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documentation.suse.com / Verwalten der Systemprotokolle von SLE Micro

Verwalten der Systemprotokolle von SLE Micro

Veröffentlicht: 12.11.2024
WAS?

Die Analyse der Systemprotokolldateien ist eine der wichtigsten Aufgaben bei der Analyse des Systems. Tatsächlich sollte ein Blick in die Systemprotokolldateien das Erste sein, was Sie bei der Wartung oder Fehlerbehebung eines Systems tun. SLE Micro protokolliert automatisch fast alles, was auf dem System passiert, und zwar im Detail.

WARUM?

Dieser Artikel enthält eine Anleitung, wie Sie die Vorgänge auf Ihrem System anhand der Systemprotokolle untersuchen können.

AUFWAND

Es dauert etwa 20 Minuten, diesen Artikel zu lesen und zu verstehen.

ZIEL

Sie erhalten einen Überblick darüber, wo sich die Protokolldateien befinden und wie Sie sie verwalten können.

ANFORDERUNGEN
  • root-Rechte.

1 Wo finde ich Systemprotokolldateien?

SLE Micro protokolliert verschiedene Arten von Meldungen, zum Beispiel vom Kernel, SELinux oder anderen Diensten.

Kernelmeldungen und Meldungen von Systemdiensten, die mit systemd registriert sind, werden im Journal systemd protokolliert (siehe Abschnitt 4, „Das systemd-Protokollierungssystem: Journal“). Andere Systemprotokolldateien befinden sich im Verzeichnis /var/log. SELinux-Meldungen werden in /var/log/audit/audit.log protokolliert. Detaillierte Informationen finden Sie in SELinux troubleshooting.

Die folgende Liste gibt einen Überblick über alle Systemprotokolldateien, die in SLE Micro nach einer Standardinstallation gefunden werden. Je nach Umfang Ihrer Installation enthält /var/log auch Protokolldateien von anderen Diensten und Anwendungen, die hier nicht aufgeführt sind. Einige der unten beschriebenen Dateien und Verzeichnisse sind Platzhalter und werden nur verwendet, wenn die entsprechende Anwendung installiert ist. Die meisten Protokolldateien sind nur für den root-Benutzer sichtbar. In der Regel können Sie diese Dateien mit einem Editor ansehen, da sie im reinen Textformat vorliegen.

Wichtig
Wichtig: Nicht unterstützte Protokolldateien

utmp, wtmp und lastlog wurden aus SLE Micro entfernt und werden nicht mehr unterstützt. Wenn es Anwendungen gibt, die in diese Protokolldateien schreiben, denken Sie daran, dass die Protokolldateien dann unvollständig sind. wtmp wurde ersetzt durch wtmpdb, lastlog durch lastlog2.

audit/

Protokolle aus dem Audit-Framework.

ConsoleKit/

Protokolle des Daemons ConsoleKit (Daemon zur Verfolgung, welche Benutzer angemeldet sind und wie sie mit dem Computer interagieren).

cups/

Zugriffs- und Fehlerprotokolle des Common Unix Printing System (cups).

firewalld

Firewall-Protokolle.

krb5/

Protokolldateien des Kerberos-Netzwerkauthentifizierungssystems.

chrony/

Protokolle des Network Time Protocol Daemon (chrony).

YaST2/

Alle YaST-Protokolldateien.

zypp/

libzypp-Protokolldateien. In diesen Dateien finden Sie den Verlauf der Paketinstallation.

zypper.log

Protokolle des Kommandozeilen-Installationsprogramms zypper.

2 Anzeigen und Analysieren von /var/log-Dateien

Sie können Klartextprotokolle in /var/log mit CLI-Kommandos anzeigen und analysieren, wie weiter unten beschrieben.

Verwenden Sie zum Anzeigen von Protokolldateien die Kommandos less oder more. Verwenden Sie head und tail, um den Anfang oder das Ende einer Protokolldatei anzuzeigen. Wenn Sie Einträge, die an eine Protokolldatei angehängt wurden, in Echtzeit ansehen möchten, verwenden Sie tail -f. Informationen über die Verwendung dieser Tools finden Sie in den jeweiligen Manpages.

Mit grep können Sie in Protokolldateien nach Zeichenketten oder regulären Ausdrücken suchen. awk ist nützlich zum Analysieren und Neuschreiben von Protokolldateien.

3 Verwalten von Protokolldateien mit logrotate

Die Protokolldateien unter /var/log wachsen täglich und werden schnell sehr groß. logrotate ist ein Tool, das Sie bei der Verwaltung von Protokolldateien und deren Wachstum unterstützt. Es ermöglicht das automatische Drehen, Entfernen, Komprimieren und Versenden von Protokolldateien. Protokolldateien können in regelmäßigen Abständen (täglich, wöchentlich oder monatlich) oder bei Überschreiten einer bestimmten Größe bearbeitet werden.

logrotate wird in der Regel täglich von systemd ausgeführt und ändert daher die Protokolldateien normalerweise nur einmal am Tag. Es treten jedoch Ausnahmen auf, wenn eine Protokolldatei aufgrund ihrer Größe geändert wird, wenn logrotate mehrmals am Tag ausgeführt wird wurde oder wenn --force aktiviert ist. Sehen Sie sich die Datei /var/lib/misc/logrotate.status an, um herauszufinden, wann eine bestimmte Datei zuletzt rotiert wurde.

logrotate kann nach Ihren Bedürfnissen konfiguriert werden. Detaillierte Informationen finden Sie in Abschnitt 3.1, „Konfigurieren logrotate.

3.1 Konfigurieren logrotate

Die Hauptkonfigurationsdatei logrotate.conf legt beispielsweise fest, wie oft die Protokolle rotiert werden sollen oder welches Tool für die Datenkomprimierung verwendet wird. Jeder Dienst kann seine eigene logrotate-Konfiguration in /etc/logrotate.d/ haben.

3.1.1 Anpassen von logrotate.conf

Die Standardversion von logrotate.conf befindet sich im Verzeichnis /usr/etc/. Wenn die Standardeinstellung nicht Ihren Anforderungen entspricht, kopieren Sie die Datei nach /etc/logrotate.conf und ändern Sie die Konfigurationswerte dort. Ändern Sie die Version /usr/etc/ nicht, da sie bei einer Systemaktualisierung überschrieben werden könnte. Sie können die folgenden Werte ersetzen:

weekly

Die Häufigkeit der Protokollrotation. Sie können jeden dieser Werte verwenden: hourly, daily, weekly, monthly oder yearly.

maxage

Sie können eine Anzahl von Tagen angeben, die die Protokolle aufbewahrt werden.

rotate 4

Die Zahl bestimmt die Anzahl der Protokollrotationen zur Aufbewahrung der rotierten Protokolle. Wenn sie auf rotate 0 festgelegt ist, werden die Protokolle sofort gelöscht. Wenn es auf rotate -1 festgelegt ist, werden die Protokolle erst entfernt, wenn sie den Wert maxage erreichen.

dateext

Wenn die Option in der Konfigurationsdatei vorhanden ist, erhalten die Namen der rotierten Protokolldateien eine Erweiterung mit einem Datum im Format: logname.YYYYMMDD. Wenn nicht vorhanden, ist das Standardschema für Dateinamen: logname.1, logname.2.

compress

Wenn Sie diese Option auskommentieren, werden die Protokolle nicht komprimiert.

compresscmd und uncompresscmd

Hier können Sie die standardmäßigen Komprimierungs- und Dekomprimierungswerkzeuge ändern, indem Sie die entsprechenden absoluten Pfade zu den Werkzeugen festlegen.

include PATH

Sie können den Standardspeicherort der Datei mit den Informationen zur Protokollrotation ändern. Der Standardwert ist /var/lib/misc/logrotate.status.

3.1.2 Dienstspezifische logrotate-Konfiguration

Dienste und Anwendungen können eine spezielle logrotate-Konfiguration in /etc/logrotate.d haben. Neben den in Abschnitt 3.1.1, „Anpassen von logrotate.conf genannten Optionen können Sie auch die folgenden Konfigurationen verwenden:

missingok

Die Protokollrotation meldet keine Fehler, wenn eine der angegebenen Protokolldateien fehlt.

notifempty

Eine leere Protokolldatei wird nicht rotiert.

delaycompress

Die Komprimierung von rotierten Protokollen wird auf die nächste Protokollrotation verschoben.

sharedscripts

Bezeichnet einen Abschnitt mit Skripten, die unabhängig von der Anzahl der rotierenden Protokolle nur einmal ausgeführt werden sollen. Wenn Sie diese Option auslassen, werden die Skripte für jede zu rotierende Protokolldatei ausgeführt.

size

Legt die Größe fest, die eine Protokolldatei erreichen kann, bevor die Protokollrotation eingeleitet wird. Diese Option ignoriert möglicherweise die Zeitplanung. Der Wert kann in Megabytes (M), Kilobytes (K) oder Bytes (B) angegeben werden.

minsize

Die Protokolle werden gemäß dem angegebenen Zeitplan rotiert, wenn ihre Größe diesen Wert überschreitet. Der Wert kann in Megabytes (M), Kilobytes (K) oder Bytes (B) angegeben werden.

maxsize

Gibt die maximale Größe der Protokolldatei an. Wenn diese Grenze erreicht ist, wird die Rotation auch dann ausgelöst, wenn das Zeitintervall noch nicht beendet ist. Der Wert kann in Megabytes (M), Kilobytes (K) oder Bytes (B) angegeben werden.

4 Das systemd-Protokollierungssystem: Journal

systemd umfasst ein eigenes Protokollierungssystem, das als Journal bezeichnet wird. Das Journal selbst ist ein Systemdienst und wird mit systemdsystemd-journald.service verwaltet.

Der Dienst erfasst und speichert Protokolldaten. Die Daten basieren dabei auf den Protokollinformationen aus dem Kernel, von den Benutzerprozessen, aus der Standardeingabe und aus den Fehlern von Systemdiensten. Der systemd-journald-Dienst wird standardmäßig aktiviert und gestartet.

Das Journal speichert die Protokolldaten in /var/log/journal/.

4.1 Verwendung des Kommandos journalctl

In diesem Abschnitt finden Sie einige häufig verwendete, nützliche Optionen, mit denen Sie das Standardverhalten von journalctl optimieren.

Das Kommando journalctl hat die folgende Syntax:

journalctl [options…] [matches…]
Tipp
Tipp: Meldungen für eine bestimmte ausführbare Datei

Sollen alle Journaleinträge für eine bestimmte ausführbare Datei angezeigt werden, geben Sie den vollständigen Pfad zu dieser Datei an:

> sudo journalctl /usr/lib/systemd/systemd

Das Kommando akzeptiert die folgenden Optionen:

-f

Zeigt lediglich die jüngsten Protokollmeldungen an und gibt neue Protokolleinträge aus, sobald sie zum Journal hinzugefügt werden.

-e

Gibt die Meldungen aus und springt an das Ende des Journals, so dass im Pager die aktuellen Einträge sichtbar sind.

-r

Gibt die Meldungen des Journals in umgekehrter Reihenfolge aus (die jüngsten Einträge zuerst).

-k

Zeigt nur Kernel-Meldungen an. Dies entspricht der Feldzuordnung _TRANSPORT=kernel.

-u

Zeigt nur Meldungen für die angegebene systemd-Einheit an. Dies entspricht der Feldzuordnung _SYSTEMD_UNIT=UNIT.

> sudo journalctl -u apache2
 [...]
 Jun 03 10:07:11 pinkiepie systemd[1]: Starting The Apache Webserver...
 Jun 03 10:07:12 pinkiepie systemd[1]: Started The Apache Webserver.

4.2 Filtern von Journal-Protokollen

Wenn journalctl ohne Optionen aufgerufen wird, gibt das Kommando den gesamten Inhalt des Journals aus, wobei die ältesten Einträge zuerst aufgeführt werden. Die Ausgabe kann nach bestimmten Optionen oder Journalfeldern gefiltert werden.

4.2.1 Filtern nach Zeitraum

Sie können die Ausgabe von journalctl durch Angabe des Start- oder Enddatums filtern. Für Datumsangaben gilt das Format 2014-06-30 9:17:16. Wenn Sie keine Uhrzeit angeben, wird Mitternacht (0:00 Uhr) angenommen. Wenn die Sekundenangabe fehlt, wird :00 angenommen. Wenn Sie kein Datum angeben, wird das aktuelle Datum angenommen. Statt eines numerischen Ausdrucks können Sie die Schlüsselwörter gestern, heute oder morgen angeben. Diese Wörter bezeichnen Mitternacht am Tag vor dem aktuellen Tag, am aktuellen Tag bzw. am Tag nach dem aktuellen Tag. Das Schlüsselwort jetzt verweist auf die aktuelle Uhrzeit. Auch relative Zeitangaben mit dem Präfix - oder + sind möglich. Diese Zeitangaben verweisen dann entsprechend auf eine Uhrzeit vor oder nach der aktuellen Uhrzeit.

Nur neue Meldungen ab jetzt anzeigen und Ausgabe entsprechend aktualisieren:

> sudo journalctl --since "now" -f

Alle Meldungen von Mitternacht bis 3:20 Uhr anzeigen.

> sudo journalctl --since "today" --until "3:20"

4.2.2 Filtern nach Bootnummer

journalctl kann die Meldungen nach einem bestimmten System-Bootvorgang filtern. Zum Anzeigen einer Liste mit allen verfügbaren Bootvorgängen führen Sie Folgendes aus:

> sudo journalctl --list-boots
 -1 097ed2cd99124a2391d2cffab1b566f0 Mon 2014-05-26 08:36:56 EDT—Fri 2014-05-30 05:33:44 EDT
  0 156019a44a774a0bb0148a92df4af81b Fri 2014-05-30 05:34:09 EDT—Fri 2014-05-30 06:15:01 EDT

Die erste Spalte enthält den Boot-Offset 0 für den aktuellen Boot, -1 für den vorherigen, -2 für den davor usw. Die zweite Spalte enthält die Boot-ID, gefolgt von den Zeitstempeln für den jeweiligen Boot.

Alle Meldungen für den aktuellen Bootvorgang anzeigen:

> sudo journalctl -b

Wenn Sie die Journalmeldungen für den vorangegangenen Bootvorgang abrufen möchten, hängen Sie einen Offset-Parameter an. Im folgenden Beispiel werden die Meldungen für den vorangegangenen Bootvorgang ausgegeben:

> sudo journalctl -b -1

Alternativ können Sie die Bootmeldungen nach der Boot-ID auflisten. Verwenden Sie hierzu das Feld _BOOT_ID:

> sudo journalctl _BOOT_ID=156019a44a774a0bb0148a92df4af81b

4.2.3 Filtern nach Feldern

Sie können die Ausgabe des Journals nach bestimmten Feldern filtern. Die Syntax für ein abzugleichendes Feld lautet FIELD_NAME=MATCHED_VALUE, beispielsweise _SYSTEMD_UNIT=httpd.service. Wenn Sie mehrere Filterkriterien in einer einzigen Abfrage angeben, werden die Ausgabemeldungen noch stärker gefiltert. Eine Liste der Standardfelder finden Sie auf der man-Seite man 7 systemd.journal-fields.

Meldungen anzeigen, die von einer bestimmten Prozess-ID erzeugt wurden:

> sudo journalctl _PID=1039

Meldungen anzeigen, die zu einer bestimmten Benutzer-ID gehören:

# journalctl _UID=1000

Meldungen aus dem Kernel-Ring-Puffer anzeigen (entspricht der Ausgabe von dmesg):

> sudo journalctl _TRANSPORT=kernel

Meldungen aus der Standard- oder Fehlerausgabe des Services anzeigen:

> sudo journalctl _TRANSPORT=stdout

Nur Meldungen anzeigen, die von einem bestimmten Service erzeugt wurden:

> sudo journalctl _SYSTEMD_UNIT=avahi-daemon.service

Wenn Sie zwei verschiedene Felder angeben, werden nur solche Einträge zurückgegeben, die beide Ausdrücke gleichzeitig erfüllen:

> sudo journalctl _SYSTEMD_UNIT=avahi-daemon.service _PID=1488

Wenn Sie zwei Kriterien für dasselbe Feld angeben, werden alle Einträge zurückgegeben, die einen dieser Ausdrücke erfüllen:

> sudo journalctl _SYSTEMD_UNIT=avahi-daemon.service _SYSTEMD_UNIT=dbus.service

Mit dem Begrenzungszeichen + verbinden Sie zwei Ausdrücke mit einem logischen OR. Im folgenden Beispiel werden alle Meldungen aus dem Avahi-Service mit der Prozess-ID 1480 zusammen mit allen Meldungen vom D-Bus-Service gezeigt:

> sudo journalctl _SYSTEMD_UNIT=avahi-daemon.service _PID=1480 + _SYSTEMD_UNIT=dbus.service

4.3 Konfiguration von journald

> sudo systemctl restart systemd-journald

4.3.1 Ändern der Größenbeschränkung für das Journal

Die Journal-Protokolldaten belegen bis zu 10 % des Dateisystems, auf dem sich /var/log/journal befindet. Ist /var/log/journal beispielsweise auf einer /var-Partition mit einer Kapazität von 30 GB gespeichert, so kann das Journal bis zu 3 GB des Festplattenspeichers belegen. Zum Bearbeiten dieser Größenbeschränkung ändern Sie die Option SystemMaxUse (und heben Sie die Auskommentierung dieser Option auf):

SystemMaxUse=50M

4.3.2 Weiterleiten des Journals an /dev/ttyX

Sie können das Journal an ein Terminalgerät weiterleiten, sodass Sie an einem bevorzugten Terminalbildschirm (beispielsweise /dev/tty12) über Systemmeldungen informiert werden. Ändern Sie die folgenden journald-Optionen:

ForwardToConsole=yes
TTYPath=/dev/tty12