12 Einführung in den Bootvorgang #
Das Booten eines Linux-Systems umfasst verschiedene Komponenten und Tasks. Nach der Firmware- und Hardware-Initialisierung, die von der Computerarchitektur abhängt, wird der Kernel mithilfe des Bootloaders GRUB 2 gestartet. Anschließend wird der Bootvorgang vollständig vom Betriebssystem gesteuert und über systemd
abgewickelt. systemd
bietet eine Reihe von „Zielen“, mit denen Konfigurationen für den normalen Gebrauch, für Wartungsarbeiten oder für Notfälle gebootet werden.
12.1 Terminologie #
In diesem Kapitel werden Begriffe verwendet, die unter Umständen nicht eindeutig sind. Aus diesem Grund stellen wir im Folgenden einige Definitionen bereit:
init
Derzeit gibt es zwei unterschiedliche Prozesse mit dem Namen „init“:
den
initramfs
-Vorgang, mit dem das root-Dateisystem eingehängt wirdden Betriebssystemprozess, mit dem alle anderen Prozesse gestartet werden und der über das echte root-Dateisystem ausgeführt wird
In beiden Fällen wird die jeweilige Aufgabe vom Programm
systemd
ausgeführt. Zunächst wird sie aus deminitramfs
ausgeführt, sodass das root-Dateisystem eingehängt wird. Wurde dieser Vorgang erfolgreich abgeschlossen, wird der Vorgang als ursprünglicher Prozess erneut ausgeführt, diesmal aus dem root-Dateisystem. Damit keine Verwirrung entsteht, welcher der beidensystemd
-Prozesse gemeint ist, bezeichnen wir den ersten als init auf initramfs und den zweiten als systemd.-
initrd
/initramfs
Eine
initrd
(ursprüngliche RAM-Festplatte) ist eine Imagedatei, die ein Image des root-Dateisystems enthält, das vom Kernel geladen und über/dev/ram
als temporäres root-Dateisystem eingehängt wird. Für das Einhängen dieses Dateisystems ist ein Dateisystemtreiber erforderlich.Ab Kernel 2.6.13 wurde initrd durch
initramfs
(ursprüngliches RAM-Dateisystem) ersetzt, für das kein Dateisystemtreiber eingehängt werden muss. SUSE Linux Enterprise Server nutzt ausschließlichinitramfs
. Dainitramfs
jedoch als/boot/initrd
gespeichert ist, wird es auch häufig als „initrd“ bezeichnet. In diesem Kapitel verwenden wir ausschließlich den Begriffinitramfs
.
12.2 Der Linux-Bootvorgang #
Der Linux-Bootvorgang besteht aus mehreren Phasen, von denen jede einer anderen Komponente entspricht:
12.2.1 Initialisierungs- und Bootloader-Phase #
Während der Initialisierungsphase wird die Computerhardware eingerichtet und die Geräte werden vorbereitet. Dieser Prozess verläuft, abhängig von der Hardwarearchitektur, bei jedem Gerät anders.
SUSE Linux Enterprise Server nutzt für alle Architekturen den Bootloader GRUB 2. Abhängig von Architektur und Firmware ist das Starten des Bootloaders GRUB 2 unter Umständen ein Prozess mit mehreren Schritten. Zweck des Bootloaders ist es, den Kernel und das ursprüngliche RAM-basierte Dateisystem (initramfs) zu laden. Weitere Informationen zu GRUB 2 finden Sie in Kapitel 14, Der Bootloader GRUB 2.
12.2.1.1 Initialisierungs- und Bootloader-Phase auf AArch64 und AMD64/Intel 64 #
Nach dem Einschalten des Computers initialisiert das BIOS oder das UEFI den Bildschirm und die Tastatur und testet den Hauptspeicher. Bis zu dieser Phase greift der Computer nicht auf Massenspeichergeräte zu. Anschließend werden Informationen zum aktuellen Datum, zur aktuellen Uhrzeit und zu den wichtigsten Peripheriegeräten aus den CMOS-Werten geladen. Wenn die Boot-Medien und deren Geometrie erkannt wurden, geht die Systemkontrolle vom BIOS/UEFI an den Bootloader über.
Auf einem mit traditionellem BIOS ausgestatteten Computer kann nur Code des ersten physischen 512-Byte-Datensektors (Master-Boot-Datensatz, MBR) der Boot-Festplatte geladen werden. Nur die minimalistische Version von GRUB 2 passt in den MBR. Seine einzige Aufgabe besteht darin, ein Core-Image von GRUB 2 zu laden, das die Dateisystemtreiber aus der Lücke zwischen MBR und erster Partition (MBR-Partitionstabelle) oder der BIOS-Boot-Partition (GPT-Partitionstabelle) enthält. Dieses Image enthält Dateisystemtreiber und ist somit in der Lage, auf /boot
im root-Dateisystem zuzugreifen. /boot
enthält zusätzliche Module für den Core von GRUB 2 sowie den Kernel und das initramfs-Image. Sobald GRUB 2 Zugriff auf diese Partition hat, lädt es den Kernel und das initramfs-Image in den Speicher und übergibt die Steuerung an den Kernel.
Wird ein BIOS-System aus einem verschlüsselten Dateisystem gebootet, das über eine verschlüsselte /boot
-Partition verfügt, müssen Sie das Entschlüsselungspasswort zweimal eingeben. Zunächst benötigt es GRUB 2, um /boot
zu entschlüsseln, die zweite Eingabe ermöglicht es systemd
, die verschlüsselten Volumes einzuhängen.
Auf UEFI-Computern verläuft der Boot-Vorgang sehr viel einfacher als auf Computern mit herkömmlichem BIOS. Die Firmware kann eine FAT-formatierte Systempartition von Festplatten mit GPT-Partitionstabelle lesen. Diese EFI-Systempartition (im laufenden System eingehängt als/boot/efi
) bietet ausreichend Platz für eine komplette GRUB 2-Anwendung, die unmittelbar von der Firmware geladen und ausgeführt wird.
Wenn das BIOS/UEFI Netzwerk-Booting unterstützt, ist es auch möglich, einen Boot-Server zu konfigurieren, der den Bootloader bereitstellt. Das System kann dann über PXE gebootet werden. Das BIOS/UEFI dient als Bootloader. Es erhält das Boot-Image vom Boot-Server und startet das System. Dieser Vorgang ist vollständig unabhängig von den lokalen Festplatten.
12.2.1.2 Initialisierungs- und Bootloader-Phase auf IBM Z #
Bei IBM Z muss der Boot-Vorgang durch einen Bootloader namens zipl
(ursprüngliches z-Programmladen) initialisiert werden. Obwohl zipl
das Lesen unterschiedlicher Dateisysteme unterstützt, unterstützt es nicht das SLE-Standarddateisystem (Btrfs) oder das Booten aus Snapshots. SUSE Linux Enterprise Server nutzt somit einen zweistufigen Boot-Vorgang, der gewährleistet, dass Btrfs zum Boot-Zeitpunkt vollständig unterstützt wird:
zipl
bootet aus der Partition/boot/zipl
, die mit dem Datensystem Ext2, Ext3, Ext4 oder XFS formatiert werden kann. Diese Partition enthält einen minimalistischen Kernel sowie ein initramfs, die in den Speicher geladen werden. Das initramfs enthält (unter anderem) einen Btrfs-Treiber und den Bootloader GRUB 2. Der Kernel wird mit dem Parameterinitgrub
gestartet, der ihm befiehlt, GRUB 2 zu starten.Der Kernel hängt das root-Dateisystem ein, sodass auf
/boot
zugegriffen werden kann. Jetzt wird GRUB 2 über initramfs gestartet. Die Anwendung liest ihre Konfiguration aus/boot/grub2/grub.cfg
aus und lädt den letzten Kernel und das initramfs aus/boot
. Der neue Kernel wird nun über Kexec geladen.
12.2.2 Die Kernel-Phase #
Sobald der Bootloader die Systemsteuerung übergeben hat, läuft der Boot-Vorgang auf allen Architekturen gleich ab. Der Bootloader lädt sowohl den Kernel als auch ein ursprüngliches RAM-basiertes Dateisystem (initramfs
) in den Speicher und der Kernel übernimmt die Steuerung.
Nachdem der Kernel die Speicherverwaltung eingerichtet und CPU-Typ und -Eigenschaften erkannt hat, wird die Hardware initialisiert und das temporäre root-Dateisystem aus dem Speicher eingehängt, der mit initramfs
geladen wurde.
12.2.2.1 Die initramfs
-Datei #
initramfs
(ursprüngliches RAM-Dateisystem) ist ein kleines cpio-Archiv, das der Kernel auf einen RAM-Datenträger laden kann. Zu finden ist es unter /boot/initrd
. Es lässt sich mit einem Tool namens dracut
erstellen – weitere Hinweise finden Sie unter man 8 dracut
.
initramfs
stellt eine minimale Linux-Umgebung bereit, die das Ausführen von Programmen ermöglicht, bevor das eigentliche root-Dateisystem eingehängt wird. Diese minimale Linux-Umgebung wird durch eine BIOS- oder UEFI-Routine in den Arbeitsspeicher geladen, wobei lediglich ausreichend Arbeitsspeicher zur Verfügung stehen muss; ansonsten gelten keine besonderen Anforderungen. Das initramfs
-Archiv must stets eine ausführbare Datei mit der Bezeichnung init
umfassen, die den systemd
-Daemon auf dem root-Dateisystem ausführt, so dass der Bootvorgang fortgesetzt werden kann.
Bevor das root-Dateisystem eingehängt und das Betriebssystem gestartet werden kann, ist es für den Kernel erforderlich, dass die entsprechenden Treiber auf das Gerät zugreifen, auf dem sich das root-Dateisystem befindet. Diese Treiber können spezielle Treiber für bestimmte Arten von Festplatten oder sogar Netzwerktreiber für den Zugriff auf ein Netzwerk-Dateisystem umfassen. Die erforderlichen Module für das root-Dateisystem werden mithilfe von init
oder initramfs
geladen. Nachdem die Module geladen wurden, stellt udev
das initramfs
mit den erforderlichen Geräten bereit. Später im Boot-Vorgang, nach dem Ändern des root-Dateisystems, müssen die Geräte regeneriert werden. Dies geschieht über die systemd
-Einheit systemd-udev-trigger.service
.
12.2.2.1.1 Erneutes Generieren von initramfs #
Da initramfs
Treiber enthält, muss es aktualisiert werden, sobald neue Versionen der darin gespeicherten Treiber verfügbar sind. Dies geschieht automatisch bei der Installation des Pakets, das die Treiberaktualisierung enthält. YaST oder zypper informieren Sie über diesen Umstand, indem Sie den Output des Befehls anzeigen, mit dem initramfs
generiert wird. Es gibt jedoch einige Situationen, in denen Sie initramfs
manuell neu erzeugen müssen:
- Hinzufügen von Treibern aufgrund von Änderungen an der Hardware
Wenn Hardwarekomponenten (z. B. Festplatten) ausgetauscht werden müssen und diese Hardware zur Bootzeit andere Treiber im Kernel erfordert, müssen Sie die Datei
initramfs
aktualisieren.Öffnen oder erstellen Sie
/etc/dracut.conf.d/10-DRIVER.conf
und fügen Sie die folgende Zeile hinzu (achten Sie auf das führende Leerzeichen):force_drivers+=" DRIVER1"
Ersetzen Sie dabei DRIVER1 durch den Modulnamen des Treibers. Sie können auch mehrere Treiber hinzufügen. In diesem Fall geben Sie eine durch Leerzeichen getrennte Liste der Modulnamen ein:
force_drivers+=" DRIVER1 DRIVER2"
Fahren Sie mit Prozedur 12.1, „Generieren eines initramfs“ fort.
- Verschieben von Systemverzeichnissen auf RAID oder LVM
Wann immer Sie Auslagerungsdateien oder Systemverzeichnisse wie
/usr
in einem laufenden System auf RAID oder ein logisches Volume verschieben, müssen Sie eininitramfs
erstellen, das Softwaretreiber für RAID oder LVM unterstützt.Hierzu müssen Sie die entsprechenden Einträge in
/etc/fstab
erstellen und die neuen Einträge (beispielsweise mitmount -a
und/oderswapon -a
) einhängen.Fahren Sie mit Prozedur 12.1, „Generieren eines initramfs“ fort.
- Hinzufügen von Festplatten zu einer LVM-Gruppe/einem Btrfs-RAID mit root-Dateisystem
Wann immer Sie eine Festplatte zu einer logischen Volumegruppe oder einem Btrfs-RAID, die oder das das root-Dateisystem enthält, hinzufügen (oder daraus entfernen), müssen Sie ein
initramfs
erstellen, das das größere Volume unterstützt. Befolgen Sie die Anweisungen unter Prozedur 12.1, „Generieren eines initramfs“.Fahren Sie mit Prozedur 12.1, „Generieren eines initramfs“ fort.
- Ändern der Kernel-Variablen
Wenn Sie die Werte von Kernel-Variablen über die
sysctl
-Benutzeroberfläche ändern und dabei die zugehörigen Dateien ändern (/etc/sysctl.conf
oder/etc/sysctl.d/*.conf
), geht die Änderung beim nächsten Neubooten des Systems verloren. Die Änderungen werden selbst dann nicht in derinitramfs
-Datei gespeichert, wenn Sie die Werte zur Laufzeit mitsysctl --system
laden. Aktualisieren Sie es, in dem Sie wie in Prozedur 12.1, „Generieren eines initramfs“ beschrieben vorgehen.
Beachten Sie, dass alle Befehle des folgenden Verfahrens unter dem Benutzer root
ausgeführt werden müssen.
Generieren Sie eine neue
initramfs
-Datei, indem Sie Folgendes ausführen:dracut MY_INITRAMFS
Ersetzen Sie MY_INITRAMFS durch einen Dateinamen Ihrer Wahl. Das neue
initramfs
wird als/boot/MY_INITRAMFS
erstellt.Alternativ können Sie
dracut -f
ausführen. Somit wird die aktuell verwendete, bereits vorhandene Datei überschrieben.(Überspringen Sie diesen Schritt, wenn Sie im vorangegangenen Schritt
dracut -f
ausgeführt haben.) Erstellen Sie einen Link zurinitramfs
-Datei, die Sie im vorangegangenen Schritt erstellt haben:(cd /boot && ln -sf MY_INITRAMFS initrd)
Unter der Architektur IBM z müssen Sie zudem
grub2-install
ausführen.
12.2.3 Die Phase init auf initramfs #
Das temporäre root-Dateisystem, das vom Kernel aus initramfs
eingehängt wird, enthält die ausführbare Datei systemd
(die wir im Folgenden als init
auf initramfs
bezeichnen, siehe auch Abschnitt 12.1, „Terminologie“). Dieses Programm führt alle erforderlichen Aktionen aus, mit denen das eigentliche root-Dateisystem eingehängt wird. Es bietet Kernel-Funktionen für das benötigte Dateisystem sowie Gerätetreiber für Massenspeicher-Controller mit udev
.
Der Hauptzweck von init
unter initramfs
ist es, das Einhängen des eigentlichen root-Dateisystems sowie die Vorbereitung des Zugriffs darauf. Je nach aktueller Systemkonfiguration ist init
unter initramfs
für die folgenden Tasks verantwortlich.
- Laden der Kernelmodule
Je nach Hardware-Konfiguration sind für den Zugriff auf die Hardware-Komponenten des Computers (vor allem auf die Festplatte) spezielle Treiber erforderlich. Für den Zugriff auf das eigentliche root-Dateisystem muss der Kernel die entsprechenden Dateisystemtreiber laden.
- Bereitstellen von speziellen Blockdateien
Der Kernel generiert, abhängig von den geladenen Modulen, Geräteereignisse.
udev
verarbeitet diese Ereignisse und generiert die erforderlichen blockspezifischen Dateien auf einem RAM-Dateisystem im Verzeichnis/dev
. Ohne diese speziellen Dateien wäre ein Zugriff auf das Dateisystem und andere Geräte nicht möglich.- Verwalten von RAID- und LVM-Setups
Wenn Ihr System so konfiguriert ist, dass das root-Dateisystem sich unter RAID oder LVM befindet, richtet
init
unterinitramfs
LVM oder RAID so ein, dass der Zugriff auf das root-Dateisystem zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt.- Verwalten der Netzwerkkonfiguration
Wenn Ihr System für die Verwendung eines Netzwerk-eingehängten root-Dateisystems (über NFS eingehängt) konfiguriert ist, muss
init
sicherstellen, dass die entsprechenden Netzwerktreiber geladen und für den Zugriff auf das root-Dateisystem eingerichtet werden.Wenn sich das Dateisystem auf einem Netzwerkblockgerät wie iSCSI oder SAN befindet, wird die Verbindung zum Speicherserver ebenfalls von
init
unterinitramfs
eingerichtet. SUSE Linux Enterprise Server unterstützt das Booten von einem sekundären iSCSI-Ziel, wenn das primäre Ziel nicht verfügbar ist. Weitere Details zur Konfiguration des Boot-iSCSI-Ziels finden Sie im Section 15.3.1, “Using YaST for the iSCSI initiator configuration”.
Wenn beim Einhängen des root-Dateisystems in der Bootumgebung ein Fehler auftritt, muss es überprüft und repariert werden, bevor das Booten fortgesetzt werden kann. Die Dateisystemprüfung wird für Ext3- und Ext4-Dateisysteme automatisch gestartet. Der Reparaturvorgang findet für XFS- und Btrfs-Dateisysteme nicht automatisch statt und dem Benutzer werden Informationen angezeigt, die die verfügbaren Optionen zur Reparatur des Dateisystems beschreiben. Wenn das Dateisystem erfolgreich repariert wurde, versucht das System nach dem Beenden der Bootumgebung erneut, das root-Dateisystem einzuhängen. Falls dieser Vorgang erfolgreich ist, wird der Bootvorgang wie gewohnt fortgesetzt.
12.2.3.1 Die Phase init auf initramfs während des Installationsvorgangs #
Wenn init
unter initramfs
im Rahmen des Installationsvorgangs während des anfänglichen Boot-Vorgangs aufgerufen wird, unterscheiden sich seine Tasks von den oben beschriebenen. Beachten Sie, dass das Installationssystem auch systemd
aus initramfs
nicht startet – diese Aufgaben werden von linuxrc
übernommen.
- Suchen des Installationsmediums
Beim Starten des Installationsvorgangs lädt der Rechner einen Installations-Kernel und eine besondere
init
mit dem YaST-Installationsprogramm. Das YaST-Installationsprogramm wird in einem RAM-Dateisystem ausgeführt und benötigt Daten über den Speicherort des Installationsmediums, um auf dieses zugreifen und das Betriebssystem installieren zu können.- Initiieren der Hardware-Erkennung und Laden der entsprechenden Kernelmodule
Wie bereits in Abschnitt 12.2.2.1, „Die
initramfs
-Datei“ erwähnt, beginnt der Boot-Vorgang mit einem Mindestsatz an Treibern, die für die meisten Hardware-Konfigurationen verwendet werden können. Bei Rechnern mit AArch64, POWER und AMD64/Intel 64 löstlinuxrc
zunächst eine Hardwareabfrage aus, durch die die Treiber ermittelt werden, die sich für Ihre Hardwarekonfiguration eignen. Unter IBM Z muss beispielsweise über linuxrc oder parmfile eine Liste der Treiber und deren Parameter bereitgestellt werden.Diese Treiber werden zur Erstellung der zum Booten des Systems benötigten, benutzerdefinierten
initramfs
-Datei verwendet. Falls die Module nicht für „boot“, sondern für „coldplug“ benötigt werden, können sie mitsystemd
geladen werden. Weitere Informationen finden Sie unter Abschnitt 15.6.4, „Laden der Kernelmodule“.- Laden des Installationssystems
Wenn die Hardware ordnungsgemäß erkannt wurde, werden die entsprechenden Treiber geladen. Das
udev
-Programm erstellt die speziellen Gerätedateien undlinuxrc
startet das Installationssystem mit dem YaST-Installationsprogramm.- Starten von YaST
linuxrc
startet schließlich YaST, das wiederum die Paketinstallation und die Systemkonfiguration startet.
12.2.4 Die systemd-Phase #
Nachdem das „echte“ root-Dateisystem gefunden wurde, wird es auf Fehler geprüft und eingehängt. Wenn dieser Vorgang erfolgreich ist, wird das initramfs
bereinigt, und der systemd
-Daemon wird für das root-Dateisystem ausgeführt. systemd
ist der System- und Servicemanager von Linux. Es handelt sich dabei um den übergeordneten Prozess, der als PID 1 gestartet wird und wie ein init-System agiert, das die Benutzerraumdienste startet und betreibt. Ausführliche Informationen finden Sie unter Kapitel 15, Der Daemon systemd
.