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Gilt für SUSE Linux Enterprise Server 15 SP3

25 Spezielle Systemfunktionen

In diesem Kapitel erhalten Sie zunächst Informationen zu den verschiedenen Softwarepaketen, zu den virtuellen Konsolen und zur Tastaturbelegung. Hier finden Sie Hinweise zu Software-Komponenten, wie bash, cron und logrotate, da diese im Laufe der letzten Veröffentlichungszyklen geändert oder verbessert wurden. Selbst wenn sie nur klein sind oder als nicht besonders wichtig eingestuft werden, sollten die Benutzer ihr Standardverhalten ändern, da diese Komponenten häufig eng mit dem System verbunden sind. Das Kapitel endet mit einem Abschnitt mit sprach- und landesspezifischen Einstellungen (I18N und L10N).

25.1 Informationen zu speziellen Softwarepaketen

Im folgenden Kapitel finden Sie grundlegende Informationen zu den folgenden Tools: bash, cron, logrotate, locate, ulimit und free.

25.1.1 Das Paket bash und /etc/profile

Bash ist die Standard-System-Shell. Wenn sie als Anmelde-Shell verwendet wird, werden mehrere Initialisierungsdateien gelesen. Bash verarbeitet die entsprechenden Informationen in der Reihenfolge dieser Liste:

  1. /etc/profile

  2. ~/.profile

  3. /etc/bash.bashrc

  4. ~/.bashrc

Nehmen Sie benutzerdefinierte Einstellungen in ~/.profile oder ~/.bashrc vor. Um die richtige Verarbeitung der Dateien zu gewährleisten, müssen die Grundeinstellungen aus /etc/skel/.profile oder /etc/skel/.bashrc in das Home-Verzeichnis des Benutzers kopiert werden. Es empfiehlt sich, die Einstellungen aus /etc/skel nach einer Aktualisierung zu kopieren. Führen Sie die folgenden Shell-Befehle aus, um den Verlust persönlicher Einstellungen zu vermeiden:

tux > mv ~/.bashrc ~/.bashrc.old
tux > cp /etc/skel/.bashrc ~/.bashrc
tux > mv ~/.profile ~/.profile.old
tux > cp /etc/skel/.profile ~/.profile

Kopieren Sie anschließend die persönlichen Einstellungen erneut aus den *.old-Dateien.

25.1.2 Das cron-Paket

Mit Cron lassen Sie automatisch Kommandos im Hintergrund zu bestimmten Zeitpunkten ausführen. cron greift auf speziell formatierte Zeittabellen zu, wobei bereits mehrere standardmäßige Tabellen in diesem Werkzeug enthalten sind. Bei Bedarf können die Benutzer auch benutzerdefinierte Tabellen angeben.

Die cron-Tabellen befinden sich im Verzeichnis /var/spool/cron/tabs. /etc/crontab dient als systemübergreifende cron-Tabelle. Geben Sie den Benutzernamen zur Ausführung des Befehls unmittelbar nach der Zeittabelle und noch vor dem Befehl ein. In Beispiel 25.1, „Eintrag in /etc/crontab“, wird root eingegeben. Die paketspezifischen Tabellen in /etc/cron.d weisen alle dasselbe Format auf. Informationen hierzu finden Sie auf der man-Seite zu cron (man cron).

Beispiel 25.1: Eintrag in /etc/crontab
1-59/5 * * * *   root   test -x /usr/sbin/atrun && /usr/sbin/atrun

Sie können /etc/crontab nicht bearbeiten, indem Sie den Befehl crontab -e bearbeiten. Die Datei muss direkt in einem Editor geladen, geändert und dann gespeichert werden.

Mehrere Pakte installieren Shell-Skripten in die Verzeichnisse /etc/cron.hourly, /etc/cron.daily, /etc/cron.weekly und /etc/cron.monthly, deren Ausführung durch /usr/lib/cron/run-crons gesteuert wird. /usr/lib/cron/run-crons wird alle 15 Minuten von der Haupttabelle (/etc/crontab) ausgeführt. Hiermit wird gewährleistet, dass vernachlässigte Prozesse zum richtigen Zeitpunkt ausgeführt werden können.

Um die Skripten hourly, daily oder andere Skripten für regelmäßige Wartungsarbeiten zu benutzerdefinierten Zeiten auszuführen, entfernen Sie regelmäßig die Zeitstempeldateien mit /etc/crontab-Einträgen (siehe Beispiel 25.2, „/etc/crontab: Entfernen der Zeitstempeldateien“ – u. a. wird hourly vor jeder vollen Stunde und daily einmal täglich um 2:14 Uhr entfernt).

Beispiel 25.2: /etc/crontab: Entfernen der Zeitstempeldateien
59 *  * * *     root  rm -f /var/spool/cron/lastrun/cron.hourly
14 2  * * *     root  rm -f /var/spool/cron/lastrun/cron.daily
29 2  * * 6     root  rm -f /var/spool/cron/lastrun/cron.weekly
44 2  1 * *     root  rm -f /var/spool/cron/lastrun/cron.monthly

Sie können auch DAILY_TIME in /etc/sysconfig/cron auf die Zeit einstellen, zu der cron.daily gestartet werden soll. Mit MAX_NOT_RUN stellen Sie sicher, dass die täglichen Aufgaben auch dann ausgeführt werden, wenn der Computer zur angegebenen DAILY_TIME und auch eine längere Zeit danach nicht eingeschaltet ist. Die maximale Einstellung von MAX_NOT_RUN sind 14 Tage.

Die täglichen Systemwartungsaufträge werden zum Zwecke der Übersichtlichkeit auf mehrere Skripts verteilt. Sie sind im Paket aaa_base enthalten. /etc/cron.daily enthält beispielsweise die Komponenten suse.de-backup-rpmdb, suse.de-clean-tmp oder suse.de-cron-local.

25.1.3 Stoppen der Cron-Statusmeldungen

Um die Email-Flut einzudämmen, die durch die Cron-Statusmeldungen entsteht, wird der Standardwert für SEND_MAIL_ON_NO_ERROR in /etc/sysconfig/cron bei neuen Installationen auf „no“ (nein) eingestellt. Selbst mit der Einstellung "no" (nein) wird die Cron-Datenausgabe weiterhin an die MAILTO-Adresse gesendet, wie auf der man-Seite zu Cron beschrieben.

Bei einer Aktualisierung wird empfohlen, diese Werte gemäß Ihren Anforderungen einzustellen.

25.1.4 Protokolldateien: Paket logrotate

Mehrere Systemdienste ( Daemons) zeichnen zusammen mit dem Kernel selbst regelmäßig den Systemstatus und spezielle Ereignisse in Protokolldateien auf. Auf diese Weise kann der Administrator den Status des Systems zu einem bestimmten Zeitpunkt regelmäßig überprüfen, Fehler oder Fehlfunktionen erkennen und die Fehler mit Präzision beheben. Die Protokolldateien werden in der Regel, wie von FHS angegeben, unter /var/log gespeichert und werden täglich umfangreicher. Mit dem Paket logrotate kann der Umfang der Dateien gesteuert werden. Weitere Einzelheiten finden Sie im Section 3.3, “Managing log files with logrotate.

25.1.5 Der Befehl locate

locate, ein Kommando zum schnellen Suchen von Dateien, ist nicht im Standardumfang der installierten Software enthalten. Falls gewünscht, können Sie das Paket mlocate, den Nachfolger des Pakets findutils-locate, installieren. Der Prozess updatedb wird jeden Abend bzw. etwa 15 Minuten nach dem Booten des Systems gestartet.

25.1.6 Der Befehl ulimit

Mit dem Kommando ulimit (user limits) ist es möglich, Begrenzungen für die Verwendung von Systemressourcen festzulegen und anzuzeigen. ulimit ist besonders nützlich für die Begrenzung des verfügbaren Arbeitsspeichers für Anwendungen. Damit kann eine Anwendung daran gehindert werden, zu viele Systemressourcen zu reservieren und damit das Betriebssystem zu verlangsamen oder sogar aufzuhängen.

ulimit kann mit verschiedenen Optionen verwendet werden. Verwenden Sie zum Begrenzen der Speicherauslastung die in Tabelle 25.1, „ulimit: Einstellen von Ressourcen für Benutzer“ aufgeführten Optionen.

Tabelle 25.1: ulimit: Einstellen von Ressourcen für Benutzer

-m

Die maximale nicht auslagerbare festgelegte Größe

-v

Die maximale Größe des virtuellen Arbeitsspeichers, der der Shell zur Verfügung steht

-s

Die maximale Größe des Stapels

-c

Die maximale Größe der erstellten Kerndateien

-a

Alle aktuellen Grenzwerte werden gemeldet

Systemweite Standardeinträge werden unter /etc/profile festgelegt. Die direkte Bearbeitung dieser Datei wird nicht empfohlen, da die Änderungen bei einem Systemupgrade überschrieben werden. Mit /etc/profile.local können Sie die systemweiten Profileinstellungen anpassen. Benutzerspezifische Einstellungen sind unter ~USER/.profile vorzunehmen.

Beispiel 25.3: ulimit: Einstellungen in ~/.bashrc
# Limits maximum resident set size (physical memory):
ulimit -m 98304

# Limits of virtual memory:
ulimit -v 98304

Die Speicherzuteilungen müssen in KB erfolgen. Weitere Informationen erhalten Sie mit man bash.

Wichtig
Wichtig: Unterstützung für ulimit

ulimit-Direktiven werden nicht von allen Shells unterstützt. PAM (z. B. pam_limits) bietet umfassende Anpassungsfunktionen als Alternative zu ulimit.

25.1.7 Der Befehl free

Das Kommando free zeigt die Größe des insgesamt vorhandenen freien und verwendeten physischen Arbeitsspeichers und Auslagerungsspeichers im System sowie die vom Kernel verwendeten Puffer und den verwendeten Cache an. Das Konzept des verfügbaren Arbeitsspeichers geht auf Zeiten vor der einheitlichen Speicherverwaltung zurück. Bei Linux gilt der Grundsatz freier Arbeitsspeicher ist schlechter Arbeitsspeicher. Daher wurde bei Linux immer darauf geachtet, die Caches auszugleichen, ohne freien oder nicht verwendeten Arbeitsspeicher zuzulassen.

Der Kernel verfügt nicht direkt über Anwendungs- oder Benutzerdaten. Stattdessen verwaltet er Anwendungen und Benutzerdaten in einem Seiten-Cache. Falls nicht mehr genügend Arbeitsspeicher vorhanden ist, werden Teile auf der Swap-Partition oder in Dateien gespeichert, von wo aus sie mit dem Befehl mmap abgerufen werden können. (siehe man mmap).

Der Kernel enthält zusätzlich andere Caches, wie beispielsweise den slab-Cache, in dem die für den Netzwerkzugriff verwendeten Caches gespeichert werden. Dies erklärt die Unterschiede zwischen den Zählern in /proc/meminfo. Die meisten, jedoch nicht alle dieser Zähler, können über /proc/slabinfo aufgerufen werden.

Wenn Sie jedoch herausfinden möchten, wie viel RAM gerade verwendet wird, dann finden Sie diese Information in /proc/meminfo.

25.1.8 man-Seiten und Info-Seiten

Für einige GNU-Anwendungen (wie beispielsweise tar) sind keine man-Seiten mehr vorhanden. Verwenden Sie für diese Befehle die Option --help, um eine kurze Übersicht über die info-Seiten zu erhalten, in der Sie detailliertere Anweisungen erhalten. Die Info-Seiten befinden sich im Hypertextsystem von GNU. Eine Einführung in dieses System erhalten Sie, wenn Sie info info eingeben. Info-Seiten können mit Emacs angezeigt werden, wenn Sie emacs -f info eingeben oder mit info direkt in einer Konsole angezeigt werden. Sie können auch tkinfo, xinfo oder das Hilfesystem zum Anzeigen von info-Seiten verwenden.

25.1.9 Auswählen von man-Seiten über das Kommando man

Geben Sie man MAN-SEITE ein, um eine man-Seite zu lesen. Wenn bereits eine man-Seite mit demselben Namen in anderen Abschnitten vorhanden ist, werden alle vorhandenen Seiten mit den zugehörigen Abschnittsnummern aufgeführt. Wählen Sie die aus, die Sie anzeigen möchten. Wenn Sie innerhalb einiger Sekunden keine Abschnittsnummer eingeben, wird die erste man-Seite angezeigt.

Zur Rückkehr zum standardmäßigen Systemverhalten legen Sie MAN_POSIXLY_CORRECT=1 in einer Shell-Initialisierungsdatei wie ~/.bashrc fest.

25.1.10 Einstellungen für GNU Emacs

GNU Emacs ist eine komplexe Arbeitsumgebung. In den folgenden Abschnitten werden die beim Starten von GNU Emacs verarbeiteten Dateien beschrieben. Weitere Informationen hierzu erhalten Sie online unter http://www.gnu.org/software/emacs/.

Beim Starten liest Emacs mehrere Dateien, in denen die Einstellungen für den Benutzer, den Systemadministrator und den Distributor zur Anpassung oder Vorkonfiguration enthalten sind. Die Initialisierungsdatei ~/.emacs ist in den Home-Verzeichnissen der einzelnen Benutzer von /etc/skel installiert. .emacs wiederum liest die Datei /etc/skel/.gnu-emacs. Zum Anpassen des Programms kopieren Sie .gnu-emacs in das Home-Verzeichnis (mit cp /etc/skel/.gnu-emacs ~/.gnu-emacs) und nehmen Sie dort die gewünschten Einstellungen vor.

.gnu-emacs definiert die Datei ~/.gnu-emacs-custom als custom-file. Wenn Benutzer in Emacs Einstellungen mit den customize-Optionen vornehmen, werden die Einstellungen in ~/.gnu-emacs-custom gespeichert.

Bei SUSE Linux Enterprise Server wird mit dem emacs-Paket die Datei site-start.el im Verzeichnis /usr/share/emacs/site-lisp installiert. Die Datei site-start.el wird vor der Initialisierungsdatei ~/.emacs geladen. Mit site-start.el wird unter anderem sichergestellt, dass spezielle Konfigurationsdateien mit Emacs-Add-on-Paketen, wie psgml, automatisch geladen werden. Konfigurationsdateien dieses Typs sind ebenfalls unter /usr/share/emacs/site-lisp gespeichert und beginnen immer mit suse-start-. Der lokale Systemadministrator kann systemweite Einstellungen in default.el festlegen.

Weitere Informationen zu diesen Dateien finden Sie in der Info-Datei zu Emacs unter Init File: info:/emacs/InitFile. Informationen zum Deaktivieren des Ladens dieser Dateien (sofern erforderlich) stehen dort ebenfalls zur Verfügung.

Die Komponenten von Emacs sind in mehrere Pakete unterteilt:

  • Das Basispaket emacs.

  • emacs-x11 (in der Regel installiert): das Programm mit X11-Support.

  • emacs-nox: das Programm ohne X11-Support.

  • emacs-info: Online-Dokumentation im info-Format.

  • emacs-el: die nicht kompilierten Bibliotheksdateien in Emacs Lisp. Sie sind während der Laufzeit nicht erforderlich.

  • Verschiedene Add-On-Pakete können bei Bedarf installiert werden: emacs-auctex (LaTeX), psgml (SGML und XML), gnuserv (Client- und Server-Vorgänge) und andere.

25.2 Virtuelle Konsolen

Linux ist ein Multitasking-System für den Mehrbenutzerbetrieb. Die Vorteile dieser Funktionen können auch auf einem eigenständigen PC-System genutzt werden. Im Textmodus stehen sechs virtuelle Konsolen zur Verfügung. Mit den Tastenkombinationen AltF1 bis AltF6 können Sie zwischen den Konsolen umschalten. Die siebte Konsole ist für X und reserviert und in der zehnten Konsole werden Kernel-Meldungen angezeigt.

Wenn Sie von X ohne Herunterfahren zu einer anderen Konsole wechseln möchten, verwenden Sie die Tasten StrgAltF1 bis StrgAltF6. Mit AltF7 kehren Sie zu X zurück.

25.3 Tastaturbelegung

Um die Tastaturzuordnung der Programme zu standardisieren, wurden Änderungen an folgenden Dateien vorgenommen:

/etc/inputrc
/etc/X11/Xmodmap
/etc/skel/.emacs
/etc/skel/.gnu-emacs
/etc/skel/.vimrc
/etc/csh.cshrc
/etc/termcap
/usr/share/terminfo/x/xterm
/usr/share/X11/app-defaults/XTerm
/usr/share/emacs/VERSION/site-lisp/term/*.el

Diese Änderungen betreffen nur Anwendungen, die terminfo-Einträge verwenden oder deren Konfigurationsdateien direkt geändert werden (vi, emacs usw.). Anwendungen, die nicht im Lieferumfang des Systems enthalten sind, sollten an diese Standards angepasst werden.

Unter X kann die Compose-Taste (Multi-Key) gemäß /etc/X11/Xmodmap aktiviert werden.

Weitere Einstellungen sind möglich mit der X-Tastaturerweiterung (XKB)

Tipp
Tipp: Weitere Informationen

Informationen zu XKB finden Sie in den Dokumenten, die unter /usr/share/doc/packages/xkeyboard-config (Teil des Pakets xkeyboard-config) aufgelistet sind.

25.4 Sprach- und länderspezifische Einstellungen

Das System wurde zu einem großen Teil internationalisiert und kann an lokale Gegebenheiten angepasst werden. Die Internationalisierung (I18N) ermöglicht eine spezielle Lokalisierung (L10N). Die Abkürzungen I18N und L10N wurden von den ersten und letzten Buchstaben der englischsprachigen Begriffe und der Anzahl der dazwischen stehenden ausgelassenen Buchstaben abgeleitet.

Die Einstellungen werden mit LC_-Variablen vorgenommen, die in der Datei /etc/sysconfig/language definiert sind. Dies bezieht sich nicht nur auf die native Sprachunterstützung, sondern auch auf die Kategorien Meldungen (Sprache) Zeichensatz, Sortierreihenfolge, Uhrzeit und Datum, Zahlen und Währung. Diese Kategorien können direkt über eine eigene Variable oder indirekt mit einer Master-Variable in der Datei language festgelegt werden (weitere Informationen erhalten Sie auf der man-Seite zu locale).

Liste der Variablen
RC_LC_MESSAGES, RC_LC_CTYPE, RC_LC_COLLATE, RC_LC_TIME, RC_LC_NUMERIC, RC_LC_MONETARY

Diese Variablen werden ohne das Präfix RC_ an die Shell weitergegeben und stehen für die aufgelisteten Kategorien. Die betreffenden Shell-Profile werden unten aufgeführt. Die aktuelle Einstellung lässt sich mit dem Befehl locale anzeigen.

RC_LC_ALL

Sofern diese Variable festgelegt ist, setzt Sie die Werte der bereits erwähnten Variablen außer Kraft.

RC_LANG

Falls keine der zuvor genannten Variablen festgelegt ist, ist dies das Fallback. Standardmäßig wird nur RC_LANG festgelegt. Dadurch wird es für die Benutzer einfacher, eigene Werte einzugeben.

ROOT_USES_LANG

Diese Variable kann auf yes oder ctype (Standardwert) festgelegt werden. Wenn sie auf yes festgelegt ist, verwendet root Spracheinstellungen und länderspezifische Einstellungen. Andernfalls arbeitet der Systemadministrator immer in einer POSIX-Umgebung.

Die Variablen können über den sysconfig-Editor von YaST festgelegt werden. Der Wert einer solchen Variable enthält den Sprachcode, den Ländercode, die Codierung und einen Modifier. Die einzelnen Komponenten werden durch Sonderzeichen verbunden:

LANG=<language>[[_<COUNTRY>].<Encoding>[@<Modifier>]]

25.4.1 Systemweite Locale-Einstellungen

systemd liest /etc/locale.conf im frühen Bootvorgang aus. Die in dieser Datei konfigurierten Locale-Einstellungen werden von jedem Service oder Benutzer übernommen, falls keine individuellen Einstellungen vorgenommen wurden.

Anmerkung
Anmerkung: Verhalten älterer Konfigurationsdateien unter SUSE Linux Enterprise Server SUSE Linux Enterprise Server

In früheren Versionen las SUSE Linux Enterprise Server die Einstellungen aus den Dateien /etc/sysconfig/language, /etc/sysconfig/keyboard und /etc/sysconfig/console. Ab SUSE Linux Enterprise Server 15 GA gelten diese Dateien als veraltet. systemd liest aus diesen Dateien keine Einstellungen mehr. systemd liest stattdessen /etc/locale.conf.

Die in /etc/sysconfig/language definierten Variablen werden jedoch weiterhin verwendet, um die systemweite Locale zu überschreiben, und können dazu verwendet werden, um andere Locale-Einstellungen für Benutzer-Shells zu definieren (Informationen hierzu finden Sie in Abschnitt 25.4.2, „Einige Beispiele“).

Zum Festlegen der systemweiten Locale gehen Sie folgendermaßen vor:

  • Schreiben Sie die Einstellungen in /etc/locale.conf. Jede Zeile ist eine umgebungsartige Variablenzuweisung (eine Liste von Variablen finden Sie in man 5 locale.conf):

    LANG=de_DE.UTF-8

    Zur Feinabstimmung der Einstellungen können Sie weitere Variablen hinzufügen, jeweils eine Variable pro Zeile.

  • Verwenden Sie das Kommando localectl:

    root # localectl set-locale LANG=de_DE.UTF-8

    Auch hier können Sie nach dem Kommando localectl set-locale weitere Variablen angeben.

Zum Zweck der Rückwärtskompatibilität mit älteren Systemen bei der Aktualisierung des systemd-Pakets werden alle genannten Variablen von sysconfig zu den endgültigen Zielen migriert, falls sie dort nicht bereits definiert sind.

25.4.2 Einige Beispiele

Sprach- und Ländercode sollten immer gleichzeitig eingestellt werden. Die Spracheinstellungen entsprechen der Norm ISO 639, die unter http://www.evertype.com/standards/iso639/iso639-en.html und http://www.loc.gov/standards/iso639-2/ verfügbar ist. Die Ländercodes sind in ISO 3166 aufgeführt (siehe http://en.wikipedia.org/wiki/ISO_3166).

Es ist nur sinnvoll, Werte festzulegen, für die verwendbare Beschreibungsdateien unter /usr/lib/locale zu finden sind. Anhand der Dateien in /usr/share/i18n können mit dem Befehl localedef zusätzliche Beschreibungsdateien erstellt werden. Die Beschreibungsdateien sind Bestandteil des Pakets glibc-i18ndata. Eine Beschreibungsdatei für en_US.UTF-8 (für Englisch und USA) kann beispielsweise wie folgt erstellt werden:

localedef -i en_US -f UTF-8 en_US.UTF-8
LANG=en_US.UTF-8

Dies ist die Standardeinstellung, wenn während der Installation US-Englisch ausgewählt wurde. Wenn Sie eine andere Sprache ausgewählt haben, wird diese Sprache ebenfalls mit der Zeichencodierung UTF-8 aktiviert.

LANG=en_US.ISO-8859-1

Hiermit wird als Sprache Englisch, als Land die USA und als Zeichensatz ISO-8859-1 festgelegt. In diesem Zeichensatz wird das Eurozeichen nicht unterstützt, es kann jedoch gelegentlich in Programmen nützlich sein, die nicht für die UTF-8-Unterstützung aktualisiert wurden. Die Zeichenkette, mit der der Zeichensatz definiert wird (in diesem Fall ISO-8859-1), wird anschließend von Programmen, wie Emacs, ausgewertet.

LANG=en_IE@euro

Im oben genannten Beispiel wird das Eurozeichen explizit in die Spracheinstellung aufgenommen. Diese Einstellung ist nun überflüssig, da UTF-8 auch das Eurosymbol enthält. Sie ist nur nützlich, wenn eine Anwendung ISO-8859-15 anstelle von UTF-8 unterstützt.

Änderungen an /etc/sysconfig/language werden mit der folgenden Prozesskette aktiviert:

  • Für die Bash: /etc/profile liest /etc/profile.d/lang.sh, die ihrerseits /etc/sysconfig/language analysiert.

  • Für tcsh: /etc/profile liest /etc/profile.d/lang.csh, die ihrerseits /etc/sysconfig/language analysiert.

So wird sichergestellt, dass sämtliche Änderungen an /etc/sysconfig/language bei der nächsten Anmeldung in der entsprechenden Shell verfügbar sind, ohne dass sie manuell aktiviert werden müssen.

Die Benutzer können die Standardeinstellungen des Systems außer Kraft setzen, indem Sie die Datei ~/.bashrc entsprechend bearbeiten. Wenn Sie die systemübergreifende Einstellung en_US für Programmmeldungen beispielsweise nicht verwenden möchten, nehmen Sie z. B. LC_MESSAGES=es_ES auf, damit die Meldungen stattdessen auf Spanisch angezeigt werden.

25.4.3 Locale-Einstellungen in ~/.i18n

Wenn Sie mit den Locale-Systemstandardwerten nicht zufrieden sind, können Sie die Einstellungen in ~/.i18n ändern. Achten Sie dabei jedoch auf die Einhaltung der Bash-Scripting-Syntax. Die Einträge in ~/.i18n setzen die Systemstandardwerte aus /etc/sysconfig/language außer Kraft. Verwenden Sie dieselben Variablennamen, jedoch ohne das Namespace-Präfix RC_. Nutzen Sie beispielsweise LANG anstatt RC_LANG:

LANG=cs_CZ.UTF-8
LC_COLLATE=C

25.4.4 Einstellungen für die Sprachunterstützung

Die Dateien in der Kategorie Meldungen werden generell im entsprechenden Sprachverzeichnis (wie beispielsweise en) gespeichert, damit ein Fallback vorhanden ist. Wenn Sie für LANG den Wert en_US festlegen und in /usr/share/locale/en_US/LC_MESSAGES keine Meldungsdatei vorhanden ist, wird ein Fallback auf /usr/share/locale/en/LC_MESSAGES ausgeführt.

Darüber hinaus kann eine Fallback-Kette definiert werden, beispielsweise für Bretonisch zu Französisch oder für Galizisch zu Spanisch oder Portugiesisch:

LANGUAGE=„br_FR:fr_Fr“

LANGUAGE=„gl_ES:es_ES:pt_PT“

Wenn Sie möchten, können Sie die norwegischen Varianten Nynorsk und Bokmål (mit zusätzlichem Fallback auf no) verwenden:

LANG=„nn_NO“

LANGUAGE=„nn_NO:nb_NO:no“

oder

LANG=„nb_NO“

LANGUAGE=„nb_NO:nn_NO:no“

Beachten Sie, das bei Norwegisch auch LC_TIME anders behandelt wird.

Ein mögliches Problem ist, dass ein Trennzeichen, das zum Trennen von Zifferngruppen verwendet wird, nicht richtig erkannt wird. Dies passiert, wenn LANG auf einen aus zwei Buchstaben bestehenden Sprachcode wie de eingestellt ist, die Definitionsdatei, die glibc verwendet, jedoch in /usr/share/lib/de_DE/LC_NUMERIC gespeichert ist. Daher muss LC_NUMERIC auf de_DE gesetzt sein, damit das System die Trennzeichendefinition erkennen kann.

25.4.5 Weitere Informationen

  • The GNU C Library Reference Manual, Kapitel Locales and Internationalization. Es befindet sich im Paket glibc-info.

  • Markus Kuhn, UTF-8 and Unicode FAQ for Unix/Linux, momentan verfügbar unter https://www.cl.cam.ac.uk/~mgk25/unicode.html.