Werkzeug ab.

NetworkManager-Desktop-Applet wird nicht gestartet

Das Miniprogramm wird automatisch gestartet, wenn das Netzwerk für die NetworkManager-Steuerung eingerichtet ist. Wenn das Miniprogramm/Widget nicht gestartet wird, überprüfen Sie, ob NetworkManager in YaST aktiviert ist (siehe Abschnitt 37.2, „Aktivieren oder Deaktivieren von NetworkManager“). Überprüfen Sie dann, ob das NetworkManager-gnome-Paket installiert ist.

Wenn das Desktop-Miniprogramm installiert ist, aber aus einem unbestimmten Grund nicht ausgeführt wird, starten Sie es manuell. Wenn das Desktop-Miniprogramm installiert ist, aber nicht ausgeführt wird, starten Sie es manuell über das Kommando nm-applet.

Das NetworkManager-Applet beinhaltet keine VPN-Option

Die Unterstützung für NetworkManager-Miniprogramme sowie VPN für NetworkManager wird in Form separater Pakete verteilt. Wenn Ihr NetworkManager-Applet keine VPN-Option enthält, überprüfen Sie, ob die Pakete mit der NetworkManager-Unterstützung für Ihre VPN-Technologie installiert sind. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 37.3.4, „NetworkManager und VPN“.

Keine Netzwerkverbindung verfügbar

Wenn Sie Ihre Netzwerkverbindung korrekt konfiguriert haben und alle anderen Komponenten für die Netzwerkverbindung (Router etc.) auch gestartet sind und ausgeführt werden, ist es manchmal hilfreich, die Netzwerkschnittstellen auf Ihrem Computer erneut zu starten. Melden Sie sich dazu bei einer Befehlszeile als root an und führen Sie den Befehl systemctl restart wicked aus.

37.7 Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zu NetworkManager finden Sie auf den folgenden Websites und in folgenden Verzeichnissen:

Projektseite von NetworkManager

http://projects.gnome.org/NetworkManager/

Dokumentation zu den einzelnen Paketen

Sehen Sie sich auch die neuesten Informationen zu NetworkManager und dem GNOME-Miniprogramm in den folgenden Verzeichnissen an:

  • /usr/share/doc/packages/NetworkManager/,

  • /usr/share/doc/packages/NetworkManager-gnome/.

38 Energieverwaltung

IBM Z Die in diesem Kapitel beschriebenen Funktionen und Hardware-Elemente sind auf IBM Z-Plattformen nicht vorhanden. Das Kapitel ist für diese Plattformen daher irrelevant.

Die Energieverwaltung ist insbesondere bei Notebook-Computern von großer Wichtigkeit, sie ist jedoch auch für andere Systeme sinnvoll. ACPI (Advanced Configuration & Power Interface) ist auf allen modernen Computern (Laptops, Desktops, Server) verfügbar. Für Energieverwaltungstechnologien sind geeignete Hardware- und BIOS-Routinen erforderlich. Die meisten Notebooks und modernen Desktops und Server erfüllen diese Anforderungen. Es ist außerdem möglich, die CPU-Frequenzskalierung zu steuern, um Energie zu sparen oder den Geräuschpegel zu senken.

38.1 Energiesparfunktionen

Energiesparfunktionen sind nicht nur für die mobile Verwendung von Notebooks von Bedeutung, sondern auch für Desktop-Systeme. Die Hauptfunktionen und ihre Verwendung im ACPI sind:

Standby

Nicht unterstützt.

Suspend (in Arbeitsspeicher)

In diesem Modus wird der gesamte Systemstatus in den RAM geschrieben. Anschließend wird das gesamte System mit Ausnahme des RAM in den Ruhezustand versetzt. In diesem Zustand verbraucht der Computer sehr wenig Energie. Der Vorteil dieses Zustands besteht darin, dass innerhalb weniger Sekunden die Arbeit nahtlos wieder aufgenommen werden kann, ohne dass ein Booten des Systems oder ein Neustart der Anwendungen erforderlich ist. Diese Funktion entspricht ACPI-Zustand S3.

Tiefschlaf (Suspend to Disk)

In diesem Betriebsmodus wird der gesamte Systemstatus auf die Festplatte geschrieben und das System wird von der Energieversorgung getrennt. Es muss eine Swap-Partition vorhanden sein, die mindestens die Größe des RAM hat, damit alle aktiven Daten geschrieben werden können. Die Reaktivierung von diesem Zustand dauert ungefähr 30 bis 90 Sekunden. Der Zustand vor dem Suspend-Vorgang wird wiederhergestellt. Einige Hersteller bieten Hybridvarianten dieses Modus an, beispielsweise RediSafe bei IBM Thinkpads. Der entsprechende ACPI-Zustand ist S4. In Linux wird „suspend to disk“ über Kernel-Routinen durchgeführt, die von ACPI unabhängig sind.

Anmerkung
Anmerkung: UUID für Swap-Partitionen bei Formatierung über mkswap geändert

Falls möglich, sollten bestehende Swap-Partitionen nicht mit mkswap neu formatiert werden. Durch die Neuformatierung mit mkswap ändert sich der UUID-Wert der Swap-Partition. Nehmen Sie die Neuformatierung entweder über YaST vor (dabei wird /etc/fstab aktualisiert) oder passen Sie /etc/fstab manuell an.

Akku-Überwachung

ACPI überprüft den Akkuladestatus und stellt entsprechende Informationen bereit. Außerdem koordiniert es die Aktionen, die beim Erreichen eines kritischen Ladestatus durchzuführen sind.

Automatisches Ausschalten

Nach dem Herunterfahren wird der Computer ausgeschaltet. Dies ist besonders wichtig, wenn der Computer automatisch heruntergefahren wird, kurz bevor der Akku leer ist.

Steuerung der Prozessorgeschwindigkeit

In Verbindung mit der CPU gibt es drei Möglichkeiten, Energie zu sparen: Frequenz- und Spannungsskalierung (auch PowerNow! oder Speedstep), Drosselung und Versetzen des Prozessors in den Ruhezustand (C-Status). Je nach Betriebsmodus des Computers können diese Methoden auch kombiniert werden.

38.2 Advanced Configuration & Power Interface (ACPI)

Die ACPI (erweiterte Konfigurations- und Energieschnittstelle) wurde entwickelt, um dem Betriebssystem die Einrichtung und Steuerung der einzelnen Hardware-Komponenten zu ermöglichen. ACPI löst sowohl Power-Management Plug and Play (PnP) als auch Advanced Power Management (APM) ab. Diese Schnittstelle bietet Informationen zu Akku, Netzteil, Temperatur, Ventilator und Systemereignissen wie Deckel schließen oder Akku-Ladezustand niedrig.

Das BIOS bietet Tabellen mit Informationen zu den einzelnen Komponenten und Hardware-Zugriffsmethoden. Das Betriebssystem verwendet diese Informationen für Aufgaben wie das Zuweisen von Interrupts oder das Aktivieren bzw. Deaktivieren von Komponenten. Da das Betriebssystem die in BIOS gespeicherten Befehle ausführt, hängt die Funktionalität von der BIOS-Implementierung ab. Die Tabellen, die ACPI erkennen und laden kann, werden in journald gemeldet. Weitere Informationen zum Abrufen der Protokollmeldungen im Journal finden Sie unter Kapitel 15, journalctl: Abfragen des systemd-Journals. Weitere Informationen zur Fehlersuche bei ACPI-Problemen finden Sie in Abschnitt 38.2.2, „Fehlersuche“.

38.2.1 Steuern der CPU-Leistung

Mit der CPU sind Energieeinsparungen auf drei verschiedene Weisen möglich:

  • Frequenz- und Spannungsskalierung

  • Drosseln der Taktfrequenz (T-Status)

  • Versetzen des Prozessors in den Ruhezustand (C-Status)

Je nach Betriebsmodus des Computers können diese Methoden auch kombiniert werden. Energiesparen bedeutet auch, dass sich das System weniger erhitzt und die Ventilatoren seltener in Betrieb sind.

Frequenzskalierung und Drosselung sind nur relevant, wenn der Prozessor belegt ist, da der sparsamste C-Zustand ohnehin gilt, wenn sich der Prozessor im Wartezustand befindet. Wenn die CPU belegt ist, ist die Frequenzskalierung die empfohlene Energiesparmethode. Häufig arbeitet der Prozessor nur im Teillast-Betrieb. In diesem Fall kann er mit einer niedrigeren Frequenz betrieben werden. Im Allgemeinen empfiehlt sich die dynamische Frequenzskalierung mit Steuerung durch den On-Demand-Governor im Kernel.

Drosselung sollte nur als letzter Ausweg verwendet werden, um die Betriebsdauer des Akkus trotz hoher Systemlast zu verlängern. Einige Systeme arbeiten bei zu hoher Drosselung jedoch nicht reibungslos. Außerdem hat die CPU-Drosselung keinen Sinn, wenn die CPU kaum ausgelastet ist.

Detaillierte Informationen hierzu finden Sie in Book “System Analysis and Tuning Guide”, Chapter 11 “Power Management”.

38.2.2 Fehlersuche

Es gibt zwei verschiedene Arten von Problemen. Einerseits kann der ACPI-Code des Kernel Fehler enthalten, die nicht rechtzeitig erkannt wurden. In diesem Fall wird eine Lösung zum Herunterladen bereitgestellt. Häufiger werden die Probleme vom BIOS verursacht. Manchmal werden Abweichungen von der ACPI-Spezifikation absichtlich in das BIOS integriert, um Fehler in der ACPI-Implementierung in anderen weit verbreiteten Betriebssystemen zu umgehen. Hardware-Komponenten, die ernsthafte Fehler in der ACPI-Implementierung aufweisen, sind in einer Blacklist festgehalten, die verhindert, dass der Linux-Kernel ACPI für die betreffenden Komponenten verwendet.

Der erste Schritt, der bei Problemen unternommen werden sollte, ist die Aktualisierung des BIOS. Wenn der Computer sich nicht booten lässt, kann eventuell einer der folgenden Bootparameter Abhilfe schaffen:

pci=noacpi

ACPI nicht zum Konfigurieren der PCI-Geräte verwenden.

acpi=ht

Nur eine einfache Ressourcenkonfiguration durchführen. ACPI nicht für andere Zwecke verwenden.

acpi=off

ACPI deaktivieren.

Warnung
Warnung: Probleme beim Booten ohne ACPI

Einige neuere Computer (insbesondere SMP- und AMD64-Systeme) benötigen ACPI zur korrekten Konfiguration der Hardware. Bei diesen Computern kann die Deaktivierung von ACPI zu Problemen führen.

Manchmal ist der Computer durch Hardware gestört, die über USB oder FireWire angeschlossen ist. Wenn ein Computer nicht hochfährt, stecken Sie nicht benötigte Hardware aus und versuchen Sie es erneut.

Überwachen Sie nach dem Booten die Bootmeldungen des Systems mit dem Befehl dmesg -T | grep -2i acpi (oder überwachen Sie alle Meldungen, da das Problem möglicherweise nicht durch ACPI verursacht wurde). Wenn bei der Analyse einer ACPI-Tabelle ein Fehler auftritt, kann die wichtigste Tabelle – die DSDT (Differentiated System Description Table) – durch eine verbesserte Version ersetzt werden. In diesem Fall wird die fehlerhafte DSDT des BIOS ignoriert. Das Verfahren wird in Abschnitt 38.4, „Fehlersuche“ erläutert.

In der Kernel-Konfiguration gibt es einen Schalter zur Aktivierung der ACPI-Fehlersuchmeldungen. Wenn ein Kernel mit ACPI-Fehlersuche kompiliert und installiert ist, werden detaillierte Informationen angezeigt.

Wenn Sie Probleme mit dem BIOS oder der Hardware feststellen, sollten Sie stets Kontakt mit den betreffenden Herstellern aufweisen. Insbesondere Hersteller, die nicht immer Hilfe für Linux anbieten, sollten mit den Problemen konfrontiert werden. Die Hersteller nehmen das Problem nur dann ernst, wenn sie feststellen, dass eine nennenswerte Zahl ihrer Kunden Linux verwendet.

38.2.2.1 Weiterführende Informationen

38.3 Ruhezustand für Festplatte

In Linux kann die Festplatte vollständig ausgeschaltet werden, wenn sie nicht benötigt wird, oder sie kann in einem energiesparenderen oder ruhigeren Modus betrieben werden. Bei modernen Notebooks müssen die Festplatten nicht manuell ausgeschaltet werden, da sie automatisch in einen Sparbetriebsmodus geschaltet werden, wenn sie nicht benötigt werden. Um die Energieeinsparungen zu maximieren, sollten Sie jedoch einige der folgenden Verfahren mit dem Kommando hdparm ausprobieren.

Hiermit können verschiedene Festplatteneinstellungen bearbeitet werden. Die Option -y schaltet die Festplatte sofort in den Stand-by-Modus. -Y versetzt sie in den Ruhezustand. hdparm -S X führt dazu, dass die Festplatte nach einen bestimmten Inaktivitätszeitraum abgeschaltet wird. Ersetzen Sie X wie folgt: 0 deaktiviert diesen Mechanismus, sodass die Festplatte kontinuierlich ausgeführt wird. Werte von 1 bis 240 werden mit 5 Sekunden multipliziert. Werte von 241 bis 251 entsprechen 1- bis 11-mal 30 Minuten.

Die internen Energiesparoptionen der Festplatte lassen sich über die Option -B steuern. Wählen Sie einen Wert 0 (maximale Energieeinsparung) bis 255 (maximaler Durchsatz). Das Ergebnis hängt von der verwendeten Festplatte ab und ist schwer einzuschätzen. Die Geräuschentwicklung einer Festplatte können Sie mit der Option -M reduzieren. Wählen Sie einen Wert von 128 (ruhig) bis 254 (schnell).

Häufig ist es nicht so einfach, die Festplatte in den Ruhezustand zu versetzen. Bei Linux führen zahlreiche Prozesse Schreibvorgänge auf der Festplatte durch, wodurch diese wiederholt aus dem Ruhezustand reaktiviert wird. Daher sollten Sie unbedingt verstehen, wie Linux mit Daten umgeht, die auf die Festplatte geschrieben werden müssen. Zunächst werden alle Daten im RAM-Puffer gespeichert. Dieser Puffer wird vom pdflush-Daemon überwacht. Wenn die Daten ein bestimmtes Alter erreichen oder wenn der Puffer bis zu einem bestimmten Grad gefüllt ist, wird der Pufferinhalt auf die Festplatte übertragen. Die Puffergröße ist dynamisch und hängt von der Größe des Arbeitsspeichers und von der Systemlast ab. Standardmäßig werden für pdflush kurze Intervalle festgelegt, um maximale Datenintegrität zu erreichen. Das Programm überprüft den Puffer alle fünf Sekunden und schreibt die Daten auf die Festplatte. Die folgenden Variablen sind interessant:

/proc/sys/vm/dirty_writeback_centisecs

Enthält die Verzögerung bis zur Reaktivierung eines pdflush-Threads (in Hundertstelsekunden).

/proc/sys/vm/dirty_expire_centisecs

Definiert, nach welchem Zeitabschnitt eine schlechte Seite spätestens ausgeschrieben werden sollte. Der Standardwert ist 3000, was 30 Sekunden bedeutet.

/proc/sys/vm/dirty_background_ratio

Maximaler Prozentsatz an schlechten Seiten, bis pdflush damit beginnt, sie zu schreiben. Die Standardeinstellung ist 5 %.

/proc/sys/vm/dirty_ratio

Wenn die schlechten Seiten diesen Prozentsatz des gesamten Arbeitsspeichers überschreiten, werden Prozesse gezwungen, während ihres Zeitabschnitts Puffer mit schlechten Seiten anstelle von weiteren Daten zu schreiben.

Warnung
Warnung: Beeinträchtigung der Datenintegrität

Änderungen an den Einstellungen für den pdflush-Aktualisierungs-Daemon gefährden die Datenintegrität.

Abgesehen von diesen Prozessen schreiben protokollierende Journaling-Dateisysteme, wie Btrfs, Ext3, Ext4 und andere ihre Metadaten unabhängig von pdflush, was ebenfalls das Abschalten der Festplatte verhindert.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Art und Weise, wie sich die Programme verhalten. Gute Editoren beispielsweise schreiben regelmäßig verborgene Sicherungskopien der aktuell bearbeiteten Datei auf die Festplatte, wodurch die Festplatte wieder aktiviert wird. Derartige Funktionen können auf Kosten der Datenintegrität deaktiviert werden.

In dieser Verbindung verwendet der Mail-Daemon postfix die Variable POSTFIX_LAPTOP. Wenn diese Variable auf ja gesetzt wird, greift postfix wesentlich seltener auf die Festplatte zu.

38.4 Fehlersuche

Alle Fehler- und Alarmmeldungen werden im Systemjournal gespeichert, das Sie mit dem Kommando journalctl abrufen können (weitere Informationen siehe Kapitel 15, journalctl: Abfragen des systemd-Journals). In den folgenden Abschnitten werden die häufigsten Probleme behandelt.

38.4.1 CPU-Frequenzsteuerung funktioniert nicht

Rufen Sie die Kernel-Quellen auf, um festzustellen, ob der verwendete Prozessor unterstützt wird. Möglicherweise ist ein spezielles Kernel-Modul bzw. eine Moduloption erforderlich, um die CPU-Frequenzsteuerung zu aktivieren. Wenn das kernel-source-Paket installiert ist, finden Sie diese Informationen unter /usr/src/linux/Documentation/cpu-freq/*.

38.5 Weiterführende Informationen

Teil VI Fehlersuche

  • 39 Hilfe und Dokumentation
  • Im Lieferumfang von SUSE® Linux Enterprise Server sind verschiedene Informationen und Dokumentationen enthalten, viele davon bereits in Ihr installiertes System integriert.

  • 40 Erfassen der Systeminformationen für den Support
  • Das Paket hostinfo in SUSE Linux Enterprise Server ermöglicht einen raschen Überblick über alle relevanten Systeminformationen eines Computers. Hier können Systemadministratoren außerdem ermitteln, ob ein Computer unbrauchbare (nicht unterstützte) Kernels enthält oder ob Drittanbieterpakete installiert sind.

    Bei Problemen wird ein detaillierter Systembericht mit dem Kommandozeilenwerkzeug supportconfig oder mit dem YaST-Support-Modul erzeugt. Beide Werkzeuge sammeln Informationen zum System, etwa aktuelle Kernel-Version, Hardware, installierte Pakete, Partitionseinrichtung und einiges mehr. Hierbei wird ein TAR-Archiv mit Dateien ausgegeben. Wenn Sie eine Service-Anforderung öffnen, können Sie das TAR-Archiv für den globalen technischen Support heraufladen. Der Support hilft Ihnen, das gemeldete Problem zu lokalisieren und zu beheben.

    Darüber hinaus können Sie die supportconfig-Ausgabe auf bekannte Probleme hin analysieren und so die Fehlerbehebung noch beschleunigen. SUSE Linux Enterprise Server bietet hierzu eine Anwendung und ein Kommandozeilenwerkzeug für die supportconfig-Analyse (SCA).

  • 41 Häufige Probleme und deren Lösung
  • In diesem Kapitel werden mögliche Probleme und deren Lösungen beschrieben. Auch wenn Ihre Situation nicht genau auf die hier beschriebenen Probleme zutreffen mag, finden Sie vielleicht einen ähnlichen Fall, der Ihnen Hinweise zur Lösung Ihres Problems liefert.

39 Hilfe und Dokumentation

Im Lieferumfang von SUSE® Linux Enterprise Server sind verschiedene Informationen und Dokumentationen enthalten, viele davon bereits in Ihr installiertes System integriert.

Dokumentation unter /usr/share/doc

Dieses traditionelle Hilfe-Verzeichnis enthält verschiedene Dokumentationsdateien sowie die Hinweise zur Version Ihres Systems. Außerdem enthält es Informationen über die im Unterverzeichnis packages installierten Pakete. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 39.1, „Dokumentationsverzeichnis“.

man-Seiten und Infoseiten für Shell-Kommandos

Wenn Sie mit der Shell arbeiten, brauchen Sie die Optionen der Kommandos nicht auswendig zu kennen. Die Shell bietet normalerweise eine integrierte Hilfefunktion mit man-Seiten und Infoseiten. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Abschnitt 39.2, „man-Seiten“ und Abschnitt 39.3, „Infoseiten“.

Desktop-Hilfezentren

Das Hilfezentrum des GNOME-Desktops (Hilfe) bietet zentralen Zugriff auf die wichtigsten Dokumentationsressourcen auf Ihrem System in durchsuchbarer Form. Zu diesen Ressourcen zählen die Online-Hilfe für installierte Anwendungen, man-Seiten, Infoseiten sowie die mit Ihrem Produkt gelieferten SUSE-Handbücher.

Separate Hilfepakete für einige Anwendungen

Beim Installieren von neuer Software mit YaST wird die Softwaredokumentation in der Regel automatisch installiert und in der Hilfe auf Ihrem Desktop angezeigt. Jedoch können einige Anwendungen, beispielsweise GIMP, über andere Online-Hilfepakete verfügen, die separat mit YaST installiert werden können und nicht in die Hilfe integriert werden.

39.1 Dokumentationsverzeichnis

Das traditionelle Verzeichnis zum Suchen von Dokumentationen in Ihrem installierten Linux-System finden Sie unter /usr/share/doc. Das Verzeichnis enthält normalerweise Informationen zu den auf Ihrem System installierten Paketen sowie Versionshinweise, Handbücher usw.

Anmerkung
Anmerkung: Inhalte abhängig von installierten Paketen

In der Linux-Welt stehen Handbücher und andere Dokumentationen in Form von Paketen zur Verfügung, ähnlich wie Software. Wie viele und welche Informationen Sie unter /usr/share/docs finden, hängt auch von den installierten (Dokumentations-) Paketen ab. Wenn Sie die hier genannten Unterverzeichnisse nicht finden können, prüfen Sie, ob die entsprechenden Pakete auf Ihrem System installiert sind, und fügen Sie sie gegebenenfalls mithilfe von YaST hinzu.

39.1.1 SUSE-Handbücher

Wir bieten unsere Handbücher im HTML- und PDF-Format in verschiedenen Sprachen an. Im Unterverzeichnis Handbuch finden Sie HTML-Versionen der meisten für Ihr Produkt verfügbaren SUSE-Handbücher. Eine Übersicht über sämtliche für Ihr Produkt verfügbare Dokumentation finden Sie im Vorwort der Handbücher.

Wenn mehr als eine Sprache installiert ist, enthält /usr/share/doc/manual möglicherweise verschiedene Sprachversionen der Handbücher. Die HTML-Versionen der SUSE-Handbücher stehen auch in der Hilfe an beiden Desktops zur Verfügung. Informationen zum Speicherort der PDF- und HTML-Versionen des Handbuchs auf Ihrem Installationsmedium finden Sie in den Versionshinweisen zu SUSE Linux Enterprise Server. Sie stehen auf Ihrem installierten System unter /usr/share/doc/release-notes/ oder online auf Ihrer produktspezifischen Webseite unter http://www.suse.com/releasenotes/ zur Verfügung.

39.1.2 Dokumentation zu den einzelnen Paketen

Im Verzeichnis packages befindet sich die Dokumentation zu den auf Ihrem System installierten Software-Paketen. Für jedes Paket wird das entsprechende Unterverzeichnis /usr/share/doc/packages/Paketname erstellt. Es enthält README-Dateien für das Paket und manchmal Beispiele, Konfigurationsdateien und zusätzliche Skripten. In der folgenden Liste werden die typischen Dateien vorgestellt, die unter /usr/share/doc/packages zu finden sind. Diese Einträge sind nicht obligatorisch, und viele Pakete enthalten möglicherweise nur einige davon.

AUTOREN

Liste der wichtigsten Entwickler.

BUGS

Bekannte Programmfehler oder Fehlfunktionen. Enthält möglicherweise auch einen Link zur Bugzilla-Webseite, auf der alle Programmfehler aufgeführt sind.

CHANGES , ChangeLog

Diese Datei enthält eine Übersicht der in den einzelnen Versionen vorgenommenen Änderungen. Die Datei dürfte nur für Entwickler interessant sein, da sie sehr detailliert ist.

COPYING , LICENSE

Lizenzinformationen.

FAQ

Mailing-Listen und Newsgroups entnommene Fragen und Antworten.

INSTALL

So installieren Sie dieses Paket auf Ihrem System. Da das Paket bereits installiert ist, wenn Sie diese Datei lesen können, können Sie den Inhalt dieser Datei bedenkenlos ignorieren.

README, README.*

Allgemeine Informationen zur Software, z. B. den Zweck und die Art ihrer Verwendung.

TODO

Diese Datei beschreibt Funktionen, die in diesem Paket noch nicht implementiert, jedoch für spätere Versionen vorgesehen sind.

MANIFEST

Diese Datei enthält eine Übersicht über die im Paket enthaltenen Dateien.

NEWS

Beschreibung der Neuerungen in dieser Version.

39.2 man-Seiten

man-Seiten sind ein wichtiger Teil des Linux-Hilfesystems. Sie erklären die Verwendung der einzelnen Befehle und deren Optionen und Parameter. Sie greifen auf man-Seiten mit dem Befehl man gefolgt vom Namen des jeweiligen Befehls zu, z. B. man ls.

Die man-Seiten werden direkt in der Shell angezeigt. Blättern Sie mit den Tasten Bild ↑ und Bild ↓ nach oben bzw. unten. Mit Pos 1 und Ende gelangen Sie an den Anfang bzw. das Ende eines Dokuments. und mit Q schließen Sie die man-Seiten. Weitere Informationen über den Befehl man erhalten Sie durch Eingabe von man man. man-Seiten sind in Kategorien unterteilt, wie in Tabelle 39.1, „Manualpages – Kategorien und Beschreibungen“ gezeigt (diese Einteilung wurde direkt von der man-Seite für den Befehl „man“ übernommen).

Tabelle 39.1: Manualpages – Kategorien und Beschreibungen

Nummer

Beschreibung

1

Ausführbare Programme oder Shell-Befehle

2

Systemaufrufe (vom Kernel bereitgestellte Funktionen)

3

Bibliotheksaufrufe (Funktionen in Programmbibliotheken)

4

Spezielle Dateien (gewöhnlich in /dev)

5

Dateiformate und Konventionen (/etc/fstab)

6

Spiele

7

Sonstiges (wie Makropakete und Konventionen), zum Beispiel man(7) oder groff(7)

8

Systemverwaltungsbefehle (in der Regel nur für root)

9

Nicht standardgemäße Kernel-Routinen

Jede man-Seite besteht aus den Abschnitten NAME, SYNOPSIS, DESCRIPTION, SEE ALSO, LICENSING und AUTHOR. Je nach Befehlstyp stehen möglicherweise auch weitere Abschnitte zur Verfügung.

39.3 Infoseiten

Eine weitere wichtige Informationsquelle sind Infoseiten. Diese sind im Allgemeinen ausführlicher als man-Seiten. Hier finden Sie nicht nur die Kommandozeilenoptionen, sondern manchmal sogar ganze Lernprogramme oder Referenzdokumentation. Die Infoseite für einen bestimmten Befehl zeigen Sie an, indem Sie info gefolgt vom Namen des Befehls eingeben, z. B. info ls. Infoseiten werden direkt in der Shell in einem Viewer angezeigt, in dem Sie zwischen den verschiedenen Abschnitten, so genannten Knoten, navigieren können. Mit Leertaste blättern Sie vorwärts und mit <— zurück. Innerhalb eines Knotens können Sie auch mit Bild ↑ und Bild ↓ navigieren, jedoch gelangen Sie nur mit Leertaste und <— zum vorherigen bzw. nächsten Knoten. Drücken Sie Q, um den Anzeigemodus zu beenden. Nicht für jedes Kommando gibt es eine Infoseite und umgekehrt.

39.4 Online-Ressourcen

Zusätzlich zu den Online-Versionen der SUSE-Handbücher, die unter /usr/share/doc installiert sind, können Sie auch auf die produktspezifischen Handbücher und Dokumentationen im Internet zugreifen. Eine Übersicht über alle Dokumentationen für SUSE Linux Enterprise Server erhalten Sie auf der produktspezifischen Dokumentations-Website unter http://www.suse.com/doc/.

Wenn Sie zusätzliche produktbezogene Informationen suchen, können Sie auch die folgenden Websites besuchen:

Technischer Support von SUSE

Falls Sie Fragen haben oder Hilfe bei technischen Problemen benötigen, steht der technische Support von SUSE unter http://www.suse.com/support/ bereit.

SUSE-Foren

Es gibt verschiedene Foren, in denen Sie sich an Diskussionen über SUSE-Produkte beteiligen können. Eine Liste finden Sie in http://forums.suse.com/.

SUSE Conversations

Eine Online-Community, die Artikel, Tipps, Fragen und Antworten und kostenlose Tools zum Download bietet: http://www.suse.com/communities/conversations/

GNOME-Dokumentation

Dokumentation für GNOME-Benutzer, -Administratoren und -Entwickler finden Sie unter http://library.gnome.org/.

Das Linux-Dokumentationsprojekt

Das Linux-Dokumentationsprojekt (TLDP) ist eine auf freiwilliger Mitarbeit beruhende Gemeinschaftsinitiative zur Erarbeitung von Linux-Dokumentationen und Veröffentlichungen zu verwandten Themen (siehe http://www.tldp.org). Dies ist die wahrscheinlich umfangreichste Dokumentationsressource für Linux. Sie finden dort durchaus Lernprogramme, die auch für Anfänger geeignet sind, doch hauptsächlich richten sich die Dokumente an erfahrene Benutzer, zum Beispiel an professionelle Systemadministratoren. Das Projekt veröffentlicht HOWTOs (Verfahrensbeschreibungen), FAQs (Antworten zu häufigen Fragen) sowie ausführliche Handbücher und stellt diese unter einer kostenlosen Lizenz zur Verfügung. Ein Teil der TLDP-Dokumentation ist auch unter SUSE Linux Enterprise Server verfügbar.

Sie können auch allgemeine Such-Engines ausprobieren. Sie können beispielsweise die Suchbegriffe Linux CD-RW Hilfe oder OpenOffice Dateikonvertierung eingeben, wenn Sie Probleme mit dem Brennen von CDs bzw. mit der LibreOffice-Dateikonvertierung haben.

40 Erfassen der Systeminformationen für den Support

Das Paket hostinfo in SUSE Linux Enterprise Server ermöglicht einen raschen Überblick über alle relevanten Systeminformationen eines Computers. Hier können Systemadministratoren außerdem ermitteln, ob ein Computer unbrauchbare (nicht unterstützte) Kernels enthält oder ob Drittanbieterpakete installiert sind.

Bei Problemen wird ein detaillierter Systembericht mit dem Kommandozeilenwerkzeug supportconfig oder mit dem YaST-Support-Modul erzeugt. Beide Werkzeuge sammeln Informationen zum System, etwa aktuelle Kernel-Version, Hardware, installierte Pakete, Partitionseinrichtung und einiges mehr. Hierbei wird ein TAR-Archiv mit Dateien ausgegeben. Wenn Sie eine Service-Anforderung öffnen, können Sie das TAR-Archiv für den globalen technischen Support heraufladen. Der Support hilft Ihnen, das gemeldete Problem zu lokalisieren und zu beheben.

Darüber hinaus können Sie die supportconfig-Ausgabe auf bekannte Probleme hin analysieren und so die Fehlerbehebung noch beschleunigen. SUSE Linux Enterprise Server bietet hierzu eine Anwendung und ein Kommandozeilenwerkzeug für die supportconfig-Analyse (SCA).

40.1 Anzeigen aktueller Systeminformationen

Mit dem Paket hostinfo erhalten Sie schnell und einfach eine Übersicht über alle relevanten Systeminformationen, sobald Sie sich bei einem Server anmelden. Nach der Installation auf einem Computer zeigt die Konsole die folgenden Informationen für jeden root-Benutzer an, der sich bei diesem Computer anmeldet:

Beispiel 40.1: Ausgabe von hostinfo beim Anmelden als root
Hostname:                 earth
Current As Of:            Fri 28 Sep 2018 03:18:57 PM CEST
Distribution:             SUSE Linux Enterprise Server 12 
 -Service Pack:           4
Architecture:             x86_64
Kernel Version:           4.12.14-94.37-default
 -Installed:              Mon 24 Sep 2018 10:43:46 AM CEST
 -Status:                 Not Tainted
Last Updated Package:     Fri 28 Sep 2018 03:18:55 PM CEST
 -Patches Needed:         0
 -Security:               0
 -3rd Party Packages:     0
IPv4 Address:             eth0 192.168.1.1
Total/Free/+Cache Memory: 1812/360/1275 MB (70% Free)
Hard Disk:                /dev/sda 32 GB

Wenn die Ausgabe auf einen unbrauchbaren Kernel-Status hinweist, finden Sie weitere Details in Abschnitt 40.6, „Unterstützung für Kernelmodule“.

40.2 Erfassen von Systeminformationen mit supportconfig

Zum Erstellen eines TAR-Archivs mit detaillierten Systeminformationen, die Sie an den globalen technischen Support übertragen können, verwenden Sie entweder direkt das Kommandozeilenwerkzeug supportconfig oder das YaST-Support-Modul. Das Kommandozeilenwerkzeug wird im Paket supportutils bereitgestellt, das standardmäßig installiert ist. Das YaST-Support-Modul baut zudem auf dem Kommandozeilenwerkzeug auf.

40.2.1 Erstellen einer Serviceanforderungsnummer

supportconfig-Archive können jederzeit erzeugt werden. Wenn Sie die supportconfig-Daten an den globalen technischen Support übertragen möchten, müssen Sie jedoch zunächst eine Service-Anforderungs-Nummer erstellen. Diese Nummer benötigen Sie, um das Archiv an den Support heraufladen zu können.

Zum Erstellen einer Service-Anforderung wechseln Sie zu https://scc.suse.com/support/requests, und befolgen Sie die Anweisungen auf dem Bildschirm. Schreiben Sie sich die 12-stellige Service-Anforderungs-Nummer auf.

Anmerkung
Anmerkung: Datenschutzerklärung

SUSE und Micro Focus behandeln die Systemberichte als vertraulich. Weitere Informationen zum Datenschutz finden Sie unter https://www.suse.com/company/policies/privacy/.

40.2.2 Erstellen eines supportconfig-Archivs mit YaST

Gehen Sie wie folgt vor, wenn Sie Ihre Systeminformationen mithilfe von YaST erfassen möchten:

  1. Starten Sie YaST, und öffnen Sie das Support-Modul.

    Image
  2. Klicken Sie auf Berichts-Tarball erstellen.

  3. Wählen Sie im nächsten Fenster eine der supportconfig-Optionen in der Optionsliste aus. Die Option Benutzerdefinierte Einstellungen (für Experten) verwenden ist standardmäßig aktiviert. Wenn Sie die Berichtfunktion zuerst testen möchten, verwenden Sie Nur eine minimale Anzahl von Informationen sammeln. Weitere Hintergrundoptionen zu den weiteren Optionen finden Sie auf der man-Seite zu supportconfig.

    Fahren Sie mit Weiter fort.

  4. Geben Sie Ihre Kontaktdaten ein. Die Daten werden in die Datei basic-environment.txt geschrieben und in das zu erstellende Archiv aufgenommen.

  5. Soll das Archiv nach Abschluss der Datenerfassung an den globalen technischen Support gesendet werden, müssen Sie Upload-Informationen angeben. YaST schlägt automatisch einen Upload-Server vor.

    Soll das Archiv erst später gesendet werden, können Sie die Upload-Informationen leer lassen.

  6. Fahren Sie mit Weiter fort.

  7. Es wird nun mit dem Sammeln der Informationen begonnen.

    Image

    Fahren Sie nach Ende des Vorgangs mit Weiter fort.

  8. Prüfen der Datensammlung: Wählen Sie den Dateinamen einer Protokolldatei aus. Der Inhalt dieser Datei wird in YaST angezeigt. Entfernen Sie bei Bedarf die Dateien, die nicht in das TAR-Archiv aufgenommen werden sollen, mit Aus Daten entfernen. Fahren Sie mit Weiter fort.

  9. Speichern Sie das TAR-Archiv. Wenn Sie das YaST-Modul als root-Benutzer gestartet hatten, schlägt YaST standardmäßig den Ordner /var/log als Speicherort für das Archiv vor (ansonsten Ihr Benutzerverzeichnis). Das Format des Dateinamens lautet nts_HOST_DATUM_UHRZEIT.tbz.

  10. Soll das Archiv direkt an den Support heraufgeladen werden, muss die Aktion Protokolldatei-Tarball an URL heraufladen aktiviert sein. Hier ist das Upload-Ziel angegeben, das YaST in Schritt 5 vorgeschlagen hat.

  11. Um das Heraufladen zu überspringen, deaktivieren Sie die Option Protokolldatei-Tarball zu URL heraufladen.

  12. Bestätigen Sie die Änderungen. Das YaST-Modul wird geschlossen.

40.2.3 Erstellen eines supportconfig-Archivs über die Kommandozeile

Mit dem nachstehenden Verfahren erstellen Sie ein supportconfig-Archiv, ohne das Archiv direkt an den Support zu übertragen. Zum Heraufladen müssen Sie das entsprechende Kommando mit den zugehörigen Optionen ausführen (siehe Prozedur 40.2, „Übertragen von Informationen an den Support über die Kommandozeile“).

  1. Öffnen Sie eine Shell und melden Sie sich als root an.

  2. Führen Sie supportconfig ohne Optionen aus. Damit werden die Standard-Systeminformationen gesammelt.

  3. Warten Sie, bis das Tool den Vorgang beendet hat.

  4. Der Standardspeicherort für das Archiv befindet sich unter /var/log und hat das Dateinamenformat nts_HOST_DATUM_UHRZEIT.tbz.

40.2.4 Allgemeine Optionen für Supportconfig

Das Dienstprogramm supportconfig wird in der Regel ohne Optionen aufgerufen. Zeigen Sie mit eine Liste aller Optionen für supportconfig mit -h an oder lesen Sie die man-Seite. Die folgende Liste enthält eine kurze Übersicht einiger gängiger Fälle:

Vermindern des Umfangs der erfassten Informationen

Verwenden Sie die Minimal-Option (-m):

supportconfig -m
Begrenzen der Informationen auf ein bestimmtes Thema

Wenn Sie in der standardmäßigen supportconfig-Ausgabe bereits ein Problem festgestellt haben und dieses Problem auf einen bestimmten Bereich oder eine bestimmte Funktionsgruppe beschränkt ist, sollten Sie die erfassten Informationen beim nächsten Ausführen von supportconfig auf diesen Bereich begrenzen. Wenn Sie beispielsweise ein Problem mit LVM erkannt haben und daher eine Änderung testen möchten, die Sie vor Kurzem an der LVM-Konfiguration hatten, reicht es völlig aus, nur die minimalen supportconfig-Informationen zu LVM zu erfassen:

supportconfig -i LVM

Eine vollständige Liste der Funktionsschlüsselwörter, mit denen Sie die erfassten Informationen auf einen bestimmten Bereich begrenzen, erhalten Sie mit dem

supportconfig -F
Aufnehmen zusätzlicher Kontaktinformationen in die Ausgabe:
supportconfig -E tux@example.org -N "Tux Penguin" -O "Penguin Inc." ...

(alle in einer Zeile)

Sammeln von bereits rotierten Protokolldateien
supportconfig -l

Nützlich ist dies insbesondere in Umgebungen mit hohem Protokollierungsaufkommen sowie nach einem Kernel-Crash, wenn syslog die Protokolldateien nach dem Neustart rotiert.

40.3 Übertragen von Informationen an den globalen technischen Support

Zum Übertragen der Systeminformationen an den globalen technischen Support verwenden Sie das YaST-Support-Modul oder das Befehlszeilenprogramm supportconfig. Falls Serverprobleme auftreten und Sie Hilfe benötigen, müssen Sie zunächst eine Serviceanforderung öffnen. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 40.2.1, „Erstellen einer Serviceanforderungsnummer“.

In den nachfolgenden Beispielen fungiert die Zahl 12345678901 als Platzhalter für die Service-Anforderungs-Nummer. Ersetzen Sie die Zahl 12345678901 durch die Service-Anforderungs-Nummer, die Sie in Abschnitt 40.2.1, „Erstellen einer Serviceanforderungsnummer“ erstellt haben.

Vorgehen 40.1: Übertragen von Informationen an den Support mithilfe von YaST

Im nachfolgenden Verfahren wird angenommen, dass Sie bereits ein supportconfig-Archiv erstellt, jedoch noch nicht heraufgeladen haben. Nehmen Sie in jedem Fall Ihre Kontaktdaten in das Archiv auf (siehe Abschnitt 40.2.2, „Erstellen eines supportconfig-Archivs mit YaST“, Schritt 4). Weitere Anweisungen zum Erzeugen und Übertragen eines supportconfig-Archivs in einem einzigen Arbeitsgang finden Sie in Abschnitt 40.2.2, „Erstellen eines supportconfig-Archivs mit YaST“.

  1. Starten Sie YaST, und öffnen Sie das Support-Modul.

  2. Klicken Sie auf Heraufladen.

  3. Geben Sie unter Paket mit Protokolldateien den Pfad zum vorhandenen supportconfig-Archiv ein, oder klicken Sie auf Durchsuchen, und wechseln Sie zu dem Ordner, in dem sich das Archiv befindet.

  4. YaST schlägt automatisch einen Upload-Server vor.

    Image

    Fahren Sie mit Weiter fort.

  5. Klicken Sie auf Fertig stellen.

Vorgehen 40.2: Übertragen von Informationen an den Support über die Kommandozeile

Im nachfolgenden Verfahren wird angenommen, dass Sie bereits ein supportconfig-Archiv erstellt, jedoch noch nicht heraufgeladen haben. Weitere Anweisungen zum Erzeugen und Übertragen eines supportconfig-Archivs in einem einzigen Arbeitsgang finden Sie in Abschnitt 40.2.2, „Erstellen eines supportconfig-Archivs mit YaST“.

  1. Server mit Internetkonnektivität:

    1. Führen Sie das folgende Kommando aus, um das Standard-Uploadziel zu verwenden:

      supportconfig -ur 12345678901
    2. Verwenden Sie das folgende sichere Upload-Ziel:

      supportconfig -ar 12345678901
  2. Server ohne Internetkonnektivität

    1. Führen Sie Folgendes aus:

      supportconfig -r 12345678901
    2. Laden Sie das Archiv /var/log/nts_SR12345678901*tbz manuell auf einen unserer FTP-Server herauf. Weitere Informationen finden Sie auf der man-Seite zu supportconfig.

  3. Sobald das TAR-Archiv im Eingangsverzeichnis unseres FTP-Servers eingeht, wird es automatisch an Ihre Service-Anforderung angehängt.

40.4 Analysieren von Systeminformationen

Die mit supportconfig erstellten Systemberichte können auf bekannte Probleme hin analysiert werden, so dass die Fehlerbehebung noch beschleunigt wird. SUSE Linux Enterprise Server bietet hierzu eine Anwendung und ein Kommandozeilenwerkzeug für die supportconfig-Analyse (SCA). Die SCA-Appliance ist ein serverseitiges, nicht interaktives Werkzeug. Das SCA-Werkzeug (scatool) wird auf der Client-Seite über die Kommandozeile ausgeführt. Beide Werkzeuge analysieren die supportconfig-Archive von betroffenen Servern. Die erste Serveranalyse erfolgt in der SCA-Appliance oder auf dem Arbeitsplatzrechner, auf dem scatool ausgeführt wird. Auf dem Produktionsserver werden keine Analysezyklen durchgeführt.

Sowohl für die Appliance als auch für das Kommandozeilenwerkzeug sind zusätzliche produktspezifische Schemata erforderlich, damit die supportconfig-Ausgabe für die entsprechenden Produkte analysiert werden kann. Jedes Schema ist ein Skript, mit dem ein supportconfig-Archiv auf genau ein bekanntes Problem hin analysiert und ausgewertet wird. Die Schemata stehen als RPM-Pakete zur Verfügung.

Wenn Sie beispielsweise supportconfig-Archive analysieren möchten, die auf einem Computer mit SUSE Linux Enterprise 11 erzeugt wurden, müssen Sie dort das Paket sca-patterns-sle11 zusammen mit dem SCA-Werkzeug installieren (oder auf dem Computer, der als SCA-Appliance-Server dienen soll). Zum Analysieren von supportconfig-Archiven, die auf einem Rechner mit SUSE Linux Enterprise 10 erzeugt wurden, benötigen Sie das Paket sca-patterns-sle10.

Sie können außerdem eigene Schemata entwickeln (kurze Beschreibung siehe Abschnitt 40.4.3, „Entwickeln von benutzerdefinierten Analyseschemata“).

40.4.1 SCA-Kommandozeilenwerkzeug

Mithilfe des SCA-Kommandozeilenwerkzeugs können Sie einen lokalen Rechner sowohl mit supportconfig als auch mit den auf dem lokalen Rechner installierten Analyseschemata analysieren. Das Werkzeug erstellt einen HTML-Bericht mit den Analyseergebnissen. Ein Beispiel finden Sie in Abbildung 40.1, „Mit dem SCA-Werkzeug erstellter HTML-Bericht“.

Mit dem SCA-Werkzeug erstellter HTML-Bericht
Abbildung 40.1: Mit dem SCA-Werkzeug erstellter HTML-Bericht

Das Kommando scatoolwird mit dem Paket sca-server-report bereitgestellt. Die Installation erfolgt nicht standardmäßig. Darüber hinaus benötigen Sie das Paket sca-patterns-base sowie alle produktspezifischen Pakete sca-patterns-* für das Produkt, das auf dem Rechner installiert ist, auf dem das Kommando scatool ausgeführt werden soll.

Führen Sie das Kommando scatool als root-Benutzer oder mit sudo aus. Beim Aufrufen des SCA-Werkzeugs können Sie wahlweise ein vorhandenes supportconfig-TAR-Archiv analysieren oder auch ein neues Archiv erzeugen und im gleichen Arbeitsgang analysieren. Das Werkzeug bietet zudem eine interaktive Konsole (mit automatischer Ausfüllung der Karteireiter) sowie die Möglichkeit, supportconfig auf einem externen Rechner auszuführen und die anschließende Analyse auf dem lokalen Rechner vorzunehmen.

Einige Kommandobeispiele:

sudo scatool -s

Ruft supportconfig auf und erzeugt ein neues supportconfig-Archiv auf dem lokalen Rechner. Analysiert das Archiv auf bekannte Probleme mithilfe der passenden SCA-Analyseschemata für das installierte Produkt. Zeigt den Pfad zum HTML-Bericht an, der aus den Analyseergebnissen erzeugt wird. Der Bericht wird in der Regel in dasselbe Verzeichnis geschrieben wie das supportconfig-Archiv.

sudo scatool -s -o /opt/sca/reports/ 

Wie sudo scatool -s, mit dem Unterschied, dass der HTML-Bericht in den mit der Option -o angegebenen Pfad geschrieben wird.

sudo scatool -a PFAD_ZU_TARBALL_ODER_VERZEICHNIS 

Analysiert die angegebene supportconfig-Archivdatei (oder das angegebene Verzeichnis, in das das supportconfig-Archiv extrahiert wurde). Der erzeugte HTML-Bericht wird an demselben Speicherort gespeichert wie das supportconfig-Archiv oder -Verzeichnis.

sudo scatool -a SLES_SERVER.COMPANY.COM 

Stellt eine SSH-Verbindung zu einem externen Server SLES_SERVER.COMPANY.COM her und führt Supportconfig auf dem Server aus. Das supportconfig-Archiv wird dann auf den lokalen Rechner zurückkopiert und dort analysiert. Der erzeugte HTML-Bericht wird standardmäßig in das Verzeichnis /var/log gespeichert. (Auf dem Server SLES_SERVER.COMPANY.COM wird ausschließlich das Supportconfig-Archiv erstellt.)

sudo scatool -c

Startet die interaktive Konsole für scatool. Zum Abrufen der verfügbaren Kommandos drücken Sie zweimal →|.

Weitere Optionen und Informationen erhalten Sie mit dem Kommando sudo scatool -h und auf der man-Seite zu scatool.

40.4.2 SCA-Appliance

Wenn Sie die supportconfig-Archive mit der SCA-Appliance analysieren, müssen Sie einen dedizierten Server (oder einen dedizierten virtuellen Computer) als SCA-Appliance-Server konfigurieren. Auf dem SCA-Appliance-Server können Sie dann supportconfig-Archive von allen Rechnern im Unternehmen analysieren, auf denen SUSE Linux Enterprise Server oder SUSE Linux Enterprise Desktop ausgeführt wird. Zum Analysieren laden Sie die gewünschten supportconfig-Archive einfach auf den Appliance-Server herauf. Ein weiterer Eingriff Ihrerseits ist nicht erforderlich. In einer MariaDB-Datenbank verfolgt die SCA-Appliance alle bereits analysierten supportconfig-Archive. Sie können die SCA-Berichte direkt über die Webschnittstelle der Appliance lesen. Alternativ können Sie in der Appliance angeben, dass der HTML-Bericht per Email an einen verwaltungsbefugten Benutzer gesendet werden soll. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 40.4.2.5.4, „Senden von SCA-Berichten per E-Mail“.

40.4.2.1 Schnelleinführung zur Installation

Zum raschen Installieren und Einrichten der SCA-Appliance über die Kommandozeile gehen Sie nach den folgenden Anweisungen vor. Das Verfahren richtet sich an fortgeschrittene Benutzer und umfasst lediglich die reinen Installations- und Einrichtungskommandos. Weitere Informationen finden Sie in der detaillierteren Beschreibung in Abschnitt 40.4.2.2, „Voraussetzungen“ bis Abschnitt 40.4.2.3, „Installation und grundlegende Einrichtung“.

Voraussetzungen
  • Web- und LAMP-Schema

  • Web- und Skripterstellungsmodul (zur Auswahl dieses Moduls muss der Rechner registriert sein).

Anmerkung
Anmerkung: Erforderliche root-Berechtigungen

Alle Befehle im folgenden Vorgang müssen als root ausgeführt werden.

Vorgehen 40.3: Installation mit Heraufladen über anonymen FTP-Zugang

Sobald die Appliance eingerichtet ist und ausgeführt wird, sind keine weiteren manuellen Eingriffe mehr erforderlich. Diese Methode zur Einrichtung der Appliance eignet sich daher ideal für das Erstellen und Heraufladen von supportconfig-Archiven mithilfe von Cron-Aufträgen.

  1. Melden Sie sich auf dem Rechner, auf dem die Appliance installiert werden soll, bei einer Konsole an, und führen Sie folgende Kommandos aus:

    zypper install sca-appliance-* sca-patterns-* vsftpd
    systemctl enable apache2
    systemctl start apache2
    systemctl enable vsftpd
    systemctl start vsftpd
    yast ftp-server
  2. Wählen Sie im YaST-FTP-Server-Modul Folgendes: Authentifizierung › Heraufladen aktivieren › Anonyme Benutzer dürfen hochladen › Beenden › Ja. Der Ordner /srv/ftp/upload wird erstellt.

  3. Führen Sie folgende Befehle aus:

    systemctl enable mysql
    systemctl start mysql
    mysql_secure_installation
    setup-sca -f

    Bei der sicheren MySQL-Erstellung (mysql_secure_installation) wird ein root-Passwort für MariaDB erstellt.

Vorgehen 40.4: Installation mit Heraufladen über SCP/tmp

Bei dieser Methode zum Einrichten der Appliance ist ein manueller Eingriff erforderlich (das SSH-Passwort muss eingegeben werden).

  1. Melden Sie sich auf dem Rechner, auf dem die Appliance installiert werden soll, bei einer Konsole an:

  2. Führen Sie folgende Befehle aus:

    zypper install sca-appliance-* sca-patterns-*
    systemctl enable apache2
    systemctl start apache2
    sudo systemctl enable mysql
    systemctl start mysql
    mysql_secure_installation
    setup-sca

40.4.2.2 Voraussetzungen

Zum Ausführen eines Appliance-Servers müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Alle Pakete sca-appliance-*.

  • Paket sca-patterns-base. Zusätzlich alle produktspezifischen Pakete sca-patterns-* für den Typ der supportconfig-Archive, die mit der Appliance analysiert werden sollen.

  • Apache

  • PHP

  • MariaDB

  • Anonymer FTP-Server (optional)

40.4.2.3 Installation und grundlegende Einrichtung

Wie in Abschnitt 40.4.2.2, „Voraussetzungen“ beschrieben, bestehen mehrere Abhängigkeiten der SCA-Appliance von anderen Paketen. Aus diesem Grund sind einige Vorbereitungsmaßnahmen erforderlich, bevor Sie den SCA-Appliance-Server installieren und einrichten können:

  1. Für Apache und MariaDB installieren Sie die Installationsschemata Web und LAMP.

  2. Richten Sie Apache und MariaDB ein (und optional einen anonymen FTP-Server). Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Kapitel 32, Der HTTP-Server Apache und Kapitel 33, Einrichten eines FTP-Servers mit YaST.

  3. Konfigurieren Sie Apache und MariaDB für das Starten beim Systemstart:

    sudo systemctl enable apache2 mysql
  4. Starten Sie beide Services:

    sudo systemctl start apache2 mysql

Sie können nun die SCA-Appliance gemäß den Anweisungen in Prozedur 40.5, „Installieren und Konfigurieren der SCA-Appliance“ installieren und einrichten.

Vorgehen 40.5: Installieren und Konfigurieren der SCA-Appliance

Nach dem Installieren der Pakete nehmen Sie mit dem Skript setup-sca die grundlegende Konfiguration der MariaDB-Administrations-/Berichtdatenbank vor, die von der SCA-Appliance genutzt wird.

Hiermit können Sie die folgenden Optionen für das Heraufladen der supportconfig-Archive von den Rechnern in die SCA-Appliance konfigurieren:

  • scp

  • Anonymer FTP-Server

  1. Installieren Sie die Appliance und die SCA-Basisschema-Bibliothek:

    sudo zypper install sca-appliance-* sca-patterns-base
  2. Installieren Sie außerdem die Schemapakete für die zu analysierenden supportconfig-Archive. Wenn sich beispielsweise Server mit SUSE Linux Enterprise Server 11 und SUSE Linux Enterprise 12 in Ihrer Umgebung befinden, installieren Sie sowohl das Paket sca-patterns-sle11 als auch das Paket sca-patterns-sle12.

    So installieren Sie alle verfügbaren Pakete:

    zypper install sca-patterns-*
  3. Nehmen Sie mit dem Skript setup-sca die grundlegende Einrichtung der SCA-Appliance vor. Der Aufruf dieses Skripts ist abhängig davon, ob die supportconfig-Archive auf den SCA-Appliance-Server heraufgeladen werden sollen:

    • Wenn Sie einen anonymen FTP-Server konfiguriert haben, bei dem das Verzeichnis /srv/ftp/upload genutzt wird, führen Sie das Einrichtungsskript mit der Option -f aus, und befolgen Sie die Anweisungen auf dem Bildschirm:

      setup-sca -f
      Anmerkung
      Anmerkung: FTP-Server mit anderem Verzeichnis

      Wenn der FTP-Server ein anderes Verzeichnis verwendet (also nicht das Verzeichnis /srv/ftp/upload), passen Sie zunächst die folgenden Konfigurationsdateien so an, dass sie auf das richtige Verzeichnis verweisen: /etc/sca/sdagent.conf und /etc/sca/sdbroker.conf.

    • Sollen supportconfig-Dateien mit scp in das Verzeichnis /tmp des SCA-Appliance-Servers heraufgeladen werden, rufen Sie das Einrichtungsskript ohne Parameter auf, und befolgen Sie die Anweisungen auf dem Bildschirm:

      setup-sca

    Das Einrichtungsskript überprüft, ob die Voraussetzungen erfüllt sind, und konfiguriert die erforderlichen Komponenten. Sie werden zur Eingabe von zwei Passwörtern aufgefordert: das MySQL-root-Passwort für die eingerichtete MariaDB sowie ein Webbenutzer-Passwort, mit dem Sie sich bei der Webschnittstelle der SCA-Appliance anmelden.

  4. Geben Sie das vorhandene MariaDB-root-Passwort ein. Damit kann die SCA-Appliance eine Verbindung zur MariaDB herstellen.

  5. Definieren Sie ein Passwort für den Webbenutzer. Dieses Passwort wird in die Datei /srv/www/htdocs/sca/web-config.php geschrieben und als Passwort für den Benutzer scdiag eingerichtet. Sowohl der Benutzername als auch das Passwort können jederzeit geändert werden (siehe Abschnitt 40.4.2.5.1, „Passwort für die Webschnittstelle“).

Nach erfolgter Installation und Einrichtung ist die SCA-Appliance einsatzbereit (siehe Abschnitt 40.4.2.4, „Verwenden der SCA-Appliance“). Sie sollten jedoch bestimmte Optionen noch bearbeiten, beispielsweise das Passwort für die Webschnittstelle oder die Quelle für die SCA-Schemaaktualisierungen ändern, den Archivierungsmodus aktivieren oder Email-Benachrichtigungen konfigurieren. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 40.4.2.5, „Anpassen der SCA-Appliance“.

Warnung
Warnung: Datenschutz

Die Berichte auf dem SCA-Appliance-Server enthalten sicherheitsrelevante Daten zu den Rechnern, auf denen die supportconfig-Archive analysiert wurden. Schützen Sie daher die Daten auf dem SCA-Appliance-Server vor unbefugtem Zugriff.

40.4.2.4 Verwenden der SCA-Appliance

Sie können vorhandene supportconfig-Archive manuell in die SCA-Appliance heraufladen oder neue supportconfig-Archive erstellen und im gleichen Arbeitsgang in die SCA-Appliance heraufladen. Das Heraufladen kann über FTP oder SCP erfolgen. In beiden Fällen benötigen Sie die URL, unter der sich die SCA-Appliance befindet. Zum Heraufladen über FTP muss ein FTP-Server für die SCA-Appliance installiert sein (siehe Prozedur 40.5, „Installieren und Konfigurieren der SCA-Appliance“).

40.4.2.4.1 Heraufladen von supportconfig-Archiven an die SCA-Appliance
  • So können Sie ein supportconfig-Archiv erstellen und über einen (anonymen) FTP-Zugang heraufladen:

    sudo supportconfig -U “ftp://SCA-APPLIANCE.COMPANY.COM/upload”
  • So können Sie ein supportconfig-Archiv erstellen und über SCP heraufladen:

    sudo supportconfig -U “scp://SCA-APPLIANCE.COMPANY.COM/tmp”

    Sie werden aufgefordert, das root-Benutzerpasswort für den Server einzugeben, auf dem die SCA-Appliance ausgeführt wird.

  • Zum manuellen Heraufladen von einem oder mehreren Archiven kopieren Sie die vorhandenen Archivdateien (in der Regel unter /var/log/nts_*.tbz) in die SCA-Appliance. Als Ziel verwenden Sie entweder das Verzeichnis /tmp oder das Verzeichnis /srv/ftp/upload des Appliance-Servers (wenn FTP für den SCA-Appliance-Server konfiguriert ist).

40.4.2.4.2 Anzeigen von SCA-Berichten

Die SCA-Berichte können auf jedem Rechner angezeigt werden, auf dem ein Browser installiert ist und der auf die Berichtindexseite der SCA-Appliance zugreifen kann.

  1. Starten Sie einen Webbrowser, und aktivieren Sie JavaScript und Cookies.

  2. Als URL geben Sie die Berichtindexseite der SCA-Appliance ein.

    https://sca-appliance.company.com/sca

    Fragen Sie im Zweifelsfall Ihren Systemadministrator.

  3. Sie werden aufgefordert, einen Benutzernamen und ein Passwort für die Anmeldung einzugeben.

    Mit der SCA-Appliance erstellter HTML-Bericht
    Abbildung 40.2: Mit der SCA-Appliance erstellter HTML-Bericht
  4. Nach erfolgter Anmeldung klicken Sie auf das Datum des gewünschten Berichts.

  5. Klicken Sie zunächst auf die Kategorie Grundstatus.

  6. Klicken Sie in der Spalte Nachricht auf einen Eintrag. Der entsprechende Artikel in der SUSE Knowledgebase wird geöffnet. Lesen Sie die vorgeschlagene Lösung, und befolgen Sie die Anweisungen.

  7. Wenn die Spalte Lösungen im Supportconfig-Analysebericht weitere Einträge enthält, klicken Sie auf diese Einträge. Lesen Sie die vorgeschlagene Lösung, und befolgen Sie die Anweisungen.

  8. Suchen Sie in der SUSE Knowledgebase (http://www.suse.com/support/kb/) nach Ergebnissen, die direkt mit dem für SCA erkannten Problem zusammenhängen. Bearbeiten Sie die Probleme.

  9. Suchen Sie nach Ergebnissen, die proaktiv bearbeitet werden können, damit künftige Probleme vermieden werden.

40.4.2.5 Anpassen der SCA-Appliance

In den nachfolgenden Abschnitten erfahren Sie, wie Sie das Passwort für die Webschnittstelle und die Quelle für die SCA-Schemaaktualisierungen ändern, den Archivierungsmodus aktivieren und Email-Benachrichtigungen archivieren.

40.4.2.5.1 Passwort für die Webschnittstelle

Zur Anmeldung bei der Webschnittstelle der SCA-Appliance benötigen Sie einen Benutzernamen und ein Passwort. Der Standard-Benutzername lautet scdiag und das Standardpasswort ist linux (sofern nicht anders festgelegt, siehe Prozedur 40.5, „Installieren und Konfigurieren der SCA-Appliance“). Ändern Sie das Standard-Passwort so bald wie möglich in ein sicheres Passwort. Auch den Benutzernamen können Sie bearbeiten.

Vorgehen 40.6: Ändern des Benutzernamens oder des Passworts für die Webschnittstelle
  1. Melden Sie sich an der Systemkonsole des SCA-Appliance-Servers als root-Benutzer an.

  2. Öffnen Sie die Datei /srv/www/htdocs/sca/web-config.php in einem Editor.

  3. Ändern Sie die Werte für $username und $password.

  4. Speichern und schließen Sie die Datei.

40.4.2.5.2 Aktualisierungen der SCA-Schemata

Standardmäßig werden alle Pakete sca-patterns-* regelmäßig mit einem rootCron-Auftrag aktualisiert, mit dem jeden Abend das Skript sdagent-patterns ausgeführt wird, das wiederum zypper update sca-patterns-* startet. Bei einer normalen Systemaktualisierung werden alle SCA-Appliance- und Schemapakete aktualisiert. So aktualisieren Sie die SCA-Appliance und die Schemata manuell:

sudo zypper update sca-*

Die Aktualisierungen werden standardmäßig aus dem Aktualisierungs-Respository für SUSE Linux Enterprise 12 SP5 installiert. Bei Bedarf können Sie die Quelle der Aktualisierungen in einen SMT-Server ändern. Beim Ausführen von zypper update sca-patterns-* durch sdagent-patterns werden die Aktualisierungen über den derzeit konfigurierten Aktualisierungskanal abgerufen. Wenn sich dieser Kanal auf einem SMT-Server befindet, werden die Pakete von diesem Server abgerufen.

Vorgehen 40.7: Deaktivieren der automatischen Aktualisierung der SCA-Schemata
  1. Melden Sie sich an der Systemkonsole des SCA-Appliance-Servers als root-Benutzer an.

  2. Öffnen Sie die Datei /etc/sca/sdagent-patterns.conf in einem Editor.

  3. Ändern Sie den Eintrag

    UPDATE_FROM_PATTERN_REPO=1

    in

    UPDATE_FROM_PATTERN_REPO=0
  4. Speichern und schließen Sie die Datei. Die Änderung tritt ohne Neustart des Rechners in Kraft.

40.4.2.5.3 Archivierungsmodus

Alle supportconfig-Archive werden aus der SCA-Appliance gelöscht, sobald sie analysiert und die zugehörigen Ergebnisse in der MariaDB-Datenbank gespeichert wurden. Wenn Sie Kopien der supportconfig-Archive eines Rechners aufheben, kann dies allerdings ggf. eine spätere Fehlerbehebung erleichtern. Standardmäßig ist der Archivierungsmodus deaktiviert.

Vorgehen 40.8: Aktivieren des Archivierungsmodus in der SCA-Appliance
  1. Melden Sie sich an der Systemkonsole des SCA-Appliance-Servers als root-Benutzer an.

  2. Öffnen Sie die Datei /etc/sca/sdagent.conf in einem Editor.

  3. Ändern Sie den Eintrag

    ARCHIVE_MODE=0

    in

    ARCHIVE_MODE=1
  4. Speichern und schließen Sie die Datei. Die Änderung tritt ohne Neustart des Rechners in Kraft.

Sobald der Archivierungsmodus aktiviert ist, werden die supportconfig-Dateien nicht mehr von der SCA-Appliance gelöscht, sondern im Verzeichnis /var/log/archives/saved gespeichert.

40.4.2.5.4 Senden von SCA-Berichten per E-Mail

Die SCA-Appliance kann für jede analysierte supportconfig-Datei einen HTML-Bericht per Email schicken. Diese Funktion ist standardmäßig deaktiviert. Wenn Sie sie aktivieren, können Sie eine Liste von E-Mail-Adressen definieren, an die die Berichte gesendet werden sollen, sowie die Statusnachrichtenebene festlegen, die das Versenden der Berichte auslöst (STATUS_NOTIFY_LEVEL).

Mögliche Werte für STATUS_NOTIFY_LEVEL
$STATUS_OFF

Deaktiviert das Senden von HTML-Berichten.

$STATUS_CRITICAL

Sendet nur SCA-Berichte, die den Status CRITICAL enthalten.

$STATUS_WARNING

Sendet nur SCA-Berichte, die den Status WARNING oder CRITICAL enthalten.

$STATUS_RECOMMEND

Sendet nur SCA-Berichte, die den Status RECOMMEND, WARNING oder CRITICAL enthalten.

$STATUS_SUCCESS

Sendet SCA-Berichte, die den Status SUCCESS, RECOMMEND, WARNING oder CRITICAL enthalten.

Vorgehen 40.9: Konfigurieren von Email-Benachrichtigungen für SCA-Berichte
  1. Melden Sie sich an der Systemkonsole des SCA-Appliance-Servers als root-Benutzer an.

  2. Öffnen Sie die Datei /etc/sca/sdagent.conf in einem Editor.

  3. Wechseln Sie zum Eintrag STATUS_NOTIFY_LEVEL. Standardmäßig ist hier $STATUS_OFF festgelegt (Email-Benachrichtigungen sind deaktiviert).

  4. Zum Aktivieren der Email-Benachrichtigungen ändern Sie $STATUS_OFF in die Statusebene, ab der die Email-Berichte gesendet werden sollen, beispielsweise:

    STATUS_NOTIFY_LEVEL=$STATUS_SUCCESS

    Weitere Informationen finden Sie unter Mögliche Werte für STATUS_NOTIFY_LEVEL.

  5. So definieren Sie die Liste der Empfänger, an die die Berichte gesendet werden sollen:

    1. Wechseln Sie zum Eintrag EMAIL_REPORT='root'.

    2. Ersetzen Sie root durch eine Liste der Email-Adressen, an die die SCA-Berichte gesendet werden sollen. Die Email-Adressen müssen jeweils durch ein Komma getrennt werden. Beispiel:

      EMAIL_REPORT='tux@my.company.com wilber@your.company.com'
  6. Speichern und schließen Sie die Datei. Die Änderungen treten ohne Neustart des Rechners in Kraft. Alle künftigen SCA-Berichte werden an die angegebenen Adressen gesendet.

40.4.2.6 Sichern und Wiederherstellen der Datenbank

Mit dem Kommando scadb können Sie die MariaDB-Datenbank, in der die SCA-Berichte gespeichert werden, sichern und wiederherstellen.

Vorgehen 40.10: Sichern der Datenbank
  1. Melden Sie sich an der Systemkonsole des Servers, auf dem die SCA-Appliance ausgeführt wird, als root-Benutzer an.

  2. Versetzen Sie die Appliance mit dem folgenden Kommando in den Wartungsmodus:

    scadb maint
  3. Starten Sie die Sicherung mit:

    scadb backup

    Die Daten werden in einem TAR-Archiv gespeichert: sca-backup-*sql.gz.

  4. Wenn Sie mit der Schemaerstellungsdatenbank eigene Schemata entwickelt haben (siehe Abschnitt 40.4.3, „Entwickeln von benutzerdefinierten Analyseschemata“), sichern Sie diese Daten ebenfalls:

    sdpdb backup

    Die Daten werden in einem TAR-Archiv gespeichert: sdp-backup-*sql.gz.

  5. Kopieren Sie die folgenden Daten auf einen anderen Rechner oder auf ein externes Speichermedium:

    • sca-backup-*sql.gz

    • sdp-backup-*sql.gz

    • /usr/lib/sca/patterns/local (nur wenn Sie benutzerdefinierte Schemata erstellt haben)

  6. Reaktivieren Sie die SCA-Appliance mit:

    scadb reset agents
Vorgehen 40.11: Wiederherstellen der Datenbank

Zum Wiederherstellen der Datenbank aus der Sicherung gehen Sie wie folgt vor:

  1. Melden Sie sich an der Systemkonsole des Servers, auf dem die SCA-Appliance ausgeführt wird, als root-Benutzer an.

  2. Kopieren Sie die jüngsten TAR-Archive mit der Bezeichnung sca-backup-*sql.gz und sdp-backup-*sql.gz auf den SCA-Appliance-Server.

  3. Dekomprimieren Sie die Dateien mit:

    gzip -d *-backup-*sql.gz
  4. Importieren Sie die Daten mit dem folgenden Kommando in die Datenbank:

    scadb import sca-backup-*sql
  5. Wenn Sie mit der Schemaerstellungsdatenbank eigene Schemata entwickelt haben, importieren Sie außerdem die nachfolgenden Daten mit:

    sdpdb import sdp-backup-*sql
  6. Wenn Sie benutzerdefinierte Schemata verwenden, stellen Sie außerdem die Datei /usr/lib/sca/patterns/local aus den Sicherungsdaten wieder her.

  7. Reaktivieren Sie die SCA-Appliance mit:

    scadb reset agents
  8. Aktualisieren Sie die Schemamodule in der Datenbank mit:

    sdagent-patterns -u

40.4.3 Entwickeln von benutzerdefinierten Analyseschemata

Die SCA-Appliance bietet eine umfangreiche Schemaentwicklungsumgebung (die SCA-Schemadatenbank), mit der Sie eigene, benutzerdefinierte Schemata erstellen können. Schemata können in jeder beliebigen Programmiersprache geschrieben sein. Damit sie für das supportconfig-Analyseverfahren zur Verfügung stehen, müssen sie im Verzeichnis /usr/lib/sca/patterns/local gespeichert und ausführbar gemacht werden. Die benutzerdefinierten Schemata werden dann im Rahmen des Analyseberichts sowohl von der SCA-Appliance als auch vom SCA-Werkzeug für neue supportconfig-Archive ausgeführt. Weitere Anweisungen zum Erstellen (und Testen) der benutzerdefinierten Schemata finden Sie unter http://www.suse.com/communities/conversations/sca-pattern-development/.

40.5 Sammeln von Informationen bei der Installation

Während der Installation ist supportconfig nicht verfügbar. Sie können Protokolldateien von YaST jedoch mithilfe von save_y2logs sammeln. Dieses Kommando erstellt ein .tar.xz-Archiv im Verzeichnis /tmp.

Wenn bereits früh Probleme bei der Installation auftreten, können Sie möglicherweise Informationen aus der durch linuxrc erstellten Protokolldatei sammeln. linuxrc ist ein kleines Kommando, das vor dem Start von YaST ausgeführt wird. Diese Protokolldatei finden Sie unter /var/log/linuxrc.log.

Wichtig
Wichtig: Installationsprotokolldateien sind im installierten System nicht verfügbar

Die während der Installation verfügbaren Protokolldateien sind im installierten System nicht mehr verfügbar. Speichern Sie die Installationsprotokolldateien ordnungsgemäß, während das Installationsprogramm noch ausgeführt wird.

40.6 Unterstützung für Kernelmodule

Eine wichtige Anforderung für jedes Enterprise-Betriebssystem ist der Grad der Unterstützung für die jeweilige Umgebung. Kernelmodule sind die wichtigsten Bindeglieder zwischen der Hardware (Controller) und dem Betriebssystem. Die Kernelmodule in SUSE Linux Enterprise umfassen jeweils das Flag supported, das drei mögliche Werte annehmen kann:

  • Ja, daher supported

  • Extern, daher supported

  • (leer, nicht festgelegt), daher unsupported

Es gelten die folgenden Regeln:

  • Alle Module eines selbst rückkompilierten Kernels sind standardmäßig als nicht unterstützt gekennzeichnet.

  • Kernelmodule, die von den SUSE-Partnern unterstützt und über das SUSE SolidDriver-Programm bereitgestellt, sind als extern gekennzeichnet.

  • Wenn das Flag supported nicht gesetzt ist, wird der Kernel beim Laden dieses Moduls unbrauchbar. Unbrauchbare Kernel werden nicht unterstützt. Nicht unterstützte Kernel-Module befinden sich in einem separaten RPM-Paket (kernel-FLAVOR-extra), das lediglich für SUSE Linux Enterprise Desktop und für die Arbeitsplatzrechnererweiterung für SUSE Linux Enterprise zur Verfügung steht. Diese Kernel werden standardmäßig nicht geladen (FLAVOR=default|xen|...). Darüber hinaus sind diese nicht unterstützten Module im Installationsprogramm nicht verfügbar, und das Kernelpaket kernel-FLAVOR-extraist kein Bestandteil der SUSE Linux Enterprise-Medien.

  • Kernelmodule, die nicht unter einer zur Lizenz des Linux-Kernels kompatiblen Lizenz bereitgestellt werden, machen den Kernel ebenfalls unbrauchbar. Weitere Informationen finden Sie unter /usr/src/linux/Documentation/sysctl/kernel.txt und dem Status /proc/sys/kernel/tainted.

40.6.1 Technischer Hintergrund

  • Linux-Kernel: Der Standardwert für /proc/sys/kernel/unsupported bei SUSE Linux Enterprise 12 SP5 lautet 2 (do not warn in syslog when loading unsupported modules [keine Warnung im Syslog, wenn nicht unterstützte Module geladen werden]). Dieser Standardwert wird im Installationsprogramm und im installierten System verwendet. Weitere Informationen finden Sie unter /usr/src/linux/Documentation/sysctl/kernel.txt.

  • modprobe: Das Dienstprogramm modprobe zum Prüfen der Modulabhängigkeiten und zum Laden der Module prüft den Wert des Flags supported. Beim Wert Ja oder Extern wird das Modul geladen, ansonsten nicht. Weitere Informationen, wie Sie dieses Verhalten außer Kraft setzen, finden Sie in Abschnitt 40.6.2, „Arbeiten mit nicht unterstützten Modulen“.

    Anmerkung
    Anmerkung: Support

    SUSE bietet im Allgemeinen keine Unterstützung für das Entfernen von Speichermodulen mit modprobe -r.

40.6.2 Arbeiten mit nicht unterstützten Modulen

Die allgemeine Unterstützung ist wichtig. Dennoch können Situationen eintreten, in denen ein nicht unterstütztes Modul erforderlich ist (beispielsweise zu Testzwecken, für die Fehlersuche oder wenn der Hardware-Hersteller ein HotFix bereitstellt).

  • Zum Überschreiben des Standardwerts bearbeiten Sie die Datei /etc/modprobe.d/10-unsupported-modules.conf, und ändern Sie den Wert der Variablen allow_unsupported_modules in 1. Falls in der initrd ein nicht unterstütztes Modul erforderlich ist, müssen Sie zur Aktualisierung der initrd auch dracut -f ausführen.

    Falls Sie nur einmalig versuchen möchten, ein Modul zu laden, verwenden Sie die Option --allow-unsupported-modules für modprobe. Weitere Informationen finden Sie auf der man-Seite zu modprobe.

  • Während der Installation werden nicht unterstützte Module u. U. über Treiberaktualisierungs-Datenträger hinzugefügt und entsprechend geladen. Soll das Laden von nicht unterstützten Modulen beim Booten und zu späteren Zeitpunkten erzwungen werden, verwenden Sie die Kernel-Befehlszeile oem-modules. Beim Installieren und Initialisieren des Pakets suse-module-tools wird das Kernel-Flag TAINT_NO_SUPPORT (/proc/sys/kernel/tainted) ausgewertet. Ist das Kernel bereits unbrauchbar, wird allow_unsupported_modules aktiviert. Damit wird verhindert, dass nicht unterstützte Module im zu installierenden System zu Fehlern führen. Wenn während der Installation keine nicht unterstützten Module vorhanden sind und die andere spezielle Kernel-Befehlszeilenoption (oem-modules=1) nicht verwendet wird, so werden nicht unterstützte Module dennoch standardmäßig nicht zugelassen.

Beachten Sie, dass der Kernel und das gesamte System nicht mehr durch SUSE unterstützt werden, sobald nicht unterstützte Module geladen und ausgeführt werden.

40.7 Weiterführende Informationen

41 Häufige Probleme und deren Lösung

In diesem Kapitel werden mögliche Probleme und deren Lösungen beschrieben. Auch wenn Ihre Situation nicht genau auf die hier beschriebenen Probleme zutreffen mag, finden Sie vielleicht einen ähnlichen Fall, der Ihnen Hinweise zur Lösung Ihres Problems liefert.

41.1 Suchen und Sammeln von Informationen

Linux gibt äußerst detailliert Aufschluss über die Vorgänge in Ihrem System. Es gibt mehrere Quellen, die Sie bei einem Problem mit Ihrem System zurate ziehen können. Die meisten davon beziehen sich auf Linux-Systeme im Allgemeinen doch einige sind speziell auf SUSE Linux Enterprise Server-Systeme ausgerichtet. Die meisten Protokolldateien können mit YaST angezeigt werden (Verschiedenes › Startprotokoll anzeigen).

YaST bietet die Möglichkeit, alle erforderlichen Systeminformationen für das Supportteam zusammenzustellen. Wählen Sie Andere › Support und dann die Kategorie Ihres Problems aus. Wenn alle Informationen gesammelt wurden, können Sie diese an Ihre Support-Anfrage anhängen.

Nachfolgend finden Sie eine Liste der wichtigsten Protokolldateien mit einer Beschreibung ihrer typischen Einsatzbereiche. Eine Tilde (~) in einer Pfadangabe verweist auf das Home-Verzeichnis des aktuellen Benutzers.

Tabelle 41.1: Protokolldateien

Protokolldatei

Beschreibung

~/.xsession-errors

Meldungen von den zurzeit ausgeführten Desktop-Anwendungen.

/var/log/apparmor/

Protokolldateien von AppArmor (Detailinformationen finden Sie unter Book “Security and Hardening Guide”).

/var/log/audit/audit.log

Protokolldatei von Audit, um Zugriffe auf Dateien, Verzeichnisse oder Ressourcen Ihres Systems sowie Systemaufrufe zu verfolgen. Ausführliche Informationen erhalten Sie unter Book “Security and Hardening Guide”.

/var/log/mail.*

Meldungen vom Email-System.

/var/log/NetworkManager

NetworkManager-Protokolldatei zur Erfassung von Problemen hinsichtlich der Netzwerkkonnektivität

/var/log/samba/

Verzeichnis, das Protokollmeldungen vom Samba-Server und -Client enthält.

/var/log/warn

Alle Meldungen vom Kernel und dem Systemprotokoll-Daemon mit der Protokollstufe Warnung oder höher.

/var/log/wtmp

Binärdatei mit Benutzeranmeldedatensätzen für die aktuelle Computersitzung. Die Anzeige erfolgt mit last.

/var/log/Xorg.*.log

Unterschiedliche Start- und Laufzeitprotokolldateien des X Window System. Hilfreich für die Fehlersuche bei Problemen beim Start von X.

/var/log/YaST2/

Verzeichnis, das die Aktionen von YAST und deren Ergebnissen enthält.

/var/log/zypper.log

Protokolldatei von Zypper.

Neben den Protokolldateien versorgt Ihr Computer Sie auch mit Informationen zum laufenden System. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Tabelle 41.2: Systeminformationen mit dem /proc-Dateisystem

Tabelle 41.2: Systeminformationen mit dem /proc-Dateisystem

Datei

Beschreibung

/proc/cpuinfo

Enthält Prozessorinformationen wie Typ, Fabrikat, Modell und Leistung.

/proc/dma

Zeigt die aktuell verwendeten DMA-Kanäle an.

/proc/interrupts

Zeigt an, welche Interrupts verwendet werden und wie viele bisher verwendet wurden.

/proc/iomem

Zeigt den Status des E/A (Eingabe/Ausgabe)-Speichers an.

/proc/ioports

Zeigt an, welche E/A-Ports zurzeit verwendet werden.

/proc/meminfo

Zeigt den Speicherstatus an.

/proc/modules

Zeigt die einzelnen Module an.

/proc/mounts

Zeigt die zurzeit eingehängten Geräte an.

/proc/partitions

Zeigt die Partitionierung aller Festplatten an.

/proc/version

Zeigt die aktuelle Linux-Version an.

Abgesehen vom Dateisystem /proc exportiert der Linux-Kernel Informationen mit dem Modul sysfs, einem speicherinternen Dateisystem. Dieses Modul stellt Kernelobjekte, deren Attribute und Beziehungen dar. Weitere Informationen zu sysfs finden Sie im Kontext von udev im Abschnitt Kapitel 21, Gerätemanagement über dynamischen Kernel mithilfe von udev. Tabelle 41.3 enthält einen Überblick über die am häufigsten verwendeten Verzeichnisse unter /sys.

Tabelle 41.3: Systeminformationen mit dem /sys-Dateisystem

Datei

Beschreibung

/sys/block

Enthält Unterverzeichnisse für jedes im System ermittelte Blockgerät. Im Allgemeinen handelt es sich dabei meistens um Geräte vom Typ Datenträger.

/sys/bus

Enthält Unterverzeichnisse für jeden physischen Bustypbereitgestellt.

/sys/class

Enthält Unterverzeichnisse, die nach den Funktionstypen der Geräte (wie Grafik, Netz, Drucker usw.) gruppiert sind.

/sys/device

Enthält die globale Gerätehierarchie.

Linux bietet mehrere Werkzeuge für die Systemanalyse und -überwachung. Unter Book “System Analysis and Tuning Guide”, Chapter 2 “System Monitoring Utilities” finden Sie eine Auswahl der wichtigsten, die zur Systemdiagnose eingesetzt werden.

Jedes der nachfolgenden Szenarien beginnt mit einem Header, in dem das Problem beschrieben wird, gefolgt von ein oder zwei Absätzen mit Lösungsvorschlägen, verfügbaren Referenzen für detailliertere Lösungen sowie Querverweisen auf andere Szenarien, die mit diesem Szenario in Zusammenhang stehen.

41.2 Probleme bei der Installation

Probleme bei der Installation sind Situationen, wenn die Installation eines Computers nicht möglich ist. Der Vorgang kann entweder nicht ausgeführt oder das grafische Installationsprogramm nicht aufgerufen werden. In diesem Abschnitt wird auf einige typische Probleme eingegangen, die möglicherweise auftreten; außerdem finden Sie hier mögliche Lösungsansätze bzw. Tipps zur Umgehung solcher Fälle.

41.2.1 Überprüfen von Medien

Wenn Probleme bei der Verwendung des SUSE Linux Enterprise Server-Installationsmediums auftreten, können Sie die Integrität des Installationsmediums überprüfen. Starten Sie von dem Medium aus und wählen Sie im Startmenü die Option Installationsmedium prüfen aus. Starten Sie in einem aktiven System YaST, und wählen Sie Software › Medienprüfung. Wenn Sie ein Installationsmedium von SUSE Linux Enterprise Server überprüfen möchten, legen Sie das Medium in das Laufwerk ein, und klicken Sie in YaST im Fenster Medienprüfung auf Prüfvorgang starten. Dieser Vorgang kann mehrere Minuten in Anspruch nehmen. Wenn Fehler gefunden werden, sollten Sie dieses Medium nicht für die Installation verwenden. Bei selbst gebrannten Medien können Medienprobleme auftreten. Durch Brennen des Mediums bei niedriger Geschwindigkeit (4x) können Probleme vermieden werden.

Überprüfen von Medien
Abbildung 41.1: Überprüfen von Medien

41.2.2 Kein bootfähiges DVD-Laufwerk verfügbar

Wenn Ihr Computer über kein bootfähiges DVD-ROM-Laufwerk verfügt bzw. das von Ihnen verwendete Laufwerk von Linux nicht unterstützt wird, gibt es mehrere Möglichkeiten zur Installation Ihres Computers ohne integriertem DVD-Laufwerk:

Verwenden eines externen Boot-Devices

Wenn der Startvorgang vom BIOS Ihres Computers und dem Installationskernel unterstützt wird, können Sie ihn von einem externen DVD-Laufwerk oder einem USB-Speichergerät aus ausführen. Weitere Anweisungen zum Erstellen eines bootfähigen Ziels finden Sie in Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 6 “Installation mit YaST”, Section 6.2.2 “PC (AMD64/Intel 64/ARM AArch64): Systemstart”.

Netzwerk-Boot über PXE

Wenn ein Rechner kein DVD-Laufwerk aufweist, jedoch eine funktionierende Ethernet-Verbindung verfügbar ist, führen Sie eine vollständig netzwerkbasierte Installation durch. Details finden Sie im Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 10 “Installationen auf Remote-Systemen”, Section 10.1.3 “Installation auf entfernten Systemen über VNC – PXE-Boot und Wake-on-LAN” und Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 10 “Installationen auf Remote-Systemen”, Section 10.1.6 “Installation auf entfernten Systemen über SSH – PXE-Boot und Wake-on-LAN”.

41.2.2.1 Externe Boot-Devices

Linux unterstützt die meisten DVD-Laufwerke. Wenn das System kein DVD-Laufwerk aufweist, kann ein externes, über USB, FireWire oder SCSI angeschlossenes DVD-Laufwerk zum Booten des Systems verwendet werden. Dies ist hauptsächlich von der Interaktion zwischen dem BIOS und der verwendeten Hardware abhängig. In einigen Fällen kann bei Problemen eine BIOS-Aktualisierung hilfreich sein.

Wenn Sie die Installation von einer Live-CD aus ausführen, können Sie auch ein Live-Flash-Laufwerk erstellen, von dem aus der Bootvorgang ausgeführt wird.

41.2.3 Vom Installationsmedium kann nicht gebootet werden

Wenn ein Computer nicht vom Installationsmedium booten kann, ist im BIOS möglicherweise eine falsche Bootsequenz eingestellt. In der BIOS-Boot-Sequenz muss das DVD-Laufwerk als erster Eintrag zum Booten festgelegt sein. Andernfalls versucht der Computer, von einem anderen Medium zu booten, in der Regel von der Festplatte. Anweisungen zum Ändern der BIOS-Boot-Sequenz finden Sie in der Dokumentation zu Ihrer Hauptplatine bzw. in den nachfolgenden Abschnitten.

Als BIOS wird die Software bezeichnet, die die absolut grundlegenden Funktionen eines Computers ermöglicht. Motherboard-Hersteller stellen ein speziell für ihre Hardware konzipiertes BIOS bereit. Normalerweise kann nur zu einem bestimmten Zeitpunkt auf das BIOS-Setup zugegriffen werden – wenn der Computer gebootet wird. Während dieser Initialisierungsphase führt der Computer einige Diagnosetests der Hardware durch. Einer davon ist die Überprüfung des Arbeitsspeichers, auf die durch einen Arbeitsspeicherzähler hingewiesen wird. Wenn der Zähler eingeblendet wird, suchen Sie nach der Zeile, in der die Taste für den Zugriff auf das BIOS-Setup angegeben wird (diese Zeile befindet sich in der Regel unterhalb des Zählers oder am unteren Rand). In der Regel muss die Taste Entf, F1 oder Esc gedrückt werden. Halten Sie diese Taste gedrückt, bis der Bildschirm mit dem BIOS-Setup angezeigt wird.

Vorgehen 41.1: Ändern der BIOS-Bootsequenz
  1. Drücken Sie die aus den Bootroutinen hervorgehende Taste, um ins BIOS zu gelangen, und warten Sie, bis der BIOS-Bildschirm angezeigt wird.

  2. Wenn Sie die Bootsequenz in einem AWARD BIOS ändern möchten, suchen Sie nach dem Eintrag BIOS FEATURES SETUP (SETUP DER BIOS-FUNKTIONEN). Andere Hersteller verwenden hierfür eine andere Bezeichnung, beispielsweise ADVANCED CMOS SETUP (ERWEITERTES CMOS-SETUP). Wenn Sie den Eintrag gefunden haben, wählen Sie ihn aus, und bestätigen Sie ihn mit der Eingabetaste.

  3. Suchen Sie im daraufhin angezeigten Bildschirm nach dem Untereintrag BOOT SEQUENCE (BOOTSEQUENZ) oder BOOT ORDER (BOOTREIHENFOLGE). Zum Ändern der Einstellungen drücken Sie Bild ↑ oder Bild ↓, bis das DVD-Laufwerk an erster Stelle aufgeführt wird.

  4. Drücken Sie Esc, um den BIOS-Setup-Bildschirm zu schließen. Zum Speichern der Änderungen wählen Sie SAVE & EXIT SETUP (SPEICHERN & SETUP BEENDEN) oder drücken Sie F10. Um zu bestätigen, dass Ihre Einstellungen gespeichert werden sollen, drücken Sie Y.

Vorgehen 41.2: Ändern der Bootsequenz in einem SCSI-BIOS (Adaptec-Hostadapter)
  1. Öffnen Sie das Setup, indem Sie die Tastenkombination StrgA drücken.

  2. Wählen Sie Disk Utilities (Festplattendienstprogramme) aus. Nun werden die angeschlossenen Hardwarekomponenten angezeigt.

    Notieren Sie sich die SCSI-ID Ihres DVD-Laufwerks.

  3. Verlassen Sie das Menü mit Esc.

  4. Öffnen Sie Configure Adapter Settings (Adaptereinstellungen konfigurieren). Wählen Sie unter Additional Options (Zusätzliche Optionen) den Eintrag Boot Device Options (Boot-Gerät-Optionen) aus, und drücken Sie Eingabetaste.

  5. Geben Sie die ID des DVD-Laufwerks ein, und drücken Sie erneut Eingabetaste.

  6. Drücken Sie zweimal Esc, um zum Startbildschirm des SCSI-BIOS zurückzukehren.

  7. Schließen Sie diesen Bildschirm und bestätigen Sie mit Yes (Ja), um den Computer zu booten.

Unabhängig von Sprache und Tastaturbelegung Ihrer endgültigen Installation wird in den meisten BIOS-Konfigurationen die US-Tastaturbelegung verwendet (siehe Abbildung):

US-Tastaturbelegung
Abbildung 41.2: US-Tastaturbelegung

41.2.4 Computer kann nicht gebootet werden

Bei bestimmter Hardware, insbesondere bei sehr alter bzw. sehr neuer, kann bei der Installation ein Fehler auftreten. Oft ist dies darauf zurückzuführen, dass dieser Hardwaretyp im Installationskernel noch nicht oder nicht mehr unterstützt wird; oft führen auch bestimmte Funktionen dieses Kernels, beispielsweise ACPI (Advanced Configuration and Power Interface), bei bestimmter Hardware zu Problemen.

Wenn Ihr System über den standardmäßigen Modus für die Installation (Installation) im ersten Installations-Bootbildschirm nicht installiert werden kann, gehen Sie folgendermaßen vor:

  1. Belassen Sie die DVD im Laufwerk und booten Sie den Computer über die Tastenkombination StrgAltEntf bzw. über den Reset-Knopf der Hardware neu.

  2. Drücken Sie, sobald der Bootbildschirm angezeigt wird, F5, navigieren Sie mithilfe der Pfeiltasten der Tastatur zu Keine ACPI und drücken Sie Eingabetaste, um den Boot- und Installationsvorgang zu starten. Mit dieser Option wird die Unterstützung für ACPI-Energieverwaltungstechniken deaktiviert.

  3. Fahren Sie wie in Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 6 “Installation mit YaST” beschrieben mit der Installation fort.

Wenn es hierbei zu Problemen kommt, fahren Sie wie oben beschrieben fort, wählen Sie jedoch in diesem Fall Sichere Einstellungen aus. Mit dieser Option wird die Unterstützung für ACPI und DMA (Direct Memory Access) deaktiviert. Mit dieser Option kann die meiste Hardware gebootet werden.

Wenn bei diesen beiden Optionen Probleme auftauchen, versuchen Sie mithilfe der Bootoptionen-Eingabeaufforderung sämtliche zusätzlichen Parameter, die für die Unterstützung dieses Hardwaretyps erforderlich sind, an den Installationskernel zu übermitteln. Weitere Informationen zu den Parametern, die als Bootoptionen zur Verfügung stehen, finden Sie in der Kernel-Dokumentation unter /usr/src/linux/Documentation/kernel-parameters.txt.

Tipp
Tipp: Aufrufen der Kernel-Dokumentation

Installieren Sie das Paket kernel-source. Darin ist die Kernel-Dokumentation enthalten.

Es gibt noch weitere mit ACPI in Zusammenhang stehende Kernel-Parameter, die vor dem Booten zu Installationszwecken an der Booteingabeaufforderung eingegeben werden können:

acpi=off

Mit diesem Parameter wird das vollständige ACPI-Subsystem auf Ihrem Computer deaktiviert. Dies kann hilfreich sein, wenn ACPI von Ihrem Computer nicht unterstützt wird bzw. Sie vermuten, dass ACPI auf Ihrem Computer zu Problemen führt.

acpi=force

Aktivieren Sie ACPI in jedem Fall, auch wenn das BIOS Ihres Computers von vor dem Jahre 2000 stammt. Mit diesem Parameter wird ACPI auch aktiviert, wenn die Festlegung zusätzlich zu acpi=off erfolgt.

acpi=noirq

ACPI nicht für IRQ-Routing verwenden.

acpi=ht

Nur genügend ACPI ausführen, um Hyper-Threading zu aktivieren.

acpi=strict

Geringere Toleranz von Plattformen, die nicht genau der ACPI-Spezifikation entsprechen.

pci=noacpi

Deaktiviert das PCI-IRQ-Routing des neuen ACPI-Systems.

pnpacpi=off

Diese Option ist für Probleme mit seriellen oder parallelen Ports vorgesehen, wenn Ihr BIOS-Setup falsche Interrupts oder Ports enthält.

notsc

Hiermit wird der Zeitstempelzähler deaktiviert. Diese Option dient der Umgehung von Timing-Problemen auf Ihren Systemen. Es handelt sich um eine recht neue Funktion, die insbesondere dann nützlich sein kann, wenn Sie auf Ihrem Rechner Rückwärtsentwicklungen bemerken, insbesondere zeitbezogene Rückwärtsentwicklungen. Gilt auch für Fälle, in denen keinerlei Reaktion mehr zu verzeichnen ist.

nohz=off

Hiermit wird die nohz-Funktion deaktiviert. Wenn der Rechner nicht mehr reagiert, ist diese Option vielleicht die Lösung. Andernfalls wird sie Ihnen kaum nützlich sein.

Nachdem Sie die richtige Parameterkombination ermittelt haben, schreibt YaST sie automatisch in die Bootloader-Konfiguration, um sicherzustellen, dass das System beim nächsten Mal vorschriftsmäßig gebootet wird.

Wenn beim Laden des Kernel oder bei der Installation unerwartete Fehler auftreten, wählen Sie im Bootmenü die Option Memory Test (Speichertest), um den Arbeitsspeicher zu überprüfen. Wenn von Memory Test (Speichertest) ein Fehler zurückgegeben wird, liegt in der Regel ein Hardware-Fehler vor.

41.2.5 Grafisches Installationsprogramm lässt sich nicht starten

Nachdem Sie das Medium in das Laufwerk eingelegt und den Computer neu gebootet haben, wird der Installationsbildschirm angezeigt, nach der Auswahl von Installation wird jedoch das grafische Installationsprogramm nicht aufgerufen.

In diesem Fall haben Sie mehrere Möglichkeiten:

  • Wählen Sie eine andere Bildschirmauflösung für die installationsbezogenen Dialogfelder.

  • Wählen Sie den Text Mode (Expertenmodus) für die Installation aus.

  • Führen Sie über VNC und unter Verwendung des grafischen Installationsprogramms eine entfernte Installation durch.

Vorgehen 41.3: Ändern der Bildschirmauflösung für die Installation
  1. Booten Sie zu Installationszwecken.

  2. Drücken Sie F3, um ein Menü zu öffnen, in dem Sie für Installationszwecke eine niedrigere Auflösung auswählen können.

  3. Wählen Sie Installation aus und fahren Sie, wie in Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 6 “Installation mit YaST” beschrieben, mit der Installation fort.

Vorgehen 41.4: Installation im Textmodus
  1. Booten Sie zu Installationszwecken.

  2. Drücken Sie F3 und wählen Sie Text Mode (Expertenmodus) aus.

  3. Wählen Sie Installation aus und fahren Sie, wie in Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 6 “Installation mit YaST” beschrieben, mit der Installation fort.

Vorgehen 41.5: VNC-Installation
  1. Booten Sie zu Installationszwecken.

  2. Geben Sie an der Bootoptionen-Eingabeaufforderung folgenden Text ein:

    vnc=1 vncpassword=SOME_PASSWORD

    Ersetzen Sie BELIEBIGES_PASSWORT durch das für die VNC-Installation zu verwendende Passwort.

  3. Wählen Sie Installation aus und drücken Sie dann Eingabetaste, um die Installation zu starten.

    Anstatt direkt in die Routine für die grafische Installation einzusteigen, wird das System weiterhin im Textmodus ausgeführt und dann angehalten; in einer Meldung werden die IP-Adresse und die Portnummer angegeben, unter der über die Browserschnittstelle oder eine VNC-Viewer-Anwendung auf das Installationsprogramm zugegriffen werden kann.

  4. Wenn Sie über einen Browser auf das Installationsprogramm zugreifen, starten Sie den Browser, geben Sie die Adressinformationen ein, die von den Installationsroutinen auf dem zukünftigen SUSE Linux Enterprise Server-Computer bereitgestellt werden, und drücken Sie Eingabetaste:

    http://IP_ADDRESS_OF_MACHINE:5801

    Im Browserfenster wird ein Dialogfeld geöffnet, in dem Sie zur Eingabe des VNC-Passworts aufgefordert werden. Geben Sie das Passwort ein und fahren Sie, wie in Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 6 “Installation mit YaST” beschrieben, mit der Installation fort.

    Wichtig
    Wichtig: Plattformübergreifende Unterstützung

    Die Installation über VNC kann mit jedem Browser und unter jedem beliebigen Betriebssystem vorgenommen werden, vorausgesetzt, die Java-Unterstützung ist aktiviert.

    Geben Sie auf Aufforderung die IP-Adresse und das Passwort für Ihren VNC-Viewer ein. Daraufhin wird ein Fenster mit den installationsbezogenen Dialogfeldern geöffnet. Fahren Sie wie gewohnt mit der Installation fort.

41.2.6 Nur ein minimalistischer Boot-Bildschirm wird eingeblendet

Sie haben das Medium in das Laufwerk eingelegt, die BIOS-Routinen sind abgeschlossen, das System zeigt jedoch den grafischen Bootbildschirm nicht an. Stattdessen wird eine sehr minimalistische textbasierte Oberfläche angezeigt. Dies kann auf Computern der Fall sein, die für die Darstellung eines grafischen Bootbildschirms nicht ausreichend Grafikspeicher aufweisen.

Obwohl der textbasierte Boot-Bildschirm minimalistisch wirkt, bietet er nahezu dieselbe Funktionalität wie der grafische:

Bootoptionen

Im Gegensatz zur grafischen Oberfläche können die unterschiedlichen Bootoptionen nicht mithilfe der Cursortasten der Tastatur ausgewählt werden. Das Bootmenü des Expertenmodus-Bootbildschirms ermöglicht die Eingabe einiger Schlüsselwörter an der Booteingabeaufforderung. Diese Schlüsselwörter sind den Optionen in der grafischen Version zugeordnet. Treffen Sie Ihre Wahl und drücken Sie Eingabetaste, um den Bootvorgang zu starten.

Benutzerdefinierte Bootoptionen

Geben Sie nach der Auswahl einer Bootoption das entsprechende Schlüsselwort an der Booteingabeaufforderung ein. Sie können auch einige benutzerdefinierte Bootoptionen eingeben (siehe Abschnitt 41.2.4, „Computer kann nicht gebootet werden“). Wenn Sie den Installationsvorgang starten möchten, drücken Sie Eingabetaste.

Bildschirmauflösungen

Ermitteln Sie mit den Funktionstasten (F1 bis F12) die Bildschirmauflösung für die Installation. Wenn Sie im Expertenmodus, also im Textmodus, booten müssen, drücken Sie F3.

41.2.7 Protokolldateien

Weitere Informationen zu Protokolldateien, die während der Installation erstellt werden, finden Sie in Abschnitt 40.5, „Sammeln von Informationen bei der Installation“.

41.3 Probleme beim Booten

Probleme beim Booten sind Fälle, in denen Ihr System nicht vorschriftsmäßig gebootet wird, das Booten also nicht mit dem erwarteten Ziel und Anmeldebildschirm erfolgt.

41.3.1 GRUB 2-Bootloader wird nicht geladen

Wenn die Hardware vorschriftsmäßig funktioniert, ist möglicherweise der Bootloader beschädigt und Linux kann auf dem Computer nicht gestartet werden. In diesem Fall muss der Bootloader repariert werden. Dazu müssen Sie das Rettungssystem starten wie in Abschnitt 41.6.2, „Verwenden des Rettungssystems“ beschrieben und den Anweisungen in Abschnitt 41.6.2.4, „Bearbeiten und erneutes Installieren des Bootloaders“ folgen.

Alternativ können Sie den Bootloader mit dem Rettungssystem wie folgt reparieren. Booten Sie den Computer von den Installationsmedien. Wählen Sie im Bootbildschirm die Option Mehr › Linux-System booten. Wählen Sie die Festplatte aus, auf der sich das installierte System und der Kernel mit den Kernel-Standardoptionen befinden.

Wenn das System gebootet wird, starten Sie YaST und wechseln Sie zu System › Bootloader. Prüfen Sie, ob die Option Generischen Bootcode in MBR schreiben aktiviert ist, und klicken Sie auf OK. Ein beschädigte Bootloader wird überschrieben und damit repariert, ein fehlender Bootloader wird installiert.

Die Grunde dafür, dass der Computer nicht gebootet werden kann, stehen möglicherweise in Zusammenhang mit dem BIOS.

BIOS-Einstellungen

Überprüfen Sie Ihr BIOS auf Verweise auf Ihre Festplatte hin. GRUB 2 wird möglicherweise einfach deshalb nicht gestartet, weil die Festplatte mit den aktuellen BIOS-Einstellungen nicht gefunden wird.

BIOS-Bootreihenfolge

Überprüfen Sie, ob die Festplatte in der Bootreihenfolge Ihres Systems enthalten ist. Wenn die Festplatten-Option nicht aktiviert wurde, wird Ihr System möglicherweise vorschriftsmäßig installiert. Das Booten ist jedoch nicht möglich, wenn auf die Festplatte zugegriffen werden muss.

41.3.2 Keine grafische Anmeldung

Wenn der Computer hochfährt, jedoch der grafische Anmelde-Manager nicht gebootet wird, müssen Sie entweder hinsichtlich der Auswahl des standardmäßigen systemd-Ziels oder der Konfiguration des X-Window-Systems mit Problemen rechnen. Zum Prüfen des aktuellen systemd-Standardziels führen Sie das Kommando sudo systemctl get-default aus. Wenn nicht der Wert graphical.target zurückgegeben wird, führen Sie das Kommando sudo systemctl isolate graphical.target aus. Wird der grafische Anmeldebildschirm geöffnet, melden Sie sich an, starten Sie YaST › System › Dienste-Verwaltung, und legen Sie für Default System Target (Standard-Systemziel) den Wert Graphical Interface (Grafische Oberfläche) fest. Von nun an bootet das System in den grafischen Anmeldebildschirm.

Falls der grafische Anmeldebildschirm auch nicht nach dem Booten oder dem Wechsel zum grafischen Ziel gestartet wird, ist die Desktop- oder X Window-Software möglicherweise fehlerhaft konfiguriert oder beschädigt. Suchen Sie in den Protokolldateien von /var/log/Xorg.*.log nach detaillierten Meldungen vom X-Server beim versuchten Start. Wenn beim Starten des Desktops ein Fehler auftritt, werden möglicherweise Fehlermeldungen im Systemjournal protokolliert, die Sie mit dem Kommando journalctl abfragen können (weitere Informationen finden Sie in Kapitel 15, journalctl: Abfragen des systemd-Journals). Wenn diese Fehlermeldungen auf ein Konfigurationsproblem mit dem X-Server hinweisen, versuchen Sie, diese Probleme zu beseitigen. Wenn das grafische System weiterhin nicht aktiviert wird, ziehen Sie die Neuinstallation des grafischen Desktop in Betracht.

41.3.3 Einhängen der Root-Btrfs-Partition nicht möglich

Wenn eine btrfs-Root-Partition beschädigt wird, haben Sie folgende Möglichkeiten:

  • Hängen Sie die Partition mit der Option -o recovery ein.

  • Falls dies nicht funktioniert, führen Sie btrfs-zero-log auf der Root-Partition aus.

41.3.4 Erzwingen der Prüfung von Root-Partitionen

Wenn die Root-Partition beschädigt wird, verwenden Sie den Parameter forcefsck am Bootprompt. Hierdurch wird die Option -f (force = zwingen) an das Kommando fsck übergeben.

41.4 Probleme bei der Anmeldung

Probleme bei der Anmeldung sind Fälle, in denen Ihr Computer in den erwarteten Begrüßungsbildschirm bzw. die erwartete Anmelde-Eingabeaufforderung bootet, den Benutzernamen und das Passwort jedoch entweder nicht akzeptiert oder zunächst akzeptiert, sich dann aber nicht erwartungsgemäß verhält (der grafische Desktop wird nicht gestartet, es treten Fehler auf, es wird wieder eine Kommandozeile angezeigt usw.).

41.4.1 Fehler trotz gültiger Kombination aus Benutzername und Passwort

Dieser Fall tritt in der Regel ein, wenn das System zur Verwendung von Netzwerkauthentifizierung oder Verzeichnisdiensten konfiguriert wurde und aus unbekannten Gründen keine Ergebnisse von den zugehörigen konfigurierten Servern abrufen kann. Der root-Benutzer ist der einzige lokale Benutzer, der sich noch bei diesen Computern anmelden kann. Nachfolgend sind einige häufige Ursachen dafür aufgeführt, weshalb Anmeldungen nicht ordnungsgemäß verarbeitet werden können, obwohl der Computer funktionstüchtig zu sein scheint:

  • Es liegt ein Problem mit der Netzwerkfunktion vor. Weitere Anweisungen hierzu finden Sie in Abschnitt 41.5, „Probleme mit dem Netzwerk“.

  • DNS ist zurzeit nicht funktionsfähig (dadurch ist GNOME nicht funktionsfähig, und das System kann keine an sichere Server gerichteten bestätigten Anforderungen durchführen). Ein Hinweis, dass dies zutrifft, ist, dass der Computer auf sämtliche Aktionen ausgesprochen langsam reagiert. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in Abschnitt 41.5, „Probleme mit dem Netzwerk“.

  • Wenn das System für die Verwendung von Kerberos konfiguriert ist, hat die lokale Systemzeit möglicherweise die zulässige Abweichung zur Kerberos-Serverzeit (üblicherweise 300 Sekunden) überschritten. Wenn NTP (Network Time Protocol) nicht ordnungsgemäß funktioniert bzw. lokale NTP-Server nicht funktionieren, kann auch die Kerberos-Authentifizierung nicht mehr verwendet werden, da sie von der allgemeinen netzwerkübergreifenden Uhrsynchronisierung abhängt.

  • Die Authentifizierungskonfiguration des Systems ist fehlerhaft. Prüfen Sie die betroffenen PAM-Konfigurationsdateien auf Tippfehler oder falsche Anordnung von Direktiven hin. Zusätzliche Hintergrundinfomationen zu PAM (Password Authentification Module) und der Syntax der betroffenen Konfigurationsdateien finden Sie in Book “Security and Hardening Guide”, Chapter 2 “Authentication with PAM”.

  • Die Home-Partition ist verschlüsselt. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in Abschnitt 41.4.3, „Anmeldung bei verschlüsselter Home-Partition fehlgeschlagen“.

In allen Fällen, in denen keine externen Netzwerkprobleme vorliegen, besteht die Lösung darin, das System erneut im Einzelbenutzermodus zu booten und die Konfigurationsfehler zu beseitigen, bevor Sie erneut in den Betriebsmodus booten und erneut versuchen, sich anzumelden. So booten Sie in den Einzelbenutzerbetrieb:

  1. Booten Sie das System neu. Daraufhin wird der Bootbildschirm mit einer Eingabeaufforderung eingeblendet.

  2. Drücken Sie Esc. Der Eröffnungsbildschirm wird geschlossen und Sie gelangen zum textgestützten GRUB 2-Menü.

  3. Drücken Sie B. Der GRUB 2-Editor wird geöffnet.

  4. Fügen Sie den folgenden Parameter an die Zeile mit den Kernel-Parametern an:

    systemd.unit=rescue.target
  5. Drücken Sie F10.

  6. Geben Sie Benutzername und Passwort für root ein.

  7. Nehmen Sie alle erforderlichen Änderungen vor.

  8. Booten Sie in den vollen Mehrbenutzer- und Netzwerkbetrieb, indem Sie systemctl isolate graphical.target an der Kommandozeile eingeben.

41.4.2 Keine Annahme einer gültigen Kombination aus Benutzername und Passwort

Dies ist das mit Abstand häufigste Problem, auf das Benutzer stoßen, da es hierfür zahlreiche Ursachen gibt. Je nachdem, ob Sie lokale Benutzerverwaltung und Authentifizierung oder Netzwerkauthentifizierung verwenden, treten Anmeldefehler aus verschiedenen Gründen auf.

Fehler bei der lokalen Benutzerverwaltung können aus folgenden Gründen auftreten:

  • Der Benutzer hat möglicherweise das falsche Passwort eingegeben.

  • Das Home-Verzeichnis des Benutzers, das die Desktopkonfigurationsdateien enthält, ist beschädigt oder schreibgeschützt.

  • Möglicherweise bestehen hinsichtlich der Authentifizierung dieses speziellen Benutzers durch das X Windows System Probleme, insbesondere, wenn das Home-Verzeichnis des Benutzers vor der Installation der aktuellen Distribution für andere Linux-Distributionen verwendet wurde.

Gehen Sie wie folgt vor, um den Grund für einen Fehler bei der lokalen Anmeldung ausfindig zu machen:

  1. Überprüfen Sie, ob der Benutzer sein Passwort richtig in Erinnerung hat, bevor Sie mit der Fehlersuche im gesamten Authentifizierungsmechanismus beginnen. Sollte sich der Benutzer nicht mehr an sein Passwort erinnern, können Sie es mithilfe des YaST-Moduls für die Benutzerverwaltung ändern. Achten Sie auf die Feststelltaste und deaktivieren Sie sie gegebenenfalls.

  2. Melden Sie sich als root an, und prüfen Sie das Systemjournal mit journalctl -e auf Fehlermeldungen aus dem Anmeldevorgang und von PAM.

  3. Versuchen Sie, sich von einer Konsole aus anzumelden (mit StrgAltF1). Wenn dies gelingt, liegt der Fehler nicht bei PAM, da die Authentifizierung dieses Benutzers auf diesem Computer möglich ist. Versuchen Sie, mögliche Probleme mit dem X-Window-System oder dem GNOME-Desktop ausfindig zu machen. Weitere Informationen hierzu finden Sie in Abschnitt 41.4.4, „Anmeldung erfolgreich, jedoch Problem mit GNOME-Desktop“.

  4. Wenn das Home-Verzeichnis des Benutzers für eine andere Linux-Distribution verwendet wurde, entfernten Sie die Datei Xauthority aus dem Heimverzeichnis des Benutzers. Melden Sie sich mit StrgAltF1 bei der Konsole an und führen Sie rm .Xauthority als dieser Benutzer aus. Auf diese Weise sollten die X-Authentifizierungsprobleme dieses Benutzers beseitigt werden. Versuchen Sie erneut, sich beim grafischen Desktop anzumelden.

  5. Wenn der Desktop aufgrund beschädigter Konfigurationsdateien nicht aufgerufen werden konnte, fahren Sie mit Abschnitt 41.4.4, „Anmeldung erfolgreich, jedoch Problem mit GNOME-Desktop“ fort.

Im Folgenden sind allgemeine Gründe aufgelistet, aus denen eine Netzwerkauthentifizierung für einen bestimmten Benutzer auf einem bestimmten Computer fehlschlagen könnte:

  • Der Benutzer hat möglicherweise das falsche Passwort eingegeben.

  • Der Benutzername ist in den lokalen Authentifizierungsdateien des Computers vorhanden und wird zudem von einem Netzwerkauthentifizierungssystem bereitgestellt, was zu Konflikten führt.

  • Das Home-Verzeichnis ist zwar vorhanden, ist jedoch beschädigt oder nicht verfügbar. Es ist möglicherweise schreibgeschützt oder befindet sich auf einem Server, auf den momentan nicht zugegriffen werden kann.

  • Der Benutzer ist nicht berechtigt, sich bei diesem Host im Authentifizierungssystem anzumelden.

  • Der Hostname des Computers hat sich geändert, und der Benutzer ist nicht zur Anmeldung bei diesem Host berechtigt.

  • Der Computer kann keine Verbindung mit dem Authentifizierungs- oder Verzeichnisserver herstellen, auf dem die Informationen dieses Benutzers gespeichert sind.

  • Möglicherweise bestehen hinsichtlich der Authentifizierung dieses speziellen Benutzers durch das X Window System Probleme, insbesondere, wenn das Home-Verzeichnis des Benutzers vor der Installation der aktuellen Distribution für andere Linux-Distributionen verwendet wurde.

Gehen Sie wie folgt vor, um die Ursache der Anmeldefehler bei der Netzwerkauthentifizierung zu ermitteln:

  1. Überprüfen Sie, ob der Benutzer sein Passwort richtig in Erinnerung hat, bevor Sie mit der Fehlersuche im gesamten Authentifizierungsmechanismus beginnen.

  2. Ermitteln Sie den Verzeichnisserver, den der Computer für die Authentifizierung verwendet, und vergewissern Sie sich, dass dieser ausgeführt wird und ordnungsgemäß mit den anderen Computern kommuniziert.

  3. Überprüfen Sie, ob der Benutzername und das Passwort des Benutzers auf anderen Computern funktionieren, um sicherzustellen, dass seine Authentifizierungsdaten vorhanden sind und ordnungsgemäß verteilt wurden.

  4. Finden Sie heraus, ob sich ein anderer Benutzer bei dem problembehafteten Computer anmelden kann. Wenn sich ein anderer Benutzer oder der root-Benutzer anmelden kann, melden Sie sich mit dessen Anmeldedaten an, und überprüfen Sie das Systemjournal mit journalctl -e > Datei. Suchen Sie nach dem Zeitstempel, der sich auf die Anmeldeversuche bezieht, und finden Sie heraus, ob von PAM Fehlermeldungen generiert wurden.

  5. Versuchen Sie, sich von einer Konsole aus anzumelden (mit StrgAltF1). Wenn dies gelingt, liegt der Fehler nicht bei PAM oder dem Verzeichnisserver mit dem Home-Verzeichnis des Benutzers, da die Authentifizierung dieses Benutzers auf diesem Computer möglich ist. Versuchen Sie, mögliche Probleme mit dem X-Window-System oder dem GNOME-Desktop ausfindig zu machen. Weitere Informationen hierzu finden Sie in Abschnitt 41.4.4, „Anmeldung erfolgreich, jedoch Problem mit GNOME-Desktop“.

  6. Wenn das Home-Verzeichnis des Benutzers für eine andere Linux-Distribution verwendet wurde, entfernten Sie die Datei Xauthority aus dem Heimverzeichnis des Benutzers. Melden Sie sich mit StrgAltF1 bei der Konsole an und führen Sie rm .Xauthority als dieser Benutzer aus. Auf diese Weise sollten die X-Authentifizierungsprobleme dieses Benutzers beseitigt werden. Versuchen Sie erneut, sich beim grafischen Desktop anzumelden.

  7. Wenn der Desktop aufgrund beschädigter Konfigurationsdateien nicht aufgerufen werden konnte, fahren Sie mit Abschnitt 41.4.4, „Anmeldung erfolgreich, jedoch Problem mit GNOME-Desktop“ fort.

41.4.3 Anmeldung bei verschlüsselter Home-Partition fehlgeschlagen

Bei Laptops ist es empfehlenswert, die Home-Partition zu verschlüsseln. Wenn Sie sich bei Ihrem Laptop nicht anmelden können, gibt es dafür normalerweise einen einfachen Grund: Ihre Partition konnte nicht entsperrt werden.

Beim Booten müssen Sie den Passwortsatz eingeben, damit Ihre verschlüsselte Partition entsperrt wird. Wenn Sie den Passwortsatz nicht eingeben, wird der Boot-Vorgang fortgesetzt und die Partition bleibt gesperrt.

Gehen Sie folgendermaßen vor, um die verschlüsselte Partition zu entsperren:

  1. Schalten Sie zur Textkonsole um, indem Sie auf StrgAltF1 drücken.

  2. Melden Sie sich als root an.

  3. Starten Sie den Entsperrvorgang erneut mit:

    systemctl restart home.mount
  4. Geben Sie Ihren Passwortsatz ein, um die verschlüsselte Partition zu entsperren.

  5. Beenden Sie die Textkonsole und wechseln Sie mit AltF7 zum Anmeldebildschirm.

  6. Melden Sie sich wie gewöhnlich an.

41.4.4 Anmeldung erfolgreich, jedoch Problem mit GNOME-Desktop

Wenn dies der Fall ist, sind Ihre GNOME-Konfigurationsdateien vermutlich beschädigt. Mögliche Symptome: Die Tastatur funktioniert nicht, die Geometrie des Bildschirms ist verzerrt oder es ist nur noch ein leeres graues Feld zu sehen. Die wichtige Unterscheidung ist hierbei, dass der Computer normal funktioniert, wenn sich ein anderer Benutzer anmeldet. Das Problem kann in diesem Fall höchstwahrscheinlich verhältnismäßig schnell behoben werden, indem das GNOME-Konfigurationsverzeichnis des Benutzers an einen neuen Speicherort verschoben wird, da GNOME daraufhin ein neues initialisiert. Obwohl der Benutzer GNOME neu konfigurieren muss, gehen keine Daten verloren.

  1. Schalten Sie durch Drücken von StrgAltF1 auf eine Textkonsole um.

  2. Melden Sie sich mit Ihrem Benutzernamen an.

  3. Verschieben Sie die GNOME-Konfigurationsverzeichnisse des Benutzers an einen temporären Speicherort:

    mv .gconf  .gconf-ORIG-RECOVER
    mv .gnome2 .gnome2-ORIG-RECOVER
  4. Melden Sie sich ab.

  5. Melden Sie sich erneut an, führen Sie jedoch keine Anwendungen aus.

  6. Stellen Sie Ihre individuellen Anwendungskonfigurationsdaten wieder her (einschließlich der Daten des Evolution-Email-Client), indem Sie das Verzeichnis ~/.gconf-ORIG-RECOVER/apps/ wie folgt in das neue Verzeichnis ~/.gconf zurückkopieren:

    cp -a .gconf-ORIG-RECOVER/apps .gconf/

    Wenn dies die Ursache für die Anmeldeprobleme ist, versuchen Sie, nur die kritischen Anwendungsdaten wiederherzustellen, und konfigurieren Sie die restlichen Anwendungen neu.

41.5 Probleme mit dem Netzwerk

Zahlreiche Probleme Ihres Systems stehen möglicherweise mit dem Netzwerk in Verbindung, obwohl zunächst ein anderer Eindruck entsteht. So kann beispielsweise ein Netzwerkproblem die Ursache sein, wenn sich Benutzer bei einem System nicht anmelden können. In diesem Abschnitt finden Sie eine einfache Checkliste, anhand derer Sie die Ursache jeglicher Netzwerkprobleme ermitteln können.

Vorgehen 41.6: Erkennen von Netzwerkproblemen

Gehen Sie zur Überprüfung der Netzwerkverbindung Ihres Computers folgendermaßen vor:

  1. Wenn Sie eine Ethernet-Verbindung nutzen, überprüfen Sie zunächst die Hardware. Vergewissern Sie sich, dass das Netzwerkkabel ordnungsgemäß am Computer und Router (oder Hub etc.) angeschlossen ist. Die Kontrolllämpchen neben dem Ethernet-Anschluss sollten beide leuchten.

    Wenn keine Verbindung hergestellt werden kann, testen Sie, ob Ihr Netzwerkkabel funktionstüchtig ist, wenn es mit einem anderen Computer verbunden wird. Wenn dies der Fall ist, ist das Problem auf Ihre Netzwerkkarte zurückzuführen. Wenn Ihre Netzwerkeinrichtung Hubs oder Switches enthält, sind diese möglicherweise auch fehlerhaft.

  2. Bei einer drahtlosen Verbindung testen Sie, ob die drahtlose Verbindung von anderen Computern hergestellt werden kann. Ist dies nicht der Fall, sollten Sie das Problem an den Administrator des drahtlosen Netzwerks weiterleiten.

  3. Nachdem Sie die grundlegende Netzwerkkonnektivität sichergestellt haben, versuchen Sie zu ermitteln, welcher Dienst nicht reagiert. Tragen Sie die Adressinformationen aller Netzwerkserver zusammen, die Bestandteil Ihrer Einrichtung sind. Suchen Sie sie entweder im entsprechenden YaST-Modul oder wenden Sie sich an Ihren Systemadministrator. In der nachfolgenden Liste sind einige der typischen Netzwerkserver aufgeführt, die Bestandteil einer Einrichtung sind; außerdem finden Sie hier die Symptome eines Ausfalls.

    DNS (Namendienst)

    Ein Namendienst, der ausgefallen ist oder Fehlfunktionen aufweist, kann die Funktionalität des Netzwerks auf vielfältige Weise beeinträchtigen. Wenn die Authentifizierung für einen lokalen Rechner über einen oder mehrere Netzwerkserver erfolgt und diese Server aufgrund von Problemen bei der Namenauflösung nicht auffindbar sind, können sich die Benutzer noch nicht einmal anmelden. Die Rechner in einem Netzwerk, das von einem ausgefallenen Nameserver verwaltet wird, können einander nicht sehen und nicht miteinander kommunizieren.

    NTP (Zeitdienst)

    Ein NTP-Dienst, der ausgefallen ist oder Fehlfunktionen aufweist, kann die Kerberos-Authentifizierung und die X-Server-Funktionalität beeinträchtigen.

    NFS (Dateidienst)

    Wenn eine Anwendung Daten benötigt, die in einem NFS-eingehängten Verzeichnis gespeichert sind, kann sie nicht aufgerufen werden bzw. weist Fehlfunktionen auf, wenn dieser Dienst ausgefallen oder falsch konfiguriert ist. Im schlimmsten Fall wird die persönliche Desktop-Konfiguration eines Benutzers nicht angezeigt, wenn sein Home-Verzeichnis mit dem .gconf-Unterverzeichnis nicht gefunden wird, weil der NFS-Server ausgefallen ist.

    Samba (Dateidienst)

    Wenn eine Anwendung Daten benötigt, die in einem Verzeichnis auf einem fehlerhaften Samba-Server gespeichert sind, kann sie nicht aufgerufen werden oder weist Fehlfunktionen auf.

    NIS (Benutzerverwaltung)

    Wenn Ihr SUSE Linux Enterprise Server-System hinsichtlich der Bereitstellung der Benutzerdaten von einem fehlerhaften NIS-Server abhängig ist, können sich Benutzer nicht bei diesem Computer anmelden.

    LDAP (Benutzerverwaltung)

    Wenn Ihr SUSE Linux Enterprise Server-System hinsichtlich der Bereitstellung der Benutzerdaten von einem fehlerhaften LDAP-Server abhängig ist, können sich Benutzer nicht bei diesem Computer anmelden.

    Kerberos (Authentifizierung)

    Die Authentifizierung funktioniert nicht und die Anmeldung bei den Computern schlägt fehl.

    CUPS (Netzwerkdruck)

    Die Benutzer können nicht drucken.

  4. Überprüfen Sie, ob die Netzwerkserver aktiv sind und ob Ihre Netzwerkeinrichtung das Herstellern einer Verbindung ermöglicht:

    Wichtig
    Wichtig: Einschränkungen

    Das unten beschriebene Fehlersuchverfahren gilt nur für ein einfaches Setup aus Netzwerkserver/-Client, das kein internes Routing beinhaltet. Es wird davon ausgegangen, dass sowohl Server als auch Client Mitglieder desselben Subnetzes sind, ohne dass die Notwendigkeit für weiteres Routing besteht.

    1. Mit ping IP-ADRESSE/HOSTNAME (ersetzen Sie IP-ADRESSE/HOSTNAME durch den Hostnamen oder die IP-Adresse des Servers) können Sie überprüfen, ob die einzelnen Server verfügbar sind und ob vom Netzwerk aus auf sie zugegriffen werden kann. Wenn dieses Kommando erfolgreich ist, besagt dies, dass der von Ihnen gesuchte Host aktiv ist und dass der Namendienst für Ihr Netzwerk vorschriftsmäßig konfiguriert ist.

      Wenn beim Ping-Versuch die Meldung destination host unreachable zurückgegeben wird, also nicht auf den Ziel-Host zugegriffen werden kann, ist entweder Ihr System oder der gewünschte Server nicht vorschriftsmäßig konfiguriert oder ausgefallen. Überprüfen Sie, ob Ihr System erreichbar ist, indem Sie ping IP-ADRESSE oder IHR_HOSTNAME von einem anderen Computer aus ausführen. Wenn Sie von einem anderen Computer aus auf Ihren Computer zugreifen können, ist der Server nicht aktiv oder nicht vorschriftsmäßig konfiguriert.

      Wenn beim Ping-Versuch die Meldung unknown host zurückgegeben wird, der Host also nicht bekannt ist, ist der Namendienst nicht vorschriftsmäßig konfiguriert, oder der verwendete Hostname ist falsch. Weitere Prüfungen dieser Arten finden Sie unter Schritt 4.b. Wenn der Ping-Versuch weiterhin erfolglos ist, ist entweder Ihre Netzwerkkarte nicht vorschriftsmäßig konfiguriert bzw. Ihre Netzwerk-Hardware ist fehlerhaft.

    2. Mit host HOSTNAME können Sie überprüfen, ob der Hostname des Servers, mit dem Sie eine Verbindung herstellen möchten, vorschriftsmäßig in eine IP-Adresse übersetzt wird (und umgekehrt). Wenn bei diesem Kommando die IP-Adresse dieses Host zurückgegeben wird, ist der Namendienst aktiv. Wenn es bei diesem host-Kommando zu einem Problem kommt, überprüfen Sie alle Netzwerkkonfigurationsdateien, die für die Namen- und Adressauflösung auf Ihrem Host relevant sind:

      /etc/resolv.conf

      Mithilfe dieser Datei wissen Sie stets, welchen Namenserver und welche Domäne Sie zurzeit verwenden. Diese Datei kann manuell bearbeitet oder unter Verwendung von YaST oder DHCP automatisch angepasst werden. Die automatische Anpassung ist empfehlenswert. Stellen Sie jedoch sicher, dass diese Datei die nachfolgend angegebene Struktur aufweist und dass alle Netzwerkadressen und Domänennamen richtig sind:

      search FULLY_QUALIFIED_DOMAIN_NAME
      nameserver IPADDRESS_OF_NAMESERVER

      Diese Datei kann die Adresse eines oder mehrerer Namenserver enthalten, mindestens einer davon muss aber richtig sein, um die Namenauflösung für Ihren Host bereitzustellen. Wenn nötig, können Sie diese Datei auf der Registerkarte „Hostname/DNS“ des YaST-Moduls „Netzwerkeinstellungen“ anpassen.

      Wenn die Netzwerkverbindung über DHCP erfolgt, aktivieren Sie DHCP, damit der Hostname und die Namensdienstinformationen geändert werden. Wählen Sie hierzu Hostname über DHCP festlegen (kann global für alle Schnittstellen oder auch separat für die einzelnen Schnittstellen eingestellt werden) und Nameserver und Suchliste über DHCP aktualisieren im YaST-Netzwerkeinstellungsmodul (Registerkarte „Hostname/DNS“).

      /etc/nsswitch.conf

      Aus dieser Datei geht hervor, wo Linux nach Namendienstinformationen suchen soll. Sie sollte folgendes Format aufweisen:

       ...
      hosts: files dns
      networks: files dns
      ...

      Der Eintrag dns ist von großer Bedeutung. Hiermit wird Linux angewiesen, einen externen Namenserver zu verwenden. Normalerweise werden diese Einträge automatisch von YaST verwaltet, es empfiehlt sich jedoch, dies zu überprüfen.

      Wenn alle relevanten Einträge auf dem Host richtig sind, lassen Sie Ihren Systemadministrator die DNS-Serverkonfiguration auf die richtigen Zoneninformationen hin prüfen. Detaillierte Informationen zu DNS finden Sie in Kapitel 26, Domain Name System (DNS). Wenn Sie sichergestellt haben, dass die DNS-Konfiguration auf Ihrem Host und dem DNS-Server richtig ist, überprüfen Sie als Nächstes die Konfiguration Ihres Netzwerks und Netzwerkgeräts.

    3. Wenn von Ihrem System keine Verbindung mit dem Netzwerk hergestellt werden kann und Sie Probleme mit dem Namendienst mit Sicherheit als Ursache ausschließen können, überprüfen Sie die Konfiguration Ihrer Netzwerkkarte.

      Prüfen Sie mit dem Kommando ip addr show NETZWERKGERÄT, ob dieses Gerät ordnungsgemäß konfiguriert wurde. Prüfen Sie, ob die inet address mit der Netzmaske (/MASK) ordnungsgemäß konfiguriert ist. Wenn die IP-Adresse einen Fehler enthält oder die Netzwerkmaske unvollständig ist, kann Ihre Netzwerkkonfiguration nicht verwendet werden. Führen Sie diese Überprüfung im Bedarfsfall auch auf dem Server durch.

    4. Wenn der Namensdienst und die Netzwerk-Hardware ordnungsgemäß konfiguriert und aktiv/verfügbar sind, bei einigen externen Netzwerkverbindungen jedoch nach wie vor lange Zeitüberschreitungen auftreten bzw. der Verbindungsaufbau überhaupt nicht möglich ist, können Sie mit traceroute VOLLSTÄNDIGER_DOMÄNENNAME (Ausführung als root) die Netzwerkroute dieser Anforderungen überwachen. Mit diesem Kommando werden sämtliche Gateways (Sprünge) aufgelistet, die eine Anforderung von Ihrem Computer auf ihrem Weg zu ihrem Ziel passiert. Mit ihm wird die Antwortzeit der einzelnen Sprünge (Hops) aufgelistet und es wird ersichtlich, ob dieser Sprung erreichbar ist. Verwenden Sie eine Kombination von „traceroute“ und „ping“, um die Ursache des Problems ausfindig zu machen, und informieren Sie die Administratoren.

Nachdem Sie die Ursache Ihres Netzwerkproblems ermittelt haben, können Sie es selbst beheben (wenn es auf Ihrem Computer vorliegt) oder die Administratoren Ihres Netzwerks entsprechend informieren, damit sie die Dienste neu konfigurieren bzw. die betroffenen Systeme reparieren können.

41.5.1 Probleme mit NetworkManager

Grenzen Sie Probleme mit der Netzwerkkonnektivität wie unter Prozedur 41.6, „Erkennen von Netzwerkproblemen“ beschrieben ein. Wenn die Ursache bei NetworkManager zu liegen scheint, gehen Sie wie folgt vor, um Protokolle abzurufen, die Hinweise für den Grund der NetworkManager-Probleme enthalten:

  1. Öffnen Sie eine Shell und melden Sie sich als root an.

  2. Starten Sie NetworkManager neu.

    systemctl restart Network.Manager
  3. Öffnen Sie eine Website, beispielsweise http://www.opensuse.org, als normaler Benutzer, um zu überprüfen, ob Sie eine Verbindung herstellen können.

  4. Erfassen Sie sämtliche Informationen zum Status von NetworkManager in /var/log/NetworkManager.

Weitere Informationen zu NetworkManager finden Sie unterKapitel 37, Verwendung von NetworkManager.

41.6 Probleme mit Daten

Probleme mit Daten treten auf, wenn der Computer entweder ordnungsgemäß gebootet werden kann oder nicht, in jedem Fall jedoch offensichtlich ist, dass Daten auf dem System beschädigt wurden und das System wiederhergestellt werden muss. In dieser Situation muss eine Sicherung Ihrer kritischen Daten durchgeführt werden, damit Sie wieder zu dem Zustand zurückkehren können, in dem sich Ihr System befand, als das Problem auftrat.

41.6.1 Verwalten von Partitions-Images

In manchen Fällen müssen Sie eine Sicherung einer ganzen Partition oder sogar der gesamten Festplatte erstellen. Im Lieferumfang von Linux ist das Werkzeug dd enthalten, das eine exakte Kopie Ihrer Festplatte erstellen kann. In Kombination mit gzip wird dabei Speicherplatz gespart.

Vorgehen 41.7: Sichern und Wiederherstellen von Festplatten
  1. Starten Sie eine Shell als root-Benutzer.

  2. Wählen Sie das Quellgerät aus. Typischerweise lautet es wie /dev/sda (bezeichnet als SOURCE).

  3. Entscheiden Sie, wo das Image gespeichert werden soll (bezeichnet als BACKUP_PATH). Der Speicherort darf sich nicht auf dem Quellgerät befinden. Mit anderen Worten: Wenn Sie eine Sicherung von /dev/sda erstellen, muss das Image nicht unter /dev/sda gespeichert werden.

  4. Führen Sie die Kommandos zur Erstellung einer komprimierten Image-Datei aus:

    dd if=/dev/SOURCE | gzip > /BACKUP_PATH/image.gz
  5. Stellen Sie die Festplatte mithilfe der folgenden Kommandos wieder her:

    gzip -dc /BACKUP_PATH/image.gz | dd of=/dev/SOURCE

Wenn Sie eine Partition nur sichern müssen, ersetzen Sie den Platzhalter QUELLE durch Ihre entsprechende Partition. In diesem Fall kann sich Ihre Image-Datei auf derselben Festplatte befinden, allerdings in einer anderen Partition.

41.6.2 Verwenden des Rettungssystems

Ein System kann aus mehreren Gründen nicht aktiviert und ordnungsgemäß betrieben werden. Zu den häufigsten Gründen zählen ein beschädigtes Dateisystem nach einem Systemabsturz, beschädigte Konfigurationsdateien oder eine beschädigte Bootloader-Konfiguration.

Zum Beheben dieser Situationen bietet SUSE Linux Enterprise Server ein Rettungssystem, das Sie booten können. Das Rettungssystem ist ein kleines Linux-System, das auf einen RAM-Datenträger geladen und als Root-Dateisystem eingehängt werden kann. Es ermöglicht Ihnen so den externen Zugriff auf Ihre Linux-Partitionen. Mithilfe des Rettungssystems kann jeder wichtige Aspekt Ihres Systems wiederhergestellt oder geändert werden.

  • Jede Art von Konfigurationsdatei kann bearbeitet werden.

  • Das Dateisystem kann auf Fehler hin überprüft und automatische Reparaturvorgänge können gestartet werden.

  • Der Zugriff auf das installierte System kann in einer change-root-Umgebung erfolgen.

  • Die Bootloader-Konfiguration kann überprüft, geändert und neu installiert werden.

  • Eine Wiederherstellung ab einem fehlerhaft installierten Gerätetreiber oder einem nicht verwendbaren Kernel kann durchgeführt werden.

  • Die Größe von Partitionen kann mithilfe des parted-Kommandos verändert werden. Weitere Informationen zu diesem Werkzeug finden Sie auf der Website von GNU Parted (http://www.gnu.org/software/parted/parted.html).

Das Rettungssystem kann aus verschiedenen Quellen und von verschiedenen Speicherorten geladen werden. Am einfachsten lässt sich das Rettungssystem vom Original-Installationsmedium booten.

Anmerkung
Anmerkung: IBM Z: Starten des Rettungssystems

Unter IBM Z kann das Installationssystem zur Rettung herangezogen werden. Zum Starten des Rettungssystems beachten Sie die Anweisungen in Abschnitt 41.7, „IBM Z: Verwenden von initrd als Rettungssystem“.

  1. Legen Sie das Installationsmedium in Ihr DVD-Laufwerk ein.

  2. Booten Sie das System neu.

  3. Drücken Sie im Boot-Fenster F4 und wählen Sie DVD-ROM. Wählen Sie dann im Hauptmenü die Option Rettungssystem.

  4. Geben Sie an der Eingabeaufforderung Rescue:root ein. Ein Passwort ist nicht erforderlich.

Wenn Ihnen kein DVD-Laufwerk zur Verfügung steht, können Sie das Rettungssystem von einer Netzwerkquelle booten. Das nachfolgende Beispiel bezieht sich auf das entfernte Booten – wenn Sie ein anderes Boot-Medium verwenden, beispielsweise eine DVD, ändern Sie die Datei info entsprechend, und führen Sie den Boot-Vorgang wie bei einer normalen Installation aus.

  1. Geben Sie die Konfiguration Ihres PXE-Boot-Setups ein und fügen Sie die Zeilen install=protocol://instsource und rescue=1 hinzu. Wenn das Reparatursystem gestartet werden soll, verwenden Sie stattdessen repair=1. Wie bei einer normalen Installation steht PROTOKOLL für eines der unterstützten Netzwerkprotokolle (NFS, HTTP, FTP usw.) und INSTQUELLE für den Pfad zur Netzwerkinstallationsquelle.

  2. Booten Sie das System mit Wake on LAN, wie im Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 9 “Vorbereitung des Bootvorgangs für das Zielsystem”, Section 9.7 “Wake-on-LAN” erläutert.

  3. Geben Sie an der Eingabeaufforderung Rescue:root ein. Ein Passwort ist nicht erforderlich.

Sobald Sie sich im Rettungssystem befinden, können Sie die virtuellen Konsolen verwenden, die über die Tasten AltF1 bis AltF6 aufgerufen werden.

Eine Shell und viele andere hilfreiche Dienstprogramme, beispielsweise das mount-Programm, stehen im Verzeichnis /bin zur Verfügung. Das Verzeichnis /sbin enthält wichtige Datei- und Netzwerkdienstprogramme, mit denen das Dateisystem überprüft und repariert werden kann. In diesem Verzeichnis finden Sie auch die wichtigsten Binärdateien für die Systemwartung, beispielsweise fdisk, mkfs, mkswap, mount und shutdown, ip und ss für die Netzwerkwartung. Das Verzeichnis /usr/bin enthält den vi-Editor, find, less sowie SSH.

Die Systemmeldungen können über das Kommando dmesg angezeigt werden; mit journalctl rufen Sie das Systemprotokoll ab.

41.6.2.1 Überprüfen und Bearbeiten von Konfigurationsdateien

Als Beispiel für eine Konfiguration, die mithilfe des Rettungssystems repariert werden kann, soll eine beschädigte Konfigurationsdatei dienen, die das ordnungsgemäße Booten des Systems verhindert. Dieses Problem kann mit dem Rettungssystem behoben werden.

Gehen Sie zum Bearbeiten einer Konfigurationsdatei folgendermaßen vor:

  1. Starten Sie das Rettungssystem mithilfe einer der oben erläuterten Methoden.

  2. Verwenden Sie zum Einhängen eines Root-Dateisystems unter /dev/sda6 in das Rettungssystem folgendes Kommando:

    mount /dev/sda6 /mnt

    Sämtliche Verzeichnisse des Systems befinden sich nun unter /mnt

  3. Wechseln Sie in das eingehängte Root -Dateisystem:

    cd /mnt
  4. Öffnen Sie die fehlerhafte Konfigurationsdatei im vi-Editor. Passen Sie die Konfiguration an und speichern Sie sie.

  5. Hängen Sie das Root-Dateisystem aus dem Rettungssystem aus:

    umount /mnt
  6. Booten Sie den Computer neu.

41.6.2.2 Reparieren und Überprüfen von Dateisystemen

Generell ist das Reparieren von Dateisystemen auf einem zurzeit aktiven System nicht möglich. Bei ernsthaften Problemen ist möglicherweise nicht einmal das Einhängen Ihres Root-Dateisystems möglich und das Booten des Systems endet unter Umständen mit einer so genannten Kernel-Panic. In diesem Fall ist nur die externe Reparatur des Systems möglich. Das System enthält die Dienstprogramme für die Überprüfung und Reparatur der Dateisysteme btrfs, ext2, ext3, ext4, reiserfs, xfs, dosfs und vfat. Nutzen Sie das Kommando fsck. FILESYSTEM; wenn Sie beispielsweise eine Dateisystemprüfung für btrfs ausführen möchten, verwenden Sie fsck.btrfs.

41.6.2.3 Zugriff auf das installierte System

Wenn Sie vom Rettungssystem aus auf das installierte System zugreifen müssen, ist dazu eine change-root-Umgebung erforderlich. Beispiele: Bearbeiten der Bootloader-Konfiguration oder Ausführen eines Dienstprogramms zur Hardwarekonfiguration.

Gehen Sie zur Einrichtung einer change-root-Umgebung, die auf dem installierten System basiert, folgendermaßen vor:

  1. Tipp
    Tipp: Importieren von LVM-Volume-Gruppen

    Wenn Sie ein LVM-Setup verwenden (allgemeinere Informationen siehe Book “Storage Administration Guide”), importieren Sie alle vorhandenen Volume-Gruppen, damit Sie das/die Gerät(e) auffinden und einhängen können:

    rootvgimport -a

    Ermitteln Sie mit lsblk, welcher Knoten zur Stammpartition gehört. Im Beispiel ist dies /dev/sda2:

    lsblk
    NAME        MAJ:MIN RM   SIZE RO TYPE  MOUNTPOINT
    sda           8:0    0 149,1G  0 disk
    ├─sda1        8:1    0     2G  0 part  [SWAP]
    ├─sda2        8:2    0    20G  0 part  /
    └─sda3        8:3    0   127G  0 part
      └─cr_home 254:0    0   127G  0 crypt /home
  2. Hängen Sie die Stammpartition vom installierten System aus ein:

    mount /dev/sda2 /mnt
  3. Hängen Sie die Partitionen /proc, /dev und /sys ein:

    mount -t proc none /mnt/proc
    mount --rbind /dev /mnt/dev
    mount --rbind /sys /mnt/sys
  4. Nun können Sie per change root in die neue Umgebung wechseln und dabei die bash-Shell beibehalten:

    chroot /mnt /bin/bash
  5. Abschließend hängen Sie die restlichen Partitionen vom installierten System ein:

    mount -a
  6. Nun können Sie auf das installierte System zugreifen. Hängen Sie vor dem Reboot des Systems die Partitionen mit umount -a aus und verlassen Sie die change-root-Umgebung mit exit.

Warnung
Warnung: Einschränkungen

Obwohl Sie über uneingeschränkten Zugriff auf die Dateien und Anwendungen des installierten Systems verfügen, gibt es einige Beschränkungen. Der Kernel, der ausgeführt wird, ist der Kernel, der mit dem Rettungssystem gebootet wurde, nicht mit der change-root-Umgebung. Er unterstützt nur essenzielle Hardware und das Hinzufügen von Kernel-Modulen über das installierte System ist nur möglich, wenn die Kernel-Versionen genau übereinstimmen. Überprüfen Sie immer die Version des aktuell ausgeführten (Rettungssytem-) Kernels mit uname -r und stellen Sie fest, ob im Verzeichnis /lib/modules in der change-root-Umgebung passende Unterverzeichnisse vorhanden sind. Wenn dies der Fall ist, können Sie die installierten Module verwenden. Andernfalls müssen Sie diese in den richtigen Version von einem anderen Medium, z. B. einem Flash-Laufwerk, bereitstellen. In den meisten Fällen weicht die Kernel-Version des Rettungssystems von der des installierten ab – dann können Sie z. B. nicht einfach auf eine Soundkarte zugreifen. Der Aufruf einer grafischen Bedienoberfläche ist ebenfalls nicht möglich.

Beachten Sie außerdem, dass Sie die change-root-Umgebung verlassen, wenn Sie die Konsole mit AltF1 bis AltF6 umschalten.

41.6.2.4 Bearbeiten und erneutes Installieren des Bootloaders

In einigen Fällen kann ein System aufgrund einer beschädigten Bootloader-Konfiguration nicht gebootet werden. Die Start-Routinen sind beispielsweise nicht in der Lage, physische Geräte in die tatsächlichen Speicherorte im Linux-Dateisystem zu übersetzen, wenn der Bootloader nicht ordnungsgemäß funktioniert.

Gehen Sie wie folgt vor, um die Bootloader-Konfiguration zu überprüfen und den Bootloader neu zu installieren:

  1. Führen Sie die unter Abschnitt 41.6.2.3, „Zugriff auf das installierte System“ erläuterten erforderlichen Schritte für den Zugriff auf das installierte System aus.

  2. Prüfen Sie, ob der GRUB 2-Bootloader auf dem System installiert ist. Falls nicht, installieren Sie das Paket grub2 und führen Sie Folgendes aus:

    grub2-install /dev/sda
  3. Prüfen Sie, ob die nachfolgend angegebenen Dateien gemäß den in Kapitel 12, Der Bootloader GRUB 2 erläuterten GRUB 2-Konfigurationsgrundlagen ordnungsgemäß konfiguriert sind, und wenden Sie gegebenenfalls die Fehlerbehebungen an.

    • /etc/default/grub

    • /boot/grub2/device.map (optionale Datei; nur vorhanden, wenn sie manuell erstellt wurde)

    • /boot/grub2/grub.cfg (diese Datei wird automatisch generiert; nicht bearbeiten)

    • /etc/sysconfig/bootloader

  4. Installieren Sie den Bootloader mit folgender Befehlssequenz neu:

    grub2-mkconfig -o /boot/grub2/grub.cfg
  5. Hängen Sie die Partitionen aus, melden Sie sich von der change-root-Umgebung ab und führen Sie den Reboot des Systems durch:

    umount -a
    exit
    reboot

41.6.2.5 Korrektur der Kernel-Installation

Ein Kernel-Update kann einen neuen Fehler verursachen, der sich auf Ihr System auswirken kann. Es kann z. B. ein Treiber für eine Hardwarekomponente in Ihrem System falsch sein, weshalb Sie nicht auf die Komponente zugreifen und diese nicht verwenden können. Kehren Sie in diesem Fall zum letzten funktionierenden Kernel zurück (sofern er im System verfügbar ist) oder installieren Sie den Original-Kernel vom Installationsmedium.

Tipp
Tipp: So erhalten Sie die aktuellsten Kernels nach dem Update

Um Fehler beim Booten durch eine fehlerhaften Kernel-Aktualisierung zu vermeiden, können Sie die Multiversionsfunktion für Kernel nutzen und libzypp mitteilen, welche Kernel Sie nach der Aktualisierung erhalten möchten.

Damit z. B. immer die beiden letzten Kernels und der aktuell ausgeführte erhalten bleiben, fügen Sie

multiversion.kernels = latest,latest-1,running

zur Datei /etc/zypp/zypp.conf hinzu. Weitere Informationen finden Sie in Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 15 “Installieren von mehreren Kernel-Versionen”.

Ähnlich verhält es sich, wenn Sie einen defekten Treiber für ein nicht durch SUSE Linux Enterprise Server unterstütztes Gerät neu installieren oder aktualisieren müssen. Wenn z. B. ein Hardwarehersteller ein bestimmtes Gerät verwendet, wie einen Hardware-RAID-Controller, für den es erforderlich ist, dass ein Binärtreiber durch das Betriebssystem erkannt wird. Der Hersteller veröffentlicht in der Regel ein Treiberupdate (DUD) mit der korrigierten oder aktualisierten Version des benötigten Treibers.

In beiden Fällen müssen Sie im Rettungsmodus auf das installierte System zugreifen und das mit dem Kernel zusammenhängende Problem beheben, da das System andernfalls nicht korrekt booten wird:

  1. Booten Sie von den SUSE Linux Enterprise Server-Installationsmedien.

  2. Überspringen Sie diese Schritt, wenn Sie eine Wiederherstellung nach einer fehlerhaften Kernel-Aktualisierung durchführen. Wenn Sie eine Driver Update Disk (DUD) verwenden, drücken Sie F6, um die Treiberaktualisierung nach der Anzeige des Bootmenüs zu laden, wählen Sie den Pfad oder die URL für die Treiberaktualisierung aus und bestätigen Sie die Auswahl mit Ja.

  3. Wählen Sie im Bootmenü den Eintrag Rettungssystem, und drücken Sie Eingabetaste. Wenn Sie eine DUD verwenden, werden Sie aufgefordert, den Speicherplatz der Treiberaktualisierung anzugeben.

  4. Geben Sie an der Eingabeaufforderung Rescue:root ein. Ein Passwort ist nicht erforderlich.

  5. Hängen Sie das Zielsystem manuell ein und führen Sie change root in die neue Umgebung durch. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 41.6.2.3, „Zugriff auf das installierte System“.

  6. Wenn Sie eine DUD verwenden, installieren oder aktualisieren Sie das fehlerhafte Treiberpaket. Stellen Sie stets sicher, dass die installierte Kernel-Version exakt mit der Version des Treibers übereinstimmt, den Sie installieren möchten.

    Wenn Sie eine fehlerhafte Installation einer Treiberaktualisierung korrigieren, können Sie nach dem folgenden Verfahren den Originaltreiber vom Installationsmedium installieren.

    1. Identifizieren Sie Ihr DVD-Laufwerk mit hwinfo --cdrom und hängen Sie es mit mount /dev/sr0 /mnt ein.

    2. Navigieren Sie zum Verzeichnis, in dem Ihre Kernel-Dateien auf der DVD gespeichert sind, z. B. cd /mnt/suse/x86_64/.

    3. Installieren Sie die benötigten kernel-*-, kernel-*-base- und kernel-*-extra-Pakete mit dem Kommando rpm -i.

  7. Aktualisieren Sie Konfigurationsdateien und initialisieren Sie den Bootloader gegebenenfalls neu. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 41.6.2.4, „Bearbeiten und erneutes Installieren des Bootloaders“bereitgestellt.

  8. Entfernen Sie alle bootbaren Medien aus dem Systemlaufwerk und booten Sie neu.

41.7 IBM Z: Verwenden von initrd als Rettungssystem

Wenn der Kernel von SUSE® Linux Enterprise Server für IBM Z aktualisiert oder geändert wird, kann es zu einem versehentlichen Neustart des Systems in einem instabilen Zustand kommen, sodass Fehler bei Standardprozeduren von IPLing im installierten System auftreten. In diesem Fall können Sie das Installationssystem zur Rettung heranziehen.

Führen Sie den IPL-Vorgang für SUSE Linux Enterprise Server für das IBM Z-Installationssystem gemäß den Anweisungen in Book “Bereitstellungshandbuch”, Chapter 4 “Installation auf IBM Z”, Section 4.2 “Vorbereitung der Installation” aus. Wählen Sie Start Installation (Installation starten), und geben Sie alle erforderlichen Parameter ein. Nach dem Laden des Installationssystems werden Sie aufgefordert, den Anzeigetyp für die Steuerung der Installation anzugeben. Wählen Sie SSH aus. Nun können Sie sich mit SSH als root ohne Passwort beim System anmelden.

Zu diesem Zeitpunkt sind noch keine Festplatten konfiguriert. Sie müssen Sie konfigurieren, um fortfahren zu können.

Vorgehen 41.8: Konfigurieren von DASDs
  1. Konfigurieren Sie DASDs mit folgendem Befehl:

    dasd_configure 0.0.0150 1 0

    DASD wird an den Kanal 0.0.0150 angeschlossen. Mit 1 wird die Festplatte aktiviert (durch eine 0 an dieser Stelle würde die Festplatte deaktiviert). Die 0 steht für kein DIAG-Modus für den Datenträger (mit einer 1 würde DAIG an dieser Stelle für den Zugriff auf die Festplatte aktiviert).

  2. Nun ist DASD online (dies kann mit dem Befehl cat /proc/partitions überprüft werden) und kann für nachfolgende Befehle verwendet werden.

Vorgehen 41.9: Konfigurieren einer zFCP-Festplatte
  1. Für die Konfiguration einer zFCP-Festplatte muss zunächst der zFCP-Adapter konfiguriert werden. Das geschieht mit folgendem Befehl:

    zfcp_host_configure 0.0.4000 1

    0.0.4000 ist der Kanal, an den der Adapter angeschlossen ist. Die 1 steht für „aktivieren“ (mit einer 0 an dieser Stelle würde der Adapter deaktiviert).

  2. Nach dem Aktivieren des Adapters kann die Festplatte konfiguriert werden. Das geschieht mit folgendem Befehl:

    zfcp_disk_configure 0.0.4000 1234567887654321 8765432100000000  1

    0.0.4000 ist die zuvor verwendete Kanal-ID, 1234567887654321 ist die WWPN (World wide Port Number) und 8765432100000000 die LUN (logical unit number). Mit 1 wird die Festplatte aktiviert (durch eine 0 an dieser Stelle würde die Festplatte deaktiviert).

  3. Nun ist die zFCP-Festplatte online (dies kann mit dem Befehl cat /proc/partitions überprüft werden) und kann für nachfolgende Befehle verwendet werden.

Damit ist das Rettungssystem vollständig eingerichtet, und Sie können mit der Reparatur des installierten Systems beginnen. Weitere Informationen zur Reparatur der häufigsten Probleme finden Sie in Abschnitt 41.6.2, „Verwenden des Rettungssystems“.

A Ein Beispielnetzwerk

Dieses Beispielnetzwerk wird in allen Kapiteln über das Netzwerk in der Dokumentation zu SUSE Linux Enterprise Server herangezogen.

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