3 Installation in der Arm AArch64-Architektur #
In diesem Kapitel werden die erforderlichen Schritte für die Vorbereitung der Installation von SUSE Linux Enterprise Server auf ARM AArch64-Computern beschrieben. Es beschreibt die für die Vorbereitung der verschiedenen Installationsmethoden erforderlichen Schritte. Die Liste der Hardware-Anforderungen bietet einen Überblick über die von SUSE Linux Enterprise Server unterstützten Systeme. Sie erhalten Informationen über verfügbare Installationsmethoden und mehrere bekannte Probleme. Sie lernen, wie Sie die Installation steuern, Installationsmedien zur Verfügung stelln und mit normalen Methoden booten können.
3.1 Hardware #
Das Betriebssystem SUSE® Linux Enterprise Server eignet sich für die verschiedensten Hardware-Geräte. Es ist unmöglich, alle denkbaren Hardware-Kombinationen aufzuführen, die von SUSE Linux Enterprise Server unterstützt werden. Um Ihnen für die Planungsphase eine Richtlinie zur Verfügung zu stellen, werden hier die Mindestanforderungen dargestellt.
Wenn Sie ganz sichergehen möchten, dass eine bestimmte Computerkonfiguration funktioniert, erkundigen Sie sich, welche Plattformen von SUSE zertifiziert wurden. Eine Liste finden Sie im https://www.suse.com/yessearch/.
- Prozessor
Als Mindestanforderung ist eine CPU erforderlich, die die Armv8-A-Befehlssatzinfrastruktur (Instruction Set Architecture, ISA) unterstützt, z. B. Arm Cortex-A53 oder Cortex-A57. Eine Liste der verfügbaren Armv8-A-Prozessoren finden Sie im https://www.arm.com/products/processors/cortex-a/.
CPUs mit der Armv8-R- (Echtzeit) und Armv8-M-ISA (Mikrokontroller) werden derzeit nicht unterstützt.
- Maximale Anzahl von CPUs
Aufgrund des Software-Designs werden maximal 256 CPUs unterstützt. Wenn Sie ein so großes System nutzen möchten, informieren Sie sich auf unserer Webseite zur Hardware-Systemzertifizierung über die unterstützten Geräte (siehe https://www.suse.com/yessearch/).
- Speicheranforderungen
Für eine Minimalinstallation sind mindestens 1024 MB Arbeitsspeicher erforderlich. Fügen Sie auf Rechnern mit mehr als zwei Prozessoren 512 MB pro CPU hinzu. Fügen Sie bei Installationen auf Remote-Systemen über HTTP oder FTP weitere 150 MB hinzu. Diese Werte gelten ausschließlich für die Installation des Betriebssystems. Der tatsächliche Arbeitsspeicherbedarf in der Produktion ist abhängig von der Auslastung des Systems.
- Anforderungen an die Festplatte
Die Anforderungen an die Festplatte sind im Wesentlichen abhängig von der ausgewählten Installation und von der geplanten Nutzung des Computers. Gewöhnlich benötigen Sie mehr Speicherplatz als die Installationssoftware alleine, damit ein System ordnungsgemäß arbeitet. Mindestanforderungen für verschiedene Optionen:
Installationsumfang
Mindestanforderungen an die Festplatte
Expertenmodus
1,5 GB
Minimalinstallation
2,5 GB
GNOME-Desktop
3 GB
Alle Schemata
4 GB
Empfohlener Mindestwert (keine Btrfs-Snapshots): 10 GB
Erforderlicher Mindestwert (mit Btrfs-Snapshots): 16 GB
Empfohlener Mindestwert (mit Btrfs-Snapshots): 32 GB
Bei einer root-Partition kleiner als 10 GB macht das Installationsprogramm keinen Vorschlag für eine automatische Partitionierung und Partitionen müssen manuell erstellt werden. Daher werden als Mindestgröße für die root-Partition 10 GB empfohlen. Die root-Partition muss mindestens 16 GB groß sein, wenn Sie Btrfs-Snapshots auf dem root-Volume aktivieren möchten, um System-Rollbacks (siehe Kapitel 7, Systemwiederherstellung und Snapshot-Verwaltung mit Snapper) zu aktivieren.
- Boot-Methoden
Der Computer kann von einer CD oder über das Netzwerk gestartet werden. Zum Starten über das Netzwerk ist ein spezieller Boot-Server erforderlich. Die Einrichtung kann mit SUSE Linux Enterprise Server erfolgen.
3.2 Überlegungen zur Installation #
Dieser Abschnitt umfasst zahlreiche Faktoren, die vor der Installation von SUSE Linux Enterprise Server auf ARM AArch64-Hardware zu berücksichtigen sind.
3.2.1 Installation auf Hardware oder auf einem virtuellen Computer #
SUSE Linux Enterprise Server wird in der Regel als unabhängiges Betriebssystem installiert. Dank der Virtualisierung ist es auch möglich, mehrere Instanzen von SUSE Linux Enterprise Server auf derselben Hardware auszuführen. Die Installation des VM-Host-Servers erfolgt jedoch wie eine typische Installation mit einigen zusätzlichen Paketen. Die Installation von virtuellen Gästen wird in Chapter 10, Guest installation beschrieben.
3.2.2 Installationsziel #
Die meisten Installationen erfolgen auf der lokalen Festplatte. Daher müssen die Festplatten-Controller für das Installationssystem nicht zur Verfügung stehen. Wenn ein bestimmter Controller (z. B. ein RAID-Controller) ein zusätzliches Kernel-Modul benötigt, stellen Sie für das Installationssystem eine Aktualisierungsdiskette für das Kernel-Modul bereit.
Sonstige Installationsziele können verschiedene Arten von Block-Geräten sein, die ausreichenden Speicherplatz und eine entsprechende Geschwindigkeit zum Ausführen eines Betriebssystems bieten. Dies beinhaltet auch Netzwerk-Block-Geräte, wie iSCSI
oder SAN
. Die Installation kann auch auf Netzwerk-Dateisystemen mit den standardmäßigen Unix-Berechtigungen ausgeführt werden. Beim Starten dieser Systeme können jedoch Probleme auftreten, da sie von initramfs
unterstützt werden müssen, damit das eigentliche System gestartet werden kann. Diese Installationen sind insbesondere dann von Nutzen, wenn Sie dasselbe System an verschiedenen Standorten starten müssen oder den Einsatz von Virtualisierungsfunktionen planen (z. B. Domänenmigration).
3.3 Steuern der Installation #
Die Installation lässt sich auf verschiedene Arten steuern. Booten Sie die Einrichtung mit einer der Optionen in Abschnitt 2.4, „Booten des Installationssystems“ Weitere Informationen zum Aktivieren der verschiedenen Steuerungsmethoden finden Sie in Abschnitt 7.3.4, „Festlegen des Fernzugriffs“. Weitere Informationen zur Verwendung der einzelnen Fernsteuerungsmethoden finden Sie in Kapitel 11, Ferninstallation.
Ein kurzer Überblick über die verschiedenen Methoden:
- Lokal mit Monitor und Tastatur
Mit dieser Methode wird SUSE Linux Enterprise Server am häufigsten installiert. Hierbei fällt auch der geringste Verwaltungsaufwand an, allerdings ist umfangreiche direkte Interaktion erforderlich.
- Im Fernverfahren über SSH
Sie können die Installation über SSH wahlweise im Textmodus steuern oder die grafische Installation per X-Forwarding ausführen. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 11.4, „Überwachen der Installation über SSH“.
- Im Fernverfahren über serielle Konsole
Für diese Installationsmethode ist ein zweiter Computer erforderlich, der über ein Null-Modem-Kabel mit dem Computer verbunden ist, auf dem SUSE Linux Enterprise Server installiert werden soll. Die Installation wird dann im Textmodus fortgesetzt. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 11.5, „Überwachen der Installation über die serielle Konsole“.
- Im Fernverfahren über VNC
Diese Methode bietet eine grafische Installation ohne direkten Zugang zum Zielcomputer. Weitere Informationen finden Sie in Abschnitt 11.3, „Überwachen der Installation über VNC“.
- Automatisch über AutoYaST
Wenn SUSE Linux Enterprise Server auf mehreren Computern mit ähnlicher Hardware installiert werden muss, empfiehlt es sich, die Installationen mithilfe von AutoYaST durchzuführen. Installieren Sie in diesem Fall zuerst eine Instanz von SUSE Linux Enterprise Server und erstellen Sie hierüber die erforderlichen AutoYaST-Konfigurationsdateien. Weitere Informationen finden Sie in AutoYaST Guide.
3.4 Booten des Installationssystems #
In diesem Abschnitt erhalten Sie einen Überblick über die Schritte zur vollständigen Installation von SUSE Linux Enterprise Server.
Anders als bei früheren SLE-Produkten lässt sich die gesamte SLE 15 SP3-Produktlinie mit dem Unified Installer installieren. Detaillierte Informationen zu den Änderungen seit SUSE Linux Enterprise 15 und dazu, welche Medien für die Installation heruntergeladen werden sollen, finden Sie in Abschnitt 1.5, „Änderungen bei der Installation von SUSE Linux Enterprise Server Version 15“.
Eine vollständige Beschreibung der Installation und Konfiguration des Systems mit YaST finden Sie in Teil II, „Installationsvorgang“.
Wenn Sie eine neue Hardware verwenden, kann es erforderlich sein, die Installation mit einem neueren Kernel von einem Kernel-Update-ISO
-Image zu booten. Detaillierte Informationen finden Sie in Kapitel 6, Installation auf Hardware, die zum Zeitpunkt der Freigabe nicht unterstützt wurde.
Bereiten Sie die Installationsmedien vor.
- USB-Flash-Laufwerk
Das ist die einfachste Methode zum Starten der Installation. Zum Erstellen eines bootfähigen Flash-Laufwerks müssen Sie ein DVD-Image mit dem Befehl
dd
auf das Gerät kopieren. Der Flash-Datenträger darf nicht eingehängt sein, und alle Daten auf dem Gerät werden gelöscht.root #
dd
if=PATH_TO_ISO_IMAGE of=USB_STORAGE_DEVICE bs=4M- DVD
DVD-Medien sind bei SUSE erhältlich, Sie können jedoch auch eigene erstellen. Diese Methode ist nützlich, wenn Sie die Software auf mehreren Rechner gleichzeitig bereitstellen müssen. Sie benötigen dazu entweder ein integriertes Laufwerk oder ein externes DVD-Laufwerk. Dieser Vorgang ist von den meisten Computerbenutzern leicht zu bewältigen, doch für jeden Installationsvorgang ist sehr viel Interaktion erforderlich. Falls Sie keine DVD erhalten haben, rufen Sie das ISO-Image von der SUSE-Startseite ab und brennen Sie es auf eine leere, beschreibbare DVD.
- Booten vom Netzwerk
Falls von der Firmware des Zielrechners unterstützt, können Sie den Computer vom Netzwerk aus booten und von einem Server aus installieren. Diese Bootmethode erfordert einen Boot-Server, der die erforderlichen Boot-Images über das Netzwerk bereitstellt. Das exakte Protokoll hängt von Ihrer Hardware ab. In der Regel benötigen Sie mehrere Dienste, wie TFTP und DHCP oder PXE-Boot. Weitere Informationen finden Sie in Kapitel 17, Vorbereiten der Netzwerk-Boot-Umgebung.
Die Installation ist von vielen gängigen Netzwerkprotokollen wie NFS, HTTP, FTP oder SMB möglich. Weitere Informationen zur Durchführung einer solchen Installation finden Sie in Kapitel 11, Ferninstallation.
Konfigurieren Sie die Firmware des Zielsystems für das Booten des ausgewählten Mediums. Beachten Sie bei der Konfiguration der richtigen Boot-Reihenfolge die Dokumentation des Hardware-Herstellers.
Legen Sie die erforderlichen Boot-Parameter für Ihre Installationsmethode fest. In Abschnitt 3.3, „Steuern der Installation“ finden Sie einen Überblick über die verschiedenen Methoden. In Kapitel 7, Boot-Parameter finden Sie eine Liste der Boot-Parameter.
Führen Sie die Installation wie in Kapitel 8, Installationsschritte beschrieben aus. Das System muss nach Abschluss der Installation neu gestartet werden.
Optional: Ändern Sie die Boot-Reihenfolge des Systems, sodass der Bootvorgang direkt von dem Medium aus gestartet wird, auf dem SUSE Linux Enterprise Server installiert wurde. Wenn das System vom Installationsmedium bootet, legt der erste Boot-Parameter fest, dass das installierte System gebootet werden soll.
Nehmen Sie die anfängliche Systemkonfiguration gemäß Teil V, „Erstkonfiguration des Systems“ vor.
3.5 Umgang mit Boot- und Installationsproblemen #
Obwohl SUSE® Linux Enterprise Server einem umfangreichen Testprogramm unterzogen wird, treten möglicherweise gelegentlich Probleme beim Starten oder bei der Installation auf.
3.5.1 Probleme beim Booten #
Startprobleme können das YaST-Installationsprogramm daran hindern, Ihr System zu starten. Ein weiteres Symptom ist, dass Ihr System nicht startet, nachdem die Installation abgeschlossen wurde.
- Das installierte System startet, aber nicht die Medien.
Ändern Sie die Firmware Ihres Computers, sodass die richtige Startsequenz eingestellt ist. Ziehen Sie hierzu die Dokumentation zu Ihrer Hardware zurate.
- Der Computer stürzt ab
Ändern Sie die Konsole auf Ihrem Computer, sodass die Kernel-Ausgabe sichtbar wird. Überprüfen Sie die letzten Zeilen der Ausgabe. In der Regel erfolgt dies durch Drücken der Taste Strg–Alt–F10. Falls Sie das Problem nicht beheben können, wenden Sie sich an die SUSE Linux Enterprise Server-Supportmitarbeiter. Um alle Systemmeldungen zum Startzeitpunkt zu protokollieren, verwenden Sie eine serielle Verbindung, wie in Abschnitt 2.3, „Steuern der Installation“ beschrieben.
- Boot-Diskette
Die Boot-Disk ist eine nützliche Übergangslösung. Verwenden Sie eine Boot-Disk, falls Probleme bei der Festlegung der anderen Konfigurationen auftreten oder Sie die Entscheidung bezüglich des endgültigen Startmechanismus noch aufschieben möchten. Weitere Details über das Erstellen von Boot-Disks finden Sie im
grub2-mkrescue
.
3.5.2 Probleme bei der Installation #
Wenn während der Installation ein unerwartetes Problem auftritt, sind Informationen zum Ermitteln der Ursache erforderlich. Die folgenden Anweisungen helfen Ihnen bei der Fehlersuche:
Überprüfen Sie die Ausgaben der verschiedenen Konsolen. Sie können die Konsole mit der Tastenkombination Strg–Alt– Fn wechseln. Rufen Sie beispielsweise eine Shell zum Ausführen verschiedener Befehle auf, indem Sie Strg–Alt– F2 drücken.
Versuchen Sie, die Installation mit „sicheren Einstellungen“ zu starten. (Drücken Sie im Installationsbildschirm die Taste F5 und wählen Sie .) Wenn die Installation in diesem Fall problemlos funktioniert, besteht eine Inkompatibilität, die zu einem Fehler in
ACPI
oderAPIC
führt. In einigen Fällen kann dieses Problem durch eine Firmware-Aktualisierung behoben werden.Überprüfen Sie die Systemmeldungen in der Konsole des Installationssystems durch Eingabe des Befehls
dmesg -T
.
3.5.3 Umleiten der Boot-Quelle zur Boot-DVD #
Um den Installationsprozess zu erleichtern und Installationsfehler zu vermeiden, wird das System gemäß der Standardeinstellung der SUSE Linux Enterprise Server-Installations-DVD von der ersten Festplatte gestartet. Zu diesem Zeitpunkt übernimmt in der Regel ein installierter Bootloader die Steuerung des Systems. Das bedeutet, dass die Start-DVD während einer Installation im Laufwerk bleiben kann. Wählen Sie zum Start der Installation eine der Installationsmöglichkeiten im Bootmenü des Mediums aus.
3.6 Raspberry Pi #
SUSE Linux Enterprise Server ist die erste Linux-Distribution für Unternehmen, die den kostengünstigen Einplatinenrechner Raspberry Pi* unterstützt. SUSE Linux Enterprise Server 15 SP3 unterstützt folgende Modelle:
Raspberry Pi 3 Model A+
Raspberry Pi 3 Model B
Raspberry Pi 3 Model B+
Raspberry Pi 4 Model B
Raspberry Pi Compute Module 3
Raspberry Pi Compute Module 3+
Der Raspberry Pi unterscheidet sich in mehreren Aspekten von herkömmlichen Serverrechnern. Vor allem ist er nicht mit einem Bootloader zum Laden von Betriebssystemen ausgestattet. Im Lieferumfang von SUSE Linux Enterprise Server ist daher zusätzlich eine Bootloader-Software enthalten, die diese Lücke schließt.
3.6.1 Bootvorgang #
Der primäre Prozessor des System-on-Chip (SoC) des Raspberry Pi ist die Broadcom VideoCore Graphics Processing Unit (GPU), nicht die Arm Central Processing Unit (CPU). Die GPU startet die Initialisierung der Hardware von einem Bootloader der ersten Stufe im On-Chip Boot-ROM. Nur wenige Konfigurationsoptionen haben Einfluss auf den Boot-ROM. Weitere Informationen hierzu finden Sie in Abschnitt 3.6.1.2, „OTP-Speicher“.
Die Hardware des Raspberry Pi 3 enthält keine integrierte Firmware. Stattdessen wird die Bootloader-Firmware der zweiten Stufe bootcode.bin
bei jedem Rechnerstart vom Bootmedium geladen. Diese lädt im Gegenzug den Bootloader der dritten Stufe start.elf
.
Die Hardware des Raspberry Pi 4 ist mit einem kleinen EEPROM (Electrically Erasable Programmable Read-Only Memory) für den Bootloader der zweiten Stufe ausgestattet. Ansonsten ist die Bootsequenz ähnlich wie beim Raspberry Pi 3, wobei der Bootloader der dritten Stufe start4.elf
vom Bootmedium geladen wird.
Ein Update des Bootloaders der zweiten Stufe kann durch Booten von einer speziell dafür vorbereiteten microSD-Karte erfolgen.
Legen Sie dazu einfach ein Bootmedium Ihres Vertrauens ein und vergewissern Sie sich, dass nicht unabsichtlich eine Datei namens recovery.bin
vorhanden ist.
Wenn eine Datei armstub8.bin
vorhanden ist, wird sie als Bootloader der vierten Stufe in AArch64 Exception Level 3 (EL3) geladen. Andernfalls wird ein minimal integrierter Stub verwendet.
Ein für EL3 geladener Code (oft BL31 genannt) ist im Arbeitsspeicher vorhanden und Linux versucht möglicherweise Hypercalls in EL3 während der gesamten Laufzeit.
Vergewissern Sie sich, dass Ihre Bootmedien nicht unabsichtlich eine Datei armstub8.bin
enthalten. SUSE Linux Enterprise Server 15 SP3 enthält sie nicht.
Beachten Sie, dass das SoC des Raspberry Pi keinen TrustZone-Sicherheitsspeicher bereitstellt. Sowohl das Betriebssystem auf der CPU als auch Software auf der GPU hat Zugriff auf seinen RAM. Er ist daher nicht für kryptografische EL0-s-Anwendungen geeignet. SUSE Linux Enterprise Server stellt aus diesem Grund kein EL1-s-TEE (Trusted Execution Environment) zur Verfügung.
SUSE Linux Enterprise Server für den Raspberry Pi ist zum Laden eines Bootloaders der fünften Stufe namens Das U-Boot
konfiguriert.
3.6.1.1 Config.txt #
Es gibt keinen nichtflüchtigen Speicher für Konfigurationsinformationen. Das bedeutet, dass es keine herkömmlichen Einstellungen zur Anpassung der Bootgerätereihenfolge, des Datums und der Uhrzeit usw. gibt.
Stattdessen liest der Bootloader eine Konfigurationsdatei config.txt
vom Bootmedium. Die von SUSE bereitgestellte config.txt
sollte nicht bearbeitet werden. Der Benutzer kann jedoch optional eine Datei extraconfig.txt
bereitstellen, die gegebenenfalls die Einstellungen von config.txt
überschreibt. Damit kann SUSE Linux Enterprise Server die Datei config.txt
gegebenenfalls aktualisieren, ohne Benutzereinstellungen zu überschreiben.
3.6.1.2 OTP-Speicher #
Das SoC umfasst außerdem einen kleinen einmal programmierbaren Speicher (OTP, One-Time Programmable Memory). Dieser kann zum Konfigurieren einiger Einstellungen verwendet werden, wie zum Beispiel ob der Boot-ROM versuchen sollte, von USB-Geräten oder über Ethernet zu booten.
Dieser OTP-Speicher ist auf der Raspberry Pi Foundation-Website beschrieben: https://www.raspberrypi.org/documentation/hardware/raspberrypi/otpbits.md
Die in den OTP-Speicher geschriebenen Konfigurationseinstellungen lassen sich nicht rückgängig machen.
Am häufigsten wird der OTP-Speicher zur Aktivierung des USB-Boots auf dem Raspberry Pi 3 Model B oder Compute Module 3 genutzt.
3.6.1.3 Aktivieren des USB-Bootmodus für Raspberry Pi 3 Model B #
Bereiten Sie eine microSD-Karte vor wie in Abschnitt 3.6.3, „Bereitstellen eines Appliance-Image“ beschrieben, um dauerhaft das Booten von angeschlossenen USB-Massenspeichergeräten auf dem Raspberry Pi 3 Model B und von dessen integriertem USB-Ethernet zuzulassen. Fügen Sie vor dem Aushängen und Auswerfen der Karte und dem Booten von der Karte ihrer FAT-Partition eine Textdatei extraconfig.txt
(Abschnitt 3.6.1.1, „Config.txt“) mit folgenden Einstellungen hinzu:
program_usb_boot_mode=1
Booten Sie dann von der bearbeiteten microSD-Karte wie üblich. Sobald Sie eine Ausgabe vom U-Boot- oder GRUB-Bootloader oder dem Linux-Kernel sehen, können Sie die Stromzufuhr trennen und dann die microSD-Karte entnehmen. Ihr Gerät sollte nun von USB booten können (Abschnitt 3.6.4, „Installation von USB-Medien“).
Beachten Sie, dass der für den Raspberry Pi 3 Model B aktivierte USB-Bootmodus nicht mehr deaktiviert werden kann (Abschnitt 3.6.1.2, „OTP-Speicher“).
Weitere Details finden Sie auf der Raspberry Pi Foundation-Website: https://www.raspberrypi.org/documentation/hardware/raspberrypi/bootmodes/msd.md
Für den Raspberry Pi Compute Module 3 sind dieselben Einstellungen erforderlich, doch die Bereitstellung des bearbeiteten Image ist etwas komplizierter.
3.6.2 Fehlen einer Echtzeituhr #
Am Raspberry Pi ist keine batteriegestützte Echtzeituhr (Real-Time Clock, RTC) vorhanden.
Da keine Echtzeituhr vorhanden ist, müssen Raspberry Pi-Geräte so konfiguriert werden, dass sie über NTP (Network Time Protocol) die Uhrzeit von einem Netzwerkserver abrufen.
Die Hauptplatinen in Raspberry Pi Compute Modules weisen jedoch möglicherweise eine RTC auf.
Es ist auch möglich, eine RTC über den GPIO-Anschluss mittels HATs (Hardware Attached on Top) oder anderen Erweiterungsplatinen anzuschließen.
Prüfen Sie jedoch in jedem Fall, ob der entsprechende RTC-Chipsatz von SUSE Linux Enterprise Server unterstützt wird. Die angeschlossene RTC muss dem Betriebssystem über ein Gerätebaum-Overlay beschrieben werden (Abschnitt 3.6.1.1, „Config.txt“). Die MyPi-Hauptplatine kann beispielsweise Folgendes verwenden:
dtparam=i2c1=on dtoverlay=i2c-rtc,ds1307
3.6.3 Bereitstellen eines Appliance-Image #
Zur Bereitstellung eines Betriebssystems auf Raspberry Pi-Hardware wird am häufigsten ein vorinstalliertes System-Image auf einem Bootmedium, normalerweise einer microSD-Karte, kopiert. Dies ist die schnellste und einfachste Methode.
SUSE stellt ein vorkonfiguriertes bootfähiges Image von SUSE Linux Enterprise Server für Raspberry Pi-Hardware bereit. Es ist im Btrfs-Dateisystem enthalten und die Komprimierung ist aktiviert, um die Leistung zu verbessern und den Verschleiß auf microSD-Medien zu reduzieren.
Es wird eine microSD-Karte mit einer Mindestgröße von 8 GB empfohlen. Schnellere Karten erhöhen die Systemleistung. Beim ersten Bootvorgang erweitert das Betriebssystem das Dateisystem automatisch, um die Karte auszufüllen. Dies bedeutet, dass der erste Bootvorgang wesentlich länger dauert als folgende Bootvorgänge.
In der Kurzanleitung zu Raspberry Pi wird erläutert, wie das Karten-Image auf microSD-Medien geschrieben wird.
3.6.4 Installation von USB-Medien #
Einige Modelle des Raspberry Pi lassen das Booten von USB-Massenspeichergeräten zu. Daraufhin ist die Bereitstellung von SUSE Linux Enterprise Server auf Raspberry Pi ähnlich wie bei Serverplattformen möglich.
Die Installation kann von einem USB-Wechselmedium wie einem Speicherstick auf eine microSD-Karte im internen Steckplatz des Rechners erfolgen. Alternativ kann die Installation von einem USB-Medium auf ein anderes USB-Medium wie eine über USB angeschlossene Festplatte durchgeführt werden.
Beachten Sie, dass der Ethernet-Controller auf dem Raspberry Pi 3 am integrierten USB-2.0-Bus des Geräts angeschlossen ist.
Daher muss ein Betriebssystem, das von einem über USB angeschlossenen Wechseldatenträger aus ausgeführt wird, die gesamte Bandbreite von 480 MBit/s des USB 2.0-Controllers freigeben. Dies schränkt die Leistung ein und könnte erhebliche Beeinträchtigungen der Netzwerkleistung nach sich ziehen.
Diese Beschränkung gilt nicht für den Raspberry Pi 4.
Neuere Modelle des Raspberry Pi 3 mit BCM2837 B0-Silizium (silberne statt schwarzer Chips), einschließlich Raspberry Pi 3 Model B+ und Compute Module 3+, ermöglichen standardmäßig das Booten von USB-Speichergeräten.
Bei älteren Modellen wie dem Raspberry Pi 3 Model B oder Compute Module 3, kann einmalig ein USB-Boot durch Booten von einer speziell dafür vorbereiteten microSD-Karte aktiviert werden. Eine Anleitung dazu finden Sie im Abschnitt 3.6.1.2, „OTP-Speicher“.
3.6.5 Installation vom Netzwerk #
Da in der Hardware keine Firmware integriert ist (Abschnitt 3.6.1, „Bootvorgang“), ist das Netzwerk-Booten des Raspberry Pi über PXE komplexer als bei den meisten herkömmlichen Computern.
Der Vorgang des Einrichtens eines PXE-Bootservers für x86 und Arm ist im SUSE Best Practices-Dokument Einrichten eines Multi-PXE-Installationsservers beschrieben.
Die Raspberry Pi Foundation veröffentlicht Informationen über das Booten eines Raspberry Pi von einem anderen Raspberry Pi über PXE: https://www.raspberrypi.org/documentation/hardware/raspberrypi/bootmodes/net_tutorial.md
3.6.6 Zusätzliche Informationsquellen #
Weitere Informationen finden Sie in den folgenden Ressourcen:
- SUSE Linux Enterprise Server 15 SP3-Versionshinweise
Weitere Informationen zur Hardwarekompatibilität, den unterstützten Optionen und Funktionen bei der Ausführung auf Raspberry Pi finden Sie in den SUSE Linux Enterprise Server-Versionshinweisen in Abschnitt Boot und Treiberaktivierung für Raspberry Pi:
https://www.suse.com/releasenotes/aarch64/SUSE-SLES/15-SP3/#aarch64-rpi
- Kurzanleitung zu Raspberry Pi
https://documentation.suse.com/sles-15/html/SLES-rpi-quick/art-rpiquick.html
- Liste der openSUSE-Hardwarekompatibilität: Raspberry Pi 3
Das openSUSE-Projekt umfasst auch Informationen zu Installation und Konfiguration der Raspberry Pi-Hardware. Vieles davon gilt auch für SUSE Linux Enterprise.
Weitere Informationen hierzu finden Sie im https://en.opensuse.org/HCL:Raspberry_Pi3.
- Das U-Boot
Weitere Informationen über den Bootloader
Das U-Boot
finden Sie auf der GitHub-Seite des Projekts unter https://github.com/u-boot/u-boot.