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Gilt für SUSE Linux Enterprise Server 15 SP6

28 Verwalten von Kernelmodulen

Linux ist als monolithischer Kernel ausgelegt, kann jedoch mithilfe von Kernelmodulen erweitert werden. Diese besonderen Objekte lassen sich je nach Bedarf in den Kernel einfügen und wieder entfernen. Mit Kernelmodulen können also Treiber und Schnittstellen, die nicht im Kernel selbst enthalten sind, eingefügt und entfernt werden. Linux bietet einige Befehle zum Verwalten der Kernelmodule.

28.1 Auflisten der geladenen Module mit lsmod und modinfo

Der Befehl lsmod zeigt die derzeit geladenen Kernelmodule. Dieser Befehl liefert beispielsweise die folgende Ausgabe:

> lsmod
Module                  Size  Used by
snd_usb_audio         188416  2
snd_usbmidi_lib        36864  1 snd_usb_audio
hid_plantronics        16384  0
snd_rawmidi            36864  1 snd_usbmidi_lib
snd_seq_device         16384  1 snd_rawmidi
fuse                  106496  3
nfsv3                  45056  1
nfs_acl                16384  1 nfsv3

Die Ausgabe ist in drei Spalten gegliedert. Die Spalte Module enthält den Namen der geladenen Module, die Spalte Size entsprechend die Größe der einzelnen Module. Aus der Spalte Used by gehen die Anzahl und der Name der verweisenden Module hervor. Diese Liste ist möglicherweise unvollständig.

Ausführliche Informationen zu einem bestimmten Kernelmodul erhalten Sie mit dem Befehl modinfo MODULE_NAME, wobei MODULE_NAME für den Namen des gewünschten Kernelmoduls steht. Die modinfo-Binärdatei befindet sich im Verzeichnis /sbin, das nicht in der PATH-Umgebungsvariablen des Benutzers enthalten ist. Wenn Sie den Befehl modinfo als normaler Benutzer ausführen, müssen Sie daher den vollständigen Pfad zur Binärdatei angeben:

> /sbin/modinfo kvm
filename:       /lib/modules/6.4.0-150600.9-default/kernel/arch/x86/kvm/kvm.ko.zst
license:        GPL
author:         Qumranet
suserelease:    SLE15-SP6
srcversion:     9DACE73AC65F98D556DAD60
depends:        irqbypass
supported:      yes
retpoline:      Y
intree:         Y
name:           kvm
vermagic:       6.4.0-150600.9-default SMP mod_unload modversions

28.2 Einfügen und Entfernen von Kernelmodulen

Kernelmodule können durchaus mit den Befehlen insmod und rmmod eingefügt und entfernt werden; allerdings wird das Werkzeug modprobe empfohlen. modprobe bietet mehrere wichtige Vorteile, beispielsweise die automatische Auflösung von Abhängigkeiten und Einträge in schwarze Listen.

Wenn Sie keine Parameter angeben, wird mit dem Befehl modprobe ein angegebenes Kernelmodul installiert. modprobe muss mit root-Berechtigungen ausgeführt werden:

> sudo modprobe acpi

Zum Entfernen eines Kernelmoduls geben Sie den Parameter -r an:

> sudo modprobe -r acpi

28.2.1 Automatisches Laden von Kernelmodulen beim Booten

Statt die Kernelmodule manuell zu laden, können Sie sie mit dem Dienst systemd-modules-load.service automatisch beim Booten laden lassen. Zum Aktivieren eines Kernelmoduls fügen Sie eine .conf-Datei in das Verzeichnis /etc/modules-load.d/ ein. Die Konfigurationsdatei sollte dabei denselben Namen erhalten wie das Modul selbst, beispielsweise:

/etc/modules-load.d/rt2800usb.conf

Die Konfigurationsdatei muss den Namen des Kernelmoduls enthalten (z. B. rt2800usb).

Mit dem beschriebenen Verfahren laden Sie Kernelmodule ohne Parameter. Falls Sie ein Kernelmodul mit bestimmten Optionen laden möchten, fügen Sie stattdessen eine Konfigurationsdatei in das Verzeichnis /etc/modprobe.d/ ein. Die Datei muss die Dateinamenerweiterung .conf aufweisen. Für den Dateinamen gilt die folgende Namenskonvention: priority-modulename.conf, beispielsweise 50-thinkfan.conf. Die Konfigurationsdatei muss den Namen des Kernelmoduls und die gewünschten Parameter enthalten. Mit dem folgenden Beispielbefehl erstellen Sie eine Konfigurationsdatei mit dem Namen des Kernelmoduls und den zugehörigen Parametern:

> echo "options thinkpad_acpi fan_control=1" | sudo tee /etc/modprobe.d/thinkfan.conf
Anmerkung
Anmerkung: Laden der Kernelmodule

Die meisten Kernelmodule werden automatisch durch das System geladen, sobald ein Gerät erkannt wird oder ein Userspace bestimmte Funktionen angefordert. Sie müssen die Module daher nur in seltenen Fällen manuell in /etc/modules-load.d/ aufnehmen.

28.2.2 Eintragen von Kernelmodulen in Sperrlisten mit modprobe

Wenn ein Kernelmodul in eine Sperrliste eingetragen wird, kann es beim Booten nicht mehr geladen werden. Dies ist von Nutzen, wenn Sie ein Modul deaktivieren möchten, das vermutlich Probleme auf dem System verursacht. Mit dem Werkzeug insmod oder modprobe können Sie Kernelmodule, die auf einer Sperrliste stehen, dennoch manuell laden.

Soll ein Modul in eine Sperrliste eingetragen werden, erstellen Sie eine Datei mit dem Namen /etc/modprobe.d/60-blacklist-MODULE_NAME.conf und dem folgenden Inhalt:

blacklist MODULE_NAME

Führen Sie den Befehl dracut als root-Benutzer aus, um ein neues initrd-Image zu generieren, und starten Sie dann Ihren Computer neu (ersetzen Sie NAME durch den Namen der aktuellen initrd und KERNELVERSION durch den aktuell ausgeführten Kernel):

> su
echo "blacklist nouveau" >> /etc/modprobe.d/60-blacklist-nouveau.conf
/usr/bin/dracut --logfile /var/log/YaST2/mkinitrd.log --force /boot/$initrd-NAME $KERNELVERSION
reboot

Soll ein Kernel-Modul nur vorübergehend deaktiviert werden, tragen Sie es direkt beim Booten in die Sperrliste ein. Drücken Sie hierzu im Bootbildschirm die Taste E. Sie gelangen zu einem minimalen Editor, in dem Sie die Bootparameter bearbeiten können. Wechseln Sie zur Zeile, die wie folgt aufgebaut ist:

linux /boot/vmlinuz...splash= silent quiet showopts

Hängen Sie den Befehl modprobe.blacklist=MODULE_NAME an das Ende der Zeile an. Beispiel:

linux /boot/vmlinuz...splash= silent quiet showopts modprobe.blacklist=nouveau

Drücken Sie die Taste F10 oder StrgX. Der Computer wird mit der angegebenen Konfiguration gebootet.

Um ein Kernelmodul über GRUB dauerhaft auf die Sperrliste zu setzen, öffnen Sie die Datei /etc/default/grub zur Bearbeitung und fügen Sie dem Befehl GRUB_CMDLINE_LINUX die Option modprobe.blacklist=MODULE_NAME hinzu. Führen Sie dann den Befehl sudo grub2-mkconfig -o /boot/grub2/grub.cfg aus, damit die Änderungen in Kraft treten.